Operationstisch. Ein Operationstisch muss, um seinen Zweck erfüllen zu können, derartig verstell- bar sein, dass man damit den Körper des Patienten bezw. dessen verschiedene Körper teile in jede für den Augenblick erforder liche Lage bringen kann.
Operationstische sind deswegen nicht nur als Ganzes heb-, senk- und drehbar, sondern auch ihre verschiedenen Teile müssen zuein ander verstellbar sein.
Es ist bekannt, -dass die Einzelplatten des Operationstisches jede für sich verstellbar und miteinander durch Gelenke oder dergl. verbunden sind.
Das Verstellen der verschiedenen Teil platten ist Gegenstand mannigfaltiger Ver suche gewesen. Jedoch ist es bisher nicht ge lungen, ein einfaches und zuverlässiges Sy stem zu schaffen, durch das sich alle Einstel lungen leicht und bequem von ein und der selben Stelle des Tisches aus bewerkstelligen lassen.
Man hat Systeme in Vorschlag gebracht, bei denen jede der verschiedenen Teilplatten des Tisches -durch eine zugehörige Schrauben mutterführung verstellt wird, oder bei de nen hydraulische Druckzylinder oder dergl. zur Anwendung kommen. Ferner sind Systeme vorgeschlagen worden, wo die Tischplatte auf einem dreiarmigen Trägerstück ruht und von diesem ausgesteuert wird, wobei das Träger stück einerseits an zwei der Teilplatten des Operationstisches und anderseits an schwenk baren, unter dem Kopfende des Tisches be findlichen Hebelarmen angelenkt ist. Aber auch diese Bauweise befriedigt nicht recht.
Teils macht das dreiarmige Trägerstück an und für sich den Aufbau schwerer, teils ist die richtige Lagerung des Trägerstücks an den betreffenden Teilplatten schwer bestimm bar und verwickelt, und teils bedingt das Trägerstück für gewisse Verstellbewegungen eine so grosse Kraft, dass man sich genötigt gesehen hat, in den Tisch kräftige Zugfedern, die die Veränderungen erleichtern sollen, ein zubauen. Ausserdem beansprucht ein derar- tiges Trägerstock, das unter dem Tisch unter gebracht sein muss, erheblichen Platz.
Dies ist besonders bei solchen Operationen hinder lich, die der Chirurg sitzend ausführt, wobei er unter dem Operationstisch Platz für seine Knie benötigt. Schliesslich mag noch ange führt werden, dass die vielen Glieder, die bei dieser Bauweise notwendigerweise vorhanden sein müssen, die Reinigung, Schmierung und sonstige Wartung des Tisches erschwerende Staub- und Schmutzfänger darstellen.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf einen in Längs- und Querrichtung schwenkbaren Operationstisch, dessen Tisch platte in zueinander einstellbare Teilplatten unterteilt ist und bei dem die das Gesäss, die Unterleibs-, Brust- und Schulterteile aufneh menden Teilplatten durch eine gemeinsame Stellvorrichtung betätigt werden.
Diese Stellvorrichtung besteht aus einem oder mehreren dem Tisch entlanglaufenden Betätigungsgliedern, die in zwei und zwar vor bezw. hiner der Stütze der Tischplatte gelegenen Punkten mit zwei der erwähnten drei Teilplatten verbunden sind und diese be tätigen, während die Einstellung der dritten Teilplatte durch Verstellung der beiden ge nannten Teilplatten erreicht wird.
Der Erfindungsgegenstand vermeidet alle erwähnten Nachteile, erfüllt aber alle For derungen in bezug auf Verstellbarkeit, und zwar ohne Hilfsfedern oder grösseren Kraft aufwand, und bedeutet gleichzeitig eine be trächtliche Vereinfachung und Verbesserung bisher bekannter Vorrichtungen.
Der Operationstisch nach der Erfindung wird nachstehend erläutert unter Bezug nahme auf die anliegende Zeichnung, die eine Ausführungsform des Tisches nach der Er findung schematisch und beispielsweise wie dergibt.
Die Fig. 1 und 2 veranschaulichen den erfindungsgemässen Tisch von unten und von der Seite gesehen.
Die Fig. 3, 4, 5 und 6 zeigen in verklei nertem Massstab und weitergehend schemati siert den Tisch von der Seite in verschiedenen Stellungen. Gleiche Teile in den verschiedenen Figu ren sind mit denselben Bezugszeichen ver sehen.
Aus der Zeichnung geht hervor, wie die Tischplatte in eine Anzahl Teilplatten 1, 2, 3, 4 und 5 unterteilt ist. Die Teilplatten sind miteinander durch die Gelenke 6, 7, 8 und 9 verbunden. Der Tisch ruht auf einer zentralen Stütze 10, in der eine in der Zeich nung nicht dargestellte hydraulische Hebe- und Senkvorrichtung angeordnet ist.
