DE19703688A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung einer Bremsanlage - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung einer BremsanlageInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Steuerung der Bremsanlage eines Fahrzeugs gemäß den
Oberbegriffen der unabhängigen Patentansprüche.
Aus dem SAE-Paper 960991, Februar 1996, ist eine Bremsanlage
für ein Fahrzeug bekannt, bei welcher der Bremsdruck in den
Radbremsen des Fahrzeugs abhängig von dem aus der Bremspe
dalbetätigung durch den Fahrer abgeleiteten Bremswunsch
durch Ansteuern einer Ventilanordnung eingestellt wird. Im
Allgemeinen neigen Bremsanlagen, die auf der Basis von Rei
bungsbremsen arbeiten, bei der Abbremsung dazu, kurz vor dem
Fahrzeugstillstand bei gleichbleibender aufgeprägter Brems
kraft das Fahrzeug stärker als im höheren Geschwindigkeits
bereich zu verzögern. Dies beruht auf dem Übergang von
Gleitreibung auf Haftreibung an der Reibfläche zwischen
Bremsbelag und Bremsscheibe oder -trommel. Daher ist für den
Fahrer eine starke Änderung der Verzögerung beim Übergang
vom Bremsvorgang in den Fahrzeugstillstand spürbar. Weitere
Kräfte bzw. Kraftänderungen wirken auf den Fahrer durch das
Ausfedern der Achsaufhängung, wenn das Fahrzeug vorher eine
Nickbewegung aufgrund der wirkenden Momente beim Bremsvor
gang durchgeführt hat. Derartige Effekte treten auch bei der
bekannten elektrisch gesteuerten Bremsanlage auf.
Es ist Aufgabe der Erfindung, die Bremsanlage derart zu
steuern, daß wenigstens einer dieser von den Fahrzeugin
sassen spürbaren Effekte auch bei ungeübten Fahrern verrin
gert ist.
Dies wird durch die kennzeichnenden Merkmale der unabhängi
gen Patentansprüche erreicht.
Aus der EP-B1 375 708 (US-Patente 5 129 496 und 5 209 329)
ist bekannt, im Bereich kleiner Fahrzeuggeschwindigkeiten
aus den Radgeschwindigkeitssignalen die Fahrzeugverzögerung
zu berechnen und daraus durch Extrapolation den Zeitpunkt
des Stillstands des Fahrzeugs abzuleiten.
Es wird die beim Eintritt in den Stillstand des Fahrzeugs
von den Fahrzeuginsassen spürbare Wirkung beim Übergang von
der Gleitreibung auf die Haftreibung an der Reibfläche zwi
schen Bremsbelag und Bremsscheibe oder -trommel verringert
und somit der Fahrkomfort erheblich verbessert. Darüber hin
aus wird die von den Fahrzeuginsassen spürbare Wirkung beim
Ausfedern der Achsaufhängung erheblich vermindert.
Besonders vorteilhaft ist, daß durch Berücksichtigung des
Fahrerbremswunsches der Durchgriff des Fahrers auf die
Bremswirkung auch beim Übergang vom Bremsvorgang in den
Stillstand erhalten bleibt und der Fahrer selbst bei Vorlie
gen einer entsprechenden Verkehrssituation das Fahrzeug
schnell zum Stillstand bringen kann.
Besonders vorteilhaft ist ferner, daß keine störende Verlän
gerung des Bremsweges durch die erfindungsgemäße Lösung auf
tritt.
Ein weiterer Vorteil ist, daß die erfindungsgemäße Lösung
bei jedem Bremssystem angewendet werden kann, bei dem der
Fahrerwunsch erfaßt wird. Beispiele für derartige Bremssy
steme sind neben einer elektrohydraulischen Bremsanlage eine
elektropneumatische oder eine elektromechanische Bremsanla
ge. Die erfindungsgemäße Lösung ist jedoch auch bei herkömm
lichen Bremsanlagen mit ABS-, ASR- und/oder FDR-Funktion an
wendbar, wenn Mittel vorhanden sind, mit denen der Fahrer
bremswunsch erfaßt oder aus denen der Fahrerbremswunsch ab
geleitet werden kann.
