DE10130888A1 - Haftvermittler für Plastisole - Google Patents
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Abstract
Der Zusatz von pulverförmigen Monosacchariden, Disacchariden oder Oligosacchariden zur Plastisolen auf der Basis von pulverförmigen organischen Polymeren und Weichmachern ergibt Plastisole mit guten Haftungseigenschaften auf einer Vielzahl von dem Automobilbau eingesetzten Substraten. Diese Plastisolen zeichnen sich durch gutes Haftverhalten und hoher Alterungsbeständigkeit aus und können im Automobilbau sowohl im Rohbau als auch in der Lacklinie als auch im Trimmshop für Klebstoff-, Abdichtungs- und Beschichtungsaufgaben eingesetzt werden.
Description
- Die Erfindung betrifft Plastisol-Zusammensetzungen auf der Basis von pulverförmigen organischen Polymeren und Weichmachern und haftvermittelnden Zusätzen.
- Unter Plastisolen werden allgemein Dispersionen von organischen Kunststoffen in Weichmachern verstanden, welche beim Erwärmen auf höhere Temperatur gelieren und beim Abkühlen aushärten. Die in der Praxis heute gebräuchlichen Plastisole enthalten ganz überwiegend feinpulvrige Homo- oder Copolymere des Vinylchlorids, die in einem flüssigen Weichmacher dispergiert sind und eine Paste bilden. Derartige Polyvinylchloridplastisole (PVC-Plastisole) finden für die verschiedensten Zwecke Anwendung. Sie werden u. a. als Dichtungsmassen, z. B. für Nahtabdichtungen bei Metallbehältern oder als Bördelnahtkleber in der Metallindustrie, als Korrosionsschutzüberzüge für Metalle (beispielsweise als Unterbodenschutz für Kraftfahrzeuge), zum Imprägnieren und Beschichten von Substraten aus textilen Materialien (z. B. als Teppichrückseitenbeschichtung), als Kabelisolierungen usw. eingesetzt). Es sind auch Plastisole auf der Basis von feinpulvrigen Methacrylatcopolymeren (PMMA) oder Styrolcopolymeren bekannt geworden. Derartige Plastisole, insbesondere auf Basis von PVC oder PMMA werden auch im Rohbau im Automobilbau in umfangreichem Masse eingesetzt. Zur Unterfütterung von versteifenden Strukturen wie Motorhauben, Kofferraumdeckeln, Türen, Dachkonstruktionen sowie zur Bördelnahtverklebung und zur Versiegelung von Nähten aus anderweitigen Fügungsverfahren. Vorteilhaft bei der Verwendung von Plastisolen für diese Anwendungszwecke sind deren günstiges Fließverhalten, insbesondere bei Raumtemperatur. Um die Wäscherbeständigkeit in den diversen Reinigungs-, Phosphatier- und Tauchgrundierungsstufen bei der Fertigung der Automobilkarossen zu gewährleisten, werden diese Plastisol-Zusammensetzungen häufig in einem Vorgelierungsprozess .soweit angeliert, daß ihre Viskosität hoch genug ist, um diese Wäscherbeständigkeit und eine Anfangsfestigkeit der Bauteile zu gewährleisten.
- Den Plastisolen werden je nach Anwendungszweck weitere Zuschlagstoffe zugesetzt. Derartige Zuschlagstoffe sind beispielsweise Rheologiehilfsmittel, Stabilisatoren, Haftvermittler, Füllstoffe, Pigmente, Treibmittel, reaktive (vernetzungsfähige) Zusätze und wasserabsorbierende Substanzen. Haftvermittler werden den Plastisolen zugesetzt, um eine Langzeithaftung der Plastisole auf Stahl, Aluminium oder verzinkten und/oder elektrotauchlackierten oder anderweitig vorbehandelten Blechen zu bewirken. Als Haftvermittler für PVC- Plastisole werden beispielsweise basische Verbindungen wie Polyaminoamide (PAA) verwendet. Für Polymethacrylat-Plastisole werden als Haftvermittler üblicherweise basische Vinylimidazole verwendet, die als Comonomer einpolymerisiert sind. Diesen PMMA-Plastisolen sind gegebenenfalls Polyaminoamide als zusätzliche Haftvermittlerkomponente zugesetzt. Andere Haftvermittler-Zusätze für Plastisole sind ebenfalls bekannt.
