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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur permanenten Ermittlung des
Fahrbahnreibwerts μmax einer von einem bereiften Kraftfahrzeug
befahrenen Fahrbahn der im Oberbegriff des Patentanspruchs 1 genannten
Art.
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Verfahren
zur Ermittlung des Fahrbahnreibwerts sind in den verschiedensten
Varianten direkt und/oder indirekt z. B. aus der DE-39 12 014-A1,
DE-40 26 625-A1, DE-40 10 507-C1, DE-37 05 983-A1, DE-38 33 211-A1,
DE-35 34 022-A1 und EP-0 470 700-A2 bekannt.
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So
ist es z. B. bekannt (DE-39 12 014-A1), aus mittels Sensoreinrichtungen
erfaßten
Betriebsparametern anhand eines abgespeicherten mathematischen Fahrzeugreferenzmodells
entweder in Abhängigkeit
vom erfaßten
Lenkwinkel und von der erfaßten
Fahrgeschwindigkeit eine Soll-Gierwinkelgeschwindigkeit zu bestimmen
und die Differenz zwischen dieser und der ermittelten tatsächlichen
Gierwinkelgeschwindigkeit zu ermitteln oder aber in Abhängigkeit
von der erfaßten
oder ermittelten Fahrgeschwindigkeit und Gierwinkelgeschwindigkeit
einen Soll-Lenkwinkel zu bestimmen und die Differenz zwischen diesem
und dem erfaßten
tatsächlichen
Lenkwinkel zu ermitteln und schließlich mittels einer abgespeicherten
Abhängigkeit
jeweils denjenigen Wert der ebenfalls ermittelten Fahrzeugquerbeschleunigung
als Maß für den Reibwert
zwischen Fahrbahn und Fahrzeugreifen bestimmen, bei dem die Gierwinkelgeschwindigkeitsdifferenz
bzw, die Lenk winkeldifferenz stark anzusteigen beginnt.
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Andere
bekannte Verfahren (z. B. DE-35 34 022-A1) basieren darauf, daß der Bremsdruck
mindestens eines Rades kurzzeitig erhöht oder abgesenkt wird, um
dann aus den Radreaktionen auf den jeweiligen Fahrbahnreibwert zu
schließen;
da hierbei jeweils nur die Reaktionen in Längsrichtung erfaßt werden,
liefert dieses Verfahren kein zufriedenstellendes Ergebnis mehr,
wenn die Fahrzeugräder
gleichzeitig auch Seitenkräfte übertragen.
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Bei
einem anderen Verfahren (z. B. DE-38 33 211-A1) wird der Fahrbahnreibwert
sowie die Steigung der bekannten μ/λ(Reibwert/Schlupf)-Kennlinie
auf der Basis entweder der erfaßten
Radgeschwindigkeit und des erfaßten
Bremsdrucks oder aber auf der Basis der erfaßten Radgeschwindigkeit und
des erfaßten
Motormoments durch Parameterschätzung
ermittelt.
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Bekannt
ist es auch (z. B. DE-40 26 625-A1), den Fahrbahnreibwert dadurch
zu ermitteln, daß periodisch
wenigstens eines der lenkbaren Räder
eingeschlagen und dabei überwacht
wird, ob das Rückstellmoment
sein Maximum erreicht, daß der
Wert des auf die Radaufstandskraft bezogenen Rückstellmoments bei Erreichen
des Maximums festgehalten und dann daraus mittels einer elektronisch
abgespeicherten Abhängigkeit
des Reibwerts vom Rückstellmoment
der gerade vorhandene Fahrbahnreibwert ermittelt wird. Vermeintlich
unmotiviert periodisch auftretende Lenkeinschläge der Räder können bei diesem Verfahren beim
Fahrzeugführer
auch dann zu gewissen Irritationen führen, wenn lediglich kleinere
Lenkeinschläge
vorgenommen werden. Solche Irritationen treten zwar nicht auf, wenn
entsprechend einer Verfahrensvariante jeweils beide gelenkten Räder der
Achse gleichzeitig gegensinnig eingeschlagen werden, doch erfordert
dies einen vergleichsweise hohen Aufwand für den Lenkungsmechanismus des
Fahrzeugs.
