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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur mechanischen
programmgesteuerten Druckbelastung von Zellen, Zell-Matrix-Kompositen und/oder
Gewebekulturen unter sterilen Bedingungen sowie damit aufgebaute
Bioreaktoren und Bioreaktorsysteme. Die Herstellung von autologen
Zellimplantaten als homogenes Zell-Biomaterial-Komposit ist ein
vielversprechender Ansatz zur Rekonstruktion von zerstörten Gewebeteilen
im Körper.
Dazu ist es erforderlich, autologe Zellen beispielsweise Knorpelzellen
in eine dreidimensionale Form zu bringen und das Komposit weiter
zu kultivieren. Ziel ist es, reimplantierbare Gewebe mit besonders biokompatiblen Eigenschaften
und hoher Stabilität
herzustellen. Dazu ist es erforderlich, die Matrixsynthese der Gewebekulturen
bei unterschiedlichen mechanischen Belastungen und Versorgungsbedingungen
zu untersuchen.
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Stand der Technik
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Für die Druckstimulation
von Zellen und Geweben sind bereits verschiedene Systeme im Stand der
Technik bekannt. Dies sind z.B. die von Buschmann et al. (Buschmann
MD, Gluzband YA, Grodzinsky AJ, Hunziger EB, Mechanical compression modulates
matrix biosynthesis in chondrocyte/agarose culture 1995 Journal
of Cell Science Vol. 108; 1497–1508),
Mauck et al. (Mauck RL, Soltz MA, Wang CCB, Wong DD, Valhmu WB,
Hung CT, Ateshian GA Influence of seeding density and dynamic deformational
loading on the developing structure/function relationships of chondrocyte-seeded
agarose hydrogels 2002 Annals of Biomedical Engineering Vol. 30,
1446–1456),
Davisson et al. (Davisson T, Kunig S, Chen A, Sah R., Ratcliffe
A, Static and dynamic compression modulate matrix metabolism in tissue
engineered cartilage, 2002 Journal of Orthopaedic Research Vol.
20; 842–848)
und Bonassar et. al. (Bonassar LJ, Grodzinsky AJ, Frank EH, Cavila
SG, Bhaktav NR, Trippel SB, The effect of dynamic compression on
the response of articular cartilage to insulin-like growth factor-I,
2001 Journal of Orthopaedic Research Vol. 19; 11–17) beschriebenen Apparaturen
zur Druckstimulation, bei denen ein Kolben die Proben direkt belastet.
Alternativ wird von Carver et al. (Carver SE, Heath CA, Increasing
extracellular matrix production in regenerating cartilage with intermittent
physiological pressure 1999 Biotechnology and Bioengineering Vol.
62; 166–174)
eine Apparatur zur Druckstimulation verwendet, bei der ein Kolben auf
das Medium wirkt und der Druck auf die Probe übertragen wird.
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Folgende
Bioreaktoren zur Kultivierung und Druckstimulation von Zell-Matrix-Kompositen sind bekannt:
Saini
et. al. (Saini S, Wick M, Kenneth W, Concentric cylinder bioreactor
for production of tissue engineered cartilage, 2002 Nethew International
Symposium on Tissue Engineering, Atlanta GA, Oral Presentation)
verwenden zur Druckstimulierung einen Reaktor, der einem konzentrischen
Zylinder-Viskosimeter ähnelt,
wobei ein äußerer Zylinder
um einen inneren stationären
Zylinder mit konischem Bo den rotiert. Zwischen den Zylindern befinden
sich die Zell-Matrix-Komposite, auf die eine Scherbelastung ausgeübt wird.
Die Scherbelastung ist von der Rotationsgeschwindigkeit des äußeren Zylinders
und der Größe der Komposite
abhängig.
Der Spalt zwischen innerem und äußerem Zylinder
beträgt
3 mm und bestimmt so den Durchmesser der Komposite. Nachteilig ist
bei dieser Anordnung, dass es nur im batch-Vertahren und nicht kontinuierlich
betrieben werden kann.
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Kasra
et al. (Kasra M, Goel V, Martin J, Wang ST, Choi W, Buckwalter J,
Effect of dynamic hydrostatic pressure on rabbit intervertebral
disc cells, 2003 Journal of Orthopaedic Research Vol. 21; 597–603) kultivieren
und stimulieren die Zellen in einem Reaktor, bei dem der Druck über einen
Stempel auf das Medium übertragen
wird. Die in einer Gewebekulturplatte befindlichen Komposite werden
zusammen mit dieser in die mediumgefüllte Hydraulikkammer gegeben.
Mit einem Antrieb wird die gewünschte
Kraft auf den Stempel übertragen
und führt so
zu dem Druckaufbau im Medium. Auch dieser Reaktortyp bietet keine
Möglichkeit
für einen
kontinuierlichen Betrieb. Außerdem
ist keine Konditionierung des Mediums durch Platzierung des Reaktors
in einem Inkubator möglich,
da die Hydraulikkammer gegenüber
der Umgebung abgedichtet ist. Sehr nachteilig ist, dass das Medium
bei diesem Typ häufiger gewechselt
werden muss.
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Der
von Mauck et al. (Mauck RL, Soltz MA, Wang CCB, Wong DD, Valhmu
WB, Hung CT, Ateshian GA, Functional tissue engineering of articular cartilage
through dynamic loading of chondrocyte-seeded agarose gels, 2000
Journal of Biomechanical Engineering Vol. 122; 252–260) eingesetzte
Bioreaktor besteht aus einer Petrischale, die die Funktion eines
batch-Reaktors hat. Die in der Petrischale befindlichen Komposite
werden durch einen Stempel mechanisch stimuliert, wobei der Stempel
durch eine exzentrische Nockenwelle zyklisch ausgelenkt wird. Die
Frequenz der Belastung ist somit von der Drehgeschwindigkeit der
Nockenwelle abhängig.
