DE10015555A1 - Leder und dessen Zurichtung - Google Patents
Leder und dessen ZurichtungInfo
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Abstract
Die Erfindung bezieht sich auf ein modifiziertes Leder und die Art der Zurichtung. Gemäß der Erfindung ist dabei die Oberfläche des Leders sowie dessen Kollagengerüst mit einer funktionellen Schutzschicht überzogen, ohne daß eine Verklebung der Fasern die Atmungsaktivität behindert. Die Zurichtung erfolgt dabei plasmatechnisch bei Atmosphärendruck.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein neuartig zugerichtetes Leder sowie auf ein
Verfahren zur Zurichtung, um spezielle Eigenschaftsprofile zu erhalten.
Bei der Gerbung werden die Proteine und das Kollagen der Häute in haltbare
Verbindungen umgewandelt, ohne daß typische Eigenschaften des Leders wie
Zähigkeit, Elastizität, Atmungsaktivität und andere mehr beeinträchtigt werden.
Das nach der Gerbung erhaltene Leder kann noch einer sogenannten Zurichtung
unterworfen werden, die darin besteht, die Lederoberflächen gegen chemische und
mechanische Einflüsse weitgehend zu schützen, eine gleichmäßige Farbe und Glanz
über die ganze Lederfläche zu verbreiten sowie besondere optische wie auch
griffliche Eigenschaften des Leders zu erlangen. Allgemein gesprochen besteht die
Zurichtung in einer Steigerung des Gebrauchswertes des Leders. Diese veredelnden
Maßnahmen werden derzeit im Naßverfahren durch Aufsprühen geeigneter
Materialien durchgeführt, was den Nachteil hat, daß das Leder anschließend wieder
einem Trocknungsprozess unterworfen werden muß. Diese Maßnahmen bewirken
zwar die zuvor genannten Vorteile des Leders, mindert aber dessen Atmungs
aktivität, die aber gerade als Vorteil des Leders betrachtet wird.
Die bisherige Zurichtung des Leders zeigt also, daß das so modifizierte Leder nicht
allen gestellten Forderungen gerecht wird. Zu nennen ist dabei unter anderen noch
die Forderung nach einer besseren UV-Beständigkeit oder einer Verhinderung bzw.
Verminderung des Ausdünsten von Fetten, dem sogenannten "Foggingeffekt". Bisher
wurde versucht diesen Effekt zu vermeiden, indem flüchtige Weichmacher durch
weniger flüchtige ersetzt wurden. Infolge der Diffusion des Fettgehaltes der Haut bei
großer Wärme wird das Leder spröde, was eine längere Haltbarkeit ohne eine
besonders intensive Pflege unterbindet. Die der Erfindung zu Grunde liegende
Aufgabe besteht darin, ein Leder vorzuschlagen, das die vorgenannten Nachteile
ausschließt, einfach in der Herstellung ist sowie die Einsatzgebiete und die
Standzeit des Leders erhöht.
Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß durch die im kennzeichnenden Teil des
Anspruchs 1 genannten Merkmale gelöst. Die Oberfläche des Leders und das
Kollagengerüst ist mit einer funktionellen Schutzschicht überzogen, wobei die Poren
unverstopft bleiben. Die Oberfläche des Leders besteht aus einer Schicht von Prote
infasern, während sich darunter das aus Kollagenfasern bestehende Kollagengerüst
befindet, dessen Stege unregelmäßig kreuz und quer verlaufend Kollagenfasern
bilden. Dabei ist das Gerüst über die Breite des Leders zusammenhängend. Das
Leder gemäß der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, daß die an der Oberfläche
befindlichen Proteinfasern einzeln von einer Schutzschicht z. B. aus Silicon oder
Polyurethan ummanteln sind, ohne daß eine Verklebung der Fasern die Atmungs
aktivität behindert. Gleiches gilt für die Fasern des Kollagengerüstes, ohne daß die
Poren verklebt werden. Diese Zurichtung erfolgt gemäß der Erfindung plasmatech
nisc bei Atmosphärendruck.