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Bei
einem anderen bekannten Verfahren (z. B. DE-37 05 983-A1) werden
auf der Basis von durch Sensoreinrichtungen gelieferten Signalen
laufend die Fahrzeugbeschleunigung bzw. -verzögerung sowie der Radschlupf
der Räder
ermittelt und die so gebildete Beschleunigungs- bzw. Verzögerungs/Schlupf-Kennlinie
bF = f(λ)
mit in einer elektronischen Speichereinrichtung abgespeicherten
Schlupfkennlinien für
verschiedene besonders typische Fahrbahnzustände verglichen. Aus diesen
fest abgespeicherten Kennlinien wird dann die Kennlinie als gerade
vorliegend angenommen, die der ermittelten Kennlinie am nächsten kommt,
so daß u.
a. mit dem Maximum der so ausgewählten
Kennlinie der jeweils gerade vorherrschende Fahrbahnreibwert μmax zumindest
annähernd
bekannt ist.
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Bei
einem neueren bekannten Verfahren zur Überwachung des Kraftschlusses
zwischen Fahrbahn und Reifen angetriebener Kraftfahrzeugräder (DE-40
10 507-C1) wird der Radschlupf (λ)
sowie die gleichzeitig wirksame Radumfangskraft (K) der überwachten
angetriebenen Räder
während
stationärer
und quasi stationärer
Fahrbetriebszustände,
d. h. innerhalb des Mikrobereichs des den bekannten μ/s-Kennlinien
entsprechenden Radumfangskraft/Radschlupf-Kennlinienfeldes in steter
Folge ermittelt, wobei die Ermittlung des Radschlupfes (λ) mit einer
im ‰-Bereich
liegenden Genauigkeit erfolgen muß. Aus der Erkenntnis, daß in diesem Mikrobereich
des Kennlinienfeldes der Anstieg der Kennlinien verschiedenen Reibwertes
entgegen der bis dato herrschenden Meinung der Fachwelt nicht etwa
unabhängig
vom herrschenden Fahrbahnreibwert μmax gleichgroß ist, sondern
im Gegenteil für
jeweils verschiedene Reibwerte verschieden große Kennlinien-Anstiege bestehen,
zu denen dann jeweils entsprechend verschieden große Kraftmaxima
gehören,
wird dann u. a. aus dem Kurvenanstieg der jeweils gerade ermittelten
wirksamen Radumfangskraft/Radschlupf-Kennlinie zumindest die Größenordnung
des gerade vorliegenden Fahrbahnreibwerts μmax erkannt
bzw. aus diesem Fahrbahnreibwert μmax und der momentan tatsächlich wirksamen Radumfangskraft
die jeweils gerade vorliegende Haftwertausnutzung bzw. das gerade
vorhandene Kraftschlußpotential
ermittelt.
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Im
Zusammenhang mit fahrdynamischen Untersuchungen, insbesondere von
komplexeren Fragen wie z. B. Untersuchungen des Fahrverhaltens beim
Bremsen und/oder Beschleunigen in der Kurve, wer den nicht nur Fahrzeugreferenzmodelle,
sondern auch damit zusammenarbeitende sogenannten Reifenmodelle eingesetzt.
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Reifenmodelle
gibt es inzwischen in vielfältigen
Varianten in Form rein numerischer Modelle, rein physikalischer
Modelle oder als Mischformen von beiden, die jeweils ihre spezifischen
Eigenschaften besitzen und dem Anwender so eine große Bandbreite
von Möglichkeiten
bieten (z. B. "Reifenmodell
für die
schnelle Berechnung von Kräften
und Momenten" von
E. Babbel, VDI-Berichte Nr. 650, 1987, Seiten 217 bis 238; Buch "Schwerpunkte der
Fahrzeugdynamik" von
Bernd Richter, Verlag TÜV
Rheinland GmbH; Köln
1990, Seiten 183 bis 195).
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Die
Reifenmodelle basieren entweder auf physikalischen Gleichungen (z.