Der Reaktor wird in einem Inkubator platziert, wodurch das Medium
konditioniert wird (Sauerstoffeintrag, pH-Regulierung bei Kohlensäure/Hydrogencarbonat-gepufferten
Medien, Temperatur).
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Diese
Apparatur weist den Nachteil auf, dass durch den mechanischen Antrieb
mittels einer Nockenwelle erhebliche Dichtungsprobleme auftreten, deren
Lösung
den gängigen
Anforderungen an Sterilität
kaum oder nur mit sehr hohem apparativen Aufwand gerecht werden.
Darüber
hinaus ist kein Perfusionsbetrieb möglich.
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Im
System von Domm et al. (Domm C, Fay J, Schünke M, Kurz B, Die Redifferenzierung
von dedifferenzierten Gelenkknorpelzellen in Alginatkultur, 2000
Der Orthopäde
Vol. 29; 91–99)
und Hansen et al. (Hansen U, Schünke
M, Domm C, Ioannidis N, Hassenpflug J, Gehrke T, Kurz B, Combination
of reduced oxygen tension and intermittent hxdrostatic pressure:
a useful tool in articular cartilage tissue engineering, 2001 Journal
of Biomechanics Vol. 34; 941–949)
werden Gewebekulturplatten mit den Kompositen in eine Arbeitskammer
gegeben (max. 6 Gewebekulturplatten) und mit einem definierten Gasgemisch
beaufschlagt. Der Gasdruck wird durch das in den Kavitäten der
Zellkulturplatten befindliche Medium auf die Komposite übertragen.
Das Gasgemisch wird durch Öffnen
eines Ventils in die Arbeitskammer geleitet. Ist der Solldruck in
der Arbeitskammer erreicht, wird das Ventil geschlossen. Am Ende
der Belastungsphase wird das Gasgemisch bei geöffnetem Ventil mit einer Pumpe
aus der Arbeitskammer in die Vorratskammer gepumpt. Am Ende der
Entlastungsphase strömt
das Gasgemisch wieder durch ein Ventil in die Arbeitskammer. Druckverluste
werden durch den Drucksensor in der Arbeitskammer registriert und
durch Zuleitung von Gasgemisch bis zum Erreichen des Sollwertes
beseitigt. Ein Wasserbad am Boden der Arbeitskammer sorgt für eine konstante Temperatur.
Die intermittierende hydrostatische Druckbelastung und die Regelung
des Druckes werden durch ein Computerprogramm gesteuert. Allerdings
ist bei diesem System kein kontinuierlicher Mediumaustausch in den
Kavitäten
der Gewebekulturplatten möglich.
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Die
von Handa et al. (Handa T, Ishihara H, Oshima H, Osada R, Tsuji
H, Obata K, Effects of hydrostatic pressure on matrix synthesis
and matrix metalloproteinase production in the human lumbar intervertebral
disc, 1997 Spine Vol. 22; 1085–1091)
und Hutton et al. (Hutton WC, Elmer WA, Boden SD, Hyon S, Toribatake
Y, Tomita K, Hair GA, The effecf of hydrostatic pressure on intervertebral
disc metabolism, 1999 Spine Vol 24; 1507–1515) beschriebenen Apparaturen
werden zur statischen Druckapplikation eingesetzt. Ein mit Wasser
gefülltes
Druckgefäß enthält eine
Plastik-Spritze, die als batch-Reaktor dient. In der Spritze befinden
sich Medium und die Testkörper.
Das Druckgefäß wird mit
Stickstoffgas beaufschlagt. Der Druck wird über das Wasser auf den Spritzenkolben
und durch diesen auf das Medium übertragen.
Am Deckel der Apparatur befindet sich ein Manometer zur Messung
des aufgebauten Druckes. Diese Apparatur ist nicht einfach zu steri lisieren und
weist insgesamt einen sehr komplexen Aufbau auf. Weiterhin ist mit
dieser Apparatur kein kontinuierlicher Betrieb möglich.
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Nehring
et al. (Nehring D, Adamietz P, Meeren NM, Pörtner R, Perfusion cultures
and modelling of oxygen uptake with three dimensional chondrocyte pellets,
1999 Biotechnology techniques 13, 701–706) setzten ein System ein,
bei dem die Proben in einer Kulturkammer mit 10 Wells, ähnlich einer
Gewebekulturschale, kontinuierlich mit konditioniertem Medium versorgt
werden. Eine Druckstimulation ist mit diesem System nicht möglich.
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Aufgabe
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, ein Bioreaktorsystem und eine
Vorrichtung zur Druckstimulation bereitzustellen, das zur Kultivierung (Herstellung)
und mechanischen Druckstimulation von Zellen und Zell-Matrix-Kompositen
unter sterilen Bedingungen geeignet ist, ein hohes Maß an Variabilität hinsichtlich
der Stimulation, Kultivierung und Handhabung aufweist und einfach
zu reinigen ist.
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Lösung der Aufgabe
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
die Bereitstellung einer Vorrichtung zur Druckstimulation, die auf
eine Gewebekulturplatte gesetzt ein neuartiges Bioreaktorsystem
darstellt. Das Bioreaktorsystem gemäß der Ansprüche 10 bis 16 und die Vorrichtung
zur Druckstimulation gemäß der Ansprüche 1–9 sind
besonders einfach aufgebaut, leicht sterilisierbar und zur Kultivierung
und mechanischen Druckstimulation von Zellen und Zell-Matrix-Kompositen
geeignet.
