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Die
Erfindung betrifft Legierungen auf der Basis von unter Verwendung
von schmelz- und pulvermetallurgischen Techniken hergestellten Titanaluminiden
mit einer Legierungszusammensetzung aus Ti – z Al – y Nb mit 44,5 Atom % ≤ z ≤ 47 Atom %, insbesondere
mit 44,5 Atom % ≤ z ≤ 45,5 Atom
%, und 5 Atom % ≤ y ≤ 10 Atom %
sowie gegebenenfalls Zusätzen
von B und/oder C mit Gehalten zwischen 0,05 Atom % und 0,8 Atom
%.
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Titanaluminid-Legierungen
weisen Eigenschaften auf, die für
einen Einsatz als Leichtbau-Werkstoff, insbesondere für Hochtemperaturanwendungen,
besonders günstig
sind. Für
die industrielle Praxis sind insbesondere Legierungen interessant,
die auf einer intermetallischen Phase γ-(TiAl) mit tetragonaler Struktur
beruhen und neben der Majoritätsphase γ-(TiAl) auch
Minoritätsanteile
der intermetallischen Phase α2(Ti3Al) mit hexagonaler
Struktur enthalten. Diese γ- Titanaluminid-Legierungen zeichnen
sich durch Eigenschaften wie geringe Dichte (3,85–4,2 g/cm3), hohe elastische Moduln, hohe Festigkeit
und Kriechfestigkeit bis zu 700°C
aus, die sie als Werkstoff für
bewegte Bauteile bei erhöhten Einsatztemperaturen
attraktiv machen. Beispiele hierfür sind Turbinenschaufeln in
Flugzeugtriebwerken und in stationären Gasturbinen, Ventile bei
Motoren sowie Heißgasventilatoren.
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Im
technisch wichtigen Bereich von Legierungen mit Aluminium-Gehalten zwischen
45 Atom % und 49 Atom % treten bei Erstarren aus der Schmelze und
beim nachfolgenden Abkühlen
eine Reihe von Phasenumwandlungen auf. Die Erstarrung kann entweder
vollständig über den β-Mischkristall
mit kubisch raumzentrierter Struktur (Hochtemperaturphase) oder
in zwei peritektischen Reaktionen erfolgen, an denen der α-Mischkristall
mit hexagonaler Struktur und die γ-Phase
beteiligt sind.
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Ferner
ist bekannt, dass das Element Niob (Nb) zu einer Steigerung der
Festigkeit, Kriechfestigkeit, Oxidationsbeständigkeit, aber auch der Duktilität führt. Mit
dem in der γ-Phase
praktisch nicht löslichen Element
Bor kann eine Kornfeinung sowohl im Gusszustand als auch nach dem
Umformen mit anschließender
Wärmebehandlung
im α-Gebiet
erreicht werden. Ein erhöhter
Anteil an β-Phase
im Gefüge
infolge von niedrigen Aluminium-Gehalten und hohen Konzentrationen
von β-stabilisierenden
Elementen kann zu grober Dispersion dieser Phase führen und eine
Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften bewirken.
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Die
mechanischen Eigenschaften von γ-Titanaluminid-Legierungen
sind aufgrund ihres Verformungs- und Bruchverhaltens, aber auch
wegen der Gefügeanisotropie
der bevorzugt eingestellten lamellaren Gefüge bzw. Duplex-Gefüge stark
anisotrop. Zu einer gezielten Einstellung von Gefüge und Textur
bei der Herstellung von Bauteilen aus Titanaluminiden werden Gießverfahren,
unterschiedliche pulvermetallurgische und Umform-Verfahren sowie
Kombinationen dieser Herstellungsverfahren angewandt.
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Aus
der Veröffentlichung
von Y-W. Kim und D.M. Dimiduk in „Structural Intermetallics
1997", Eds. M.V.
Nathal, R. Darolia, C.T. Liu, P.L. Martin, D.B. Miracle, R. Wagner,
M. Yamaguchi, TMS, Warrendale PA, 1996, S. 531 ist bekannt, dass
in verschiedenen Entwicklungsprogrammen die Wirkung einer größeren Zahl
von Legierungselementen hinsichtlich Konstitution, Gefügeeinstellung
bei verschiedenen Herstellungsverfahren und einzelnen Eigenschaften
untersucht wurde. Die gefundenen Zusammenhänge sind dabei ähnlich komplex,
wie dies bei anderen Strukturmetallen, z.B. Stählen, der Fall ist, und lassen
sich nur in eingeschränkter
und sehr allgemeiner Form in Regeln zusammenfassen. Daher können bestimmte
Zusammensetzungen herausragende Kombinationen an Eigenschaften aufweisen.