- So beschreibt die GB-A-1193896 ein PVC-Plastisol, das ein Epoxyharz und Dicyandiamid sowie α-Benzyldimethyldiamin als haftvermittelnde Substanzen enthält. In der DE-A-26 42 514 wird vorgeschlagen, Schiff-Basen und/oder Enamine auf der Basis von Polyaminoamiden und Epoxyharze den PVC- Pastisolen zuzufügen um deren Haftung auf metallischen Substraten zu verbessern. Die Verwendung von Polyaminoamiden sowie deren Derivate und Umsetzungsprodukte als Haftvermittler für Plastisole, insbesondere PVC- Plastisole ist weiterhin Gegenstand einer Vielzahl von Patentanmeldungen, beispielhaft genannt seien DE-A-29 06 134, DE-A-31 11 815, DE-A-32 01 265, EP-A- 171850 oder EP-A-263053.
- Weiterhin wird die Verwendung von blockierten Diisocyanatpolymeren entweder alleine oder in Kombination mit Amin-Derivaten oder Polyaminoamidderivaten als haftvermittelnde Substanzen für Plastisole vorgeschlagen, beispielhaft erwähnt seien die EP-A-214495 oder US-A-5130402.
- In der US-A-5039768 wird die Verwendung von Organosilanen, Acrylat- Monomeren, sowie ungesättigten Carbonsäuremonomeren und Epoxyharzen mit Härtern als haftvermittelnde Zusätze zu PVC-Plastisolen vorgeschlagen. Die EP- A-343101 schlägt den Zusatz von Anhydridverbindungen und Epoxyharzen zu PVC-Plastisolen vor, um dadurch die Haftung zu verbessern. In ähnlicher Weise schlägt die EP-A-533026 Copolymere von Methylmethacrylat mit Carboxyl- oder Anhydridgruppen-haltigen Comonomeren als Haftvermittler für Acrylatplastisole vor, die ggf. Polyaminoamidzusätze enthalten können. Die EP-A-209653 schlägt Umsetzungsprodukte aus Epoxyharzen und niedermolekularen aliphatischen Polyaminen, insbesondere Ethylendiamin als haftvermittlnde Zusätze zu Plastisolen vor, insbesondere zu Plastisolen auf der Basis von Methylmethacrylat- Copolymeren.
- Trotz einer Vielzahl von Lösungsvorschlägen zur Erzielung von guter Haftung von Plastisol-Zusammensetzungen auf den verschiedensten Substraten, insbesondere metallischen Substraten, ist es wünschenswert, möglichst kostengünstig eine dauerhafte und alterungsbeständige Haftung von Plastisolen zu erzielen, die verlässlich als Bördelnahtklebstoff, Unterfütterungsklebstoff, Nahtabdichtung, als Punktschweißpaste oder auch als Beschichtungsmasse, ggf. mit akustischen Eigenschaften, einsetzbar sind. Die so eingesetzten Produkte sollen hohe Anforderungen an den Korrosionsschutz erfüllen. Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, kostengünstige, leicht verfügbare haftvermittelnde Zusätze für Plastisole zur Verfügung zu stellen, die den heutigen Anforderungen an Korrosionsschutz im Automobilbau genügen.
- Die erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe ist den Patentansprüchen zu entnehmen, sie besteht im wesentlichen darin, Plastisol-Zusammensetzungen auf der Basis von pulverförmigen organischen Polymeren und Weichmachern bereitzustellen, die pulverförmige Monosaccharide, Disaccharide oder Oligosaccharide enthalten.
- Als pulverförmige organische Polymere können dabei bevorzugterweise Polyvinylchlorid (PVC), Vinylchloridcopolymere mit Vinylacetat, Styrol und/oder Alkyl(meth)acrylaten, Copolymere des Styrols mit (Meth)acrylsäure, (Meth)acrylamid und/oder Alkyl(meth)acrylaten oder auch Copolymere des Methyl- oder Ethylmethacrylates mit C3- bis C8-Alkyl(meth)acrylaten oder Alkyl(meth)acrylathomopolymere oder Mischungen der vorgenannten Polymere eingesetzt werden.
