Verfahren und Vorrichtung zur Reinigung von Wasser. Das in der Industrie und Hauswirtschaft verwendete Wasser besitzt, auch wenn es sonst von vorzüglicher Beschaffenheit ist, meist Stoffe gelöst, welche sich recht unan genehm bemerkbar machen, durch Bildung von Niederschlägen und Rost in den Rohr leitungen usw.
Die aus kohlensaurem Kalk bestehenden Niederschläge führen zu einer Verengung oder gar Verstopfung der Rohrleitungen: Warmwasserbereiter, Dampfkessel usw. über tragen nicht mehr genügend Wärme.
In den Wäschereien macht sich die Härte des Wassers dadurch unangenehm bemerk bar, dass ein grosser Teil der aufgewendeten Seife zu Kalkseife verwandelt wird, die in folge ihrer Unlöslichkeit nutzlos ist und nur zu einer Verunreinigung der Wäsche, wie auch der Wascheinrichtungen führt.
Der Rost, der vorwiegend durch die im Wasser gelösten Gase, Kohlensäure und Sauerstoff verursacht wird, führt allmäh lich zu einer Zerstörung der Rohr- und Be- hälterwandungen und verleiht dem Wasser ein unappetitliches Aussehen.
Da Rohrleitungen sehr häufig unsichtbar in Wandvertiefungen gelegt sind, so ist eine Erneuerung derselben nicht nur mit ausser ordentlichen Kosten, sondern auch mit grossen Störungen verknüpft. Kohlensaurer Kalk, freie Kohlensäure und Sauerstoff, in man chen Fällen auch ein Eisengehalt des Was sers, können also sehr unangenehm wirksam werden. Es sind deshalb auch schon viele Versuche gemacht worden, den Übelstand zu beseitigen.
Im wesentlichen sind es vier verschiedene Richtungen, die man, um abzuhelfen, ein geschlagen hat: 1. Reinigung der verkalkten Röhren durch Einführen von Säuren.
2. Reinigung des Wassers durch ein Zeolithverfahren.
3. Entkarbonisierung des Wassers durch Zusatz von Kalkhydrat. Beseitigung des Sauerstoffes durch Zusatz von Natriumsulfit.
Alle diese Versuche sind aus folgenden Gründen negativ verlaufen, mitunter sind die Schäden sogar verstärkt worden.
Das erste Verfahren ist nur ein Not behelf. Der kohlensaure Kalk kann zwar durch Säure entfernt werden. Mit dem Kalk löst sich aber auch das Zink, das zum Schutz der Rohrwandung aufgetragen ist. Die Rohr leitungen sind tagelang nicht zu verwenden. Es tritt also eine empfindliche Störung ein.
Das zweite Verfahren beseitigt die Härte des Wassers praktisch vollkommen, lässt aber freie Kohlensäure und Sauerstoff unberührt. Es vermeidet also Ablagerungen, ermöglicht aber umso -stärkere Anfressungen, da der einen gewissen Schutz bietende Kalknieder schlag fehlt und die an Karbonate gebun dene Kohlensäure durch ein Zeolithverfahren nicht aus dem Wasser entfernt wird. Nach der Enthärtung eines Wassers durch ein Zeolithverfahren ist an Stelle von Calcium bikarbonat Natriumbikarbonat getreten, das sich bei Erwärmung des Wassers spaltet in Soda und Kohlensäure. Die halbgebundene nun freiwerdende Kohlensäure vermehrt das ursprüngliche Quantum freier Kohlensäure, wodurch Rostungen noch eher zu erwarten sind als beim ungereinigten Wasser.
Die durch Spaltung des Natriumbikarbonates gebildete Soda ist ein im Wasser durchaus unerwünschter Bestandteil, ausgenommen dann, wenn das Wasser in der Wäscherei verwendet wird.
Ein sehr grosser Nachteil der Zeolithliver- fahren sind ausserdem die hohen Betriebs kosten. 1 m3-Härtegrad stellt sich auf zirka 0,375 Rappen. Besitzt ein Wasser 20 Härte grade, so kostet 1. rd bereits 7,5 Rappen.
Das dritte Verfahren hat sich bisher nicht geeignet, weil die Dosierung des Kalkes unzulänglich war und eine sehr ungleiche Enthärtung lieferte. Auch der Sauerstoff wurde nicht berücksichtigt. Es traten immer noch Ablagerungen und Anfressungen auf. Ausserdem konnte es, da die Dosierung des Kalkes eine mangelhafte war; vorkommen, dass ein Überschuss von Calciumhydroxyd in das gereinigte Wasser kam, was das Wasraer für- viele Zwecke ungeeignet machte.
