Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Fertigen eines zur Augenkorrektur
bestimmten Brillenglases.
Üblicherweise wird ein Brillenglas individuell gefertigt, um der Kundenspezifikati
on, d. h. den kundenspezifischen Anforderungen zu genügen. Es erfordert jedoch
viel Zeit, die Vorder- und die Rückfläche des Brillenglases nach Erhalt des Kun
denauftrags zu bearbeiten. Um die Lieferzeiten zu verkürzen, werden deshalb
Linsenrohlinge, deren Vorderflächen endbearbeitet sind, bevorratet und dann die
Rückfläche des gewählten Linsenrohlings entsprechend der Kundenspezifikation
bearbeitet. Der gesamte Bereich der verfügbaren Scheitelbrechkräfte eines Bril
lenglases wird in zehn Bereiche unterteilt. Für jeden dieser Bereiche wird ein Typ
des vorbearbeiteten Linsenrohlings hergestellt.
Asphärische Brillengläser, deren Vorderflächen und/oder Rückflächen asphärisch
sind, haben weitläufige Verwendung gefunden. Bei einem Brillenglas, bei dem
eine asphärische Fläche vorgesehen ist, wird die Basiskurve flacher, d. h. der
Absolutwert der vorderen Scheitelbrechkraft kleiner, und die maximale Dicke
geringer verglichen mit einem Brillenglas, bei dem sowohl die Vorderfläche als
auch die Rückfläche sphärisch sind. Ein herkömmlicher vorbearbeiteter Linsen
rohling, der für ein asphärisches Brillenglas hergestellt wird, hat eine endbearbei
tete asphärische Vorderfläche. Seine Rückfläche wird so bearbeitet, dass sie
sphärisch oder torisch ist und der Kundenspezifikation genügt.
Die Fig. 27A bis 27C zeigen eine Unterteilung der Scheitelbrechkraft in die vorste
hend genannten Bereiche. Fig. 27A zeigt einen Minusbereich mit negativen Diop
trien, Fig. 27B einen Plusbereich mit positiven Dioptrien und Fig. 27C einen
Mischbereich mit Dioptrien unterschiedlichen Vorzeichens. Der Gesamtbereich
der verfügbaren Scheitelbrechkraft, die eine Kombination aus sphärischer Brech
kraft SPH und zylindrischer Brechkraft CYL darstellt, ist in neun Bereiche I bis IX
unterteilt. Für jeden dieser Bereiche wird ein Typ des endbearbeiteten Linsenroh
lings hergestellt. Den Zusammenhang zwischen diesen Bereichen und den Basis
kurven des vorbearbeiteten Linsenrohlings zeigen Tabelle 1 und Fig. 28.
Gegenüber dem sphärischen Brillenglas hat das asphärische Brillenglas zwar die
Vorteile einer flacheren Basiskurve und einer geringeren Maximaldicke. Es hat
jedoch gegenüber dem sphärischen Brillenglas auch die Nachteile der stärkeren
Verzeichnung am Rand und einer deutlicheren Verschlechterung der optischen
Leistung bei einer Abweichung des Glases aus seiner regulären Position. Übli
cherweise ist bei guter Korrektur des mittleren Brechkraftfehlers und des Astig
matismus die Verzeichnung um so größer, je flacher die Basiskurve ist. So nimmt
die optische Leistung am Rand ab, wenn die Basiskurve zur Gewichtseinsparung
flacher eingestellt wird. Da es individuelle Unterschiede hinsichtlich der tolerierba
ren Verzeichnung gibt, ist es möglich, dass eine Person beim Tragen eines as
phärischen Brillenglases mit flacher Basiskurve ein normales Empfinden hat,
während eine andere Person ein abnormales Empfinden hat und deshalb dieses
asphärische Brillenglas nicht tragen kann.
In dem herkömmlichen Verfahren zum Fertigen des asphärischen Brillenglases
wird die Basiskurve allein auf Grundlage der Scheitelbrechkraft festgelegt, ohne
auf kundenspezifische Probleme Rücksicht zu nehmen, wie die Gewichtung der
optischen Leistung gegenüber dem äußeren Erscheinungsbild oder die Anpassfä
higkeit des Kunden, die sich beispielsweise in der tolerierbaren Verzeichnung
ausdrückt. Ist der Kunde mit der optischen Leistung des asphärischen Brillengla
ses, das die festgelegte Basiskurve hat, nicht zufrieden, so hat er keine andere
Wahl als ein schweres sphärisches Brillenglas mit einer steilen Basiskurve zu
wählen. Es ist deshalb schwierig, dem Kunden unter Berücksichtigung seines
Geschmacks und seiner Anpassungsfähigkeit das für ihn am besten geeignete
Brillenglas bereitzustellen.
Gehören die Brechkräfte von rechtem und linkem Brillenglas zu verschiedenen
Bereichen, so lässt das äußere Erscheinungsbild infolge der unterschiedlichen
Basiskurven an der Harmonie zwischen den beiden Brillengläsern zu wünschen
übrig. Wird dagegen ein endbearbeitetes Brillenglas, das eine zu einem vorbe
stimmten Bereich gehörende vorbestimmte Scheitelbrechkraft hat, unter Verwen
dung eines vorbearbeiteten Linsenrohlings hergestellt, der für einen anderen
Bereich gefertigt worden ist, wodurch für ein gleiches äußeres Erscheinungsbild
der Gläser gesorgt werden soll, so nimmt die optische Leistung deutlich ab. Dies
liegt daran, dass die jeweilige asphärische Vorderfläche des vorbearbeiteten
Linsenrohlings darauf ausgelegt ist, die optische Leistung für die in dem be
stimmten Bereich liegende Scheitelbrechkraft aufrecht zu erhalten.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Herstellen von Brillengläsern
anzugeben, das den Geschmack und die Anpassungsfähigkeit des Kunden be
rücksichtigt. Die Erfindung zielt weiterhin darauf ab, Brillengläser bereitzustellen,
die hinsichtlich ihres äußeren Erscheinungsbildes harmonisch sind und zugleich
die erforderliche optische Leistung gewährleisten, wenn die Scheitelbrechkräfte
von rechtem und linkem Glas zu verschiedenen Brechkraftbereichen gehören.
Die Erfindung löst die vorstehend genannte Aufgabe durch das Verfahren mit den
Merkmalen des Anspruchs 1 bzw. Anspruchs 11. Vorteilhafte Weiterbildungen
sind in den Unteransprüchen angegeben.
Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zum Bereitstellen
eines Brillenglases vorgesehen.