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Aus
EP 1 015 605 B1 ist
eine Titanaluminid-Legierung bekannt, die ein strukturell und chemisch
homogenes Gefüge
aufweist. Hierbei sind die Majoritätsphasen γ(TiAl) und α
2 (Ti
3Al) fein dispers verteilt. Die offenbarte
Titanaluminid-Legierung mit einem Aluminium-Gehalt von 45 Atom % zeichnet sich durch
außergewöhnlich gute
mechanische Eigenschaften und Hochtemperatureigenschaften aus.
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Ein
allgemeines Problem aller Titanaluminid-Legierungen ist ihre geringe
Duktilität.
Bislang ist es nicht gelungen, die durch die Natur der intermetallischen
Phasen vorgegebene hohe Sprödigkeit
und geringe Schadenstoleranz der Titanaluminid-Legierungen über Legierungseffekte
entscheidend zu verbessern (vgl. „Structural Inter metallics
1997", S. 531, siehe
oben). Für
die einleitend genannten Anwendungen sind zwar vielfach plastische
Bruchdehnungen von ≥ 1
% ausreichend. Von den Herstellern von Turbinen und Motoren wird
jedoch gefordert, dass dieses Mindestmaß an Duktilität in der
industriellen Fertigung über
große
Loszahlen garantiert wird. Da die Duktilität empfindlich vom Gefüge abhängt, ist
es im industriellen Fertigungsprozess äußerst schwierig, eine möglichst
homogene Gefügeausbildung
sicherzustellen. Für
hochfeste Legierungen ist die maximal tolerierbare Defektgröße, z.B.
die maximale Korn- oder Lamellenkoloniegröße, besonders klein, so dass
für solche
Legierungen eine sehr hohe Gefügehomogenität wünschenswert.
Diese kann aber schon wegen der unvermeidbaren Schwankungen der
Legierungszusammensetzung von z.B. ± 0.5 Atom % im Al-Gehalt
nur schwer erreicht werden.
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Gegenwärtig werden
von den vielen, in γ-Titanaluminid-Legierungen
möglichen
Gefügetypen nur
lamellare bzw. so genannte Duplex-Gefüge
für Hochtemperaturanwendungen
in Betracht gezogen. Erstere entstehen beim Abkühlen aus dem Einphasengebiet
des α-Mischkristalls, indem
sich Platten der γ-Phase
kristallographisch orientiert aus dem α-Mischkristall ausscheiden.
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Demgegenüber bestehen
Duplex-Gefüge aus
Lamellenkolonien und γ-Körnern und
entstehen, wenn das Material im Zweiphasengebiet α + γ geglüht wird.
Dabei wandeln sich die dort vorliegenden α-Körner beim Abkühlen wieder
in zweiphasige Lamellenkolonien um. Grobe Gefügebestandteile entstehen in γ-Titanaluminid-Legierungen
vor allem dadurch, dass beim Durchlaufen des α-Gebiets große α-Körner
gebildet werden. Dies kann schon bei der Erstarrung geschehen, wenn
sich große
Stengelkristalle der α-Phase
aus der Schmelze bilden. Demnach muss möglichst das Einphasengebiet des α-Mischkristalls
beim Verarbeiten gemieden werden. Da in der Praxis jedoch Schwankungen
der Zusammensetzung und Prozesstemperaturen auftreten und daher die
Konstitution lokal in den Werkstücken
schwankt, ist die Bildung grober Lamellenkolonien nicht auszuschließen.
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Ausgehend
von diesem Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung die
Aufgabe zugrunde, eine Titanaluminid-Legierung mit einer feinen
und homogenen Gefügemorphologie
bereitzustellen, wobei sich in der industriellen Praxis auftretende
Variationen der Legierungszusammensetzung sowie unvermeidliche Temperaturschwankungen
beim Herstellungsprozess kaum oder nicht nennenswert auf die Homogenität der Legierung,
insbesondere ohne grundlegende Änderungen
der Herstellungsverfahren, auswirken sollen. Des Weiteren besteht
die Aufgabe darin, ein Bauteil mit einer homogenen Legierung bereitzustellen.