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Das
Bioreaktorsystem besteht aus einem Bioreaktor und einer Vorrichtung
zur Druckstimulation. Es zeichnet sich durch ein hohes Maß an Variabilität hinsichtlich
der Stimulation, Kultivierung und Handhabung aus:
- – Die Stimulation
der Komposite erfolgt mit definiertem oder undefiniertem Druck
- – Die
mechanische Druckstimulation erfolgt mit Kolben bzw. Stempeln
- – Die
Stimulation wird wahlweise statisch und dynamisch durchgeführt
- – Frequenz
und Dauer der Druckbelastung sind frei programmierbar
- – Der
Austausch von Medium und Probennahme erfolgt bei geschlossenem System
- – Einfache
Reinigung und Sterilisierbarkeit
- – Wahlweise
Einstellung auf Perfusions- oder batch-Betrieb
- – Messung
des Stress-Relaxations-Verhaltens und/oder der Belastbarkeit der
Komposite erfolgt während
der Kultivierung im Reaktor
- – Die
Komposite werden getrennt mit Medium versorgt
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Als
Basis des Bioreaktors dienen handelsübliche Gewebekulturplatten
(Fa. Techno Plastic Products, Trasadingen, Schweiz; Fa. Nunc, Wiesbaden, Deutschland;
Fa. Böttger
Bodenmais; etc.), die je nach Typ 6, 12 oder 24 Kavitäten besitzt.
Auf diese Gewebekulturplatte wird eine erfindungsgemäße Vorrichtung
zur Druckstimulation mit Stempeln oder Kolben aufgesetzt. Diese
Anordnung hat den Vorteil, dass in der Gewebekulturplatte gleichzeitig
mehrere Komposite und/oder Zellproben und/oder Gewebproben kultiviert
und druckstimuliert werden können.
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In
den Gewebekulturplatten sorgen Lochscheiben (20), vorzugsweise
aus VA-Stahl oder
Teflon, für
eine genau definierte Kompression der Komposite und/oder Zellproben
und/oder Gewebeproben, da durch die Lochscheiben der Abstand zwischen dem „Auflager" des Konstrukts (Boden
der Kavität der
Gewebekulturplatte) und dem Stempel (4–6) bestimmt wird.
Weiterhin wird durch die Lochscheiben verhindert, dass die in den
Löchern
der Scheibe (19 und/oder 41) befindlichen Komposite
aus dem Bereich der Stempel herausschwimmen und dadurch der Druckbelastung
entgehen.
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Die
auf die Gewebekulturplatten aufgesetzte Vorrichtung zur Druckstimulation
bietet darüber
hinaus die Möglichkeit,
bei geschlossenem System Medium auszutauschen und Proben des Mediums
zu entnehmen. Die Prozessführung
erfolgt alternativ im batch-Betrieb, bevorzugt jedoch kontinuierlich
im Perfusionsbetrieb. Beim kontinuierlichen Betrieb ist zusätzlich ein
externes Konditionierungsgefäß angeschlossen,
in dem z.B. der Sauerstoffgehalt und der pH-Wert gemessen und reguliert
wird. Dadurch herrschen im Bioreaktor konstante Verhältnisse,
und inhibierende Stoffwechselprodukte werden ausgespült.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
zur Druckstimulation besteht aus einer vorzugsweise rechteckigenGrundplatte
(1), die auf eine Gewebekulturplatte (2) aufgesetzt
wird. In der Grundplatte (1) befinden sich Bohrungen, so
angeordnet, dass direkt über
jeder Vertiefung (Well) der darunter liegenden Gewebekulturplatte
eine Bohrung vorhanden ist. In die Bohrungen werden etwa T-förmige Kolben
(3) mit diese umfassende Federelementen (7), eingesetzt, die
wie ein Stempel (4–6)
in die Kavität
der darunter liegenden Gewebekulturplatte (2) ragen. Auf
der rechteckigenGrundplatte (1) wird ein Deckel (8)
mit einem Anschluss (9) für eine Druckbeaufschlagung, z.
B. durch einen Druckluftschlauch aufgesetzt. Die rechteckigeGrundplatte
(1) und der Deckel (8) werden so aufeinander gesetzt,
dass zwischen der rechteckigenGrundplatte (1) und dem Deckel
(8) ein Hohlraum entsteht, der eine Druckkammer bildet
und der durch den Anschluss (9) pneumatisch mit Druck beaufschlagt
wird. Die Druckapplikation am Anschluss (9) lenkt die Kolben
gegen die Federkraft der Federelemente (7) aus. Die Druckfedern
ermöglichen
die Rückführung der
Stempel (4–6)
bei der Druckentlastung.
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Alternativ
ist der Anschluss (9) zur Durchführung von elektrischen Leitungen
ausgelegt und ist in dem Hohlraum zwischen der rechteckigenGrundplatte
(1) und dem Deckel (8) mindestens eine mit den elektrischen
Leitungen verbundene Wicklung zur Erzeugung einer elektromotorischen
Kraft vorgesehen, welche mit einem/einer an dem Stempel (4–6)
oder Kolben (3) angebrachten Magneten/Wicklung derart elektromagnetisch
wechselwirkt, dass bei Zuführung von
elektrischer Energie über
die elektrischen Leitungen über
den Anschluss (9) der Stempel (4–6)
oder Kolben (3) nach oben oder unten bewegt wird.
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Die
Vorrichtung dient der dynamischen Druckbelastung von Gewebekulturen,
Zellen, Explantaten oder Implantaten jeglicher Art; sie wird komplett
ohne Gewebekulturplatte sterilisiert. Es ist dem Fachmann ersichtlich,
dass das Prinzip der Vorrichtung zur Druckstimulation auch ohne
weiteres auf handelsübliche
Gewebekulturplatten mit 12, 24, 48 und 96 Kavitäten (Wells) übertragbar
ist.
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Durch
die gleichzeitige Kultivierung und Stimulation mehrerer Komposite
ist eine statistische Aussage der Ergebnisse möglich. Es ist vorgesehen, jede
Kavität über eigene
Anschlüsse
mit Medium zu versorgen, damit vergleichende Tests mit verschiedenen
Medien und Zusätzen
durchgeführt
werden. Darüber
hinaus können
die Testkörper
(Probe, Gewebe, Zellen, Komposite etc.) unterschiedlich stark komprimiert
werden. Nach der kontinuierlichen Kultivierung kann die Gewebekulturplatte
zusammen oder unabhängig
vom Bioreaktor als batch-Kultur im Brutschrank weiterkultiviert
werden, oder durch die Vorsehung von Heiz- und/oder Kühlelementen
als Teil der Vorrichtung, z.B. integriert in oder an den Zu- und/oder
Abführleitungen
der Medien, können
die Testkörper
(Proben, Gewebe, Zellen, Komposite etc.) auch in der Vorrichtung
verbleibend weiter kultiviert werden.