Der Tisch ist in seiner Längs- und Querrichtung verschwenkbar. Das Gelenk 8 zwischen den Teilplatten 3 und 4 ist mit einer in der Zeich nung nicht näher gezeigten Schraubvorrich- tung versehen, die, wenn zugeschraubt, ver hindert, dass die Teilplatten 3 und 4 ihre Lage zueinander verändern, aber, wenn gelöst, eine Verstellung des Gelenkes 8 zulässt, wodurch die Teilplatten 3 und 4 verschiedene Winkel- stellungen zueinander einnehmen können.
Die Verstellvorrichtung besteht aus zwei am einen Ende mit Handgriffen versehenen Stellstangen 11, deren anderes Ende schwenk- bar an Armen 12 gelagert ist,
die ihrerseits an der Unterseite des gegen die zentrale Stütze 10 gewandten Endes der Teilplatte 2 angebracht sind. Die Arme haben eine der- artige Länge, dass der Befestigungspunkt für die Stangen<B>11</B> etwas niedriger zu liegen kommt als das Lager 13 in der Stütze 10, um das die Platte des Operationstisches lotrecht zu ihrer Längsrichtung geschwenkt wird.
Die Stangen 11 sind ferner mit zwei Gleitklötzen 14 und 15 gelenkig verbunden. Von diesen Gleitklötzen ist der eine, 14, gleit- bar und festsetzbar mit der Leitstange 16 verbunden, die ihrerseits bei 18 schwenkbar an der zentralen Stütze 10 gelagert ist, und zwar an niedrigerer Stelle als das Stangen lager 19 an den Armen 12.
Der andere Gleit- klotz 15 ist in gleicher Weise gleitbar und festsetzbar mit einer Gleitführung 17 ver bunden, die an der Unterseite der Teilplatte 4, und zwar parallel zu dieser in der Längs richtung des Tisches, angeordnet ist.
Mit Hilfe der Stangen 11, das heisst durch deren Heben und Senken an ihren Hand griffen und durch Festsetzen des einen oder des andern oder beider Gleitklötze an ihren Führungen kann man die Teilplatten des Tisches in jede bei den verschiedenen Opera tionen erforderliche Stellung bringen.
Das Einstellen der Teilplatten in verschie dene Lagen soll im folgenden unter Bezug nahme auf die Fig. 3 bis 6 näher erläutert werden. In diesen Figuren werden deutlich keitshalber nur die Teilplatten 2, 3 und 4, die das Gesäss, die Unterleibs-, Brust- und Schul terteile des Patienten aufnehmen, gezeigt. Die Teilplatten 1 und 5, die Beine und Kopf des Patienten als verhältnismässig leichte Teile aufnehmen, können mit der jeweils nächst liegenden Teilplatte auf beliebige, geeignete Weise verbunden sein und sind für die Erfin dung ohne Bedeutung.
Als Ausgangslage für jede Bewegung ist die in Fig. 2 gezeigte Stellung der Tisch platte gedacht. In dieser Figur ist der untere Teil (14, 16) der Stellvorrichtung erkennbar, der deutlichkeitshalber in Fig. 1 fortgelassen worden ist.
Wünscht man nun zunächst alle Teil platten auf einmal, das heisst wie eine einzige feste Platte zu schwenken, um zum Beispiel die Stellung nach Fig. S zu erhalten, so setzt man den Gleitklotz 15 an seiner Führung 17 fest, so dass keine Verschiebung dieser beiden Teile zueinander stattfinden kann, während man die Festsetzvorrichtung für den Gleit- klotz 14 löst, so dass dieser frei längs seiner Gleitstange 16 gleiten kann. Die Teilplatten 2, 3 und 4 bilden nun zusammen eine Platte,
die an beiden Seiten mit einer Stange 11 ver bunden ist, so dass die Einzelplatten 2, 3 und 4 ihre Lage zueinander nicht verändern kön nen, sondern gezwungen werden, als eine ein zige Platte jeder Bewegung der Stangen 11 zu folgen; insbesondere ist jede Bewegung der Teilplatte 2 in bezug auf die Teilplatte 3 aus geschlossen wegen der starren Verbindung der Teile 4, 7, 15, 11 und 12, die die Lage des Stangenlagers 19 in bezug auf die Teil platte 3 festlegt. Drückt man also die Hand griffe der Stangen nach unten, erhält man die in Fig. 3 gezeigte Lage. Während der Schwenkbewegung gleitet der Gleitklotz 14 frei vor längs seiner Gleitstange 16.
Wünscht man hingegen die in den Fig. 4 und 5 gezeigten Stellungen, so löst man die Festsetzvorrichtung des Gleitklotzes 15, wäh rend man den Gleitklotz 14 auf der Leit- stange 16 festsetzt, so dass sein Abstand von dem Befestigungspunkt 18 der Leitstange 16 an der Stütze 10 festgelegt wird. Hebt oder senkt man nun die Stange 11, so schwingen die Leitstange 16 und damit der Gleitklotz 14 und der Punkt 20 um den Punkt 18.
