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Handgranatenzünder
Die Erfindung betrifft Handgranatenzünder mit konstanter Verzögerung, die ohne Bildung von Funken, Rauch und Geräusch abbrennen. Solche Zünder werden durch einen Schlag eines Schlägers auf ein Zündhütchen gezündet, das seinerseits über einen Anfeuerungssatz den Glimmsatz zündet und der wieder über einen Stichflammensatz die Zündung der Sprengkapsel bewirkt. Die Ausbildung des Verzögerungssatzes aus drei verschiedenen Sätzen ist ein Nachteil dieser Zünderart. Bei einer bekannten Ausführung dieser Art ist das Zündhütchen in dem mechanischen Teil des Zünders untergebracht und mit dem in einem Röhrchen eingesetzten dreifachen Verzögerungssatz durch einen nach aussen abgedichteten leeren Raum in Verbindung.
Der pyrotechnische Zünderteil ist somit nicht zu einer Einheit zusammengefasst, wodurch einerseits der hermetische Abschluss zum rauch-, funken- und geräuschlosen Abbrennen er-' schwert wird und anderseits die einfache Auswechselbarkeit des pyrotechnischen Teiles bzw. damit die Entschärfung der Handgranate nicht ohne weiteres möglich ist. Es ist wohl auch bekannt, dass der pyro technische Zünderteil eines Handgranatenzunders zu einer auswechselbaren Einheit zusammengefasst ist, jedoch nicht bei sicht-und geräuschlos funktionierenden Zündern.
Bei den bekannten Zündern mit auswechselbarem pyrotechnischen Zünderteil ist das obere Ende nicht mit einem festsitzenden Zündhütchen abgeschlossen, das während des Abbrandes des Verzögerungssatzes fest in seinem Sitz bleibt, sondern nur mit einer direkt auf den Verzögerungssatz aufgepressten und mit einer Folie abgedeckten Zündpille.
Durch den Anschlag des Schlägers brennt die Zündpille mit Knall und Feuererscheinung ab, gibt die obere Öffnung des Verzögerungsröhrchens frei und die brennenden Teilchen des Verzögerungssatzes werden als Funken mit zischendem Geräusch aus dem offenen oberen Ende des Verzögerungssatzes herausgeschleudert. Der Zünder ist also nicht vollkommen sicht-und geräuschlos.
Die angeführten Nachteile sollen gemäss der Erfindung vermieden werden. Die Erfindung besteht im Wesen darin, dass der Verzögerungssatz aus einem einzigen Glimmsatz besteht, der in an sich bekannter Weise aus einer Mischung feiner Metallpulver und Oxydationsmittel sowie einem leicht entzündlichen Körnungsmittel, wie organische Nitrate oder Nitroverbindungen gebildet ist, und der von der Flamme des gasdicht und fest eingesetzten Zündhütchens direkt zündbar ist.
Die Grundbestandteile des Glimmsatzes sind feine Metallpulver, z. B. aus Selen, Antimon, Titan, Nickel, Silicium, Zirkon und Oxydationsmitteln, z. B. Oxyde, Peroxyde, Chromate, Perchlorate.
Der Glimmsatz kann beispielsweise folgende Zusammensetzung haben : 60-80% Kaliumbichromat, 40-2eo Titan oder 30-60% Silicium, 70-40% Mennige.
Um die leichte Entzündlichkeit des Glimmsatzes und die Drucksteigerung beim Abbrennen des Satzes zu erreichen, wird er mit dem in leicht flüchtigen organischen Flüssigkeiten wie Aceton, Benzol oder Äther'gelösten, leicht brennbaren Bindemittel versetzt und gekörnt. Nach dem Trocknen wird der gekörnte Satz in das Verzögerungsröhrchen eingepresst. Dieses leicht entzündliche Körnungsmittel des Glimmsatzes ist genügend zündempfindlich, um von der Flamme des Zündhütchens direkt, ohne Zwischenschaltung eines Anfeuerungssatzes, gezündet zu werden.
Anderseits bewirkt es beim Abbrennen des Glimmsatzes eine Drucksteigerung in der luftdicht abgeschlossenen Druckausgleichskammer, wodurch beim Abbrennen des Glimmsatzes die letzten brennenden Teilchen desselben als Stichflamme aus der
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unteren Öffnung des Verzögerungsröhrchens herausgeschleudert werden und die Sprengkapsel mit Sicherheit zünden.
Eine wichtige Rolle kommt dem leeren Raum zwischen dem Zündhütchen und dem Glimmsatz zu.
