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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Testkit mit Testzellen und Immunzellen
für eine
in vitro-Untersuchung der Wirkung von Effektoren auf die Testzellen
gemäß dem Anspruch
1. Die Erfindung betrifft ferner ein Herstellverfahren für das erfindungsgemäße Testkit
gemäß dem Anspruch
15 sowie Verwendungsverfahren gemäß den Ansprüchen 33 und 34.
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Die
Entwicklung von in vitro-Testsystemen zum Identifizieren von beispielsweise
kutan sensibilisierenden Substanzen ist insbesondere für die chemische,
kosmetische und pharmazeutische Industrie von sehr großem wirtschaftlichem
Interesse. Bedingt wird dies nicht nur durch die gestiegenen gesetzlichen
Vorgaben der europäischen
Gemeinschaft. Insbesondere aufgrund der sich zunehmend ändernden
Ansprüche
der Verbraucher an Kosmetika aber auch Arzneimittel und der Forderung
der Verbraucher nach Entwicklung der Produkte ohne Durchführung von
Tierversuchen steigt der Bedarf an Testmodellen, welche den Kriterien
des 3R-Prinzips (Refinement, Reduction, Replacement) Rechnung tragen,
ständig.
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Derzeit
werden Studien potentiell immuntoxischer/allergotoxischer Wirkungen
von Substanzen in erster Linie noch immer in Tierversuchen durchgeführt. In
den letzten Jahren hat hierbei insbesondere der lokale Lymphknoten-Assay
an Bedeutung erhalten, welcher, wenn an Mäusen und Ratten durchgeführt, Aussagen zum
sensibilisierenden Potential einer Substanz gestattet. In aller
Regel wird die Prüfsubstanz
auf dem Rücken oder
im Nacken des Versuchstieres aufgetragen. In einer zweiten Phase
erfolgt dann eine erneute Exposition mit der Prüfsubstanz, und es werden die
Schwellung der aurikulären
Lymphknoten sowie nach Exzision die Zellzahl in den jeweiligen Lymphknoten
bestimmt. Diese Untersuchungen können
durch gezielte durchflußzytometrische
Analysen (T-Zellsubpopulationen) oder molekulare Analysen erweitert
werden. Auf diese Weise ist es möglich,
Substanzen hinsichtlich irritierender und sensibilisierender Wirkung
zu differenzieren.
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Ergänzt werden
diese in vivo-Studien durch neuere Testsysteme. So sind etwa für Untersuchungen
an Hautzellen derzeit verschiedene Testsysteme auf dem Markt erhältlich.
So wird beispielsweise von der Firma SkinEthic, Nizza, Frankreich,
ein Epidermis-Äquivalent
hergestellt und vertrieben, das aus mehreren Schichten besteht.
Für den
Aufbau des Systems werden Vorhautzellen aus Biopsien verwendet.
Ein Nachteil dieses Modells ist, daß die Zellen verschiedener
Spender gepoolt werden müssen,
um ausreichend Gewebsmaterial für größere Chargen
zu erhalten. Dies führt
jedoch wiederum dazu, daß sich
in einem Präparat
Zellen mit unterschiedlichen Tranplantationsantigenen befinden.
Dieses Modell ist somit für
Fragen der Sensibilisierung und Immunkompetenz ungeeignet. Es reagiert
zudem auf die Zugabe beispielsweise von T-Lymphozyten mit Fremdreaktionen
(Alloreaktion).
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Ein
komplexeres Testsystem wird von der Firma CellSystems aus St. Katharinen,
Deutschland, angeboten. Das Produkt AST 2000 dieser Firma weist
eine epidermale Komponente auf, die auf einer Fibroblastenschicht
(in Kollagenmatrix) gezüchtet
wurde und als zwei „Komponenten-Haut" für Forschungs-
und Prüfzwecke
hergestellt wird. Auch bei diesem Modell werden aus Biopsien stammende
Zellen eingesetzt. Die in diesem Modell enthaltenen Fibroblasten
und Keratinozyten stammen wiederum von verschiedenen Spendern, woraus die
oben genannte Unbrauchbarkeit für
immunologische Untersuchungen resultiert. Darüber hinaus stehen das in diesem
Modell verwendete fetale Kälberserum
sowie Rattenkollagen dem Einsatz des Modells insbesondere für human-immunologische
Fragestellungen entgegen.
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Schließlich vertreibt
die MatTek Inc., Massachussets, USA, ein aus Zellen aus Hautbiopsien
aufgebautes Epidermisäquivalent
unter dem Namen „EpiDerm". Da dieses Modell
keine Zellen des Immunsystems aufweist, weist das Modell wie die
zuvor genannten Modelle keinerlei Immunkompetenz auf. Ferner ist
der HLA-Phänotyp
der Spender nicht bekannt. Die dem Modell zugrunde liegenden Zellen
stammen zudem von verschiedenen Spender, weshalb das Modell für Fragen
der Sensibilisierung und Immunkompetenz wiederum ungeeignet ist.
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Des
weiteren finden in vitro-Analysen an einzelnen Zellpopulationen
statt. So werden die Substanzeffekte an Zellen wie beispielsweise
Fibroblasten, Lymphozyten oder Keratinozyten in der Flüssigkeitsphase
untersucht. Im Gegensatz zu den 3-D Hautmodellen der Fa. SkinEthic
handelt es sich um Monolayer oder Zellsuspensionen. Prüfungen von
Schäumen
oder Cremes sind hierbei nur bedingt möglich. Aussagen, welche allergieauslösende Eigenschaften
von Substanzen betreffen, sind nicht möglich.
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Aus
der
DE 103 20 633
A1 ist ein Verfahren zum Identifizieren einer möglichen
Modifikation von mindestens einem biologischen Parameter unter Verwendung
von lebenden Zellen, die einem Reiz ausgesetzt wurden, und lebenden
Zellen, die nicht diesem Reiz ausgesetzt wurden, bekannt. Hierbei
wird mindestens eine dieser beiden Zellklassen in einem dreidimensionalen
Gewebemodell verwendet. Das Verfahren erlaubt die mögliche Identifizierung
von mindestens einem biologischen Parameter, der nach einem Reiz
verändert
ist.
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Aus
der
DE 103 20 602
A1 ist ebenfalls ein Verfahren zum Identifizieren einer
möglichen
Modifikation von mindestens einem biologischen Parameter unter Verwendung
von jungen und alten lebenden Zellen bekannt. Hierbei wird wiederum
eine der beiden Zellklassen in einem dreidimensionalen Gewebemodell
verwendet.
