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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Korrektur von Passerdifferenzen
im Druckbetrieb einer Offset-Rotationsdruckmaschine gemäß dem Oberbegriff
des ersten Anspruches. Moderne Bogenoffset-Druckmaschinen, insbesondere
Druckmaschinen für
den Schön- und Widerdruck,
weisen eine Vielzahl von Druck- und Lackwerken auf und erreichen
aufgrund der Reihenbauweise eine beträchtliche Länge. Sie werden von mindestens
einem Hauptantriebsmotor über
einen durchgehenden Antriebsräderzug
angetrieben, der die Rotationsbewegungen der Farb- und bogenführenden
Zylinder, Trommeln und Walzen synchronisiert.
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Zur
Erzielung einer hohen Druckqualität ist die Lagegenauigkeit der
in den einzelnen Druckwerken aufgebrachten Farbauszüge bzw.
Druckbilder auf dem Druckbogen eine wesentliche Vorraussetzung.
Die Druckbilder müssen
zur Erzielung einer hohen Detailschärfe möglichst ohne relative Lageabweichungen
zueinander übereinandergedruckt
werden. Die Lagegenauigkeit wird durch die Passerdifferenz zwischen
den Druckbildern charakterisiert.
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Die
Größe der Passerdifferenz
wird durch eine Vielzahl von dynamischen und statischen Faktoren
beeinflusst: Druckgeschwindigkeit, Beschleunigungs- und Bremsvorgänge, Bogenübergaben
zwischen den Greifersystemen der aufeinanderfolgenden Bogenführungszylinder,
Veränderung
der Abzugskräfte
durch Erwärmung,
Lage der Druckformen auf den Druckformzylindern usw.
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Von
dominierender Bedeutung sind dabei Passerdifferenzen bei Erhöhung der
Drehzahl der Druckmaschine, die zu Makulaturanfall führen. Eine Beschleunigung
bedeutet eine höhere
Drehmomentbelastung im Antriebsräderzug.
Dies führt
aufgrund der Elastizität
der belasteten Zahnräder
zu einer Verdrehung der Zylinder bzw. Walzen zueinander, die sich
so äußert, dass
sich die Druckanfangslinie mit jedem Druckwerk zunehmend von der
Greiferkante weg bewegt (die Abweichung der Druckanfangslinie der
Druckbilder von der Nulllage ist die Passerdifferenz). Dieser Effekt
wird als "Registerspreizen" bezeichnet. Mit
Erreichen der höheren
Drehzahl sinkt die Drehmomentbelastung des Antriebsräderzuges wieder
und der Registerspreizbetrag reduziert sich. Nach einer anschließenden Verringerung
der Drehzahl auf die Anfangsdrehzahl ist die Differenz zwischen
den Druckanfangslinien nicht mehr vorhanden.
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Einer
Erhöhung
der Steifigkeit des Antriebsräderzuges
zur Reduzierung des Registerspreizens sind jedoch Materialgrenzen
gesetzt, so dass infolge der Elastizität insbeson dere von langen Antriebsräderzügen Drehwinkelabweichungen
zwischen den Druckwerken, die sich in Passerdifferenzen der Druckbilder
manifestieren, unvermeidlich sind.
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Um
Passerdifferenzen korrigieren zu können, sind moderne Druckmaschinen
mit fernverstellbaren Einrichtungen zur Umfangsregisterverstellung in
den einzelnen Druckwerken ausgestattet. Zum Ausgleich von Passerabweichungen
in Umfangs-, aber auch in Seiten- oder
Diagonalrichtung sind Druckformzylinder mit Registerstelleinrichtungen ausgerüstet, die
entweder Stelleinrichtungen zur Lagekorrektur des Druckformzylinders
relativ zum benachbarten Gummituchzylinder oder zur Verschiebung
der Druckform auf dem Druckformzylinder umfassen. In neuerer Zeit
werden Druckformzylinder zunehmend mit Einzelantrieben ausgestattet,
so dass Umfangsregisterkorrekturen in einfacher Weise durch Drehwinkel-Sollwertänderungen
innerhalb der Antriebsregelung der Druckformzylinder vorgenommen
werden können.
