[0001] Eine Vorrichtung dieser Art ist in der WO 03/086 540 offenbart. Sie umfasst einen in einer Nichtgebrauchsstellung zusammengefalteten und in eine Gebrauchsstellung entfaltbaren Schlauch, der in der Gebrauchsstellung einen von einem oberen Stockwerk des Gebäudes zu einer Bodenfläche führenden, im Wesentlichen vertikal verlaufenden Rettungskanal bildet.
Als bremswirkende Mittel zur gefahrlosen Förderung der Personen durch den Rettungskanal zur Bodenfläche sind im Innern des Schlauches mit Luft aufblasbare, ringförmige Luftkissen aus einem elastisch nachgiebigen Material vorhanden, die beim Entfalten des Schlauches automatisch mit Luft gefüllt werden.
[0002] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
die sich an sich gut bewährende bekannte Vorrichtung der eingangs genannten Art weiter zu verbessern.
[0003] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
[0004] Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der erfindungsgemässen Vorrichtung bilden den Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0005] Bei der erfindungsgemässe Vorrichtung sind im Innern des Schlauches mehrere voneinander beabstandete Gruppen von jeweils mehreren aufblasbaren Luftkissen über die Länge des Rettungskanals verteilt angebracht, wobei die Luftkissen der jeweiligen Gruppe im aufgeblasenen Zustand seitlich dicht aneinanderliegen und zusammen eine Durchgangsöffnung für die zu rettende Person umschliessen.
Zwischen den Luftkissen und dem Schlauch sind Zwischenräume vorhanden, die eine elastische Verformung der Luftkissen bei sich je nach Umfang der zu rettenden Person verändernden Dimension der Durchgangsöffnung zulassen. Somit kann sich die Durchgangsöffnung optimal an den Umfang der zu rettenden Person anpassen.
[0006] In einer besonders bevorzugten Weise können einzelne Luftkissengruppen mit unterschiedlichem Luftdruck gefüllt werden, wodurch bewirkt werden nicht einander nähern, sondern sich eher voneinander entfernen, oder zumindest die Distanz zueinander weitgehend beibehalten.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
<tb>Fig. 1<sep>in teilweiser Schnittdarstellung ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemässen Vorrichtung zur Evakuierung von Personen aus einem Gebäude in einer Gebrauchsstellung; und
<tb>Fig. 2<sep>einen Rettungskanal im Querschnitt.
[0008] Fig. 1 zeigt eine Vorrichtung 1 zur Evakuierung von Personen aus einem Gebäude 2, die in einer Nichtgebrauchsstellung in einem Raum 3 untergebracht ist, der sich in einem oberen Stockwerk des Gebäudes 2 befindet. Dabei ist die Vorrichtung 1 auf einem aus dem Raum 3 bzw. aus dem Gebäude 2 teilweise nach aussen herausfahrbaren Plateau 4 angeordnet.
[0009] Das Plateau 4 ist mit einer Bodenöffnung 5 versehen, die in der Nichtgebrauchsstellung durch eine Klappe 6 verschlossen gehalten ist, und die in dem aus dem Gebäude 2 herausfahrbaren Bereich des Plateaus 4 angeordnet ist.
[0010] Die Vorrichtung 1 umfasst einen in der Art einer Ziehharmonika zusammenfaltbaren Schlauch 7, der mit einer Anzahl von über seine Länge verteilten, voneinander beabstandeten Querringen 10 ausgestattet ist.
Die Querringe 10 werden im gefalteten Schlauchzustand nahe aneinandergedrückt. Der zusammengefaltete, mit Querringen 10 versehene Schlauchteil sowie die Achse einer Einstiegsöffnung 12 sind in der Nichtgebrauchsstellung parallel zum Plateau 4, d.h. horizontal angeordnet.
[0011] Die Querringe 10 sind jeweils mit mindestens einer in Fig. 1 mit Bezugszeichen 15 angedeuteten Öffnung versehen. Durch die Öffnungen 15 der einzelnen Querringe 10 wird ein Spannseil 16 geführt, welches sich zwischen zwei ortsfesten Festpunkten 17, 18 erstreckt, von denen der eine im hinteren Bereich des Raumes 3 angeordnet und der andere einer Bodenfläche 20 zugeordnet ist. Das Spannseil 16 wird auf der Oberseite einer Spann- und Transportvorrichtung 26 geführt.