Es liegt also eine Implantation von geeigneten Materialien, wie z. B. Silicon
und/oder Polyurethan vor, mit der eine Änderung und Neuerwerb von Eigenschaf
ten des gegerbten Leders bei der Erfindung vorgenommen wird, ohne daß eine
spürbare Volumenvergrößerung des behandelten Leders erfolgt, da die Stärke der
Ummantelung im Nanometerbereich liegt. Die Proteinfasern der Oberfläche sowie
die Fasern des Kollagengerüstes erhalten dabei eine Diffusionssperre.
Zum Erreichen der Implantation und Beschichtung wird das Leder plasmatech
nisch behandelt. Es hat sich nämlich überraschend gezeigt, daß bei Behandlung
des gegerbten Leders als Substrat mit durch Entladung ionisiertem Gas unter At
mosphärendruck ein Niederschlag der Matrixpartikel auf der Oberfläche des Leders,
also den einzelnen Proteinfasern sowie eine Ummantelung bzw. Implantierung der
Kollagengerüste des Leders erfolgt. Die Matrixpartikel bestehen dabei vorzugsweise
aus Silicon oder Polyurethan. So wie es verschiedene Funktionen gibt, die vom
Leder erwartet werden, so gibt es auch verschiedenartige funktionale Schichten, es
sei denn man kann mit einem Matrixmaterial mehrere Funktionen gleichzeitig
erzeugen. Es wird dann von einer multifunktionalen Schicht gesprochen. Infrage
kommen als Funktionsschichten z. B. SiO2, TiO2, PU, Silicon und Indium mit TiO
dotiert (in der Fachwelt als ITO bekannt) als UV-Schutz. Andere Funktionen können
sein: Scheuerbeständigkeit, voller Griff, Diffusionssperre ("antifogging"), Fleckabwei
sung, Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit. Die Kunst der erfindungsge
mäßen Zurichtungsart besteht darin, daß auf und in das Leder hauchdünne
Schichten auf- und/oder eingebracht werden, ohne daß die Optik und Natur
eigenschaften wie Geschmeidigkeit und Atmungsfähigkeit beeinträchtigt werden.
Das Kollagengerüst stellt sich etwa wie ein Wirrfaservlies dar. Die Faserigkeit ist
aber im Gegensatz zu textilem Faservlies ein zusammenhängedes Fasergerüst. Jede
Gerüstfaser wird ummantelt. Auch können die Partikel implantiert werden. Dabei
bleibt das Gerüst aber offen und wird nicht zugesiegelt.
Die Zurichtung gemäß der Erfindung bietet den Vorteil, daß diese trocken erfolgt,
anstelle der bekannten Naßbehandlung, mit anschließender Trocknung, und wobei
außerdem was noch wesentlicher ist, eine Beschichtung der Oberfläche sowie eine
Ummantelung des Kollagengerüstes erfolgt, ohne daß die Natureigenschaften des
Ledersubstrates wie Geschmeidigkeit und Atmungsaktivität beeinträchtigt werden,
wie es bei den bekannten Zurichtungsverfahren der Fall ist.
Das Leder wird gemäß der Erfindung mit einer trockenen Plasmabehandlung zuge
richtet werden. Diese Behandlungsart hat den Vorteil, daß von der Matrix nicht nur
die Lederoberfläche, sondern auch das darunterliegende Kollagengerüst erfaßt wird.
Zudem ist dieses Zurichtverfahren sehr energiesparend. Es wird kein Wasser ver
braucht und verunreinigt.