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Aus
der
DE 196 51 992
A1 ist ein Serum als Zusatz von Kulturmedium bei der Züchtung von
stratifizierten Hautäquivalenten
aus Stammzellen bekannt. Dem Kulturmedium zur Züchtung von Zellen ist hierbei homologes
oder autologes Serum bzw. wirksame Bestandteile davon zugesetzt.
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Alle
die oben genannten Modelle arbeiten mit Keratinozyten und werden
zur Untersuchung von Reaktionen oder Eigenschaften der menschlichen
Haut eingesetzt. In der Praxis besteht jedoch oftmals auch die Frage
nach der Wirkung von Effektoren auf andere Zellen, wie beispielsweise
Muskelzellen, Nervenzellen, Knochenzellen und andere Zellen, sowie
solche Zellen enthaltende Zellsysteme bzw. Organe oder Organsysteme.
Jedoch gibt es bislang kein Modell oder Testkit, mittels welchem
Immunantworten solcher Zellsysteme bzw. Organe oder Organsysteme
untersucht werden könnten.
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Vor
diesem Hintergrund ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein
Testkit zum Untersuchen der Wirkung von Effektoren auf Testzellen
vorzuschlagen. Ferner soll ein Verfahren zum Herstellen eines solchen Testkits
angegeben werden. Zudem sollen Anwendungsverfahren angegeben werden.
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Die
vorliegende Aufgabe wird mittels des Testkits gemäß Anspruch
1 gelöst.
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Dabei
wird ein Testkit vorgeschlagen, welches neben Testzellen auch Antigenpräsentierende
Zellen und immunologische Effektorzellen aufweist. Je nach Ziel
der mit dem Testkit durchgeführten
bzw. durchzuführenden
Untersuchung werden im Testkit jene Testzellen verwendet, deren
Verhalten gegenüber
bestimmten Effektoren untersucht werden soll. Dies können Muskelzellen,
Nervenzellen, Keratinozyten, Melanozyten oder andere Zellen sein.
Als Testzellen können
ferner auch Zellmischungen, also Zellen verschiedener Zellreihen bzw.
-arten verwendet werden. Die für
das erfindungsgemäße Testkit
verwendeten Testzellen können
in vitro angezüchtet
bzw. vermehrt werden. Sie können
jedoch auch ex vivo gewonnen werden. Die Testzellen stammen von
demselben Spender, sind HLA-typisiert und stammen aus der Haarwurzelscheide
und sind epithelialen oder mesenchymalen Ursprungs. Beispielsweise
können
die Testzellen auch durch das Auszupfen eines Haares zum Gewinnen
von Haarzellen erhalten werden. Die im erfindungsgemäßen Kit
verwendeten Testzellen sind aus Stammzellen angezüchtet.
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Die
Effektoren können
beispielsweise physikalischer Art sein, wie UV- oder Infrarot-Licht,
radioaktive Strahlung, Temperatur oder dergleichen. Die Effektoren
können
aber auch chemischer Art sein. So kann mittels des Testkits beispielsweise
die Wirkung von toxischen oder auch regenerierenden bzw. pflegenden
Substanzen untersucht werden. Aber auch die Wirkung biologischer
Effektoren, beispielsweise auf die Testzellen oder einen Verbund
von Testzellen oder auf das Testkit insgesamt einwirkende Kleinstlebewesen
können
mittels des erfindungsgemäßen Testkits
untersucht werden.
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Das
Testkit weist ferner Immunzellen auf, die zum Ablesen einer Immunfunktion
dienen und somit zur Qualifizierung und Quantifizierung der Wirkung
der Effektoren auf das Testkit und insbesondere auf die untersuchten
Testzellen sowie Immunzellen dienen. Die Immunzellen tragen insofern
zu einem Qualifizieren und Quantifizieren der Wirkung der Effektoren
bei, als sie durch Ausbildung von Entzündungszeichen, Abgabe von Enzymen,
Proteinexpression, Proliferation und/oder Änderung der Differenzierung
in bestimmte Subpopulationen oder Reifungsstadien, Antigenpräsentation
und dergleichen die Wirkung des jeweils einwirkenden Effektors bzw.
der Effektoren widerspiegeln. Unter Immunzellen werden in der vorliegenden
Beschreibung jene Zellen verstanden, welche nach dem Verständnis des
Fachmannes dem Immunsystem zugerechnet werden, wobei unter Immunsystem
im Rahmen dieser Beschreibung das körpereigene System eines Menschen
oder Tieres zur Abwehr körperfremder
Substanzen und zur kontinuierlichen Elimination anomaler (beispielsweise
maligne entarteter) Körperzellen
gemeint ist, an der die Organe des lymphatischen Systems, im Organismus
verteilte Zellen und Moleküle
beteiligt sind. Zu den Immunzellen werden in der vorliegenden Beschreibung
beispielsweise Leukozyten, Zellen des Monozyten-Makrophagensystems,
Phagozyten, Lymphozyten, dendritische Zellen gezählt, wobei diese Aufzählung nicht
in der Absicht erfolgt ist, eine abschließende Aufzählung zu machen.
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Die
Verwendung von Stammzellen erstreckt sich wahlweise auf embryonale
Stammzellen oder auf adulte Stammzellen. Die Erfindung kann jedoch
auch mit einer Mischung adulter sowie embryonaler Stammzellen ausgeführt werden.
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Ein
Vorteil des erfindungsgemäßen Testkits
besteht darin, daß es
erstmals erlaubt, komplexe immunologische Interaktionen zwischen
Testzellen und Immunzellen in der Zellkultur zu analysieren. Dies
ist insbesondere angesichts der Forderung der Politik von Vorteil,
die Anzahl der Tierversuche, welche derzeit noch in der chemischen
und kosmetischen Industrie zum Testen von Wirkung und Verträglichkeit
von Substanzen üblich
sind, auf ein absolut erforderliches Maß zu reduzieren, und statt
dessen auf andere Testverfahren zurückzugreifen. Dies ist auch
die Forderung bereits erlassener EU-Richtlinien. Für die pharmazeutische
Industrie ergeben sich bei Verwendung des erfinderischen Testkits
auf vorteilhafte Weise neue Ansätze
bei der Wirkstoffsuche, da mittels des erfindungsgemäßen Testkits
Fragen der modernen Allergologie und der Transplantationsforschung
auf molekularer Ebene genau darstellbar sind.