B. Bewegungsdifferentialgleichungen) und/oder auf durch Meßwerte gelegten
Ausgleichskurven. Allen Reifenmodellen gemeinsam ist letztlich,
daß in
ihnen jeweils u. a. spezifische Kraftschluß- und Reifenparameter, d.
h. elementare Reifeneigenschaften abgespeichert sind und daß sie in
Abhängigkeit
von eingegebenen Eingangsvariablen, z. B. insbesondere in Abhängigkeit
vom Schlupf (λ)
und Schräglaufwinkel
(α) des
Rades, z. B. die jeweils dazugehörigen
Seiten- und Umfangskräfte
sowie Rückstellmomente
des Rades liefern und bei entsprechender Modifikation auch die jeweilige
Haftwertausnutzung (ε)
des Rades in Längs(x)-
und Quer(y)-Richtung bzw. auch die Gesamthaftwertausnutzung (εges)
ausweisen.
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Die
Kenntnis der jeweils vorliegenden Haftwertausnutzung ist für viele
Regelverfahren durchaus ausreichend, zumindest hat man sich bisher
i. a. mit dieser Kenntnis zufrieden gegeben bzw. sich darauf regelungstechnisch
eingestellt.
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Generell
wäre es
aber in vielen Fällen
der Fahrzeugregelung von Vorteil, statt dessen oder zusätzlich auch
den jeweils konkret vorliegenden Fahrbahnreibwert μmax zu
kennen, beispielsweise um bei einem Fahrzeug bei einer ganz konkreten
Fahrbahn die Gierwinkelgeschwindigkeit Ψ auf die bei dieser konkreten
Fahrbahn maximal mögliche
Gierwinkelgeschwindigkeit einzuregeln.
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Vor
diesem Hintergrund liegt der Erfindung nun die Aufgabe zugrunde,
mit geringem regelungstechnischen Aufwand und unter Einsatz nur üblicher
preiswerter Sensoreinrichtungen etc. ein Verfahren anzugeben, das
mit ausreichender Genauigkeit permanent den jeweils vorherrschenden
Fahrbahnreibwert μmax ermittelt, welcher dann mit Vorteil bei
diversen bekannten Fahrzeugregelungen eingesetzt werden kann, wie
z. B. bei Fahrdynamikregelungen oder bei ABS- und/oder ASR-Regelungen.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Erfindungsgemäß wird der
jeweils vorliegende Fahrbahnreibwert μ
max unter
permanenter Ermittlung der jeweiligen Gesamthaftwertausnutzung (ε
ges)
der Räder
mittels u. a. eines entsprechend modifizierten abgespeicherten mathematischen
Reifenmodells sowie unter gleichzeitiger permanenter Ermittlung
der Fahrzeuggesamtbeschleunigung (a
ges)
permanent näherungsweise
ermittelt nach der Beziehung
worin i einen Index für die – normalerweise
vier – verschiedenen
Räder des
Fahrzeug bedeutet.
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Dieses
Verfahren liefert für
den jeweils vorherrschenden Fahrbahnreibwert μmax bei
normalen Betriebssituationen zuverlässig ausreichend genaue Werte.
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Um
auch in besonderen Betriebssituationen, wie z. B. bei Kurvenfahrt,
beim Bremsen und beim Beschleunigen zuverlässig ausreichend genaue Informationen über den
jeweils vorherrschenden Fahrbahnreibwert μ
max zu
erhalten, kann in vorteilhafter Weise der in diesen Betriebssituationen
unterschiedlich große
Einfluß der
beteiligten Räder
bei der Fahrbahnreibwertbestimmung gewichtet werden, indem die Ermittlung
des Fahrbahnreibwerts in Weiterbildung der Erfindung nach der Beziehung
erfolgt,
worin k
i experimentell ermittelte Korrekturfaktoren
zur Berücksichtigung
des jeweils unterschiedlich großen
Einflusses der einzelnen Räder
bei Kurvenfahrt und/oder Bremsen bzw. Beschleunigen des Fahrzeugs darstellen.
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Diese
Korrekturfaktoren könnten – nur beispielhaft – für das Durchfahren
einer Linkskurve z. B. für
das kurveninnere linke Vorderrad 1,0, für das kurvenäußere rechte
Vorderrad 1,3, für
das kurveninnere linke Hinterrad 0,7 und für das kurvenäußere rechte
Hinterrad 1,0 betragen, weil in einer solchen Betriebssituation
der Einfluß der
kurvenäußeren Räder jeweils
größer ist
als der der kurveninneren Räder
und der Einfluß der
Vorderräder
jeweils größer als
der der Hinterräder.
