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Verfahren zur Herstellung einer Vaccine gegen Staupe Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Vaccine zur Immunisierung von Musteliden,
hauptsächlich von Nerzen und Frettchen, gegen Staupe.
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Die Staupe ist eine Viruskrankheit, von der nicht nur Hunde und Füchse,
sondern auch Musteliden befallen werden können. Zu den Musteliden gehören unter
anderem Nerze, Frettchen, Marder, Wiesel, Iltis, Hermelin und Zobel. Die Staupe
ist besonders für Nerze gefährlich und kann in Nerzfarmen zu schweren Verlusten
führen. Man hat sich bisher damit geholfen, daß man empfängliche Tiere mit Impfstoffen
immunisierte, die lebende, attenuierte, eiadaptierte oder gewebekulturadaptierte
Virusantigene von staupeinfizierten Hunden enthielten. Die eiadaptierten Staupevirusvaccinen
werden auf hühnereiweißhaltigen Geweben hergestellt, das gewebekulturadaptierte
Staupevirus wird auf hundeeiweißhaltigem Kulturgewebe vermehrt.
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Es wurde nun ein Verfahren zur Herstellung einer Vaccine zur Immunisierung
von Musteliden gegen Staupe gefunden, bei dem zunächst durch wenigstens fünfzig
aufeinanderfolgende Gewebekulturpassagen auf Kulturgewebe von Hundeorganen, vorzugsweise
Hundenierenepithelgewebe Staupevirus (z. B. nach nach dem deutschen Patent 1 138
888), attenuiert wird und das dadurch gekennzeichnet ist, daß dieses attenuierte
Staupevirus dann in Kulturgewebe von Musteliden, insbesondere Zellkulturen von Frettchennierenepithelgewebe,
durch wenigstens zehn Reihenpassagen geführt wird.
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Als Kulturgewebe eignet sich Organgewebe, z. 13. aus Nieren, Milz,
Hoden und Uterus von Musteliden, z. B. Frettchen, Nerz, Marder, Hermelin, Wiesel,
Zobel.
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Nach Beimpfung und mehrtägiger, vorzugsweise wöchiger Bebrütung bei
28 bis 380 C, vorzugsweise 37 C, lagern sich die mit Staupeviren infizierten Zellen
zusammen und bilden Riesenzellen, die mikroskopisch nachweisbar sind und als Indikator
für die Virusvermehrung dienen. Das in den Zellen gebildete Virus wird in das die
Zellen umgebende Nährmedium ausgestoßen und durch Abziehen des virushaltigen Mediums
geerntet. Da die virusproduzierenden Zellen nicht sogleich zerstört werden, ist
eine mehrmalige Virus ernte möglich. Es ist vorteilhaft, die virushaltige Nährlösung
ein-, vorzugsweise zweimal pro Tag zu gewinnen, da andernfalls das aus den Zellen
ausgestoßene Staupevirus infolge seiner Thermolabilität rasch zugrundegehen kann.
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Dies gilt sowohl für die Reihenpassagen als auch für die großtechnische
Virusvermehrung nach Durchführung der Passagen.
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Die virushaltige Nährlösung wird zweckmäßig nach der Abtrennung vom
Kulturgewebe eingefroren.
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Bevorzugt verwendet man erfindungsgemäß als Kulturgewebe sogenannte
Subkulturen, vorzugsweise Sekundärzellen, weil die Virusvermehrung darin schneller
vor sich geht und die Virusausbeute höher liegt.
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Das Prinzip des Verfahrens beruht darauf, daß man aus staupekranken
Hunden isoliertes, an Kulturgewebe von Hundeorganen adaptiertes und durch wenigstens
fünfzig, vorzugsweise siebzig Passagen, auf solchem Kulturgewebe attenuiertes Staupevirus
auf Kulturgewebe von Musteliden, vorzugsweise von Frettchen, überträgt und durch
wenigstens zehn Reihenpassagen führt. Aus der dabei gewonnenen Virussuspension wird
in an sich bekannter Weise die Vaccine hergestellt.
