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Die
Erfindung betrifft eine Scharniervorrichtung mit mindestens einem
ersten und einem zweiten Scharnierelement sowie einem Drehgelenk,
um welches die beiden Scharnierelemente relativ zueinander drehbar
gelagert sind. Darüber
hinaus betrifft die Erfindung drei alternative Verfahren zum Betrieb
dieser Scharniervorrichtung.
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Derartige
Scharniervorrichtungen sind im Stand der Technik grundsätzlich bekannt
und kommen überwiegend
bei Schränken
oder Haushalts-Einbaugeräten
zum Einsatz. Sie dienen dort typischerweise zum Anlenken einer Türe an den
Korpus des Schrankes oder des Einbaugerätes. Um spezielle gewünschte Öffnungs-
und Schließbewegungen
der Türe
zu realisieren, können
diese Scharniervorrichtungen auch als Mehrgelenkscharniere ausgebildet
sein. Insbesondere, wenn die Scharniervorrichtungen ein schließunterstützendes
Federsystem aufweisen, bergen sie bei Montage- und Reparaturarbeiten,
aber auch beim alltäglichen
Gebrauch der Schränke
oder Einbaugeräte,
ein nicht unerhebliches Gefährdungspotential
hinsichtlich möglicher
Klemm-, Schnitt- oder Quetschverletzungen; das gilt insbesondere
für Finger,
wenn diese (unbeabsichtigt) während
eines unkontrollierten Zuschnappens der Scharniervorrichtung zwischen
deren Scharnierelementen eingreifen. Das beschriebene Gefährdungspotential geht
insbesondere in den USA mit einem Risiko für nicht unerhebliche Schadenersatzforderungen
von verletzten Personen an die Hersteller von Schränken oder
Einbaugeräten
mit diesen Scharniervorrichtungen einher. Aus den genannten Gründen sind
die Hersteller deshalb bestrebt, das beschriebene Verletzungsrisiko
zu minimieren.
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Im
Stand der Technik sind verschiedene Möglichkeiten zur Reduzierung
der beschriebenen Verletzungsrisiken bekannt. Eine erste Möglichkeit zur
Reduzierung des Verletzungsrisikos besteht in einer Ausbildung der
Scharniervorrichtungen mit einer Öffnungswinkelbegrenzung, wie
sie zum Beispiel bei einem auf dem Markt befindlichen Mehrgelenkscharnier
realisiert ist. Eine weitere Möglichkeit
zur Minimierung des Verletzungsrisikos besteht im Vorsehen einer
geeigneten elastischen Abdeckung des Scharniers, wie sie zum Beispiel
in der deutschen Offenlegungsschrift
DE 44 18 238 A1 beschrieben ist. Die dort
beschriebene Abdeckung verhindert in jeder Türöffnungsstellung einen unbeabsichtigten
Eingriff von zum Beispiel Fingern zwischen die Scharnierelemente
der Scharniervorrichtung beim Verschwenken einer durch die Scharniervorrichtung
angelenkten Türe.
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Ausgehend
von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
für eine
bekannte Scharniervorrichtung mit mindestens zwei Scharnierelementen
und für
Verfahren zu deren Betrieb alternative Ausbildungsformen bereitzustellen, welche
eine Verletzungs- und Quetschgefahr bei einem (unbeabsichtigten)
Eingreifen von beispielsweise Fingern zwischen die Scharnierelemente,
während
diese in Bewegung sind, reduzieren beziehungsweise vollständig verhindern.
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Diese
Aufgabe wird durch den Gegenstand des Patentanspruchs 1 gelöst. Dieser
ist dadurch gekennzeichnet, dass das erste Scharnierelement eine erste
Bohrung und das zweite Scharnierelement eine zweite Bohrung aufweist,
dass die beiden Bohrungen bei einem vorbestimmten Drehwinkel des
zweiten Scharnierelementes relativ zu dem ersten Scharnierelement
zueinander fluchten und dass ein Stiftelement vorgesehen ist zum
lösbaren
Einführen
in die erste und/oder die zweite Bohrung.