Der Schwenkungsradius für die Bewegung des Gleitklotzes 14 um den Punkt 18 herum ist kürzer als sein Schwenkungsradius um das Lager der Stange 11 an den Armen 12, das heisst den Punkt 19. Hierdurch entsteht beim Schwenken eine Spannung in der Längsrich tung der Stangen zwischen dem Befestigungs- punkt des Klotzes 14 an den Stangen 11 und deren Lagerung an den Armen 12, also zwi schen den Punkten 20 und 19.
Der Lager punkt 19 der Stangen 11 ist zusammen mit den Armen 12 und der Teilplatte 2 um das Gelenk 7 herum beweglich, während der Punkt 20 an der Leitstange 16 festliegt. Die vorerwähnte, in der Längsrichtung der Stan gen entstehende Spannung, bezw. die dadurch hervorgerufene Reaktionskraft in den Stan gen verschiebt somit den Punkt 19 nach der einen oder andern Seite, bezw. schwenkt die Teilplatte 2 um das Gelenk 7 nach der einen oder andern Seite je nach der Art der in den Stangen entstehenden Spannung.
Hebt man die Stangen 11, so entsteht in ihnen eine Druckspannung. Der Punkt 19 und mit ihm der Arm 12 werden - im Ver hältnis zu den Figuren in der Zeichnung ge sehen - nach links gepresst, und man erhält die in Fig. 4 dargetane Stellung der Tisch- plattenteile. Bei Senkung der Stange 11 ent steht in ihnen eine Zugspannung mit einer zu der soeben genannten Betätigung entgegen gesetzten Wirkung,
das heisst der Punkt 19 wird in Richtung auf die Stütze 10 hin ge zogen und die Stellung nach Fig. 5 erzielt.
Hierbei ist zu beachten, dass vornehmlich beim Einstellen des Tisches in die in Fig. 4 gezeigte Lage die Platte 2 infolge ihrer Len kung an der Unterseite durch die hinabragen- den Arme 12 in paralleler Ebene zu ihrer Ausgangslage gesenkt wird im Gegensatze zu dem bekannten bereits erwähnten mit einem dreiarmigen Trägerstück arbeitenden System.
Will man schliesslich die in Fig. 6 ver anschaulichte sogenannte "Gallenstellung" des Operationstisches erreichen, hat man die beiden Gleitstücke 14 und 15 festzusetzen und die Stellschrauben des Gelenkes 8 zu lösen. Hebt man nun die Stangen 11, so be wirkt die Druckspannung zwischen den Punkten 20 und 19, dass sich der Tisch so wohl im Gelenk 7 als auch im Gelenk 8 aus knickt, wie die Fig. 6 es zeigt.
Die jetzt erklärte Bauart kann selbstver- ständlich in mannigfacher Weise abgewan delt werden, sowohl bezüglich der Ausge- staltung und Lage der verschiedenen Stangen in dem Stangensystem als auch bezüglich der Länge und Lage der Arme 12 wie auch der Bauform der Gleitklötze usw., ohne dass der Leitgedanke für die Erfindung verlassen oder ihr Rahmen überschritten wird.
Beispielsweise kann die Gleitführung 17 an der Teilplatte 3 befestigt sein, wobei das Verstellen der Teilplatte 4 durch Betätigung der Platten 2 und 3 ,erfolgt.
Ferner kann der Lagerpunkt 19 der Stan gen 11, statt in einem im Verhältnis zur Teil platte 2 unbeweglichen Arm 12, in einem schwenkbar an der Teilplatte 2 angehängten Arm angeordnet sein. Dieser Arm muss dann frei nach dem Kopfende des Tisches hin schwingen können, aber nach dem Fussende hin gegen einen Vorsprung stossen und somit in dieser Richtung in bezug auf diese Teil platte 2 begrenzt beweglich sein.
Beim Heben der Stangen 11 entsteht, wie vorher beschrieben worden ist, eine Druck spannung in den Stangen 11. Der an die Teil platte 2 schwenkbar befestigte, den Lager punkt 19 tragende (nicht gezeigte) Arm würde nun nach hinten gegen seinen Vor sprung gepresst werden und die Teilplatte 2 nach oben drücken. Die in Fig. 4 gezeigte Stellung würde somit erreicht werden.
Wenden die Stangen 11 nach unten ge presst, veranlasst die dadurch entstehende Zugspannung, dass der den Lagerpunkt 19 umfassende Arm nach vorne schwingt, wo nach die Teilplatte 2 vermöge ihres eigenen Gewichtes sich um das Gelenk 7 nach unten dreht, derart,
dass die in Fig. 5 gezeigte Stel lung erzielt wird.
Ferner kann -die Stellvorrichung mit Vor teil so hergestellt sein, dass die beiden Gleit- klotzverschlüsse nicht zu gleicher Zeit gelöst sein können.