Frischwasserkläranlage. Zerlegt man den Gesamtklärvorgang, wie er sich in Klärräumen von mechanischen Frischwasserkläranlagen für häusliches Ab wasser abspielt, so erkennt man, dass er aus drei zeitlich aufeinanderfolgenden Einzelvor gängen besteht.
Zuerst treiben die leichten Schwimmstoffe an die Oberfläche. Hierauf gleiten die schwe ren Sinkstoffe zu Boden. Den Schluss bildet das allmähliche Absinken der leichten Sink stoffe.
Nun enthält häusliches Abwasser an seiner Entstehungsstelle, das heisst dicht hin ter Wohnstätten, verhältnismässig grosse Men gen grober Stoffe, beispielsweise viel Papier und unzertrümmerte Kotballen, welche die Tendenz haben, teilweise sofort als Schwimm stoffe an die Oberfläche zu treiben, teilweise ziemlich schnell abzusinken. Ausserdem sind noch leichte Sinkstoffe, zunächst allerdings nur in geringer Menge vorhanden.
Wird derartiges Abwasser durch kilo meterlange Kanäle abgeleitet, so werden die groben, insbesondere organischen Substanzen allmählich zermahlen, so dass an der Aus laufstelle der Kanalisation nur noch verhält nismässig geringe Mengen grober Sinkstoffe und leichter Schwimmstoffe, dagegen leichte Sinkstoffe in grösseren Mengen in ihm vor handen sind.
Wendet man diese Erfahrungsgrundsätze sinngemäss auf die Konstruktion von Klär anlagen an, so ergibt sich, dass man Haus klärgruben, welche dicht hinter Wohnstätten angelegt werden, nach andern Grundsätzen ausbilden muss, wie Zentralkläranlagen, die am Auslauf städtischer Kanalisationsnetze erbaut werden.
Die Klärräume der letztgenannten An lagen sind stets von relativ grossen Abmes sungen. Infolgedessen können sich in ihnen. nicht zuletzt auch wegen des meist konti nuierlichen Zuflusses von Abwasser, die drei vorgenannten, gemeinsam den Gesamtklär- vorgang ausmachenden Einzelvorgänge ord nungsmässig abspielen, ohne sich gegenseitig zu behindern. Demgegenüber haben die Klärräume von Hauskläranlagen sehr kleine Abmessungen. Infolgedessen wirken die drei Einzelvor gänge des Klärvorganges praktisch gegenein ander und behindern sich gegenseitig. Dieser Missstand macht sich besonders stark bemerk bar, wenn durch Ablassen von Bädern, Waschküchen- und Spülwässern plötzliche Stösse in dem kleinen Klärraum auftreten.
Beispielsweise stört der mit dem Hochtreiben leichter Schwimmstoffe verbundene Wirbel das Absinken der Sinkstoffe, ferner stört die Wasserbewegung, die durch das schnelle Ab sinken schwerer Sinkstoffe hervorgerufen wird, die Abscheidung der leichten Sink stoffe. Am stärksten machen sich diese be triebstechnischen Mängel naturgemäss bei sol chen Hauskläranlagen bemerkbar, bei denen sich der mechanische Abscheidungsvorgang, wie in den meisten Fällen, in einem einzigen Klärraum abspielt.
Aber auch bei Anlagen nach dem Frischwasserverfahren, bei denen der Klärraum in mehrere Abteilungen zer legt ist, sind sie nicht zu vermeiden, was durch Abtreiben grober Schmutzstoffe in den Ableitungskanal zum Ausdruck kommt, wenn nicht, wie bei der vorliegenden Erfindung, die Klärräume dreikammerig angeordnet und durch Einschaltung einer Beruhigungskam mer, mit ällmählich in der Durchflussrich tung zunehmendem Querschnitt zwischen einer Schwimmstoff-Abtrennvorrichtung und einem Hauptklärraum die notwendigen Mass nahmen zu einer völligen Beseitigung dieser Mängel getroffen werden.
In der beigefügten Zeichnung ist ein Aus führungsbeispiel der neuen Erfindung im Horizontalschnitt und in zwei Vertikal schnitten dargestellt. Fig. 1 zeigt den Hori zontalschnitt, Fig. 2 einen Schnitt d-d1 durch den Schlammraum s, die Schwimm stoff-Abtrennvorrichtung a und die Beruhi gungskammer b, und Fig. 3 einen Schnitt r-r1 durch den Schlammraum s und den Hauptklärraum h.
Durch die Trennwänden und n1, l und l1 sind die drei den Gesamtklärraum k bilden- den Abteilungen a, b, h von dem Schlamm raum s abgetrennt. Sie stehen mit ihm ledig lich durch die Schlitzöffnungen f, o und o1 in bekannter Weise in Verbindung. Der Ein tritt des Abwassers in die Schwimmstoff-Ab trennvorrichtung a erfolgt aus der Zuleitung e durch den Eintauchschacht g, sein Durch fluss in der Pfeilrichtung von oben nach un ten. Die im Wasser enthaltenen leichten Schwimmstoffe werden durch die rückwär tige Wand t, die ganz oder teilweise senk recht oder schräg angeordnet sein kann und die Schwimmstoff-Abtrennvorrichtung a von der Beruhigungskammer b scheidet, vom Ab treiben in letztere zurückgehalten. Gleich zeitig dient die Wand t als Leitwand zur Umkehr der Durchflussrichtung zwischen Abtrennvorrichtung a und Beruhigungskam mer b.
