DE10116755A1 - Verfahren zur Steuerung und/oder Regelung des Bremsdruckaufbaus bei Vollbremsung auf Hochreibwert - Google Patents
Verfahren zur Steuerung und/oder Regelung des Bremsdruckaufbaus bei Vollbremsung auf HochreibwertInfo
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Abstract
Ein Verfahren zur Steuerung oder Regelung des Bremsdruckaufbaus bei Vollbremsung auf Hochreibwert, das für eine fremdbremsfähige Bremsanlage mit Blockierschutzregelung vorgesehen ist und bei dem das Drehverhalten der einzelnen Fahrzeugräder und der momentane Reibwert ermittelt und zur Steuerung oder Regelung des Bremsdruckes ausgewertet werden, umfasst folgende Schritte: DOLLAR A - Erkennen einer Vollbrems- oder Notbremssituation, DOLLAR A - schneller Bremsdruckaufbau zu Beginn des Bremsvorgangs, DOLLAR A - Vergleichen des Radschlupfes und der Radverzögerung oder der gefilterten Radverzögerung mit vorgegebenen Grenzwerten und DOLLAR A - Verringerung des Bremsdruckaufbaugradienten bzw. Übergang zu einem verminderten Bremsdruckaufbaugradienten unmittelbar vor dem Erreichen des Blockierdruckniveaus, nämlich beim Überschreiten der für den Radschlupf und für die Radverzögerung vorgegebenen Grenzwerte. DOLLAR A Durch diese Maßnahmen wird eine bessere Ausnutzung der durch die dynamische Achslastverlagerung erhöhten Radaufstandskraft erreicht.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Steuerung
und/oder Regelung des Bremsdruckaufbaus bei Vollbremsung auf
Hochreibwert, für eine fremdbremsfähige Bremsanlage mit Blo
ckierschutzregelung, wobei das Drehverhalten der einzelnen
Fahrzeugräder und der momentane Reibwert und/oder die Fahrbahn
situation ermittelt oder abgeschätzt und zur Steuerung und/oder
Regelung des Bremsdruckes ausgewertet werden.
Zukünftige "X-By-Wire"-Systeme (Brake-By-Wire-Bremssysteme),
wie elektrohydraulische (EHB) oder elektromechanische Bremssys
teme (EMB) etc., verfügen systembedingt über Druck- und/oder
Kraftsensoren an den Radbremskreisen. Mit Hilfe der durch sol
che Sensoren gewonnen Informationen lassen sich im Vergleich zu
den bei herkömmlichen Systemen zur Verfügung stehenden Messgrö
ßen und Informationen besser angepasste Druckaufbauprofile er
zielen.
Gerade der erstmalige Druckaufbau, der Einstieg in eine ABS-
Regelung und die Ausregelung der ersten Radblockierneigung ver
dienen besondere Beachtung. Mit heutigen ABS-Reglern sind beim
ersten Bremsantritt oft ein zu tiefer Schlupfeinlauf der ein
zelnen Räder und außerdem aufgrund eines verzögerten Druckab
baus eine zu lange andauernde Phase im instabilen Bereich zu
beobachten. Die Folge ist, dass das Radaufstandskraftmaximum
nicht immer zum Erzielen einer erhöhten Bremskraftwirkung genutzt
werden kann, wodurch letztendlich wertvoller Bremsweg
verschenkt wird.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde,
die Druckaufbaustrategie in solchen Systemen zu verbessern.
Es hat sich herausgestellt, dass diese Aufgabe durch das im
beigefügten Anspruch 1 beschriebene Verfahren gelöst werden
kann, dessen Besonderheit in der Abfolge der folgenden Schritte
besteht:
- - Erkennen einer Vollbrems- oder Notbremssituation,
- - schneller Bremsdruckaufbau zu Beginn des Bremsvorgangs,
- - Vergleichen des Radschlupfes und der Radverzögerung oder der gefilterten Radverzögerung mit vorgegebenen Grenzwer ten und
- - Verringerung des Bremsdruckaufbaugradienten bzw. Übergang zu einem verminderten Bremsdruckaufbaugradienten unmittel bar vor dem Erreichen des Blockierdruckniveaus, d. h. beim Überschreiten der für den Radschlupf und für die Radverzö gerung vorgegebenen Grenzwerte.