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Das
erfindungsgemäße Testkit
weist Antigen-präsentierende
Zellen und immunologische Effektorzellen auf. Bevorzugt sind dies
Vorläuferzellen
des peripheren Blutes (beispielsweise CD34+ hämatopoietische Vorläuferzellen,
verschiedene Subpopulationen von Monozyten bzw. deren Vorläufer), welche
mittels verschiedener Wachstumsfaktor-/Zytokin-, Mitogen- bzw. Peptid-/Lipopolysaccharid-(beispielsweise
bakteriell) Beigaben oder Entzündungsmediatoren
(beispielsweise Prostaglandine, Leukotriene) angezüchtet wurden
und in Interaktion mit oben genannten Testzellen, sei es in einer
direkten Ko-Kultur, durch Einwandern in eine Testzell-Kultur oder
mittels räumlich
getrennter Ko-Kultur, ausreifen und somit eine Antigen-Prozessierung
und -Präsentation
im Testkit übernehmen
können.
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Das
Testkit kann dabei jede Art von Antigen-präsentierenden Zellen aufweisen,
so können
dies alle Arten von Monozyten, dendritische Zellen, Langerhans'sche Zellen und dergleichen
sein. Die Testzellen können
alternativ auch aus Zelllinien gezüchtet oder aus Geweben (ex
vivo) isoliert sein.
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Die
immunologischen Effektorzellen sind vorzugsweise aus dem peripheren
Blut isolierte Lymphozyten (insbesondere verschiedene Subsets der
T-Lymphozyten), welche das immunologische Milieu des Testkits komplettieren
können
und durch zelluläre
Interaktionen (direkter Kontakt oder indirekt beispielsweise mittels interaktivem
Zytokinprofil) die Immunkompetenz des Testkits steigern.
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Anders
als bei den Modellen des Standes der Technik stammen die Testzellen
und die Immunzellen von demselben Spender und daher ist es erfindungsgemäß möglich, dem
Testkit zur bestimmungsgemäßen Verwendung
des Testkits ohne weitergehende, aufwendige Kompatibilitätsuntersuchungen
Immunzellen hinzuzugeben. Auf diese Weise wird vorteilhaft verhindert,
daß die
im Testkit ebenfalls vorliegen Testzellen von den im Testkit ebenfalls
vorhandenen Immunzellen als fremd erkannt werden. Letzteres hätte beispielsweise eine
Veränderung
der Reaktivität
der Immunzellen zur Folge und würde
bereits ohne Einwirkung des Effektors zu Immunreaktionen führen können. Eine
solche, unerwünschte
und die Untersuchungsergebnisse verfälschende Immunreaktion wird
bei dieser Ausführungsform
somit vorteilhaft vermieden.
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Die
Verwendung von ausschließlich
HLA-typisierten Zellen für
das Testkit ermöglicht
es, ein für
bestimmte Fragestellungen zur Sensibilisierung vorbereitetes Testkit
zu erstellen.
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Die
Gewinnung von Zellen aus der Haarwurzelscheide ist vergleichsweise
wenig aufwendig und zudem nicht-invasiv. Ein weiterer Vorteil dieser
vergleichsweise einfachen Gewinnung der Testzellen aus der Haarwurzelscheide
besteht darin, daß es
ungleich einfacher ist, Spender oder Probanden zur Spende von Zellen
als Testzellen bzw. deren Grundlage zu bewegen, als wenn derselbe
Zelltyp beispielsweise durch eine am Spender durchgeführte Biopsie
gewonnen wird. Eine Zellspende von Zellen aus der Haarwurzelscheide
kann durch Auszupfen eines Haares erfolgen und ist somit praktisch
nicht belastend.
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Ferner
enthält
die Haarwurzelscheide adulte, pluripotente Stammzellen, mittels
welcher sich selbst regenerierende, ausdifferenzierende Testzellen
anzüchtbar
sind, was einen weiteren Vorteil darstellt.
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Die
Verwendung von Stammzellen bietet den Vorteil, daß sich bei
entsprechender Behandlung ein gewünschter Zelltyp als Testzelle
erhalten bzw. heranzüchten
läßt. Eine
weiterer Vorteil bei der Verwendung von Stammzellen besteht darin,
daß bei
einer Stammzelle eine Vielzahl von Zellteilungen erfolgen kann.
Somit sind regenerierende Zellkulturen aus Stammzellen vorteilhaft
anzüchtbar.
Ein weiterer Vorteil der Verwendung von Stammzellen im erfindungsgemäßen Testkit
dieser Ausführungsform
besteht in der großen
proliferativen Kapazität
der Stammzellen. Diese Kapazität
ermöglicht
eine besondere Langlebigkeit des Testkits bzw. seiner Testzellen.
Diese Langlebigkeit ist insbesondere bei der Untersuchung von Langzeitsubtoxizität einer
als Effektor wirkenden Substanz oder anderen längerdauernden Untersuchungen
von großem
Vorteil.
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Ein
weiterer Vorteil der Verwendung von Stammzellen liegt beispielsweise
bei Verwendung von aus Stammzellen gewonnenen Keratinozyten als
Testzellen darin, daß diese
unter den angeführten
Kulturbedingungen eine Basalzellschicht aufbauen können.
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Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Merkmalen der
Unteransprüche.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
weist das Testkit eine Basalzellschicht auf. Die Basalzellschicht weist
wiederum ein besonders hohes Wachstumspotential auf, was vorteilhaft
dazu beiträgt,
daß sich
bei Verwendung der Basalzellschicht in vergleichsweise kurzer Zeit
eine große
Zahl von Testzellen heranzüchten
läßt. Dies
verkürzt
vorteilhaft die Anzuchtdauer und verringert den Aufwand bei der
Anzüchtung.
Ferner wirkt sich das hohe Wachstumspotential in der Basalzellschicht
vorteilhaft auch auf die Haltbarkeit des sich differenzierenden,
stratifizierten, d. h. geschichteten Hautpräparats aus und verlängert somit
die zur Verfügung
stehende Zeit zwischen dem Ansetzen einer Kultur oder der Auslieferung
des Testkits mit den Testzellen an den Kunden und dem Zeitpunkt,
in welchem der Kunde spätestens
mit der Verwendung des Testkits zu Versuchszwecken begonnen haben
sollte. Die im Testkit angestrebte Homöostase des geschichteten Hautpräparats hängt von einem
kontinuierlichen, möglichst
langanhaltenden „Zellnachschub" aus dem proliferativen
Kompartiment in der Basalzellschicht ab. Die Basalzellschicht ermöglicht vorteilhaft
einen solchen „Zellnachschub". Daher weist die
Erfindung in einer weiter bevorzugten Ausführungsform eine Basalzellschicht
auf.