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Fertigen eines Brillenglases sieht vor, für
jeden einer Reihe vorbestimmter Scheitelbrechkräfte mehrere Typen von vorbear
beiteten Linsenrohlingen bereitzustellen, die sich in ihren Basiskurven voneinan
der unterscheiden. Wird der gesamte Bereich der Scheitelbrechkräfte in mehrere
Bereiche unterteilt, so werden für jeden dieser Bereiche die Rohlingstypen bereit
gestellt. Sind beispielsweise neun Bereiche und für jeden dieser Bereiche vier
Rohlingstypen vorgesehen, so werden 36 Rohlingstypen bereitgestellt. Auf
Grundlage der gewünschten Scheitelbrechkraft werden die Auswahlmöglichkeiten
für die Linsenrohlinge eingeschränkt. Für eine bestimmte Scheitelbrechkraft
können mehrere Typen, z. B. vier, der vorbearbeiteten Linsenrohlinge ausgewählt
werden. Ein Kunde wählt einen Rohlingstyp auf Grundlage einer Gewichtung von
optischer Leistung und äußerem Erscheinungsbild aus. Die Rückfläche des aus
gewählten Linsenrohlings wird so bearbeitet, dass ein endbearbeitetes Glas
entsprechend einer für das Brillenglas gewünschten Spezifikation ausgebildet
wird.
Da der Kunde unter Berücksichtigung seines Geschmacks und seiner Anpas
sungsfähigkeit eine bevorzugte Basiskurve auswählen kann, ist es dem Linsen
hersteller möglich, ein auf die Kundenanforderung ausgelegtes Brillenglas bereit
zustellen. Da bei dem erfindungsgemäßen Verfahren vorbearbeitete Linsenrohlin
ge ausgewählt werden können, deren Basiskurve annähernd identisch und deren
Scheitelbrechkräfte voneinander verschieden sind, können ein rechtes und ein
linkes Glas mit annähernd identischem äußerem Erscheinungsbild unter Gewähr
leistung der erforderlichen optischen Leistung gefertigt werden, selbst wenn die
Scheitelbrechkräfte der beiden Gläser voneinander verschieden sind.
Vorzugsweise werden für jede der vorbestimmten Scheitelbrechkräfte drei oder
mehr Rohlingstypen bereitgestellt.
Ein Paar endbearbeiteter Gläser, die aus den für dieselbe Scheitelbrechkraft,
d. h. gegebenenfalls für denselben Bereich, bereitgestellten Linsenrohlingen
gefertigt werden, erfüllt vorzugsweise für SPH < 0, CYL ≦ 0 folgende Bedingung
(1) und für SPH < 0, CYL ≧ 0 folgende Bedingung (2), um so eine hohe optische
Leistung (mittlerer Brechkraftfehler und Astigmatismus) der aus beliebigen Roh
lingstypen gefertigten endbearbeiteten Gläser zu sorgen:
ΔD1m(15)i + ΔD2m(15)i < ΔD1m(15)j + ΔD2m(15)j (1)
ΔD1m(15)i + ΔD2m(15)i < ΔD1m(15)j + ΔD2m(15)j (2)
worin
SPH die sphärische Brechkraft (Einheit: Dioptrie) ist,
CYL die zylindrische Brechkraft (Einheit: Dioptrie) ist,
D1m(h) die Flächenbrechkraft (Einheit: Dioptrie) der Vorderfläche und D2m(h) die
Flächenbrechkraft (Einheit: Dioptrie) der Rückfläche an einem Punkt, dessen
Abstand von der optischen Achse des endbearbeiteten Glases h (Einheit: mm) ist,
in einer die optische Achse enthaltenden Ebene,
ΔD1m(h) die durch D1m(h) - D1m(0) gegebene Variation der Flächenbrechkraft
der vorderen Fläche ist,
ΔD2m(h) die durch D2m(h) - D2m(0) gegebene Variation der Flächenbrechkraft
der hinteren Fläche ist, und
der Index i das endbearbeitete Glas mit der flacheren Basiskurve und der Index j
das endbearbeitete Glas mit der steileren Basiskurve bezeichnet, wobei D1m(0)i <
D1m(0)j gilt.
Die Vorderfläche des endbearbeiteten Glases kann eine rotationssymmetrische,
asphärische Fläche, eine Atoroidalfläche, eine sphärische Fläche oder eine tori
sche Fläche sein. Entsprechend kann die Rückfläche eine rotationssymmetrische,
asphärische Fläche, eine Atoroidalfläche, eine sphärische Fläche oder eine tori
sche Fläche sein. Ist eine der beiden Flächen eine sphärische oder eine torische
Fläche, so muss die andere eine rotationssymmetrische, asphärische Fläche oder
eine Atoroidalfläche sein. Eine Atoroidalfläche ist als Fläche definiert, deren
paraxiale Krümmungsradien in den Querschnitten längs orthogonaler Hauptmeri
diane voneinander verschieden sind und die im Querschnitt nicht einen Kreisbo
gen, sondern einen nicht-kreisförmigen Bogen bildet.
Vorzugsweise sind die mittleren Brechkraftfehler und die Astigmatismen der
endbearbeiteten Gläser, die aus den für dieselbe Scheitelbrechkraft bereitgestell
ten, mit den unterschiedlichen Basiskurven versehenen vorbearbeiteten Linsen
rohlingen gefertigt werden, innerhalb eines Sehwinkels von 30° annähernd iden
tisch. Insbesondere sind vorzugsweise die Unterschiede der mittleren Brechkräfte
und die Unterschiede der Astigmatismen unter den Gläsern innerhalb eines Seh
winkels von 30° nicht größer als 0,1 Dioptrien (D).
In einer vorteilhaften Weiterbildung hat ein für eine bestimmte Scheitelbrechkraft
bereitgestellter Rohlingstyp eine Basiskurve, die annähernd identisch mit der
eines anderen Rohlingstyps ist, der für eine andere Scheitelbrechkraft bereitge
stellt wird. Die Unterschiede der Scheitelbrechkräfte sind vorzugsweise nicht
größer als 0,2 Dioptrien.
