Verfahren zur Gewinnung eines sedativen Wirkstoffes Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Gewinnung eines seda tiven Wirkstoffes aus Pflanzen der Rauwolfia- Arten in reiner Form, insbesondere aus dem Wurzelmaterial von Rauwolfia serpentina Benth. Dieser Wirkstoff wird nachfolgend als Reserpin bezeichnet.
Es ist bekannt, dass sich aus Pflanzen von Rauwolfia-Arten Extrakte mit einer seda tiven Wirkung, deren Träger bis heute noch nicht isoliert worden ist, gewinnnen lassen.
Es wurde nun gefunden, dass man zu Re- serpin in reiner Form gelangen kann, wenn man den aus einem sedativ wirksamen Ex trakt aus Pflanzen von Rauwolfia-Arten durch Entfernung des Extraktionsmittels erhaltenen Rückstand mit einem wässrigen, sauren Mittel unter Bildung einer sedativ wirksamen, das entsprechende Salz des Reserpins enthaltenden Lösung behandelt,
diese mit einem mit Wasser höchstens teilweise mischbaren organischen Lösungsmittel extrahiert und aus dem Extrakt das Reserpin in Form der Base ohne Verwen dung eines Adsorptionsmittels isoliert.
Reserpin bildet, aus Aceton in der Hitze umkristallisiert, schwach gelbliche Kristalle vom F. = 262-263 (unter Zersetzung) ; [a] D -117 (Chloroform). Es lässt sich auch aus einer Mischung von Chloroform und Äther umkristallisieren. Reserpin ist eine schwache Base und bildet ein schwerlösliches Hydrochlorid vom F. = 221 (unter Zerset- zung) und ein Pikrat vom F. = 183-186 . Das leichtlösliche Acetat ist nur in überschüs siger verdünnter Essigsäure beständig.
Ausser dem ist Reserpin unlöslich -in Wasser und Petroläther; mässig löslich in Benzol, Äther, kaltem Alkohol und kaltem Aceton und leicht löslich z. B. in Chloroform, 10%iger Essig säure oder verdünnter Phosphorsäure.
Das pharmakologische Wirkungsbild des Reserpins ist komplex. Es zeigt vorwiegend eine starke und langdauernde zentralsedative und blutdrucksenkende Wirkung. Niedere Dosen genügen, um Tiere für mehrere Stun den in einen ruhigen Schlaf zu versetzen, aus dem sie vorübergehend wieder aufgeweckt werden können. Es ist für Reserpin charak teristisch, dass auch hohe Dosen keine nar kotische Wirkung besitzen, sondern dass die Tiere aufweckbar bleiben. Das Reserpin soll therapeutische Verwendung finden.
Als Ausgangsmaterial bedient man sich z. B. eines rohen, zur Trockne eingedampften Alkohol- wie Methanolextraktes des-fein zer riebenen Pflanzenmaterials von Raüwolfia- Arten, insbesondere des Wurzelmaterials von Rauwolfia serpentina Benth., der vorteilhaft noch dreimal mit Wasser durchgeknetet und dann vom Wasser wieder getrennt wurde.
_ Zur Gewinnung des Wirkstoffes wird z. B. der oben genannte Rückstand mit einem wäss- rigen, sauren Mittel, insbesondere der wäss- rigen Lösung einer niederen Fettsäure; wie z. B. der Ameisensäure, Essigsäure, Propion- säure, oder einer Phosphorsäure oder eines sauren Salzes einer mehrbasischen Säure mehr mals extrahiert. Die so erhaltene sedativ wirksame saure Lösung kann zur Weiterverar beitung entweder auf ,ein kleineres Volumen eingeengt oder mit Wasser verdünnt oder unverändert belassen werden.
Dieser Auszug wird dann mit einem organischen, mit Wasser höchstens teilweise mischbaren Lösungsmittel, vorzugsweise mit einem halogenierten Kohlen wasserstoff, wie Chloroform, Äthylenchlorid, Methy lenchlorid oder Trichloräthylen, ferner Benzol oder Essigester, mehrmals extrahiert. Zur Isolierung des Wirkstoffes kann man z. B. so vorgehen, dass man zunächst die organische- Lösung neutral wäscht und zur Trockne ein dampft; anschliessend kann der Eindampf rückstand aus Alkohol umkristallisiert werden.
