DE10160049A1 - System und Vefahren zur Überwachung des Fahrverhaltens eines Kraftfahrzeugs - Google Patents
System und Vefahren zur Überwachung des Fahrverhaltens eines KraftfahrzeugsInfo
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Abstract
Ein System zur Überwachung des Fahrverhaltens eines Kraftfahrzeugs mit wenigstens einem Rad (12) umfasst eine dem wenigstens einen Rad (12) zugeordnete Sensoreinrichtung (20, 22, 24, 26, 28, 30), welche wenigstens eine Radgröße des jeweiligen Rades (12) erfasst und ein die wenigstens eine Radgröße repräsentierendes Signal (Si, Sa) ausgibt, und umfasst weiterhin eine Beurteilungseinrichtung (14), welche das die wenigstens eine Radgröße des Rades (12) repräsentierende Signal (Si, Sa) verarbeitet. Erfindungsgemäß ermittelt die Beurteilungseinrichtung (14) wenigstens einen die Kraftübertragungsfähigkeit des wenigstens einen Rades (12) charakterisierenden Kennwert nach Maßgabe des Ergebnisses der Verarbeitung. Die Erfindung betrifft außerdem ein Verfahren zur Überwachung des Fahrverhaltens eines Kraftfahrzeugs mit wenigstens einem Rad (12), umfasst eine dem wenigstens einen Rad...
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein System zur Über
wachung des Fahrverhaltens eines Kraftfahrzeugs mit we
nigstens einem Rad, wobei das System eine dem wenigstens
einen Rad zugeordnete Sensoreinrichtung umfasst, welche
wenigstens eine Radgröße des jeweiligen Rades erfasst
und ein die wenigstens eine Radgröße repräsentierendes
Signal ausgibt, und wobei es weiterhin eine Beurtei
lungseinrichtung umfasst, welche das Signal verarbeitet.
Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Verfah
ren zur Überwachung des Fahrverhaltens eines Kraftfahr
zeugs mit wenigstens einem Rad, vorzugsweise zur Ausführung durch ein erfindungsgemäßes System, welches die
Schritte eines Erfassens wenigstens einer Radgröße eines
Rades und eines Verarbeitens der wenigstens einen Rad
größe umfasst.
Aus dem Stand der Technik sind Fahrdynamikregelungssys
teme bekannt, die entweder anhand von Fahrzeugmodellen
oder schlupfabhängig den Fahrzustand eines Kraftfahr
zeugs durch Stelleingriffe beeinflussen, um eine mög
lichst große Kraftübertragung zwischen den Fahrzeugrä
dern und dem Fahruntergrund oder eine Stabilisierung des
Fahrzustands des Kraftfahrzeugs zu erreichen. Derartige
Stelleingriffe können eine Veränderung eines Radbrems
drucks an einem oder mehreren Rädern und/oder eine Ver
änderung der Motorleistung sein.
Die zwischen Rad und Fahruntergrund herrschenden Kraft
übertragungsbedingungen sind dabei von verschiedenen
Parametern, wie zum Beispiel vom verwendeten Rad- bezie
hungsweise Reifentyp: beispielsweise Sommer- oder Win
terreifen, vom Zustand des Fahruntergrundes: beispiels
weise trocken, nass oder vereist, und auch von der Rad
temperatur sowie der Radgeschwindigkeit abhängig. Um
eine möglichst genaue Fahrdynamikregelung zu ermögli
chen, werden die Fahrdynamikregelsysteme an die jeweils
herrschenden äußeren Bedingungen angepasst.
Aus dem Stand der Technik ist dabei ein Fahrdynamikrege
lungssystem und -verfahren bekannt, das zur Fahrdynamik
regelung ein Einspurmodell verwendet. Bei einem derarti
gen Einspurmodell gehen die zwischen Rad beziehungsweise
Reifen und Fahruntergrund herrschenden Kraftübertra
gungsbedingungen als Schräglaufsteifigkeiten in die mo
dellbeschreibenden Differentialgleichungen ein.
Nach einer Ausführungsform des Verfahrens des Standes
der Technik werden die Schräglaufsteifigkeiten durch
Erfassung und Verarbeitung der Gierbewegung, des
Schwimmwinkels, der Fahrzeuglängsgeschwindigkeit, der
vorderen Radlenkwinkel und, falls die hinteren Räder
lenkbar sind, auch der hinteren Radlenkwinkel bestimmt.
Die genannten Größen werden dabei lediglich bei einer
stationären Kurvenfahrt erfasst und verarbeitet.
Gemäß einer alternativen Ausführungsform des Verfahrens
wird eine vordere Schräglaufsteifigkeit abhängig von der
erfassten Gierbewegung, der erfassten Fahrzeuglängsge
schwindigkeit, dem erfassten vorderen und gegebenenfalls
dem erfassten hinteren Radlenkwinkel und abhängig von
einem fest vorgegebenen Wert der hinteren Schräglauf
steifigkeit berechnet. Auch dabei werden die genannten
Größen lediglich bei einer stationären Kurvenfahrt er
fasst. Das im Fahrdynamikregelungssystem hinterlegte
Einspurmodell wird dann anhand der aktuell bestimmten
Schräglaufsteifigkeiten an die herrschenden Bedingungen
angepasst.
Bei einem anderen schlupfbasierten Regelungsverfahren
des Standes der Technik werden Ansprech-Radschlupf
schwellenwerte für ein Antriebsschlupfregelsystem
und/oder ein Antiblockiersystem an die zwischen Berei
fung und Fahruntergrund herrschenden Verhältnisse da
durch angepasst, dass aus gemessenen Fahrzeugbetriebsda
ten unter Berücksichtigung konstruktiver Verhältnisse,
wie zum Beispiel der Gesamtübersetzung des Antriebs
stranges, das Antriebsmoment ermittelt und aus dieser
bei vorgegebener oder gemessener Achslast an den ange
triebenen Fahrzeugrädern der ausgenutzte Reibwert be
stimmt wird. Weiterhin wird der Antriebsschlupf gemessen
und anhand eines so gebildeten Reibwert-Antriebsschlupf-
Wertepaares eine Reibwert-Radschlupf-Kennlinie aus einer
Mehrzahl derartiger Kennlinien ausgewählt. Im ASR-
und/oder im Antiblockiersystem werden dann die zu der
jeweils ausgewählten Reibwert-Radschlupf-Kennlinie gehö
renden Ansprech-Radschlupfschwellenwerte verwendet.