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Beim
Durchfahren einer Rechtskurve käme
es entsprechend zu einer stärkeren
Wichtung der kurvenäußeren linken
Räder und
einer schwächeren
Wichtung der kurveninneren rechten Fahrzeugräder.
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In
entsprechender Weise können
experimentell entsprechende Korrekturfaktoren für das Bremsen oder Beschleunigen
bei Geradeausfahrt und/oder bei Kurvenfahrt ermittelt und abgespeichert
werden.
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Bei
der Ermittlung des jeweils vorherrschenden Fahrbahnreibwerts wird
dann von der das Reifenmodell umfassenden Auswerteelektronik aufgrund
entsprechender Sensorsignale selbsttätig auf die für die jeweilige
Betriebssituation maßgeblichen
Korrekturfaktoren ki zurückgegriffen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
basiert u. a. auf der Erkenntnis, daß bei normierter Betrachtung/Verwendung
der üblichen μ/λ-Kennlinien,
d, h. bei auf das jeweilige μmax bezogenen μ/λ-Kennlinien, die jeweiligen Maxima
dieser "normierten
Kennlinien" für die verschiedensten
Reifen-Fahrbahnpaarungen jeweils in etwa beim selben Reifenschlupf λ0 liegen,
zumindest aber innerhalb eines nur schmalen Schlupfbereiches Δλ.
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Wenn
daher bei der permanenten Ermittlung des jeweils vorherrschenden
Fahrbahnreibwerts in der Praxis in einem Reifenmodell für alle üblichen
Reifen/Fahrbahnpaarungen nur eine gemeinsame μ/μmax(λ)-Kennlinie
verwendet wird (auf der dann die vom Reifenmodell in den verschiedenen
Betriebssituationen gelieferten Haftwertausnutzungen basieren),
dann treten bei der Auswertung bzw. bei der Ermittlung des konkret
vorliegenden Fahrbahnreibwerts jeweils allenfalls vernachlässigbar
kleine Fehler auf, sofern sich das Geschehen jeweils im oberen stabilen
(d. h. oberen linken) Kennlinienbereich bzw. im Bereich des Kennlinien-Maximums
der normierten μ/λ-Kennlinie
abspielt. Das ist aber gerade der Bereich, in dem die meisten Fahrzeugregelungen
durchgeführt
werden.
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Anhand
einiger zeichnerischer Prinzipdarstellungen sei die Erfindung nachstehend
näher erläutert.
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Beim
erfindungsgemäßen Verfahren
zur permanenten Ermittlung des Fahrbahnreibwerts μmax einer von
einem bereiften Kraftfahrzeug befahrenen Fahrbahn werden verschiedene
Betriebsparameter des Kraftfahrzeugs permanent erfaßt oder
ermittelt und einer elektronische Speicher- und Recheneinheiten
enthaltenden Auswerte- oder
Regelelektronik zugeführt,
die in 1 prinzipienhaft angedeutet und mit 3 beziffert
ist.
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Erfaßt werden
insbesondere solche Betriebsparameter des Fahrzeugs, die direkt
oder indirekt zur Ermittlung z. B. des Schlupfes λ und des
Reifenschräglaufwinkels α der Räder 1 sowie zur
Ermittlung der Fahrzeuggesamtbeschleunigung ages erforderlich
sind.
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Vorzugsweise
werden z. B., wie in 2 angedeutet, mittels z. B.
für ABS-Regeleinrichtungen üblicher Radsensoren 2 die
Drehzahlen bzw. die Winkelgeschwindigkeiten ωi erfaßt, aus
denen z. B. in bekannter Weise nicht nur der Schlupf λ der einzelnen
Räder 1 sowie
erforderlichenfalls auch die Längsgeschwindigkeit
vx des Fahrzeugs errechnet werden können, sondern
mit deren Hilfe u. a. auch die Gierwinkelgeschwindigkeit Ψ . u. v.
a. m. errechnet werden könnte.