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Bei
einer wiederum bevorzugten Ausführungsform
stammen die verwendeten Testzellen oder die verwendeten Immunzellen
jeweils aus einem Pool von unterschiedlichen Spender. Die verwendeten
Testzellen oder die verwendeten Immunzellen stammen somit von mehr
als nur einer Person. Ein Vorteil dieses als Pooling bezeichneten
Vorgehens besteht darin, daß man
bei einem Rückgriff
auf mehrere Spender über
größere Chargen
verfügen
kann, wobei dieser Rückgriff
auf Spender beschränkt
sein kann, welche entsprechende Transplantationsmerkmale oder andere
Merkmale der immunologischen Disposition beispielsweise im Sinne einer
erhöhten
genetischen Wahrscheinlichkeit, bestimmte Krankheiten bzw. Reaktionen
zu entwickeln, derart aufweisen, daß es nicht zu den oben genannten,
verfälschenden
interaktiven Immunreaktionen unter den im Testkit eingesetzten Zellen
kommt. Ein weiterer Vorteil besteht beim sogenannten Pooling darin,
daß das
von einer Mehrzahl von Spender gewonnene Gewebsmaterial gegenüber dem
nur einem Spender entnommenen Gewebsmaterial eine größere Stabilität bzw. Sicherheit
im Sinne hinsichtlich bestimmter Eigenschaften aufweist. Die dem
Pool entnommen Zellen weisen geforderte Zell- bzw. Gewebseigenschaften
mit einer größeren statistischen
Sicherheit auf. Mit dem Testkit dieser Ausführungsform erzielte Untersuchungsergebnisse
zeichnen sich daher vorteilhaft durch besondere Zuverlässigkeit
aus.
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In
einer weiter bevorzugten Ausführungsform
stammen die Testzellen und/oder die Immunzellen von Spender, die
in einem für
eine Untersuchung, welche mit dem erfindungsgemäßen Testkit stattfinden soll,
relevanten Enzymsystem oder Metabolisierungsverhalten definiert
sind. So gibt es für
verschiedene Enzymsysteme angeborene, genetisch bedingte sogenannte
Isoenzymsysteme, die sich in ihrer enzymatischen Aktivität von Isoenzymsystemen
anderer Personen/Probanden unterscheiden (beispielsweise langsame
versus schnelle Acetylierer). Diese unterschiedliche Enzymausstattung
hat Einfluß auf
Art und Intensität
der Reaktion auf den Kontakt mit beispielsweise Effektoren wie chemischen
Substanzen, Inhaltsstoffen von Kosmetika oder dergleichen. Durch
die entsprechende Auswahl von Spender ist es somit auf einfache
Weise möglich,
das erfindungsgemäße Testkit
an spezielle Fragen anzupassen, bei welchen die Metabolisierungskapazität und/oder das
Metabolisierungsverhalten insbesondere der Testzellen eine besondere
Rolle spielt. Dies ist insbesondere beispielsweise dann von Vorteil,
wenn die Wirkung einer Substanz getestet werden soll, welche zur
Behandlung einer bestimmten Krankheit verwendet werden soll, und
wenn bekannt ist, daß die
an dieser Krankheit Erkrankten sich durch ein spezielles oder besonderes
Enzymsystem oder ein besonderes Metabolisierungsverhalten auszeichnen.
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Eine
weitere Ausführungsform
ist dadurch gekennzeichnet, daß alle
Spender HLA-typisiert sind. Dies bedeutet, daß die Transplantationsmerkmale
des Spenders (der sogenannte HLA-Phänotyp) bekannt sind. Dieser
HLA-Phänotyp
bestimmt die im Testkit erfolgende und das Ergebnis der Untersuchung
der Wirkung der Effektoren beeinflußende Immunreaktion der Zellen
des Testkits wesentlich mit.
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Durch
ein Zurückgreifen
auf die HLA-typisierten Spender eines Pools lassen sich somit auf
spezielle Fragestellungen „maßgeschneiderte", im HLA-Phänotyp charakteristische
Testkits erstellen, die eine Überprüfung der
Wirkung von Effektoren besonders auf Träger des entsprechenden HLA-Antigens
vorteilhaft erlaubt. Die Leukozytenantigene sowie weitere, beispielsweise
auch klinische Merkmale der Spender können ferner in einer Spenderkartei
erfaßt
werden, so daß jederzeit
Testkits mit Gewebe von z. B. HLA-definierten Patienten mit Nickelallergie
oder Neurodermitis erstellt werden können.
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Eine
weiter bevorzugte Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Testkits
ist dadurch gekennzeichnet, daß die
Testzellen sowie die Immunzellen jeweils humanen oder tierischen
Ursprungs sind. Somit ist es möglich,
mittels des erfindungsgemäßen Testkits
die Wirkung von Effektoren auf menschliche Zellen aber auch auf
tierische Zellen zu untersuchen. Letzteres ist beispielsweise für das Testen
der Wirkung veterinärmedizinischer
Produkte oder das Testen von Stoffen, denen Haustiere ausgesetzt
sind wie Parfüms,
Bodenreiniger und dergleichen von Vorteil.
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Das
erfindungsgemäße Testkit
ist nicht darauf beschränkt,
nur Immunzellen eines Zelltyps aufzuweisen. Ebensowenig soll die
Erfindung darauf beschränkt
sein, etwa nur Antigen-präsentierende
Zellen oder nur Effektorzellen als Immunzellen aufzuweisen. Vielmehr
soll je nach der mittels des Testkits zu untersuchenden Fragestellung
auch eine Kombination von beispielsweise Antigen-präsentierenden
und Effektorzellen im Testkit zum Einsatz kommen. Auf diese Weise
können
auch synergistische Effekte durch Zusammenwirken verschiedener Zellen,
beispielsweise wie dies auch im lebenden Organismus der Fall ist,
vorteilhaft genutzt werden. Dies gilt um so mehr, als im erfindungsgemäßen Testkit
auch noch weitere, bislang nicht genannte Zellen, beispielsweise
Immunzellen oder Melanozyten oder Merkelzellen, vorliegen können.