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Je
nachdem in welcher Stellung der Scharniervorrichtung deren Benutzer
das Stiftelement in die erste und/oder zweite Bohrung einführt, kann
er wahlweise eine Öffnungswinkelbegrenzung,
eine Schließwinkelbegrenzung
oder eine Arretierung des Scharniers in einer vorbestimmten geöffneten
Position realisieren; aufgrund der beanspruchten Ausgestaltung für die Scharniervorrichtung
können
vorteilhafterweise alle drei genannten Begrenzungsmöglichkeiten
bei ein und derselben Scharniervorrichtung wahlweise eingestellt
werden. Je nach Situation, in welcher der Schrank bzw. das Einbaugerät mit dem Scharnier
betrieben wird, ob zum Beispiel zu Montage- oder Reparaturzwecken,
kann jeweils eine der beschriebenen Begrenzungsmöglichkeiten sinnvoll sein.
Anders als die Öffnungswinkelbegrenzung
bieten die Schließwinkelbegrenzung
und die Möglichkeit zur
Arretierung der Scharniervorrichtung eine Sicherung gegen unbeabsichtigtes
Schließen
der Scharniervorrichtung, zum Beispiel aufgrund einer Federwirkung.
Aufgrund der beanspruchten konstruktiven Ausgestaltung der Scharniervorrichtung
und der damit erreichten beschriebenen Einschränkung der Bewegungsfreiheit
der Scharnierelemente der Scharniervorrichtung wird Vorteilhafterweise
das Verletzungsrisiko für
Benutzer der Scharniervorrichtung bei einer eingestellten Öffnungs-
oder Schließwinkelbegrenzung
deutlich reduziert und bei der realisierten Arretierung der Scharnierelemente
sogar vollständig verhindert.
Vor allem durch die Begrenzung des Öffnungswinkels ist sichergestellt,
dass sich der scharnierseitige Spalt zwischen einer z. B. an einer
Kältegerätetür montierten
Möbelfrontplatte
und einer dazu benachbarten Küchenfront
nicht derart verringern lässt,
dass bei einem unbeabsichtigten Eingriff einer Kinderhand in den
Spalt Quetschverletzungen an der Kinderhand auftreten können. Bei
Scharnieren, insbesondere Mehrgelenkscharnieren, bei denen der bewegliche
Teil gegenüber
dem ortsfesten Teil z. B. durch eine Feder in seine Öffnungs-
oder Schließposition
gezwungen wird, ist es auch vorteilhaft neben der Begrenzung des Öffnungswinkels
auch ein unbeabsichtigtes Schließen einer durch das Scharnier
angelenkten Tür,
insbesondere einer Kältegerätetür, hervorgerufen
durch den Federvortrieb (Zuschnappeffekt), zu verhindern, um dadurch
Quetschverletzungen durch einen unbeabsichtigten Eingriff einer
Kinderhand in die scherenden Scharnierglieder zu vermeiden.
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Zur
Arretierung des Stiftelementes in zumindest einer der Bohrungen
ist es vorteilhaft, wenn die Bohrung und das Stiftelement komplementäre Gewinde
aufweisen, so dass das Stiftelement in die Bohrung einschraubbar
ist.
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Gleichermaßen ist
es vorteilhaft, wenn die Bohrungen in den beiden Scharnierelementen
und das Stiftelement denselben Querschnitt aufweisen, wobei grundsätzlich ein
beliebiger Querschnitt in Frage kommt. Sowohl das Vorsehen des Gewindes
wie auch die geeignet dimensionierten gleichen Querschnitte verhindern
ein Spiel zwischen beziehungsweise ein Herauslösen des Stiftelementes aus
den Scharnierelementen und tragen auf diese Weise zur Sicherheit
der Scharniervorrichtung und damit zur Reduzierung von deren Verletzungspotential
maßgeblich
bei.
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Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen der Scharniervorrichtung sind Gegenstand
der Unteransprüche.
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Die
oben genannte Aufgabe der Erfindung wird weiterhin durch drei alternative
Verfahren zum Betreiben der Scharniervorrichtung gelöst. Wie
bereits oben unter Bezugnahme auf die beanspruchte Ausgestaltung
der Scharniervorrichtung angedeutet, dienen diese drei Verfahren
zum Realisieren einer Öffnungswinkelbegrenzung,
zur Arretierung der Scharniervorrichtung in einer vorbestimmten Öffnungsposition
und zum Realisieren einer Schließwinkelbegrenzung. Die Vorteile
dieser Verfahren entsprechen den oben mit Bezug auf die beanspruchte Scharniervorrichtung
genannten Vorteilen.