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Im
dargestellten Ausführungsbeispiel
ist angenommen, daß mittels
geeigneter Sensoreinrichtungen neben den Winkelgeschwindigkeiten ωi der Räder 1 auch
die Betriebsparameter Lenkradwinkel δl, Fahrzeuglängsgeschwindigkeit
vx, Fahrzeugquergeschwindigkeit vy sowie Gierwinkelgeschwindigkeit Ψ . erfaßt werden
und der Auswerte- und Regelelektronik 3 als variable Eingangsgrößen zugeführt werden.
In 2 ist schematisch mit 6 z. B. ein Sensor
zur Erfassung des Lenkradwinkels δl des Lenkrades 5, mit 7 ein
Sensor zur Erfassung der Gierwinkelgeschwindigkeit und mit 8 ein
Sensor zur Erfassung der Quergeschwindigkeit angedeutet.
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Zur
Erfassung der Gierwinkelgeschwindigkeit könnten beispielsweise Kreisel
und Verfahren, die auf Auswertung der Coriolis-Kraft basieren, Verwendung finden. Die
Gierwinkelgeschwindigkeit kann aber in einfacher und bekannter Weise
auch aus dem Drehzahlunterschied der Räder einer möglichst nicht angetriebenen
Achse berechnet werden, z. B. nach der Formel
oder nach der Formel
worin ω
1,2,3,4 die
Winkelgeschwindigkeiten der beiden Vorderräder sowie der beiden Hinterräder, R
1,2,3,4 die Radradien der vier Räder, s
v,h die Spurweite der Vorder- sowie der Hinterachse
und δ
v den dem Lenkradwinkel δ
l proportionalen
Radwinkel der eingeschlagenen Vorderräder darstellt. Die Erfassung
der Quergeschwindigkeit v
y könnte beispielsweise
mit Hilfe bekannter korrelationsoptischer Verfahren oder Radar-Doppler-Verfahren
erfolgen, die bei Serieneinsatz durchaus kostengünstig produzierbar wären. Alternativ
zur Quergeschwindigkeit v
y könnte aber
auch in bekannter Weise die Querbeschleunigung a
y erfaßt werden.
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Aus
den ihr zugeführten
variablen Eingangsgrößen werden
in der Auswerte- und Regelelektronik
3 mittels bekannter
elektronischer Recheneinheiten mit den allseits bekannten Gleichungen
zum einen für
jedes Rad der Schlupf λ
R und andererseits näherungsweise für jedes
Rad der Schräglaufwinkel α
R berechnet.
Der Schräglaufwinkel
ergibt sich unter der Annahme, daß die Quergeschwindigkeit v
y z. B. direkt auf der Verbindungslinie der
beiden Hinterräder
gemessen wird für
die beiden Vorderräder
ungefähr
zu
sowie
und für die Hinterräder ungefähr zu
sowie
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Hierin
bedeuten u. a.
- l
- den Radstand,
- αVorspur,vorne
- den Vorspurwinkel
der Vorderräder,
- αVorspur,hinten
- den Vorspurwinkel
der Hinterräder
und
- δv
- den Radwinkel der
eingeschlagenen Räder,
der dem durch die Lenkübersetzung
divi dierten Lenkradwinkel δl entspricht.
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Diese
für die
einzelnen Räder
aus den erfaßten
variablen Betriebsparametern ermittelten Schlupf- und Schräglaufwinkel λ
R und α
R werden
wie in
1 angedeutet als Eingangssignale dem in der Auswerte-
und Regelelektronik
3 abgespeicherten mathematischen Reifenmodell
4 zugeführt, das
dann mit ihnen auf der Basis der dort abgespeicherten Kraftschluß- und Reifenparameter
für jedes
der Räder
1 z.
B. die gerade vorliegende Haftwertausnutzung ε
x in
Fahrzeuglängsrichtung
und die Haftwertausnutzung ε
y in Fahrzeugquerrichtung liefert, woraus
sich dann die jeweilige Gesamthaftwertausnutzung
ergibt. Ob die jeweilige
Gesamthaftwertausnutzung ε
ges nun unmittelbar vom eigentlichen Reifenmodell
geliefert wird oder erst, wie in
1 angedeutet,
in einer nachgeschalteten Recheneinheit aus den vom eigentlichen
Reifenmodell gelieferten Einzelkomponenten ε
x und ε
y errechnet
wird, ist ohne Belang.
