Verfahren zur Herstellung von synthetischen Papieren und nichtgewebten Stoffen aus synthetischen Fasern Die bekannten Verfahren zur Herstellung syntheti scher Papiere und nichtgewebter Stoffe können in soge nannten Nass- und Trockenverfahren eingeteilt werden. Während zur Durchführung der Nassverfahren die übli chen Papiermaschinen verwendet werden können, sind für die Trockenverfahren besondere, von den üblichen Papiermaschinen stark abweichende Maschinenanlagen notwendig, die hohe Investitionskosten erfordern.
Bei den bekannten Verfahren wird die einzelne Faser vor oder nach der Vliesbildung mit einem in der Wärme aushärtenden Kleber überzogen. An ihren Kreuzungsstel len verkleben dann die übereinanderliegenden Fasern der Vliesbahn. Anschliessend wird der Kleber durch eine Wärmebehandlung des Vlieses ausgehärtet.
Die so hergestellten Vliese haben den Nachteil, dass in ihnen jede Faser von einem dünnen, ausgehärteten Kleberfilm überzogen ist und somit nicht die ursprüngli che Faser, sondern in weitem Masse der Kleberfilm die Eigenschaft der Vliese bestimmt.
Bei einem bekannten Trockenverfahren zur Herstel lung von wasserabweisenden, nichtgewebten Stoffen wird dieser Nachteil vermieden, indem die handelsübliche Stapelfaser beim Aufschlagen bereits mit einem wasser- abstossenden Material behandelt wird und darauf die trockene Faser mit der wässerigen Lösung oder Disper sion eines Klebers besprüht wird. Die Tropfen dieser Lösung oder Dispersion breiten sich nicht auf der nunmehr wasserabstossenden Faseroberfläche aus, son dern gleiten auf ihr zu den nächstliegenden Kreuzungs punkten übereinanderliegender Fasern und bleiben dort hängen. Durch Wärmezufuhr wird das Wasser zum Verdampfen gebracht und der Kleber ausgehärtet.
Auf die üblichen im Nassverfahren arbeitenden Pa piermaschinen kann man dieses Verfahren nicht übertra gen, weil in der Nasspartie dieser Maschinen die wässe rige Lösung oder Dispersion des Klebers bei der Bildung des Vlieses mit dem Abwasser fortgeschwemmt würde bzw. in der Trockenpartie der Kleber beim Besprühen des dort bereits stark verdichteten Vlieses nur oberflächlich in das Vlies gelangen würde.
Im Hauptpatent Nr. 435 965 ist beschrieben, bei der Herstellung von synthetischem Papier und nichtgewebten Stoffen auf den im Nassverfahren arbeitenden Papierma schinen den Kleber innerhalb des ganzen Vlieses gleich- mässig nur an den Kreuzungspunkten der übereinander liegenden Fasern zu konzentrieren, bei der Herstellung der Papier- oder Stoffbahn nur so viel Klebermenge anzuwenden, wie zur Verbindung der Kreuzungspunkte der übereinanderliegenden Fasern erforderlich ist und die Fasern auf möglichst einfache Weise nur an den Kreu zungspunkten zu binden.
Hierzu kann zunächst der Kleber in an sich bekannter Weise in Fadenfasern hergestellt und anschliessend mit dem Gleitmittel umkleidet werden. Sodann werden die Fasern mit diesen Kleberfasern - in denen der Kleber einen höheren Schmelzpunkt als das Gleitmittel besitzt und beide Komponenten im flüssigen Zustand miteinan der nicht mischbar sind - vermengt, darauf der Faserbrei auf einer üblichen Papiermaschine zum Vlies verarbeitet, die so behandelten Fasern einer Temperatur von 50 bis 120 C ausgesetzt und sodann ausgehärtet, wonach gege benenfalls das Gleitmittel von den Fasern ausgewaschen wird. Durch die Vermengung der Fasern mit dem Gleitmittel-Kleber-Fäden vor der Vliesbildung erreicht man eine sehr gleichmässige Verteilung in dem sich bildenden Vlies.