Die Erfindung wird im Folgenden an Hand der Figuren näher erläutert. Darin
zeigen:
Fig. 1A ein Blockdiagramm mit einem System zum Fertigen eines Brillengla
ses als Ausführungsbeispiel,
Fig. 1B ein Flussdiagramm mit einem Verfahren zum Fertigen eines Bril
lenglases als Ausführungsbeispiel,
Fig. 2 einen Graphen, der Variationen der Basiskurven von vier Reihen
vorbearbeiteter Linsenrohlinge gemäß einem ersten Ausführungs
beispiel zeigt,
Fig. 3 Graphen mit den vorderen Flächenbrechkräften D1m(h) der vier
Reihen vorbearbeiteter Linsenrohlinge gemäß erstem Ausführungs
beispiel in einem die optische Achse enthaltenden Querschnitt, wo
bei jeder Graph die Werte D1m(h) für neun Bereiche zeigt,
Fig. 4 Graphen mit Variationen ΔD1m(h) der vorderen Flächenbrechkräfte
der vorbearbeiteten Linsenrohlinge der neun Bereiche gemäß er
stem Ausführungsbeispiel, wobei jeder Graph ΔD1m(h) für vier Rei
hen von Linsenrohlingen zeigt,
Fig. 5 die aus den vier Reihen von vorbearbeiteten Linsenrohlingen gemäß
erstem Ausführungsbeispiel gefertigten endbearbeiteten Gläser
(SPH -6,00 D) im Querschnitt,
Fig. 6 Graphen mit mittleren Brechkraftfehlern AP der endbearbeiteten
Gläser nach Fig. 5,
Fig. 7 Graphen der Astigmatismen AS der endbearbeiteten Gläser nach
Fig. 5,
Fig. 8 ein rechtes und ein linkes Glas jeweils im Querschnitt, die zur Har
monisierung des äußeren Erscheinungsbildes aus den vorbearbei
teten Linsenrohlingen des ersten Ausführungsbeispiels gefertigt sind,
Fig. 9 Graphen der mittleren Brechkräfte AP der endbearbeiteten Gläser
nach Fig. 8,
Fig. 10 Graphen der Astigmatismen AS der endbearbeiteten Gläser nach
Fig. 8,
Fig. 11 Graphen der hinteren Flächenbrechkräfte D2m(h) der aus vier Rei
hen der vorbearbeiteten Linsenrohlinge gemäß einem zweiten Aus
führungsbeispiel gefertigten endbearbeiteten Gläser in einem die op
tische Achse enthaltenden Querschnitt, wobei jeder Graph den Wert
D2m(h) der endbearbeiteten Gläser von neun Bereichen zeigt,
Fig. 12 Graphen mit den Variationen ΔD2m(h) der hinteren Flächenbrech
kräfte der endbearbeiteten Gläser der neun Bereiche gemäß zwei
tem Ausführungsbeispiel, wobei jeder Graph ΔD2m(h) den Wert
ΔD2m(h) für aus vier Reihen von Linsenrohlingen gefertigte endbe
arbeitete Gläser zeigt,
Fig. 13 Querschnitte der aus den vier Reihen von vorbearbeiteten Linsen
rohlingen gemäß zweitem Ausführungsbeispiel gefertigten endbear
beiteten Gläser (SPH +3,00 D),
Fig. 14 Graphen der mittleren Brechkraftfehler AP der endbearbeiteten
Gläser nach Fig. 13,
Fig. 15 Graphen der Astigmatismen AS der endbearbeiteten Gläser nach
Fig. 13,
Fig. 16 einen Azimutwinkel θ in einer Ebene senkrecht zur optischen Achse,
Fig. 17 Graphen der hinteren Flächenbrechkräfte D2m(h) der aus vier Rei
hen von vorbearbeiteten Linsenrohlingen gemäß zweitem Ausfüh
rungsbeispiel gefertigten endbearbeiteten Gläser (SPH -4,00 D, CYL
-2,00 D, AX 180°) in vier verschiedenen, die optische Achse enthal
tenden Querschnitten,
Fig. 18 Graphen der Variationen ΔD2m(h) der hinteren Flächenbrechkräfte
der endbearbeiteten Gläser nach Fig. 17 in vier verschiedenen
Querschnitten,
Fig. 19 einen Graphen mit den Variationen der Basiskurven von drei Serien
der vorbearbeiteten Linsenrohlinge gemäß einem dritten Ausfüh
rungsbeispiel,
Fig. 20A, 20B und 20C
die Bereiche der Basiskurven für die vorbearbeiteten Linsenrohlinge
gemäß drittem Ausführungsbeispiel,
Fig. 21 einen Graphen mit den vorderen Flächenbrechkräften D1m(h) der
vorbearbeiteten Linsenrohlinge gemäß drittem Ausführungsbeispiel
in einem die optische Achse enthaltenden Querschnitt,
Fig. 22 Graphen der hinteren Flächenbrechkräfte D2m(h) der aus drei
Reihen der vorbearbeiteten Linsenrohlinge gemäß drittem Ausfüh
rungsbeispiel gefertigten endbearbeiteten Gläser,
Fig. 23 Graphen mit der Summe ΔD1m(h) + ΔD2m(h) der Variationen von
vorderer und hinterer Flächenbrechkraft,
Fig. 24 Querschnitte der aus den drei Reihen von vorbearbeiteten Linsen
rohlingen gemäß drittem Ausführungsbeispiel gefertigten endbear
beiteten Gläser (SPH -4,00 D),
Fig. 25 Graphen der mittleren Brechkraftfehler AP der endbearbeiteten
Gläser nach Fig. 24,
Fig. 26 Graphen der Astigmatismen AS der endbearbeiteten Gläser nach
Fig. 24,
Fig. 27A, 27B und 27C
die Bereiche der Basiskurve für vorbearbeitete Linsenrohlinge ge
mäß dem Stand der Technik und
Fig. 28 Graphen mit der Variation der Basiskurve der vorbearbeiteten Lin
senrohlinge gemäß dem Stand der Technik.
Im Folgenden wird unter Bezugnahme auf die Figuren ein Verfahren zum Fertigen
eines Brillenglases als Ausführungsbeispiel beschrieben. Zunächst wird unter
Bezugnahme auf die Fig. 1A und 1B ein Überblick über die Erfindung gegeben.
Anschließend werden Entwurfsbeispiele als Ausführungsbeispiele beschrieben.
Fig. 1A zeigt in einem Blockdiagramm ein System zum Fertigen eines Brillengla
ses. Fig. 1 B ist ein Flussdiagramm, in dem das erfindungsgemäße Fertigungs
verfahren erläutert ist.
Wie in Fig. 1A gezeigt, hat ein System 10 zum Fertigen von Brillengläsern einen
Computer 11, auf dem ein später beschriebenes Computerprogramm installiert ist,
ein Eingabegerät 12 wie eine Tastatur zum Eingeben von Daten in den Computer
11, ein an den Computer 11 angeschlossenes Anzeigegerät 13 wie ein CRT-
Sichtgerät und eine von dem Computer 11 gesteuerte Flächenbearbeitungsma
schine 14 zum Erzeugen von asphärischen Flächen.
Nach Erhalt eines Kundenauftrags wird ein Brillenglas in einer Fertigungsstätte
gemäß den in Fig. 1B gezeigten Schritten gefertigt. In Schritt S1 gibt eine Bedien
person Kundendaten, d. h. Spezifikationen des gewünschten Brillenglases über
das Eingabegerät 12 in den Computer 11 ein. Diese Spezifikationen enthalten
eine Scheitelbrechkraft (sphärische Brechkraft SPH und zylindrische Brechkraft
CYL) und einen Produkttypen, der den Brechungsindex des Linsenmaterials
festlegt. Die Kundendaten können auch in einen Endcomputer eingegeben wer
den, der sich bei einem Optiker befindet. In diesem Fall werden die Kundendaten
über ein Computernetzwerk an die Fertigungsstätte übertragen.