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Parallel
zur Ermittlung der jeweiligen Gesamthaftwertausnutzung wird in der
Auswerte- und Regelelektronik 3, wie in 1 schematisch
angedeutet, aus den der Auswerte- und Regelelektronik zugeführten variablen
Eingangssignalen die jeweils vorherrschende Gesamtbeschleunigung
ages des Fahrzeugs ermittelt, z. B. als
geometrische Summe aus der Fahrzeuglängsbeschleunigung ax und der Fahrzeugquerbeschleunigung ay. Längs-
und Querbeschleunigung können
hierbei entweder durch bekannte Sensoreinrichtungen unmittelbar
erfaßt
werden oder aber in bekannter Weise aus anderen zur Verfügung stehenden
aktuellen Betriebsparametern abgeleitet werden.
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So
kann beispielsweise die Längsbeschleunigung
ax in einfacher Weise durch Differentiation
und eventuelle Glättung
aus der Fahrzeuglängsgeschwindigkeit
bzw. Referenzgeschwindigkeit vx einer ABS-Einrichtung
berechnet werden oder aber z. B. aus den von den Radsensoren 2 gelieferten
Raddrehzahlsignalen.
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In
entsprechender Weise könnte
die Fahrzeugquerbeschleunigung ebenfalls in bekannter Weise aus den
von den Radsensoren
2 gelieferten Sensorsignalen errechnet
werden nach der Beziehung
oder
worin wiederum ω
1,2,3,4 die Winkelgeschwindigkeiten und R
1,2,3,4 die Radradien der Räder
1,
s
v, h die Spurweite der Vorder- bzw, der
Hinterachse und δ
v den dem Lenkradwinkel δ
l proportionalen
Radeinschlagwinkel der gelenkten Vorderräder bedeuten.
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Mit
der in dieser Weise ermittelten Gesamtbeschleunigung des Fahrzeugs
sowie mit den in vorerwähnter Weise
ermittelten Gesamthaftwertausnutzungen ε
ges,i der
Fahrzeugräder
1 wird dann
in der Auswerte- und Regelelektronik
3 in einem weiteren
Rechenschritt als Quotient aus der Fahrzeuggesamtbeschleunigung
und der gemittelten Gesamthaftwertausnutzung ε
ges,i der
einzelnen Räder
der gerade vorliegende Fahrbahnreibwert ermittelt entweder nach
der Beziehung
oder
aber nach der Beziehung
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Bei
der ersten Beziehung ist angenommen, daß die einzelnen Fahrzeugräder 1 jeweils
gleichgroße Beiträge zum Gesamtgeschehen
leisten. Damit wird der jeweils vorliegende Fahrbahnreibwert μmax mit
einer für
manche Regelungsverfahren durchaus ausreichenden Genauigkeit ermittelt.
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Bei
komplexeren Vorgängen,
wie z. B. bei Kurvenfahrten, beim Bremsen und/oder beim Beschleunigen
ist der Einfluß der
verschiedenen Räder
jedoch spürbar
unterschiedlich. Mit Einsatz einer nach der zweiten Beziehung arbeitenden
Recheneinheit wird dieser unterschiedlich große Einfluß der beteiligten Räder bei
der Bestimmung des Fahrbahnreibwertes μmax berücksichtigt,
was einerseits entsprechend komplexere Recheneinheiten erfordert
und andererseits zusätzliche
Sensorsignale voraussetzt, um den Recheneinheiten die jeweils gerade
vorliegende spezielle Betriebssituation z. B. Kurvenfahrt, Bremsen
und/oder Beschleunigen, zu signalisieren.
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Wie
zuvor bereits erwähnt
wurde, stellen in der zweiten Beziehung ki Korrekturfaktoren
für den
unterschiedlich großen
Einfluß der
einzelnen Räder
in den verschiedenen Betriebssituationen dar, wobei in den einzelnen
Betriebssituationen natürlich
jeweils unterschiedliche Korrekturfaktoren relevant sind, weshalb
der Recheneinheit u. a. auch signalisiert werden muß, welche
Betriebssituation vorliegt, damit sie aus den abgespeicherten Daten
die für
die jeweilige Betriebssituation richtigen Korrekturfaktoren auswählt.