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Während der
Kultivierung von Zell-Matrix-Kompositen baut sich eine extrazelluläre Matrix auf,
die die Druckbelastbarkeit der Komposite erhöht. Kultiviert man die Komposite
direkt auf Drucksensoren, kann die Zunahme der Belastbarkeit mit
der Kultivierungszeit online gemessen werden. Für diesen Einsatz werden piezoresistive
Druckaufnehmer vorzugsweise auf der Basis von Silizium verwendet,
da diese eine Reihe von Vorteilen haben:
- – hoher
k-Faktor → hohe
Empfindlichkeit
- – kurze
Einstellzeiten → geeignet
für dynamische und
statische Messungen
- – lineare
Kennlinie
- – geringe
Abmessungen
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Zur
Verstärkung
des Drucksensorsignals kann beispielsweise ein Subtrahierverstärker eingesetzt
werden.
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Ausführungsbeispiele
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1. Isolierung und Vermehrung
von Zell-Matrix-Kompositen
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Zur
beispielhaften Kultivierung und Druckstimulation von Zell-Matrix-Kompositen
werden Bandscheibenzellen isoliert und in Agarose immobilisiert.
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Dazu
werden die Nuclei pulposi und Anuli fibrosi beispielsweise aus Schweinen
oder Schafen entnommen, in Verdauungsmedium (ca. 10 ml pro Gramm
Gewebe) aufgenommen und bei 40 UPM und 37°C auf einem Rüttler (Certomat
R/H, Fa. B. Braun, Melsungen) inkubiert, um die Zellen zu vereinzeln. Das
Medium besteht aus 25 mg Hyaluronidase und 7,5 mg Typ-II-Kollagenase
in 100 ml PBS (Phosphate Buffered Saline) mit Calcium gelöst, mit
125 U/ml Penicillin und 125 μg/ml
Streptomycin versetzt. Nach 24 Stunden werden die Zellen mit 240 × g zentrifugiert (Labofuge
400, Fa. Heraeus-Instruments, Hanau), in Medium resuspendiert und
in einer Dichte von ca. 5000 Zellen/cm2 in
Gewebekulturflaschen (Fa. Techno Plastic Products, Trasadingen,
Schweiz; Fa. Nunc, Wiesbaden; Fa. Böttger Bodenmais etc.) ausgesät, bei 37°C kultiviert
und bei Erreichen von ca. 90% Konfluenz passagiert.
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Als
Medium zur Kultivierung weiterer Zell-Matrix-Komposite wird jeweils
das für
diese Zell- bzw. Gewebesorte optimale Medium verwendet. Die Auswahl
des geeigneten Mediums ist dem Fachmann anhand der Literatur leicht
möglich.
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Zur
Kultivierung von beispielsweise Bandscheibenzellen wird beispielsweise
sterilfiltriertes (Steritop (0,2 μm),
Fa. Millipore, Eschborn) Ham's F12
(Fa. Biochrom, Berlin) 10% nicht hitzeinaktiviertem fetalem Kälberserum
(Fa. PAA Laboratories), 50 mg/l Ascorbinsäure, 4 mM L-Glutamin, 100 μ/l Penicillin
und 100 mg/l Streptomycin eingesetzt.
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Die
Pufferlösung
zum Waschen der Zellen vor den Passagen (Subkultivierungen) ist
in diesem Fall calcium- und magnesiumfrei und besteht beispielsweise
aus einer 10-fach konzentrierten Vorratslösung (80 g Natriumchlorid,
2 g Kaliumchlorid, 2 g di-Natriumhydrogenphosphat und 15 g Kaliumdihydrogenphosphat
in 1 l Reinstwasser gelöst
mit einem pH-Wert von 7,4), die vor der Verwendung mit Reinstwasser
verdünnt
und anschließend
autoklaviert (121°C,
20 Min.) oder sterilfiltriert wird.
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2. Kultivierung
von Zell-Matrix-Kompositen im Bioreaktor
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Als
Bioreaktor wird eine handelsübliche
Gewebekulturplatten mit beispielsweise 6 Kavitäten (Fa. Techno Plastic Products,
Trasadingen, Schweiz) verwendet. Dazu wird der Bioreaktor vor der
Verwendung autoklaviert und anschließend die Zell-Matrix-Komposite
mit 4 ml Medium (ohne Antibiotika) pro Kavität unter sterilen Bedingungen
eingesetzt. Nach einer Inkubationszeit von einem Tag im Brutschrank
bei 37°C,
95% Luftfeuchte, 5% CO2 wird die Druckkammer
des Bioreaktors kontinuierlich mit einem Druck von 1,5 × 105 Pa und einer Frequenz von 0,1 Hz beaufschlagt.
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An
den Schlauchanschlüssen
für Mediumwechsel
und Probennahme werden Spritzenvorsatzfilter (0,2 μm, Ø 25 mm)
mit Schraubverschluss angeschlossen. Über diese Filter werden per
Einwegspritzen täglich
0,5 ml Medium pro Kavität
ausgetauscht. Die Druckausgleichs- bzw. Belüftungskanäle werden mit Sterilluftfilter
(Fa. Schleicher&Schuell)
vor Kontaminationen geschützt.
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Alternativ
wird 4 Tage lang inkubiert. Nach der Inkubationszeit von vier Tagen
wird der Reaktor von der Zellkulturplatte getrennt und diese noch
weitere 3 Tage im Brutschrank inkubiert. Anschließend wird
das Medium mikroskopisch auf etwaige Kontaminationen untersucht.
Zusätzlich
werden Ausstriche auf Caseinpepton-Sojamehlpepton-Agar (CASO-Agar) angefertigt
und 3 Tage im Brutschrank inkubiert.
