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Verfahren zur Herstellung von Harnstoff.
Bei der katalytischen Umwandlung von Cyanamid in Harnstoff unter Verwendung von'Kalkstickstoff und von in der Technik abfallenden, kohlensäurehaltigen Gasen wurde die Beobachtung gemacht, dass die Wirksamkeit und Beschaffenkeit der Katalysatoren bei mehrfachem Gebrauch nicht unerheblich verschlechtert wurde. Als eine Ursache dieser Ver- schlechterung der Katalysatoren wurde schon früher die Adsorbtion von in der technischen
Lösung von Kalkstickstoff enthaltenen Salzen erkannt. Dass aber auch noch andere Ursachen dabei im Spiele sein mussten, zeigten technische Versuche im Grossen.
Wurden nämlich hierbei Mangansuperoxyd oder seine Hydrate als Katalysatoren benutzt, so ergaben sich neben der Verlangsamung der Katalysatorwirkung auch direkte Verluste an der Katalysator- menge dadurch, dass von dem Mangansuperoxyd ein Teil als Manganosalz in Lösung ging.
Das konnte nur durch reduzierende Stoffe in der Kalkstickstofflösung bewirkt sein und Versuche ergaben dann auch, dass keine Verluste von Mangansuperoxyd mehr stattfanden, wenn durch Zusatz von chemischen Stoffen zu dem mit Säuren behandelten Kalkstickstoff- brei oder zur Kalkstickstofflösung dafür gesorgt wurde, dass bei der Katalyse reduzierende
Stoffe nicht mehr vorhanden waren.
Ebenso zeigte sich auch bei der Verwendung von Zinnsäure als Katalysator, dass hier zwar nicht durch Reduktion, sondern durch andere chemische Umsetzungen der reduzierenden Stoffe mit dem Kalkstickstoff Veränderungen des Katalysators eintraten, die ebenfalls zu einer allerdings nur weniger bedeutenden Verlangsamung der Katalysatorwirkung führten.
In der Hauptsache bestehen, wie die angestellten Untersuchungen ergaben, die, reduzierenden Stoffe, die in der technischen Kalkstickstofflösung oder in dem mit Kohlensäure behandelten Kalkstickstoffbrei enthalten sind, aus Schwefelverbindungen, die zum grössten Teil aus dem Kalkstickstoff selbst stammen, zum geringeren Teil aus den technischen, kohlensäurehaltigen Gasen. Durch einfache Fällungsmittel lassen sich diese Stoffe nur soweit entfernen, als sie aus Schwefelwasserstoff bestehen. Das ist aber nach der Neutralisation des Kalkstickstoffs nur noch zum geringsten Teil der Fall, weil der aus dem Kalziumsulfid des Kalhtickstoffs stammende Schwefelwasserstoff beim Neutralisationsprozess der Kalkstickstofflösung oder des Kalkstickstoffbreis mit dem Cyanamid zu Schwefelharnstoff zusammentritt.
Die Zersetzung des Schwefelharnstoffs kann aber nur durch Entschwefelung mit gewissen Metallsalzen in alkalischer Lösung geschehen. Da ausserdem ein Teil der reduzierenden Stoffe aus schwefliger Säure und unter Umständen auch aus organischen Stoffen besteht, die mit den kohlensäurchaltigen Gasen, z. B. Verbrennungsgasen, in die Lösung gelangen können, so gelingt die Entfernung oder Zerstörung der reduzierenden Stoffe am sichersten und am vollständigsten nicht durch irgendwelche Fällungsmittel, sondern durch Oxydationsmittel. Bewährt haben sich als solche besonders Permanganate, Persulfate, Wasserstoffsuperoxyd doch können auch noch andere Oxydationsmittel Verwendung finden.
Beispiel : 2000 cm3 Cyanamidlösung mit 2'50/, Cyanamidstickstoff wurden mit 200 g Mangansuperoxyd bei 850 gerührt. In einer halben Stunde war das gesamte Cyanamid in Harnstoff übergeführt und in der Harnstofflösung liess sich durch Oxydationsmittel, Wasserstoffsuperoxyd oder Natriumhypochloritlösung, Mangan in grösseren Mengen qualitativ
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nachweisen. Wurde bei einem gleichen Versuche die Cyanamidlösung vor der Katalyse in der Kälte mit Kaliumpermanganatlösung behandelt, so wurde das Kaliumpermanganat reduziert unter Abscheidung von Mangansuperoxyd. Die darauffolgende Katalyseumwandlung dauerte 25 Minuten und in der bei der Katalyse erhaltenen Harnstofflösung liess sich jetzt kein Mangan mehr nachweisen.