- Als Monosaccharide, Disaccharide oder Oligosaccharide können Glucose, Galactose, Mannose, Fructose, Arabinose, Xylose, Ribose, 2-Desoxy-ribose, Cellobiose, Maltose (Malzzucker), Lactose (Milchzucker), Saccharose (Rohrzucker) - letzterer ist wegen seiner besonders guten Verfügbarkeit und seines niedrigen Preises besonders bevorzugt, Gentiobiose, Melibiose, Trehalose, Turanose, Gentianose, Kestose, Maltotriose, Melecitose, Raffinose, Stachyose, Lychnose, Secalose, oder deren Mischungen eingesetzt werden.
- Vorzugsweise werden die Mono-, Di- oder Oligosaccaride als feinteilige Pulver eingesetzt, die mittlere Teilchengröße sollte zwischen 1 und 100 µm liegen, vorzugsweise sollte sie zwischen 1 und 20 µm betragen. Es kann zweckmäßig sein, die handelsüblichen pulverförmigen Saccaride feiner zu mahlen, hierzu bietet sich insbesondere deren Anpastung mit dem im Plastsisol einzusetzenden Weichmacher an, wobei diese Paste anschließend mit herkömmlichen Kolloidmühlen oder auf einer Walze abgerieben werden, so daß die gewünschte mittlere Teilchengröße des Saccarides erreicht wird.
- Als Weichmacher sind in der Regel alle herkömmlichen Weichmacher geeignet (vergleiche hierzu z. B. Paul E. Bruins, Plasticizer Technology [Reinhold Publ. Corp., New York], Bd. 1, S. 228-232). Bevorzugt werden C4- bis C16-Alkylphthalate wie Dibutylphthalat, Dioctylphthalat, Diheptylphthalat, Benzylbutylphthalat, Dibenzylphthalat, Diisononylphthalat (DINP), Diisodecylphthalat (DIDP) sowie Diundecylphthalat (DIUP). Geeignet sind jedoch auch die bekannten Weichmacher aus der Gruppe der organischen Phosphate, Adipate und Sebacate oder auch Benzylbenzoat und andere Benzoatweichmacher, Alkylsulfonsäureester des Phenols bzw. Kresols, Dibenzyltoluol oder Di-phenylether. Die Auswahlkriterien für die bevorzugt verwendeten Weichmacher richten sich zum einen nach der Polymerzusammensetzung sowie zum anderen nach Viskosität, Gelierbedingungen des Plastisols sowie den gewünschten akustischen Eigenschaften eines plastisolbeschichteten Verbundes.
- Die erfindungsgemäßen Plastisole können weitere reaktive Zusätze enthalten, wie zum Beispiel Di- oder Polyisocyanate, wobei diese vorzugsweise blockiert oder mikroverkapselt sind, sowie Di- oder Polyamine oder Polyaminoamide auf der Basis von Polyaminen und dimerisierten bzw. polymerisierten Fettsäuren und/oder hydroxyfunktionelle Verbindungen, wie z. B. Polyesterpolyole oder Polyetherpolyole. Weitere Beispiele für reaktive Zusätze sind Kombinationen von Di- oder Polyepoxyverbindungen in Kombination mit Di- oder Polyaminen oder Polyaminoamiden. Auch der Zusatz von monomeren Mono-, Di- und/oder Trimethacrylaten bzw. -acrylaten oder Polyesterharzen, die ggf. olefinisch ungesättigte Doppelbindungen enthalten, in Kombination mit Peroxiden ist möglich, obwohl die Verwendung von (Meth)acrylatmonomeren nicht zu den bevorzugten Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Plastisolzusammensetzungen gehört, da der Zusatz der monomeren (Meth)acrylate in Kombination mit Peroxiden häufig zu Lagerstabilitätsproblemen führt, außerdem ist die Kälteflexibilität derartiger Zusammensetzungen wegen des hohen Vernetzungsgrades vielfach unbefriedigend. Weiterhin können den erfindungsgemäßen Plastisolen als reaktive Zusätze Carbonsäurederivate insbesondere Dicarbonsäuren, Di- oder Tricarbonsäureanhydride zugesetzt werden. Konkrete Beispiele sind Adipinsäure, Pimelinsäure, Korksäure, Acelainsäure, Sebazinsäure, Undecandisäure, Dodecandisäure, Phthalsäure, Maleinsäureanhydrid, Bernsteinsäureanhydrid, 1,2,3-Propantricarbonsäureanhydrid, Phthalsäureanhydrid, Anhydride der isomeren Benzoltribarbonsäuren, Pyromellitsäureanhydrid, Methyl-hexahydrophthalsäureanhydrid und ähnliche gängige Carbonsäuren bzw. deren Anhydride. Weiterhin können β-Dicarbonylverbindungen wie z. B. Acetylaceton, Acetessigester, Dialkylmalonate, Benzoylessigester oder entsprechende Metallchelate wie z. B. Zinkacetylacetonat zugesetzt werden.