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Eine zweckmäßige Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
sei nachstehend näher geschildert. Aus Nieren junger Frettchen oder Nerze wird die
Nierenrinde gewonnen, mechanisch zerkleinert und mit einer 0,250/,igen Trypsinlösung
in Phosphatpuffer pH 7,6 und 37°(: fermentativ aufgeschlossen.
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Dabei entsteht eine Zellsuspension, aus der das Trypsin durch Zentrifugation
der Zellsuspension und Nachwaschen des Zellsediments mit phosphatgepufferter 0,850/,iger
Natriumchloridlösung entfernt wird. Anschließend wird das Zellsediment im Verhältnis
1:400 bis 1:500 in einer Kulturflüssigkeit suspendiert.
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Die Kulturilüssigkeit besteht vorzugsweise aus Hanks' Lösung mit
0,5 °/0 Lactalbuminhydrolysat, 20°/o Tissue Culture Medium 199 (TCM 199), 20 01o
Kälberserum,
100 Einheiten Penicillin, 50y Streptomycin pro Milliliter sowie 0,01 °/o Phenolrot.
Die Kulturflüssigkeit wird durch Zusatz von Natriumbicarbonat auf einen pH-Wert
von vorzugsweise 7,5 eingestellt. Als Kulturflüssigkeit eignen sich außer Hanks'
Lösung noch TCM 199, Earlesche Lösung mit Lactalbuminhydrolysat und Amnionflüssigkeit.
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Die Zellsuspension wird in den Kulturgefäßen bei einer Temperatur
von etwa 35 bis 37"C bebrütet, wobei die Nierenzellen sich an der Glaswand festsetzen
und durch Zellteilung vermehren. Nach 4 bis 5 Tagen wird die Nährflüssigkeit erneuert.
Die Lösung zur Fütterung unterscheidet sich von der oben erläuterten Kulturflüssigkeit
dadurch, daß sie nur 10 01o Kälberserum statt 20°/o enthält. Wenn der Zellkulturrasen
ausgewachsen ist - gewöhnlich nach weiteren 2 bis 3 Tagen , wird er im Verhältnis
1:20 bis 1:200, d. h. mit 1 Teil Virussuspension auf 20 bis 200 Teile Nährlösung,
mit Staupevirus der siebzigsten Hundegewebekulturpassage beimpft.
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Bei der Virusanzüchtung und der daran anschließenden Virusvermehrung
in Reihenpassagen wird als Nähr- und Kulturlösung vorzugsweise Earlesche Lösung
mit 0,5 01o Lactalbuminhydrolysat und 20/o Pferdeserum verwendet. Die Nähr- und
Kulturflüssigkeit erhält einen Antibiotikazusatz von 100 Einheiten Penicillin und
50 y Streptomycin pro Milliliter und wird mit Natriumbicarbonat auf einen pH-Wert
zwischen 7,0 und 8,0, vorzugsweise 7,5, eingestellt.
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Die Viruszüchtung und Vermehrung wird bei Temperaturen zwischen 28
und 38"C, vorzugsweise 37"C, durchgeführt. Anschließend an die Virusanzüchtung wird
das an das Frettchen- oder Nerznierengewebe adaptierte Staupevirus wenigstens zehn
Reihenpassagen in Frettchen- oder Nerznierenepithelgewebe gezüchtet. Die Zellen
des Kulturgewebes produzieren Viren und geben diese an das umgebende Nährmedium
ab. Die Zelle stirbt dadurch nicht ab, sondern bildet mit Nachbarzellen sogenannte
Riesenzellen. Die Virusproduktion wird dadurch nicht abgestoppt, wie es bei der
Zellzerstörung der Fall ist, sondern über mehrere Tage fortgesetzt. Dadurch ist
es möglich, daß nach Erneuerung des Nährmediums mehrmalige Aberntungen vollwertiger
Virussuspensionen erhalten werden. Schließlich erschöpfen sich die Riesenzellen.