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Üblicherweise
werden Passerdifferenzen dadurch ausgegeglichen, dass Passermarkierungen (Passkreuze)
in jedem Druckwerk zusammen mit dem eigentlichen Druckbild mitgedruckt,
die Abweichungen der Passermarkierungen der einzelnen Farben manuell
oder durch Inline-Messeinrichtungen ermittelt und daraus Stellbefehle
für die
nötigen
Registerkorrekturen abgeleitet werden. Bei einzeln angetriebenen
Druckformzylindern würden
beispielsweise bei Umfangsregisterabweichungen die Drehwinkelpositionen
der Einzelantriebe relativ zum Antriebsräderzug durch Beaufschlagung
der Drehwinkel-Sollwerte mit einem positiven oder negativen Offsetwinkel
korrigiert, bis die einzelnen Teilbilder auf dem bedruckten Bogen
wieder lagerichtig zur Deckung kommen.
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In
der
DE 101 32 266
A1 wird eine automatische Registernachführung beschrieben, die auf
einer automatischen Passermessung beruht. Mit den aufgezeichneten
und in der Steuerung abgelegten Werten wird dann das Umfangsregister
drehzahlabhängig
nachgeführt.
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Nachteilig
bei diesem Verfahren ist, dass die Nachführung nur drehzahlabhängig erfolgt
und eine automatische Registermesseinrichtung notwendig ist, die
laufend Passerdifferenzen erfasst und zur Druckmaschine zurückführt.
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In
DE 44 34 843 A1 wird
offenbart, wie druckgeschwindigkeitsabhängige Passerdifferenzen vermieden
werden können,
indem diese bei unterschiedlichen Druckgeschwindigkeiten ermittelt
und in der Steuerung gespeichert werden. Entsprechend der aktuellen
Druckgeschwindigkeit kann dann eine Registerkorrektur erfolgen,
wobei auch der Strom-Istwert des Gleichstromhauptantriebes berücksichtigt werden
kann.
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Nachteilig
bei diesem Verfahren ist, dass die Nachführung nur gesteuert aufgrund
der Drehzahl erfolgt und andere Einflüsse wie Ein-/Auskuppeln von Farbwerken,
Umstellung von Schön-
auf Schön-
und Widerdruck (Bogenwendung), etc. nicht berücksichtigt werden.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Vermeidung
von Passerdifferenzen insbesondere für lange Bogendruckmaschinen
zu entwickeln, dass ohne ständige
Passerkontrollmessungen auskommt.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des ersten Anspruchs
gelöst.
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In
der Maschinensteuerung ist ein Drehmomentflussmodell der Druckmaschine
implementiert, mit dem die Passerdifferenzen zwischen den Druckwerken
in Abhängigkeit
von relevanten Einflussgrößen (den
Betriebszustand der Druckmaschine kennzeichnende Antriebs- und Lastmomente,
Steifigkeiten des Antriebsräderzuges
von Druckwerken oder Wendeeinrichtungen) online berechnet werden
und bei Änderung
dieser Einflussgrößen die
dadurch hervorgerufenen Passerdifferenzen durch automatische Umfangsregisterverstellung
online ausgeregelt werden.
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Die
Erfindung hat den Vorteil, dass es mit dem beschriebenen Passerkorrekturverfahren
möglich
ist, ein „Registerspreizen" aufgrund von Änderungen
des Betriebszustandes der Druckmaschine, insbesondere infolge von
Drehzahländerungen,
zu vermeiden, ohne dass eine ständige
Passermessung notwendig ist.
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Die
Erfindung soll an einem Beispiel, das in der einzigen Zeichnung
dargestellt ist, näher
erläutert werden.
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1 ist
ein Beispiel für
ein idealisiertes Momentenflussbild zur Ermittlung der über den
Antriebsräderzug übertragenen
Drehmomente.
