Verfahren zum Herstellen von 9, B, lOa-Steroiden
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Herstellen von 9ss, 10a-5, 7-dehydrosteroiden durch Ultraviolettbestrahlung der entsprechenden normalen Steroide. Unter normale Steroide werden bei dieser Patentschrift Steroide verstanden, deren Methylgruppe an Kohlenstoffatom 10 in ss-Stellung ist und deren Wasserstoffatom an Kohlenstoffatom 9 in a-Stellung ist. Bei den 9ss,10a-Steroiden ist dagegen die Methylgruppe an Kohlenstoffatom 10 in a-Stellung und das Wasserstoffatom an Kohlenstoffatom 9 in ss-Stellung.
Es ist bekannt, dass man durch Bestrahlung eines normalen 5 ,7-Dehydrosteroides z. B. Provitamin-D2oder Provitamin-D3-Sberoide herstellen kann, die statt einer 9a,10ss-Konfiguration eine 9ss,10a-Konfiguration aufweisen.
Es ist z. B. die Herstellung von 9ss-lOa-Ergosterol (Lumisterol2) von Windaus in Annalen der Chemie , Band 493, Seiten 262 u. ff. (1932) beschrieben worden. Die Ausbeute dieser Reaktion war jedoch verhältnismässig gering.
Neuerdings hat sich herausgestellt (siehe belgische Patentschrift No. 577 615), dass Steroide mit einer 9p, 10a-Konfiguration vorteilhafte pharmakologische Eigenschaften haben können und dass es aus diesem Grunde wichtig ist, ein wirkungsvolles Verfahren zum Herstellen von 9ss, 10a-Steroiden zur Verfügung zu haben.
Gemäss einem in dieser Patentschrift beschriebenen Verfahren kann man Lumisterol2 oder ein entsprechendes Steroid, in dem ein oder mehrere Kernwasserstoffatome des Zyklopentanoperhydrophenanthrenskeletts durch eine gegebenenfalls verätherte oder veresterte Hydroxygruppe, ein Halogenatom, eine Ketogruppe oder eine niedrigere aliphatische Kohlenwasserstoffgruppe mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen ersetzt sind, einem Seitenkettenabbau unterwerfen und gegebenenfalls als erwünscht betrachtete Substituenten in den Kern oder in den übrigen Teil der Seitenketten des Lumisterols2 einführen, um die jeweils erwünschte 9ss,10a-Konfiguration herzustellen.
Dem Vorteil dieses Verfahrens, dass im Steroidskelett bereits eine 9ss-lOa-Konfiguration vorhanden ist, steht jedoch der Nachteil gegenüber, dass diese Synthese der erwünschten 9ss,1 Oa-Konfiguration eine Vielzahl von Reaktionsschritten umfasst. Aus diesem Grunde ist es wichtig, wenn man einerseits ein normales Steroid mit verhältnismässig hoher Ausbeute in das entsprechende 9ss,10a-Steroid umwandeln kann und andererseits dann nicht gezwungen ist, für die Einführung gegebenenfalls erwünschter Substituenten eine weitere Vielzahl von Reaktionen durchzuführen.
Es wurde ein Vorgehen gefunden, mit dem beide Vorteile in einem Verfahren erzielbar sind.