Die Unteransprüche haben besonders vorteilhafte Ausführungsbei
spiele des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Gegenstand.
Die beigefügten Abbildungen dienen zur Veranschaulichung und
näheren Erläuterung der Erfindung. Es zeigen in Form von Dia
grammen
Bild 1 den Verlauf der Radaufstandskräfte,
Bild 2 den Verlauf der Radgeschwindigkeiten und der Fahrzeug-
Referenzgeschwindigkeit,
Bild 3 die Druckaufbaustrategie und
Bild 4 die Bremskraft über dem Radschlupf mit der Radauf
standskraft als Parameter.
Der Erfindung liegen folgende Erkenntnisse und Überlegungen
zugrunde:
Als Folge der hohen Fahrzeugverzögerung im Fall einer Notbrem sung ergibt sich eine erhebliche dynamische Achslastverlagerung von der Hinterachse auf die Vorderachse. Da dieser Vorgang mit einem recht ausgeprägten und reproduzierbaren Einschwingverhal ten abläuft, kann dadurch mit einer optimierten Drucksteuerung bzw. Druckregelung ein deutlicher Gewinn an Bremsleistung er zielt werden.
Als Folge der hohen Fahrzeugverzögerung im Fall einer Notbrem sung ergibt sich eine erhebliche dynamische Achslastverlagerung von der Hinterachse auf die Vorderachse. Da dieser Vorgang mit einem recht ausgeprägten und reproduzierbaren Einschwingverhal ten abläuft, kann dadurch mit einer optimierten Drucksteuerung bzw. Druckregelung ein deutlicher Gewinn an Bremsleistung er zielt werden.
Durch die "X-By-Wire"-Systeme (Brake-By-Wire) oder auch andere
fremdbremsfähige Anlagen wird nun die Möglichkeit eröffnet,
weitgehend unabhängig von der direkten Bremsanforderung durch
den Fahrer den ersten Druckaufbau zu gestalten.
Dieser Druckaufbau kann mit der nachfolgend beschriebenen Kon
tur derart geschickt gewählt werden, dass der oben genannten
dynamischen Achslastverlagerung des Fahrzeugs optimal Rechnung
getragen wird.
Aus Simulationen und Versuchsreihen wurde herausgefunden, dass
ein schneller Druckaufbau bis zum Erreichen des Blockierdruckes
(bspw. innerhalb von nur 100 ms) nicht zu optimalen Bremsergeb
nissen führt, da das Fahrzeug den Einfederungsvorgang noch
nicht abgeschlossen hat. In der Regel benötigen Fahrzeuge ca.
300 ms bis zum Erreichen der maximalen Radaufstandskraft an den
Vorderrädern.
In Bild 1 ist der Verlauf Radaufstandskräfte in einer beispiel
haften Situation dargestellt.
Ein zu steiler Druckaufbau bewirkt, dass die Vorderräder deut
lich vor dem Erreichen des Radaufstandskraftmaximums an die
Blockiergrenze gebracht werden. Somit erfolgt ein Druckabbau
bereits auf sehr niedrigem Druckniveau, da sich der Blockier
druck nahezu linear mit der Radaufstandskraft erhöht. Die Folge
ist, dass sich das Rad in einem Arbeitspunkt befindet, der
durch niedrige Radaufstandskräfte und große Schlupfwerte cha
rakterisiert ist. In Bild 2 ist der Verlauf Radgeschwindigkei
ten in der herkömmlichen Weise und bei Anwendung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens (d. h. mit und ohne gesteuerter Regel
strategie) wiedergegeben.
Daraus folgt die Erkenntnis, dass ein möglichst schneller
Druckaufbau (sogenannte BA- bzw. Bremsassistenz-Funktion) zu
Beginn der Bremsung erfolgen muss, ohne dass die Vorderräder
bereits mit dem vollen Druckaufbaugradienten zum Blockieren ge
bracht werden, d. h. unmittelbar vor dem Erreichen des Blockier
druckniveaus sollte ein Druckanstieg mit einem vermindertem
Gradienten erfolgen. Die Berechnung dieses Gradienten ist ab
hängig von dem Raddrehverhalten, dessen Bewertung mit Hilfe des
Schlupfes und der gefilterten Radverzögerung erfolgt.