- Die reaktiven Zusätze werden üblicherweise in Mengen zwischen 0,01 und 4 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 0,1 und 20 Gew.-%, bezogen auf die gesamte Plastisolformulierung, verwendet.
- Außerdem können die erfindungsgemäßen Plastisole gegebenenfalls weitere Hilfs- und Zusatzstoffe, wie sie in der Plastisol-Technologie üblich sind, enthalten. Hierzu zählen z. B. Farbpigmente, Alterungsschutzmittel, Rheologie-Hilfsmittel sowie Treibmittel zur Herstellung von geschäumten Plastisolen.
- Zu diesen üblichen Zusatzstoffen zählen beispielsweise die Epoxidweichmacher, vorzugsweise epoxidierte natürliche Öle wie das epoxidierte Sojabohnenöl, epoxidierte Leinöl oder epoxidierte Tallöle. Diese Epoxidweichmacher werden bekanntermaßen in geringen Mengen insbesondere in PVC-Plastisolen als Hitzestabilisatoren verwendet. Die Plastisole können weiterhin die üblichen Alterungsschutzmittel und Stabilisatoren, Rheologie-Hilfsmittel wie z. B. pyrogene Kieselsäuren, Bentone, Rizinusöl-Derivate enthalten.
- Als Füllstoff können alle in der Plastisol-Technologie gängigen und an sich bekannten Füllstoffe verwendet werden. Beispiele für geeignete Füllstoffe sind Kalksteinmehl, natürliche, gemahlene Kreiden (Calciumcarbonate oder Calcium- Magnesium-Carbonate), gefällte Kreiden, Schwerspat, Talk, Glimmer, Tone, Pigmente wie z. B. Titandioxid, Ruß, Eisenoxide.
- Wegen der positiven Eigenschaften und des niedrigen Preises können die pulverförmigen Saccharide in sehr hohen Anteilen in den erfindungsgemäßen Plastisolen eingesetzt werden und so einen Teil der Füllstoffe ersetzen. Daher können die Saccharide bis zu 50 Gew.-% der Gesamtformulierung ausmachen. In vielen Formulierungen sind zwischen 3 und 10 oder 20 Gew.-% Saccharid enthalten. Weiterhin können auch sogenannte "Leichtfüllstoffe" organischer oder anorganischer Zusammensetzung eingesetzt werden, hierzu zählen beispielsweise Glashohlkugeln, Flugasche ("fillite") sowie organische Mikrohohlkugeln auf der Basis von Epoxydharzen oder Phenolharzen. Weiterhin können leitfähigkeitsvermittelnde Pigmente wie spezielle Leitfähigkeitsruße, Graphit oder Antimon-dotierte Silikate zugesetzt werden. Dies ist insbesondere erforderlich, wenn die Plastisole im Rohbau appliziert werden und anschließend auf diesen Plastisolschichten elektrophoretisch abgeschiedene Lackschichten aufgebracht werden sollen.
- Zur Herstellung von spezifisch leichten Plastisolen können außerdem sogenannte Mikrohohlkugeln oder in expandierter und nicht expandierter Form Treibmittel zugesetzt werden, wenn die Plastisole während des Gelierprozesses aufgeschäumt werden sollen. Als Treibmittel geeignet sind alle an sich bekannten Treibmittel, vorzugsweise organische Treibmittel aus der Klasse der Azoverbindungen, N-Nitrosoverbindungen, Sulfonylhydrazide oder Sulfonylsemicarbazide. Aus der Klasse der Azoverbindungen seien beispielhaft das Azobis-isobutyronitril und insbesondere das Azodicarbonamid genannt, aus der Klasse der Nitrosoverbindungen sei beispielhaft das Di- Nitrosopentamethylentetramin genannt, aus der Klasse der Sulfohydrazide das 4,4'-Oxybis(benzolsulfonsäurehydrazid) und aus der Klasse der Semicarbazide das p-Toluolsulfonylsemicarbazid genannt.