Weitere Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Be
schreibung von Ausführungsbeispielen bzw. aus den abhängigen
Patentansprüchen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung darge
stellten Ausführungsformen näher erläutert. Dabei zeigt Fig.
l ein Übersichtsblockschaltbild einer elektrisch gesteu
erten Bremsanlage, vorzugsweise einer elektrohydraulischen
Bremsanlage. In den Fig. 2 und 3 sind Flußdiagramme skiz
ziert, welche eine Realisierung der erfindungsgemäßen Lösung
als Rechnerprogramm darstellen. In Fig. 4 schließlich ist
die Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Lösung anhand von
Zeitdiagrammen verdeutlicht.
Fig. 1 zeigt ein Blockschaltbild einer elektrohydraulischen
Bremsanlage eines Fahrzeugs, wie sie aus dem eingangs ge
nannten Stand der Technik bekannt ist. Dabei ist mit 10 eine
elektronische Steuereinheit dargestellt, welche eine mit
entsprechenden Ventilanordnungen versehene hydraulische
Bremsanlage 12 steuert. Dazu werden der elektronischen Steu
ereinheit 10 Eingangsleitungen 14 bis 16 von Meßeinrichtun
gen 18 bis 20 zur Erfassung der in den Radbremsen aufgebau
ten Bremsdrücke, -momente oder -kräfte, eine Eingangslei
tung 22 von wenigstens einer Meßeinrichtung 24 zur Erfassung
des Ausmaßes der Bremspedalbetätigung (z. B. Pedalweg
und/oder Pedalkraft und/oder Vordruck [im Hauptbremszylinder
erzeugter Druck]) sowie Eingangsleitung 26 bis 28 von
Meßeinrichtungen 30 bis 32 zur Erfassung weiterer Betriebs
größen der Bremsanlage bzw. des Fahrzeugs oder der Ver
kehrssituation wie Radgeschwindigkeiten, Gierratensensor,
Sensor für Abstandskontrolle, etc. zugeführt. Über Ausgangs
leitungen steuert die elektronische Steuereinheit die elektrisch
betätigbaren Ventile der hydraulischen Bremsanlage 12
an. Aus Übersichtlichkeitsgründen sind dabei lediglich die
Ausgangsleitungen 34 und 36 dargestellt, die ein einer Rad
bremse zugeordnetes Druckabbauventil 38 und Druckaufbauven
til 40 ansteuern. Entsprechende Anordnungen sind an den an
deren elektrisch steuerbaren Radbremsen vorgesehen, zumin
dest für die Radbremsen derselben Achse bzw. für alle Rad
bremsen des Fahrzeugs.
Das Druckabbauventil 38, das im bevorzugten Ausführungsbei
spiel im nichtangesteuerten Zustand sich in Sperrstellung
befindet, im angesteuerten Zustand geöffnet ist, ist in eine
strichliert dargestellte Hydraulikleitung 42 eingefügt, wel
che vom Bremszylinder 46 des Rades 48 zu einem Vorratsbehäl
ter 44 führt. Entsprechend ist das Druckaufbauventil 40,
welches im bevorzugten Ausführungsbeispiel im nicht ange
steuerten Zustand in Sperrstellung, im angesteuerten Zustand
geöffnet ist, in eine Hydraulikleitung 50 eingefügt, welche
von einer druckerzeugenden Pumpe 52 zum Radbremszylinder 46
führt. Saugseitig ist die Pumpe 52 über eine Hydrauliklei
tung 54 mit einem Vorratsbehälter 56, der mit dem Vorratsbe
hälter 44 identisch sein kann, verbunden.
Im Normalbetrieb erfaßt die elektronische Steuereinheit 10
den Bremswunsch des Fahrers aus dem Betätigungsgrad der
Bremsbetätigungseinrichtung (z. B. Joystick, Bremspedal).
