Modellhalter für zahnärztliche Zwecke
Beim Ersatz von Zähnen oder Zahngruppen stellt sich die Aufgabe, die künstlichen Zähne so auszubilden, dass sie sich den noch vorhandenen, natürlichen Zähnen harmonisch einfügen, so dass sie deren Kaubewegungen nicht stören und an der Zerkleinerungsarbeit beteiligt werden. Form und Stellung der künstlichen Zähne müssen zu diesem Zweck so beschaffen sein, dass ihre Schneiden und Höcker an den Graten und Flächen der Gegenzähne entlanggleiten, wenn der Unterkiefer Vorschub- und Seitwärtsbewegungen unter Wahrung des Kontaktes der beiden Zahnreihen, das heisst sog. Artikulationsbewegungen, ausführt.
Zur Formgebung solcher künstlicher Zähne ausserhalb des Mundes dienen bekanntlich Gipsabgussmodelle der untern und obern Zahnreihe des Patienten, die auf einem künstlichen Gelenkträger oder Modellhalter angebracht werden. Dieser dient also zur künstlichen Wiedergabe der Kieferbewegungen.
Da nun das menschliche Kiefergelenk ein sog.
Schlottergelenk mit elastischen Bändern ist, erfolgen die wirklichen Kieferbewegungen, wie aus den Schliffflächen der Zähne leicht zu ersehen, ohne feste Schwenkachse. Nur die sogenannte Schlussbissstellung ist bestimmt, bei welcher die Gesamtberührungsfläche zwischen oberer und unterer Zahnreihe am grössten ist. Ein Modellhalter soll also einerseits die verschiedensten relativen Vorschub- und Seitwärtsbewegungen der Modellhälften zueinander zulassen, anderseits aber eine bestimmte, immer wieder herstellbare Relativstellung aufweisen, mit welcher die Schlussbissstellung dargestellt werden kann.
Um diese sich entgegenlaufenden Forderungen zu erfüllen, sind schon Modellhalter, insbesondere in Form von sogenannten Artikulatoren, der verschiedensten Art entwickelt worden, die jedoch dieses Ziel entweder gar nicht oder nur mittels eines sehr komplizierten und teuren Apparates, und auch dann nicht vollkommen, erreichen. Bei den einen bekannten Ausführungen lässt sich wohl die Schlussbissstellung dem Einzelfall mehr oder weniger anpassen, aber es sind keine andern als konstruktionsbedingte Schwenkbewegungen zwischen den Modellhälften möglich. Bei andern bekannten Ausführungen sind nur geführte Arbeitsbewegungen möglich, oder die Lagerstellen der Schwenkachse können mittels Schrauben usw. verstellt werden.
Wieder andere besitzen ein System von Federn, durch welches die Arbeitsbewegungen mehr oder weniger geführt werden, das aber dafür keine zwangläufig bestimmte Schlussbissstellung zulässt.
Gegenstand der Erfindung ist nun ein Modellhalter mit je einem bügelförmigen Träger für die obere und die untere Gebissmodellhälfte, bei welchem die genannten Forderungen restlos erfüllt und die obenerwähnten Nachteile beseitigt sind, und der eine sehr einfache und ohne grosse Kosten herzustellende Konstruktion darstellt. Der erfindungsgemässe Modellhalter zeichnet sich dadurch aus, dass der obere Träger eine querstehende Gelenkachse mit frei vorstehenden Enden und der untere zwei Lagersitze zur Aufnahme der Achsenden aufweist, welche Lagersitze durch ein Verstellorgan in zwei Stellungen relativ zueinander gebracht werden können, in deren ersten die Achsenden frei nach allen Seiten begrenzt bewegbar sind, während sie in der zweiten ortsfest und schwenkbar eingespannt sind.
Vorzugsweise sind die Lagersitze als becherförmige, mit ihren Öffnungen gegeneinandergerichtete Lagerschalen ausgebildet, deren Abstand durch das Verstellorgan verändert werden kann und welche die Gelenkachse in der Stellung mit dem kleinsten Abstand durch entsprechende Ausnehmungen zwangläufig führen.
Auf der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele des erfindungsgemässen Modellhalters dargestellt.
Fig. 1 zeigt das erste Beispiel im Schrägbild,
Fig. 2 einen Vertikalschnitt durch die eine Lagerschale,
Fig. 3 eine Variante in gleicher Darstellung.