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In gleicher Weise wie in den beschriebenen Primärkulturen können
die Staupeviren auch in Sekundärzellen angezüchtet und den Reihenpassagen unterzogen
werden. Sekundärkulturen können z. B. in folgender Weise bereitet werden: Gut gewachsene
Primärkuituren werden mit einer 0,1- bis 0,250/0igen Trypsinlösung oder mit einer
Dinatrium-dihydrogenäthylendiamin-N,N'-tetraessigsäure-Lösung 1 : 5000 versetzt.
Man läßt die Lösung bei 37"C auf die Kultur einwirken, bis sich die Zellen aus dem
Zellverband bzw. vom Glasboden lösen. Die Zellsuspension wird abgehebert und das
Zellsediment durch Zentrifugieren, z. B. bei 1000 Ulmin, gewonnen.
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Durch Resuspendieren des Zellsediments in Kulturmedium und nochmaliges
Zentrifugieren werden Reste von Trypsin oder Dinatrium-dihydrogen-äthylendiamin-N,N'-tetraessigsäure
entfernt. Das gewonnene Zellsediment wird - wie bei den Primärkulturen beschrieben
- mit Nähr- oder Kulturflüssigkeit aufgeschwemmt und die Gewebekultivierung und
Virus-
vermehrung in der beschriebenen Weise vorgenommen. Es ist auch möglich, Sekundärkulturen
in weiteren Zellpassagen weiterzuführen. Bei Verwendung von Sekundärkulturen geht
das Zellwachstum und die Virusvermehrung rascher vor sich, und die Virusausbeute
ist größer. Sekundärzellkulturen werden daher nicht nur für die Reihenpassagen.
sondern auch für die großtechnische Virusvermehrung nach Durchführung der Passagen
bevorzugt.
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Die Herstellung einer Vaccine aus der Staupevirussuspension erfolgt
in an sich bekannter Weise. Es ist zweckmäßig, ein Adjuvans, wie Aluminiumhydroxyd,
zuzusetzen und durch Lyophilisation ein Trockenpräparat herzustellen. Die Staupevirus
enthaltende Suspension kann z.R. im folgenden Mischungsverhältnis zu einer Vaccine
aufgearbeitet werden: 250/o Staupevirussuspension, 60°/o Gelatinebouillon (2°/o
Gelatine) vom pH 7.6, 150/o Glukoselösung (50 0/o Glukose).
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Die so erhaltene Vaccine wird in Fläschchen abgefüllt und vorzugsweise
lyophil getrocknet. Die Fläschchenwerden zweckmäßig evakuiert verschlossen.
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Das so erhaltene Produkt enthält lebende apathogene Staupeviren in
getrockneter und somit lange haltbarer Form. Es eignet sich vorzüglich nach Wiederauflösung
in einem Lösungsmittel, z. B. gepuffertem Aqua dest., zur Immunisierung von Musteliden,
hauptsächlich von Nerzen und Frettchen, gegen Staupe. Vor der Impfung wird das Trockengut
mit destilliertem Wasser, das gegebenenfalls noch durch Zugabe geringer Mengen beispielsweise
eines Phosphatpuffers auf einen praktisch neutralen pH-Wert eingestellt wurde, aufgelöst.
Das Verfahrenserzeugnis kann durch Impfung appliziert werden; insbesondere ist es
auch möglich, Musteliden durch eine sogenannte Spraybehandlung zu immunisieren,
während diese Behandlung mit einer Vaccine, in der das Staupevirus nur durch mindestens
fünfzig aufeinanderfolgende Passagen auf Kulturgewebe von Hundeorganen, vorzugsweise
Hundenierenepithelgewebe, attenuiert wurde, unter gleichen Bedingungen nicht zum
Erfolg führt.