Das erfindungsgemässe Verfahren betrifft ein Verfahren zur Herstellung von 9ss,10a-Steroiden der Formel
EMI1.1
worin Rt ein Wasserstoffatom oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, R2 eine Doppelbindung zwischen den Kohlenstoffatomen 2 und 3, 15 und 16 oder 16 und 17, wobei n die Zahl der Doppelbindungen angibt, und den Wert 0, 1 oder 2 hat, R3 ein Wasserstoffatom oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen oder eine gegebenenfalls verätherte oder veresterte Hydroxylgruppe oder ein gegebenenfalls ketalisiertes Ketosauerstoffatom, R4 ein Wasserstoffatom, eine gegebenenfalls verätherte oder veresterte Hydroxylgruppe oder ein gegebenenfalls ketalisiertes Ketosauerstoffatom,
R5 ein Wasserstoffatom oder ein Chlor- oder ein Fluoratom oder eine oder zwei Alkylgruppen mit je 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, Rss ein Wasserstoffatom oder eine gegebenenfalls ver ätherte oder veresterte Hydroxylgruppe oder ein gege- benenfalls ketalisiertes Ketosauerstoffatom, R7 ein Wasserstoffatom oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, in der 2- oder 3-fach ungesättigte Bindungen oder gegebenenfalls verätherte oder veresterte Hydroxylgruppen oder ein gegebenenfalls ketalisiertes Ketosauerstoffatom vorhanden sein können, R8 ein Wasserstoffatom oder eine gegebenenfalls ver ätherte oder veresterte Hydroxylgruppe, wobei aber mindestens eine der Gruppen R, und R8 nicht ein Wasserstoffatom ist,
R9 ein Wasserstoffatom oder eine gegebenenfalls verätherte oder veresterte Hydroxylgruppe oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen darstellen, wobei zwischen den Kohlenstoffato- men 16 und 17 ein Epoxysauerstoffatom vorhanden sein kann, dadurch gekennzeichnet, dass eine Verbindung der Formel
EMI2.1
in welcher Formel dieselben Substituenten Rt bis Rg, wie im Endprodukt der Formel I vorhanden sind, in gelöstem oder dispergiertem Zustand zunächst mit elektromagnetischer Strahlung, von der wenigstens ein Teil des Spektrums eine Wellenlänge zwischen 220 und 290 lt hat, und nachher mit elektromagnetischer Strahlung von der wenigstens ein Teil des Spektrums eine Wellenlänge zwischen 220 und 320 lot hat und zwar derart,
dass durch Einschiebung eines Filters, der wenigstens einen Teil der Strahlung mit einer Wellenlänge unterhalb 290 lt absorbiert, die Strahlungsenergie des Bereiches zwischen 290 und 320, grösser wird als diejenige des Wellenbereiches zwischen 220 290u, bestrahlt wird, zur Erhaltung der entsprechenden 9ss,10a-Steroidverbindungen.
Die Erfindung kann insbesondere mit Vorteil auf diejenigen Ausgangsstoffe Anwendung finden, für die R, ein Wasserstoffatom, R2 keine oder eine Doppelbindung in Ring D, R5 ein Wasserstoffatom oder eine Methyl-oder eine Äthylgruppe oder eine gegebenenfalls veresterte oder verätherte Hydroxygruppe oder eine ketalisierte Ketogruppe ist, R4 die bereits angege- bene Bedeutung hat, R3 ein Wasserstoffatom, R6 ein Wasserstoffatom oder eine gegebenenfalls verätherte oder veresterte Hydroxygruppe oder eine erforderlichenfalls ketalisierte Ketogruppe, R, ein Wasserstoffatom oder eine -CO-CH3-Gruppe oder eine -CO CH2-OR-Gruppe ist, in denen die Ketogruppen ketalisiert sein können,
in welcher letzteren Gruppe R ein Wasserstoffatom oder eine Acylgruppe darstellt und R5 eine gegebenenfalls verätherte oder veresterte Hydroxygruppe oder ein Wasserstoffatom ist, mit der Massgabe, dass mindestens eine der Gruppen R7 und R8 nicht ein Wasserstoffatom ist, während R9 ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe ist.
Wenn eine Hydroxygruppe veräthert ist, kann sie mit einem aliphatischen Alkohol mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, z. B. Methanol, Äthanol, Propanol, Propanol-2, Butanol, Butanol-2, t-Butylalkohol, Pentanol oder Hexanol oder mit Benzylalkohol veräthert sein.
Wenn eine Hydroxygruppe verestert ist, kann sie mit einer gesättigten oder ungesättigten aliphatischen, aromatischen oder alizyklischen Karbonsäure verestert sein, z. B. mit Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure, Valeriansäure, a-Methylbuttersäure, ss-Methylbuttersäure, Kapronsäure, t-Butylessigsäure, Trimethylessigsäure, Zyklopentylkarbonsäure, Zyklohexylkarbonsäure, Zyklohexylessigsäure, o-Toluensäure, Glutarsäure, ss-Methylglutarsäure, Adipinsäure, Akrylsäure, Krotonsäure, Zitrakonsäure, Maleinsäure, Benzoesäure, Phenylessigsäure, Phenylpropionsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure. Die Veresterung kann dadurch durchgeführt werden, dass die Alkoholgruppe mit dem Säurechlorid der gewünschten Säure in Gegenwart von Pyridin oder Kollidin oder einem an dern Säurebinder und einem Lösungsmittel in Reaktion gebracht wird.
Die Veresterung kann in der Regel bei einer Temperatur zwischen 0 C und 100" C erfolgen.
Eine Ketogruppe kann durch Umwandlung in ein normales Ketal, ein Thioketal oder ein Hemithioketal ketalisiert sein, z. B. durch Reaktion mit Glykol oder Thioglykol.