In Schritt S2 ermittelt der Computer 11 einen Brechkraftbereich der Scheitelbrech
kraft auf Grundlage der sphärischen Brechkraft SPH und der zylindrischen Brech
kraft CYL. Der Gesamtbereich verfügbarer Scheitelbrechkräfte eines Brillenglases
ist in neun Bereiche I bis IX unterteilt, wie in den Fig. 27A bis 27C gezeigt ist. Für
jeden dieser Bereiche werden mehrere Typen von vorbearbeiteten Linsenrohlin
gen gefertigt, die sich in ihren Basiskurven voneinander unterscheiden. In den
folgenden Ausführungsbeispielen werden jeweils drei oder vier Typen von vorbe
arbeiteten Linsenrohlingen gefertigt.
In Schritt S3 listet der Computer 11 auf dem Anzeigegerät 13 die Basiskurven auf,
die für den festgelegten Bereich vorbereitet sind.
Für die Erfindung ist es nicht unbedingt erforderlich, die Scheitelbrechkräfte in
Bereiche zu unterteilen. So können für jede Scheitelbrechkraft mehrere Typen von
vorbearbeiteten Linsenrohlingen mit unterschiedlichen Basiskurven vorbereitet
werden, ohne die Bereiche festzulegen.
Wie oben erläutert, nimmt das Gewicht des Brillenglases mit flacher werdender
Basiskurve ab, während zugleich die optische Leistung im Randbereich schlechter
wird. In Schritt S4 wird die am besten geeignete Basiskurve ausgewählt, wobei
optische Leistung und äußeres Erscheinungsbild unter Berücksichtigung des
Geschmacks und der Anpassungsfähigkeit des Kunden zueinander gewichtet
werden. Wünscht der Kunde ein leichtes Brillenglas unter Inkaufnahme von Lei
stungseinbußen, so sollte die flachste Basiskurve ausgewählt werden. Legt dage
gen der Kunde mehr Wert auf die optische Leistung als auf ein geringes Gewicht,
so sollte die steilste Basiskurve ausgewählt werden.
Nach Auswahl der Basiskurve berechnet der Computer 11 in Schritt S5 die Flä
chendaten der Fläche auf Grundlage der ausgewählten Basiskurve und der Spe
zifikation gemäß einem Rechenprogramm. Das Rechenprogramm findet auf
Grundlage der ausgewählten Basiskurve als Vorbedingung die Flächendaten der
Rückfläche mit einem Optimierungsalgorithmus wie einem Verfahren der ge
dämpften kleinsten Quadrate, um so die optische Leistung unter Einhaltung der
erwünschten Scheitelbrechkraft zu optimieren.
Die Bedienperson plaziert dann den vorbearbeiteten Linsenrohling mit der aus
gewählten Basiskurve auf der Bearbeitungsmaschine 14. Nachdem dies gesche
hen ist, steuert der Computer 11, wenn die Bedienperson über das Eingabegerät
12 einen Startbefehl eingibt, die Bearbeitungsmaschine 14 so an, dass die Rück
fläche des vorbearbeiteten Linsenrohlings auf Grundlage der in Schritt S5 gefun
denen Flächendaten bearbeitet, d. h. geschliffen wird.
Im Folgenden werden drei Ausführungsbeispiele für die in dem erfindungsgemä
ßen Fertigungsverfahren eingesetzten Reihen von vorbearbeiteten Linsenrohlin
gen und die Reihen der endbearbeiteten Gläser beschrieben.
Erstes Ausführungsbeispiel
In einem ersten Ausführungsbeispiel beträgt der Brechungsindex des Linsenmate
rials 1,6, der Durchmesser der endbearbeiteten Linse 70 mm und die minimale
Dicke, die für eine Minuslinse die Mittendicke und für eine Pluslinse die Randdicke
ist, 1,0 mm. Die Vorderfläche ist eine rotationssymmetrische, asphärische Fläche.
Die Rückfläche wird so bearbeitet, dass sie sphärisch oder torisch wird. Der
Gesamtbereich der verfügbaren Scheitelbrechkräfte eines Brillenglases ist in
gleicher Weise wie in dem in den Fig. 27A, 27B und 27C gezeigten Stand der
Technik in neun Bereiche I bis IX unterteilt. Für jeden dieser Bereiche werden vier
Typen von vorbearbeiteten Linsenrohlingen vorbereitet, die sich in ihren Basiskur
ven voneinander unterscheiden. Insgesamt werden also 36 Typen von endbear
beiteten Linsenrohlingen vorbereitet. Im Folgenden bezeichnet D die Einheit
Dioptrie.
Fig. 2 zeigt an Hand eines Graphen die Variationen der Basiskurven der vorbear
beiteten Linsenrohlinge gemäß erstem Ausführungsbeispiel. Eine Gruppe vorbe
arbeiteter Linsenrohlinge, deren Basiskurven in jedem Bereich am flachsten sind,
wird im Folgenden als Reihe A bezeichnet. Eine zweite Gruppe Linsenrohlinge,
deren Basiskurven am zweitflachsten sind, wird im Folgenden als Reihe B be
zeichnet. Eine dritte Gruppe, deren Basiskurven am drittflachsten sind, wird als
Reihe C bezeichnet. Eine Gruppe Linsenrohlinge, deren Basiskurven am steilsten
sind, wird als Reihe D bezeichnet. Folgende Tabelle 2 gibt die numerischen Werte
der Basiskurven der vorbearbeiteten Linsenrohlinge der Reihen A bis D an. Bei
spielsweise entsprechen in dem Bereich II (SPH -5,25 D bis -7,00 D, CYL 0,00 D
bis -2,00 D) die Basiskurven der Reihen A, B, C und D den Werten 0,50 D, 1,25
D, 2,00 D bzw. 3,00 D.
In einem beliebigen Bereich erhält man das leichteste und dünnste Brillenglas mit
dem vorbearbeiteten Linsenrohling der Reihe A und das Brillenglas mit der besten
optischen Leistung mit dem vorbearbeiteten Linsenrohling der Reihe D. Ein aus
dem vorbearbeiteten Linsenrohling der Reihe B oder C gefertigtes Brillenglas hat
mittleres Gewicht und mittlere optische Leistung. Aus den Reihen B und C sollte
die Reihe B gewählt werden, wenn der Kunde mehr Wert auf ein vorteilhaft gerin
ges Gewicht legt. Legt er dagegen mehr Wert auf die optische Leistung, so sollte
die Reihe C gewählt werden.
