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Verfahren zur Herstellung eines Impfstoffes zur gleichzeitigen Immunisierung von Hunden oder Füchsen gegen Staupe und Hepatitis contagiosa canis
In der österr. Patentschrift Nr. 227876 ist ein Verfahren zur Herstellung eines Impfstoffes zur gleich- zeitigen Immunisierung von Hunden oder Füchsen gegen Staupe und Hepatitis contagiosa canis geschützt, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man ein aus Hundelebern und/oder Hundemilzen durch Extraktion oder aus einer Gewebekultur gewonnenes Hepatitis-contagiosa-canis-Virus-haltiges Material mittels Formaldehyd inaktiviert, hierauf den freien Formaldehydanteil durch Zusatz einer Lösung, die die 1,5bis 2fache stöchiometrische Menge an sauren Salzen der schwefeligen Säne, insbesondere Natriumbisulfit, enthält,
abbindet und das so gewonnene Produkt mit einer aus dem embryonierten Hühnerei gewonnenen staupevirushaltigen Suspension mischt und die Mischung gefriertrocknet. Das einzuhaltende Mischungsverhältnis beträgt vorzugsweise ein Staupe-Anteil, der aus etwa 50% eines modifizierten, staupevirushaltigen Chorioallantoismaterials, 40% Rinderbouillon vom pH 7,6 und 100/0 50% figer Glukoselösung besteht, mit einem annähernd gleichgrossen H. e. c.-Anteil, der aus etwa 75% eines inaktivierten, H. c. c.-Virushaltigen Extraktes und 250/0 einer 2% igen Aluminiumhydroxydiösung besteht.
In dem genannten Verfahren wird also neben einem gegen Hepatitis contagiosa canis wirksamen Anteil eine aus dem embryonierten Hühnerei in an sich bekannter Weise gewonnene staupevirushaltige Suspension verwendet.
Es wurde nun gefunden, dass man an Stelle einer aus embryonierten Hühnereiern gewonnenen staupevirushaltigen Suspension eine solche verwenden kann, die aus einer Gewebekultur, z. B. Hundenierengewebekultur, erhältlich ist. Dabei wird das Staupevirus in wenigstens 50 aufeinanderfolgenden Passagen in einer Gewebekultur unter Verwendung einer gepufferten Nährflüssigkeit bei einem pH-Wert von 7 bis 8 gezüchtet, die so erhaltene, das modifizierte Virus enthaltende Nährflüssigkeit abgeerntet und gegebenenfalls lyophilisiert.
Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung eines Impfstoffes zur gleichzeitigen Immunisierung von Hunden oder Füchsen gegen Staupe und Hepatitis contagiosa canis, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man eine aus Hundelebern oder Hundemilzen durch Extraktion oder aus Gewebekultur gewonnenes Hepatitis-contagiosa-canis-Virus-haltiges Material mittels Formaldehyd inaktiviert, hierauf den freien Formaldehydanteil durch Zusatz einer Lösung, die die 1, 5-bis 2fach stöchiometrische Menge an sauren Salzen der schwefeligen Säure, insbesondere Natriumbisulfit, enthält, abbindet und das so gewonnene Produkt mit einer aus einer Gewebekultur gewonnenen, durch wenigstens 50 aufeinanderfolgenden Passagen modifiziertes Staupevirus enthaltenden Suspension mischt und die Mischung gefriertrocknet.
Zweckmässig geht man so vor, dass man ein Mischungsverhältnis von einem gegen Staupe wirksamen Anteil, der aus etwa 25% eines modifizierten staupevirushaltigen Gewebekulturmaterials, 60% Rinderbouillon vom pH-Wert 7,6 und 151o einer 50% gen Glukoselösung besteht, mit einem annähernd gleich grossen, gegen Hepatitis contagiosa canis wirksamen Anteil, der aus etwa 90% eines inaktivierten Hepatitis- contagiosa-canis-Virus-haltigen Extraktes und 10% einer 2% igen Aluminiumhydroxydiösung besteht, einhält.