Der Vollständigkeit halber sei bemerkt, dass die Ausgangsverbindungen das Perhydrozyklopentanophe nanthrenskeleft haben und dass, wenn nicht anders angegeben, die Kohlenstoffatome gesättigt sind. Mit anderen Worten: wenn vorstehend angegeben ist, dass die Gruppe Rt ein Wasserstoffatom oder eine Alkylgruppe ist, bedeutet dies tatsächlich, dass an das Kohlenstoffatom 1 des Steroides entweder zwei Wasserstoffatome oder ein Wasserstoffatom und eine Alkylgruppe gebunden sind, wenn die Bindung zwischen Kohlenstoffatomen 1 und 2 gesättigt ist, jedoch nur entweder 1 Wasserstoffatom oder 1 Alkylgruppe, wenn die Bindung zwischen Kohlenstoffatomen 1 und 2 ungesättigt ist. Auf ähnliche Weise muss die Bedeutung der Formel auch für die anderen Substituenten verstanden werden.
In bezug auf die Konfiguration der unterschiedlichen an das Kohlenstoffskelett gebundenen Atome oder Gruppen sei folgendes erwähnt.
Bei den Ausgangsstoffen ist die Methylgruppe an der Stelle 10 in ss-Konfiguration. Dies ist auch der Fall für die Methylgruppe am Kohlenstoffatom 13. Bei diesen Stoffen hat das Wasserstoffatom an der Stelle 9 die a-Konfiguration. Bei den Endprodukten dagegen hat die 10-Methylgruppe eine a- und das 9-Wasserstoffatom eine ss-Konfiguration, während die Stelle der 13 Methylgruppe sich nicht geändert hat. Die Wahl der Ausgangsstoffe ist weiter nicht auf bestimmte Konfigurationen der übrigen Substituenten beschränkt. Ist z. B.
Ri eine Alkylgruppe, so darf diese die oder die ss-Stelle einnehmen; ist R5 ein Halogenatom, so kann auch dies a- oder ss-ständig sein. Das Gleiche gilt für die übrigen Substituenten.
Die vorstehend angegebenen Ausgangsstoffe werden gemäss der Erfindung auf besondere Weise mit ultraviolettem Licht bestrahlt7 bei welcher Reaktion die erwünschten entsprechenden 9ss,1 0a-Steroide gebildet werden. Die Ausgangsstoffe sind so gewählt, dass das Ultraviolettabsortpionsspektrum zwischen 220 und 330u nahezu nur vom 5,7-Dehydrosystem bestimmt wird und nicht auch durch das Vorhandensein von Substituenten beeinflusst wird, die entweder eine eigene Absorption zwischen 220 und 330 lt aufweisen oder die Absorption des 5,7-Dehydrosystems erheblich beeinflussen.
Aus diesem Grunde ist das Vorhandensein einer Ketogruppe oder einer oder mehrerer Doppelbindungen, die mit dem 5,7-Dehydrosystem konjugiert sind, ausgeschlossen, sofern die Ketogruppe nicht ketalisiert ist. Auch dürfen die Ausgangsstoffe keine 17-Ketogruppe enthalten, weil in dem Falle bei der erfindungsgemäss durchzuführenden Bestrahlung auch eine Umlagerung der 18-Methylgruppe erfolgen könnte.
Weiter empfiehlt es sich nicht, mit Ausgangsstoffen zu arbeiten, die einen Substituenten enthalten, der die Bewegungsfreiheit der 10-Methylgruppe sterisch behindern kann. Hierbei denke man namentlich an das Vorhandensein von Substituenten an der Stelle 1, 9 oder 11 des Steroidmoleküls.
Es sei bemerkt, dass in beiden Stufen der Reaktion das Ultraviolettlicht Strahlung mit einer Wellenlänge von mehr als 320 lt enthalten darf. Wenn in den Ausgangsstoffen eine Ketogruppe an der Stelle 20 vorhanden ist, ist es möglich, dass während der Strahlungsreaktion diese Ketogruppe mit der Methylgruppe an der Stelle 13 reagiert. Dies lässt sich dadurch verhüten, dass die Ketogruppe an der Stelle 20 geschützt wird, z. B. durch Umwandlung in ein Ketal. Hierzu haben sich insbesondere die Thio- oder Hemithioketale als geeignet erwiesen, aber auch die einfachen Ketale kommen in Betracht. Von den Ketalen seien insbesondere die Äthylenketale, das heisst das normale Äthylenketal, Äthylenhemithioketal und Äthylenthioketal erwähnt.