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Das Verfahrensprodukt ist bei Musteliden etwa zehnmal wirksamer als
nach der deutschen Patentschrift 1 138 888 hergestellte Präparate. Es ist überraschend,
daß das von staupekranken Hunden gewonnene, an Kulturgewebe von Hunden adaptierte
und durch wenigstens fünfzig aufeinanderfolgende Passagen auf dem vorgenannten Kulturgewebe
attenuierte Virus auf M ustelidengewebe angezüchtet werden kann. Es war auch nicht
vorauszusehen, daß das an Kulturgewebe von Musteliden adaptierte und in zehn Passagen
auf solchem Kulturgewebe, z.B. Frettchennierenepithelgewebe, weitergezüchtete Staupevirus
bei Musteliden in mehr als zehnmal stärkerer Verdünnung anspricht und einen etwa
zehnmal höheren Antikörperspiegel zeigt als die Vaccinen nach dem Stand der Technik.
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Beispiel 1 Zur Kultivierung von Staupevirus in der Gewebekultur werden
gesunde, vorzugsweise junge Frettchen verwendet, welche zur Überprüfung ihres Gesundheitszustandes
etwa
10 Tage lang in Isolierstallungen gehalten und beobachtet werden. Zur Anlage von
Gewebekulturen werden die Frettchen getötet und die Nieren unter möglichst sterilen
Bedingungen frisch entnommen. In einer sterilen Kammer werden die Nierenkapseln
abgezogen, die Bindegewebeanteile des Nierenbeckens entfernt und die Nierenrinde
in kleine Stückchen geschnitten, die in einem Gefäß gesammelt und in Aqua dest.
mit 100/o Phosphatpufferlösung gewaschen werden. Danach werden die Nierenstückchen
in ein sogenanntes Trypsinierungsgefäß gebracht. Unter sterilen Verhältnissen wird
eine auf etwa 37° C erwärmte 0,250/,ige Trypsinlösung zugeleitet. Unter ständigem
Rühren mittels eines Magnetrührers erfolgt die Trypsinierung, d. h., unter Einwirkung
dieses Fermentes werden einzelne Nierenzellen von den Gewebestücken abgespalten.
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Die Einwirkungsdauer des Trypsins beträgt etwa 20 bis 25 Minuten.
Die in der Lösung suspendierten Nierenzellen werden in ein Gefäß abgezogen und gesammelt.
Zur Unterbindung des Trypsinierungsvorganges wird das Sammelgefäß in ein Eiswasserbad
gestellt. Danach wird das Trypsin durch Zentrifugieren entfernt. Dabei geht man
so vor, daß die Nierenzellensuspension in Zentrifugenbecher eingefüllt und etwa
5 Minuten bei etwa 1000 U/min zentrifugiert wird. Das Sediment wird mit Phosphat
gepuffertem Aqua dest. aufgeschwemmt und erneut bei 600 Ulmin zentrifugiert, wodurch
auch Blutkörperchen im Überstand verbleiben und entfernt werden können.
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Das so gewonnene Zellsediment wird im Verhältnis 1:300 bis 1:400
in einer Nährlösung suspendiert.
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Die für die Suspendierung verwendete Nährlösung besteht vorteilhaft
aus Hanks Lösung mit 0,5 0/o Lactalbuminhydrolysat, 20 0/o Kälberserum und 100 Einheiten
Penicillin und 50y Streptomycin pro Milliliter sowie 0,01 0/o Phenolrot. Die Zellsuspension
wird in einem sterilen System über Gaze geleitet, um gröbere Zellaggregate zu entfernen,
und darauf in Kulturgefäße, wie Rollrandröhrchen, Vierkantfläschchen, Fernbachkolben
oder vorzugsweise sogenannte Penicillinkolben, abgefüllt. Die Kulturgefäße werden
bei einer Temperatur von etwa 35 bis 37"C bebrütet, wobei die Nierenzellen sich
an der Glaswand festsetzen und durch Zellteilung vermehren. Nach etwa 4 bis 5 Tagen
muß die Nährflüssigkeit erneuert werden. Dabei geht man so vor, daß die verbrauchte
Nährlösung entweder dekantiert oder durch eine Hebevorrichtung abgezogen wird.