Dieser wird in Sollwerte für die an den einzelnen Radbremsen
einzustellenden Bremsdrücke gemäß einer vorgegebenen Brems
kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachsbremsen umge
setzt. Im Rahmen von Druckregelkreisen wird dieser Druck un
ter Berücksichtigung der gemessenen Drücke durch Ansteuern
der entsprechenden Ventile 38 und 40 eingestellt. Beim
Druckaufbau fließt dabei Druckmittel aus dem Vorratsbehälter
über die Pumpe 52 und die Leitung 50 durch das geöffnete
Druckaufbauventil 40 in den Radbremszylinder 46. Beim Druck
abbau ist das Druckaufbauventil 40 geschlossen, das Druckab
bauventil 38 wird geöffnet, so daß Druckmittel in den Vor
ratsbehälter über die Leitung 42 zurückfließt. Ferner umfaßt
die elektronische Steuereinheit 10 einen Antiblockier-, ei
nen Antriebsschlupf,- einen Fahrdynamikregler und/oder einen
automatischen Fahrgeschwindigkeitsregler mit Abstandserfas
sung, die unter Beobachtung der Radgeschwindigkeiten bei
Blockier- bzw. Durchdrehneigung an wenigstens einem Rad bzw.
bei für die Fahrstabilität kritischen Fahrzuständen Druck in
der entsprechenden Radbremse ab- bzw. aufbauen.
Neben der Regelung des Drucks in den Radbremsen wird in an
deren vorteilhaften Ausführungsbeispielen, insbesondere bei
elektromechanischen Bremsanlagen, der Bremswunsch des Fah
rers durch Regelung des Bremsmoments, der Bremskraft, der
Radgeschwindigkeit, des Radschlupfes, etc. realisiert.
Bei derartigen Bremsanlagen kann es beim Übergang in den
Stillstand des Fahrzeugs zu einer für den Fahrer spürbaren
Änderung der Verzögerung und/oder zu Kraftänderungen durch
Ausfedern der Achsaufhängung, die auf den Fahrer wirken,
kommen. Durch die Auswertung (z. B. Differenzierung) der Rad
geschwindigkeiten bzw. der aus den Radgeschwindigkeiten ge
bildeten Referenzgeschwindigkeit kann die Verzögerung des
Fahrzeugs abgeschätzt werden. Wünscht der Fahrer eine gewis
se Bremswirkung, kann wie aus dem eingangs genannten Stand
der Technik bekannt ausgerechnet werden, wann das Fahrzeug
bei gleichbleibender Bremswunschvorgabe des Fahrers stehen
wird. Diese Vorgehensweise wird in Betriebszuständen ange
wendet, bei welchen die Geschwindigkeit des Fahrzeugs klei
ner als eine gerade noch von den Raddrehzahlsensoren auflös
bare Geschwindigkeit ist. Aus der Extrapolation der Verzöge
rung des Fahrzeugs läßt sich auch die aktuelle Geschwindig
keit des Fahrzeugs in diesem Betriebszustand ermitteln. Um
die starke Verzögerungsänderung beim Übergang in den Still
stand zu verringern, ist vorgesehen, in einem Betriebszu
stand, in dem der Übergang in den Stillstand zu erwarten
ist, den vom Fahrer vorgegebenen Bremswunsch nicht mehr in
die durch die Bremskraftverteilung vorgegebenen Bremsdrücke
umzuwandeln, sondern zunehmend geringere Drücke einzustel
len. Die Drücke werden so gewählt, daß die Verzögerung mono
ton von dem aktuellen Niveau auf kleinere Werte absinkt. Da
durch läßt sich der Übergang in den Stillstand zeitlich
strecken. Eine Zunahme der Verzögerung am Ende der Bremsung
tritt nicht auf. Die Änderungen der auf das Fahrzeug und den
Fahrzeug wirkenden Trägheitskräfte am Ende der Teilbremsung
sind daher kleiner. Eine erhebliche Komfortverbesserung wird
erzielt. In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel hat es
sich als geeignet erwiesen, den oben genannten Betriebs zu
stand dann anzunehmen, wenn die Geschwindigkeit des Fahr
zeugs kleiner als ein vorgegebener Grenzwert (Größenordnung
3 km/h) ist, der Pedalweg am Bremspedal kleiner als ein vor
gegebener Grenzwert ist und der Bremswunsch des Fahrers
gleichbleibt. Die Einstellung von zunehmend geringeren Drüc
ken wird wieder aufgehoben, wenn ein bremskraftverstärkender
Eingriff des Fahrers, eine bezüglich der Fahrstabilität kri
tische Situation oder eine störende Verlängerung des Brems
weges vorliegt. Beispiele für derartige Abbruchbedingungen
sind das Vorliegen einer ABS-Bremsung, einer Panikbremsung
des Fahrers (z. B. zeitliche Änderung des Pedalweges über
schreitet einen Schwellwert von beispielsweise 0,5 m/s), ei
ne zunehmende Pedalbetätigung oder ein Abfallen der Brems
wirkung (insbesondere des Bremsdrucks) vom Startwert um ei
nen bestimmten Wert. Weitere Kriterien zum Abbruch der
Druckeinstellung im Sinne der oben genannten Kriterien sind
denkbar.
