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Oesterreichische PATENTSCHRIFT nu 8822.
CLASSE 28 : GERBEREI, LEDERBEARBEITITSG. b) Chemischer Theil. Verfahren zum Marmorieren von Leder in verschiedenen Farbentönungen.
Vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Marmorieren von Leder in verschiedenen Farbentönungen oder Schattierungen, wodurch man sehr schöne Effecte in kunstgewerblicher Hinsicht erzielen kann. Es ist bekannt, Leder einheitlich in verschiedenen Farben herzustellen und es ist gleichfalls bekannt, Effekte in Farbenschattierungen dadurch zu erzielen, dass man nach dem Färben des Leders an gewissen Stellen die Farbe durch Beizen wegnimmt, um auf diese Weise eine Marmorierung der Lederoberfläche hervorzubringen.
Immerhin kann man nach dem angegebenen Verfahren keine grossen und abwechslungsreichen Wirkungen erzielen, da die Wegnahme der Farben praktisch nur in gleichmässiger Weise vollzogen werden kann, so dass sich selten mehr als zwei
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Luderoherfächf mit einer geeigneten Lösung beizt, so dass din gebeizten Stellen bei der darauffolgenden Behandlung mit Anilinfarbenlösungen die Farbe nicht annehmen. Im Vereine hiermit kann man gewisse Stellen der Lederoberfläche mit Lösungen bestimmter chemischer Salzebetupfen oder bepinseln und durch Einwirkung von geeigneten Salzen oder Säuren auf der Oberfläche des Leders eine chemische Reaction stattfinden lassen, welche Färbungen in den verschiedensten Schattierungen hervorruft.
Indem man nun diese beiden Arbeiten combiniert, ist man imstande, Bilder und Zeichnungen auf der Lederoberfläche, welche durch Lederschnitt hergestellt wurden, mit sehr schönen Farbentönungen zu versehen und z. B. BIlder in Ausführung nach dem Geschmack der sogenannten modernen Richtung mit marmoriertem Hintergrunde auf Leder, bezw. Ledergegenstände aufzubringen.
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wünscht. Im allgemeinen verfährt man etwa wie folgt :
Die zu decorierende Lederoberfläche wird mit den ('onturen des betreffenden Bildes versehen, das durch Lederschnittarbeit in das Leder eingezeichnet wird. Alsdann wird die Lederoberfläche mittelst eines Schwammes mit Wasser angefeuchtet.
Die Zeichnung oder das eingeschnittene Bild wird nun mit einer entsprechend zugeschnittenen Schablone bedeckt und diejenigen Stellen des Leders, welcl'e am Schlusse der Behandlung hell
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mit einer verdünnten Alkalilauge (Natronlauge, Kalilauge), was nur den Zweck haben soll, die Poren des Leders zu schliessen. Dies ist aus dem Grunde wichtig, damit die später aufzutragende Farbe nicht in das Leder eindringt und schwarze Flecken hervorruit.
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MM m nimmt nun die übersssssige Alkalilauge durch Reiben vermittelst eines trockener Leinwandlappens fort und spritzt vorzugsweise auf die feuchte Unterlage nochmals Alaun auf, um die gewünschten hellen Stellen für die Marmorierung ganz besonders stark hervortreten zu lassen.
Nachdem abermals die Lederoberfläche vollkommen trocken geworden ist, wird das Leder mit einer Lösung der betreffenden Anilinfarbe überrieben.
Die mit'Alaun geheizten Stellen nehmen die Farbe nicht an und bleiben demnach hell, wodurch eine Marmorierung in höchst effectvoller Weise erzielt wird.
Um die Zeichnungen oder Bilder zu nuancieren und aus der Oberfläche besser heraustreten zu lassen, verfährt man in der Weise, dass man diejenigen Stellen des Bildes oder der Zeichnung, welche hellgelb erscheinen sollen, mit Alaunlösung beizt, wogegen'die
Stellen, welche eine dunkle Tönung annehmen sollen, mit der Lösung eines Alkalichromates behandelt werden, wobei man die Concentration der Lösung je nach der gewünschten Tiefe der Farbe variieren lässt.
Will man andere Farben auf den Zeichnungen erscheinen lassen, so kann man z. B. die betreffenden Stellen mit einer Eisenlösung bepinseln und die dadurch entstandene graue bis grauschwarze Färbung von gerbsaurem Eisen mit einer geeigneten Säure behandeln. Nimmt man Salzsäure, so erhält man einen ganz hellgelben Ton, Oxalsäure ruft eine ins Rosa schimmernde Fleischfarbe hervor, Picrinsäure gibt einen gelbgrünen Ton u. s. w.
An Stelle von Alaun kann man auch Zinnchlorid zum Beizen des Leders verwenden, jedoch geschieht dies mit weniger gutem Erfolge.
Die hierbei zu verwendenden Lösungen besitzen eine verschiedene Concentration und richtet sich dies nach den gewünschten Farbennuancen. Für gewöhnlich nimmt man eine Lösung von etwa 60 g krystallisiertem Alaun per Liter und eine Alkalilauge on 2-3 B.
Die Säuren werden in stark verdünnter Lösung verwendet, damit keine schädlichen Nebenwirkungen auftreten.
Das auf diese Weise behandelte Leder kann zu den verschiedensten Gegenständen verarbeitet werden, als da sind : Albums, Schreibmappen, Galanteriewaren im allgemeinen, Leder zu Möbolzwocken u. s. w.