Zur Implantierung der Matrixpartikel in das Leder ist es erforderlich, daß die
Matrixpartikel eine hohe kinetische Energie besitzen und turbulente Bewegungen in
unterschiedlichen Richtungen ausführen. Dazu ist das Anlegen einer gepulsten
Spannung an das Spannungsfeld eines Plasmareaktors bei Atmosphärendruck
erforderlich, wobei die Frequenz der einzelnen Pulse im Ultraschallbereich und die
Spitzenspannung im Kiloelektronenvolbereich (KeV) liegt. Die Pulse können dabei
eine gleiche Polarität aufweisen.
Das Atmosphärenplasma zeichnet sich dadurch besonders aus, daß die Behand
lung unter Atmosphärendurck erfolgt und der Gasentladungsstrom durch die
Verwendung von mehreren Plasmabrennern von sogenannten "Guns" erzeugt wird.
Das Matrixmaterial wird erfindungsgemäß dabei als Pulver oder in liquider Form in
den Gasstrom eingebracht. Das Matrixmaterial wird vernebelt, vom Plasmastrom
getragen und mit großer Energie auf das Substrat auf- und eingetragen. Bei den
bekannten Verfahren des Atmosphärenplasmas wird mit gasförmigen (Monomere)
und liquiden Matrixmaterialien gearbeitet. Bei dem hier vorliegenden Verfahren
kann auch pulverförmiges Matrixmaterial haftfest um die Fasern und das Gerüst
gebracht werden. Durch die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen
ausgeprägten Turbulenzen der Matrixpartikel, die mit hoher Energie in dem
Spannungsfeld bewegt werden, hat es sich nämlich gezeigt, neben dem liquiden
auch pulverförmiges Matrixmaterial verwenden zu können, um die Partikel in die
Proteinfasern sowie das Kollagengerüst des Substrates zu implantieren sowie
Fasern und Gerüst zu ummanteln. Im Atmosphärenplasma wird der
Aggregatzustand des hinzugegebenen Matrixmaterials nicht verändert. Gas bleibt
Gas und festes Material bleibt festes Material. Lediglich die Konsistenz wird
geändert, wenn festes Material in Pulverform in den auf das Substrat gerichteten
Plasmastrom einrieselt und dadurch vernebelt wird, ohne seinen Aggregatzustand
zu ändern. Zum Vernebeln ist lediglich eine gewisse Energiezufuhr nötig. Damit ist
die Gewähr gegeben, daß das vernebelte Material seine Eigenschaften behält und
die Moleküle als Funktionsträger unbeschädigt die gesuchten Materialeigenschaften
auf das Substrat übertragen. Diese Eigenschaft ist dann besonders wichtig, wenn
mit einer einzigen Matrix dem Substrat mehrere Eigenschaften verliehen werden
sollen.
Von der Tierhaut werden durch Gerben nur die Retikularschicht der Lederhaut und
die Papillarschicht der Lederhaut zu einem verarbeitbarem Leder zugerichtet. Die
Lederhaut besteht aus einem mehr oder weniger dichten Geflecht aus Kollagenfa
sern, das möglichst gleichmäßig ausgebildet sein soll und was auch bei einem
guten Leder der Fall ist. Das Kollagengeflecht wird durch die Plasmabehandlungen
mit den Matrixpartikel ummantelt und sogar zum Teil durchdrungen, ohne daß
chemische Eigenschaften des Leders geändert werden und vor allem die Atmungs
aktivität erhalten bleibt. Mit der Anwendung dieser Behandlung wird ein veredeltes
Produkt erzielt, das es bisher in dieser Qualität nicht gegeben hat.
