Schlichtmasse und Verfahren zu deren Herstellung. In der Textilindustrie wird fast aus schliesslich zum Schlichten von Kettfäden und dergleichen nach dem Nassschlichtverfahren gearbeitet, bei welchem die zu schlichtenden Ketten aus Wolle, Baumwolle, Zellwolle und dergleichen in Schlichteflotten behandelt wer den, die in der Hauptsache aus einer wäss- rigen Emulsion oder Lösung von aufgeschlos sener Stärke bestehen. Die so getränkten Fä den müssen, damit ein klebfreier harter Film auf den Kettfäden entsteht, getrocknet wer den.
Für diesen Trockenprozess sind sehr umfangreiche und kostspielige Trockenein richtungen erforderlich, bei - denen die ge schlichteten Kettfäden langsam, und zwar nur mit einer Geschwindigkeit von etwa 25 bis 35 cm pro Sekunde, über geheizte Walzen ge führt werden. Dieser Trockenprozess "erfor dert also einen erheblichen Aufwand au Ener gie und Zeit und beansprucht ausserdem in den Fabriken einen ungewöhnlich grossen Raum.
Zum Schlichten von wasserempfindlichem Material, insbesondere Acetat-Klinstseide, wer den auch wasserfreie Trockenschlichten mit. Leinöl- oder Rübölbasis verwendet. Auch hier ist ein längere Zeit in Anspruch nehmender Trockenprozess notwendig, um auf den Fäden einen harten, trockenen Film zu bilden. Diese Trockenschlichten haben ausserdem den Nach teil, dass sie sehr schwer auszuwaschen sind. Auch zum Auswaschen der nach dem Nass- schlichtverfahren behandelten Textilien sind besondere Entschlichtungsmittel bzw. Wasch mittel .
(Seife, Fettalkohol-Sulfate, synthe tische Waschmittel und dergleichen) und ver dünnte alkalische Lösungen, z. B. 6 B6, Soda lösung, erforderlich. Das Entfernen der Schlichte ist insbesondere bei Zellwolle schwierig.
Es wurde gefunden, dass die erwähnten Nachteile beseitigt werden können durch Ver wendung einer wasserfreien, bei erhöhter Tem peratur flüssigen Schlichtemasse.
Gegenstand der Erfindung ist eine wasser freie, schmelzbare Schlichtemasse, welche min destens bis zu einer Temperatur von 60 C fest ist, dadurch gekennzeichnet, dass sie Fett säuren, Kohlenwasserstoffe und Metallsalze mindestens einer Fettsäure enthält.
Die erfindungsgemässe Schlichtemasse kann im geschmolzenen Zustand auf die Tex tilfäden aufgebracht werden, welche nach Ab quetschen des überschüssigen Schlichtemittels ohne jede Wärmezufuhr aufgewickelt wer den können. Gegebenenfalls kann zwecks Be schleunigung des Erhärtens des Films Kalt luft auf die abgequetschte Ware aufgeblasen werden.
Die erfindungsgemässe Schlichtemasse bie tet technische lind wirtschaftliche Vorteile. Das bisher notwendige, umständliche und teure Trocknen der geschlichteten Kette wird be seitigt, wodurch die bisher üblichen kostspieli gen Trockenvorrichtungen überflüssig wer den. Ferner gestattet die erfindungsgemässe Schlichtemasse, die Leistung auf das Doppelte und Dreifache zu steigern, zufolge' der zuM.s- sigen erhöhten Durchlaiifgeschwindigikeit der Ware.
Die erfindungsgemässe Schlichtemasse kann wie -folgt - verwendet werden - --Die bei Zimmertemperatur feste Schlichte= masse wird in einem Schlichtetrog, der mit beliebigen bekannten Mitteln beheizt. wird, ge schmolzen und auf einer Temperatur von etwa 70 bis 80 C gehalten. Die zu schlichtende Kette wird über einer Führungswalze durch die geschmolzene Schlichte geführt und nach dem Austritt auf Einem Quetschwalzenpaar von der überschüssigen Schliehtemasse befreit, die in den Schlichttrog zurückfliesst.
Da die Kette nicht, wie bisher durch eine wässrige Lösung oder dergleichen geführt wird, son dern vielmehr durch eine Schmelze, so wer den die Kettfäden nicht getränkt, sondern nur mit einem Film umgeben, der nach dem Austritt der Kette aus dem Schlichttrog bei Raumtemperatur sofort erstarrt. Gegebenen falls kann die Erstarrungsgeschwindigkeit durch Kaltluftzufuhr erhöht werden, indem zwischen den vorgenannten Quetschwalzen und dem Kettbaum ein Gebläse angebracht wird, in der Form, dass die Kaltluft auf die Kette aufbläst.