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Zur
Perfusion (Kontinuierlicher Betrieb) des Zell-Matrix-Aggregates
mit Medium wird wie folgt verfahren: Über Schlauchpumpen wird das
Medium alternierend zur Druckstimulation umgewälzt. Damit wird das Medium
dem Konditionierungsgefäß zugeführt, wo
verschiedenste Parameter gemessen und geregelt werden können und
aber auch die Konditionierung des Mediums im Brutschrank stattfindet
sowie Stimulantien, wie Cytokine u.ä. zugesetzt werden können. Dabei
muss das Reaktor-Kernstück
nicht geöffnet
werden, und damit wird die Kontaminationsgefahr erheblich verringert.
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3. Druckstimulation
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Die
Zellen im Bioreaktor werden mit der erfindungsgemäßen Druckapparatur
mit einem oder mehreren Teflonstempeln mechanisch druckstimuliert. Die
Auslenkung der Stempel (4–6) erfolgt pneumatisch.
Dazu wird in der Druckkammer ein Druck aufgebaut, der auf die Stempel
(4–6)
wirkt und diese gegen die Federkraft von Druckfedern auslenkt. Für die zyklische
Druckapplikation wird ein 3/2-Wege-Magnetventil (z.B. Typ 6014, Fa. Bürkert, Ingelfingen)
eingesetzt. Das Ventil ist mit einer programmierbaren Steuereinheit
(Typ 1078, Fa. Bürkert)
verbunden, die die Druckstimulation der Komposite mit der gewünschten
Frequenz ermöglicht.
Die Dauer der Stimulation wird über
eine Zeitschaltuhr (ML(P5)1007P, Fa. Malon; Shanghai, China) durch
Ein- bzw. Ausschalten des Ventils gesteuert.
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Druckfedern
ermöglichen
die Rückführung der
Stempel (4–6)
bei der Druckentlastung.
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Alternativ
wird als Bioreaktor eine Edelstahl-(VA-Stahl-) Zellkulturplatte
(Fa. Gerber-Feinmechanik, Mücke-Bernsfeld)
mit integrierten Drucksensoren verwendet, so dass die Zunahme der Druckstabilität durch
synthetisierte extrazelluläre
Matrix oder das Stress-Relaxations-Verhalten der Komposite gemessen
wird. Die Komposite werden dabei auf den von einem Edelstahlgehäuse umgebenen
piezoresistiven Drucksensoren kultiviert. Eine dünne richtkraftlose Membran überträgt die einwirkende Kraft
auf Silikonöl,
das sich zwischen der Membran und der Druckmesszelle befindet.
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4. Druckmesssystem
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Der
Bioreaktor wird durch ein Druckmesssystem ergänzt, das es ermöglicht,
die Komposite mit genau definiertem Druck zu belasten und die Zunahme
der Belastbarkeit der Zell-Matrix-Komposite sowie das Stress-Relaxations-Verhalten
der Komposite online zu messen. Dazu werden die Komposite in einer
Edelstahl-Gewebekulturplatte
mit integrierten Drucksensoren kultiviert. Die auf die Edelstahl-Gewebekulturplatte
aufgesetzte Apparatur zur Druckstimulation komprimiert die Komposite
um einen bestimmten Betrag. Der auf die Sensoren wirkende resultierende
Druck erzeugt ein Spannungssignal, das verstärkt und an eine Anzeigeap paratur
geführt
wird. Drucksensoren, Spannungsverstärkung und Signaldarstellung
bilden das Messsystem.
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Die
Edelstahl-Gewebekulturplatte mit Drucksensoren ist in 3 dargestellt.
Die Gewebekulturplatte (24) aus VA-Stahl besitzt sechs
Bohrungen, die jeweils in drei Durchmessern abgesetzt sind. Die oberen
Durchmesser (25) bilden den Sterilraum (26) für die Aufnahme
der Proben und des Nährmediums. Die
mittleren Bohrungen (27) dienen als Führung für die höhenverstellbaren Aufnahmen
(29) der Drucksensoren (28). Die Drucksensoraufnahmen
(27) sind vorzugsweise aus PEEK (Polyetheretherketon) gefertigt.
O-Ringe (30) dichten die sterilen Bereiche gegenüber dem
Außenbereich
ab.
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Die
dritten Bohrungen (31) ermöglichen die Durchführung der
Anschlussleitungen für
die Drucksensoren. Die Aufnahmen mit den Drucksensoren lassen sich
jeweils mittels zwei M2-Schrauben (32) in der Höhe verstellen,
so dass die Kompression der Proben definiert werden kann. Die Stempelauslenkung
wird durch die Stufen (33) begrenzt. Die höhenverstellbaren
Sensoraufnahmen ermöglichen
auch eine definierte Druckapplikation. In der Regel nimmt die Stabilität der Komposite
mit fortschreitender Kultivierung zu. Soll der Druck während der
Kultivierung konstant bleiben, muss die Kompression mit den höhenverstellbaren
Sensoraufnahmen nachreguliert werden.
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Die
Empfindlichkeit der Sensoren ist in der Mitte der richtkraftlosen
Membran am größten und nimmt
in radialer Richtung kontinuierlich ab. Eine reproduzierbare Druckmessung
von elastischen Testkörpern
ist daher nur möglich,
wenn die aus der Druckbelastung resultierende Kraft immer an der gleichen
Stelle auf die Membran wirkt. Die Testkörper bzw. Komposite werden
deshalb in Aufnahmen (34) aus PEEK aufgenommen, die die
resultierenden Kräfte über einen
zylindrischen Fortsatz (35) mit 1,5 mm Durchmesser mittig
auf die Membran übertragen.
Mit M3-Schrauben (36) kann die Drucksensorplatte mit dem
Bioreaktor verbunden werden.