Alternativ oder ergänzend ist vorgesehen, die Bremswirkung
zwischen Vorderrädern und Hinterrädern entsprechend der
Achskinematik so zu wählen, daß die Nickbewegung im Fahrzeug
minimiert wird. Dazu wird in einem bestimmten Betriebszu
stand im Bereich des Übergangs in den Stillstand des Fahr
zeugs eine Umlagerung der Bremskräfte zwischen den Vorder-
und den Hinterrädern vorgenommen. Für diese Funktion gelten
im wesentlichen ähnliche Einschalt- und Abbruchbedingungen
wie bei der Einstellung zunehmend geringerer Drücke. Es ist
jedoch vorteilhaft, wenn die Umlagerung der Bremskräfte bei
einer anderen Geschwindigkeit eingeleitet wird als die für
die Bremskraftreduzierung geltenden Geschwindigkeitsschwelle
(vorzugsweise für jedes Fahrzeug zu applizieren).
Die oben dargestellte erfindungsgemäße Lösung ist im bevor
zugten Ausführungsbeispiel als Programm des wenigstens einen
Mikrocomputers der Steuereinheit 10 realisiert. In den Fig.
2 und 3 sind Flußdiagramme skizziert, welche ein Bei
spiel für ein solches Rechnerprogramm darstellen.
Das Programm wird zu vorgegebenen Zeitpunkten während eines
Bremsvorgangs eingeleitet. Nach Start des Programms wird im
ersten Schritt 100 die Größen Bremspedalweg SPED, Vor
druck PVOR, die Radbremsdrücke PRADi, die Radgeschwindigkei
ten VRADi sowie ein Flag (ABSFLAG), welches einen aktiven
Antiblockierregler (oder Fahrdynamikregler) anzeigt, einge
lesen. Im darauffolgenden Schritt 102 wird die Referenzge
schwindigkeit VREF ausgehend von der Verzögerung des Fahr
zeugs VERZ0 bei einer bestimmten Geschwindigkeit gemäß der
aus dem Stand der Technik bekannten Vorgehensweise für einen
Geschwindigkeitsbereich, für die die Geschwindigkeitssenso
ren keine zuverlässigen Signale mehr liefern, extrapoliert.
Im darauffolgenden Schritt 106 werden die Solldrücke PSOLLi
auf der Basis des Fahrerbremswunsches (SPED und/oder PVOR)
und der vorgegebenen Bremskraftverteilung (BKV) zwischen
Vorder- und Hinterachse berechnet. Daraufhin wird im
Schritt 104 überprüft, ob die Bedingungen für die Einleitung
der Bremskraftreduzierung (Smart-Stop-Logik) vorliegen. Die
se sind in einem bevorzugten Ausführungsbeispiel, wie oben
erwähnt, daß die Referenzgeschwindigkeit einen Schwell
wert VREFSS unterschritten hat, der Bremspedalweg einen
Schwellwert SPEDSS unterschritten hat, der Bremswunsch des
Fahrers, der aus Bremspedalweg und/oder Vordruck ermittelt
wird, annähernd stationär ist und kein ABS-Eingriff vor
liegt. Der Wert der aktuellen Fahrzeugsgeschwindigkeit ist
dabei entweder aus gemessenen Radgeschwindigkeiten oder aus
der Verzögerung gemäß Schritt 102 abgeleitet. Ist eine der
genannten Bedingungen nicht erfüllt, werden im Schritt 108
die Regelung für jedes Rad auf der Basis des jeweiligen
Sollwertes und des jeweiligen Istbremsdrucks durchgeführt
und das Programm beendet. Sind alle Bedingungen gemäß
Schritt 104 erfüllt, wird die Smart-Stop-Logik gemäß Fig. 3
eingeleitet, wobei das skizzierte Programm zu vorgegebenen
Zeitpunkten durchlaufen wird.