Als Gleitmittel wird vorzugsweise ein natur- oder kunstharz- oder wachsartiges Material verwendet. Nach stehend sind einige geeignete Gleitmittel definiert. Wachs E ist ein Fettsäureester einwertiger Alkohole mit dem Schmelzpunkt von 79 bis 82 C und einer Verseifungszahl von 158 bis 178. Es ist ein Produkt der Badischen Anilin- und Sodafabrik. Polyglykole z.B. Pölydiol 1000 der chemischen Werke Hüls.
Die Zahl<B>1000</B> bedeutet das Molekulargewicht. Natürliches Carnaubawachs mit dem Schmelzpunkt von 83 bis 91 und der Verseifungszahl 79 bis 86.
Als Kleber wird vorzugsweise ein kondensierbares bzw. polymerisierbares oder veresterungsfähiges Material verwendet, beispielsweise Isocyanat und Polyester und Alkydal . Das Isocyanat ist im Handel bekannt als Desmodur AP stabil , dessen reaktionsfähige Gruppen erst bei 100 C frei werden, während die OH-gruppenhal- tigen Polyester im Handel als Desmophen bekannt sind.
Alkydale sind Alkydharze, hergestellt von Farben- fabriken Bayer. Sie entstehen durch Kondensation von mehrwertigen Alkoholen (z.B. Glycerin, Glykol und Erythrit) mit mehrbasischen Säuren (z.B. Phthalsäure). Auch ölmodifizierte Alkyldale können erfindungsge mäss verwendet werden.
Es sind dies Alkydharze, bei denen die Hydroxygruppen der mehrwertigen Alkohole (z.B. Glycerin) teils durch die Reste mehrbasischer Säuren, teils durch die Reste von einbasischen Fettsäuren verestert sind. Z.B. erhält man ein solches Harz durch Kondensation von Glycerin in mit Phthalsäureanhydrid und Leinölfettsäure.
Der Vorteil dieses Verfahrens zur Herstellung von synthetischem Papier gegenüber den bekannten Verfah ren liegt u.a. darin, dass die synthetischen Fasern im Vlies nur an den Berührungspunkten gebunden werden. Es kann so im gewohnten Arbeitsgang im Nassverfahren auf der Papiermaschine ein synthetisches Vlies hergestellt werden, ohne dass grosse maschinelle Umbauten not wendig sind.
Zur Durchführung dieses Verfahrens kann man die für Nassverfahren üblichen Papiermaschinen verwenden, in denen man nur die Temperatur der Heiz- walzen der Trockenpartie zum Aushärten des Klebers in geeigneter Weise regeln muss. Die gewollten Oberflä cheneigenschaften der synthetischen Fasern bleiben er halten. Die initiale Nassfestigkeit des Vlieses ist ebenfalls im hohen Masse gegeben. Durch die Verwendung von beliebigen Anteilen an Fasern im Vlies kann man die Anzahl der verbundenen Berührungspunkte variieren und dadurch die Elastizität des Produktes lenken.
In Weiterentwicklung des Verfahrens wurde nun gefunden dass dieses vereinfacht werden kann, wenn man Fäden verwendet, die in homogener Mischung Kleber und Gleitmittel enthalten und damit das überzie hen des Kleberfadens mit dem Gleitmittel entfällt. Hierbei werden Kleber und Gleitmittel mit einem die Klebefreiheit in noch nicht kondensiertem Zustand be wirkenden Material, z.B. Alkydarz, vermischt und aus der so hergestellten homogenen Mischung Fäden, z.B. durch Extrudieren, hergestellt.
Die so hergestellten Fä den werden in Stapel beliebiger Länge geschnitten. Der homogenen Mischung für die Fadenherstellung kann ein öllöslicher Metallkatalysator, z.B. Kobaltnaphthenat zu gesetzt werden.
Dieser dient zur Verkürzung der Aushär- tezeit für den Kleber nach der Vliesbildung. Der Kleber- Gleitmittelfaden kann aus folgender Mischung von Mar kenprodukten bestehen:
EMI0002.0061
33 <SEP> % <SEP> Desmodur <SEP> AP <SEP> stabil
<tb> <B>18%</B> <SEP> Desmophen <SEP> 1200
<tb> <B>10%</B> <SEP> Alkydal <SEP> RD <SEP> 18
<tb> 5 <SEP> % <SEP> Alkydal <SEP> BG
<tb> <B>300/,</B> <SEP> Wachs <SEP> E <SEP> (BASF)
<tb> 4% <SEP> Solingen <SEP> Kobalt <SEP> (Gebr. <SEP> Borchers <SEP> A.G.) Alkydal RD 18 ist hergestellt aus Phthalsäure und Trimethylolpropan und ist modifiziert mit 25% gesättig ter niedrigmolekularer Fettsäure. Alkydal BG ist nicht modifiziert. Solingen Ko balt ist Kobaltnaphthenat.