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Den
zeitlichen Verlauf der Ausgangsgröße eines Messsystems bei einer
sprunghaften Änderung der
Eingangsgröße bezeichnet
man als Sprungantwort. Die Ausgangs- oder Messgröße nähert sich einem stationären Wert.
Die Sprungantwort kann z.B. ein Verzögerungsglied erster oder höherer Ordnung sein,
abhängig
von der Größe und Anzahl
der Energiespeicher (Kapazitäten)
des Systems. Für
die Messung des Stress-Relaxations-Verhalten von Zell-Matrix-Kompositen
oder Knorpelgeweben ist eine Sprungantwort mit relativ kleiner Zeitkonstante
nötig, da
die Trägheit
des Systems ansonsten die Messung von dynamischen Eingangsgrößen verfälscht. Die ideale
Sprungantwort wäre
eine Funktion, bei der die Ausgangsgröße zeitgleich mit der Eingangsgröße einen
stationären
Wert erreicht.
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Zur
Untersuchung der Sprungantwort des Messsystems wurde eine 3%-Agarose-Scheibe 17–22% komprimiert.
Der resultierende Druck wurde über
einen Zeitraum von ca. 50 Sekunden gemessen. Zur Simulation der
Belastbarkeitszunahme durch synthetisierte extrazelluläre Matrix
sowie der Messung des Stress-Relaxations-Verhaltens von Zell-Agarose-Kompositen
wurden 2%-, 4%- und 5%-Agarose-Scheiben
17–22%
komprimiert und der resultierende Druck über einen Zeitraum von ca.
5 Minuten gemessen.
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Weitere
Ausführungsbeispiele
werden an Hand der 1 und 2 dargestellt. 1 und 2 zeigen
dazu die Vorrichtung zur mechanischen Druckbelastung in einer bevorzugten
Ausführungsform.
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Die
Vorrichtung ist – in
der in 1 gezeigten Ausführungsform – aus einer rechteckigenGrundplatte
(1), bevorzugt aus VA-Stahl, gefertigt, die auf einer Gewebekulturplatte
(2), vorzugsweise eine 6-, 12-, 24-, 48- oder 96-Well-Platte,
aufgesetzt wird. Über
jeder Kavität
ist eine Bohrung vorhanden, in die z.B. ein zylindrischer, T-förmiger Kolben
(3) oder Stempel (4–6) eingesetzt wird,
wobei der T-förmige Kolben
oder Stempel bevorzugt aus Teflon besteht. Die Bohrung kann in mehrere
Durchmesser abgesetzt sein, z.B. mit 33 mm an der Oberkante der Grundplatte
(37), mit 27 mm in der Mitte (38) und mit 21 mm
an der Unterkante der Grundplatte (39), wodurch drei Stufen
entstehen. In dieser Ausführung der
Erfindung dient die untere Stufe (40) als Widerlager für zylindrische,
den Kolben (3) umschließende Federelemente (7,
hier Druckfedern). Der Kolben des zylindrischen Stempels (3)
wird in die Bohrung geführt,
d.h. in diesem Ausführungsbeispiel
im oberen und unteren Bereich der Bohrung. Auf die Grundplatte (1)
ist ein vorzugsweise aus aus Edelstahl, besonders bevorzugt aus
VA-Stahl gefertigter Deckel (8) mit einem Anschluss (9)
für eine
Druckbeaufschlagung durch Gase oder Flüssigkeiten vorgesehen, der z.B.
mit Hilfe einer Schraubverbindung an der Grundplatte (1)
befestigt ist. In diesem Ausführungsbeispiel erfolgt
die Befestigung des Deckels (8) an der Grundplatte (1)
mit Hilfe von vier in den Ecken befindlichen M3-Schraubverbindungen (10). Der
zwischen Deckel (8) und Grundplatte (1) entstehende
Hohlraum ist als Druckkammer (z.B. durch Anbringung von Dichtungen
und druckfesten Verbindungen zwischen Grundplatte (1) und
Deckel (8)) ausgeführt,
die über
den Anschluss (9) pneumatisch mit Gasen oder Flüssigkeiten
unter Druck und damit mit Druck beaufschlagt werden kann. Durch
Druckapplikation am Anschluss (9) werden die Kolben (3)
gegen die entsprechend vorgespannten Federelemente (7)
ausgelenkt und drücken
auf die unter der Grundplatte (1) und unter den Bohrungen
angebrachte Gewebekulturplatte (2).
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Um
besonders hohen Druck auf die Zellen ausüben zu können, befindet sich zwischen
der Gewebekulturplatte (2) und der darauf aufgesetzten Grundplatte
(1) eine – nicht
dargestellte – druckdichte,
aber lösbare
Verbindung. Diese kann z.B. dadurch hergestellt werden, dass am äußeren Rand
der Gewebekulturplatte (2) elastische Dichtungen angebracht
sind, so dass bei Druckbeaufschlagung der Gewebekulturplatte durch
die Kolben (3) und den damit einhergehenden Druckaufbau
innerhalb des Bereiches zwischen Kolben und Gewebekulturplatte sich
die seitlichen Ränder
der Gewebekulturplatte nach aussen verbiegen und damit die außen an den seitlichen
Rändern
angebrachten, elastischen Dichtungen (41) gegen den über den
Rand hinunterragenden Teil der Grundplatte (1) drücken, so
dass eine Abdichtung und Halterung der Gewebekulturplatte entsteht.