Er dient als Druckkammer und seine Grösse muss zunächst mit dem Druck, der durch das Losgehen des Zündhütchens erzeugt wird, in Einklang stehen, d. h. der Druck darf hiebei in diesem Raum 10 kg/mm2 nicht übersteigen, weil sonst das Zündhütchen mit einem Knall und Feuererscheinung aus seinem Bördelsitz herausgeschossen werden würde. Ein stärkeres Zündhütchen erfordert einen grösseren leeren Raum und umgekehrt. Anderseits muss die Grösse dieses Raumes auch mit dem durch das Abbrennen des Glimmsatzes erzeugten Druckanstieg im Einklang stehen. Auch hiebei darf der Druck aus dem gleichen Grunde (Ausstoss des Zündhütchens) 10 kg/mm2 nicht übersteigen.
Für eine richtige Funktion des Zünders muss also die Grösse des Druckausgleichsraumes mit der Zündsatzzusammensetzung des Zündhütchens und mit der Glimmsatzzusammensetzung abgestimmt sein, damit die angegebenen Druckverhältnisse eingehalten werden.
Im Hinblick auf die erfindungsgemässe Zusammensetzung des Glimmsatzes mit dem leicht entzündbaren Mittel ist es zweckmässig, den pyrotechnischen Zünderteil als ein in sich abgeschlossenes in den mechanischen Zünderteil auswechselbar einsetzbares Verzögerungsröhrchen auszubilden, dessen oberes Ende durch ein gasdichtes und festsitzendes Ambosszündhütchen abgeschlossen ist, das seinen festen gasdichten Sitz auch während des Abbrandes des Glimmsatzes beibehält, so dass das Verzögerungsröhrchen
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aussen hin vollkommenbrennt.
Ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes ist in der Zeichnung dargestellt. Sie zeigt eine Handgranate mit Zünder im Längsschnitt.
Die Handgranate besteht aus dem mechanischen Teil 1 mit dem Schläger 2, dem in diesem Teil von Hand ein-und ausschraubbaren Verzögerungsröhrchen 3 und dem ebenfalls am Teil 1 durch ein Gewinde 4 befestigten Granatenkörper 5. In das Verzögerungsröhrchen 3 ist der mit einem leicht entzünd- lichen Bindemittel gekörnte Glimmsatz 6 eingepresst. Auf das untere Ende des VerzÏgerungsröhrchens wird die Sprengkapsel 7 mit dem Sprengsatz 8 aufgesteckt und festgerillt. In das obere Ende des Verzö gerungsröhrchens ist ein Ambosszündhütchen 9 fest eingepresst. Durch Umbördeln des Randes 10 des Ver- zögerungsröhrchens wird das Zündhütchen 9 im Röhrchen 3 festgehalten.
Die Fugen 11 bzw. 12 zwischen dem Verzögerungsröhrchen 3 einerseits und der Sprengkapsel 7 sowie Zündhütchen 9 anderseits, werden mit Lack abgedichtet, um den hermetischen Abschluss des Röhrchens zu gewährleisten. Zwischen dem Zündhütchen 9 und dem Glimmsatz 6 ist ein leerer Raum 14 als Druckausgleichskammer vorgesehen, um einem unzulässig hohen Druckanstieg im Inneren des Verzögerungsröhrchens vorzubeugen. Die Grösse die ? ses Raumes muss wie ausgeführt auf die Zusammensetzung des Zündsatzes im Zündhütchen und auf die Zusammensetzung des Glimmsatzes abgestimmt sein, so dass der Druck in ihm etwa 10 kg/mm2 nicht übersteigt, aber anderseits gross genug ist, damit beim Durchbrennen des Glimmsatzes eine Stichflamme aus dem unteren Ende des Verzögerungsröhrchens austritt, um die Sprengkapsel zu zünden.
Beim Abwurf der Handgranate wird das Zündhütchen 9 durch einen Schlag des Schlägers 2 gezündet und zündet seinerseits den Glimmsatz 6, nach dessen Abbrennen die aus dem unteren Ende des Verzögerungsröhrchens austretende Stichflamme den Sprengsatz 8 zündet, der die Sprengladung der Handgranate zur Explosion bringt.
Das Röhrchen 3 ist mit einem Aussengewinde 15 zum Einschrauben in ein entsprechendes Gegengewinde des Rohrstückes 16 des mechanischen Teils 1 versehen. Zur Erleichterung des Ein-und Ausschraubens von Hand ist ein Bund 17 mit gerändelter Aussenfläche vorgesehen. Das Röhrchen 3 mit dem leicht entzündbaren Glimmsatz 6 samt Zündhütchen 9 und Spreng- bzw. Pulverkapsel 7 kann daher abgenommen und der mit dem mechanischen Teil 1 verschlossene Handgranatenkörper 5 in dem so entschärften Zustand gelagert und transportiert werden.