<I>Beispiel</I> Polyesterfasern werden in Wasser aufgeschlagen. Die se Fasermasse wird in die Bütte einer Papiermaschine eingebracht. Gleichzeitig werden auf Stapelfaserlänge geschnittene Kleberfasern in der oben beschriebenen Zusammensetzung in gleicher Menge zugegeben und diese Fasermischung mit so viel Wasser aufgeschlämmt, dass die Aufschlämmung eine Stoffkonzentration von etwa 0,01 enthält. Die Aufschlämmung läuft dann von der Bütte in die Siebpartie der Papiermaschine, wo sich das Vlies bildet und der grösste Teil des Wassers wieder abgezogen wird.
Nach der Vliesbildung auf der Papiermaschine liegen die Kleberfäden im Vlies verteilt. In der anschliessenden Trockenpartie läuft das Vlies über eine grössere Anzahl von aufgeheizten Walzen, deren erste eine Oberflächen temperatur von rund 120 hat. Insgesamt durchläuft das Vlies eine Wärmezone von etwa 150 m Länge in etwa 15 Minuten und wird dann zum Schluss aufgerollt. Bei der Erwärmung schmelzen die Kleberfäden und bilden Ein zeltropfen, die auf der dünnen Schicht des flüssigen Wachses an die Knotenpunkte laufen und dort anfangen auszuhärten.
Die Aushärtung erfolgt durch die Gegen wart des Katalysators innerhalb von 3 bis 5 Minuten bei etwa 150 C.
In dem angeführten Ausführungsbeispiel der Erfin dung kann ein Teil der Synthesefasern auch durch Naturfasern ersetzt werden.
Unter Synthesefasern werden hier sämtliche Fasern verstanden, die durch die Art ihrer Herstellung aus einer Schmelze, durch Pressen oder Ziehen durch eine Spinn düse und Behandeln der so gewonnenen Fäden in Luft, Fällbädern, Heizzonen usw. eine glatte, nichtfibrillierte Oberfläche haben, wobei es sich sowohl um gestreckte, gereckte, gekräuselte oder Hohlfasern handeln kann.
Als Beispiele für solche Synthesefasern seien angeführt, rege nerierte Zellulose aus Viskose oder Kupferoxydammo- niak, Polyamide, wie sie durch Kondensation von Hexyl- methylendiaminsalz mit Adipinsäure (Nylon 66) oder e-Caprolactam (Nylon 6) entstehen, Polyester aus zwei basischen Säuren, z.B. Terephthalsäure bzw.
Isophthalsäu- re und di- oder mehrwertigen Alkoholen ( Diolen , Terylen oder Dacron ) Polyvinyle aus z.B. Vinylchlo- rid, Vinylazetat, Styrol, Vinylidenchlorid und deren Mischpolymerisaten, Polyacryle aus Acrylnitril (z.B. Dralon ) bzw.
Mischpolymerisate aus Vinylverbindun- gen und/oder Styrol und Acrylnitril, weiterhin Polyolefi- ne, z.B. Polyäthylene oder Polypropylene. Auch Glasfa sern können in Betracht kommen.
Anstelle der als Kleber beispielsweise genannten Isocyanate, Polyester und Alkydharze können auch ande re Additionspolymere oder kondensationsfähige Produk te bzw. veresterungsfähige Produkte zur Anwendung kommen.
Als Isocyanate kommen vorzugsweise verkappte Iso- cyanate zur Verwendung. Das sind solche Isocyanate, bei denen die Isocyanatgruppen stabilisiert sind, z.B. durch Phenol oder Alkohol. Die Phenol- und Alkoholgruppen werden bei höheren Temperaturen abgespalten und ge ben die Isocyanatgruppen zum weiteren Reagieren frei.