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Gelöst wird
diese Aufgabe mittels einer Legierung auf der Basis von unter Verwendung
von schmelz- und pulvermetallurgischen Techniken hergestellten Titanaluminiden
mit einer Legierungszusammensetzung aus Ti – z Al – y Nb mit 44,5 Atom % ≤ z ≤ 47 Atom %,
insbesondere mit 44,5 Atom % ≤ z ≤ 45,5 Atom
%, und 5 Atom % ≤ y ≤ 10 Atom %,
die dadurch weitergebildet wird, dass diese Molybdän (Mo) im
Bereich zwischen 0,1 Atom % bis 3,0 Atom %, enthält. Der Rest der Legierung
besteht aus Ti (Titan).
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Es
hat sich in Versuchen gezeigt, dass durch das Zulegieren von Molybdän bei Titanaluminiden
mit einem Niobanteil, bei denen für gewöhnlich die β-Phase nicht über den
gesamten Temperaturbereich stabil ist und sich daher Reste der Hochtemperatur-β-Phase bei
den üblichen
Prozessschritten wie dem Strangpressen auflösen, eine bessere Gefügehomogenität der Legierung
erreicht wird. Somit wird über
den gesamten, für
den Herstellungsprozess relevanten Temperaturbereich ein Volumenanteil
der β-Phase
ohne Kornvergröberungen
realisiert. Dieser erfindungsgemäße Legierungstyp
weist dann aufgrund der feinen und sehr gleichmäßigen Dispersion der β-Phase ein
homogenes Gefüge
mit hohen Festigkeitswerten auf.
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Damit
wird eine Legierung bereitgestellt, die als Leichtbau-Werkstoff für Hochtemperaturanwendungen,
wie z.B. Turbinenschaufel oder Motoren- und Turbinenkomponenten,
geeignet ist.
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Die
erfindungsgemäße Legierung
wird unter Verwendung von gießmetallurgischen,
schmelzmetallurgischen oder pulvermetallurgischen Verfahren oder
unter Verwendung dieser Verfahren in Kombination mit Umformtechniken
hergestellt.
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Vor
allem bei Ti – (44,5
Atom % bis 45,5 Atom %) Al – (5
Atom % bis 10 Atom %) Nb hat die Zugabe von Molybdän mit einem
Gehalt ab 1,0 Atom % bis 3,0 Atom % zu guten Mikrostrukturen mit
einer hohen Gefügehomogenität geführt.
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Darüber hinaus
weist eine erfindungsgemäße Legierung
eine Zusammensetzung aus Ti – z
Al – y
Nb – x
B mit 44,5 Atom % ≤ z ≤ 47 Atom %,
insbesondere mit 44,5 Atom % ≤ z ≤ 45,5 Atom
%, 5 Atom % ≤ y ≤ 10 Atom %
und 0,05 Atom % ≤ x ≤ 0,8 Atom %,
oder eine Zusammensetzung aus Ti – z Al – y Nb – w C mit 44,5 Atom % ≤ z ≤ 47 Atom %,
insbesondere mit 44,5 Atom % ≤ z ≤ 45,5 Atom
%, 5 Atom % ≤ y ≤ 10 Atom %
und 0,05 Atom % ≤ w ≤ 0,8 Atom
% auf, die jeweils Molybdän
(Mo) im Bereich zwischen 0,1 Atom % bis 3 Atom % enthalten.
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Alternativ
besteht eine Legierung aus Ti – z Al – y Nb – x B – w C mit
44,5 Atom % ≤ z ≤ 47 Atom %,
insbesondere mit 44,5 Atom % ≤ z ≤ 45,5 Atom
%, 5 Atom % ≤ y ≤ 10 Atom %,
0,05 Atom % ≤ x ≤ 0,8 Atom
% und 0,05 Atom % ≤ w ≤ 0,8 Atom
% und zusätzlich
aus Molybdän
im Bereich zwischen 0,1 Atom % bis 3 Atom %.
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Mittels
der angegebenen Legierungen und den entsprechenden Legierungsgehalten
werden hochfeste γ-Titanaluminid-Legierungen
mit einer feinen Dispersion der β-Phase
für einen
weiten Bereich an Prozesstemperaturen erzeugt.