Der dargestellte Modellhalter besteht aus zwei bügelförmigen Gebissmodellträgern 1 und 2 aus steifem Metalldraht, die zur Aufnahme je einer Gipsmodellhälfte bestimmt sind. Der obere Träger 1 weist eine Querachse 3 mit frei vorstehenden Enden 3a auf, welche in der Schlussbissstellung die Schwenkachse bildet. Die Schenkelenden 2a, 2b des untern Tragbügels 2 sind nach oben umgebogen und tragen je eine becherförmige Lagerschale 4, deren Öffnungen gegeneinandergerichtet sind. Jede Lagerschale 4 besitzt gemäss Fig. 2 an ihrem Bodenteil eine zentrale Öffnung 5, die etwas kleineren Durchmesser hat als die Achse 3, so dass die Achsenden 3a die konisch zugespitzt sind, in den Bohrungen 5 zwangläufig geführt sind, solange sie unter Druck gegen diese anliegen.
Die Schenkel des Bügels 2 sind elastisch federnd ausgebildet, derart, dass sie bestrebt sind, die beiden Lagerschalen 4 mit erheblicher Kraft gegeneinander. das heisst gegen die Achsenden 3a, zu drücken. Das Verstellorgan in Form eines Verbindungsbügels 6, ebenfalls aus steifem Metalldraht, umschlingt mit seinen ringförmigen Enden je ein abgebogenes Schenkelende 2a bzw. 2b. Durch seine waagrechte bzw. schräge Lage bestimmt der Bügel 6 den gegenseitigen Abstand der Lagerschalen 4, wie aus Fig. 1 leicht ersichtlich ist. Der Schenkel 2a weist verschiedene z. B. wellenförmige Rasten 2c auf, deren jede einer bestimmten Schräglage des Bügels 6 entspricht, indem dessen gegenüberliegendes Ringende durch die Federkraft des Tragbügels 2 stets im obern Anschlag, das heisst an der betreffenden Lagerschale anliegend, gehalten wird.
Die Federkraft der Schenkel des Bügels 2 könnte jedoch auch nach aussen gerichtet sein, so dass sie durch den Bügel 6 gegeneinandergezogen werden.
Durch Aufwärts- oder Abwärtsschieben des linksseitigen Endringes des Bügels 6 kann also der gegenseifige Abstand der Lagerschalen 4 nach Wunsch eingestellt werden. In seiner untersten Lage können die Schenkelenden frei gegeneinander federn, so dass die Schwenkachse 3 eindeutig und zwangläufig geführt ist. Dies entspricht der Schlussbissstellung der Gebissmodellhälften, welche immer wieder erstellt werden kann, wie dies zur Formgebung bestimmter Kauflächen der künstlichen Zähne erforderlich ist. In der obersten Lage des Stellbügels 6 sind die Achsenden 3a ausser Eingriff mit den Bohrungen 5, so dass, wie leicht ersichtlich, der obere Tragbügel 1 innert der durch die Lagerschalen 4 gegebenen Grenzen nach allen Seiten frei bewegbar ist. In dieser Stellung können also beliebige Kau- bzw.
Arbeitsbewegungen, wie sie durch die Schliffflächen der Zähne eines jeden Patienten individuell gegeben sind, ausgeführt und danach die Ersatzzähne einwandfrei modelliert werden.
Die Schenkel des Bügels 2 sind in dessen vorderem Teil durch eine Verbindungsstrebe 7 abgestützt, so dass nicht die Gefahr besteht, dass durch die Federungsbewegungen der Schenkel die starre Gebissmodellhälfte abspringt. Diese Bewegungen werden im Gegenteil durch Schleifen 8 aufgenommen.
Die Rasten 2c können in beliebiger Weise ausgebildet sein. Ebenso könnte statt der beschriebenen Verstellvorrichtung der Bügel 6 ein Kniegelenk aufweisen, das in verschiedenen Winkelstellungen fixierbar ist. Die Verstellbarkeit kann aber auch stufenlos ausgebildet sein.
Gemäss Fig. 3 können die Lagerschalen 4b mit einer konischen Innenfläche versehen sein, die entweder ebenfalls in eine Bohrung 5 ausläuft, oder einen Lagersitz 9 aufweist, der den in diesem Fall nicht zugespitzten Achsenden 3b ohne Spiel angepasst ist. Diese Ausführung hat den Vorteil, dass erstens die Achsenden bei Verkleinerung des Lagerabstandes zwangläufig in die Schlussbissstellung geführt werden, und dass zweitens durch die mittleren Rasten 2c Zwischenstellungen mit unterschiedlicher Begrenzung der freien Beweglichkeit der Schwenkachse 3 einstellbar sind.
Mit dem beschriebenen Modellhalter ist ein äusserst einfaches und robustes Gerät geschaffen, mit welchem einerseits vermittels Führung durch den Gegenkauflächenkomplex die individuellen Kaubewegungen optimal nachgeahmt werden können, anderseits aber eine genau bestimmte Schlussbissstellung beliebig oft wieder herstellbar ist.