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In 2 sind
nur sehr symbolisch und rein exemplarisch eine Reihe von Sensoreinrichtungen
zur, permanenten Erfassung einiger variabler Betriebsparameter angedeutet,
z. B. Radsensoren 2, ein Lenkradwinkelsensor 6,
ein Gierwinkelgeschwindigkeitssensor 7 sowie ein Fahrzeugquergeschwindigkeitssensor 8.
Je nach Bedarf und Zweckmäßigkeit
können
jedoch auch andere oder zusätzliche
Sensoreinrichtungen eingesetzt werden, wobei im Regelfall angestrebt
werden dürfte,
mit möglichst
wenig Sensoreinrichtungen auszukommen und für die Regelverfahren benötigte weitere
Betriebsparameter im Bedarfsfall aus den erfaßten Betriebsparametern zumindest
annähernd
zu berechnen.
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In
den 3 und 4 sind zwecks Vertiefung des
Verständnisses
der Erfindung rein beispielhaft einige Reibwert/Schlupf-Kennlinien
dargestellt.
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3 zeigt
ein übliches μ/λ-Kennlinienfeld,
wobei die obere Kennlinie b beispielsweise die Kennlinie für eine Reifen/Fahrbahn-Paarung
mit z. B. trockener Asphaltfahrbahn, die mittlere Kennlinie c die
Kennlinie für
dieselbe Reifen/Fahrbahn-Paarung, jedoch bei z. B. nasser Fahrbahn
und die Kennlinie d die Kennlinie derselben Reifen/Fahrbahn-Paarung,
jedoch bei vereister Fahrbahn bedeuten sollen. Man erkennt, daß der prinzipielle
Verlauf dieser Kennlinien bei allen Fahrbahnbeschaffenheiten in
etwa erhalten bleibt, lediglich das Niveau der Kennlinien verändert sich
abhängig
von der jeweiligen Fahrbahnbeschaffenheit, d. h. ob diese trocken,
naß oder
vereist ist. Sehr ähnliche,
jedoch in der Höhe
etwas abweichende Kennlinien ergäben
sich für andere
Reifen/Fahrbahn-Paarungen.
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Bei
normierter, d. h. auf den jeweiligen Maximalwert der Kennlinien
bezogener Darstellung zeigt sich, wie in 4 rein exemplarisch
angedeutet, daß die
Maxima der verschiedenen normierten Kennlinien b', c',
d' alle innerhalb
eines relativ kleinen Schlupfbereichs Δλ = λ0 – λ*0 liegen.
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Diese
Gegebenheit wird letztlich beim erfindungsgemäßen Verfahren ausgenutzt. Es
ist leicht nachvollziehbar, daß deshalb
bei Kenntnis des jeweiligen Radschlupfes λ mit Hilfe nur eines im Reifenmodell 4 abgespeicherten
Kennlinienfeldes völlig
unabhängig
davon, ob eine trockene, nasse oder vereiste Asphalt-, Beton- oder
andere Fahrbahn vorliegt, mit ausreichender Genauigkeit eine Information über die
jeweils gerade vorliegende Haftwertausnutzung liefert.
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Auf
der Basis einer normierten Kennlinie nach z. B. a', b' der
4 würde z. B.
beim Auftreten eines Schlupfes λ
0 mit
z. B. in Längsrichtung
des Fahrzeug eine Haftwertausnutzung ε
x =
100 % vorliegen und bei einem ermittelten Schlupf λ
1 entsprechend
eine Haftwertausnutzung ε
x = 0,5, d. h. eine Haftwertausnutzung von
50 %.
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In
entsprechender Weise wird vom Reifenmodell
4 auch für die Fahrzeugquerrichtung
die entsprechende Haftwertausnutzung ε
y der
Fahrzeugräder
ermittelt und daraus dann für
die einzelnen Räder
jeweils die Gesamthaftwertausnutzung
wie dies in
1 schematisch
angedeutet ist.