Das an den angetriebenen Fahrzeugrädern bereitgestellte
Antriebsmoment wird in dem bekannten Verfahren aus einem
Motorkennfeld, das den Zusammenhang zwischen Kraftstoff
zufuhr und/oder Luftzufuhr mit der Motordrehzahl wieder
gibt, und der Gesamtübersetzung des Antriebsstranges
ermittelt. Aus dem Antriebsmoment des Fahrzeugs kann auf
dessen Zugkraft geschlossen werden. Mit Sensoren, die
auf den Einfederungszustand der Fahrzeugräder oder auf
den Druck in einem Niveauregulierungssystem ansprechen,
kann die Normalkraft, die zwischen Radaufstandsfläche
und Fahruntergrund wirkt, näherungsweise bestimmt wer
den. Das Verhältnis von Zugkraft zu Normalkraft ist da
bei der ausgenutzte Reibwert.
Alternativ kann das an die angetriebenen Räder abgegebe
ne Antriebsmoment auch über Drehmomentsensoren an An
triebswellen erfasst werden.
Auch in dem letztgenannten Fall werden die Reibwert-
Radschlupf-Wertepaare lediglich bei Vorherrschen einer
definierten Fahrsituation bestimmt. Diese Fahrsituation
ist eine Geradeausfahrt des Fahrzeugs.
Zwar kann mit den bekannten Verfahren beziehungsweise
Systemen eine Fahrdynamikregelung an die zwischen Fahr
zeugrädern und Fahruntergrund herrschenden Bedingungen
angepasst werden, jedoch ist dafür ein erheblicher mess
technischer Aufwand nötig. Darüber hinaus ist die Erfas
sung der zur Beurteilung der zwischen den Rädern und dem
Fahruntergrund herrschenden Bedingungen nötigen Größen
nur in bestimmten Fahrsituationen möglich.
Im Zusammenhang mit den gattungsgemäß vorgesehenen Sen
soren ist es weiterhin bekannt, dass verschiedene Rei
fenhersteller den zukünftigen Einsatz von sogenannten
intelligenten Reifen planen. Dabei können neue Sensoren
und Auswertungsschaltungen direkt am Reifen angebracht
sein. Der Einsatz derartiger Reifen erlaubt zusätzliche
Funktionen, wie zum Beispiel die Messung des am Reifen
quer und längs zur Fahrtrichtung auftretenden Moments,
des Reifendrucks oder der Reifentemperatur. In diesem
Zusammenhang können beispielsweise Reifen vorgesehen
sein, bei denen in jedem Reifen magnetisierte Flächen
beziehungsweise Streifen mit vorzugsweise in Umfangs
richtung verlaufenden Feldlinien eingearbeitet sind. Die
Magnetisierung erfolgt beispielsweise abschnittsweise
immer in gleicher Richtung, aber mit entgegengesetzter
Orientierung, das heisst mit abwechselnder Polarität.
Die magnetisierten Streifen verlaufen vorzugsweise in
Felgenhornnähe und in Latschnähe. Die Messwertgeber ro
tieren daher mit Radgeschwindigkeit. Entsprechende Mess
wertaufnehmer sind vorzugsweise karosseriefest an zwei
oder mehreren in Drehrichtung unterschiedlichen Punkten
angebracht und haben zudem noch einen von der Drehachse
unterschiedlichen radialen Abstand. Dadurch können ein
inneres Messsignal und ein äußeres Messsignal erhalten
werden. Eine Rotation des Reifens kann dann über die
sich ändernde Polarität des Messsignals beziehungsweise
der Messsignale in Umfangsrichtung erkannt werden. Aus
dem Abrollumfang und der zeitlichen Änderung des inneren
Messsignals und des äußeren Messsignals kann beispiels
weise die Radgeschwindigkeit berechnet werden.
Ebenfalls wurde bereits vorgeschlagen, Sensoren im Rad
lager anzuordnen, wobei diese Anordnung sowohl im rotie
renden als auch im statischen Teil des Radlagers erfol
gen kann. Beispielsweise können die Sensoren als Mikro
sensoren in Form von Mikroschalter-Arrays realisiert
sein. Von den am beweglichen Teil des Radlagers angeord
neten Sensoren werden beispielsweise Kräfte und Be
schleunigungen sowie die Drehzahl eines Rades gemessen.
Diese Daten werden mit elektronisch abgespeicherten
Grundmustern oder mit Daten eines gleichartigen oder
ähnlichen Mikrosensors verglichen, der am festen Teil
des Radlagers angebracht ist.
Das gattungsgemäße System ist gegenüber dem Stand der
Technik dadurch weitergebildet, dass die Beurteilungs
einrichtung nach Maßgabe des Ergebnisses der Verarbei
tung wenigstens einen die Kraftübertragungsfähigkeit des
wenigstens einen Rades charakterisierenden Kennwert
ermittelt.
Vorteilhaft ist dabei, dass der messtechnische Aufwand
zur Bestimmung des wenigstens einen charakteristischen
Kennwerts gegenüber dem Stand der Technik erheblich ver
ringert ist. Darüber hinaus ist grundsätzlich eine Be
stimmung des charakteristischen Kennwerts in beliebigen
Fahrsituationen denkbar.
Vorteilhafterweise ermittelt die Beurteilungseinrichtung
aus dem wenigstens einen Sensorsignal eine Radseiten
kraft und/oder eine Radumfangskraft und/oder eine Rad
aufstandskraft und/oder eine Raddrehzahl des wenigstens
einen Rades. So können aus dem dem wenigstens einen Sig
nal einer Sensoreinrichtung alle Größe ermittelt werden,
die zur Ermittlung des charakteristischen Kennwerts nö
tig sind. Die Radaufstandskraft ist dabei eine orthogo
nal zur Radaufstandsfläche wirkende Radkraftkomponente,
die Radumfangskraft ist eine in der Radaufstandsfläche
und in Radumfangsrichtung wirkende Komponente und die
Radseitenkraft ist eine zu den beiden vorgenannten Kom
ponenten orthogonale Radkraftkomponente.
Ein besonders einfach zu ermittelnder charakteristischer
Kennwert für Räder mit Reifen ist eine Reifenlängsstei
figkeit und/oder eine Reifenquersteifigkeit. Diese Rei
fensteifigkeiten können dann in einem Fahrzeugmodell
verwendet werden. Wahlweise kann auch anhand der Reifen
steifigkeiten auf den verwendeten Reifentyp und/oder auf
die zwischen Reifen und Fahruntergrund herrschenden Ver
hältnisse, insbesondere auf eine bestimmte Reibwert-
Radschlupf-Kurve, geschlossen werden.
