Verfahren und Einrichtung zur Aufzucht von Spalier-Obstbäumen mit je zwei Leittriebpaaren.
Die vorliegende Erfindung bezieht sicb auf ein Verfahren zur Aufzucht von Spalier Obstbäumen mit je zwei Leittriebpaaren und eine Einrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
Das erfindungsgemässe Verfahren besteht darin, daB die zugeschnittenenveredelten Bäumchen in einer Linie so gepflanzt werden, dass im GrundriB zwei einander gegen überliegende, zur Bildung des ersten Leit triebpaares bestimmte Knospen je eines Bäumchens von der Anpflanzungslinie schräg abgekehrt sind und daB von dem herange- wachsenen ersten Leittriebpaar pro Leittrieb nur je eine, in der Nähe des Stammes be findliche und nach unten gerichtete Knospe zur Bildung des zweiten Leittriebpaares herangezogen wird.
Es ist bekannt, daB der richtig behandelte waagrechte oder schräge"Cordon"einer der ertragreiehsten Formbäume ist. Anderseits, erfreut sich die aus nur zweiarmigen Spalier Obstbäumen mit sich kreuzenden Leittrieben bestehende"Belgische Hecke"wegen ihres gefälligen Aussehens groBer Beliebtheit.
Das vorliegende Verfahren ermöglicht nun eine rationellere Aufzucht von Spalier Obstbäumen durch teilweise Kombination der beiden genannten Spalierarten.
An Hand der Zeichnung wird im Nachfolgenden ein Ausführungsbeispiel des Verfahrens beschrieben.
Fig. 1 zeigt im GrundriB, wie die einjährigen veredelten Stämmchen in bezug auf die Knospenrichtung in die Anpflanzungslinie gesetzt werden ;
Fig. 2 zeigt im GrundriB den Verlauf des ersten Leittriebpaares der Bäumchen im zweiten Formjahr ;
Fig. 3 stellt ein Bäumchen im zweiten Formjahr dar mit den zur Erzeugung des zweiten Leittriebpaares bestimmten Kno- spen ;
Fig. 4 stellt im GrundriB die Bäunchen im dritten Formjahr dar und
Fig. 5 den dazugehörigen Aufriss mit dem zur Befestigung der Leittriebe bestimmten Lattenger st.
Bei der Aufzucht der Bäumchen verfährt man folgendermaBen :
Zuerst werden die einjährigen Bäumchen wie bei andern Spalierformen gesclmitten, und zwar von der Veredelungsstelle an gemessen auf eine Lange von 35 cm. Die so vorbereiteten, veredelten Bäumchen werden, wie Fig. 1 zeigt, in eine gerade Pflanzlinie I-I gesetzt, wobei die Abstände der Stämm- chen A voneinander vorteilhafterweise 1. 25 m betragen sollen.
Die zur Erzeugung des ersten Leittriebpaares bestimmten beiden einander gegenüberliegenden Knospen sind von der Anpflanzungslinie IùI ungefÏhr in einem Winkel von 45 abgekehrt. Zur Erzielung einer harmonischen Form der von diesen Bäumchen zu bildenden Spalierhecke ist darauf zu achten, dass alle Bäumchen gleich hohe Stämmchen haben. Zwecks Führung der Leittriebe macht man nun, wie Fig. 2 im Grundriss zeigt, ein kleines Formgerüst, indem man an den Enden der Anpflanzlinie IùI und, falls die Länge derselben es erfordert auch dazwischen etwa 1 m lange Pfähle e in den Boden treibt. Daran n werden etwa 45 cm lange Latten ungefähr 45 cm ber dem Boden quer angeordnet.
Diese Lat ten f dienen zum Festhalten und Spannen der DrÏhte g. Damit Richtung und Form der aus den Knospen a hervorwachsenden beiden Leittriebe a'gewährleistet ist, befestigt man an den Drähten g in der Richtung wie die Leittriebe wachsen sollen, StÏbe h, an wel- chen die Triebe angebunden werden.
Sobald die ersten Leittriebe a' ber die Enden der Stäbe 7 : hinauswachsen, biegt man die Spitzen der Triebe um und lässt sie in Richtung der Drähte g, an welchen sie be- festigt werden, weiterwachsen.
Im Fr jahr des zweiten Formjahres schneidet man die etwa 50-70 em langen Triebe auf die Hälfte zurüek, um die Entwicklung des zweiten Leittriebpaares b' (Fig. 4) einzuleiten. Dies wird am sichersten bewirkt, indem man, wie Fig. 3 zeigt, je eine an den beiden ersten Leittrieben a' nach unten gerichtete. in der Nähe des Stämmehens befindliehe Isnospe b zur Entwicklung bringt in der Weise, dass man ber der Knospe b zum Beispiel einen Iierbschnitt anbringt, der eine Saftstauung zugunsten des Austreibens dieser Knospe verursacht.
Die nach oben gerichteten Knospen c werden zweckmässigerweise entfernt, da erfahrungs- gemäss aus solchen nur nnnütze, sogenannte Raubtriebe entstehen würden. Auf diese Weise erhÏlt man noch im Sommer des zwei- ten Formjahres das gewünschte zweite Leittriebpaar in gut entwickelter Form und Stärke.
Die so vorgeformten Bäumchen können nun zu einer Spalierhecke verpflanzt bezw. am m Aufzuchtort selbst weiter gezogen wer- den. In beiden Fällen wird für die weitere Entwicklung ein Formgerüst benotigt, wie ein solches in Fig. 4 und 5 in Grundriss und Aufriss sehematisch dargestellt ist.
Dieses Formgerüst weist Pfosten rua aus U-Profileisen auf. welche mittelst Betonsockel im Boden verankert sind. Die Pfosten an den beiden Enden der Anpflanzungslinie I-I sind durch Streben verstärkt. An den äussern Seiten der beiden Endpfosten sind in Abständen von 40 cm voneinander bezw. vom Boden Quereisen k von 42 cm Länge mittelst Schrauben befestigt. Diese Quer- eisen tragen an ihren Enden die senkrecht bereinander angeordneten SpanndrÏhte g.
An diesen Spanndrähten sind Spalierlatten l', @" in AbstÏnden von 41 em voneinander. parallel zueinander und unter einem Nei gungswinkel zum Erdboden von ungefähr 45# befestigt. wobei die Latten an den bei den Drahtreihen je entgegengesetzt gerichtet sind, so dass sie sich im Aufriss kreuzen. Die Länge der Latten beträgt etwa 1. 5 m. An diesen Latten werden, wie in Fig. 5 dargestellt. die Leittriebe, sobald sie die erforderliche Länge erreicht haben, schräg auf- wärts gezogen.
In den folgenden Zuchtjahren ist bezüg- lich Schnitt diese Spalierhecke genau wie der waagrechte oder schräge"Cordon"zu behandeln.
Durch die Heranziehung von nach unten gerichteten Knospen zur Bildung der innern Leittriebe, wird das naturgemäB bei diesen stärkere Wachstum eingedämmt und damit eine gleichmässigere Entwicklung beider Leittriebpaare erreicht.