Ausser einer 20-Ketogruppe kann auf diese Weise auch die 3oder die 11-Ketogruppe geschützt werden.
Zum Durchführen des Verfahrens nach der Erfindung werden die Ausgangsstoffe vorzugsweise in einer Flüssigkeit gelöst oder dispergiert, die im Bereich, in dem die für die Reaktion notwendige Ultraviolettabsorption stattfindet, keine Absorptionsbänder hat. Auf diese Weise wird verhütet, dass das Ultraviolettlicht auch auf das Reaktionsmedium einwirkt. Geeignete Flüssigkeiten sind z. B. : niedrigere aliphatische Alkohole mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, z. B. Methanol, Äthanol, Propanol, Isopropanol, Butanol, weiter aliphatische Äther, z. B. Dimethyläther, Diäthyläther, Di-isopropyläther, Dipropyläther, oder zyklische Äther, z. B. Dioxan, Tetrahydrofuran, und weiter Ester niedrigerer aliphatischer Alkohole mit niedrigeren aliphatischen Karbonsäuren, z. B.
Methylazetat, Athylazetat, Methylpropionat, Äthylpropionat, während auch aliphatische oder zyklische Kohlenwasserstoffe, z. B.
Benzol, Hexan, Heptan, Petroläther, Ligroin, Benzin, Zyklohexan oder homogene Gemische dieser Flüssigkeiten in Betracht kommen. Eine geeignete Konzentration des gelösten oder dispergierten Ausgangsstoffes liegt zwischen 0,1 und 10 Gew.-O/o. Als Quellen für das ultraviolette Licht mit kurzwelliger Strahlung können Hoch- oder Niederdruckquecksilberdampflampen, Wasserstofflampen, Magnesiumlampen oder Chromlampen Verwendung finden. Insbesondere eine Hochdruckquecksilberlampe hat sich sehr geeignet erwiesen, weil diese je cm2 der Lampenoberfläche viel Energie im erwünschten Teil des Spektrums abgibt. Als Quellen für Ultraviolettlicht mit langwelliger Strahlung kommen die vorstehend erwähnten Strahlungsquellen für kurzwelliges Ultraviolettlicht in Betracht, jedoch unter Verwendung geeigneter Filter.
Diese Filter können sowohl Flüssigkeiten als auch Glassorten sein. Für Flüssigkeitsfilter sei auf Bowen Chemical Aspects of Light , 1940, Seite 277 verwiesen, wo u. a. eine ¸ mm dicke Flüssigkeitsschicht von Schwefelkohlenstoff, eine wässrige Lösung von Kaliumformiat oder von Kupfersulphat empfohlen wird. Brauchbare Glasarten sind in Ellis and Wells Chemical Action of Ultraviolet Rays , Reinhold (1941), Seiten 164-190, insbesondere Seite 181, beschrieben worden. Von den angeführten Glasarten seien erwähnt: Pyrex (Dicke 1-3 mm), Quartzlite (Dicke 2, oder 0,2 mm), Helio (Dicke 2 mm), Vita (Dicke 2-3 mm) und Corning 774 .
Während der Bestrahlung wird die Bindung zwischen den Kohlenstoffatomen 9 und 10 zeitweilig unterbrochen, wobei sich wahrscheinlich sogenannte Seko-Steroide ergeben. Diese Seko-Steroide sind durch die Formel
EMI3.1
gekennzeichnet. Bei fortgesetzter Bestrahlung wird offenbar die Bindung zwischen den Kohlenstoffatomen 9 und 10 wiederhergestellt. Hierbei ergeben sich neben normalen 5,7-Dehydrosteroiden die gewünschten 9ss,10-Steroide. Die Seko-Verbindungen bilden sich namentlich während der kurzwelligen Bestrahlung.
Diese Steroide können sowohl in der Cis- als auch in der Transform in bezug auf die Konfiguration um die 6,7-Doppelbindung entstehen. Von diesen Isomeren ist das Cis-Isomer in bezug auf Erhitzung am wenigsten stabil. Eine solche thermische Umwandlung kann bereits bei Zimmertemperatur (etwa 23 C) stattfinden.
Hierbei ergibt sich ein Reaktionsprodukt, das bei weiterer Bestrahlung nicht mehr in das erwünschte 9ss, 10a-5,7-dehydrosteroid umgewandelt werden kann.
Es ist jedoch möglich, die Temperatur und die Dauer der Bestrahlung so zu wählen, dass die Thermoreaktion viel langsamer als die Lichtreaktion erfolgt.
