Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von starben Kunstseidefäden nach dem Streckspinnverfahren. Gegenstand der Erfindung ist ein Ver fahren zur Herstellung von starken Kunst seidefäden nach dem Streckspinnverfahren, insbesondere dem Kupfer-Oxyd-Ammoniak- Streckspiunverfahren, sowie Vorrichtungen zur Ausübung des Verfahrens.
Nach der Erfindung werden starke Kunstseidefäden, dadurch hergestellt, dass in einer von Fällflüssigkeit durchströmten Spinnvorrichtung zwei oder mehr nebenein ander laufende getrennte Faserbündel er zeugt und getrennt behandelt werden, bis sie die Klebfähigkeit verloren haben, worauf sie aus der Spinnvorrichtung zu einem gemein samen starken Kunstseidenfaden vereinigt herausgeführt werden.
Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass man die einzelnen Faserbündel nicht stärker als bisher zu machen braucht, wodurch ein gleichmässiges Koagulieren der Einzelfasern gesichert wird, während, wenn man ein ein ziges Faserbündel aus den vielen Einzel fasern erzeugen würde, von einer bestimmten Grenze an ungleichmässige Fasern erhalten werden würden.
Es war bekannt, grössere Faserbündel bei der Herstellung von Stapelfasern zu unter teilen und zu diesem Zweck eine Spinndüse zu benutzen, bei welcher die Bohrungen für die einzelnen Fäden gruppenweise durch boh rungsfreie Zonen getrennt waren. Bei dieser bekannten Düse waren jedoch die bohrungs freien Zonen so schmal, dass sie für das Streckspinuverfahren ungeeignet war, weil hier die strömende Fällflüssigkeit das Be streben hat, die einzelnen Faserbündel auf einander zuzutreiben, so dass bei zu geringem Abstand der einzelnen Lochgruppen der Düse die Faserfäden alsbald nach dem Aus tritt aus der Düse zusammenlaufen und ver kleben.
Ferner -war es bekannt, in ein von Fällflüssigkeit durchströmtes Rohr durch zahlreiche Düsen von aussen her Fadenbündel einzupressen. Zum Beispiel wurden, 64 Dü senplatten teils neben, teils übereinander rund um das Rohr herum angeordnet und gleichzeitig 14000 Fäden erzeugt. Dabei strömte die Fällflüssigkeit nacheinander an den verschiedenen übereinander angeordneten Gruppen von Düsenplatten, vorbei, wodurch infolge der Veränderung der Fällflüssigkeit während des Spinnvorganges die untern Fä den anders koagulierten wie die obern.
Ausser dem waren die Düsengruppen so dicht über und nebeneinander gelegt, dass ein Verkle ben der Einzelfäden unvermeidbar war. Das bekannte Verfahren betraf denn auch nicht die Herstellung starker Kunstseidefäden, sondern die Herstellung eines aus einzelnen, ein Fadengewirr bildenden Fäden bestehen den Fadenstranges. Vermutlich sollte dieser Fadenstrang als Rohmaterial für die Erzeu gung von Stapelfasern dienen.
Im Gegensatz hierzu werden nach der Anmeldung starke Kunstseidefäden erzeugt, in denen die Einzelfasern nicht verklebt sinn. und unverwirrt wie in den schwächeren Fä den nebeneinander liegen.
Die Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung ist in verschiedenartigen Vor richtungen möglich. Es kann schon genügen, nur die Spinnbrause so zu unterteilen, dass zwei oder mehr Faserbündel vorhanden sind und diese Bündel durch einen Trichter ab zuleiten und vor dem Auslauf aus dem Trichter zusammenzufassen, wenn die Ein zelbrausen oder Lochgruppen in einer Brause so weit voneinander liegen, dass sich die Fa serbündel erst vereinigen können, nachdem die Fäden ihre Klebfähigkeit verloren haben.
Man kann sich auch in einem Spinnapparat so vieler Spinnbrausen und Trichter bedie nen, als Faserbündel vorhanden sind und die Trichter in ein gemeinsames Auslaufrohr münden lassen. Endlich ist es möglich, Vor richtungen zu verwenden, bei denen der Aussenmantel unmittelbar Trichtergestalt be sitzt, also das umgebende zylindrische Ge häuse fortfällt und diese trichterfdrmigen Gehäuse mit je einer Spinnbrause und einem gemeinsamen Auslauf zu versehen. Selbst verständlich sind auch andere Formen mög lich.