-
Um
noch höheren
Druck auf die Proben (21) in den Kavitäten und damit auf die Gewebekulturplatte
(2) ausüben
zu können,
weist eine ganz besonders bevorzugte Grundplatte (1) – nicht
dargestellt – an den
Seiten etwa L-förmig
verlängerte
Seitenteile der Grundplatte (1) auf, die mit der Grundplatte
(1) fest oder lösbar
verbunden sind, wobei die Verlängerungen
so ausgeführt
sind, dass der kürzere
oder längere
Schenkel der etwa L-förmigen
Verlängerung
unter die Gewebekulturplatte (2) greift, so dass der Kolben (3)
die Gewebekulturplatte (2) und damit den Inhalt der Kavitäten gegen
ein festeres Widerlager drückt. Im
Falle der lösbaren
Verbin dung zwischen den etwa L-förmigen
Verlängerungen
an der Grundplatte (1) ist eine elastische Dichtung (41)
zwischen den Verlängerungen
und der Grundplatte (1) vorgesehen, so dass die Dichtung
eine eventuelle Vergrößerung des Spaltes
zwischen der etwa L-förmigen
Verlängerungen
und der Grundplatte (1 ), wie sie etwa durch die Druckausübung auf
die Gewebekulturplatte und damit auf die L-förmigen
Verlängerungen
auftritt, ohne wesentlichen Druckverlust aufnimmt.
-
Alternativ – nicht
dargestellt – werden
Klammern, z.B. in Form von Schraubzwingen mit einem Anschlag auf
dem Deckel (8) und dem zweiten Anschlag unterhalt der Gewebekulturplatte
(2) angebracht, um das „Auseinanderdrücken" der Teile Deckel,
Grundplatte und Gewebekulturplatte zu vermeiden. In diesem Fall
können
die oben genannten elastischen Dichtungen zwischen den jeweiligen
Teilen durch zähe,
wie z.B. Teflon- oder Kupfer-Ring-Dichtungen ersetzt werden.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
ist, wie in 1 auch dargestellt – zur Ausbildung
eines sterilen Bereiches (13) im Bereich oberhalb der Gewebekulturplatte – eine elastische
Membran (12), z.B. in Form einer Silikonfolie im Übergangsbereich
zwischen Deckel (8) und Grundplatte (1) angebracht,
so dass das druckbeaufschlagende Medium, wie Gas oder Luft, nicht
in den sterilen Bereich (13) eindringt. Die elastische
Membran (12) trennt den pneumatischen Teil der Druckkammer
(11) vom sterilen Teil (13) der Gewebekulturplatte
und verhindert somit, dass druckbeaufschlagtes Medium wie z.B. Luft
oder inertes Gas aus der Druckkammer (11) an den Kolben
(3) vorbei in die Kavitäten
der Gewebekulturplatte (2) strömt. Bei Druckentlastung sorgen
die Federelemente (7) für
eine Rückstellung
der Kolben (3) oder Stempel (4–6) in die Ausgangsposition.
-
Zur
Versorgung der Proben oder Gewebekulturen in den Kavitäten oder
zur Rückführung von Flüssigkeiten
aus den Kavitäten
sind an der Seite der Grundplatte (1) Anschlüsse (14),
insbesondere Schlauchanschlüsse
und damit korrespondierende Druckausgleichs- und/oder Begasungskanäle (16) z.B.
in Form von Bohrungen vorgesehen, wobei die Kanäle so ausgeführt sind,
dass über
die Anschlüsse (14)
zugeführte
Versorgungsmedien in die zugeordnete Kavität oder die zugeordneten Kavitäten eingebracht
oder Flüssigkeiten
von dort entnommen werden können.
-
Somit
entsteht durch die Verbindung der Vorrichtung zur mechanischen Druckbelastung
mit Kanälen
zur Zuführung/Abführung von
Medien zu/von den Kavitäten
und der Gewebekulturplatte ein Bioreaktor.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
sind an der Grundplatte (1) pro Kavität zwei seitliche Anschlüsse (14),
bevorzugt Schlauchanschlüsse,
angebracht, die jeweils mit einem Medium- oder Probenkanal (15)
in der Grundplatte verbunden sind. Über diese Kanäle (15)
können
Medien ausgetauscht und Proben aus den Kavitäten bei bei verschlossenem
System entnommen werden. Die Kanäle
enden in rohrartigen Verlängerungen
(23) der Probenkanäle,
auf die kurze (Silikon-)Schläuche
aufgesteckt werden können,
um bei kontinuierlicher Betriebsweise der Vorrichtung den Flüssigkeitsstand des
Mediums in den Kavitäten
einstellen zu können. Ein
Druckausgleich in den Kavitäten
bei Stempelauslenkung wird durch einen Druckausgleichs- oder Begasungskanal
(16) im Mittelsteg der Grundplatte (1) gewährleistet
(siehe B-Richtung in 2). Dieser Längskanal (16) verbindet
in der entsprechenden Ausführungsform
jeweils z.B. Paarweise von einander getrennte sterile Bereiche,
so dass z.B. über
davon seitlich nach unten abzweigende, zu jeder oder einzelnen,
oder in jede einzelne Kavität
führende Quer-Kanäle (17),
ein Druckausgleich zwischen den einzelnen Wells stattfinden kann.
An den beiden Öffnungen
des Druckausgleichs- oder Begasungskanals (16) aus der
Grundplatte (1) sind in dieser bevorzugten Ausführungsform
Schlauchanschlüsse
(18) für
den Anschluss von Sterilfiltern vorgesehen. Zur Abdichtung des sterilen
Bereiches (13) befindet sich eine Silikondichtung (19)
zwischen der Grundplatte (1) und der Gewebekulturplatte
(2).
-
In
einer weiteren Ausführungsform
weisen die Wells der Gewebekulturplatte (2) Lochscheiben (20)
auf, welche vermeiden, dass die unterhalb der oder in den Löchern der
Scheiben befindlichen Proben (21) – bei Druckausübung – aus dem
Bereich der Kolben (3) z.B. seitlich herausschwimmen und
dadurch nicht druckbelastet werden. Durch verschieden starke Lochscheiben,
d.h. verschieden hohe Lochscheibenwandungen, kann vorteilhaft der
Druck weiter variiert werden, wozu ansonsten die ebenfalls vorgesehene – nicht
dargestellte – Einzel-Druckansteuerung
der Kolben (3) eingesetzt wird.
-
In
einer weiteren Ausführungsart
wird das Herausschwimmen der Proben oder Komposite oder Pellets
durch Auflegen eines Netzes oder einer Gaze aus handelsüblichen
biokompatiblen Materialien verhindert.