Dadurch, dass die Bestrahlungsenergie möglichst hoch und die Konzentration der zu bestrahlenden Verbindungen möglichst niedrig gewählt wird, ist erzielbar, dass ein möglichst geringer Prozentsatz der Bestrahlungsprodukte in unerwünschte Nebenprodukte umgewandelt wird. Weil die Umwandlung der normalen 5,7 Dehydrosteroide in die 9,10-Seko-Steroide im wesentlichen unter der Einwirkung der kurzwelligen Bestrahlung erfolgt, und die Umwandlung dieser Seko-Steroide in die erwünschten 9ss, 10a-5, 7-Dehydrosteroide bei langwelliger Bestrahlung, ist es erwünscht, die Bestrahlungsdauer beider Stufen so zu wählen, dass zunächst eine grosse Menge der 9,10-Seko-Steroide gebildet wird und dann erst die langwellige Bestrahlung einsetzt.
Es ist sehr schwierig, eine allgemeine Vorschrift für eine Arbeitsweise zu geben, bei dem sich eine minimale Umwandlung dieser sogenannten Cis-Seko-Steroide in unbrauchbare Nebenprodukte ergibt. Die günstigsten Bedingungen werden nämlich von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt, von denen die Mehrzahl von der zufälligerweise benutzten Bestrahlungsapparatur und -anordnung, der Grösse des Bestrahlungsgefässes u. dgl. abhängig ist. Für eine feststehende bestimmte Anordnung der Apparatur lassen sich die besten Reaktionsverhältnisse jedoch ohne viel Mühe ermitteln.
Die Erfindung ist besonders wichtig für die Herstellung der flgende Verbindungen:
1. 9ss, 10α-Pregna-5,7-dien-3ss-ol-20-on aus Pregna 5,7-dien-3ss-ol-20-on.
2. 9ss,10a-Pregna-5,7-dien-3ss, 17a-diol-20-on aus Pregna-5,7-dien-3ss17α-diol-20-on.
Die letztere Verbindung ist neu und kann dadurch erhalten werden, dass das bekannte 5-Dehydropreg nen-3ss,17a-diol-20-on-3-azetat an der 7-Stelle mit N-Bromsuccinimid bromiert, aus der erhaltenen Verbindung mit Kollidin HBr abgespalten und der erzeugte Ester verseift wird.
3. 9ss-10α=Pregna-5,7-dien-3ss-ol-16,17-epoxy-20- on aus 16,17-Epoxy-pregna-5,7-dien-3ss-ol-20-on. Die letztere Verbindung ist neu und lässt sich dadurch herstellen, dass das bekannte Pregna-5-en-3ss-ol-16,17- epoxy-20-on-3-azetat an der 7-Stelle mit N-Bromsuccinimid bromiert, aus der erhaltenen Verbindung mit Kollidin HBr abgespalten und der erzeugte Ester verseift wird.
4. 9ss,10α-Pregna-5,7-dien-3ss-ol-16-methyl-20-on aus 16-Methyl-pregna-5,7-dien-3B-ol-20-n. Die letz- tere Verbindung ist neu und ist dadurch erzielbar, dass Pregna-5-en-3ss-ol-16-methyl-20-on-3-azetat mit N-Bromsuccinimid an der 7-Stelle bromiert, aus der erhaltenen Verbindung mit einem tertiären Amin HBr abgespalten und der gebildete Ester verseift wird.
5. 9ss-10α-Pregna-5,7-dien-3ss,16-diol-20-on aus Pregna-5,7-dien-3fi, 1 6-dioi-20-on. Die letztere Verbindung ist neu und dadurch erzielbar, dass Pregna5-en-3ss-16-diol-20-on-3,16-diazetat an der 7-Stelle mit N-Bromsuccinimid bromiert. HBr mit Pyridin abgespalten und die Azetatgruppen mit Natriumhydroxyd verseift werden.
6. 9ss,10α-Pregna-5,7-dien-3,20-dion-11,17-diol- 3-ketal-11-azetat aus Pregna-5,7-dien-3,20-dion-11,17diol-3-ketal-11-azetat.
Die letztere Verbindung ist neu und ist dadurch herstellbar, dass Hydrokortison-11-azetat ketalisiert, dann an der 7-Stelle mit N-Bromosukzinimid bromiert und schliesslich mit Kollidin dehydrobromiert wird.