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Beispiel : 1000 ml einer aus Hundenierenzellen-Gewebekultur gewonnenen, modifiziertes Staupevirus enthaltenden Suspension werden mit 1000 ml einer mit Formaldehyd und Natriumbisulfit behandelten Hepatitis-contagiosa-canis-Virussuspension unter Eiskühlung gemischt. Je 2 ml dieser so erhaltenen Mischung werden in Fläschchen abgefüllt, im Stehen bei einer Temperatur von-40 C eingefroren und in einer Gefriertrocknungsanlage lyophilisiert. Die getrocknete in evakuierten Fläschchen befindliche Substanz stellt eine Vaccine gegen Staupe und Hepatitis contagiosa can s in haltbarer und lagerfäh1. ger Form dar.
Prüfung auf Verträglichkeit und Wirksamkeit und Bestimmung der Antikörpertiter der gemäss der Erfindung hergestellten Vaccine
Immunisierung :
7 für das Staupe- und das Hepatitis-contagiosa-cauis-Virus empfängliche 8 Wochen alte Welpen eines Wurfes (Bastarde) werden in einem Isolierzwinger untergebracht. 5 der Hunde werden mit je 1 Dosis = 2 ml der erfindungsgemäss hergestellten Vaccine subkutan vacciniert. Die Vaccine besitzt einen Staupevirustiter von 102' TCIDso. Die Abkürzung TCID bedeutet Tissue Culture Infektivity Dosis. TCID stellt diejenige Dosis dar, die in 501a der Gewebekulturen einen cytopathogenen Effekt bewirkt, sie errechnet sich nach der Methode von Reed und Muench (Am. J. Hyg. 27 [1933], S. 493).
Die beiden unbehandelten Hunde verbleiben als Kontrollen.
Verträglichkeit :
Alle sieben Hunde bleiben während der Beobachtungsdauer von 8 Wochen gesund. Lediglich drei der vaccinierten Hunde zeigen am 4. oder 5. Tagepostvaceinationem (p. v.) einen mässigen, ephemeren Temperaturanstieg, jedoch ohne sonstige klinische Symptome.
Bestimmung der Antikörper gegen Staupe :
Von sämtlichen Hunden werden vor Versuchsbeginn und 3 Wochen nach der Impfu¯1g Serumproben entnommen und auf Antikörper gegen Staupe und Hepatitis contagiosa canis im Virusneutralisationstest untersucht. Alle vaccinierten Hunde besitzen post vaccinationem eine erhebliche Menge an staupevirusneutralisierenden Antikörpern in ihrem Blutserum, während bei den unbehandelten Kontrolltieren 3 Wochen p. v. keine Staupeantikörper nachweisbar sind. Der durchschnittliche Gehalt der Antikörper bei den vaccinierten Hunden beträgt 1317740 staupevirusneutralisierende Dosen (Staupe-VND).
Die Staupe-VND errechnen sich wieder nach der oben zitierten Methode von Reed und Muench. Sie ergeben sich aus der Anzahl der beim Virusneutralisationstest verwendeten Virus-IDg multipliziert mit dem reziproken zijgen neutralisierenden Endwert des geprüften Serums. Sie sind auf 1 ml des unverdünnten Serums bezogen (Dräger, Ackermann, Barth : Medizin und Chemie, Band VI/58 [1958] Farbwerke Hoechst AG., Verlag Chemie, Weinheim/Bergstrasse).
Bestimmung der Antikörper gegen Hepatitis contagiosa can. : s :
Bei der Untersuchung auf Hepatitis contagiosa canis-Antikörper werden vor der Impfung bei keinem der Hunde Hepatitis-contagfosa-canis-virusneutralisierende Antikörper fest gestellt, 3 Wochen p. v. besitzen dagegen alle vaccinierten Hunde einen befriedigenden Gehalt an Hepatitis-contagiosa-canis-VND.