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Die
Grundlage des Passerkorrekturverfahrens bildet ein idealisiertes
Drehmomentflussbild, das die Druckmaschinenkonfiguration (Anzahl
der Druckwerke, Lage von Wendeeinrichtungen, Leistung und Anordnung
der Antriebsmotoren) und die Druckrandbedingungen (Druckgeschwindigkeit,
aktive Aggregate, verwendete Farbe, Feuchtwerkmodus...) über dafür ermittelte
Lastmomente MDWi, MFWi im
Antriebsräderzug
berücksichtigt
und die Berechnung der von den resultierenden Drehmomenten im Antriebsräderzug verursachten
Torsionen ermöglicht.
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Das
Beispiel in 1 zeigt eine Bogenoffsetdruckmaschine
in Reihenbauweise mit 5 Druckwerken, die zusammen mit einem An-
und einem Ausleger über
einen durchgehenden Antriebsräderzug
angetrieben werden. Zwei Motoren am ersten und vierten Druckwerk
treiben die Druckmaschine an. In den Druckwerken wird Antriebsleistung
MDWi verbraucht für die Rotation der Platten-,
Gummituch- und Gegendruckzylinder unabhängig davon, ob das Druckwerk
am Druck beteiligt ist oder nicht. Werden die Farbwerke ebenfalls über den
Antriebsräderzug
angetrieben und sind diese bei aktiven Druckwerken eingekuppelt,
erzeugen sie im Modell zu berücksichtigende
Lastmomente MFWi.
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Die
Elastizität
und damit die bei Beschleunigungs- oder Bremsvorgängen eintretende
Torsion des Antriebsräderzuges
zwischen jeweils zwei Druckwerken DWi und
DWj hängt
von der konstruktiven Ausbildung des Räderzuges ab. Beispielsweise ist
die Elastizität
der Räderzugabschnitte
mit einer Wendeeinrichtung an einem Druckwerk DW3 höher als
ohne Wendeeinrichtung. Die Elastizität des Antriebsräderzuges
wird abschnittsweise über
die Drehfedersteifigkeiten Cij berücksichtigt.
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Die
Drehfedersteifigkeiten Cij werden beispielsweise
in Testläufen
aus gemessenen Passerabweichungen an den Druckwerken und den jeweils zwischen
den Druckwerken DWi und DWj übertragenen
Drehmomenten Mij einmalig für die verwendeten Druckmaschinen-Konfigurationen bestimmt.
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Zur
Berechnung der Drehmomente Mij müssen alle
Antriebs- und Lastmomente MANi, MDWi, MFWi erfasst
werden.
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Die
in den Räderzug
eingespeisten Antriebsmomente MANi können bei
den bevorzugt eingesetzten Gleichstrommotoren über die Stromwerte der Antriebsregler
erfasst werden und in dieser Form in das Modell einfließen. Vereinfachend
kann weiterhin angenommen werden, dass alle eingekuppelten Druckwerke
DWi die gleiche Grundleistung verbrauchen (Lastmoment
MDWi) und alle eingekuppelten Farbwerke
dem Antriebsräderzug
das gleiche Moment MFWi entnehmen.
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Beim
Beschleunigen oder Bremsen der Druckmaschine ändern sich nicht nur die in
den Antriebsräderzug
eingespeisten Leistungen MANi, sondern auch
die Lastmomente MDWi, MFWi in
den einzelnen Druckwerken DWi, weil die
in den Druckwerken DWi hervorgerufenen Lastmomente
MDWi, MFWi eine Funktion
der Drehzahl, also der Druckgeschwindigkeit, sind. Die Abhängigkeit
der Lastmomente MDWi, MFWi von
der Drehzahl muss daher ermittelt werden und in das Modell einfließen.
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Die
aktuelle Maschinendrehzahl wird obligatorisch von der Maschinensteuerung über vorhandene
Drehwinkelgeber erfasst.
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Aus
den eingespeisten Antriebsmomenten und den drehzahlabhängigen Lastmomenten
lassen sich dann mit Hilfe des Drehmomentflussmodells die Momente
Mij, welche zwi schen den Druckwerken DWi und DWj über den
Antriebsräderzug übertragen werden,
berechnen.
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Mit
den ermittelten Drehfedersteifigkeiten Cij des
Antriebsräderzuges
und den Momenten Mij werden anschließend die
Torsionswinkel φij des Antriebsräderzuges zwischen den Druckwerken
DWi, DWj berechnet.