In dem ersten Ausführungsbeispiel ist die Basiskurve der Reihe D in jedem Be
reich gleich der der Reihe C in dem nächsthöheren Bereich, dessen römische
Ziffer größer ist. In Fig. 2 ist dies der jeweils rechts anschließende Bereich. Ent
sprechend sind die Basiskurven der Reihen C und B gleich denen der Reihen B
bzw. A der nächsthöheren Bereiche. Eine solche Festlegung der Basiskurven ist
vorteilhaft hinsichtlich der Harmonisierung des äußeren Erscheinungsbildes von
rechtem und linkem Glas, deren Scheitelbrechkräfte zu verschiedenen Bereichen
gehören. Nimmt man beispielsweise an, dass die gewünschte Scheitelbrechkraft
des rechten Glases SPH -6,00 D und der des linken Glases SPH 2,00 D beträgt,
sollte zur Fertigung des rechten Glases der vorbearbeitete Linsenrohling der
Reihe D im Bereich II und zur Fertigung des linken Glases der vorbearbeitete
Linsenrohling der Reihe B im Bereich IV ausgewählt werden, um die Gläser in
ihrem äußeren Erscheinungsbild einander anzugleichen. Für einen solchen Ab
gleich ist vorzugsweise die Basiskurve der jeweiligen Reihe in dem jeweiligen
Bereich identisch mit der Basiskurve der entsprechenden Reihe in dem entspre
chenden Bereich. Unterscheiden sich die Basiskurven nicht stärker als 0,2 Diop
trien voneinander, so verursacht der Unterschied im äußeren Erscheinungsbild im
Grunde kein Problem.
Im Folgenden wird die Form der asphärischen Flächen der endbearbeiteten
Linsen beschrieben, die aus den vorbearbeiteten Linsenrohlingen der in den
verschiedenen Bereichen vorgesehenen verschiedenen Reihen gefertigt werden.
Jedes Paar endbearbeiteter Linsen gemäß erstem Ausführungsbeispiel, die aus
den für denselben Bereich bereitgestellten vorbearbeiteten Linsenrohlingen gefer
tigt werden, erfüllt folgende Bedingung (1), wenn SPH < 0, CYL ≦ 0 gilt, und
Bedingung (2), wenn SPH < 0, CYL ≧ 0 gilt:
ΔD1m(15)i + ΔD2m(15)i < ΔD1m(15)j + ΔD2m(15)j (1)
ΔD1m(15)i + ΔD2m(15)i < ΔD1m(15)j + ΔD2m(15)j (2)
worin
SPH die sphärische Brechkraft ist,
CYL die zylindrische Brechkraft ist,
D1m(h) die Flächenbrechkraft der Vorderfläche und D2m(h) die Flächenbrechkraft
der Rückfläche an einem Punkt, dessen Abstand von der optischen Achse der
endbearbeiteten Linse gleich h (Einheit: mm) ist, in einer die optische Achse
enthaltenden Ebene ist,
ΔD1m(h) die durch D1m(h) - D1 m(0) gegebene Variation der Flächenbrechkraft
der Vorderfläche ist,
ΔD2m(h) die durch D2m(h) - D2m(0) gegebene Variation der Flächenbrechkraft
der hinteren Fläche ist, und
der Index i die Werte der endbearbeiteten Linse mit der flacheren Basiskurve und
der Index j die Werte der endbearbeiteten Linse mit der steileren Basiskurve
bezeichnet, ausgedrückt durch D1m(0)i < D1m(0).
Ist Bedingung (1) oder (2) erfüllt, so kann die optische Leistung (mittlerer Brech
kraftfehler und Astigmatismus) der aus beliebigen Typen der vorbearbeiteten
Linsenrohlinge gefertigten endbearbeiteten Gläser auf hohem Niveau gehalten
werden.
Die vorderen Flächenbrechkräfte D1m(h) der vorbearbeiteten Linsenrohlinge der
in den verschiedenen Bereichen vorgesehenen verschiedenen Reihen in dem die
optische Achse enthaltenden Querschnitt sind in den in Fig. 3 gezeigten Graphen
dargestellt. Fig. 4 zeigt die Graphen der Variationen ΔD1m(h) der vorderen Flä
chenbrechkräfte der vorverarbeiteten Linsenrohlinge der neun Bereiche. Da die
Rückfläche jeweils sphärisch oder torisch ist, ist ΔD2m(h) unabhängig von der
Höhe h gleich 0. Wie in Fig. 4 gezeigt, gilt ΔD1m(15)i < ΔD1m(15)j für ΔD1m(0)i <
ΔD1m(0)j für das Minusglas (Bereiche I, II, III und IV). Für das Plusglas (Bereiche
VI, VII, VIII und IX) gilt ΔD1m(15)i < ΔD1m(15)j für ΔD1m(0)i < ΔD1 m(0)j. Dies
bedeutet, dass in beiden Fällen die Bedingungen (1) und (2) erfüllt sind. Fig. 5
zeigt die Querschnitte der endbearbeiteten Gläser (SPH -6,00 D), die aus den
vorverarbeiteten Linsenrohlingen der im Bereich II vorgesehenen Reihen A, B, C
und D gefertigt sind. Die endbearbeiteten Gläser unterscheiden sich in ihrer Form
voneinander. Je flacher die Basiskurve ist, desto dünner ist die Randdicke und
desto kürzer ist der Betrag des Flächenvortritts der Vorderfläche. Das endbear
beitete Glas, das aus dem Linsenrohling der Reihe A gefertigt wird, ist das leich
teste. Das aus der Reihe B gefertigte Glas ist schwerer als das aus der Reihe A
gefertigte Glas, und das aus der Reihe C gefertigte Glas ist schwerer als das aus
der Reihe B gefertigte Glas. Das aus dem Linsenrohling der Reihe D gefertigte
Glas ist das schwerste.
Die mittleren Brechkraftfehler AP dieser endbearbeiteten Gläser in Abhängigkeit
des Sehwinkels VA sind in den Graphen nach Fig. 6 dargestellt. Ihre Astigmatis
men AS zeigen die Graphen nach Fig. 7. In den Graphen bezeichnet jeweils die
durchgezogene Linie die Aberration für Fernsicht (Objektentfernung: ∞) und die
gestrichelte Linie die Aberration für Nahsicht (Objektentfernung: 300 mm).
Vorzugsweise sind die mittleren Brechkraftfehler AP und die Astigmatismen der
endbearbeiteten Gläser, die aus den für die gleiche Scheitelbrechkraft vorberei
teten, mit unterschiedlichen Basiskurven versehenen Linsenrohlingen gefertigt
werden, in einem Sehwinkelbereich von etwa 30° annähernd identisch. Die Unter
schiede der mittleren Brechkräfte und die der Astigmatismen sollen unter den
Gläsern in einem Sehwinkelbereich von 30° nicht größer als 0,1 Dioptrien sein.
