Verfahren zur Verbesserung der Tonqualität von Streichinstrumenten. Es ist bekannt, dass die alten Geigen, Bratschen, Celli und Bässe der Italiener, ins besondere der sogenannten Schule von Cre- mona, sich durch besonders gute klangliche Qualitäten auszeichnen. Alle Versuche, gleich wertige Instrumente herzustellen, sind bis her mehr oder weniger erfolglos gewesen.
Zwar haben ausgezeichnete Geigenbauer nach 1760 auch sehr gute Streichinstrumente ge baut, aber es steht fest und wird durch die hohen Preise, welche für authentische Cre- monesergeigen bezahlt werden, bewiesen, dass es bis jetzt nicht gelungen ist, den berühm ten Geigen eines Stradivarius, Guarnerius usw. Gleichwertiges gegenüberzustellen.
Es wu.de nun gefunden, dass es möglich ist., Streichinstrumente so zu behandeln, dass sie hervorragende klangliche Qualitäten auf weisen. Dabei ist es zweckmässig, das Äussere der guten Geigen hinsichtlich ihrer Form möglichst beizubehalten, obschon es ohne nachteilige Folgen ist, wenn man gewisse Details verändert. Derartige Details sind z. B. die Schnecke, die Ecken der Geige und die. Höhe der sogenannten Zargen, das sind die Seitenwände der Streichinstrumente. Stradivarius, der grösste aller Geigenbauer, hat z. B. die Höhe der Zargen sehr oft ver ändert.
Dagegen haben Stradivarius und alle hervorragenden Geigenbauer jener Zeit die Wölbungen des Bodens und der Decke der Geige sozusagen kaum verändert, sowie auch die Aussenmasse der Geigen, die sozusagen konstant geblieben sind, seitdem Gasparo dä, Salb zirka 1600 die endgültige Form der modernen Geige geschaffen hat.
Die Vermutung, dass die Qualität des Geigenlackes kaum eine Rolle in bezug auf den Klang der Geige spielt, wird gestützt durch die Tatsache, dass sehr viele hervorragende alte Geigen praktisch überhaupt keinen Lack mehr aufweisen und trotzdem ausgezeichnet klingen. Die Behauptung, dass der Lack eine ausschlaggebende Rolle spiele, muss deshalb als unrichtig bezeichnet werden. Dagegen scheint es wichtig, den Lack richtig aufzu tragen und zudem die Geige so fertig zu machen, dass sie richtig klingt. Dabei ist es erforderlich, sowohl das Äussere als auch das Innere der Geige zu berücksichtigen.
Es wurde nun festgestellt, dass es nicht nur notwendig ist, das Äussere eines Streich instrumentes zu behandeln, sondern auch das Innere, das bei den modernen Instrumenten roh ist. Bei der modernen Fertigung werden Boden, Decke und Zargen ausgeschnitzt, ge glättet und darauf das Instrument zugeleimt und aussen lackiert. Damit der Geigenlack nicht "einschlägt", wird aussen zuerst ein sogenannter Grundlack aufgetragen. Dieser aber dringt bereits etwas in das Holz ein und schädigt dadurch die akustischen Quali täten des Tones. Wenn also verhindert wer den soll, dass der Lack in das Holz eindringt, so muss anderseits auch die sogenannte Grun dierung so beschaffen sein, dass sie ihrerseits nicht in das Holz eindringt.
Es' hat sich ge zeigt, dass ein einfacher Anstrich von z. B. Proteinen, wie Leim oder Gela tine, nach dem Trocknen jedes Einschlagen des Geigenlackes verhindert. Es genügt ein einmaliger Anstrich mit z. B, einer 7%igen Gelatinelösung in Wasser. Nach dem Trock nen wird die Geige aussen mit feinstem Schmirgelpapier, Bolus usw. geglättet und darauf lackiert. Obschon eine derartige Be handlung den Ton, wie festgestellt wurde, günstig beeinflusst, gelangt man doch nicht ganz zum Ziele, das heisst zur genauen Ton qualität der Cremonesergeigen.