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Bei
der vorliegenden Erfindung wird die angestrebte Gefügestabilität und Prozesssicherheit
dadurch erreicht, dass das Auftreten von Einphasengebieten über den
gesamten, bei den Herstellungsprozessen und beim Einsatz durchlaufenen
Temperaturbereich durch den gezielten Einbau der kubisch-raumzentrierten β-Phase vermieden
wird. Prinzipiell tritt die β-Phase
bei allen technischen Titanaluminid-Legierungen als Hochtemperaturphase
bei Temperaturen ≥ 1350°C auf.
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Aus
der Literatur ist bekannt, dass diese Phase durch verschiedene Elemente
wie Mo, W, Nb, Cr, Mn und V bei tieferen Temperaturen stabilisiert werden
kann. Das besondere Problem beim Zulegieren dieser Elemente besteht
jedoch darin, dass die β-stabilisierenden
Elemente sehr genau auf den Al-Gehalt abgestimmt werden müssen. Außerdem treten
bei der Zugabe dieser Elemente unerwünschte Wechselwirkungen auf,
die zu hohen Anteilen der β-Phase
und zu einer groben Dispersion dieser Phase führen. Eine derartige Konstitution
ist für
die mechanischen Eigenschaften äußerst nachteilig.
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Weiterhin
hängen
auch die Eigenschaften der β-Phase
von den jeweiligen Legierungselementen und ihrer Zusammensetzung
ab. Insbesondere muss die Konstitution so gewählt werden, dass eine Ausscheidung
der spröden ω-Phase aus
der β-Phase
weitgehend vermieden wird. Aufgrund dieser Zusammenhänge wird
eine Legierungszusammensetzung bereitgestellt, mit der eine für die mechanischen Eigenschaften
optimale Zusammensetzung und Dispersion der β-Phase für einen weiten Bereich an Prozesstemperaturen
realisiert werden kann. Gleichzeitig werden möglichst gute Festigkeitseigenschaften erzielt.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung enthält die Legierung ebenfalls
Bor, vorzugsweise mit einem Bor-Gehalt in der Legierung im Bereich
von 0,05 Atom % bis 0,8 Atom %. Der Zusatz von Bor führt vorteilhafterweise
zur Bildung von stabilen Ausscheidungen, die zur mechanischen Härtung der
erfindungsgemäßen Legierung
und Stabilisierung des Gefüges
der Legierung beitragen.
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Darüber hinaus
ist es vorteilhaft, wenn die Legierung Kohlenstoff enthält, und
zwar vorzugsweise mit einem Kohlenstoffgehalt im Bereich von 0,05 Atom
% bis 0,8 Atom %. Auch der Zusatz von Kohlenstoff, vorzugsweise
in Kombination mit dem vorbeschriebenen Zusatzstoff Bor, führt zur
Bildung von stabilen Ausscheidungen, die ebenfalls zur mechanischen
Härtung
der Legierung und zur Stabilisierung des Gefüges beitragen.
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Die
Aufgabe wird weiterhin durch ein Bauteil gelöst, das aus einer erfindungsgemäßen Legierung hergestellt
ist. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird auf die voranstehenden
Ausführungen
ausdrücklich
verwiesen.
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Die
Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens anhand
von Ausführungsbeispielen
unter Bezugnahme auf die beigefügten
schematischen Zeichnungen exemplarisch beschrieben, auf die im Übrigen bezüglich der
Offenbarung aller im Text nicht näher erläuterten erfindungsgemäßen Einzelheiten
verwiesen wird. Es zeigen:
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1 eine
Rasterelektronenmikroskopieaufnahme eines Gussblocks mit einer Legierung
Ti – 45 Al – 8 Nb – 0,2 C
(Atom %);
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2a bis 2c jeweils
eine Aufnahme eines Gefüges
in einer Legierung Ti – 45
Al – 8
Nb – 0,2 C
(Atom %) mittels eines Rasterelektronenmikroskops nach verschiedenen
Verfahrensschritten;
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3a und 3b jeweils
eine Aufnahme eines Gefüges
in einer erfindungsgemäßen Legierung
Ti – 45
Al – 5
Nb – 2
Mo (Atom %) nach verschiedenen Verfahrensschritten und
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4 ein
Diagramm mit Spannungs-Dehnungskurven von Proben der Legierung Ti – 45 Al – 5 Nb – 2 Mo (Atom
%).