Die Reifenlängssteifigkeit eines angetriebenen Rades
lässt sich dabei in äußerst einfacher Weise aus einer an
dem angetriebenen Rad ermittelten Radumfangskraft und
aus den Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht ange
triebenen Rädern des Fahrzeugs bestimmen. Die Reifen
längssteifigkeit kann dabei als Quotient aus der Radum
fangskraft (= Radlängskraft) und aus der Drehzahldiffe
renz zwischen angetriebenen und nicht angetriebenen Rä
dern definiert sein. Alternativ kann die Reifenlängs
steifigkeit auch als Quotient aus der an dem angetriebe
nen Rad ermittelten Radumfangskraft und dem Antriebs
schlupf definiert sein. Der Antriebsschlupf ergibt sich
dabei wiederum aus dem Verhältnis der Raddrehzahlen von
angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern in an sich
bekannter Weise.
Analog dazu kann die Beurteilungseinrichtung in ebenso
einfacher Weise die Reifenquersteifigkeit eines Rades
aus einer an dem Rad ermittelten Radseitenkraft und aus
den Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetrie
benen Rädern des Fahrzeugs bestimmen. Die Reifenquer
steifigkeit kann dabei als Quotient der ermittelten Rad
seitenkraft und der Drehzahldifferenz von angetriebenen
und nicht angetriebenen Rädern sein. Alternativ kann die
Reifenquersteifigkeit auch als Quotient von Radseiten
kraft und Antriebsschlupf definiert sein.
Zusätzlich oder alternativ zu den obengenannten Reifen
steifigkeiten kann die Beurteilungseinrichtung auch ein
Wertepaar aus ausgenutztem Reibwert und auftretendem
Radschlupf als den wenigstens einen Kennwert des wenigs
tens einen Rades bestimmen. Entweder kann so durch wech
selseitige Überprüfung von Radsteifigkeiten und Werte
paar die Genauigkeit der Beurteilung der zwischen Rad
und Fahruntergrund herrschenden Verhältnisse erhöht wer
den, oder es kann mit dem Wertepaar allein unmittelbar
auf eine gültige Reibwert-Radschlupf-Kennlinie geschlos
sen werden.
Die Beurteilungseinrichtung kann dabei wiederum den aus
genutzten Reibwert mit äußerst geringem Rechenaufwand
aus der Radaufstandskraft und der Radumfangskraft
bestimmen und den auftretenden Radschlupf aus den Rad
drehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen
Rädern des Fahrzeugs bestimmen.
Vorteilhafterweise umfasst das System eine Speicherein
richtung, in der der wenigstens eine Kennwert gespei
chert werden kann. Auf diese Weise kann der Kennwert für
eine weitere Verarbeitung beziehungsweise Berücksichti
gung zur Verfügung gestellt werden.
Zwar ist es vorstellbar, mit dem erfindungsgemäßen Sys
tem Rad- beziehungsweise Reifenkennlinien zumindest nä
herungsweise zu bestimmen, jedoch kann der Rechenaufwand
und damit die geforderte Systemkapazität deutlich redu
ziert sein, wenn in der Speichereinrichtung vorbestimmte
Rad-Kennlinien und/oder vorbestimmte Ansprech-
Schwellenwerte gespeichert sind, welche unterschiedli
chen Rad- beziehungsweise Reifentypen, vorzugsweise un
ter weiterer Berücksichtigung unterschiedlicher Fahrun
tergrundbeschaffenheiten, zugeordnet sind.
Dann kann die Beurteilungseinrichtung anhand des ermit
telten wenigstens einen Kennwerts eine Rad-Kennlinie aus
der Mehrzahl vorbestimmter Rad-Kennlinien auswählen. Die
Rad-Kennlinien können etwa eine Schar von Reibwert-
Radschlupf-Kennlinien sein, wobei Reifentyp, Fahrunter
grundbeschaffenheit und dergleichen als Scharparameter
dienen.
Dies ist vor allem dann günstig, wenn an dem Fahrzeug
eine Vorrichtung zur Steuerung und/oder Regelung des
Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs, wie zum Beispiel ein
ESP- und/oder ein Antiblockier- und/oder ein ASR-System
und/oder ein ACC-System und/oder ein mittels Lenkein
griffen arbeitendes Fahrdynamikregelungssystem und/oder
ein mittels Fahrwerkseingriffen arbeitendes Fahrdynamik
regelungssystem eingesetzt wird. Ein ACC-System (ACC -
Adaptive Cruise Control) ist dabei ein Abstandsrege
lungssystem. Auch in einem fahrdynamisch eingreifenden
Lenksystem (FLS) oder einem "Steer-by-Wire"-System kön
nen davon abhängige Lenkeingriffe erfolgen (zum Beispiel
Lenkwinkelbegrenzungen, Gegenlenkungen). Diese Vorrich
tung kann dann anhand der ausgewählten Rad-Kennlinie das
Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs optimal steuern. An
stelle von Rad-Kennlinien können auch lediglich An
sprech-Schwellenwerte, wie zum Beispiel Ansprech-
Radschlupfschwellenwerte, gespeichert sein und verwendet
werden.
Die Anzahl an Systembauteilen und -komponenten kann da
durch reduziert sein, dass die Beurteilungseinrichtung
der Vorrichtung zur Steuerung und/oder Regelung des
Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs zugeordnet ist. Dies
schließt vor allem den Fall ein, dass die Beurteilungs
einrichtung Teil der genannten Vorrichtung ist.
Eine besonders genaue Erfassung der zur Berechnung des
wenigstens einen charakteristischen Kennwerts benötigten
Radgrößen wird durch eine Reifen-Sensoreinrichtung er
möglicht. Hier werden die Radgrößen sehr nahe an dem Ort
erfasst, an dem sie tatsächlich auftreten, so dass stö
rende Einflüsse durch nachgeschaltete Bauteile weitest
gehend ausgeschlossen sind.