Die auf dem Plateau 4 stehende Spann- und Transportvorrichtung 26 umfasst zwei Räder 24, 25 und eine von diesen angetriebene Transportkette 27, die mit den Querringen 10 des Schlauches 7 zusammenwirkt. In der Nichtgebrauchsstellung der Vorrichtung 1 ist das Spannseil 16 nicht gespannt und wird zweckmässigerweise innerhalb einer Rinne 21 entlang der Gebäudewand 22 geführt.
Beim Ausfahren des Plateaus wird dieses an den Festpunkten 17, 18 befestigte Spannseil 16 durch die Spannvorrichtung 26 aus der Rinne 21 herausgerissen und annähernd parallel zur Gebäudewand 22 in eine gestreckte Position gebracht.
[0012] Zur Evakuierung von Personen aus dem Gebäude 2 in einem Notfall wird das im Raum 3 versorgte Plateau 4 mit der darauf angeordneten Spann- und Transportvorrichtung 26 in die in Fig. 1 dargestellte Stellung nach aussen herausgefahren, wobei die Gebäudewand 22 an der Stelle durch ein am Plateau angeordnetes Wandteil 23 oder dergleichen gebildet ist, wobei dieses Wandteil 23 beim Herausfahren ein Öffnen der Gebäudewand bewirkt. Beim Herausfahren wird überdies das Spannseil 16 aus der Rinne 21 an der Gebäudefront herausgerissen und durch die mit dem Plateau 4 mitbewegte Rolle 24 zwischen den Festpunkten 17, 18 gespannt.
Sobald das Plateau 4 herausgefahren ist und eine Endstellung erreicht hat, wird auch automatisch die Klappe 6 nach unten geschwenkt und die Bodenöffnung 5 im Plateau 4 geöffnet, und der Schlauch 7 fällt - durch das Eigengewicht bedingt - durch diese Bodenöffnung 5 hindurch nach unten und entfaltet sich selbsttätig. Dabei rutschen die Querringe 10 entlang des Spannseiles 16 (oder der Spannseile 16; vorzugsweise ist jeder Querring 10 mit zwei gegenüberliegenden Öffnungen 15 versehen und es sind zwei Spannseile 16 vorgesehen). Der Schlauch 7 wird am oberen Ende durch den sich auf dem Plateau 4 abstützenden Einstiegteil 13 festgehalten, der in diese Stellung, in welcher die Einstiegsöffnung 12 koaxial mit der Bodenöffnung 5 angeordnet ist, mit Hilfe der Spann- und Transportvorrichtung 26 gebracht wurde.
Somit bildet der heruntergelassene Schlauch 7 einen vom oberen Stockwerk zur Bodenfläche 20 führenden Rettungskanal 29.
[0013] Erfindungsgemäss sind im Innern des Schlauches 7 mehrere voneinander beabstandete Gruppen 40 von jeweils mehreren aufblasbaren Luftkissen 30 angebracht, die über die Länge des Rettungskanals 29 verteilt sind. Es können beispielsweise vier Luftkissen 30 die jeweilige Gruppe 40 bilden, wie in Fig. 2 schematisch angedeutet. Die Luftkissen 30 sind an den Querringen 10 angebracht, die eine Art Druckbehälter bilden, wobei vorzugsweise jedem Querring 10 eine Luftkissengruppe 40 zugeordnet ist. Beim Entfalten des Schlauches 7 werden die Luftkissen 30 automatisch schnell mit einem Medium, vorteilhaft Luft, gefüllt, ähnlich wie es bei Rettungswesten der Fall ist.