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In 1 sind
zwei Aufnahmen eines Gefüges
in einem Gussblock der Legierung Ti – 45 Al – 8 Nb – 0,2 C (Atom %) gezeigt. Die
Aufnahmen sowie alle weiteren Aufnahmen in den nachfolgenden Figuren
wurden mittels rückgestreuter
Elektronen in einem Rasterelektronenmikroskop aufgenommen.
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Das
Gefüge
(1) zeigt Lamellenkolonien der α2- und γ-Phase, welche
aus ehemaligen γ-Lamellen
entstanden sind. Die ehemaligen γ-Lamellen werden
von Streifen hell-abbildender Körner
der β- oder B2-Phase getrennt.
Die zunächst
in der β-α-Umwandlung
gebildeten α-Lamellen
zerfallen beim weiteren Abkühlen
in α2- und γ-Lamellen.
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In
den 2a bis 2c sind
weitere Aufnahmen des Gefüges
der Legierung T-45 Al – 8
Nb – 0,2
C nach verschiedenen Verfahrensschritten in den Rasterelektronenmikroskopaufnahmen
gezeigt. 2a zeigt das Gefüge nach
dem Strangpressen bei 1230°C.
Die Strangpressrichtung verläuft
horizontal. Das Gefüge
zeigt Körner
der α2- und γ-Phase, wobei
die kubisch-raumzentrierte β-Phase
verschwunden ist.
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2b zeigt
das Gefüge
der Legierung nach dem Strangpressen bei 1230°C und einem weiteren Schmiedeschritt
bei 1100°C.
Das Gefüge
zeigt Körner
der α2- und γ-Phase
und einige wenige α2/γ-Lamellenkolonien.
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In 2c ist
das Gefüge
der Legierung nach dem Strangpressen bei 1230°C und einer nachfolgenden Wärmebehandlung
bei 1330°C
dargestellt. Das Gefüge
zeigt ebenfalls Körner
der α2- und γ-Phase.
Das Bild zeigt ein voll-lamellares Gefüge mit Lamellen der α2-
und γ-Phase.
Die Lamellenkoloniegröße beträgt ungefähr 200 μm, wobei
auch Kolonien auftreten, die deutlich größer als 200 μm sind.
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Wie
bei dem in 2a dargestellten Gefüge tritt
auch bei den in 2b und 2c dargestellten Gefügen die
kubisch raumzentrierte Phase nicht mehr auf. Somit ist die β-Phase in
diesem Temperaturbereich mit einer Wärmebehandlung nach dem Strangpressen
thermodynamisch nicht stabil.
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In
den
3a und
3b sind
Gefüge
einer erfindungsgemäßen Legierung
in zwei Rasterelektronenmikroskopaufnahmen dargestellt. Ausgehend von
einer Legierung Ti – 45
Al – 5
Nb wurde der Legierung Molybdän
mit 2 Atom % zulegiert. Diese entstandene Legierung Ti – 45 Al – 5 Nb – 2 Mo basiert auf
einer Zusammensetzung, wie sie in der europäischen Patentschrift
EP 1 015 650 B1 beschrieben
ist.
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Die 3a und 3b zeigen
die Gefüge dieser
erfindungsgemäßen Legierung,
die nach dem Strangpressen bei 1250°C und einer nachfolgenden Wärmebehandlung
bei 1030°C
(3a) sowie bei 1270°C beobachtet wurden (3b).
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Das
Gefüge
in 3a zeigt Körner
der α2-, γ- und
der hell-abbildenden β-Phasen,
wobei letztere in Streifen angeordnet sind. Das Gefüge in 3b zeigt Lamellenkolonien
der α2- und γ-Phase
sowie Körner der
hell-abbildenden β-Phase,
aus der sich wiederum die γ-Phase
ausgeschieden hat.
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Die
Gefüge
in 3a und 3b sind
fein, sehr homogen und zeigen eine gleichmäßige Verteilung der β-Phase. Nach
der Wärmebehandlung
bei 1030°C
liegt ein globulares Gefüge
vor, wobei sich Körner
der β-Phase
in Streifen parallel zur Strangpressrichtung angeordnet haben (3a),
während das
bei 1270°C
wärmebehandelte
Material ein sehr homogenes, voll-lamellares Gefüge mit gleichmäßig verteilten β-Körnern aufweist
(3b).