- Eine weitere Möglichkeit, die erfindungsgemäßen Plastisole aufzuschäumen, besteht darin, sogenannte Mikrohohlkugeln ("Microspheres") den Plastisolen zuzusetzen. Derartige Mikrohohlkugeln können entweder in der vorgeschäumten Form als Mikrohohlkugeln direkt dem Plastisol zugesetzt werden oder in einer besonders bevorzugten Art werden die "Mikrohohlkugeln" als feinteiliges Pulver in der ungeschäumten Form dem Plastisol zugesetzt. Diese ungeschäumten "Mikrohohlkugeln" expandieren erst bei der Gelierung des Plastisols und ergeben so eine sehr gleichmäßige und feinporige Schäumung. Die Mikrohohlkugeln enthalten ein flüssiges Treibmittel auf der Basis von aliphatischen Kohlenwasserstoffen oder Fluorkohlenwasserstoffen als Kern und eine Schale aus einem Copolymer aus Acrylnitril mit Vinylidenchlorid und/oder Methylmethacrylat und/oder Methacrylnitril. Beim Einsatz derartiger Microspheres erfolgt die Expansion der Microspheres und damit das Schäumen erst während des Gelierprozesses des Plastisols. Die Verwendung derartiger Microspheres ist beispielsweise in der EP-A-559254 beschrieben. Derartige "Mikrohohlkugeln" sind z. B. unter dem Handelsnamen "Expancel" der Fa. Nobel Industries oder als "Dualite" von der Firma Pierce & Stevens im Handel erhältlich.
- Erfindungsgemäß ist es darüber hinaus möglich, Eigenschaften des Plastigels, insbesondere die Abriebfestigkeit, dadurch weiter zu verbessern, daß man dem Plastisol eine bei der Geliertemperatur mit den Carboxylgruppen des ggf. vorhandenen Copolymeren unter Vernetzung reagierende Verbindung in einer Menge bis zu 40 Gew.-% zusetzt. Für eine Reaktion mit den vorhandenen Carboxylgruppen kommen insbesondere langkettige Epoxyverbindungen, epoxidierte Polybutadiene oder auch epoxidierte natürliche Öle wie epoxidiertes Sojabohnenöl oder feste, pulverförmige Epoxiderivate in Betracht. Weiterhin können flüssige hydroxyfunktionelle Polybutadiene oder mercaptan-terminierte Flüssigpolymere anstelle von oder in Kombination mit Polypropylenglykolen verwendet werden. Die Bildung von Esterbindungen zwischen diesen Verbindungen und den Carboxylgruppen des Co-polymeren findet im allgemeinen bereits beim Erwärmen des Plastisols auf die Geliertemperatur statt. Gegebenenfalls können jedoch geeignete Katalysatoren in einer Menge von etwa 0,1 bis 2, Gew.-%, z. B. Imidazol oder substituierte Imidazole wie N- Alkylimidazole, z. B. N-Methylimidazol, tertiäre Amine, Tetramethylendiamin oder Harnstoffderivate, ggf. auf inerten Füllstoffen niedergeschlagen, zugesetzt werden. Für die Esterbildung mit Glykolen sind auch Alkylbenzolsulfonsäuren und Titanate als Katalysatoren geeignet.