Da die Variationen ΔD1m(h) der vorderen Flächenbrechkräfte gemäß den in Fig. 4
gezeigten Reihen unterschiedlich sind, wird in dem ersten Ausführungsbeispiel die
optische Leistung (mittlerer Brechkraftfehler und Astigmatismus) des endbearbei
teten Glases im Wesentlichen konstant, wenn dieses aus einem beliebigen der
Linsenrohlinge der Reihen A, B, C und D gefertigt wird. Für die Scheitelbrechkraft
von SPH -6,00 D werden in einem Sehfeldbereich von 30° die Unterschiede der
mittleren Brechkraftfehler AP und die der Astigmatismen AS nicht größer als 0,1
Dioptrien, wie in den Fig. 6 und 7 gezeigt ist. Die optischen Leistungen sind also
etwa identisch, obgleich unterschiedliche Reihen verwendet werden.
Dagegen betragen die Verzeichnungen bei einem Sehwinkel von 50° in der Reihe
A -37%, in der Reihe B -35,1%, in der Reihe C -33,2% und in der Reihe D
-31,1%. Die Verzeichnung nimmt mit steiler werdender Basiskurve ab. Die Emp
findlichkeiten ΔAP(30°)/ΔY der Variation des mittleren Brechkraftfehlers bei einem
Sehwinkel von 30° gegenüber einem Linsenversatz in Aufwärtsrichtung beträgt in
der Reihe A -0,089 D/mm, in der Reihe B -0,078 D/mm, in der Reihe C -0,068
D/mm und in der Reihe D -0,051 D/mm. Ferner betragen die Empfindlichkeiten
ΔAS(30°)/ΔY der Variation des Astigmatismus bei einem Sehwinkel von 30°
gegenüber einem Linsenversatz in Aufwärtsrichtung in der Reihe A -0,099 D/mm,
in der Reihe B -0,088 D/mm, in der Reihe C -0,077 D/mm und in der Reihe D
-0,063 D/mm. Die Empfindlichkeit nimmt mit steiler werdender Basiskurve ab.
Gehören die gewünschten Scheitelbrechkräfte des rechten und des linken Glases
zu verschiedenen Bereichen, beträgt also beispielsweise die Scheitelbrechkraft
des rechten Glases SPH -4,00 D und der des linken Glases SPH -8,00 D, so wird
zum Fertigen des rechten Glases der vorgefertigte Linsenrohling der im Bereich 1
vorgesehenen Reihe C (Basiskurve 1,25 D) und zur Fertigung des linken Glases
der vorgefertigte Linsenrohling der in dem Bereich III vorgesehenen Reihe A
(Basiskurve 1,25 D) ausgewählt. Fig. 8 zeigt ein endbearbeitetes rechtes Glas (R)
und ein endbearbeitetes linkes Glas (L) jeweils im Querschnitt. Die Fig. 9 und 10
zeigen den mittleren Brechkraftfehler AP bzw. den Astigmatismus AS der endbe
arbeiteten Gläser. In dem ersten Ausführungsbeispiel sind also die endbearbeite
ten Gläser also nicht nur in ihrem äußeren Erscheinungsbild ausgeglichen, wie
Fig. 8 zeigt, sondern auch in ihrer optischen Leistung, wie in den Fig. 9 und 10
gezeigt ist.
Zweites Ausführungsbeispiel
In einem zweiten Ausführungsbeispiel beträgt der Brechungsindex des Linsen
materials 1,6, der Durchmesser des endbearbeiteten Glases 70 mm und die
minimale Dicke 1,0 mm. Die Vorderfläche ist eine sphärische Fläche und die
Rückfläche eine rotationssymmetrische, asphärische Fläche oder eine Atoroidal
fläche. Der Zusammenhang zwischen der Scheitelbrechkraft und den vorstehend
beschriebenen Bereichen ist der gleiche wie in dem Stand der Technik nach Fig.
27A, 27B und 27C. Es werden vier Reihen A, B, C und D vorverarbeiteter Linsen
rohlinge, die sich in ihren Basiskurven voneinander unterscheiden, in gleicher
Weise wie in dem ersten Ausführungsbeispiel bereitgestellt.
Die sphärischen Basiskurven der vier Reihen A, B, C und D sind den Vorderflä
chen zugeordnet. Die Formen der Rückflächen sind so festgelegt, dass sie in
Kombination mit den Formen der Vorderflächen die beste optische Leistung
ergeben.
Fig. 11 zeigt die Graphen der hinteren Flächenbrechkräfte D2m(h) der aus den
vorbearbeiteten Linsenrohlingen gefertigten endbearbeiteten Linsen in einem die
optische Achse enthaltenden Querschnitt. Die Graphen zeigen jeweils D2m(h) der
endbearbeiteten Gläser der in der jeweiligen Reihe vorgesehenen neun Bereiche.
Es sind endbearbeitete Gläser vorgesehen, deren Scheitelbrechkraft im Bereich I
SPH -8,00 D, im Bereich II SPH -6,00 D, im Bereich III SPH -4,00 D, im Bereich IV
SPH -2,00 D, im Bereich V SPH 0,00 D, im Bereich VI SPH +2,00 D, im Bereich
VII SPH +3,00 D, im Bereich VIII SPH +4,00 D und im Bereich IX SPH +5,00 D
beträgt.
Fig. 12 zeigt an Hand von Graphen die Variationen ΔD2m(h) der hinteren Flä
chenbrechkräfte der endbearbeiteten Gläser der neun Bereiche. Die Graphen
zeigen jeweils ΔD2m(h) der aus den vier Reihen von Linsenrohlingen gefertigten
endbearbeiteten Gläser. Da die Vorderfläche jeweils sphärisch ist, hat ΔD1m(h)
unabhängig von der Höhe h den Wert 0. Wie Fig. 12 zeigt, gilt ΔD2m(15)i <
ΔD2m(15)j für D1m(0)i < D1m(0)j für das Minusglas (Abschnitte I, II, III und IV). Für
das Plusglas (Bereiche VI, VII, VIII und IX) gilt ΔD2m(15)i < ΔD2m(15)j für D1m(0)i
< D1m(0)j. Dies bedeutet, dass in beiden Fällen die Bedingungen (1) und (2)
erfüllt sind.
Fig. 13 zeigt die Querschnitte der endbearbeiteten Gläser (SPH +3,00 D), die aus
den vorbearbeiteten Linsenrohlingen der in dem Bereich VII vorgesehenen Berei
che A, B, C und D gefertigt sind. Die endbearbeiteten Gläser unterscheiden sich in
ihrer Form voneinander. Je flacher die Basiskurve ist, desto dünner ist die Minen
dicke. Das aus dem Linsenrohling der Reihe A gefertigte Glas ist das leichteste.