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Insbesondere
kann vorgesehen sein, mit dem im ersten Druckwerk aufgedruckten
Druckbild eine Normalposition zu definieren und Umfangsregisterkorrekturwerte
für die
dem ersten Druckwerk folgenden Druckwerke i = 2, ... in Bezug auf
diese Normalposition zu errechnen und die Umfangsregister (Drehwinkelpositionen)
der Druckformzylinder in den Folgedruckwerken entsprechend zu korrigieren.
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Für diesen
Fall ergibt sich der zu kompensierende Umfangsregisterfehler R
i im Druckwerk DW
i, der
mit der zu erwartenden Passerdifferenz korreliert, aus der Summe
der Torsionswinkel φ
ij vom ersten Druckwerk bis zu einem Druckwerk
DW
i:
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Von
der Maschinensteuerung, die dazu über ein entsprechend ausgebildetes
Steuermodul verfügt,
werden nun die zu erwartenden Umfangsregisterfehler Ri online
berechnet und in Form von diese kompensierenden Stellbefehlen druckwerkbezogen an
die Umfangsregisterstelleinrichtungen übermittelt.
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Die
Umfangsregisterfehler Ri werden entweder
kontinuierlich oder zur Entlastung der Maschinensteuerung nur bei
einer Änderung
eines Antriebs- oder Lastmomentes (z. B. Auskuppeln eines Farbwerkes
oder Drehzahländerung)
neu berechnet.
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Das
Drehmomentenflussmodell ist strukturell an die jeweilige Druckmaschine
angepasst und zusammen mit Dateneingängen für Drehzahl, Antriebsströme, Ein-
oder Auskopplung von Aggregaten in den/aus dem Antriebsräderzug und
Algorithmen zur Parameter- und Korrekturwertberechnung in der Maschinensteuerung
integriert.
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Um
zu schelle Stellbewegungen und ein daraus möglicherweise resultierendes
Schwingen zu vermeiden, können
die Drehmomente bzw. die Umfangsregisterkorrekturwerte gefiltert
werden.
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Wenn
an der Maschine mindestens zwei hochauflösende Drehwinkelgeber vorhanden
sind (z.B. Inkrementalgeber vor und nach einer Wendeeinrichtung
DW3), können
diese Lageinformationen genutzt werden, um das Drehmomentenflussmodell zu
korrigieren. Sind mehrere hochauflösende Drehwinkelgeber an mit
dem Räderzug
mechanisch gekoppelten Trommeln bzw. Zylindern vorhanden (wie z.B.
Drehwinkelgeber am Gummi tuchzylinder bei Plattenzylinder-Einzelantrieben),
können
diese Lageinfonnationen ebenfalls genutzt werden, um das Modell
zu korrigieren bzw. zu ersetzen. Dabei kommt es auf eine synchrone
Lageerfassung aller Zylinder an, die z. B. durch ein Synchronisationssignal
oder einen Bus mit definiertem Zeittakt ausgelöst werden kann. Aus der relativen
Verdrehung der Zylinder gegenüber einem
definierten Zustand (z.B. Grunddrehzahl) lassen sich so die Umfangsregisterfehler
zwischen den einzelnen Druckwerken bestimmen und entsprechend korrigieren.
Werden einzelne Zylinder (z.B. Plattenzylinder) separat angetrieben,
ist eine Korrektur durch Addition eines Offsetwinkels zum Drehwinkelsollwert
besonders einfach und dynamisch möglich.
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- DWi,DWj
- benachbarte
Druckwerke
- FWi
- Farbwerk
am Druckwerk i
- Cij
- Federkonstante
des Antriebsräderzuges
zwischen Druckwerk i und Druck
-
- werk
j
- MANi
- Drehmoment
eines Antriebsmotors
- MDWi
- Lastmoment
eines Druckwerkes i
- MFWi
- Lastmoment
eines Farbwerkes i
- Mij
- zwischen
zwei Druckwerken über
den Antriebsräderzug übertragener
resultie
-
- render
Drehmoment
- Ri
- Umfangsregisterfehler
im Druckwerk i
- φij
- Torsionswinkel
des Antriebsräderzuges zwischen
zwei Druckwerken