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In
einer weiteren Ausführungsart – nicht
dargestellt – sind
in den Zuführungen
zu den Anschlüssen
(14) und/oder (15) Filter zur Sterilisierung oder generellen
Reinigung der zugeführten/abgeführten Medien
(Anschlüsse 15)
oder der Medien zur Druckbeaufschlagung (Anschlüsse 9) vorgesehen.
Diese verhindern eine Kontamination des sterilen Bereichs mit Mikroorganismen.
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In
einer weiteren – nicht
dargestellten – Ausführungsform
weist die Vorrichtung etwa im sterilen Bereich (13), auf
der Oberfläche
der Gewebekulturplatte (2), im Bereich zwischen Deckel
(8) und Grundplatte (1) oder/und in Wirkverbindung
mit jeder Kavität,
mindestens einen Druck- oder/und Temperatursensor auf, so dass in
Verbindung mit einer ebenfalls nicht dargestellten Rechen- und Speichereinheit
eine Regelung von Druck und/oder Temperatur in der Vorrichtung oder – im Zusammenspiel
mit einer Gewebekulturplatte oder Komposit-Platte (2) – im Bioreaktorsystem
ermöglicht
wird.
-
In
einem weiteren – nicht
dargestellten – Ausführungsbeispiel
weist der Deckel (8) Trennwände zur Abgrenzung von einem
oder mehreren Stempeln (4–6) oder Kolben (3)
voneinander auf. Die dadurch entstehenden Kammern können durch
ebenfalls in den Trennwänden
des Deckels (8) vorgesehenen Ventilen von einer Ansteuerungseinheit
einzeln oder zusammen geöffnet
oder geschlossen werden, so dass alle Kombinationsmöglichkeiten
der Druckbeaufschlagung von Kolben (3) oder Stempeln (4–6) möglich sind.
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In
einem weiteren – nicht
dargestellten – Ausführungsbeispiel
ist vorgesehen, dass die Kanäle (14)
und (18) auch als Zulauf für den Perfusionsbetrieb (kontinuierlicher
Betrieb) der Vorrichtung oder des Bioreaktorsystems verwendet werden
können, so
dass seitlich für
jede Kavität
nicht zwei Kanäle
und Anschlüsse
(14) notwendig sind.
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In
einer weiteren, besonders vorteilhaften – nicht dargestellten – Ausführungsform
ist der Anschluss (9) alternativ oder zusätzlich zur
Durchführung
von Medien zur Druckbeaufschlagung oder auch zur Durchführung von
elektrischen Leitungen ausgelegt und ist weiterhin in dem Hohlraum
zwischen der rechteckigen Grundplatte (1) und dem Deckel
(8) mindestens eine, mit den elektrischen Leitungen verbundene
Wicklung zur Erzeugung einer elektromotorischen Kraft vorgesehen,
welche mit einem/einer an dem Stempel (4–6)
oder Kolben (3) angebrachten Magneten/Wicklung derart elektromagnetisch
wechselwirkt, dass bei Zuführung
von elektrischer Energie über
die elektrischen Leitungen über den
Anschluss (9) der Stempel (4–6) oder der Kolben (3)
nach oben oder unten bewegt wird.
-
Weiterhin
ist dem Fachmann unmittelbar ersichtlich, dass Deckel (8)
und Grundplatte (1) auch einstückig gefertigt sein können.
-
Ebenso
ist dem Fachmann unmittelbar ersichtlich, dass die Federelemente
-bei anderer Stufung der Bohrung in der Grundplatte (1)
auch so vorgespannt sein können,
dass die Kolben (3) bei Normaldruck in der Kammer (13)
permanent auf die Proben oder Zellen (21) drücken und
erst bei Anlegung von Unterdruck eine Reduktion der Druckausübung erfolgt.
-
- 1
- Grundplatte
- 2
- Gewebekulturplatte
- 3
- Stempel
oder Kolben
- 4
- Obere
Stempelführung
- 5
- Mittlere
Stempelführung
- 6
- Untere
Stempelführung
- 7
- Federelemente
- 8
- Deckel
- 9
- Anschluss
für Druckbeaufschlagung
- 10
- M3-Schraube
- 11
- Druckkammer
- 12
- Elastische
Membran, z.B. Silikonfolie
- 13
- Sterilbereich
- 14
- (Schlauch-)Anschluss
- 15
- Seitliche
Anschlüsse
(Medium-/Probenkanal)
- 16
- Druckausgleichs-/Begasungskanal
- 17
- Verbindung
des Druckausgleichs-/Begasungskanals mit den Kavitäten
- 18
- Schlauchanschluss
für Sterilluftfilter
- 19
- Dichtung,
z.B. Silikondichtung
- 20
- Lochscheibe
- 21
- Bereich
der Probenkörper
- 22
- Zwingen
- 23
- Rohrartige
Verlängerung
der Probenkanäle
- 24
- Gewebekulturplatte
aus VA-Stahl
- 25
- Oberer
Bohrungsdurchmesser
- 26
- Sterilbereich
der z.B. aus VA-Stahl bestehenden
-
- Gewebekulturplatte
- 27
- Führung der
Sensoraufnahme
- 28
- Drucksensor
- 29
- Sensor-Aufnahme
- 30
- O-Ring-Dichtung
- 31
- Durchführung der
Sensoranschlussleitung
- 32
- M2-Schraube
zur Höhenverstellung
der Sensoren
- 33
- Begrenzung
der Stempelauslenkung
- 34
- Aufnahme
der Probenkörper
- 35
- Fortsatz
zur Kraftübertragung
der Sensormembran
- 36
- M3-Schrauben
zur Verbindung der VA-Stahl-Gewebekulturplatte
mit der Vorrichtung
- 37
- Oberkante
der Grundplatte
- 38
- Mitte
der Grundplatte
- 39
- Unterkante
der Grundplatte
- 40
- Untere
Stufe
- 41
- elastische
Dichtung