Das aus der Reihe B gefertigte Glas ist schwerer als das aus der Reihe A gefer
tigte Glas. Das aus der Reihe C gefertigte Glas ist schwerer als das aus der Reihe
B gefertigte Glas. Das aus dem Linsenrohling der Reihe D gefertigte Glas ist das
schwerste.
Die mittleren Brechkraftfehler AP dieser endbearbeiteten Gläser in Abhängigkeit
des Sehwinkels VA sind in den Graphen nach Fig. 14 dargestellt. Die Astigmatis
men AS der Gläser sind in den Graphen nach Fig. 15 gezeigt. In den Graphen
bezeichnet jeweils die durchgezogene Linie die Aberration für Fernsicht (Objek
tentfernung: ∞) und die gestrichelte Linie die Aberration für Nahsicht (Objektent
fernung: 300 mm).
Da in dem zweiten Ausführungsbeispiel die Variationen der hinteren Flächen
brechkraft ΔD2m(h) entsprechend den vorgesehenen Reihen unterschiedlich sind,
wie Fig. 12 zeigt, ist die optische Leistung (mittlerer Brechkraftfehler und Astigma
tismus) der endbearbeiteten Gläser im Wesentlich konstant, wenn diese aus
einem der Linsenrohlinge der Reihen A, B, C und D gefertigt werden. Wie in den
Fig. 14 und 15 gezeigt, sind für eine Scheitelbrechkraft SPH +3,00 sowohl die
Unterschiede der mittleren Brechkraftfehler AP als auch die Unterschiede der
Astigmatismen AS innerhalb eines Sehwinkels von 30° nicht größer als 0,05
Dioptrien. Trotz der Unterschiedlichkeit der Reihen sind so die optischen Leistun
gen näherungsweise identisch.
Die Verzeichnungen betragen bei einem Sehwinkel von 50° in der Reihe A
+14,7%, in der Reihe B +14,3%, in der Reihe C +14,0% und in der Reihe D
+13,7%. Die Verzeichnung nimmt mit steiler werdender Basiskurve ab. Die Emp
findlichkeit ΔAP(30°)/ΔY der Variation des mittleren Brechkraftfehlers bei einem
Sehwinkel von 30° gegenüber einem Linsenversatz in Aufwärtsrichtung beträgt in
der Reihe A +0,056 D/mm, in der Reihe B +0,046 D/mm, in der Reihe C +0,036
D/mm und in der Reihe D +0,026 D/mm. Weiterhin beträgt die Empfindlichkeit
ΔAS(30°)/ΔY der Variation des Astigmatismus bei einem Sehwinkel von 30°
gegenüber einem Linsenversatz in Aufwärtsrichtung in der Reihe A +0,055 D/mm,
in der Reihe B +0,045 D/mm, in der Reihe C +0,034 D/mm und in der Reihe D
+0,024 D/mm. Die Empfindlichkeit nimmt mit steiler werdender Basiskurve ab.
Beinhaltet die Spezifikation des Brillenglases die zylindrische Brechkraft CYL, so
wird die Rückfläche zu einer Atoroidalfläche bearbeitet, und die Variation der
hinteren Flächenbrechkraft ΔD2m(h) ändert sich in Abhängigkeit der Orientierung
des Querschnitts. Die Orientierung des die optische Achse enthaltenden Quer
schnitts ist als Azimutwinkel θ in einer zur optischen Achse senkrechten x-y-Ebene
definiert, wie Fig. 16 zeigt. Der Azimutwinkel θ gibt einen Drehbetrag im Ge
genuhrzeigersinn bezüglich der horizontalen x-Achse an.
Fig. 17 zeigt an Hand von Graphen beispielhaft die hinteren Flächenbrechkräfte
D2m(h) der endbearbeiteten Gläser (SPH -4,00 D, CYL -2,00 D, AX 180°), die aus
den vier Reihen der Linsenrohlinge des zweiten Ausführungsbeispiels bei einem
Azimutwinkel θ von 0°, 30°, 60° und 90° gefertigt sind. Fig. 18 zeigt an Hand von
Graphen die Variation ΔD2m(h) der hinteren Flächenbrechkräfte der endbearbei
teten Gläser bei einem Azimutwinkel θ von 0°, 30°, 60° und 90°. In jedem Quer
schnitt gilt ΔD2m(15)i < ΔD2m(15)j für D1m(0)i < D1m(0)j.
Drittes Ausführungsbeispiel
In einem dritten Ausführungsbeispiel beträgt der Brechungsindex des Linsenmate
rials 1,67, der Durchmesser der endbearbeiteten Linse 70 mm und die minimale
Dicke 1,0 mm. Die Vorderfläche ist eine rotationssymmetrische, asphärische
Fläche und die Rückfläche eine rotationssymmetrische, asphärische oder eine
Atoroidalfläche. Der Gesamtbereich der verfügbaren Scheitelbrechkräfte eines
Brillenglases ist in sechs Bereiche I bis VI unterteilt, wie in den Fig. 20A, 20B und
20C gezeigt ist. Fig. 20A zeigt einen Minusbereich mit negativen Dioptrien, Fig.
20B einen Plusbereich mit positiven Dioptrien und Fig. 20C einen gemischten
Bereich mit Dioptrien unterschiedlichen Vorzeichens. Für jeden dieser Bereiche
werden drei Typen von vorbearbeiteten Linsenrohlingen (Reihe A, B und C) vorbe
reitet, die sich in ihren Basiskurven voneinander unterscheiden. Insgesamt wer
den also 18 Typen von vorbearbeiteten Linsenrohlingen vorbereitet. Folgende
Tabelle 3 gibt die numerischen Werte der Basiskurven der Linsenrohlinge der
Reihen A, B und C an.
Die asphärischen Basiskurven der Reihen A, B und C sind den Vorderflächen
zugeordnet. Die Formen der Rückflächen sind so festgelegt, dass sie in Kombina
tion mit den Formen der Vorderflächen eine optimale optische Leistung ergeben.
Fig. 21 zeigt an Hand von Graphen die vorderen Flächenbrechkräfte D1m(h) der
vorbearbeiteten Linsenrohlinge in einem die optisch Achse enthaltenden Quer
schnitt. In dem dritten Ausführungsbeispiel wird eine gemeinsame asphärische
Fläche als Vorderfläche mit gleicher Basiskurve eingesetzt. Beispielsweise sind
die asphärischen Vorderflächen der Reihe A im Bereich III, der Reihe B im Be
reich II und der Reihe C im Bereich I identisch. In dem ersten Ausführungsbeispiel
ist die asphärische Vorderfläche der jeweiligen Reihe von der der anderen Reihe
verschieden, selbst wenn die entsprechenden Basiskurven identisch sind. Im
Gegensatz dazu ist in dem dritten Ausführungsbeispiel die asphärische Fläche der
jeweiligen Reihe identisch mit der der anderen Reihen, wenn die Basiskurve
identisch ist. Die Werte der Basiskurven dienen deshalb in dem Graphen nach
Fig. 21 als Beschriftung.