<I>Beispiel 1</I> 1000 Gewichtsteile gemahlene Wurzeln von Rauwolfia serpentina Benth. werden mit 1000 Volumteilen Methanol angefeuchtet und drei bis viermal mit je 2000 Volumteilen Methanol unter 10- bis 16stündigem Rühren und jewei ligem Abnutschen extrahiert. Mit Vorteil wird von der zweiten Extraktion an auf etwa 65 erwärmt.
100 Gewichtsteile des eingedampften Me- thanolextrakteswerden mit 70 Gewichtsteilen Hyflo Super Cel vermischt und mit 100 Volumteilen 15%iger Essigsäure angefeuchtet. Hierauf wird das Gemisch drei- bis viermal mit je 150 Voliunteilen 15%iger Essigsäure extrahiert, wobei es jeweils zerrieben, abge- nutscht und der Rückstand mit 100 Volum- teilen 15%iger Essigsäure gewaschen wird.
Die vereinigten Essigsäiureauszüge werden mit total 770 Volumteilen Chloroform extrahiert, die Extraktlösung mit Wasser gewaschen, mit Natriumsulfat getrocknet und im Vakuum zur Trockne eingedampft, wobei man 20 Gewichts teile Rückstand erhält.
Der obige Chloro- formrückstand wird in 200 Volumteilen Ben zol bei 30-40 gelöst, vom ungelösten Rück stand abfiltriert und das Filtrat im Vakuum zur Trockne eingedampft (Rückstand 5,2 Ge- wichtsteile) und durch Erwärmen in der ein bis zweifachen Menge 142ethanol und längeres Stehenlassen kristallisiert, wobei Reserpin in reiner Form erhalten wird.
<I>Beispiel 2</I> 1750 Gewichtsteile Wurzelrinde von Rau- wolfia serpentina Benth. werden mit $500 Vo- lumteilen Methanol percoliert. Nach dem Ein dampfen der Extraktlösung erhält man 261 Gewichtsteile eines dunkelbraunen Harzes, das zur Entfernung des löslichen Anteils mehr mals mit Wasser ausgeknetet wird. Dann wird der hierbei verbleibende Rückstand fünfmal mit je 350 Volumteilen 0,5-n.
Phosphorsäure ausgeknetet und die kombinierten sauren Ex trakte viermal mit je 400 Volumteilen Chloro form ausgezogen. Die Chloroformlösung wird wie üblich mit Pottaschelösung und Wasser gewaschen, mit Natriumsulfat getrocknet und im Vakuum zur Trockne eingedampft. Der Rückstand wird wie in Beispiel 1 beschrieben behandelt, und das Reserpin in reiner Form erhalten.
<I>Beispiel 3</I> 1000 Gewichtsteile gemahlene Wurzeln von Rauwolfia serpentina Benth. werden mit 4000 Volumteilen Äthylenchlorid während 24 Stun den am Rückfluss extrahiert. Die Extrakt lösung wird unter vermindertem Druck auf ein Volumen von 500 Volumteilen eingeengt und 100 Gewichtsteile Hyflo Super Cel und 300 Volumteile Wasser hinzugegeben.
Dann wird das Äthylenchlorid im Vakuum vollstän dig entfernt, das zurückbleibende Gemisch ab- genutscht und noch wiederholt mit Wasser gewaschen. Der unlösliche Rückstand wird wiederholt mit 2-n. Essigsäure ausgeknetet und die gesammelten essigsauren Lösungen , dreimal mit Chloroform extrahiert. Die ver einigten Chloroformextrakte werden mit Na triumbica,rbonatlösung und Wasser gewaschen, mit Natriumsulfat getrocknet und im Vakuum zur Trockne eingedampft.
Die so erhaltenen 6,9 Gewichtsteile des Rückstandes kristallisiert man aus Methanol, reinigt die Base über das Hydrochlorid und erhält so Reserpin in reiner Form.