- Weiterhin können den erfindungsgemäßen Plastisolen amino- und/oder amidofunktionelle Verbindungen und/oder blockierte Polyurethane einzeln oder in Kombination zugesetzt werden, wie sie aus der PVC-Plastisoltechnologie als Haftvermittler bekannt sind, sie bewirken eine erhebliche Verbesserung der Abriebfestigkeit. Beispiele für derartige Verbindungen sind die wohlbekannten Polyaminoamide auf Basis dimerisierter Fettsäuren und niedermolekularen Di- oder Polyaminen, wie sie z. B. unter den Handelsnamen Versamid 115, 125 oder 140 bekannt sind und/oder aminofunktionelle Kondensationsprodukte aus Epoxiden auf Basis des Bisglycidylethers des Bisphenols A mit Diaminen oder Polyaminen wie z. B. Ethylendiamin, Propylendiamin usw. Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften der Plastigele besteht darin, daß man in dem Weichmacher Polyurethanbildner in Form von Isocyanatprepolymeren und niedermolekularen aliphatischen oder cycloaliphatischen Diaminen löst. Die Isocyanatprepolymeren enthalten dabei vorzugsweise blockierte Isocyanatgruppen, z. B. durch Caprolactam blockierte Isocyanatgruppen, oder sie liegen in Form von festen, mikroverkapselten oder oberflächendesaktivierten Isocyanatverbindungen als Dispersion in der flüssigen Phase vor. Diese Isocyanatderivate können in einer Menge bis zu 30 Gew.-% der Gesamtformulierung vorliegen, die (cyclo)aliphatischen Diamine können bei niedrigmolekularen Aminen bis zu einem Molekulargewicht von etwa 500) bis zu 5 Gew.-%, bei höhermolekularen Diaminen bis zu 30 Gew.-% der Gesamtformulierung ausmachen. Beim Erhitzen auf die Geliertemperatur tritt eine Polyurethanbildung ein, wobei mit dem Plastisolpolymeren möglicherweise eine IPN-Struktur (Interpenetrating Polymer Network) gebildet wird.
- Wenn in das Copolymere ein anderes vernetzend wirkendes Comonomeres einpolymerisiert wurde, können die erfindungsgemäßen Plastisole zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften noch weitere reaktive Zusätze enthalten. Diese richten sich nach dem eingesetzten vernetzend wirkenden Comonomer. Bei hydroxyfunktionellen Comonomeren können Di- oder Polyisocyanate zugesetzt werden, wobei letztere vorzugsweise blockiert oder mikroverkapselt sind, bei epoxyfunktionellen Comonomeren werden vorzugsweise Di- oder Polyamine oder Polyaminoamide zugesetzt, bei (blockierten) isocyanatfunktionellen Comonomeren können amino- und/oder hydroxyfunktionelle Zusätze verwendet werden. Gegebenenfalls können diese Vernetzungsreaktionen durch an sich bekannte Katalysatoren beschleunigt werden.
- Die Plastisolzusammensetzungen enthalten:
- a) 5 bis 60 Gew.-% mindestens eines pulverförmigen Polymers,
- b) 5 bis 65 Gew.-% Weichmacher,
- c) 0 bis 40 Gew.-% Füllstoffe,
- d) 1 bis 30 Gew.-% mindestens eines Mono-, Di- oder Oligosaccharids
- e) 2 bis 40 Gew.-% reaktive Zusätze, ausgewählt aus der Gruppe der ggf. blockierten oder mikroverkapselten Di- oder Polyisocyanate; amino- und/oder hydroxyfunktionelle Zusätze, insbesondere Di- oder Polyamine oder Polyaminoamide, Imidazolderivate, Epoxidharze, Kondensationsprodukte aus Epoxidharzen und Polyaminoamiden und/oder Di- oder Polyaminen, Dicarbonsäuren Di- oder Tricarbonsäureanhydriden, Acetylacetonaten, Peroxiden oder Mischungen der vorgenannten reaktiven Zusätze
- f) ggf. weitere Hilfs- und Zusatzstoffe,
wobei die Summe der Einzelkomponenten 100 Gew.-% beträgt. - Bei dem Einsatz von Sacchariden als haftvermittelnden Zusatz ergeben sich gegenüber dem bekannten Stand der Technik die folgenden Vorteile:
- - verbesserte Alterungsbeständigkeit, insbesondere nach dem Salzsprühtest gemäß DIN 50 021, dem VDA-Test (VDA 621-415), dem Spritzwassertest oder Kombinationen dieser Tests,
- - verringerte Neigung zur Blasenbildung nach Feuchtigkeitsaufnahme,
- - Einsatz nachwachsender Rohstoffe,
- - geringe Materialkosten
- - frei von toxischen Schwermetallen, daher toxikologisch unbedenklich und umweltfreundlich.