Fig. 22 zeigt an Hand von Graphen die hinteren Flächenbrechkräfte D2m(h) der
aus drei Reihen der vorbearbeiteten Linsenrohlinge gefertigten endbearbeiteten
Gläser in einem die optische Achse enthaltenden Querschnitt. Die Graphen zei
gen jeweils den Wert D2m(h) der endbearbeiteten Gläser der sechs Bereiche der
jeweiligen Reihe. Es sind endbearbeitete Gläser vorgesehen, deren Scheitel
brechkräfte im Bereich I SPH -6,00, im Bereich II SPH -4,00, im Bereich III SPH
-2,00, im Bereich IV SPH 0,00, im Bereich V SPH +2,00 und im Bereich VI SPH
+4,00 betragen.
Fig. 23 zeigt an Hand von Graphen die Summe ΔD1m(h) + ΔD2m(h) der Variatio
nen der vorderen und der hinteren Flächenbrechkräfte. Wie in Fig. 23 gezeigt, gilt
ΔD1m(15)i + ΔD2m(15)i < ΔD1 m(15)j + ΔD2m(15)j für D1m(0)i < D1m(0)j für das
Minusglas (Bereiche I, II und III). Für das Plusglas (Bereiche V und VI) gilt
ΔD1m(15)i + ΔD2m(15)i < ΔD1m(15)j + ΔD2m(15)j für D1m(0)i < D1m(0)j. Dies
bedeutet, dass in beiden Fällen die Bedingungen (1) und (2) erfüllt sind.
Fig. 24 zeigt Querschnitte der endbearbeiteten Gläser (SPH -4,00 D), die aus den
vorbearbeiteten Linsenrohlingen der in dem Bereich II vorgesehenen Reihen A, B
und C gefertigt sind. Die endbearbeiteten Gläser unterscheiden sich in ihrer Form
voneinander. Je flacher die Basiskurve ist, desto dünner ist die Randdicke und
desto kürzer der Betrag des Flächenvortritts der Vorderfläche. Das aus dem
vorbearbeiteten Linsenrohling der Reihe A gefertigte Glas ist das leichteste. Das
aus der Reihe B gefertigte Glas ist schwerer als das aus der Reihe A gefertigte
Glas und das aus der Reihe C gefertigte Glas schwerer als das auch der Reihe B
gefertigte Glas.
Die mittleren Flächenbrechkräfte AP dieser endbearbeiteten Gläser in Abhängig
keit des Sehwinkels VA sind in den Graphen nach Fig. 25 dargestellt. Die Astig
matismen AS der Gläser sind in den Graphen nach Fig. 26 gezeigt. In den Gra
phen bezeichnet jeweils die durchgezogene Linie die Aberration für Fernsicht
(Objektentfernung: ∞) und die gestrichelte Linie die Aberration für Nahsicht (Ob
jektentfernung: 300 mm).
Da in dem dritten Ausführungsbeispiel die Summen ΔD1m(h) + ΔD2m(h) der
Variationen der vorderen und der hinteren Flächenbrechkraft entsprechend den in
Fig. 23 gezeigten Reihen voneinander verschieden sind, wird die optische Lei
stung (mittlerer Brechkraftfehler und Astigmatismus) des endbearbeiteten Glases
im Wesentlich konstant, wenn das Glas aus einem beliebigen der vorbearbeiteten
Linsenrohlinge der Reihen A, B und C gefertigt wird. Wie in den Fig. 25 und 26
gezeigt, sind für einen Flächenbrechwert SPH -4,00 sowohl die Unterschiede der
mittleren Brechkraftfehler AP als auch die Unterschiede der Astigmatismen AS
innerhalb eines Sehwinkels von 30° nicht größer als 0,05 Dioptrien. Trotz der
Unterschiedlichkeit der Reihen sind deshalb die optischen Leistungen in etwa
identisch.
Die Verzeichnungen bei einem Sehwinkel von 50° betragen in der Reihe A
-23,8%, in der Reihe B -22,5% und in der Reihe C -21,0%. Die Verzeichnung
nimmt mit steiler werdender Basiskurve ab. Die Empfindlichkeit ΔAP(30°)/ΔY der
Variation des mittleren Flächenbrechkraftfehlers bei einem Sehwinkel von 30°
gegenüber einem Linsenversatz in Aufwärtsrichtung beträgt in der Reihe A -0,076
D/mm, in der Reihe B -0,068 D/mm und in der Reihe C -0,058 D/mm. Die Emp
findlichkeit ΔAS(30°)/ΔY der Variation des Astigmatismus bei einem Sehwinkel
von 30° gegenüber einem Linsenversatz in Aufwärtsrichtung beträgt in der Reihe
A -0,083 D/mm, in der Reihe B -0,074 D/mm und in der Reihe C -0,064 D/mm. Die
Empfindlichkeit nimmt mit steiler werdender Basiskurve ab.
Eine beliebige Reihe kann eine endbearbeitete Linse enthalten, bei der sowohl
die Vorderfläche als auch die Rückfläche sphärisch oder torisch ist. Da die Varia
tionen der Flächenbrechkräfte der endbearbeiteten Gläser der Reihen A bis D in
dem Bereich V des ersten Ausführungsbeispiels vergleichsweise gering sind, ist
eine asphärische Fläche zur Gewährleistung der optischen Leistung nicht erfor
derlich, was die Verwendung eines Glases gestattet, dessen Vorderfläche und
dessen Rückfläche sphärisch oder torisch sind. Da die Basiskurven der endbear
beiteten Gläser der Reihen C und D in jedem Bereich vergleichsweise steil sind,
erreicht man die gewünschte optische Leistung auch ohne Einsatz von asphäri
schen Flächen. Dies gestattet es, endbearbeitete Gläser zu verwenden, deren
Vorderflächen und deren Rückflächen sphärisch oder torisch sind.
In den oben erläuterten Ausführungsbeispielen wird unter den vorbereiteten
vorbearbeiteten Linsenrohlingen entsprechend dem Kundenauftrag der am besten
geeignete Linsenrohling ausgewählt. Für Scheitelbrechkräfte, die häufig angefor
dert werden, können mehrere endbearbeitete Gläser gefertigt werden, die sich in
ihren Basiskurven voneinander unterscheiden. In diesem Fall kann der Linsenher
steller das am besten geeignete Glas bereitstellen, indem er es aus den bevorra
teten endbearbeiteten Gläsern auswählt. Ein Bereitstellungsverfahren dieser Art
ist ebenfalls Gegenstand der Erfindung.