<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Induktion der Bildung von Fortpflanzungsorganen bei sich in der vegetativen Phase befindlichen Pflanzen
Es ist bekannt, dass durch Temperaturreize ein Einfluss auf die Entwicklung vieler. Pflanzen ausgeübt werden kann. Für die Landwirtschaft besonders bedeutsam ist der Einfluss von Kälte auf gequollene Samen und junge Pflanzen ; das Fehlen einer Frostperiode im Winter kann bei Wintergetreide zu einem Ausbleiben der Ährenbildung und deshalb zu Missernten führen. Es besteht daher ein sehr grosses Bedürfnis nach einer Methode, mit welcher eine willkürliche Induktion der generativen Phase bei Pflanzen bewirkt werden kann.
Es wurde nun gefunden, dass Tocopherole eine derartige Induktion bewirken. Gegenstand der Erfindung ist demnach ein Verfahren zur Induktion der Bildung von Fortpflanzungsorganen bei sich in der vegetativen Phase befindlichen Pflanzen, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass man die Pflanzen mit einer wässerigen oder pulverförmigen Dispersion eines Tocopherols oder eines Gemisches von Tocopherolen behandelt.
Man hat bereits untersucht, ob Tocopherol einen Einfluss auf die Fruchtausbildung besitzt. Die durch Schöpfer et al. (Z. f. Vit. Forsch. fuzz S. 344 ff) durchgeführten Versuche unter Verwendung von öligen Lösungen von d, l-a-Tocopherol ergaben jedoch eine allgemeine Hemmung des Wachstums der Pflanzen und keinen Effekt auf die Blütenbildung. Überraschenderweise konnte im Rahmen der Erfindung festgestellt werden, dass wässerige Lösungen von Tocopherolen einen bemerkenswerten Einfluss auf die Induktion der Blütenbildung ausüben.
Hinsichtlich der Wachstumsförderung im allgemeinen ist es seit langem bekannt, sogenannte Pflanzenhormone einzusetzen, wie z. B. ss-Indolessigsäure, ss-Indolpropionsäure usw. Wie der USA-Patentschrift Nr. 2,654, 668 zu entnehmen ist, wurde auch bereits eine Kombination solcher Pflanzenhormone mit abgebauter Hefe zur Wachstumsförderung eingesetzt, wobei bekanntlich Hefe auch Vitamin E enthält. Von einer Blüteninduktion ist bezüglich dieser Kombination und auch insbesondere in bezug auf Vitamin E nichts bekanntgeworden.
Erfindungsgemäss können die Tocopherole sowohl als solche als auch in Form ihrer Ester, z. B. als Acetat oder Phosphat eingesetzt werden : Für das erfindungsgemässe Verfahren eignen sich sowohl natürliches Vitamin E (d -a-Tocopherol) als auch synthetisch gewonnene Produkte, insbesondere d, l-a-Toco- pherol, d, l-y-Tocopherol usw. Die zu verwendenden Mengen liegen im Konzentrationsbereich, in welchem Pflanzenhormone üblicherweise wirksam sind. Man wird zweckmässigerweise mit Konzentrationen von etwa 3 bis 500 Gew.-Teilen Tocopherol pro Million Gew.-Teile anzuwendende Dispersion arbeiten.
Zur Herstellung der erfindungsgemäss zu verwendenden Tocopheroldispersion verwendet man bei wässerigen Präparaten zweckmässigerweise einen nicht-ionogenen Emulgator, insbesondere Polyoxyäthylenester höherer Fettsäuren, wie Polyoxyäthylen-stearat und Polyoxyäthylen-oleat, Polyoxyäthylen-sorbitanester höherer Fettsäuren, wie Polyoxyäthylen-sorbitan-laurat, oder Polyoxyäthylenäther, wie Polyoxy- äthylen-oleyläther, Polyoxyäthylen-polyoxypropylenäther.
Zur Herstellung von pulverförmigen Präparaten eignen sich übliche Verdünnungsmittel bzw. Trägermaterialien, wie Talk, Kieselsäure, Calciumphosphat usw.
Es wurde festgestellt, dass die Wirkung von Tocopherolen dann zur vollen Geltung kommt, wenn die
<Desc/Clms Page number 2>
Pflanzen den Wirkstoff über die Blätter aufnehmen können. Eine vorteilhafte Ausführungsform des erfin- dungsgemässenverfahrens besteht demnach darin, dass man die zu behandelnden Pflanzen mit der Tocopherol-enthaltenden Dispersion besprüht bzw. bestäubt.
Beispiel : Petkus Winterroggenpflanzen (Secale cereale L. ), eine Pflanze pro Topf, wurden im Treibhaus unter Zusatz einer Nährlösung nach Hoagland und unter natürlichen Tageslichtverhältnissen (ab 15.. April) auf Sand angebaut. Ab 6. Juni wurden 24 Pflanzen, von denen jede 6-10 ausgewachsene Blätter aufwies, täglich (insgesamt 9 mal) mit 25 ml einer Wirkstofflösung besprüht, welche man durch Verdünnen von 1 ml einer 3, 5o/oigen Lösung von d, l-a-Tocopherol in 96tonigem Äthanol mit Wasser bis auf 500 ml und Zusatz von 0, 027o Polyoxyäthylen-polyoxypropylenäther erhält. Gleich kultivierte Kontrollpflanzen wurden mit Wasser besprüht.
Anschliessend wurden die Pflanzen noch weitere 5 Wochen kultiviert und dann auf vegetative und generative Merkmale geprüft. Es zeigte sich, dass die Kontrollpflanzen nur vegetative Wachstumsspitzen aufwiesen, während die mit d, l-a-Tocopherol behandelten Pflanzen alle eine deutliche Ährenformung mit einer Ährenlänge von durchschnittlich 1, 5 mm zeigten.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Induktion der Bildung von Fortpflanzungsorganen bei sich in der vegetativen Phase befindlichen Pflanzen, dadurch gekennzeichnet, dass man die Pflanzen mit einer wässerigen oder pulverförmigen Dispersion eines Tocopherols oder eines Gemisches von Tocopherolen behandelt.