Sämtliche in den vorstehenden Beispielen erwähnten 5,7-Dehydrosteroide können in der nachstehend näher erläuterten Weise nach der Erfindung durch Bestrahlung mit Ultraviolettlicht in die entsprechenden 9ss,10α-5,7-Dehydrosteroide umgewandelt werden.
Bespiel 1 11, 6 g Pregna-5, 7-dien-3ss-ol-20-on, das nach J.
Org. Chem. 16, Seite 1126 (1951) hergestellt war, wurde in 2,5 1 Tetrahydrofuran gelöst und bei 200 C 45 Minuten lang mit einer 1500W-Hochdruckquecksilberlampe bestrahlt. Danach wurde zwischen der Lampe und der Flüssigkeit ein Filter angeordnet, das aus 1 mm dickem Pyrex -Glas bestand, das Ultraviolettlicht mit einer Wellenlänge von weniger als 290 lt absorbiert, wonach die Bestrahlung 1 Stunde lang fortgesetzt wurde. Für die Bestrahlung fand ein vergrössertes Exemplar der in Rec. Trav. Chim. 73, Seite 393 (1954) von Havinga und Bots beschriebenen Apparatur Verwendung.
Nach Beendung der Bestrahlung wurde das Lösungsmittel unter herabgesetztem Druck verdampft und der Rückstand aus 150 ml Diäthyläther kristallisiert. 5,95 g Pregna-5, 7-dien-3ss-ol-20-on wurde abgefiltert, die Mutterlauge eingedampft und der Rückstand in 20 ml Benzol und 15 ml Pyridin gelöst. Dieser Lösung wurde eine Lösung von 5 g 3,5-Dinitroben- zoylchlorid in 20 ml Benzol zugesetzt. Nach 1 Stunde Rühren bei Zimmertemperatur wurde der Überschuss an Säurechlorid mit Wasser zersetzt und das Reaktionsgemisch nach Zusatz von Diäthyläther nacheinander mit verdünnter Schwefelsäure, Natriumbikarbonat und Wasser gewaschen. Die Lösung wurde nach Trocknen über Natriumsulphat eingedampft und der Rückstand aus Benzol kristallisiert. Ausbeute 2,2 g des Dinitrobenzoates. Schmelzpunkt 217-219 C.
0,73 g 9ss,10α-Pregna-5,7-dien-3ss-ol-20-on-dinitro- benzoat wurde in 225 ml Methanol gelöst und nach Zusatz von 0,5 g Natriumkarbonat in 3 ml Wasser 15 Minuten gekocht. Das Gemisch wurde Wasser zugesetzt, wonach es mit Diäthyläther extrahiert wurde.
Nach Eindampfen kristallisierte aus der ätherischen Lösung 0,33 g (73,5%) 9ss,10α-5,7-dien-3ss-ol- 20-on.
Schmelzpunkt 188-189 C.
Nach abermaliger Umkristallisierung, diesmal aus Azeton, wurde ein Produkt mit einem Schmelzpunkt von 191-193 C erhalten. #max=272 m , # =9.900.
Beispiel 2
Eine Lösung von 19,4 g Androsta-5,7-dien-3,17- diol in 21 Äthanol wkrde 30 Minuten mit einer Hochdruckquecksilberlampe (Philips HOV 1500 W) bestrahlt. Dann wurde die Lampe mit einem Filter umgeben, das Licht mit Wellenlängen von weniger als 290ab absorbiert. Während der Bestrahlung wurde die Lösung gekühlt, so dass die Temperatur 220 C nicht überstieg. Die Lösung wurde auf 200 ml eingedampft und dann auf 100 C abgekühlt. Es kristallisierte unge ändertes Ausgangsmaterial aus, das abgesaugt wurde (6,36 g). Die Mutterlauge wurde zu einer zähflüssigen Masse eingedampft, der 50 ml Äther zugesetzt wurde.
Es kristallisierte weitere 1,75 g Ausgangsmaterial aus.
Nach Filtrieren wurde die Lösung eingedampft und der Rückstand in 100 ml Azeton aufgelöst. Nachdem die Lösung über Nacht auf 100 C abgekühlt war, wurde das entstandene Kristallisat abgesaugt = 3,09 g 9ss,10α-Androsta-5,7-dien-3,17 diol, d. h. 27,3% des umgesetzten Stoffes. Nach Reinigung durch Umkristallisierung aus Azeton und Methanol war der Schmelzpunkt 187-188 C. Das Ultraviolettabsorptionsspektrum ist identisch mit denjenigen von Lumisterol-2.