Verfahren zur Herstellung einer wetterbeständigen, abwaschbaren und feuersicheren Anstrichfarbe. Die bekannten Silicatanstriche, dünnflüssige Mischungen von Silicatlösung mit Pigmenten, zeigen den Übelstand, dass sie im Laufe der Zeit auswittern. Um dieses Auswittern zu verhindern, wurde vorgeschlagen, das über schüssige Alkali der Silicatlösung vorher zu neutralisieren. Die Silicatanstriche sind über dies spröde und können daher nur auf Mauern und dergleichen starren Gebilden verwendet werden.
Für anderweitige Anstriche, die, wenn auch nur geringe Elastizität beanspruchen, eignen sie sich nicht. Um den Silicatanstrichen eine gewisse Geschmeidigkeit zu geben, hat man schon versucht, ihnen mehr oder weniger Glyzerin einzuverleiben. Man hat ihnen mehr damit wohl eine gewisse Elastizität gegeben, gleichzeitig aber ihre so wertvolle Eigenschaft der Wetterfestigkeit geschädigt.
Die Silicatanstriche zeigen die absolute Wetterbeständigkeit erst dann, wenn sie vor her einmal vollständig ausgetrocknet waren. Glyzerin ist aber nicht nur wasserlöslich, es ist auch hygroskopisch. Die Glyzerin-Silicat- anstriche werden daher nie vollständig trocknen und können somit vorher nie in jenen Zu stand übergehen, der für die absolute Wetter beständigkeit unbedingte Voraussetzung ist.
Neben dieser verminderten Wetterfestig keit zeigen sich auch noch andere Folgeerschei nungen der dauernden Feuchtigkeit wie Ab blättern, Blasenwerfen, Zersetzung des Sili- cates und dergleichen mehr.
Es wurde nun gefunden, dass alle diese Übelstände der Glyzerin-Silicatanstriche nicht mehr auftreten, wenn man nicht Glyzerin, sondern eine Verbindung desselben, nämlich Bromhydrin zusetzt. Das Verfahren ist da durch gekennzeichnet, dass ein Bindemittel, das erhalten wurde durch Zusammenbringen von Bromhydrin, Wasserglas und Weinsäure, mit festem Pigment vermischt wird. Das Bromhydrin ist eine viskose Flüssigkeit mit allen günstigen Eigenschaften des Glyzerins und dem besonderen Vorteil, nicht mehr hygroskopisch zu sein.
Möglicherweise spielt auch das Halogen des Bromhydrins eine aus schlaggebende Rolle, indem es nach dem An striche unter dem Einflusse ultravioletter Strahlen oder sonstiger Katalysatoren mit dein Alkali des Silicates reagiert und der (lyzeririrest und die Kieselsäure etwa nach Art der organischen Kieselsäureester, wetter- 1)eständige, elastische, organische Verbin dungen ergeben.
Im folgenden sei nunmehr das Verfahren durch ein Beispiel erläutert: 15 Teile Glyzerin werden mit 1 Teil chemisch reinem Brom versetzt und solange erwärmt, bis das gesamte Brom mit dem Glyzerin völlig in Reaktion getreten und teilweise in Bromhydrine überführt worden ist. Dem so entstandenen Produkt werden nun die etwa 8 i/:., fache Menge Kaliwasser glas und etwas verdünnte Weinsäure zuge setzt.
Es wird nun eine . zweite Lösung aus Natronlauge und Kieselsäure beziehungsweise Natronwasserglas und sehr verdünnter Salz säure bereitet. 7 Teile der letzteren Lösung werden mit 2 Teilen der ersten Lösung ver einigt und bilden das Bindemittel. Die ge samte Lösung wird im Verhältnis 1-1'/:,, Teile Flüssigkeit mit 1 Teil festem Pigment in üblicher Weise verrieben. Die Menge des flüssigen Bindemittels ist von der Saugfähigkeit der zu streichenden Unterlage abhängig.
Schon ein einmaliger Anstrich bildet einen wetterbeständigen, waschbaren, .säure- und alkaliwiderstandsfähigen, feuersicheren, voll kommen lichtbeständigen, elastischen Über zug, der nicht abblättert und auch keine Blasen wirft. Dem fertigen Anstrich kann man zur Erhöhung der Haftfestigkeit an der L?ntei-lage bekannte Binde- und Klebemittel zusetzen.