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Zur Fütterung der Kultur verwendet man Hanks' Lösung mit 0,5 0/o Lactalbuminhydrolysat,
wie oben beschrieben, jedoch nur 100/o Kälberserum.
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Gewöhnlich ist nach weiteren 2 bis 3 Tagen der Kulturrasen komplett
ausgewachsen, so daß die Beimpfung mit dem Staupevirus erfolgen kann. Zur Beimpfung
wird die Nährlösung ersetzt durch vorzugsweise Earlesche Lösung an Stelle von Hanks
Lösung, 0,5 0/o Lactalbuminhydrolysat, 20/o Pferdeserum und den oben bezeichneten
Zusätzen von Antibiotika und Phenolrot.
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In die Kulturgefäße wird nun apathogenes Staupevirus der fünfundsecbzigsten
Hundenierengewebepassage (hergestellt nach der deutschen Patentschrift 1138 888)
im Verhältnis 1:20 bis 1 :200 eingebracht.
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Die Kulturkolben werden nun wiederum bei etwa 35 bis 37"C bebrütet.
Die Vermehrung des Staupevirus wird mikroskopisch verfolgt.
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Charakteristische Veränderungen infolge der Virusvermehrung sind
eine verstärkte Granulierung der Zellen, Zusammentreten der Zellkerne unter Auflösung
der Zellgrenzen zu sogenannten Riesenzellen, welche gewöhnlich in der Mitte ein
granuliertes Zentrum und einen äußeren Plasmasaum mit Vakuole aufweisen. Wenn diese
Veränderungen eingetreten sind, wird von den Zellen laufend Virus an das umgebende
Nährmedium abgegeben. Die virushaltige Nährlösung wird durch Dekantieren oder Abhebern
geerntet.
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Zweckmäßig wird das Kulturgewebe nach der Ernte mit frischem Nährmedium
(Earlesche Lösung wie oben) gefüttert. Da die mit dem Staupevirus befallenen Zellen
ihre Lebensfähigkeit eine gewisse Zeit weiter behalten, erfolgt zunächst eine fortlaufende
Produktion von Staupevirus, so daß in gewissen Zeitabständen Aberntungen bzw. Fütterungen
erfolgen können. Von einer Kultur können bis zu neun Aberntungen erzielt werden.
Die geerntete Virussuspension wird in dem oben beschriebenen Frettchennierenkulturgewebe
neun weiteren Reihenpassagen unterworfen. Die Aberntung der Virussuspension wird
jeweils in der vorstehend erläuterten Weise vorgenommen.
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25 ml Staupevirussuspension der zehnten Reihenpassage werden mit
60 mol Gelatinebouillon und 15 ml 500/iger Glukoselösung vermischt. Die so erhaltene
Vaccine wird an Frettchen und Nerzen auf Verträglichkeit und Wirksamkeit geprüft.
Sie wird in der Dosis von 1 bzw. 2 ml subcutan verabreicht. Alle vaccinierten Frettchen
und Nerze bleiben während einer Beobachtungszeit von 4 Wochen gesund und zeigen
keine klinischen Symptome. Nach einer Testinfektion mit pathogenem Staupevirus widerstehen
die vaccinierten Frettchen und Nerze, unbehandelte Kontrolltiere dagegen erkranken
und verenden an Staupe.