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Mit
Kenntnis der jeweils gerade vorliegenden Gesamthaftwertausnutzung
der einzelnen Fahrzeugräder
einerseits und der jeweiligen Fahrzeuggesamtbeschleunigung ages andererseits kann in einfacher Weise permanent
der jeweils gerade vorliegende Fahrbahnreibwert μmax bestimmt
werden, wobei je nach dem, ob bei der Erstellung der Auswerte- und
Regelelektronik 3 im mit 9 bezifferten Rechenbaustein
die einfachere obere oder die etwas aufwendigere untere Rechenregel
implantiert, wurde der Einfluß aller
vier Fahrzeugräder 2 gleich
stark oder aber entsprechend der jeweiligen Betriebssituation unterschiedlich
stark gewichtet wird. Ob bei der Erstellung der Auswerte- und Regelelektronik 3 im
Einzelfall die einfachere oder die etwas aufwendigere Rechenregel
ausgewählt
wird, hängt
letztlich davon ab, für
welche Regelzwecke der mit der Auswerte- und Regelelektronik ermittelte
Fahrbahnreibwert μmax eingesetzt werden soll.
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Wenn
dieser permanent ermittelte Fahrbahnreibwert μmax z.
B. bei einer Fahrzeugregelung eingesetzt werden soll, um die Gierwinkelgeschwindigkeit Ψ . eines
Fahrzeugs auf die bei der jeweils konkret vorliegenden Fahrbahn
maximal mögliche
Gierwinkelgeschwindigkeit einzuregeln, dann wird es unumgänglich sein,
auf die etwas aufwendigere zweite Rechenregel zurückzugreifen,
weil der Einfluß der
vier Fahrzeugräder
in einer solchen Betriebssituation sehr unterschiedlich groß ist.
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In
einigen anderen Fällen
kann es dagegen durchaus ausreichen, den Fahrbahnreibwert mittels
der einfacheren Rechenregel zu bestimmen.
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In
beiden Fällen
steht aber mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
ein vergleichsweise wenige übliche Sensoreinrichtungen
benötigendes
Verfahren zur Verfügung,
durch das der jeweilige Fahrbahnreibwert mit regelungstechnisch
vergleichsweise geringem Aufwand sehr zuverlässig bestimmt werden kann.
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In
vorteilhafter Weise kann auch eine automatische Parameteränderung
des Reifenmodells 4 vorgenommen werden, wenn durch die
Regelelektronik 3 bestimmte Fahrbahnreibwerte erkannt werden.
Wird z. B. ein niedriger Reibwert erkannt, dann kann automatisch
auf einen Parametersatz für
Schnee umgeschaltet werden.
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- 1
- Räder
- 2
- Radsensoren
- 3
- Auswerte-
und Regelelektronik
- 4
- Reifenmodell
- 5
- Lenkrad
- 6
- Lenkradwinkelsensor
- 7
- Gierwinkelgeschwindigkeitssensor
- 8
- Fahrzeugquergeschwindigkeitssensor
- 9
- Recheneinheit
- a,
a'
- verschiedene
Kennlinien
- b,
b'
- verschiedene
Kennlinien
- c,
c'
- verschiedene
Kennlinien
- ax,y
- Fahrzeuglängs- und
-querbeschleunigung
- ages
- Fahrzeuggesamtbeschleunigung
- i
- Index
für die
Räder
- ki
- Korrekturfaktor
- l
- Radstand
- Ri
- Radradien
- sv,h
- Spurweite
vorn/hinten
- vx,y
- Fahrzeuglängs- und
-quergeschwindigkeit
- α
- Schräglaufwinkel
der Räder
- αvorspur
- Vorspurwinkel
- δl
- Lenkradwinkel
- δv
- Radwinkel
der eingeschlagenen (Vorder)räder
- εx,y
- Haftwertausnutzung
der Räder
in Längs-
und Querrichtung
- εges
- Haftwertgesamtausnutzung
- λ,(s)
- Schlupf
der Räder
- λ0
- Zum
jeweiligen Kennlinienmaximum
- λ*0
- gehörige Schlupfwerte
- Δλ
- Schlupfbereich
- μx,y
- schlupf-
bzw. schräglaufwinkelabhängiger Reibungskoeffizient
in Längs-
bzw. Querrichtung
- μmax
- Fahrbahnreibwert
- Ψ .
- Gierwinkelgeschwindigkeit
- ω
- Winkelgeschwindigkeit
der Räder