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Der
Beschreibung sind insgesamt 10 Figuren beigefügt, wobei
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1 eine
Draufsicht auf die erfindungsgemäße Scharniervorrichtung
in einer ersten Drehwinkelposition;
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2 eine
Querschnittsansicht der Scharniervorrichtung in der ersten Drehwinkelposition
gemäß 1 mit
einer ersten Alternative zur Einführung des Stiftelementes;
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3 eine
Querschnittsansicht des Scharnierelementes in der ersten Drehwinkelposition
gemäß 1 mit
einer zweiten Alternative zur Einführung des Stiftelementes;
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4 eine
Draufsicht auf die erfindungsgemäße Scharniervorrichtung
in einer zweiten Drehwinkelposition, einer Arretierungsposition;
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5 eine
Querschnittsansicht der Scharniervorrichtung in der Arretierungsposition
gemäß 4;
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6 eine
Draufsicht auf die erfindungsgemäße Scharniervorrichtung
in einer dritten Drehwinkelposition;
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7 eine
Querschnittsansicht der Scharniervorrichtung in der dritten Drehwinkelposition
gemäß 6 mit
einer ersten Alternative zur Einführung des Stiftelementes;
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8 eine
Querschnittsansicht der Scharniervorrichtung gemäß 6 mit einer
zweiten Alternative zur Einführung
des Stiftelementes;
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9 eine
Draufsicht auf die erfindungsgemäße Scharniervorrichtung
ausgebildet als Mehrgelenkscharnier in der ersten Drehwinkelposition;
und
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10 eine
Draufsicht auf die Scharniervorrichtung als Mehrgelenkscharnier
in der zweiten Drehwinkelposition veranschaulicht.
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Die
Erfindung wird nachfolgend in Form von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf die genannten Figuren detailliert beschrieben. Gleiche Elemente
sind in allen Figuren mit gleichen Bezugszeichen bezeichnet.
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Alle
in der Beschreibung und den Patentansprüchen angegebenen Beziehungen
(kleiner, größer) zwischen
Winkeln beziehen sich auf das in den Figuren gezeigte Koordinationssystem.
Bei anderen Koordinationssystemen sind die Winkelbeziehungen entsprechend
anders zu interpretieren. Ein Drehwinkel beziehungsweise Öffnungswinkel
wird allgemein mit φ bezeichnet.
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1 zeigt
eine Draufsicht auf die erfindungsgemäße Scharniervorrichtung 100.
Diese umfasst ein erstes Scharnierelement 110, welches
zum Beispiel ortsfest an dem Gehäuse
eines Schranks oder eines Haushalts-Einbaugerätes befestigt sein kann. Weiterhin
umfasst die Scharniervorrichtung 100 ein zweites Scharnierelement 120,
welches über ein
Drehgelenk 130 relativ zu dem ersten Scharnierelement 110 drehbar
gelagert ist. An das zweite Scharnierelement 120 kann direkt
oder indirekt, das heißt
eventuell über
weitere Scharnierelemente, zum Beispiel eine Türe (in 1 nicht
gezeigt) montiert sein zum Abdecken einer Öffnung des Schrankes oder des
Einbaugerätes.
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Erfindungsgemäß weist
das erste Scharnierelement 110 eine erste Bohrung 112 und
das zweite Scharnierelement 120 eine zweite Bohrung 122 auf. Diese
beiden Bohrungen sind jeweils zu dem durch das Drehgelenk 130 definierten
Drehpunkt, um welchen sich die beiden Scharnierelemente 110, 120 relativ
zueinander drehen können,
gleich beabstandet. Das heißt,
dass wenn das zweite Scharnierelement 120 um einen vorbestimmten
Drehwinkel φV relativ zu dem ersten Scharnierelement
gedreht wird, und die beiden Scharnierelemente überlappen, die beiden Bohrungen 112, 122 zueinander
fluchten. Die beiden Bohrungen 112, 122 weisen
vorzugsweise denselben Querschnitt, bei kreisförmiger Ausgestaltung denselben
Durchmesser, auf, welcher vorzugsweise so dimensioniert ist, dass
er ein Stiftelement 140 mit gleichem Querschnitt spielfrei
aufnehmen kann. Das Stiftelement 140 kann wahlweise in
entweder die erste und/oder die zweite Bohrung eingeführt werden; dies
wird weiter unten unter Bezugnahme auf die nachfolgenden Figuren
detailliert beschrieben.