Auf der Zeichnung zeigt: Fig. 1 eine Spinnvorrichtung mit zwei Brausen und einem Trichter in Seiten ansicht; Fig. 2 zeigt schematisch im Grundriss die Anordnung der Brausen des Trichters und des Auslaufes an der Spinnvorrichtung; Fig. 3 und 4 zeigen in gleicher Darstel lung eine .Spinnvorrichtung mit zwei Einzel trichtern, Fig. 5 und 6 eine Spinnvorrichtung mit drei einzelnen trichterförmigen Gehäusen. Bei der Vorrichtung nach Fig. 1 sind oben zwei Spinnbrausen a' und a' im Ge häuse b vorgesehen. Das Gehäuse besitzt einen einzigen Trichter c mit Auslaufrohr d.
Die Fällflüssigkeit wird durch den Stutzen e zugeführt. Die beiden Faserbündel f' und f' treten getrennt aus den Brausen a' und a' aus und laufen getrennt im Trichter bis zum Beginn des Austrittsrohres d. In diesem ver einigen sie sich und werden gemeinsam her ausgeführt. Statt zweier getrennter Spinn brausen kann auch eine einzige Spinnbrause verwendet werden, bei der die Lochungen entsprechend der Zahl der Faserbündel in voneinander getrennten Gruppen zusammen gefasst sind.
Bei der Ausführungsform nach Fig. 3 und 4 ist der Trichter c in zwei Einzeltrich ter c' und e2 aufgelöst, die ein gemeinsames Auslaufrohr d besitzen. Hier ist also die an fängliche Trennung der einzelnen Faserbün del f' und f \ dadurch weitgehender gesichert, dass jedes Faserbündel für sich in einem be sonderen Trichter geführt ist. Man kann auch hier Einzelbrausen oder eine gemein same Brause mit gruppenweise angeordneten Austrittslöchern für die Spinnflüssigkeit verwenden. Die Zahl der Faserbündel und Brausen oder Lochgruppen in einer gemein samen Brause ist bei dieser wie bei der vor hergehenden Ausführungsform beliebig.
Auf der Zeichnung ist ein Zuführungsstutzen e für die Fällflüssigkeit dargestellt. Es kön nen auch mehrere .Stutzen in der Trichter verteilung entsprechender Anordnung vor gesehen sein. Ebenso kann die Höhenlage der Stutzen sich ändern. Bei genügend ruhi ger Zuführung der Fällflüssigkeit können die Stutzen auch oberhalb der Trichteroberkan- ten liegen.
In den Fig. 5 und 6 sind drei Einzelvor richtungen dargestellt. Die Gehäuse b', b' und b3 besitzen schon je für sieh Trichter form, so dass die in die Gehäuse eingesetzten Trichter c fortfallen. Die Gehäuse gehen un mittelbar in das gemeinsame Auslaufrohr d über. In jedem Spinnapparat ist eine Brause a@, a', a3 angebracht. Die Zuführung der Fällflüssigkeit kann in jeder geeigneten Weise geschehen.
Man kann jedem Gehäuse b einzeln Fällflüssigkeit durch ein Rohr e', e''', e3 von oben zuführen. Man kann auch in an sich bekannter Weise unten, wie strichpunk tiert angedeutet, an der Zusammenführungs stelle der Trichter ein Zuführungsrohr e4 an ordnen und oben an jedem Gehäuse ein Ab flussrohr g', g', g3 anordnen. Dann fliesst die Fällflüssigkeit zunächst im Gegenstrom zu den Faserbündeln und von der Zusammen fassungsstelle der Faserbündel ab im Gleich strom.
Die Mannigfaltigkeit der beschriebenen Vorrichtungen zeigt, dass das Verfahren nach der Erfindung sich unabhängig von der ver wendeten Vorrichtung in jeder Spinnvorrich tung ausführen lä,sst, die gestattet, die einzel nen Faserbündel zunächst getrennt zu führen und während des ,Spinnvorganges zusammen zufassen.