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Vergleichende Wirksamkeitsprüfungen In einem vergleichenden Titrationsversuch
an staupeempfänglichen Frettchen wird die erfindungsgemäß hergestellte VaccineA
und die nach dem Stand der Technik (deutsches Patent 1 138 880) hergestellte VaccineB
geprüft. Die VaccineA besitzt einen Virustiter von 29 320 ACID50 pro Dosis (TCID
= Tissue culture infectivity dosis). Die VergleichsvaccineB, deren Staupevirus von
der siebzigsten Hundenierenepithelpassage gewonnen wurde, enthält gleichfalls 29
320 TCIDso pro Dosis. Jeweils drei Dosen der Vaccine A bzw. B werden in 2 ml Lösungsmittel
gelöst und Dezimalverdünnungen hergestellt. Wie in der Tabelle 1 wiedergegeben wird,
werden Tiergruppen, die gewöhnlich aus zwei Frettchen bestehen, mit den Vaccineverdünnungen
subcutan vacciniert. Die Ausbildung von Immunität gegen Staupe wird serologisch
durch Untersuchung auf staupevirusneutralisierende Antikörper und klinisch durch
die Testinfektion mit pathogenem Staupevirus überprüft. Zur Untersuchung auf Staupeantikörper
wird den Frettchen 14 Tage bzw. 4 Wochen nach der Impfung je eine Blutprobe durch
Herzpunktion entnommen. Das daraus gewonnene Serum wird im Virusneutralisationstest
in der Gewebekultur auf staupevirusneutralisierende Antikörper untersucht.
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Nach Abschluß der Blutentnahme werden alle Frettchen mit je 1 ml einer
pathogenes Staupevirus enthaltenden
Virussuspension subcutan infiziert.
Alle Frettchen, die serologisch nicht immun sind, erkranken und verenden an Staupe.
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Im vergleichenden Titrationsversuch an Frettchen wird gefunden, daß
eine nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Vaccine bei Frettchen noch
nach 10 000facher Verdünnung mit einem Virusgehalt von 2,9 TCID50 50% der vaccinierten
Tiere schützt, während eine nach dem üblichen Verfahren hergestellte Vergleichsvaccine
nur bei 100facher Verdünnung mit einem Virusgehalt von 293 TCID50 noch 500/, der
vaccinierten Tiere zu immunisieren vermag.
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Wie sich aus den vergleichenden Wirksamkeitsprüfungen ergibt ist
die immunisierende Wirksamkeit der erfindungsgemäß hergestellten Vaccine mehr als
zehnmal so stark als die der Vergleichsvaccinen.
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Beispiel 2 Eine gemäß Beispiel 1 für die zehnte Passage des Staupevirus
vorbereitete Primärkultur aus Frettchennierenepithelgewebe wird mit einer 0,2%igen
Trypsinlösung überschichtet und 2 Stunden bei 37"C gehalten. Dabei lösen sich die
Zellen von der Glaswand und aus dem Zellverband. Die Zellsuspension wird bei etwa
1000 Ulmin zentrifugiert, das Zell-
sediment mit Kulturmedium gewaschen und wieder
zentrifugiert. Das von Trypsin befreite Zellsediment wird auf zwei Kulturgefäße
verteilt. Der dabei gewonnene Zellrasen wird mit Staupevirus beimpft.
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Beimpfung, Vermehrung und Aberntung werden. wie im Beispiel 1 beschrieben,
durchgeführt. Die Ausbeute aus den beiden Kolben mit Sekundärkulturen ist etwa doppelt
so groß wie die eines Kolbens der Primärzellen.
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Beispiel 3 An frei staupeempfängliche Frettchen wird die nach Beispiel
1 hergestellte Vaccine in einer Dosis von etwa 1 ml in die Käfige versprayt. Ein
viertes Frettchen verbleibt als unbehandelte Kontrolle.
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3 Wochen nach der Sprayapplikation wird den Frettchen je eine Blutprobe
durch Herzpunktion entnommen. Wie aus der nachstehenden Tabelle ersichtlich ist,
besitzen die drei mit Spray behandelten Frettchen einen hohen Serumantikörpergehalt
gegen Staupe. Das Serum des Kontrolltieres ist dagegen frei von virusneutralisierenden
Antikörpern gegen Staupe.
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Das serologische Ergebnis wird durch eine Testinfektion mit pathogenem
Staupevirus (1 ml) bestätigt. Die besprayten Tiere bleiben vollkommen gesund, die
Kontrolle dagegen erkrankt und verendet an Staupe.