Dagegen verhindert der Leim- oder Ge- latineanstrich jedes Einschlagen des Geigen lackes. Der Leim als Kolloid kann zudem nicht in das Holz eindringen, weil eine Pseudolösung vorliegt, und der Leim sitzt gewissermassen nur auf der äussersten Holz schicht und schädigt sie in keiner Weise. Dadurch wird eine Verbesserung der ton- lichen Qualität erreicht. Dagegen fehlt In strumenten, die zuerst mit Leim (Gelatine) angestrichen wurden, der letzte Glanz und vor allem die leichte Spielbarkeit der alten italienischen Meisterinstrumente.
Es wurde nun gefunden, dass der Grund für dieses Manko darin zu suchen ist, dass das Innere der Instrumente nicht vollkommen glatt ist. Dadurch, dass die äussersten Holzfasern bei den Schwingungen des "Kor pus" frei liegen, entstehen jene Neben geräusche, die die meisten neuen Geigen kennzeichnen.
Gegenstand der Erfindung ist nun ein Verfahren zur Verbesserung der Tonqualität von Streichinstrumenten, das dadurch ge kennzeichnet ist, dass man die zum Aufbau des Instrumentes zu verwendenden Bau elemente insbesondere auf derjenigen Seite, die beim zusammengesetzten Instrument in das Innere zu liegen kommt, spätestens wäh rend der Zusammensetzung einer Behand lung unterwirft, die bewirkt, dass die an der behandelten Oberfläche der Bauelemente lie genden Holzfasern nicht in Eigenschwingung geraten können.
Wenn man beispielsweise das Innere eines bis auf die Decke zusammengestellten rohen Instrumentes einschliesslich der Decke sorg fältig glättet, z. B. mit feinem Schmirgel papier, und darauf das ganze Innere z. B. mit einer Proteinlösung anstreicht, dann fühlt sich das Holz nach dem Trocknen rauh an, weil die äussersten Holzfasern sich aufgestellt laben. Wenn man nach dem völligen Trock nen des Anstriches nun die Oberfläche wie der mit Schmirgelpapier oder sonstwie glät tet, dann ist das Innere des Instrumentes vollkommen glatt und bleibt es auch, wenn man das Holz befeuchtet.
Das heisst, die äussersten Holzfasern sind miteinander ver klebt und können nach Aufleimen der Decke und Aussenlackierung beim Spielen des In strumentes nicht Eigenschwingungen aus führen, welche die Nebengeräusche verur sachen.
Eine Geige, die richtig nach den bekann ten Geigenmodellen gebaut ist und die innen und aussen nach der oben beschriebenen Me thode geglättet wurde, tönt in kürzester Zeit hervorragend, das heisst sowie der Lack ganz erhärtet ist, was je nach dem Lacke etwa 1-6 Monate dauert. Die Klangqualität der artig behandelter Geigen erreicht ohne weiteres jene der Cremonesergeigen, und auch die Spielbarkeit ist ausgezeichnet. An Stelle von Leim oder Gelatine kann man auch andere Mittel verwenden, um die Holzfasern festzuhalten, wie z. B. Wachs-, Casein-, Collodium- usw. -Lösungen.
<I>Beispiel:</I> Eine bis auf die Decke fertiggestellte neue Geige, die nach einem Modell des iStradivarius gebaut war, wurde einschliesslich die Decke innen und aussen vollkommen mit feinstem Schmirgelpapier geglättet. Dabei wurden nicht nur der Boden und die Decke, sondern auch die Zargen und die Bereifung und die Klötze geglättet. Darauf wurde das Instru ment mit einer Gelatinelösung, 7 Teile Ge latine auf 100 Teile Wasser, angestrichen, wobei die Gelatinelösung zirka 55 warm gehalten wurde, damit sie nicht gelatinierte.
Der Verbrauch an Gelatine betrug im ganzen nur zirka 0,4 g. Nach dem vollstän digen Trocknen, was 24 Stunden dauerte, wurden der Körper und die Decke aussen und innen geglättet, darauf zugeleimt und nach gewohnter Methode, mit einem Öllack lackiert und mit gefärbtem Lack die gewünschte Farbe erzielt. Der Lack war ein Öllack, her gestellt aus gaurikopal und Leinöl. Man kann natürlich irgendeinen gut trocknenden Lack anderer Art verwenden. Ergebnis: Das Instrument tönt hervorragend, trägt sehr gut und spielt sich sehr leicht.