Alternativ kann jedoch auch eine Radlager-Sensoreinrich
tung verwendet werden. Auch diese ermöglicht eine genaue
Erfassung der Radgrößen ohne weitere Verfälschung durch
zwischen Erfassungsort und Wirkort der Radgrößen vorhan
dene Bauteile. Beide genannten Sensortypen haben darüber
hinaus den Vorteil, dass sie jeweils sowohl Radauf
stands-, Radumfangs- und Radseitenkräfte als auch eine
Raddrehzahl erfassen können.
Die genannten Vorteile werden erfindungsgemäß auch er
halten durch ein System zur Steuerung und/oder Regelung
des Fahrverhaltens eines Kraftfahrzeugs mit wenigstens
einem Reifen und/oder einem Rad, wobei in dem Reifen
und/oder am Rad, insbesondere am Radlager, ein Kraftsen
sor angebracht ist und abhängig von den Ausgangssignalen
des Kraftsensors eine die Reifensteifigkeit repräsentie
rende Reifengröße ermittelt wird und diese Reifengröße
bei der Steuerung und/oder Regelung des Fahrverhaltens
berücksichtigt wird.
Die Erfindung ist gegenüber dem gattungsgemäßen Verfah
ren dadurch weitergebildet, dass das Verfahren weiterhin
den Schritt des Ermittelns wenigstens eines die Kraft
übertragungsfähigkeit des jeweiligen Rades charakteri
sierenden Kennwerts nach Maßgabe des Ergebnisses der
Verarbeitung umfasst. Somit kann der wenigstens eine die
Kraftübertragungsfähigkeit des jeweiligen Rades charak
terisierende Kennwert mit geringem Verarbeitungs- bezie
hungsweise Rechenaufwand erhalten werden. Im Übrigen
werden durch das erfindungsgemäße Verfahren auch die
zuvor im Rahmen der Systembeschreibung genannten Vortei
le erreicht. Insofern wird zur ergänzenden Erläuterung
des erfindungsgemäßen Verfahrens ausdrücklich auf die
Beschreibung des erfindungsgemäßen Systems verwiesen.
Vorteilhafterweise kann der Verarbeitungsschritt ein
Ermitteln einer Radseitenkraft und/oder einer Radum
fangskraft und/oder einer Radaufstandskraft und/oder
einer Raddrehzahl nach Maßgabe der wenigstens einen er
fassten Radgröße umfassen. Dadurch können aus der we
nigstens einen Radgröße alle zu einer optimalen Ermitt
lung des wenigstens einen Kennwerts nötigen Werte ermit
telt werden.
Besonders einfach kann im Ermittlungsschritt wenigstens
eine Reifensteifigkeit, vorzugsweise eine Reifenlängs
steifigkeit und/oder eine Reifenquersteifigkeit, als der
wenigstens eine Kennwert des wenigstens einen Rades be
stimmt werden. Die Reifenlängssteifigkeit eines ange
triebenen Rades kann aus der an dem angetriebenen Rad
ermittelten Radumfangskraft und aus den Raddrehzahlen
von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern des
Fahrzeugs bestimmt werden. Analog dazu kann die Reifen
quersteifigkeit eines Rades aus der an dem Rad ermittel
ten Radseitenkraft und aus den Raddrehzahlen von ange
triebenen und nicht angetriebenen Rädern des Fahrzeugs
bestimmt werden.
Die bestimmte Reifensteifigkeit kann nachfolgend in ei
nem Fahrzeugmodell verwendet werden und somit zu dessen
Aktualisierung dienen. Alternativ oder zusätzlich dazu
kann anhand der bestimmten Reifensteifigkeit auf den
verwendeten Reifentyp und/oder den Zustand des Fahrun
tergrunds und/oder die Reifentemperatur geschlossen wer
den. Dadurch kann anhand der bestimmten Reifensteifig
keit auch auf Schwellenwerte, wie zum Beispiel Ansprech-
Radschlupfschwellenwerte, für Fahrdynamikregelungen ge
schlossen werden.
Alternativ oder zusätzlich zur Reifensteifigkeit kann im
Ermittlungsschritt ein Wertepaar aus ausgenutztem Reib
wert und auftretendem Radschlupf als der wenigstens eine
Kennwert des wenigstens einen Rades bestimmt werden.
Anhand eines solchen Wertepaares kann unmittelbar auf
eine Reibwert-Radschlupf-Kennlinie und damit auf zuge
ordnete Ansprech-Radschlupfschwellenwerte geschlossen
werden.
Der Reibwert kann in besonders einfacher Weise aus der
Radaufstandskraft und der Radumfangskraft bestimmt wer
den. Der auftretende Radschlupf kann aus den Raddrehzah
len von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern des
Fahrzeugs bestimmt werden.
Wie bereits beschrieben wurde, kann zur Erhöhung der
Verkehrssicherheit der ermittelte wenigstens eine Kenn
wert bei einer Steuerung und/oder Regelung des Fahrver
haltens eines Kraftfahrzeugs, wie zum Beispiel durch ein
ESP- und/oder ein Antiblockier- und/oder ein ASR-
Verfahren und/oder ein mechanisches Lenkverfahren
und/oder ein ACC-verfahren und/oder eih mittels Lenkein
griffen arbeitendes Fahrdynamikregelungsverfahren 1
und/oder ein mittels Fahrwerkseingriffen arbeitendes
Fahrdynamikregelungsverfahren, berücksichtigt werden.
Diese Berücksichtigung kann derart erfolgen, dass eine
Steuerung und/oder Regelung des Fahrverhaltens eines
Kraftfahrzeugs in Abhängigkeit von dem ermittelten we
nigstens einen Kennwert angepasst wird, vorzugsweise
indem eine aus einer Mehrzahl vorbestimmter Rad-
Kennlinien und/oder einer aus einer Mehrzahl vorbestimm
ter Ansprech-Schwellenwerte ausgewählt wird.
Vorteilhafterweise wird die wenigstens eine Radgröße
unmittelbar an einem Reifen des Rades erfasst, um da
durch die Genauigkeit des Erfassungsergebnisses zu
verbessern. Auch eine Erfassung an einem Radlager lie
fert sehr gute Ergebnisse.
Die erfindungsgemäß bestimmten Reifensteifigkeiten kön
nen nach einer vorteilhaften Weiterbildung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens in geeigneter Form gefiltert
werden, um störende Einflüsse aus dem Fahruntergrund,
beispielsweise durch überfahrene Bodenwellen und Wasser
pfützen, auszuschließen.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der zugehörigen
Zeichnungen noch näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 einen Teil eines mit einem Reifen-Seitenwand
sensor ausgestatteten Reifens;
Fig. 2a beispielhafte Rechteck-Signalverläufe des in
Fig. 1 dargestellten Reifen-Seitenwandsensors;
Fig. 2b beispielhafte Sinus-Signalverläufe des in Fig.