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1 zeigt
eine Draufsicht auf die erfindungsgemäße Scharniervorrichtung 100,
bei welcher das zweite Scharnierelement 120 in eine Drehwinkelposition
innerhalb eines ersten Drehwinkelsektors gedreht ist, welcher einerseits
durch einen minimalen Schließwinkel φS und andererseits zu größeren Öffnungswinkeln hin durch einen Öffnungswinkel
begrenzt ist, welcher kleiner als der vorbestimmte Drehwinkel φV ist. Der minimale Schließwinkel φS wird typischerweise dann erreicht, wenn
die Scharniervorrichtung in einen Schrank oder ein Einbaugerät eingebaut
ist und eine beispielsweise mit dem zweiten Scharnierelement 120 verbundene
Türe des
Schrankes oder des Einbaugerätes
geschlossen ist.
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2 zeigt
eine Querschnittsansicht der Scharniervorrichtung 100 gemäß 1 in
der dort bezeichneten Schnittebene II. Es ist zu erkennen, dass
sich die beiden Scharnierelemente 110, 120 in jeweils
eigenen Rotationsebenen RI und RII relativ zueinander bewegen. Konkret ist
hier eine Bewegung des zweiten Scharnierelementes 120 in
dem ersten Drehwinkelsektor veranschaulicht, weshalb sich das zweite
Scharnierelement 120 hier stets links von dem ersten Scharnierelement 110 bewegt.
Die mögliche Bewegung
der beiden Scharnierelemente relativ zueinander ist durch den eingezeichneten
Doppelpfeil angedeutet. In 2 ist eine
erste Alternative zur Handhabung des Stiftelementes 140 aufgezeigt. Konkret
besteht diese erste Alternative darin, dass das Stiftelement 140 so
in die erste Bohrung 112 des ersten Scharnierelementes 110 eingeführt ist,
dass es in die Rotationsebene RII des zweiten
Scharnierelementes 120 hineinragt; das Stiftelement 140 muss also
entsprechend lang ausgebildet sein. In der zweiten Bohrung 122 des
zweiten Scharnierelementes 120 ist ein Stiftelement entbehrlich.
Sofern das zweite Scharnierelement, wie in 2 gezeigt,
vordem Einführen
des Scharnierelementes 140 in eine Drehwinkelposition innerhalb
des ersten Drehwinkelsektors gemäß 1 gebracht
wurde, fungiert das in die Rotationsebene RII hineinragende
Stiftelement 140 als Anschlag und begrenzt die Bewegungsfreiheit des
zweiten Scharnierelementes 120 auf den ersten Drehwinkelsektor.
Anders ausgedrückt:
In dieser Konstellation bewirkt das Stiftelement 140 eine Öffnungswinkelbegrenzung,
weil ein weiteres Öffnen der
Scharniervorrichtung 100, das heißt ein Drehen des zweiten Scharnierelementes 120 an
dem Stiftelement 140 vorbei auf die rechte Seite des Stiftelementes,
durch das Stiftelement verhindert wird. Aufgrund der realen Ausdehnungen
von sowohl dem Stiftelement 140 wie auch von dem zweiten
Scharnierelement 120 ist der erste Drehwinkelsektor zu großen Öffnungswinkeln
hin nicht durch den Winkel φV, sondern, wie oben erwähnt, durch einen etwas kleineren
Drehwinkel begrenzt.
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3 zeigt
eine im Vergleich zu 2 alternative Möglichkeit
zum Realisieren einer Öffnungswinkelbegrenzung.
Auch in 3 wird vorrausgesetzt, dass
das zweite Scharnierelement 120 relativ zu dem ersten Scharnierelement 110 in
den ersten Drehwinkelsektor gedreht wird, wie dies in 1 gezeigt
ist, bevor das Stiftelement eingeführt wird. Anders als in 2 wird
die Öffnungswinkelbegrenzung gemäß 3 jedoch
dadurch realisiert, dass das Stiftelement 140 nicht in
das erste Scharnierelement 110, sondern in die zweite Bohrung 122 des
zweiten Scharnierelementes 120 eingeführt wird. Hierbei ist allerdings
zu beachten, dass das Stiftelement 140 so ausgebildet und
in das zweite Scharnierelement 120 eingeführt ist,
dass es in die Rotationsebene RI des ersten
Scharnierelementes 110 hineinragt. Eine Drehung des zweiten
Scharnierelementes 120 zu größeren Öffnungswinkeln hin, das heißt gemäß 3 in Pfeilrichtung
nach rechts, wird bei der in 3 gezeigten
Anordnung dadurch begrenzt, dass das Stiftelement 140 bei
einem bestimmten Drehwinkel an das erste Scharnierelement 110 anschlägt. Auch
hier wird der erste Drehwinkelsektor nicht exakt, sondern aufgrund
der Materialbreiten nur näherungsweise durch
den vorbestimmten Drehwinkel φV zu großen Öffnungswinkeln
hin begrenzt.