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Die
für das
erfindungsgemäße Testkit
jeweils benötigten
Immunzellen können
auf einfache Weise gewonnen werden. So können bei einer venösen Blutentnahme
von weniger als 500 ml Vollblut oder vorzugsweise einer Apherese
ausreichend weiße
Blutzellen gewonnen werden, aus denen mittels üblicher Trennverfahren (Dichtegradientenzentrifugation,
Magnetseparation und Einsatz neuer monoklonaler Antikörper) beispielsweise
dendritische Zellen, Monozyten und Lymphozyten getrennt werden.
Diese Zellen können
im Anschluß an
ihre Gewinnung entweder unmittelbar im Testkit zum Einsatz kommen,
sie können
aber auch in eine Zellkultur genommen werden, um weitere Populationen
von Immunzellen zu generieren. Auf diese Weise gewonnene Zellen
können
bis zu ihrem Einsatz aber auch bei beispielsweise –150°C eingefroren
werden.
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In
einer weiter bevorzugten Ausführungsform
kann das Testkit als Antigenpräsentierende
Zellen solche Zellen umfassen, welche aus Vorläuferzellen des peripheren Blut
angezüchtet
wurde, aus Zelllinien gezüchtet
oder aus Geweben (ex vivo) isoliert wurden.
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Das
erfindungsgemäße Testkit
weist in einer weiter bevorzugten Ausführungsform ferner wenigstens einen
Indikator bzw. ein Indikatorsystem auf. Dieses Indikatorsystem kann
ein oder mehrere pH-Indikatoren aufweisen, wie sie dem Fachmann
durchaus bekannt sind. Ferner können
chemische Substanzen, etwa zum Nachweis von Mitochondrienaktivität der Testzellen
und/oder der Immunzellen, als Indikatoren verwendet werden. Es können auch
moderne Technologien wie entsprechend ausgestaltete Biochips als
Indikatoren zum Einsatz kommen. Des weiteren können menschliche, tierische,
pflanzliche oder bakterielle Zelllinien als Indikatoren oder Indikatorsysteme
(Indikatorzellen) zum Einsatz kommen, welche geeignet sind, eine
Wirkung des oder der untersuchten Effektoren auf das Testkit mit
für den
jeweiligen Zweck ausreichender Empfindlichkeit anzugeben. Solche
Indikatorzellen können
hierbei epithelialen und/oder mesenchymalen bzw. hämatopoietischen
Ursprungs sein. Ferner können
auch unterschiedliche Indikatorzellen miteinander kombiniert werden und
Kombinationen von Indikatorzellen und nicht auf Zellen basierende
Indikatoren miteinander kombiniert werden. Darüber hinaus können Indikatoren,
welche nicht auf Zellen basieren, miteinander kombiniert im Testkit
vorliegen. Dabei können
lösliche
Indikator-Moleküle
dem Testkit oder (wenn vorhanden) seinem Kulturmedium zu definierten
Zeitpunkten zugegeben werden. Indikatorzellen können hingegen auch für bestimmte
Zeiträume
kokultiviert werden. Dies kann beispielsweise im unteren Kompartiment
eines 2-Kammer-Kulturgefäßes erfolgen,
welches im Einsatz die Kultur der Testzellen trägt.
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In
einer weiter bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Testkits
werden Keratinozyten als Testzellen verwendet. Mittels eines auf
Keratinozyten als Testzellen basierenden Testkits lassen sich die Wirkungen
von Effektoren auf die (je nach Spenderwahl menschliche oder tierische)
Haut untersuchen. Die Spenderzellen können hierbei aus der Haarwurzelscheide
stammen, wodurch die an entsprechender Stelle oben diskutierten
Vorteile erzielt werden.
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In
einer wiederum weiter bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Testkits
werden Keratinozyten verwendet, welche aus der Haarwurzelscheide
stammen (Guter Root Sheath-Keratinozyten oder (ORS-)Keratinozyten
genannt). Ein Vorteil der Verwendung dieser Zellen als Testzellen
besteht wie oben ausgeführt
darin, daß sie
sich nicht-invasiv bei jedem Spender repetitiv gewinnen lassen,
d. h. es besteht wiederholt die Möglichkeit, Zellen desselben
Spenders zu erhalten, ohne eine Biopsie durchführen zu müssen. Diese Gewinnung bedeutet
keine besondere Belastung oder Aufwand für den Spender, was dazu beiträgt, daß eine kontinuierliche
Bereitstellung von Testzellen von immunologisch und/oder enzymatisch
definierten Spender ermöglicht
wird. Dies ist bei Hautmodellen des Standes der Technik nicht der
Fall, da diese Modelle ausschließlich interfollikuläre Keratinozyten
aus Hautbiopsien verwenden. Bei Einsatz der Guter Root Sheath-Keratinozyten
(ORS-Keratinozyten) kann aus diesen aus der Haaranlage stammenden
Keratinozyten unter geeigneten Kulturbedingungen in vitro ebenfalls
eine funktionelle Epidermis vom Typ der interfollikulären Epidermis
nachgestaltet bzw. gezüchtet
werden.
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Guter
Root Sheath Keratinozyten (ORS-Keratinozyten oder kurz: ORS) enthalten
ferner pluripotente Stammzellen, welche die epithelialen Hautstrukturen
lebenslang regenerieren. Dadurch weisen sie auch bei betagten Spendern
ein hohes Proliferationspotential auf.
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Die
erfindungsgemäße Aufgabe
wird ferner gelöst
durch das Verfahren gemäß Anspruch
15 und die Verwendung gemäß den Ansprüchen 33
und 34.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zum Herstellen eines Testkits, welches in vitro gezüchtete oder
ex vivo gewonnen Testzellen sowie Immunzellen und zwar Antigenpräsentierende
Zellen und immunologische Effektorzellen desselben Spenders aufweist,
wobei das Testkit zur in vitro-Untersuchung der Wirkung von Effektoren
auf die Testzellen dient, die Testzellen HLA-typisiert sind, aus
der Haarwurzelscheide stammen, epithelialen oder mesenchymalen Ursprungs
sind und aus Stammzellen angezüchtet
sind, umfaßt
die Schritte Verwenden von Testzellen und Beigabe von Immunzellen
und zwar Antigen-präsentierenden
Zellen und immunologischen Effektorzellen zu den Testzellen. Hierbei
können
die Testzellen in einer Zellkultur angezüchtet oder ex vivo gewonnen
sein.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Herstellen
eines Testkits sind jeweils Gegenstand der Unteransprüche.
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So
werden in einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
die Testzellen und die Immunzellen in einer direkten oder räumlich getrennten
Ko-Kultur in Verbindung miteinander gebracht.