1 dargestellten Reifen-Seitenwandsensors;
Fig. 3 ein Flussdiagramm einer ersten Ausgestaltungs
form des erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 4 ein Flussdiagramm einer zweiten Ausgestaltungs
form des erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 5 eine Radkraft-Radschlupf-Kennlinie; und
Fig. 6 eine Schar von Reibwert-Radschlupf-Kennlinien.
In Fig. 1 ist ein Rad 12, eine Beurteilungseinrichtung
14 mit einer Speichereinrichtung 15 und insbesondere ein
Ausschnitt aus einem an dem Rad 12 montierten Reifen 32
mit einer sogenannten Reifen-/Side-Wall-Sensoreinrich
tung 20, 22, 24, 26, 28, 30 bei Betrachtung in Richtung
der Drehachse D des Rades 12 dargestellt. Die Reifen-/
Side-Wall-Sensoreinrichtung 20 umfasst zwei Sensorvor
richtungen 20, 22, die karosseriefest an zwei in Dreh
richtung unterschiedlichen Punkten angebracht sind. Fer
ner weisen die Sensorvorrichtungen 20, 22 jeweils unter
schiedliche radiale Abstände von der Drehachse des Rades
32 auf. Die Seitenwand des Reifens 32 ist mit einer
Vielzahl von bezüglich der Raddrehachse im Wesentlichen
in radialer Richtung verlaufenden magnetisierten Flächen
als Messwertgeber 24, 26, 28, 30 (Streifen) mit vorzugs
weise in Umfangsrichtung verlaufenden Feldlinien verse
hen. Die magnetisierten Flächen weisen abwechselnde mag
netische Polarität auf.
Fig. 2a zeigt schematisch die Verläufe des in ein
Rechteck gewandelten Signals Si der innen, das heisst
näher an der Drehachse D des Rades 12, angeordneten Sen
sorvorrichtung 20 gemäß Fig. 1 und des Verläufe des in
ein Rechteck gewandelten Signals Signals Sa der außen,
das heisst weiter von der Drehachse D des Rades 12 weg,
angeordneten Sensorvorrichtung 22 gemäß Fig. 1. Eine
Rotation des Reifens 32 wird über die sich ändernde Po
larität der Messsignale Si und Sa erkannt. Aus dem Ab
rollumfang und der zeitlichen Änderung der Signale Si
und Sa kann beispielsweise die Radgeschwindigkeit be
rechnet werden. Durch Phasenverschiebungen T zwischen
den Signalen können Verformungen, zum Beispiel Torsio
nen, des Reifens 32 ermittelt werden und somit direkt
Radkräfte gemessen werden. Über die Signalamplitudendif
ferenz der beiden Signale kann eine Aussage über die an
den Reifen auftretende Querkraft getroffen werden. Die
Signalamplitude verringert sich, wenn der Luftspalt zwi
schen Reifen und Sensor größer wird.
Fig. 2b zeigt von den Sensorvorrichtungen 20 und 22
ursprünglich erhaltene sinusförmige Signale Si' bezie
hungsweise Sa'. Mit Bezugszeichen 60 ist dabei die Amp
litude ΔSi' des Signals Si' und mit Bezugszeichen 62 ist
die Amplitude ΔSa' des Signals Sa' bezeichnet. Wie in
Fig. 2a zu erkennen ist, besteht eine Differenz zwi
schen den Signalamplituden 60 und 62. Diese Differenz
ist ein Maß für die am Reifen auftretende Querkraft.
Allgemein wird eine Signalamplitude nach der folgenden
Gleichung berechnet:
ΔSx' = Sx'(max) - Sx'(min) mit x = i oder a
Darüber hinaus besteht auch zwischen den in Fig. 2b
gezeigten Signalen Si' und Sa' ein Phasenunterschied T'.
Fig. 3 zeigt ein Flussdiagramm einer ersten Ausgestal
tungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens im Rahmen der
vorliegenden Erfindung. Dabei ist eine Ermittlung einer
Reifenlängssteifigkeit und eine nachfolgende Korrektur
eines Fahrdynamikregelsystems dargestellt. Zunächst wird
die Bedeutung der einzelnen Schritte angegeben:
S01: Erfassen einer Deformation von Rädern durch die Sensoreinrichtung.
S02: Ermitteln einer Radumfangskraft der Räder auf dem Fahruntergrund aus der erfassten Deformation.
S03: Erfassen von Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern.
S04: Bestimmen des Schlupfes aus den Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern.
S05: Bestimmen der Reifenlängssteifigkeit.
S06: Einsetzen der bestimmten Reifenlängssteifigkeit in ein Fahrzeugmodell eines Fahrdynamikregelsystems.
S01: Erfassen einer Deformation von Rädern durch die Sensoreinrichtung.
S02: Ermitteln einer Radumfangskraft der Räder auf dem Fahruntergrund aus der erfassten Deformation.
S03: Erfassen von Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern.
S04: Bestimmen des Schlupfes aus den Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern.
S05: Bestimmen der Reifenlängssteifigkeit.
S06: Einsetzen der bestimmten Reifenlängssteifigkeit in ein Fahrzeugmodell eines Fahrdynamikregelsystems.
Der in Fig. 3 gezeigte Verfahrensablauf kann so oder in
ähnlicher Weise bei einem heck- oder auch einem frontge
triebenen Fahrzeug erfolgen. In Schritt S01 wird bei
spielsweise eine Reifendeformation von Rädern in Um
fangsrichtung erfasst.
Aus den Deformationen werden in Schritt S02 Radumfangs
kräfte ermittelt. Dies geschieht beispielsweise durch in
einer Speichereinheit abgelegte Kennlinien, die den Zu
sammenhang zwischen Deformation und Radumfangskraft an
gibt.
Darüber hinaus werden in Schritt S03 Raddrehzahlen be
ziehungsweise Raddrehgeschwindigkeiten von angetriebenen
und nicht angetriebenen Rädern erfasst.
In Schritt S04 wird aus den in Schritt S03 ermittelten
Raddrehzahlen der aktuelle Radschlupf bestimmt. In
Schritt S05 wird dann aus den in den Schritten S02 und
S04 ermittelten oder bestimmten Größen die Reifenlängs
steifigkeit berechnet. Das genaue Berechnungsverfahren
ist unten ausführlicher beschrieben.