- Insbesondere bei den Methacrylat-Plastisolen kann, wenn erwünscht, auf den Zusatz von Graphit verzichtet werden und trotzdem werden alterungsbeständige Formulierungen erzielt, dies war bisher immer nur mit Graphit-Zusatz möglich.
- Die erfindungsgemäßen Plastisol-Zusammensetzungen haben gute Haftungseigenschaften auf den unterschiedlichsten Substraten wie Stahl, elektrolytisch verzinkter Stahl, feuerverzinkter Stahl oder organisch beschichteter Stahl ("Granocoat" oder "Bonazink"). Nach dem bisherigen Stand der Technik war eine alterungsbeständige Haftung und guter Korrosionsschutz nur durch Zusatz von - häufig schwermetallhaltigen - Korrosionsschutzpigmenten und/oder Korriosionsinhibitoren möglich.
- Die erfindungsgemäßen Plastisole eignen sich als Klebstoffe, insbesondere als sogenannte Rohbauklebstoffe, aber auch für den Unterbodenschutz, für die Nahtabdichtung, für die Unterfütterung von Motorhauben, Kofferraumdeckeln, Türen oder bei Einsatz von Vorgelierung auch als Dachspriegel. Weiterhin eignen sich die erfindungsgemäßen Plastisole zur Nahtabdichtung, als Bördelnahtklebstoff, zur Bördelnahtversiegelung oder als Punkschweißpaste. Wegen der guten Hafteigenschaften auf einer Vielzahl von Substraten können die erfindungsgemäßen Plastisole also sowohl im Rohbau, als auch im Lackbereich oder im Trimmbereich bei der Fertigung von Automobilen eingesetzt werden. Auch eine Unterbodenapplikation auf Rohblech ist möglich.
- Zur näheren Erläuterung der Erfindung sollen die nachfolgenden Beispiele dienen, sie haben nur exemplarischen Charakter und decken nicht die gesamte Breite der erfindungsgemäßen Plastisole ab. Aus den o. g. Angaben kann der Fachmann die gesamte Anwendungsbreite jedoch leicht herleiten.
- Bördelnaht Klebstoff und Bördelnahtversiegelung auf Basis eines PVC-Plastisols: Im nachfolgenden Fall wurde in einem Grundsatzansatz gemäß Stand der Technik Korrosionsschutzpigment bzw. erfindungsgemäß Puderzucker eingesetzt:
Beispiel 2: (erfindungsgemäß)
Beispiel 3: (erfindungsgemäß) handelsüblicher Unterbodenschutz, dem 10% Rohrzucker zugemischt wurden
Beispiel 4: (Vergleich) handelsüblicher Unterbodenschutz
Beispiel 5: (erfindungsgemäß) Unterbodenschutz auf PMMA-Basis
Beispiel 6 Unterbodenschutz auf PMMA-Basis ohne Dextrose
- Das erfindungsgemäße Beispiel 2 zeigt gegenüber dem Vergleichsbeispiel 1 in allen Schichtstärken der Beschichtung gute Ergebnisse nach kurzfristiger Gelierung bei hohen Temperaturen gefolgt von Feuchtigkeitslagerung. Es werden in keinem Fall Blasenbildungen in der Beschichtung beobachtet wohingegen beim Klebstoff gemäß Stand der Technik vielfach Blasenbildung beobachtet wird. Außerdem kann im erfindungsgemäßen Beispiel auf das strontiumhaltige Korrosionsschutzpigment verzichtet werden.
- Das erfindungsgemäße Beispiel 3 zeigt einen Unterbodenschutz, der Saccharose in hohen Mengen, zum Teil als Füllstoff, enthält, so daß der Anteil an spezifisch schwerem Calciumcarbonat drastisch reduziert werden konnte. Dadurch wird ein spezifisch leichter Unterbodenschutz möglich, der in seinem Haftungsverhalten einem spezifisch schwererem handelsüblichen Unterbodenschutz mit einem hohen Anteil an Calciumcarbonat (Beispiel 4) absolut ebenbürtig ist.