Bei dieser Anwendung des neuen Schlichtemittels kann also die geschlich tete Kette ohne langwierigen Trockenvorgang sofort auf den Kettbaum aufgewickelt und in die Weberei zur Verarbeitung gebracht wer den. Die Durchlaudgeschwindigkeit der Kette beträgt annähernd 100 cm pro Sekunde.
Vorteilhaft werden der Schlichtemasse noch neutrale Fette (pflanzliche oder syn thetische Fette) und Natur- oder Kunstharze, z. B. thermoplastische Kunstharze mit einem Schmelzpunkt von 90 bis 110 C, zugesetzt. Das Gemisch soll zweckmässig einen pH-Wert von etwa 7 aufweisen.
Es werden vorteilhaft Fettsäuren mit 16 bis 18 Kohlenstoffatomen und gesättigte Kohlenwasserstoffe (Gruppe der Paraffine, Ozokerite, klebfreie Ceresine) verwendet, ferner zweckmässig ein Natrium-, Kalium- oder Ammoniumsalz einer gesättigten Fettsäure. Als hygroskopische Zusätze können Glykol, Glyzerin oder ein Salz der - Milch säure verwendet. werden. Ferner kann der Masse ein Konservierungsmittel zum Schutze gegen Schimmelbildung zugesetzt werden.
Die Verwendung von klebrigen Ceresinen. Bienenwachs oder zur Verklebung neigenden ungesättigten Kohlenwasserstoffen ist zu ver meiden, da solche Zusätze zur Verklebung der einzelnen Kettfäden und zum schlechten Ver arbeiten auf den Webstühlen Anlass geben würden.
Mit. den Fettsäuren, die aus Fetten oder Wachsen stammen. können, wird die ge wünschte Härte des Films erzielt. Diese sind leicht von der geschlichteten Ware entfernbar und verträglich mit den andern Komponenten der Schlichtemasse, insbesondere mit den Al kalisalzen der Fettsäuren. Die Fettsäuren dienen ferner als Emulgiermittel bei der Ent fernung der Schlichte von der Faser.
Die Fette und Kohlenwasserstoffe dienen als Füll-, . Weichmacher- und Gleitmittel und bestimmen sowohl die Härte als auch die Elastizität und das Gleitvermögen der Schlichte. Die Metallsalze sind Bindemittel für die einzelnen Komponenten, wirken schmelzpunkt- erhöhend und geben bei entsprechender Do sierung der Masse den erwünschten Neutral wert von PH = 7. Durch den Zusatz von Natur- oder Kunstharzen wird die Härte der Schlichte bestimmt. Diese Harze wirken film bildend. Mit der Schmelzschlichte nach der vor genannten Zusammensetzung wird ein dünner, poröser und geschmeidiger überzug erzielt, der den Textilfasern eine hohe Gleitfähigkeit verleiht.
Diese Schmelzschlichte ist für alle Textilrohstoffe brauchbar. Die neue Schlicht masse kann in der Appretur restlos, und zwar lediglich unter Verwendung verdünnter Lö sungen von Alkalien (Soda, Pottasche, Ät.z- natron und dergleichen), ausgewaschen wer den. Da keine zusätzlichen Waschmittel erfor derlich sind, betragen die Kosten für das Aus waschen nur einen Bruchteil gegenüber bisher. <I>Beispiel I:</I> (Schmelzpunkt im Gebiete von 65 bis 70 C) 36 Gewichtsteile Stearin 70 C 17 Talg techn., z. B.
Rindertalg 25 Paraffin 50/52 C 14 Na-Stearat 5 " thermoplastisches Kunstharz 2 milchsaures Natrium 1. Emulgator öllöslich 0,1 Konservierungsmittel <I>Beispiel</I> II: (Schmelzpunkt im Gebiete von 60 bis 65 C) 32 Gewichtsteile Kokosölfettsäure 17 Palmöl, gebleicht 25 Paraffin 56/58 C 18 kokosfettsaures Natrium 6 ,. Phenol-Fettsäurekonden- sationsharz \? " Glykol 0,1 Konservierungsmittel <I>Beispiel</I> III:
(Schmelzpunkt im Gebiete von 70 bis 75 C) 8 Gewichtsteile Stearin 70 C 65 Paraffin 50/52 C 5 " Na-Stearat 15 Fettsäurekondensatioiis- prodLlkt öllöslich 5 ., thermoplastisches Harz 2 Äthylenglykol 0,1: Konservierungsmittel <I>Beispiel IV</I> (Schmelzpunkt im Gebiete von 75 bis 80 C) 65 Gewichtsteile Montansäure, gereinigt, 83 bis 85 C 20 " . Paraffin 50/52 C 7 K-Salz der Montansäure 4 modifiziertes Phenolharz 3 Fettsäurekondensations-' Produkt, öllöslich 1 Glyzerin 0,1 Konservierungsmittel