Nachfolgend wird in Schritt S06 die ermittelte Reifen
längssteifigkeit in ein Fahrzeugmodell eines Fahrdyna
mikregelsystems eingesetzt. Falls das Fahrzeugmodell
beispielsweise ein Einspurmodell ist, können die modell
beschreibenden Differentialgleichungen nun mit der aktu
alisierten Reifenlängssteifigkeit gelöst werden und lie
fern so ein auf die aktuelle Fahrsituation optimal abge
stimmtes Ergebnis.
In Fig. 4 ist ein Flussdiagramm einer zweiten Ausges
taltungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens gezeigt.
Dabei ist eine Ermittlung eines Reibwert-Radschlupf-
Wertepaares und eine nachfolgende Korrektur eines Fahr
dynamikregelsystems dargestellt. Die Schritte des alter
niven Verfahrens sind mit apostrophierten Bezugszeichen
versehen. Gleiche Verfahrensschritte wie in Fig. 3 sind
mit gleichen Zahlen gekennzeichnet. Zunächst wird wieder
die Bedeutung der einzelnen Schritte angegeben:
S01': Erfassen einer Deformation von Rädern durch die Sensoreinrichtung.
S06': Ermitteln einer Radaufstandskraft und einer Radum fangskraft der Räder aus der erfassten Deformation.
S07': Bestimmen des ausgenutzten Reibwerts aus der Rad aufstands- und der Radumfangskraft.
S03': Erfassen von Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern.
S04': Bestimmen des Schlupfes aus den Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern.
S08': Bestimmen eines Reibwert-Radschlupf-Wertepaares.
S09': Auswählen einer Reibwert-Radschlupf-Kennlinie aus einer Schar von derartigen Kennlinien.
S10': Verwenden der ausgewählten Reibwert-Radschlupf- Kennlinie in einem Fahrdynamikregelsystem.
S01': Erfassen einer Deformation von Rädern durch die Sensoreinrichtung.
S06': Ermitteln einer Radaufstandskraft und einer Radum fangskraft der Räder aus der erfassten Deformation.
S07': Bestimmen des ausgenutzten Reibwerts aus der Rad aufstands- und der Radumfangskraft.
S03': Erfassen von Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern.
S04': Bestimmen des Schlupfes aus den Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern.
S08': Bestimmen eines Reibwert-Radschlupf-Wertepaares.
S09': Auswählen einer Reibwert-Radschlupf-Kennlinie aus einer Schar von derartigen Kennlinien.
S10': Verwenden der ausgewählten Reibwert-Radschlupf- Kennlinie in einem Fahrdynamikregelsystem.
Im Folgenden werden nur jene Schritte des alternativen
Verfahrens erläutert, die sich von den Verfahrensschrit
ten aus Fig. 3 unterscheiden.
Schritt S06' entspricht im Wesentlichen Schritt SO2, es
wird lediglich neben der Radumfangskraft auch die Rad
aufstandskraft ermittelt. Aus diesen Kräften wird in
Schritt S07' der ausgenutzte Reibwert bestimmt.
Der bestimmte Reibwert und der bestimmte Radschlupf wer
den dann in Schritt S08' zu einem Reibwert-Radschlupf-
Wertepaar zusammengefasst. Anhand dieses Wertepaares
wird in Schritt S09' eine Reibwert-Radschlupf-Kennlinie
aus einer Schar von Reibwert-Radschlupf-Kennlinien, wie
sie zum Beispiel in Fig. 6 gezeigt ist, ausgewählt.
Diese ausgewählte Kennlinie wird schließlich in Schritt
S10' in einem Fahrdynamikregelsystem verwendet.
In Fig. 5 sind Kurven gezeigt, die den Zusammenhang
zwischen Brems- und Seitenkraft eines Rades und dem am
Rad auftretenden Radschlupf angeben. Dabei sind an der
Abszisse der Antriebsradschlupf A und der Bremsrad
schlupf B angegeben, wobei das linke Ende der Abszisse
(0% Radschlupf) den Zustand eines ideal rollenden Rades
und das rechte Ende der Abszisse (100% Radschlupf) ein
vollständig blockiertes Rad repräsentiert. Dabei sind
Antriebsradschlupf A und der Bremsradschlupf B wie
folgt definiert:
VRad ist dabei die Geschwindigkeit eines angetriebenen
Rads und VFahrzeug die Fahrzeuggeschwindigkeit.
Die Ordinate repräsentiert die Reibwerte µA, µB und µS.
wobei die Indizes A, B und S im Einzelnen den Fall des
Antriebs, insbesondere des beschleunigten Antriebs, den
Fall des Bremsens beziehungsweise den Fall einer auftre
tenden Seitenkraft bezeichnen. Die einzelnen Reibwerte
ergeben sich aus den folgenden Gleichungen:
In diesen Gleichungen sind FAntrieb die auf einen Reifen
wirkende Antriebskraft, FBrems die auf einen Reifen wir
kende Bremskraft, FSeitenkraft die von einem Reifen übertra
gene Seitenkraft und FGewicht die von einem Reifen auf den
Fahruntergrund übertragene Gewichtskraft.
Die Kurve 40 gibt den Zusammenhang zwischen Bremskraft
und Radschlupf, die Kurve 42 den Zusammenhang zwischen
Seitenkraft und Radschlupf an. Die Gerade 41, insbeson
dere deren Steigung, stellt den Kennwert KL der Kraft
übertragungsfähigkeit eines Reifens in Längsrichtung
dar. Ebenso stellt die Gerade 43, insbesondere deren
Steigung, den Kennwert KQ der Kraftübertragungsfähigkeit
eines Reifens in Querrichtung dar.
Mit 44 ist ein stabiler, mit 46 ein instabiler Rad
schlupf-Bereich bezeichnet. Der Bereich 46 gilt als in
stabil, da dort mit zunehmenden Radschlupf die zwischen
Reifen und Fahruntergrund übertragbare Bremskraft und
vor allem die übertragbare Seitenkraft abnimmt, sodass
das Fahrzeug in diesem Schlupfbereich leicht außer Kon
trolle gerät. Ein Antiblockiersystem ist grundsätzlich
so ausgebildet, dass es den Radschlupf in den schraf
fierten Bereich 48 einregelt. In diesem Bereich kann
eine maximale Bremskraft zwischen Fahruntergrund und
Fahrzeug übertragen werden.