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Die
Koloniegröße der Gefüge der Legierung Ti – 45 Al – 5 Nb-2 Mo beträgt zwischen
20 bis 30 μm und
ist somit mindestens um den Faktor 5 kleiner als sonst in voll-lamellaren
Gefügen
von γ- Titanaluminid-Legierungen.
Innerhalb der β-Phase
wird außerdem
die γ-Phase
ausgeschieden, so dass die β-Körner sehr
fein unterteilt werden. Hierdurch wird insgesamt ein sehr feines
und homogenes Gefüge
erreicht.
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In
Versuchen hat sich herausgestellt, dass diese feine und homogene
Gefügemorphologie
nach Wärmebehandlungen
im gesamten Hochtemperaturbereich bis 1320°C vorhanden ist. Die Gefüge zeigen damit
eindeutig, dass über
den gesamten, für
die Herstellungsprozesse relevanten Temperaturbereich ein ausreichender
Volumenanteil der β-Phase
vorhanden ist und Kornvergröberung
wirksam unterdrückt
wird.
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In
Zugversuchen, die an Material durchgeführt wurden, das bei 1030°C wärmebehandelt
worden war, wird bei Raumtemperatur eine Streckgrenze von 867 MPa,
eine Zugfestigkeit von 816 MPa und eine plastische Bruchdehnung
von 1,8 % gemessen.
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4 zeigt
gemessene Spannungs-Dehnungskurven von Proben der Legierung Ti – 45 Al – 5 Nb – 2 Mo im
Zugversuch. Das Probenmaterial war bei 1250°C stranggepresst worden und
anschließend einer
Wärmebehandlung
von 2 Stunden bei 1030°C und
einer Ofenabkühlung
unterzogen worden. Die bei 700°C
und 900°C
aufgenommenen Zugkurven zeigen, dass die Legierung für viele
Hochtemperaturanwendungen geeignet ist.
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Durch
das Zulegieren geringer Molybdängehalte
wird eine sehr gleichmäßige Mikrostruktur
in der Legierung erreicht, so dass diese Legierungen als Hochtemperatur-Werkstoffe
gut eingesetzt werden können.
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Darüber hinaus
ist in 4 das Ergebnis eines Zugversuchs bei Raumtemperatur
(25°C) am
erfindungsgemäßen Material
dargestellt, wobei die Zugspannung σ in MPa gegen die Dehnung ε in % aufgetragen
ist. Dabei wurde eine Streckgrenzenüberhöhung gefunden, die sonst an γ-Titanaluminid-Legierungen
bislang nicht beobachtet wurde. Diese stellt ein Anzeichen für ein besonders
feines und homogenes Gefüge
dar. Die Streckgrenzenüberhöhung weist
darauf hin, dass das Material auf lokale Spannungen durch plastisches
Fließen
reagieren kann, was sehr günstig
für die
Duktilität
und Schadenstoleranz ist.
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Die
Homogenität
der erfindungsgemäßen Legierungen
hängt im
Bereich relevanter Prozesstemperaturen nicht von technisch unvermeidbaren Schwankungen
der Temperatur oder der Zusammensetzung ab.
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Die
erfindungsgemäßen Titanaluminid-Legierungen
wurden unter Verwendung von gieß-
oder pulvermetallurgischen Techniken hergestellt. Beispielsweise
können
durch Warmschmieden, Warmpressen bzw. Warmstrangpressen und Warmwalzen die
erfindungsgemäßen Legierungen
bearbeitet werden.
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Die
Erfindung bietet den Vorteil, dass trotz der bei der industriellen
Fertigung auftretenden Schwankungen der Legierungszusammensetzung und
Prozessbedingungen zuverlässiger
als bisher eine Titanaluminid-Legierung mit einer sehr gleichmäßigen Mikrostruktur
und hoher Festigkeit bereitgestellt wird.
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Die
erfindungsgemäße Titanaluminid-Legierung
erreicht eine hohe Festigkeit bis zu einer Temperatur im Bereich
von 700°C
bis 800°C
sowie eine gute Raumtemperatur-Duktilität. Somit sind die Legie rungen
für zahlreiche
Einsatzbereiche geeignet und können
z.B. für
besonders hochbelastete Bauteile oder bei für Titanaluminid-Legierungen außergewöhnlich hohen
Temperaturen verwendet werden.