Die Luftkissen 30 weisen im aufgeblasenen Zustand einen länglichen, in Förderungsrichtung orientierten Längsschnitt (Fig. 1) und einen im Wesentlichen eierförmigen Querschnitt (Fig. 2) auf, wobei die Luftkissen 30 der jeweiligen Gruppe 40 im aufgeblasenen Zustand seitlich dicht aneinanderliegen und zusammen mit dem weniger spitzen Innenteil 30a eine Durchgangsöffnung 45 für die zu rettende Person umschliessen. Zwischen den Luftkissen 30 und dem Schlauch 7 sind Zwischenräume 47 vorhanden, die eine elastische, in Fig. 2 gestrichelt angedeutete Verformung der Luftkissen 30 ¾ bei sich je nach Umfang der zu rettenden Person verändernden Dimension der Durchgangsöffnung 45 zulassen.
Die Luftkissen 30 ¾ der jeweiligen Luftkissengruppe 40 bleiben dennoch ständig derart aneinandergedrückt, dass die zu rettende Person durch die Durchgangsöffnung 45 rutscht und nicht in die Zwischenräume 47 gelangen kann.
[0014] Die mit den Luftkissengruppen 40 versehenen Querringe 10 sind in der Gebrauchsstellung des Schlauches 7 vorzugsweise in einem Abstand voneinander angeordnet, der etwa der durchschnittlichen Menschengrösse entspricht.
[0015] Die erfindungsgemässe Vorrichtung ist auch zur Evakuierung von Personen aus hoch gelegenen Stockwerken, d.h. aus einer Höhe von 300 bis 500 m, geeignet. Die Spannseile 16 sorgen für eine ausreichende Stabilität eines derart langen Schlauches 7, der ansonsten schon bei kleinen Windstössen instabil werden könnte.
In einer besonders bevorzugten Weise können die Luftkissen 30 einzelner Gruppen 40 jeweils mit einem unterschiedlichen Druck gefüllt werden, wodurch die einem freien Fall im praktisch vertikalen Rettungskanal 29 entgegenwirkende Bremswirkung auf unterschiedlichen Höhen unterschiedlich stark ausgelegt werden kann.
[0016] So können beispielsweise die Luftkissen 30 einzelner, in Richtung zur Bodenfläche hin nacheinander folgender Gruppen 40 mit ansteigendem Druck gefüllt werden, wodurch der beim freien Fall steigenden Fallgeschwindigkeit Rechnung getragen und zudem bewirkt werden kann, dass sich die nacheinander evakuierten Personen im unteren Bereich nicht einander nähern, sondern sich eher voneinander entfernen oder zumindest in annähernd konstantem Abstand zueinander bleiben,
um den Rettungskanal 29 sicher einzeln verlassen zu können.
[0017] An das untere Ende des Schlauches 7 kann - wie aus Fig. 1 ersichtlich - ein im Wesentlichen bogenförmiger Auslaufteil 31 angeschlossen sein, der mit keinen bremswirkenden Mitteln mehr ausgerüstet ist, und der einen raschen Ausstieg erleichtert.
[0018] Der Schlauch 7 besteht vorzugsweise aus einem flächigen, schwer entflammbaren und wärmeisolierenden Material, damit auch im Falle eines Feuers keine Gefahr für die durch den Schlauch geförderten Personen besteht. Denkbar wäre auch eine Verwendung eines durchsichtigen Materials zur besseren Überwachung des Evakuierungsablaufs oder aber, dass Fenster in dem Schlauch vorgesehen sind.
Im Gegensatz zu einem netzartigen Material, wie es bei anderen bekannten Vorrichtungen dieser Art vorkommt, kann sich die fallende, zwangsevakuierte Person nicht im Rettungskanal 29 verfangen oder aus Angst festhalten und somit den Evakuierungsvorgang beeinträchtigen.
[0019] Ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemässen Vorrichtung besteht in ihrer Unabhängigkeit von der Gebäude-Infrastruktur, z.B. vom elektrischen Strom.
[0020] Das Plateau 4 kann mit Vorteil einen Teil eines aus dem Gebäude 2 herausfahrbaren Containers bilden, in welchem in der Nichtgebrauchsstellung die ganze Vorrichtung untergebracht ist, wobei dieser Container am Gebäude 2 von aussen nicht sichtbar ist. Es können mehrere solche Vorrichtungen pro Stockwerk und Vorrichtungen in mehreren Stockwerken vorgesehen sein.