In Fig. 6 ist eine Kurvenschar angegeben, deren einzel
ne Kurven jeweils eine Abhängigkeit des Bremsschlupfes
µB und/oder des Antriebsschlupfes µA in Abhängigkeit vom
Bremsradschlupf λB beziehungsweise vom Antriebsrad
schlupf λA darstellen. Dabei sind den einzelnen Kurven
jeweils folgende Parameter zugeordnet:
1: Sommerreifen auf trockener Fahrbahn
1a: Sommerreifen mit Schräglauf
2: Winterreifen auf nasser Fahrbahn
2b: Winterreifen auf trockener Fahrbahn
3: Winterreifen auf Schnee
4: Winterreifen auf Eis
1a: Sommerreifen mit Schräglauf
2: Winterreifen auf nasser Fahrbahn
2b: Winterreifen auf trockener Fahrbahn
3: Winterreifen auf Schnee
4: Winterreifen auf Eis
Eine Schlupfregelung, wie sie zum Beispiel ein Antiblo
ckiersystem oder ein ASR-System ausführt, sollte ideal
erweise den Radschlupf in den schraffierten Regelberei
chen 50 einregeln, da hier der größte Brems-Reibwert
oder Antriebs-Reibwert erreicht wird und somit eine ma
ximale Brems- beziehungsweise Antriebskraft zwischen
Reifen und Fahruntergrund übertragen werden kann.
Anhand des wenigstens einen erfindungsgemäß bestimmten
charakteristischen Kennwerts kann nun die für die je
weils herrschenden Kraftübertragungsverhältnisse gelten
de Kurve aus der Kurvenschar und die damit zugeordneten
Schlupfschwellenwerte λ' und λ" ausgewählt werden.
Die Reifenlängssteifigkeit wird dabei wie folgt be
stimmt:
Aus den Raddrehzahlen der angetriebenen Räder wird die
mittlere Radgeschwindigkeit der angetriebenen Räder VMAN
und aus den Raddrehzahlen der nicht angetriebenen Räder
wird die mittlere Geschwindigkeit der nicht angetriebe
nen Räder VMNA bestimmt. Daraus kann die Drehzahldiffe
renz DV = VMAN-VNINJA oder der Radschlupf λ = (VMAN-
VMNA) /VMAN gebildet werden. Durch eine Reifen-Sensorein
richtung und/oder eine Radlager-Sensoreinrichtung wird
die Radumfangskraft, das heisst die Radlängskraft FL,
ermittelt. Die Radlängssteifigkeit KL oder KL' ergibt
sich dann entweder aus KL = FL/DV oder aus KL' = FL/λ.
Analog dazu wird die Reifenquersteifigkeit KS mit der
Radseitenkraft FS anstelle der Radlängskraft FL ermit
telt. Es gelten analog die Gleichungen KS = FS/DV oder
KS' = FS/λ.
Ebenso kann aus der Radumfangskraft beziehungsweise Rad
längskraft FL und der ebenfalls durch eine Reifen-Sensor
einrichtung oder Radlager-Sensoreinrichtung ermittelten
Radaufstandskraft FN der ausgenutzte Reibwert µ, bestimmt
werden. Es gilt die Beziehung: µ = FL/FN.
Somit kann anhand eines Wertepaares (µ, λ) unmittelbar
eine der in Fig. 6 gezeigten Kurven und deren zugeord
nete Ansprech-Radschlupfschwellenwerte ausgewählt wer
den.
Die vorhergehende Beschreibung der Ausführungsbeispiele
gemäß der vorliegenden Erfindung dient nur zu illustra
tiven Zwecken und nicht zum Zwecke der Beschränkung der
Erfindung. Im Rahmen der Erfindung sind verschiedene
Änderungen und Modifikationen möglich, ohne den Umfang
der Erfindung sowie ihre Äquivalente zu verlassen.
Claims (24)
1. System zur Überwachung des Fahrverhaltens eines
Kraftfahrzeugs mit wenigstens einem Rad (12), umfassend:
Eine dem wenigstens einen Rad (12) zugeordnete Sen soreinrichtung (20, 22, 24, 26, 28, 30), welche we nigstens eine Radgröße des jeweiligen Rades (12) er fasst und ein die wenigstens eine Radgröße repräsen tierendes Signal (Si, Sa) ausgibt, und
eine Beurteilungseinrichtung (14), welche das die wenigstens eine Radgröße des Rades (12) repräsentie rende Signal (Si, Sa) verarbeitet,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beurteilungseinrichtung (14) nach Maßgabe des Ergebnisses der Verarbeitung we nigstens einen die Kraftübertragungsfähigkeit deswe nigstens einen Rades (12) charakterisierenden Kennwert ermittelt.
Eine dem wenigstens einen Rad (12) zugeordnete Sen soreinrichtung (20, 22, 24, 26, 28, 30), welche we nigstens eine Radgröße des jeweiligen Rades (12) er fasst und ein die wenigstens eine Radgröße repräsen tierendes Signal (Si, Sa) ausgibt, und
eine Beurteilungseinrichtung (14), welche das die wenigstens eine Radgröße des Rades (12) repräsentie rende Signal (Si, Sa) verarbeitet,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beurteilungseinrichtung (14) nach Maßgabe des Ergebnisses der Verarbeitung we nigstens einen die Kraftübertragungsfähigkeit deswe nigstens einen Rades (12) charakterisierenden Kennwert ermittelt.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Beurteilungseinrichtung (14) aus dem wenigstens
einen Sensorsignal (Si, Sa) eine Radseitenkraft und/oder
eine Radumfangskraft und/oder eine Radaufstandskraft
und/oder eine Raddrehzahl des wenigstens einen Rades
(12) ermittelt.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, dass die Beurteilungseinrichtung (14) eine Reifen
steifigkeit, vorzugsweise eine Reifenlängssteifigkeit
und/oder eine Reifenquersteifigkeit, als den wenigstens
einen Kennwert des wenigstens einen Rades (12) bestimmt.
4. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beurteilungseinrichtung
(14) die Reifenlängssteifigkeit eines angetriebenen Ra
des aus der an dem angetriebenen Rad ermittelten Radum
fangskraft und aus den Raddrehzahlen von angetriebenen
und nicht angetriebenen Rädern des Fahrzeugs bestimmt.
5. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beurteilungseinrichtung
(14) die Reifenquersteifigkeit eines Rades (12) aus der
an dem Rad (12) ermittelten Radseitenkraft und aus den
Raddrehzahlen von angetriebenen und nicht angetriebenen
Rädern des Fahrzeugs bestimmt.
6. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beurteilungseinrichtung
(14) ein Wertepaar aus ausgenutztem Reibwert und auftre
tendem Radschlupf als den wenigstens einen Kennwert des
wenigstens einen Rades (12) bestimmt.
7. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beurteilungseinrichtung
(14) den ausgenutzten Reibwert aus der Radaufstandskraft
und der Radumfangskraft bestimmt und den auftretenden
Radschlupf aus den Raddrehzahlen von angetriebenen und
nicht angetriebenen Rädern des Fahrzeugs bestimmt.
8. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass es eine Speichereinrichtung
(15) zur Speicherung des wenigstens einen Kennwertes
aufweist.
9. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass in der Speichereinrichtung
(15) vorbestimmte Rad-Kennlinien (1, 1a, 2, 2b, 3, 4)
und/oder vorbestimmte Ansprech-Schwellenwerte gespei
chert sind, welche unterschiedlichen Rad- beziehungswei
se Reifentypen, vorzugsweise unter weiterer Berücksich
tigung unterschiedlicher Fahruntergrundbeschaffenheiten,
zugeordnet sind.
10. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beurteilungseinrichtung
(14) einer Vorrichtung zur Steuerung und/oder Regelung
des Fahrverhaltens eines Kraftfahrzeugs, wie zum Bei
spiel einem ESP- und/oder einem Antiblockier- und/oder
einem ASR-System und/oder einem ACC-System und/oder ei
nem mittels Lenkeingriffen arbeitendes Fahrdynamikrege
lungssystem und/oder einem mittels Fahrwerkseingriffen
arbeitendes Fahrdynamikregelungssystem, zugeordnet ist.
11. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoreinrichtung (20,
22, 24, 26, 28, 30) eine Reifen-Sensoreinrichtung (20,
22, 24, 26, 28, 30) ist.
12. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoreinrichtung eine
Radlager-Sensoreinrichtung ist.
13. System zur Steuerung und/oder Regelung des Fahrver
haltens eines Kraftfahrzeugs mit wenigstens einem Reifen
(32) und/oder einem Rad (12), wobei in dem Reifen (32)
und/oder am Rad (12), insbesondere am Radlager, ein
Kraftsensor (20, 22, 24, 26, 28, 30) angebracht ist und
abhängig von den Ausgangssignalen des Kraftsensors (20,
22, 24, 26, 28, 30) eine die Reifensteifigkeit repräsen
tierende Reifengröße ermittelt wird und diese Reifengrö
ße bei der Steuerung und/oder Regelung des Fahrverhal
tens berücksichtigt wird.
14. Verfahren zur Überwachung des Fahrverhaltens eines
Kraftfahrzeugs mit wenigstens einem Rad (12), welches
die folgenden Schritte umfasst:
- - Erfassen (S01, S03; S01', S03') wenigstens einer Radgröße eines Rades (12), und
- - Verarbeiten (S02, S04; S06', S07', S04') der wenigs tens einen Radgröße,
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
dass der Verarbeitungsschritt ein Ermitteln einer Rad
seitenkraft und/oder einer Radumfangskraft (S02; S06')
und/oder einer Radaufstandskraft (S06') und/oder einer
Raddrehzahl (S03; S03') nach Maßgabe der wenigstens ei
nen erfassten Radgröße umfasst.
16. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekenn
zeichnet, dass im Ermittlungsschritt (S05) wenigstens
eine Reifensteifigkeit, vorzugsweise eine Reifenlängs
steifigkeit und/oder eine Reifenquersteifigkeit, als der
wenigstens eine Kennwert des wenigstens einen Rades be
stimmt wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 16, da
durch gekennzeichnet, dass die Reifenlängssteifigkeit
eines angetriebenen Rades aus der an dem angetriebenen
Rad ermittelten Radumfangskraft und aus den Raddrehzah
len von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern des
Fahrzeugs bestimmt wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 17, da
durch gekennzeichnet, dass die Reifenquersteifigkeit
eines Rades (12) aus der an dem Rad (12) ermittelten
Radseitenkraft und aus den Raddrehzahlen von angetriebe
nen und nicht angetriebenen Rädern des Fahrzeugs be
stimmt wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche. 14 bis 18, da
durch gekennzeichnet, dass im Ermittlungsschritt (S08')
ein Wertepaar aus ausgenutztem Reibwert und auftretendem
Radschlupf als der wenigstens eine Kennwert des wenigs
tens einen Rades (12) ermittelt wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 19, da
durch gekennzeichnet, dass der ausgenutzte Reibwert aus
der Radaufstandskraft und der Radumfangskraft bestimmt
wird und der auftretende Radschlupf aus den Raddrehzah
len von angetriebenen und nicht angetriebenen Rädern des
Fahrzeugs bestimmt wird.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 20, da
durch gekennzeichnet, dass der ermittelte wenigstens
eine Kennwert bei einer Steuerung und/oder Regelung des
Fahrverhaltens eines Kraftfahrzeugs, wie zum Beispiel
durch ein ESP- und/oder ein ABS- und/oder ein ASR-
Verfahren und/oder ein ACC-Verfahren und/oder ein mit
tels Lenkeingriffen arbeitendes Fahrdynamikregelungsver
fahren und/oder ein mittels Fahrwerkseingriffen arbei
tendes Fahrdynamikregelungsverfahren, berücksichtigt
wird (S06; S10').
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 21, da
durch gekennzeichnet, dass eine Steuerung und/oder Rege
lung des Fahrverhaltens eines Kraftfahrzeugs in Abhän
gigkeit von dem ermittelten wenigstens einen Kennwert
angepasst wird (S06; S10'), vorzugsweise indem eine aus
einer Mehrzahl vorbestimmter Rad-Kennlinien (1, 1a, 2,
2b, 3, 4) und/oder einer aus einer Mehrzahl vorbestimm
ter Ansprech-Schwellenwerte ausgewählt wird.
23. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die wenigstens eine Radgrö
ße an einem Reifen (32) des Rades (12) ermittelt wird.
24. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die wenigstens eine Radgrö
ße an einem Lager des Rades (12) ermittelt wird.
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