Im ersten Schritt 200 werden der im Schritt 106 berechneten
Sollwerte PSOLLi eingelesen (oder entsprechend berechnet)
und eine Korrektur dieser Sollwerte im Sinne der Brems
kraftreduzierung an wenigstens einer Achse vorgenommen, in
dem, ausgehend von dem im Schritt 106 berechneten Sollwerten
nach Maßgabe einer vorgegebenen Zeitfunktion T, Sollwerte
PSOLLiSS gebildet werden. Die Zeitfunktion wird mit erstma
ligem Einleiten des Programms gestartet. Die Zeitfunktion
ist im bevorzugten Ausführungsbeispiel eine lineare Funkti
on, kann in anderen Ausführungen auch andere Verläufe (z. B.
exponentielle) aufweisen. Statt einer Zeitfunktion ist auch
eine Berechnung der einzustellenden Bremsdrücke an Hand der
berechneten Verzögerung und Fahrzeuggeschwindigkeit gemäß
eines fest vorgegebenen Algorithmus möglich, so daß direkt
PSOLLSS berechnet und eingeregelt wird. Daraufhin wird im
Schritt 202 überprüft, ob die Logik abgebrochen werden soll.
Dies ist der Fall, wenn ein Antiblockier- oder Fahrdyna
mikregler eingreift (ABS Flag=1), wenn der Fahrer eine Pa
nikbremsung einleitet und die Änderungsgeschwindigkeit des
Betätigungswegs des Bremspedals einen vorgegebenen schwell
wert überschreitet, wenn der Bremspedalweg einen vorbestimm
ten Schwellwert überschreitet, wenn die Druckabsenkung (z. B.
PSOLLi-PSOLLiSS) an wenigstens einem Rad im Rahmen der
smart-Stop-Logik einen vorgegebenen Schwellwert A über
schritten hat oder der Bremsdruck (PRADi) an wenigstens ei
nem Rad um einen vorgegebenen Betrag abgesenkt wurde bzw.
einen vorgegebenen Minimalwert erreicht hat. Ist eine der
Bedingungen erfüllt, so wird die normale Regelung gemäß Fig.
2 wiederaufgenommen, ist keine der Bedingungen erfüllt,
wird gemäß Schritt 204 die Regelung auf der Basis der abge
senkten Sollwerte sowie der gemessenen Radbremsdrücke durch
geführt.
In einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel ist eine zweite
Geschwindigkeitsschwelle V0 im Schritt 206 vorgesehen, die
unterhalb der im Schritt 104 abgeprüften Schwelle liegt. Un
terschreitet die Geschwindigkeit VREF diese Schwelle, wird
gemäß Schritt 208 die radindividuellen Sollwerte nach Maßga
be einer veränderten Bremskraftverteilung BKVSS bestimmt.
Dabei wird die normale Bremskraftverteilung zwischen die
Hinterradbremsen und Vorderradbremsen verändert. Dies kann
auch durch geeignete Wahl der Zeitfunktionen für die Hinter-
und Vorderradbremsen im Schritt 200 realisiert werden, durch
die die Vorderradbremsdrücke anders abgesenkt werden als die
Hinterradbremsdrücke. Nach Schritt 208 wird ebenso wie im
Falle einer Nein-Antwort im Schritt 206 mit Schritt 202
fortgefahren.
In Fig. 4 ist die erfindungsgemäße Lösung anhand von Zeit
diagrammen verdeutlicht. Dabei zeigt Fig. 4a den zeitlichen
Verlauf des Bremspedalwegs SPED, Fig. 4b den zeitlichen
Verlauf des Bremsdrucks PRADi in einem ausgewählten Rad, Fig.
4c den zeitlichen Verlauf der Referenzgeschwindigkeit
VREF und Fig. 4d den zeitlichen Verlauf der Fahrzeugverzö
gerung aFZG. Zu einem Zeitpunkt T0 betätigt der Fahrer das
Bremspedal (vgl. Fig. 4a). Entsprechend steigt gemäß Fig.