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Immunisierunt von Frettchen mit Vaccinespray
Frettchen Klinischer Verlauf Gehalte an Staupe-VND Testinfektion |
Besprayt mit |
Nr. p. v. 3 Wochen p. v. mit pathogenem Staupevirus |
561 o. B. > 215 000 gesund |
je 1 ml der Vaccine |
563 # o. B. > 215 000 gesund |
in den Käfig |
654 o. B. >215 000 gesund |
565 unbehandelte Kontrolle o. B. keine VND verendet |
Staupe-VND = staupevirusneutralisierende Dosen, o. B. = ohne Besonderheit, * = unter
typischen Staupesymptomen erkrankt und verendet.
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Der Versuch zeigt, daß die erfindungsgemäß hergestellte Vaccine auch
als Spray einen zuverlässigen Immunisierungseffekt zu erzielen gestattet.
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Beispiel 4 Acht staupeempfängliche Nerze werden in Gruppen zu je
zwei Tieren einzeln in Käfigen untergebracht.
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Die Gruppen 1, 2 und 3 werden einer Spraybehandlung mit unterschiedlichen
Mengen einer nach Beispiel 1 hergestellten Vaccine unterzogen. Die Gruppe4 verbleibt
als unbehandelte Kontrolle.
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Die Nerze der Gruppe 1 werden mit je 1 ml (eine Impfdosis), die Nerze
der Gruppe 2 mit je 0,2ml (1h Impfdosis) und die Nerze der Gruppe 3 mit 0,04ml (V23
Impfdosis) besprayt. Die Vaccine enthielt pro Milliliter 633 ID50 des attenuierten
Staupevirus, pro 0,2 ml 126 ID50 und pro 0,04 ml 25 ID50.
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3 Wochen nach der Sprayapplikation wird allen Nerzen, einschließlich
der Kontrollen, durch Herzpunktion eine Blutprobe zur Untersuchung auf den Staupeantikörpergehalt
entnommen. Bei einer an-
schließenden Testinfektion mit pathogenem Staupevirus (Snyder-Hill-Stamm)
subcutan (0,5 ml) bleiben die vaccinierten Tiere der Gruppen 1 und 2 ausnahmslos
gesund. Von den beiden Nerzen der Gruppe 3 zeigt einer ab 9. Tag nach der Testinfektion
vorübergehend Appetitlosigkeit und feuchte Augen. Die Nerze der Gruppe 4 erkranken
und verenden an Staupe; das Virus ließ sich durch die Komplementbindungsreaktion
in verschiedenen Organen nachweisen.
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Der Versuch bestätigt, daß die erfindungsgemäß hergestellte Vaccine
für die Sprayimmunisierung von Musteliden vorzüglich geeignet ist. Während durch
Sprayimmunisierung mit eiadaptiertem Staupeimpfstoff nach Verabreichung einer Impfdosis
nur etwa 750/o der Tiere immunisiert (J. Amer. Vet. Med. Ass., Bd. 125 [1954], S.
134) sind, gelingt es mit der erfindungsgemäß hergestellten Vaccine nicht nur einen
100%igen Immunisierungseffekt mit einer Impfdosis zu erzielen, sondern es zeigt
sich, daß noch ein Fünfundzwanzigstel derselben wirksam ist. Das Versuchsergebnis
ist in der nachstehenden Tabelle zusammengefaßt.
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Immunisierung von Nerzen mit Vaccinespray
Durchschnitt |
Verabreichte Versprayte Klinischer Testinfektion mit pathogenem
Staupe- |
Nerze der erworbenen |
Spraymenge Staupevirus- Verlauf virus |
Gruppe Staupe-VND |
menge p. v. 3 Wochen p. v. |
3 Wochen p. v. |
1 1 633 ID50 o. B. 981 000 gesund |
2 0,2 126 ID50 o. B. 807 000 gesund |
3 0,04 25 ID50 o. B. 503 000 gesund* |
4 Kontrolle 0 o. B. 0 an Staupe erkrankt und verendet** |
* Ein Nerz zeigte vorübergehend ab 9. Tag nach der Testinfektion feuchte Augen und
schlechten Appetit.
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** Staupevirus durch Komplementbindungsreaktion in den Organen nachgewiesen.