Das Erreichen des Blockierdruckniveaus wird über die Auswertung
der gemittelten Drücke an der Vorderachse, der Schlupfbewertung
(bspw. < 5% Schlupf und eine Schlupfintegral-Betrachtung) und
der gefilterten Radverzögerungen (bspw. < -1,6 g) detektiert.
Die erfindungsgemäße Strategie des Druck-/Kraftaufbaus veran
schaulicht Bild 3.
Es wird erreicht, dass sich das Fahrzeuggewicht schon weitge
hend auf die Vorderachse verlagert hat, so dass dementsprechend
das Rad in einem Arbeitspunkt betrieben wird, der sich durch
einen stabilen Schlupfbereich bei hohen Radaufstandkräften aus
zeichnet. Bei optimalem Timing werden die Vorderräder zum Blockieren
gebracht, bevor die Radaufstandskraft ihr Maximum er
reicht. Dieser Zustand ist anzustreben, da sich ansonsten bei
einer späteren Blockade der Vorderräder am Punkt der maximalen
Radaufstandskraft ein starker Mitkopplungseffekt einstellt, der
sich dadurch äußert, dass die µ-Schlupf-Kuppe des Reifens genau
in diesem Punkt überschritten wird, wenn das maximale Gewicht
auf dem Reifen lastet. Somit wird bei einer jetzt anstehenden
Radblockade nicht nur die Kuppe überschritten, sondern auch der
Reifen in einem Arbeitsbereich mit deutlich weniger zu übertra
gender Radaufstandkraft überführt (vgl. Bild 4). Die sich erge
bende starke Blockierneigung des Reifens verlangt eine extreme
Druckentlastung und eine sich damit ergebende Längsverzöge
rungsschwankung. Die Regelstrategie verlangt daher einen Kom
promiss, der sich zwischen den beschriebenen Extremfällen be
findet.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird also, wie Bild 3 zu
entnehmen ist, als Folge der Verringerung des Bremsdruckaufbau
gradienten zum Zeitpunkt t0 (t0 bezeichnet den Übergang zu dem
verminderten Bremsdruckaufbaugradienten) und des weiteren Ver
laufs des Bremsdruckgradienten in Abhängigkeit vom dem Raddreh
verhalten bis zum Erreichen des Blockierdruckniveaus - im Ver
gleich zu einer herkömmlichen Blockierschutzregelung - eine
Verzögerung des Bremsdruckaufbaus erreicht. Die Erhöhung der
Radaufstandskraft durch die dynamische Achslastverlagerung
wirkt sich zum Einsatzzeitpunkt der Blockierschutzregelung aus.
Der regelungsbedingte Bremsdruckabbau setzt später ein, das
Blockierdruckniveau liegt höher, der Bremsweg wird dadurch kür
zer.
Zur Schätzung der dynamischen Achslastschwankung während des
ersten Einnickens des Fahrzeugs dank der neuen X-By-Wire Druck-
/Kraftsensorik ist folgendes zu beachten:
Die zuvor beschriebenen Druckmodulationsmechanismen erfordern Kenntnisse über die einzelnen dynamischen Radaufstandskräfte während des ersten Fahrzeugeinnickens. Bei handelsüblichen Fahrwerken geht man von weitgehend konstanten Radaufstands kraft-Verläufen aus, wenn das Fahrzeug auf Hochreibwert hart angebremst wird (hard brake apply).
Die zuvor beschriebenen Druckmodulationsmechanismen erfordern Kenntnisse über die einzelnen dynamischen Radaufstandskräfte während des ersten Fahrzeugeinnickens. Bei handelsüblichen Fahrwerken geht man von weitgehend konstanten Radaufstands kraft-Verläufen aus, wenn das Fahrzeug auf Hochreibwert hart angebremst wird (hard brake apply).
Den Fahrbahnreibwert erkennt man an dem ohne Blockierneigung
erreichten Druckwert.
Das harte Antreten erkennt man am Gradienten des vom Fahrer be
tätigten Bremspedals mit Hilfe der Bremspedalsensorik (bspw.
