Verfahren zur Reindarstellung von spezifischem Scharlach-Pseudoglobulin aus Blut serum, sowie aus Exsudaten und Transsudaten erkrankter Individuen. Es ist bekannt, dass sich im Blutserum von. Patienten nach dem Überstehen einer Infektionskrankheit nicht unwesentliche Mengen von spezifischen Immunstoffen vor finden.
Aus dieser Tatsache wurde einE praktische Folgerung dadurch gezogen, .dass man das Blutserum von Individuen nach überstandener Krankheit, also sogenanntes RekonvaleSZentenserum, als Schutzmittel ge gen die betreffende Krankheit bei gesunden und als Heilmittel bei an derselben Krank heit erkrankten Individuen verwandte..
Es ist fernerhin bekannt, dass im Blutserum von Individuen, welche an einer Infektions krankheit leiden oder überhaupt der Ein wirkung von Antigenen unterliegen, Stoffe enthalten sind, welche entweder die Infek tion auf andere Individuen zu übertragen befähigt sind, oder welche zum mindesten bei gesunden Individuen Xrankheitserschei- nungen derselben Art auszulösen vermögen.
Im ersten Falle handelt es sich um belebte Stoffe, also unmittelbar um Krankheits. erreger (Bakterien oder andere Virusarten), im letzteren Falle um sogenannte Toxine, welche im Blute und in dem übrigen Säfte strom erkrankter Individuen zu kreisen pflegen. Man weiss auch, dass die gleichen Stoffe sich in pathologischen Ergüssen, nämlich in Exsudaten und Transsudaten, vorfinden, die sich infolge von Infektions krankheiten in vielen Fällen in den Körper höhlen erkrankter Individuen ansammeln.
Es wurde nun die Beobachtung gemacht, dass die Menge von Antikörpern und Antigenen in derartigen pathologischen Ergüssen im allgemeinen grösser ist als die Menge an die sen spezifischen Stoffen im Blutserum der gleichen Patienten.
Es ist verständlich, dass die gleich zeitige Anwesenheit von lebenden Erregern und von unbelebten Antigenen (Toxinen) neben den eigentlichen Immunstoffen die Anwendung des Blutserums und ebenso die Anwendung von txsudaten und '-Irans- sudaten als Schutz- und Heilmittel bei an dern Individuen sehr beträchtlich erschwert, ja sogar in vielen Fällen vollkommen un möglich macht, -da mit ihrer Anwendung stets die Gefahr der krankmachenden Wir kung verbunden sein muss.
Es wurde nun gefunden, dass eine Bein darstellung von spezifischem Scharlach- Pseudoglobulin aus Blutserum, sowie aus Exsudaten und Transsudaten erkrankter In dividuen dadurch ermöglicht ist, dass nach der durch elektroosmotische Behandlung und Filtrieren erfolgten Abtrennung des Euglo- bulins und der in diesem enthaltenen Anti gene das Pseudoglobulin aus der vom Niederschlage befreiten Lösung durch Fäl lung mit Neutralsalzen abgeschieden,
der erhaltene Niederschlag in \Wasser gelöst und diese Lösung auf elektroosmotischem Wege gereinigt wird.
Zur Durchführung dieses Verfahrens verfährt man beispielsweise folgendermassen: Die betreffenden Flüssigkeiten werden zunächst durch Zentrifugieren oder Filtrieren von den in ihnen enthaltenen festen Bestand teilen getrennt. Hierauf werden dieselben in den Mittelraum eines elektroosmotischen Dreizellenapparates gebracht, dessen katho- disches Diaphragma aus Buttertuch (dicht gewebtes Segeltuch), während das anodische Diaphragma aus Chromgelatine auf W olk- oder Chinonleder besteht.
Durch die elektro- osmotische Behandlung entzieht man den betreffenden Flüssigkeiten zunächst alle Elektrolyte, wodurch das unlösliche Globu lin, nämlich das Euglobulin, im isoelektri- schen Punkt zur .Useheidung kommt. Mit diesem Euglobulin werden alle Antigene und alle in den Exsudaten ursprünglich vorhan denen Krankheitserreger zur Abscheidung gebracht.
Man trennt dann in der salzfreien Flüssigkeit den Bodensatz, also das Eu- globulin, von den flüssigen Bestandteilen durch Filtrieren oder Zentrifugieren. Letz tere enthalten nur noch Pseudoglobulin und Albumin. Die durch das Filtrieren oder Zentrifugieren erhaltene völlig klare Flüs- sigkeit wird nach bekannten Methoden einer Salzfällung unterworfen, durch welche eine Trennung von Albumin und Pseudoglobulin herbeigeführt werden kann. Der erhaltene, aus Pseudoglobulin bestehende Niederschlag wird hierauf in Wasser gelöst und wiederum der Einwirkung des elektrischen Stromes in dem oben beschriebenen Dreizellenapparat unterworfen.
Man erhält hierbei eine voll kommen klare, salzfreie Flüssigkeit, welche im chemischen Sinne nur Pseudoglobulin in Lösung und damit verbunden spezifisehe Immunstoffe in reichlicher Menge enthält. Airs <I>f</I> ülcrungsb eispiel In dem Blutserum von Scharlach-Rekon- valeszenten oder von mit Scharlach-Toxinen behandelten Tieren finden sich grosse Mengen von Antikörpern. Zur Beindarstellung der diese Antikörper beinhaltenden Pseudo- globulinfraktion des gesamten Serumeiweisses wird folgenderweise vorgegangen:
3 Liter Blutserum werden in den Mittelraum eines Dreizellenapparates gebracht und der Ein wirkung des elektrischen Stromes unter worfen. Die Spannung beträgt anfänglich nur 20 bis 30 Volt, während die Strom stärke zirka 1,0 bis 12 Amp. beträgt. Inner halb von etwa zwei Stunden sinkt die Stromstärke auf 0,5 bis 0,2 Amp., während die Spannung auf 220 Volt ansteigt. In der Flüssigkeit scheidet sich nunmehr, und zwar bei einer Wa.sserstoffionenkonzen- tration von etwa 6,4 pA., ein flockiger Nieder schlag ab, welcher mit Hilfe der Zentrifuge gesammelt wird.
Die vom Bodensatz befreite, völlig klare Flüssigkeit wird mit kristallinischem Mag nesiumsulfat gesättigt oder mit so viel gesättigter Ammoniumsulfatlösung versetzt, dass alle Pseudoglobuline abgeschieden wer den. In beiden Fällen erhält man einen reichlichen Niederschlag, welcher mit HilfE der Zentrifuge oder durch Filtration von der überstehenden Lösung getrennt werden kann. Der Niederschlag wird in wenig Wasser gelöst und wird ,zur Beseitigung der überschüssigen Schwefelsäure in be- kannten Weise mit Bariumacetat versetzt und vom abgeschiedenen Bariumsulfat ab filtriert.
Die klare Lösung wird dann er neut in dem oben beschriebenen Dreizellen- apparat der Elektroosmose unterworfen. Man erhält eine völlig klare Flüssigkeit, welche gegebenenfalls im Vakuum unter Vermeidung hoher Temperaturen konzen.. friert oder zur Trockne eingedampft wer den kann.
Aus den angewandten 3 Litern Blutserum erhält man im Durchschnitt <B>0,5</B> gr Euglobulin und etwa 1 gr trockenes Paraglobulin, welches) zum Gebrauch als Heilmittel gegen Scharlach in physiolo- giseher Kochsalzlösung aufzulösen ist.