Die Schwimmstoffe wirbeln hoch und werden durch die Schlitzöffnung f selbst tätig in bekannter Weise in den obern Teil des Schlammraumes s abgeschieden. Sie sind also aus dem Abwasser bereits entfernt, wenn dasselbe, noch mit allen Sinkstoffen beladen, durch die Verbindungsöffnung z in die Be ruhigungskammer b gelangt.
Die Beruhigungskammer b ist in bekann ter Weise gleichzeitig als Absitzraum mit Sohlenschlitz o ausgebildet mit Abwasser durchfluss in der Richtung von unten nach oben. Ihr besonderes Kennzeichen gegenüber Bekanntem, besteht darin, dass sie in einen der Durchflussrichtung allmählich zunehmen den Querschnitt aufweist.
Diese allmähliche Querschnittsvergrösserung in der Durchfluss richtung bewirkt in ihrer klärtechnischen Auswirkung eine allmähliche Abdrosselung der Durchflussgeschwindigkeit, die sich in bekannter Weise schon bei normalem Betrieb günstig bemerkbar macht, aber bei plötz lichen, durch starken Abwasserzufluss her- beigefühtren Stössen im Absitzraum, diese auffängt, ausgleicht und damit für den Klärbetrieb unschädlich macht, wobei gleich zeitig die anfängliche Stossbewegung des zu fliessenden Abwassers zur Beförderung der Schwimmstoffe aus dem Eintauchschacht g in die eigentliche Abtrennvorrichtung a be- nutzt wird.
In der Beruhigungskammer wird der Stoss aufgefangen, wobei sich in bekann ter Weise gleichzeitig hauptsächlich schwere Sinkstoffe absetzen, die dann durch die Schlitzöffnung o in den Schlammraum s aus geschieden werden.
Der Hauptklärraum h ist von der Beruhi gungskammer b durch eine Trennwand w ab getrennt. Sein Inhalt steht zweckmässig ent weder durch eine Wandöffnung c oder über die als Überlauf ausgebildete Oberkante der Trennwand w, mit dem der Beruhigungs kammer b in Verbindung.
Die Durchflussrichtung des Abwassers im Hauptklärraum h ist horizontal gerichtet, im Gegensatz zu der von oben nach unten gerichteten Durchflussbewegung in der Schwimmstoff-Abtrennvorrichtung und der von unten nach oben gerichteten Wasser bewegung in der Beruhigungskammer. Die ser ständige Wechsel der Durchflussrichtung in den drei gemeinsam den Klärraum k bil denden Kammern a, b, h ist zur Erzielung einer einwandfreien mechanischen Klärwir kung bei Hausklärgruben insofern von aller grösster Bedeutung, als der Durchfluss durch jede einzelne Kammer zwangläufig stets in der Richtung stattfindet, die jeweilig zur Er zielung einer Höchstleistung jeder Einzel kammer entsprechend dem ihr im fortlaufen den. Klärvorgang zugedachten besonderen Verwendungszweck notwendig ist.
Im Hauptklärraum h wird der Rest der noch im Abwasser enthaltenden ausscheid- baren Sinkstoffe abgeschieden und durch den Sohlenschlitz o1 in den Schlammraum s be fördert, wo er mit den übrigen Sink- und Schwimmstoffen getrennt zur Ausfaulung gelangt.
Das mechanisch fertig geklärte Wasser fliesst am Ende des Hauptklärraumes h in bekannter Weise unter einer Tauchwand in den Ableitungskanal y ab und wird aus diesem entweder direkt in einen Wasserlauf oder zur biologischen Weiterbehandlung in die hierzu bekannten Vorrichtungen geleitet.
Ein besonderer technischer Fortschritt, den die dargestellte Anlage gegenüber Be- kanntem aufweist, liegt weiter noch darin, dass sämtliche drei zusammen den Klärraum k bildenden Einzelkammern a, b, h in zu sammen mindestens die halbe Grundfläche bedeckenden Kreissegmenten der Kläranlage untergebracht sind. Es sind zwar schon Kläranlagen bekannt, bei denen Kreisseg mente zum Einbau von Klärräumen benutzt wurden. Es handelt sich jedoch hierbei so wohl bei Kläranlagen nach dem Frisch wasserverfahren, wie auch bei Faulkammern durchweg stets um Nachklärräume für be reits in andern Räumen vorbehandeltes Ab wasser, nicht aber, wie bei der dargestellten Anlage um die Unterbringung sämtlicher, zu sammen den gesamten mechanischen Klär vorgang bewirkenden Einheiten in zusam men mindestens die halbe Grundfläche der Kläranlage bedeckenden Kreissegmenten.
Die neue Erfindung gestattet unter ande rem den Bau sehr leistungsfähiger, billiger, leicht und ohne Bruchgefahr zu transportie render, bequem einzubauender, im Betrieb übersichtlicher und einfach zu bedienender Hausklärgruben in Prodorit- oder Zement ringkonstruktion.
Die beigefügte Zeichnung soll nur eine Ausführungsform der neuen Erfindung dar stellen. Im übrigen ist die Ausbildung, Grössenbemessung und Anordnung im Rah men der Erfindung sowohl der Abtrennvor richtung, der Beruhigungskammer, des Hauptklärraumes und des Faulraumes be liebig. Die neue Kläranlage kann sowohl für kleine Hauskläranlagen, als auch für Grosskläranlagen Verwendung finden.