Pedalweg, Pedaldruck).
Zusammenfassend ist festzuhalten:
Das Besondere des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Ausnut zung der Raddruck-/kraftinformation in Kombination mit einer fremdbremsfähigen Betriebsbremsanlage (X-by-Wire) in dem Zusam menhang mit der Druck-/Kraftaufbaustrategie.
Das Besondere des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Ausnut zung der Raddruck-/kraftinformation in Kombination mit einer fremdbremsfähigen Betriebsbremsanlage (X-by-Wire) in dem Zusam menhang mit der Druck-/Kraftaufbaustrategie.
Ausgenutzt wird die Dynamik der vorhandenen, fremdbremsfähigen
Betriebsbremsanlage beim Betätigen des Bremspedals bzw. Erken
nen einer Notsituation (Bremsassistenten-Eingriff → Vollbrem
sung) auf Hochreibwert, d. h. maximaler Solldruck- bzw. -
kraftaufbau zu Beginn der Bremsung, dann ein dem Fahrzeug ange
passter abgeschwächter definierter geregelter (oder gesteuer
ter) Solldruck- bzw. Sollkraftverlauf, um die sich bis zum Ma
ximum steigernde Radaufstandskraft (siehe Bild 1) optimal zu
nutzen, ohne das Rad in zu großen Schlupf zu bringen und letzt
endlich damit Bremsweg zu verschenken. Die Radaufstandskraft
ist als ein Maß für die an dem Fahrzeug übertragbare Bremskraft
anzusehen.
Der angepasste geregelte/gesteuerte Verlauf der Bremskraft-/
Bremsdruckvorgabe ist abhängig von:
- a) dem Radverhalten (Schlupf → optimales Schlupfband, der Rad verzögerung),
- b) der Reibwertschätzung der Fahrbahn (Einbindung der Raddruck information),
- c) einem evtl. mitlaufenden Fahrzeugmodell (gespeist durch Fahrwerksmesssignale).
Claims (5)
1. Verfahren zur Steuerung und/oder Regelung des Bremsdruck
aufbaus bei Vollbremsung auf Hochreibwert, für eine fremd
bremsfähige Bremsanlage mit Blockierschutzregelung, wobei
das Drehverhalten der einzelnen Fahrzeugräder und der mo
mentane Reibwert und/oder die Fahrbahnsituation ermittelt
oder abgeschätzt und zur Steuerung und/oder Regelung des
Bremsdruckes ausgewertet werden, gekennzeichnet durch die
Schritte:
- - Erkennen einer Vollbrems- oder Notbremssituation,
- - schneller Bremsdruckaufbau zu Beginn des Bremsvorgangs,
- - Vergleichen des Radschlupfes und der Radverzögerung oder der gefilterten Radverzögerung mit vorgegebenen Grenzwer ten und
- - Verringerung des Bremsdruckaufbaugradienten bzw. Übergang zu einem verminderten Bremsdruckaufbaugradienten unmittel bar vor dem Erreichen des Blockierdruckniveaus, d. h. beim Überschreiten der für den Radschlupf und für die Radverzö gerung vorgegebenen Grenzwerte.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
zum Erkennen der Vollbrems- oder Notbremssituation die
Bremspedalbetätigungsgeschwindigkeit und/oder -geschwin
digkeitsänderung ausgewertet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass als Grenzwert für den Radschlupf ein Schlupf in der
Größenordnung von < 3% bis < 7%, insbesondere < 5%, vor
gegeben wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass als Grenzwert für die gefil
terte Radverzögerung ein Wert in der Größenordnung von
"< -1,2 g" bis "< -2,5 g", insbesondere "< -1,6 g", vorge
geben wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der verminderte Bremsdruck
aufbaugradient bis zum Einsetzen der Blockierschutzrege
lung in Abhängigkeit von dem Radverhalten, insbesondere
von dem Radschlupf und von der gefilterten Radverzögerung,
derart bemessen wird, dass die vorgegebenen Grenzwerte des
Radschlupfes und der gefilterten Beschleunigung annähernd
erhalten bleiben, d. h. innerhalb eines vorgegebenen Tole
ranzbereiches liegen.
Priority Applications (6)
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