4b der Bremsdruck in dem ausgewählten Rad an. Gemäß Fig.
4c wird mit der Extrapolierung und Berechnung der Refe
renzgeschwindigkeit begonnen. Mit Beginn des Bremsvorgangs
nimmt die Fahrzeugverzögerung gemäß Fig. 4d zu. Zum Zeit
punkt T1 unterschreitet die berechnete Referenzgeschwindig
keit den Schwellwert VREFSS. Zu diesem Zeitpunkt wird gemäß
der strichliert dargestellt Kurve in Fig. 4b der Rad
bremsdruck abgesenkt. Dies erfolgt nach einer vorgegebenen
Zeitfunktion bzw. nach einer fest vorgegebenen Abhängigkeit
von Fahrzeugverzögerung und Fahrzeuggeschwindigkeit. Zum
Zeitpunkt T2 wäre bei einem normalen Bremsdruckverlauf (vgl.
durchgezogene Linie) das Fahrzeug zum Stillstand gekommen,
wobei die Fahrzeugverzögerung zwischen den Zeitpunkten T1
und T2 zugenommen hätte. Infolge der erfindungsgemäßen Lö
sung der Bremsdruckabsenkung kommt das Fahrzeug erst zum
Zeitpunkt T3 zum Stillstand, wobei die Fahrzeugverzögerung
die Absenkung zwischen den Zeitpunkten T1 und T2 nicht auf
weist (vgl. Fig. 4d, gestrichelte Kurve). Zum Zeitpunkt T4
hat der Fahrer das Pedal gelöst, der Bremsdruck im ausge
wählten Rad ist 0.
Claims (10)
1. Verfahren zur Steuerung einer Bremsanlage, wobei die
Bremskraft an wenigstens einem Rad in Abhängigkeit eines vom
Fahrer vorgegebenen Bremswunsches eingestellt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß in Betriebszuständen, in denen ein Über
gang zum Stillstand des Fahrzeugs zu erwarten ist, die
Bremskraft an dem wenigstens einen Rad unabhängig vom
Fahrerbremswunsch abgesenkt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bremskraftabsenkung dann stattfindet, wenn die Referenz-
bzw. Fahrzeuggeschwindigkeit einen vorbestimmten Grenzwert
unterschreitet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Referenzgeschwindigkeit auf der Basis der Fahrzeugverzö
gerung berechnet wird, indem die Fahrzeugverzögerung in den
Bereich kleiner Geschwindigkeiten extrapoliert wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Bremskraftabsenkung dann
stattfindet, wenn der Betätigungsweg des Bremspedals einen
Grenzwert unterschreitet, wenn der Bremswunsch stationär ist
und/oder wenn kein Antiblockierregler eingreift.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Bremskraftreduzierung derart
vorgenommen wird, daß keine störende Verlängerung des Brems
weges auftritt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Bremskraftreduzierung aufgeho
ben wird, wenn ein Antiblockierregler eingreift und/oder
wenn der Fahrer durch eine Betätigung eine Bremsbetätigungs
einrichtung eine Panikbremsung einleitet.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß bei Unterschreiten einer vorgege
benen Geschwindigkeit die Bremskraftverteilung durch Umlage
rung der Bremskräfte zwischen Vorderrädern und Hinterräder
verändert wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Umlagerung der Bremskraftver
teilung und/oder die Reduzierung der Bremskraft aufgehoben
wird, wenn der Fahrer die Betätigung der Bremsbetätigungs
einrichtung verstärkt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Bremsanlage eine elektrohy
draulische Bremsanlage ist.
10. Vorrichtung zur Steuerung einer Bremsanlage, mit einer
elektronischen Steuereinheit, die abhängig von der Bremspe
dalbetätigung durch den Fahrer einen Fahrerbremswunsch er
mittelt und die Bremskraft an wenigstens einem Rad auf der
Basis der Fahrerbremswunsches einregelt, dadurch gekenn
zeichnet, daß die elektronische Steuereinheit in einen Be
triebszustand, in dem der Übergang in den Stillstand des
Fahrzeugs zu erwarten ist, die Bremskraft an dem wenigstens
einen Rad unabhängig vom Fahrerbremswunsch absenkt.
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