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Zum
Anzüchten
der Testzellen in einer Zellkultur wird der Zellkultur Humanserum
zugegeben. Nach Erreichen der Konfluenz wird die Zellkultur mit
den Testzellen luftexponiert weitergeführt, so dass sich ein hochdifferenzierter,
stratifizierter, d. h. geschichteter Testzellverband, ein sogenanntes
Epidermisaequivalent, ausbildet.
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Die
Testzellen können
in einem Einsatz oder parallel in mehreren Einsätzen angezüchtet werden und werden in
einer weiter bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
unter Verwendung eines Enzyms, beispielsweise Dispase, jeweils vom
Einsatz gelöst.
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Der
Vorteil dieses Vorgehens besteht darin, daß der Testzellverband, nachdem
er abgelöst
wurde, auf einfache Weise angehoben werden und bewegt werden kann.
Die Testzellen können
daher ohne Schwierigkeiten beispielsweise zu ihrer weiteren Verwendung
auf andere Kulturen oder Ko-Kulturen transferiert werden. Die Testzellen
können
hierzu unterstützend
mit einer Trägermembran,
beispielsweise mit eine Silikonmembran armiert sein.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung werden Outer Root Sheath-Keratinozyten
(ORS-Keratinozyten) als Testzellen verwendet. Diese Keratinozyten
werden hierbei zu hochdifferenzierten, stratifizierten Epidermisäquivalenten
mit einem langfristig aktiven, proliferativen Kompartiment in der
Basalzellschicht angezüchtet.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
werden dieselben Vorteile, wie sie oben stehend bereits diskutiert
wurden, ungeschmälert
erzielt. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird daher an dieser
Stelle auf die entsprechende Diskussion verwiesen.
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Das
erfindungsgemäße Testkit
kann, wie bereits angesprochen, je nach Fragestellung des mit dem Testkit
durchzuführenden
Tests auf geeignete Weise zusammengestellt werden. Das Testkit kann
dabei aus im wesentlichen vier verschiedenen Modulen I, II, III
und IV beliebig zusammengestellt werden. Diese können durch Ko-Kultursysteme
(direkte Ko-Kultur, Mehrkammer-Kulturgefässe (beispielsweise das CULTEX-System der
Firma Vitrocell Systems) variablel integriert oder sequentiell kombiniert
werden. Im folgenden gilt:
Modul
I | weist
die Testzellen des Testkits auf; |
Modul
II | weist
Antigen-präsentierende
Zellen auf; |
Modul
III | weist
Immunologische Effektorzellen auf; und |
Modul
IV | weist
wenigstens ein Indikatorsystem auf. |
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Im
folgenden werden Beispiele für
bestimmte Untersuchungen mit aus den oben genannten Modulen zusammengestellten
Testkits angeführt,
wobei rein exemplarisch ORS-Zellen als Testzellen des Moduls verwendet
werden.
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Anwendungsbeispiel 1
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- a) Modul I allenfalls kombiniert mit Modul
IV zur Testung von Irritation bzw. Korrosion. Read-out für akut gestörte Zellvitalität sind neben
der Histologie der Neutralrot- oder MTT-Test oder die Ausschüttung von
beispielsweise LDH, IL-1/6/8 durch geschädigte ORS-Keratinozyten ins
Kulturmedium.
- b) Insbesondere zur Testung subtoxischer Epidermisschädigungen
bei Langzeiteinwirkung als Ersatz für Tierversuche (beispielsweise
Sicherheit dermatologischer Topika) kann als Read-out die Kapazität zur Proliferation
und Differenzierung der nach der Exposition erneut isolierten ORS-Keratinozyten
eingesetzt werden. Für
solche Ansätze
empfiehlt sich in Anbetracht der großen biologischen Variabilität ein großer Pool definierter
Spender. Diesen Pool anzulegen stellt aufgrund der nicht-invasive
ORS-Keratinozyten-Gewinnung erfahrungsgemäß keine Schwierigkeit dar.
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Anwendungsbeispiel 2
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Modul
I zur Testung der Metabolisierungskapazität (beispielsweise Cytochrom
P 450-vermittelt) von Xenobiotika durch Keratinozyten in einer in-vivo ähnlichen
Stratifizierung mit allen Differenzierungsstufen. Auch hier empfiehlt
sich in Anbetracht der großen
biologischen Variabilität
die Verwendung eines Pools bezüglich
des keratinozytären
Enzymbesatzes definierter Spender, um aussagekräftige, reproduzierbare Analysen zu
erhalten. Hierbei sind Pools zwischen zwei bis mehr als hundert
Spendern möglich,
in der Regel genügen jedoch
fünf bis
zehn Spender. Je nach Substanz ist als Read-out ein geeignetes Modul
IV beizufügen.
Dabei können
lösliche
Indikator-Moleküle
zu definierten Zeitpunkten dem Kulturmedium beigefügt werden,
Indikatorzellen hingegen für
definierte Zeiträume
kokultiviert werden, beispielsweise im unteren Kompartiment eines 2-Kammer-Kulturgefässes (beispielsweise
das CULTEX-System
der Firma Vitrocell Systems), welches im Einsatz die ORS-Kultur
trägt.
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Anwendungsbeispiel 3
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Modul
I zur Testung des Einflusses von Xenobiotika auf die epidermale
Regeneration. Read-out sind Homöostase-Parameter
in der Langzeitkultur (beispielsweise BrdU- oder Ki67-Markierung
des proliferativen Kompartimentes), die Kapazität zur Proliferation bzw. Differenzierung
nach erneuter Isolation der Keratinozyten (vergleiche Anwendungsbeispiel
1b], Testung subtoxischer Epidermisschädigungen) sowie ein Wundheilungsmodell
durch Setzen eines standardisierten Defektes (beispielsweise mittels
einer Stanzbiopsie) in die organotypische ORS-Kultur, gefolgt von
der Dokumentation (beispielsweise phasenoptische Photographie) der
Wiederbesiedelung des Defektes über
die Zeit mit Keratinozyten vom Biopsierand her.
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Anwendungsbeispiel 4
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Modul
I und II zur Testung der epidermalen Antigenprozessierung mit konsekutiver
Aktivierung der Antigen-präsentierenden
Zellen. Read-out sind auf der Protein- oder Genaktivierungsebene Änderungen
in der Expression von Reifungs- und Aktivierungsmarkern wie beispielsweise
Oberflächen-
oder sekretorischen Proteinen im zeitlichen Ablauf nach der Exposition
(beispielsweise CD1a/c, Langerin, CCR7, HLA-DR, CD 86, IL-1beta,
Aquaporin) sowohl der Antigen-präsentierenden
Zellen wie auch der ORS-Keratinozyten
sowie das Migrationsverhalten der Antigen-präsentierenden Zellen.