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4 zeigt
eine Draufsicht auf die erfindungsgemäße Scharniervorrichtung 100,
wobei das zweite Scharnierelement 120 in einer zweiten,
durch den vorbestimmten Drehwinkel φV repräsentierten Drehwinkelposition
gegenüber
dem ersten Scharnierelement gedreht ist. Dabei handelt es sich um diejenige
Drehposition, bei welcher die beiden Bohrungen 112 und 122 der
beiden Scharnierelemente 110, 120 zueinander fluchten.
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5 zeigt
eine Querschnittsansicht der Scharniervorrichtung 100 in
der in 4 gezeigten zweiten Drehwinkelposition. Die sich
erfindungsgemäß deckenden
Bohrungen 112, 122 in dieser Drehwinkelposition
ermöglichen
das Einführen
des geeignet lang ausgebildeten Stiftelementes 140 in die
beiden Bohrungen so, dass beide Bohrungen gleichzeitig von dem Stiftelement 140 durchdrungen
werden, wie dies in 5 dargestellt ist. Mit einer
derartigen Anordnung werden die beiden Scharnierelemente 110 und 120 fest
zueinander arretiert; das heißt
eine Relativbewegung der beiden Scharnierelemente zueinander ist
nicht mehr möglich.
Eine derartige lösbare
Arretierung kann in bestimmten Betriebssituationen des Scharniers,
zum Beispiel bei Montage- oder Reparaturarbeiten an dem Schrank
oder dem Einbaugerät,
in welchem die Scharniervorrichtung zum Einsatz kommt, gewünscht und
vorteilhaft sein. Aufgrund der verhinderten Relativbewegung der
Scharnierelemente zueinander ist jegliches Einklemmen oder Quetschen
insbesondere von Fingern durch ein unkontrolliertes Schließen oder Öffnen des
Scharniers ausgeschlossen.
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6 zeigt
eine Draufsicht auf die erfindungsgemäße Scharniervorrichtung 100,
wobei sich das zweite Scharnierelement 120 in Bezug auf
das erste Scharnierelement 110 in einem zweiten Drehwinkelsektor
in einer dritten Drehwinkelposition befindet. Der zweite Drehwinkelsektor
ist zu kleinen Öffnungswinkeln
hin durch einen unteren Öffnungswinkel
und zu großen Öffnungswinkeln
hin durch einen maximalen Öffnungswinkel φM begrenzt. Der untere Öffnungswinkel ist aufgrund
der erwähnten
Materialausdehnungen von Stiftelement 140 und Scharnierelement
geringfügig
größer als
der vorbestimmte Öffnungswinkel φV.
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7 zeigt
eine Querschnittsansicht der Scharniervorrichtung 100 in
der dritten Drehwinkelposition gemäß 6. Das Stiftelement 140 ist
gemäß der in 7 gezeigten
ersten Alternative zum Realisieren einer Schließwinkelbegrenzung so in das erste
Scharnierelement 110 eingeführt, dass es in die Rotationsebene
RII des zweiten Scharnierelementes hineinragt.
Dadurch wird eine Drehbewegung des zweiten Scharnierelementes 120 zu
kleineren Öffnungswinkeln
hin, das heißt
in Schließrichtung
begrenzt. Die Begrenzung wird dann erreicht, wenn das zweite Scharnierelement 120 bei
einer Bewegung in 7 nach links an das Stiftelement 140 anschlägt.
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8 zeigt
eine zweite Alternative zur Realisierung einer Schließwinkelbegrenzung
für die Scharniervorrichtung 100 gemäß 6.
Im Unterschied zu der ersten Alternative gemäß 7 ist das Stiftelement 140 bei
der in 8 gezeigten zweiten Alternative nicht in die Bohrung 112 des
ersten Scharnierelementes 110, sondern in die Bohrung 122 des
zweiten Stiftelementes 120 so eingeführt, dass es in die Rotationsebene
RI hineinragt. Die Schließwinkelbegrenzung
wird in diesem Fall dadurch realisiert, dass das Stiftelement 140 bei
einer Drehbewegung des zweiten Scharnierelementes 120 zu
kleineren Öffnungswinkeln φ hin, das
heißt
in 8 nach links, an das erste Scharnierelement 110 anschlägt.