Durch die Wahl einerseits des Reaktionsgases und andererseits des Matrixmaterials
können u. a. noch weitere Eigenschaften des Leders erzielt werden, die beispielhaft
genannt werden. Das Leder gemäß der Erfindung ist gegen UV-Bestrahlung sowie
gegen eine Ausdünstung von Fetten beständig, ohne daß die Geschmeidigkeit leidet,
da die Fette innerhalb des Leders verbleiben. Dadurch wird die Verwendung des so
behandelten Leders auch bei hohen Temperaturen zum Beispiel im Sommer im
Inneren eines Kraftwagens möglich, da eine Austrockung vermieden wird. Die
Scheuerfestigkeit wird durch die Ummantelung erhöht und die Reinigung erleich
tert. Außerdem ist durch die Veredlung gemäß Erfindung das Leder universeller
einsetzbar und kann vielfach an Stelle von Kunstleder treten, so daß die Umwelt
weniger mit dem bei Herstellung von Kunstleder entstehenden Ausstoß von Kohlen
dioxyd belastet wird, denn Kunstleder ist ein Erdölderivat, bei dessen Herstellung
und Entsorgung Kohlendioxyd erzeugt wird. Naturleder ist im Gegensatz zum
Kunstleder ein nachwachsender Rohstoff, der kohlendioxydneutral ist.
Die Vorprogrammierung verschiedener Substrateigenschaften durch die Wahl
geeigneter Reaktionsgase und Matrixmaterialien ermöglicht auch eine antifunigizide
und antibakterielle Ausrüstung des Leders gemäß der Erfindung, so daß dieses
auch in die Medizintechnik Eingang finden kann. Es liegt auch im Rahmen der
Möglichkeiten, das Ledersubstrat zur Säuberung vor Einleiten des Veredlungs
verfahrens einer Aktivierung zu unterziehen, d. h. das Susbstrat für den oder die
Zurichtvorgänge aufnahmefähiger gemacht wird.
Da sich die Ummantelung der Proteinfasern der einzelnen ein Gerüst bildenden
Kollagenfasern im Nanometerbereich befindet, ist keine spürbare Volumenver
größerung zu befürchten. Allgemeinen kann gesagt werden, daß sich die Funktio
nalität des Leders gemäß der Erfindung erhöht und damit dessen Gebrauchswert.
Claims (9)
1. Gegerbtes Leder aller Art zur Verwendung auf dem ge
samten Gebiet der Lederverarbeitung,
dadurch gekennzeichnet,
daß die aus Proteinfasern bestehende Oberfläche des Leders sowie die
darunter befindlichen das Gerüst bildenden Kollagenfasern mit einer die
Poren offen lassenden Schutzschicht ummantelt sind.
2. Verfahren zur Veredlung von gegerbtem Leder aller Art
nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Leder als Substrat einer Plasmabehandlung im Reaktor unter
Atmosphärendruck ausgesetzt ist, wobei das Matrixmaterial vernebelt vom
Plasmastrom getragen und mit großer Energie auf das Substrat auf- und ein
getragen wird.
3. Verfahren zur Veredlung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß es mittels eines inerten Reaktionsgases im Reaktor aktiviert und/oder
gereinigt wird.
4. Verfahren zur Veredlung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Plasmareaktor Silikon als Matrixmaterial verwendet ist.
5. Verfahren zur Veredlung nach Anspruch 2
dadurch gekennzeichnet,
daß als Matrixmaterial im Reaktor Polyurethan verwendet ist.
6. Verfahren zur Veredlung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Matrixmaterial mit Titanoxyd dotiertes Indium (ITO) verwendet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 4, 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Matrixmaterial als Flüssigkeit in den Gasstrom des Reaktors
gegeben wird.
8. Verfahren nach Anspruch 4, 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß pulvriges Matrixmaterial dem Gasstrom des Reaktors zugesetzt wird.
9. Verfahren zur Veredlung nach Anspruch 2 in Verbindung mit einem
oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Spannungsfeld des Reaktors eine gepulste Spannung überlagert ist,
wobei die Frequenz der einzelnen Pulse im Ultraschallbereich und die
Spitzenspannung im Kiloelektronenvoltbereich angesiedelt sind.
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: LEDERFABRIK VOGL GMBH, MATTIGHOFEN, AT |
|
8130 | Withdrawal |