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Anwendungsbeispiel 5
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Modul
I, II und III als immunkompetentes Hautmodell. Hier liegt ein wesentlicher
Vorteil im Einsatz von ORS-Keratinozyten, da die im Gegensatz zu
interfollikulären
Keratinozyten nicht-chirurgische Materialentnahme eine den Spender
zumutbare, minimal-invasive und allenfalls repetitive Isolation
aller drei Zelltypen zum Aufbau des zur Vermeidung von Alloreaktionen
benötigten
autologen Testsystems erlaubt. Als Read-out kommen zu den Analysen
entsprechend Anwendungsbeispiel 4 Aktivierungsmarker und/oder Proliferationsassays der
eingesetzten Lymphozyten(-Subsets) hinzu.
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Im
folgenden werden Beispiele zur Herstellung erfindungsgemäßer Testkits
mit ORS-Keratinozyten als Testzellen gegeben. Die Herstellung von
Testkits mit anderen Testzellen als ORS-Keratinozyten ergibt sich dem
Fachmann bei Studium der gegebenen Beispiele ohne weiteres. Die
Anzucht der ORS-Keratinozyten als Testzellen wird im Folgenden beschrieben.
Alternativ können
die ORS-Keratinozyten als Testzellen jedoch auch nach der in der
veröffentlichten
Patentschrift
WO 01/05942 offenbarten
Verfahrensweise hergestellt werden. Dieses Verfahren wird hiermit
ausdrücklich
als alternatives Herstellverfahren in die vorliegende Beschreibung
aufgenommen.
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Die
im folgenden verwendeten Begriffe werden hierbei wie folgt verwendet:
Der
Begriff „autolog" bedeutet: (i) daß biologisches
Transplantationsmaterial von dem Spender erhalten wurde, welcher
das Transplantationsmaterial auch wieder erhalten soll, oder (ii):
daß biologisches
Material eines Spenders einer Zell- oder Gewebekultur hinzugefügt wird,
deren Zellen bzw. Gewebe von demselben Spender stammen.
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Der
Begriff „allogen" bedeutet: (i) daß biologisches
Transplantationsmaterial von einem Spender der Art erhalten wurde,
zu welcher auch der fremde (genetisch nicht identische) Empfänger gehört, welcher
das Transplantationsmaterial erhalten soll, oder (ii): daß biologisches
Material eines Spenders einer Art einer Zell- oder Gewebekultur hinzugegeben
wird, deren Zellen bzw. Gewebe von einem anderen (genetisch nicht
identischen) Spender derselben Art stammt.
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Der
Begriff „organotypische
Kultur" und dergleichen
bezieht sich auf die Kultur bzw. Kultivierung von Zellen, insbesondere
Keratinozyten, unter Bedingungen, welche die Zelldifferenzierung
fördern.
Unter den Bedingungen einer „organotypischen
Kultur" ist die
Proliferation dieser Zellen verglichen mit der Kultur bzw. Kultivierung
unter „proliferativen
Bedingungen" verlangsamt
und es stellt sich über
die Zeit eine Homöostase
zwischen Proliferation und Differenzierung der Zellen ein.
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Herstellungsbeispiel 1
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Organotypische Kultur und Handling von
Epidermisäquivalenten
aus ORS-Keratinozyten
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2 – 3.5 × 105 ORS-Keratinozyten je nach Fragestellung
eines Spenders (autologes System) oder allenfalls mehrerer definierter
Spender (Screeningsysteme) werden in K-Medium (bestehend hauptsächlich aus DMEM/Ham'sF12 in einem 3:1-Verhältnis, mit
verschiedenen Wachstumsfaktoren [EGF, Insulin, Transferrin, Tri-Iodo-Thyronin,
CholeraToxin, Antibiotika] und Humanserum angereichert) in 12-Well-Einsätze (beispielsweise
Costar 3460), welche an ihrer Unterseite durch Mitomycinbehandlung
(für 4–6 Stunden
mit 8 μg
Mitomycin pro ml Medium) oder Röntgen-Bestrahlung
(7000 cGy) Wachstums-arretierte Fibroblasten tragen, eingesät. Bei Erreichen
der Konfluenz nach 36–72
Stunden werden die submersen Kulturen für 2 Wochen luftexponiert weitergeführt bis
phasenoptisch eine deutliche Stratifizierung erkennbar ist.
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Für den Einsatz
im modularen Testkit werden die Epidermisäquivalente mit Dispase (Dispase
II [Roche Diagnostics Nr. 295825], 1:10 verdünnt mit Kulturmedium, entsprechend
einer Endkonzentration von 100 mg/ml) für 5–15 Minuten bei 37°C in einem
Brutschrank inkubiert und hiermit vom Einsatz abgelöst und mittels eines
auf die Hornschicht aufgebrachten Trägers (beispielsweise Silikonmembran)
ins jeweilige Testkit transferiert. Das Kulturmedium wird entsprechend
den vorab ausgetesteten Bedürfnissen/Verträglichkeiten
der im jeweiligen Testkit eingesetzten Zelltypen modifiziert, als
basales Medium eignet sich beispielsweise (gegebenenfalls angereichertes)
DMEM/Ham'sF12 in
einem 3:1-Verhältnis.
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Zur
Testung der epidermalen Regeneration im Wundheilungsmodell wird
beispielsweise in 6 mm durchmessende Epidermisäquivalente mittels einer Biopsiestanze
ein zentraler runder Defekt von 2 mm Durchmesser gesetzt, dessen
Repopulation mit Keratinozyten im zeitlichen Ablauf der unter definierten
Versuchsbedingungen fortgesetzten Kultur planimetrisch (beispielsweise
phasenoptische Photodokumentation) analysiert wird.