Im Serum der nicht-vaccinierten Kontrollen lassen sich keine Hepatitis-contagiosa-canis-Antikörper nach weisen.Der durchschaittliche Gehalt der Serumantikörper bei den vaccinierten Hunden beträgt 987988 Hepatitis-contagiosa-canis-VND. Die Verrechnung der Hepatitis-contagiosa-canis-VND erfolgt analog der der Staupe-VND. Während die Staupe-VND im embryonierten Hühnerei bestimmt wird, erfolgt die Bestimmung der Hepatitis-contagiosa-canis-VND in der Gewebekultur aus Hundenierenepithelgewebe.
Belastungsinfektio ! l mit Staupe-Virus : 5 Wochen p. v. werden sowohl die vaccinierten als auch die Kontrollhunde mit einem hundepathoge- nen Staupevirusstamm der Behringwerke AG., Marburg/Lahn, subkutan infiziert. Der verwendete Virusstamm führt bei staupeempfänglichen Hunden zum sogenannten Virusstadium der Staupe, das charakterisiert wird durch eine zweigipfelige Fieberkurve. Auf der Höhe der 2. Fieberzacke lässt sich Staupevirus in den isolierten Organen der erkrankten Hunde durch die KBR nachweisen.
Nach der Testinfektion bleiben alle vaccinierten Hunde vollkommen gesund und fieberfrei, die beiden unbehandelten Kontrollhunde zeigen dagegen die typischen Symptome einer Staupeinfektion. Das Staupevirus wird durch die Komplementbindungs-Reaktion nachgewiesen.
Belastungsinfektion mit Hepatitis contagiosa canis-Virus :
14 Tage nach der Infektion mit dem Staupevirus weiden alle vaccinierten Hunde unter Zuziehung von Infektionskontrollen auch mit einem hundepathogenen Hepatitis-contagiosa-canis-Virus infiziert.
Alle vaccinierten Hunde bleiben danach gesund und zeigen keinerlei Symptome, die für Hepatitis contagiosa canis sprechen. Die Infektionskontrollen dagegen erkranken mit Fieber an Hepatitis contagiosa
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canis und verenden schliesslich. Hepatitis contagiosa canis wird bei ihnen durch-den Sektionsbefund und den Nachweis des Virus in der Komplementbindungs-Reaktion festgestellt.
Praxisversuch :
Die erfindungsgemäss hergestellte Vaccine wurde unter Praxisbedingungen überprüft. Von neun ver- schiedenen Prüfern wurden 292 Hunde mit je 1 Dosis subkutan vacciniert. Die Impflinge wurden auf lokale und allgemeine Verträglichkeit der Vaccine beobachtet. Ausserdem wurden von einem Teil der Impflinge vor und 4 Wochen nach der Impfung Serumproben für die Untersuchung auf virusneutralisierende Antikörper genommen.
Die Vaccine erwies sich als gut verträglich und für die Immunisierung geeignet und führte zu keinen beachtenswerten Nebenerscheinungen. Die Serumproben enthielten stets eine erhebliche Menge von staupevirusneutralisierenden Antikörpern, was die ausgezeichnete Wirksamkeit der Vaccine bestätigt.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung eines Impfstoffes zur gleichzeitigen Immunisierung von Hunden oder Füchsen gegen Staupe und Hepatitis contagiosa canis, dadurch gekennzeichnet, iet, dass man ein aus Hundelebern oderHundemilzendurchExtraktion oder aus Gewebekultur gewonnenes Hepatitis-contagiosa-canisVirus-haltiges Material mittels Formaldehyd inaktiviert, hierauf den freien Formaldehydanteil durch Zusatz einer Lösung, die die 1, 5- bis 2fach stöchiometrische Menge an sauren Salzen der schwefeligen Säure, insbesondere Natriumbisulfit, enthält, abbindet, und das so gewonnene Produkt mit einer aus einer Gewebekultur gewonnenen, durch wenigstens 50 aufeinanderfolgende Passagen modifiziertes Staupevirus enthaltenden Suspension mischt und die Mischung gefriertrocknet.