- In gleicher Weise ergibt der erfindungsgemäße Unterbodenschutz auf PMMA- Basis des Beispiels 5 einen spezifisch besonders leichten Unterbodenschutz, da ebenfalls auf den Zusatz von Calciumcarbonat als Füllstoff verzichtet werden konnte. Die Abriebfestigkeit des erfindungsgemäßen Unterbodenschutzes gemäß Beispiel 5 ist sogar besser als die des Vergleichsbeispiels 6 gemäß Stand der Technik.
- Aus den vorstehenden Beispielen geht besonders deutlich hervor, daß die Verwendung von Saccharose in Plastisol-Kleb- oder Dichtstoffen sowie Unterbodenschutz-Zusammensetzungen die Formulierung von Plastisolen mit sehr guten Gebrauchseigenschaften ermöglicht.
Claims (6)
1. Plastisolzusammensetzung auf der Basis von pulverförmigen organischen
Polymeren und Weichmachern, dadurch gekennzeichnet, daß sie
pulverförmige Monosaccharide, Disaccharide oder Oligosaccharide enthält.
2. Plastisolzusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
pulverförmigen organischen Polymeren ausgewählt werden aus der Gruppe
gebildet durch Polyvinylchlorid, Vinylchloridcopolymere mit Vinylacetat, Styrol
und/oder Alkyl(meth)arylaten, Copolymeren des Styrols mit (Meth)acrylsäure,
(Meth)acrylamid und/oder Alkyl(meth)acrylaten, Copolymeren des Methyl-
oder Ethylmethacrylatens mit C3- bis C8-Acryl(meth)acrylaten,
Alkylmethacrylathomopolymeren oder Mischungen der vorgenannten Polymeren.
3. Plastisolzusammensetzungen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die pulverförmigen Monosaccharide, Disaccharide oder
Oligosaccharide ausgewählt werden aus Glucose, Galactose, Mannose,
Fructose, Arabinose, Xylose, Ribose, 2-Desoxy-ribose, Cellobiose, Maltose
(Malzzucker), Lactose (Milchzucker), Saccharose (Rohrzucker), Gentiobiose,
Melibiose, Trehalose, Turanose, Gentianose, Kestose, Maltotriose, Melecitose,
Raffinose, Stachyose, Lychnose, Secalose oder deren Mischungen.
4. Plastisolzusammensetzungen nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
das oder die Mono-, Di- oder Oligosaccharid(e) eine mittlere Teilchengröße
von 1 bis 100 µm, vorzugsweise zwischen von 1 bis 20 µm haben.
5. Plastisolzusammensetzungen nach mindestens einem der vorhergehenden
Ansprüche, enthaltend
a) 5 bis 60 Gew.-% mindestens eines pulverförmigen Polymers,
b) 5 bis 65 Gew.-% Weichmacher,
c) 0 bis 40 Gew.-% Füllstoffe,
d) 1 bis 30 Gew.-% mindestens eines Mono-, Di- oder Oligosaccharids
e) 2 bis 40 Gew.-% reaktive Zusätze, ausgewählt aus der Gruppe der ggf.
blockierten oder mikroverkapselten Di- oder Polyisocyanate; amino- und/oder
hydroxyfunktionelle, Zusätze, insbesondere Di- oder Polyamine oder
Polyaminoamide, Imidazolderivate, Epoxidharze, Kondensationsprodukte aus
Epoxidharzen und Polyaminoamiden und/oder Di- oder Polyaminen,
Dicarbonsäuren Di- oder Tricarbonsäureanhydriden, Acetylacetonaten,
Peroxiden oder Mischungen der vorgenannten reaktiven Zusätze
f) ggf. weitere Hilfs- und Zusatzstoffe,
wobei die Summe der Einzelkomponenten 100 Gew.-% beträgt.
wobei die Summe der Einzelkomponenten 100 Gew.-% beträgt.
6. Verwendung einer Plastisolzusammensetzung nach mindesten einem der
Ansprüche 1 bis 5 im Kraftfahrzeugbau als Unterbodenschutzmittel, als
Klebstoff für die Haubenunterfütterung, als Masse zum Schwellerschutz, als
Metallklebstoff, insbesondere als Bördelnahtklebstoff, zur
Bördelnahtversiegelung oder als Punktschweißpaste.
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE10130888A DE10130888A1 (de) | 2001-06-27 | 2001-06-27 | Haftvermittler für Plastisole |
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