Das vierte Verfahren lässt die Härte des Wassers und die freie Kohlensäure vollkom men ausser acht. Es vermeidet bestenfalls diejenigen Korrosionen, die durch Sauerstoff entstehen können. Dazu ist aber ein Über schuss von Natriumsulfit nötig, das dem Wasser einen unangenehmen Geschmack ver leiht und es ungeniessbar macht. Auch dieses Verfahren stellt sich im Betrieb recht teuer: Trotz der ganz unzulänglichen Wirkung kostet 1 in" Wasser, gleichgültig wie die Härte desselben ist, zirka 6 Rappen.
Das nachstehend beschriebene neue Ver fahren ermöglicht die Beseitigung aller die ser Mängel, denn die Karbonathärte kann nahezu vollkommen und die freie Kohlen säure restlos beseitigt werden. Auch der Sauerstoff kann praktisch vollkommen ent fernt werden. Schädliche Stoffe werden dem Wasser nicht zugeführt. Die Betriebskosten können niedrig gehalten werden, sie betra gen zum Beispiel für 1 ni'-Härtegrad nur 0,05 Rappen oder 1 Rappen für die Entfer nung von 20 Härte pro m3 Wasser.
Das Verfahren zum Reinigen von Was ser ist dadurch gekennzeichnet, dass man dasselbe unter Druck nacheinander durch eine Einrichtung zum Dosieren der für die Enthärtung dienenden Stoffe. eine Einrich tung zum Mischen des zu enthärtenden Was sers mit gesättigtem Kalkwasser, eine Oxy dationseinrichtung zum Binden des im Was ser enthaltenen Sauerstoffes und endlich durch ein Filter zum Abscheiden von Kar bonatschlamm fliessen lässt.
Eine zur Durchführung des Verfahrens dienende Vorrichtung ist in einer beispiels weisen Ausführungsform auf beiliegender Zeichnung in schematischer Weise dar gestellt.
Die Arbeitsweise ist folgende: Das Rohwasser tritt durch die Leitung a in den Regler h, in wel chem eine Teilung des Wasserstromes stattfindet und durch welchen die zur Enthärtung des Wassers er- forderlichen Stoffe dosiert werden können. Ein erster Teil des Wassers geht aus b :durch die Leitung c zum Kalksättiger d und von diesem durch die Leitung e zur Mischvor richtung<I>f.</I> während der Rest aus<I>b</I> durch die Leitung g in die Mischvorrichtung f fliesst, welch letztere den Zweck hat, die bei den durch e. und g kommenden Ströme zu mischen.
Die wieder vereinigten Ströme ge langen dann durch die Oxydationseinrich tung h, zum Klärbehälter<I>i.</I> Im Behälter z steigt das Wasser hoch und passiert schliess lich das Filter k und wird als Reinwasser aus der Leitung l entnommen.
Die Anlage, gemäss vorliegender Erfin dung, arbeitet insbesondere dann einwand frei, wenn die Dosiereinrichtung b nach dem Schweizer Patent Nr. 146011, die eine ge naue Dosierung des Kalkes gestattet und eine schnelle Regelung der Härte oder des Kalk zusatzes ermöglicht, verwendet wird. Die Einstellung des Kalkwasserstromes soll näm lich zweckmässig nicht empirisch und ge fühlsmässig, sondern genau nach den Härte graden erfolgen, anhand einer mathematisch begründeten Skala.
Im Mischrohr f findet bereits eine Reak tion der Härtebildner mit dem im gesättig ten Kalkwasser enthaltenen Calciumhydroxy d statt. Die freie Kohlensäure wird dabei rest los gebunden und die halbgebundene Kohlen säure nahezu vollkommen. Es wird also be reits in der Mischvorrichtung f Calcium karbonat, und zwar zunächst in kolloidaler Form gebildet. Aber erst im Behälter i setzt eine Ausflockung ein und damit ein Nieder schlagen des ausgeschiedenen Schlammes in den Schlammkonus.
Beim Durchgang des Wassers durch die Oxydationseinrichtung h wird der Sauerstoff an Eisen gebunden, das in Form feiner Späne eingefüllt ist und von Zeit zu Zeit nach gefüllt werden muss.
Das Filter k hat die Aufgabe, diejenigen Stoffe zurückzuhalten, die nicht in den Schlammkonus abzusinken vermochten, so dass schliesslich durch die Leitung l ein voll kommen klares, nahezu karbonatfreies, koh- lensäurefreies und sauerstofffreies Wasser abgeht, das natürlich auch eisenfrei ist.
Die Spülung des Filters kann durch Was ser aus der Leitung m erfolgen. Die Lei tung l ist dabei geschlossen, die Spülwasser abflussleitung n. aber geöffnet.
An verschiedenen Stellen kann in bekann ter Weise entlüftet werden. Diese Entlüf tungsvorrichtungen bezw. Luftleitungen sind der Übersichtlichkeit halber nicht gezeichnet.
Der Kalksättiger d wird täglich aus dem Behälter o nachgefüllt.
Die ganze Einrichtung arbeitet unter Druck, so dass eine Verunreinigung des Was sers von aussen her ausgeschlossen ist.