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9 zeigt
die Scharniervorrichtung 100 in einer Ausgestaltung als
Mehrgelenkscharnier. In dieser Ausgestaltung umfasst die Scharniervorrichtung 100 neben
dem ersten und zweiten Scharnierelement 110, 120 noch
weitere Scharnierelemente 162, 164, 166 zum
Anlenken einer Türe 250 an
einen Korpus eines Möbelstückes, zum
Beispiel eines Schrankes oder eines Einbauküchengerätes. Eine Wand des Möbelkorpus
ist in 9 mit dem Bezugszeichen 200 bezeichnet;
an diese Wand ist das erste Scharnierelement 110 beispielhaft
angeschraubt. Die Scharniervorrichtung 100 ist in 9 in
der ersten Drehwinkel- bzw. Öffnungswinkelposition
gezeigt, wobei das zweite Scharnierelement 120 in eine
Position innerhalb des ersten Drehwinkelsektors geschwenkt ist.
Zum Realisieren einer Öftnungswinkelbegrenzung
wird auch hier empfohlen, das Stiftelement 140 zum Beispiel
in die erste Bohrung 112 des ersten Scharnierelementes 110 einzuführen. Die mehrgelenkige
Ausbildung der Scharniervorrichtung 100 dient zum Realisieren
speziell gewünschter Öffnungs- und Schließbewegungen
der Türe 250 relativ zu
dem Möbelkorpus 200;
diese speziellen Bewegungen können
bei bestimmten Einbausituationen des Schrankes oder des Haushalts-Einbaugerätes erforderlich
sein.
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Schließlich zeigt 10 die
bereits aus 9 bekannte mehrgelenkige Ausgestaltung
der Scharniervorrichtung 100, hier allerdings in der zweiten
Drehwinkelposition. Die Türe 250 ist
hier weiter geöffnet
als bei der Darstellung in 9 und nimmt eine
durch die mehrgelenkige Ausgestaltung vorbestimmte Position relativ
zu dem ersten Scharnierelement 110 und der Korpuswand 200 ein.
In der gezeigten zweiten Drehwinkelposition kann, wie oben unter Bezugnahme
auf die 4 und 5 beschrieben, eine
Arretierung der Scharniervorrichtung mit sämtlichen Scharnierelementen
dadurch erreicht werden, dass das Stiftelement 140 in die
Bohrungen 112 und 122 so eingeführt wird,
dass es beide Bohrungen gleichzeitig durchdringt.
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Für alle bisher
unter Bezugnahme auf die 1 bis 10 beschriebenen
Ausführungsbeispiele
gilt Folgendes:
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Die
Querschnitte der Bohrungen 112, 122 und des Stiftelementes 140 brauchen
keineswegs kreisförmig
zu sein; vielmehr kommen grundsätzlich beliebige
Querschnittsformen in Frage. Vorzugsweise ist jedoch die Größe der Bohrungen
einheitlich so gewählt,
dass sie das Stiftelement 140 spielfrei aufnehmen können.
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Um
ein Herausfallen des Stiftelementes 140 aus den Bohrungen 112, 122 zu
verhindern bzw. um ein sicheres Arretieren des Stiftelementes 140 in
den Bohrungen auch bei dynamischer Belastung der Scharniervorrichtung
zu realisieren, ist es vorteilhaft, wenn in den Bohrungen und an
dem Stiftelement komplementäre
Gewinde vorgesehen sind, so dass das Stiftelement in die Bohrungen
einschraubbar ist.
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Es
wurde oben unter Bezugnahme auf die 2, 3, 7 und 8 erwähnt, dass
der erste und zweite Drehwinkelsektor jeweils durch einen Anschlag
eines Scharnierelementes an das Stiftelement 140 begrenzt
sind. Konkret bedeutet dies, dass die beiden Winkelsektoren hinsichtlich
Ihrer Größe und Lage
nicht nur durch die erwähnten
Materialausdehnungen der Scharnierelemente und des Stiftelementes,
sondern maßgeblich
auch durch den Konturverlauf K, siehe 1, der Scharnierelemente sowie
den Abstand der Bohrungen 112, 122 zu dem durch
das Drehgelenk 130 definierten Drehpunkt definiert werden.