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Herstellungsbeispiel 2
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Langzeit-Subtoxizität
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Organotypische
Kulturen von ORS-Keratinozyten (vergleiche. Herstellungsbeispiel
1) werden für
7–28 Tage
mit der zu testenden Substanz bzw. dem zu testenden Substanzgemisch
exponiert, wobei die Exposition „topisch", d. h. die Substanz bzw. das Substanzgemisch
wird direkt auf die Hornschicht der organotypischen Kultur appliziert,
oder „systemisch", d. h. die Substanz
bzw. das Substanzgemisch wird im Zellkulturmedium gelöst, erfolgen
kann. Nicht akut-toxische Konzentrationen werden vorangehend an
Epidermisäquivalenten gemäß Anwendungsbeispiel
1)a) ausgetestet. Im Falle der topischen Applikation kann die Substanz
bzw. das Substanzgemisch in freier Form oder mittels eines Trägers (beispielsweise
Löschblattpapier
oder Kunststoffnetzwerk – sustained
release) aufgetragen werden. Die zu testende Substanz bzw. das zu
testende Substanzgemisch kann in beliebigen Zeitabschnitten erneuert
werden. Nach Beendigung der Exposition mit der Substanz bzw. dem
Substanzgemisch wird neben der Bestimmung von konventionellen Zytotoxizitäts-relevanten Parametern
(Neutralrot, MTT, LDH, und dergleichen) im Medium bzw. im histologischen
Präparat
die Einwirkung auf die Proliferation und die Differenzierung der
ORS-Keratinozyten in der organotypischen Kultur ermittelt. Zur Erfassung
eines Einflusses auf das proliferative Kompartiment werden die vorzugsweise
basalen Keratinozyten der organotypischen Kultur zunächst durch
eine sequentielle Dispase- und Trypsinbehandlung (beispielsweise
Dispase II [Roche Diagnostics Nr. 295825], 1:10 verdünnt mit
Kulturmedium, entsprechend einer Endkonzentration von 100 mg/ml)
für 5–15 Minuten
bei 37°C
inkubiert; Trypsin in einer Konzentration von 0.1% in Ca/Mg freier,
gepufferter Phosphat-Lösung
für 1–3 Minuten
bei 37°C)
in Form einer Einzelzellsuspension gewonnen, und in einem zweiten
Schritt ihre proliferative Kapazität durch Ansetzen einer Klonkultur
bestimmt (beispielsweise Ansetzen von 50 ORS-Keratinozyten pro cm2 Kulturfläche in Anwesenheit von Wachstums-arretierten
Dermisfibroblasten als Helferzellen in 20 cm2 Kulturschalen
und Bestimmung der Anzahl der Klone, welche nach 12 Tagen ausgewachsen
sind).
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Herstellungsbeispiel 3
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APC-Aktivierung
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Organotypische
Kulturen von ORS-Keratinozyten (vergleiche Herstellungsbeispiel
1) werden mit Hilfe einer Dispase-Behandlung (Dispase 11 [Roche
Diagnostics Nr. 295825], 1:10 verdünnt mit Kulturmedium, entsprechend
einer Endkonzentration von 100 mg/ml, für 5–15 Minuten bei 37°C inkubiert)
vom Substrat (Membran des Zellkultureinsatzes [Costar 3460]) abgelöst. Das
abgelöste
Epidermisäquivalent
wird auf die Membran eines neuen Zellkultureinsatzes (beispielsweise
Costar Multiwell 3460) mit 2 × 105 oder ohne wachstumsarretierte (vergleiche
Herstellungsbeispiel 1) Dermisfibroblasten auf der Unterseite aufgelegt,
welche auf ihrer Oberseite 102–106 Antigenpräsentierende Zellen pro cm2 Kulturfläche trägt. Als Antigen-präsentierende
Zellen können
autologe oder allogene, beispielsweise aus dem peripheren Blut isolierte
CD-34-positive, Zytokin-kultivierte dendritische Zellen, aus Epidermis
isolierte Langerhans-Zellen oder Zytokin-kultivierte Blut-Monozyten dienen
(Modul II). Diese Ko-Kultur wird entsprechend den Eigenschaften
der zu testenden Substanzen für
definierte Zeitintervalle allenfalls repetitiv (beispielsweise für 1 bis
72 Stunden) der zu testenden Substanz bzw. dem zu testenden Substanzgemisch
exponiert, wobei die Exposition „topisch", d. h. die Substanz bzw. das Substanzgemisch
wird direkt auf die Hornschicht der organotypischen Kultur appliziert,
oder „systemisch", d. h. die zu testende
Substanz bzw. das zu testende Substanzgemisch wird im Zellkulturmedium
gelöst,
erfolgen kann. Die zu testende Substanz bzw. das zu testende Substanzgemisch
kann in beliebigen Zeitabschnitten erneuert werden. Im Falle der
topischen Applikation kann die Substanz bzw. das Substanzgemisch
in freier Form oder mittels eines Trägers (beispielsweise Löschblattpapier
oder Kunststoffnetzwerk – sustained
release) aufgetragen werden, diese Applikationsform stellt die Interaktion
der verschiedenen Differenzierungsstufen der ORS-Keratinozyten mit
in-vivo auf die Haut applizierten Topika nach (Metabolismus, Modifikation
von Haptenen zu Vollantigenen). Adjuvantien zur Induktion einer
immunologischen Reaktion (beispielsweise Zytokine wie GM-CSF oder Pharmaka
wie Imiquimod) können
beigegeben werden. Zwischen 0–72
Stunden nach Beendigung der Exposition mit der Substanz bzw. dem
Substanzgemisch erfolgt die Messung der Aktivierung der Antigenpräsentierenden
Zellen, beispielsweise durch Bestimmung auf der Genaktivierungs-
oder Proteinebene der Erhöhung
der Expression von CD 86 an der Oberfläche der Antigen-präsentierenden
Zellen oder einer Zunahme der IL-1beta-
bzw. Verringerung der Aquaporin-Produktion durch die Antigenpräsentierenden
Zellen, durch histologische Dokumentation des Migrationsverhaltens
(beispielsweise Einwandern in das bzw. Auswandern aus dem Epidermisaequivalent)
der Antigen-präsentierenden
Zellen, oder durch Nachweis einer Aufnahme und Prozessierung der
zu testenden, allenfalls beispielsweise radioaktiv markierten Substanz
bzw. des Substanzgemisches durch die Antigen-präsentierenden Zellen.
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Die
vorliegende Erfindung schlägt
somit erstmals ein Testkit vor, welches Testzellen als auch Immunzellen
aufweist, zur in vitro-Untersuchung der Wirkung von Effektoren auf
die Testzellen. Die Effektoren können hierbei
insbesondere physikalischer oder biologischer oder chemischer Natur
sein. Die Testzellen können
in vitro angezüchtet
oder ex vivo gewonnen sein.
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Die
Erfindung gibt ferner ein Verfahren zum Herstellen des erfindungsgemäßen Testkits,
sowie Verfahren zu seiner Anwendung an.