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Verfahren zum bleibenden Anreichern einer beliebigen Faserkomponente an der Oberfläche bzw. im Inneren von Mischfasermaterial
Es ist schon häufig versucht worden, durch Ver- spinnen von Fasern verschiedener Typs oder durch
Verzwirnen von aus verschiedenartigem Material bestehenden Garnen Mischgarne herzustellen, welche die vorteilhaften Eigenschaften der ver- wendeten Fasern in sich vereinigen. So hat man z. B. zur Verbesserung der mechanischen
Eigenschaften von Baumwollgarnen der Baum- wolle vor dem Verspinnen vollsynthetische
Fasern in geschnittener Form, z. B. Polyamid-
Stapelfasern, zugemischt, um so die textilen
Eigenschaften von Baumwolle mit den hervor- ragenden Festigkeitseigenschaften der Polyamid- fasern zu vereinigen.
Es hat sich aber gezeigt, dass sich dabei auch unerwünschte Eigenschaften der vollsynthetischen Fasern bemerkbar machen, vor allem der ihnen eigentümlich seifige Griff, der sich bis zu einem gewissen Grade auf die Fasermischung überträgt. Erwünscht wäre ein Verfahren, welches gestattet, nach Wunsch die eine oder die andere
Faserkomponente an der Oberfläche anzureichern, um so das Textilmaterial in viel weitgehenderem Masse als bisher dem vorgesehenen Verwendungszwecke anpassen zu können. Es ist schon vorgeschlagen worden, eine solche Anreicherung einer Faserkomponente durch Verspinnen von Fasern verschiedener Einzeltiter zu erzielen (vgl. Deutsche Patentschrift Nr. 858816), doch gestattet dieses Verfahren nicht die wahlweise Anreicherung der einen oder der anderen Faserkomponente in irgend einem Stadium der Ausrüstung.
Das gleiche gilt für Verfahren, bei welchen zur Erzielung eines wollähnlichen Aussehens ein aus Stapelfasern bestehendes Garn mit einem aus schrumpfbarem Material gesponnenen, durch Verzwirnen oder Verkleben vereinigt wird, worauf man das schrumpfbare Garn eingehen lässt und so ein Aufrichten der Faserenden des aus Stapelfasern bestehenden Garnes bewirkt (vgl.
USA-Patentschrift Nr. 2, 218, 633).
Es wurde nun gefunden, dass man eine beliebige Faserkomponente an der Oberfläche bzw. im Inneren von Mischfasermaterial, insbesondere von Mischgarnen oder Mischzwirnen, sowie daraus hergestellten Geweben oder Gewirken, unter Vermeidung wesentlicher Massverluste anreichern kann, wenn das Mischfasermaterial einer, nur auf die im Inneren zu konzentrierende
Faserkomponente wirkenden, an sich bekannten
Schrumpfbehandlung unterworfen wird, wobei man auf das Material nach erfolgter Schrumpfung in der Schrumpfrichtung einen mechanischen
Zug ausübt, so dass die ursprünglichen Masse in der Schrumpfrichtung im wesentlichen wieder erreicht werden, worauf vorzugsweise das Misch- fasermaterial nach Entfernung des Schrumpf- mittels einer an sich bekannten Behandlung, welche die Längenmasse mindestens einer der
Faserkomponenten fixiert, unterworfen wird.
Diese Anreicherung bzw.
Entmischung ist irreversibel, d. h., dass der auf das Textilmaterial ausgeübte mechanische Zug die durch die
Schrumpfung bewirkte Entmischung nicht rück- gängig macht, obwohl ja die Einwirkung von mechanischem Zug als Umkehroperation der
Schrumpfung aufzufassen ist. Insbesondere ver- mag der mechanische Zug sogar dann die Ent- mischung nicht umzukehren, wenn er auf das noch mit Schrumpfmitteln getränkte Textilmaterial ausgeübt wird. Es wäre zu erwarten gewesen, dass eine solche Streckung der gequollenen Faserkomponente eine Überdehnung und damit eine Längenzunahme gegenüber der vom Schrumpfmittel nicht beeinflussten, aussen angereicherten Faserkomponenten bewirken würde, was zu einer neuerlichen Mischung der Faserkomponenten oder sogar zu einer Umkehr der Mischordnung führen könnte.
Die Zweiteilung SchrumpfungStreckung, vorzugsweise in Kombination mit die Abmessungen fixierenden Nachbehandlungen, ermöglicht in denkbar einfacher Weise, dass die Anreicherung durch nachfolgende Waschbehandlungen oder normale Ausrüstoperationen nicht mehr wesentlich beeinflusst wird und dass sich dabei die Massveränderungen im normalen Rahmen halten.
Textilmaterial, das aus zwei oder mehr Faserkomponenten besteht, kann in Form von aus Mischfasern bestehenden Garnen und Zwirnen, von aus verschiedenartigen Garnen hergestellten Zwirnen, oder schliesslich von aus solchen Garnen oder Zwirnen hergestellten Textilien in irgend einem Veredlungs-oder Verarbeitungszustand verfahrensgemäss behandelt werden.
Als Faserkomponenten kommen Fasern in Frage, die sich in ihrem Verhalten gegenüber
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Schrumpfmitteln unterscheiden. Sie können be- stehen aus natürlicher, regenerierter oder che- misch modifizierter Cellulose, aus natürlichen, regenerierten oder chemisch modifizierten Pro- teinen, aus vollsynthetischen und/oder thermo- plastischen Hochpolymeren, hergestellt durch
Polymerisation, Polykondensation oder Polyad- dition von Monomeren oder Monomerenge- mischen.
Unter chemisch modifizierter Cellulose oder chemisch modifizierten Proteinen werden
Cellulose oder Proteine verstanden, deren che- mische und physikalische Eigenschaften durch Ver- netzung, durch Einlagerung von polymeren Körpern, insbesondere hitzehärtbaren Kunstharzen, durch Substitution an den funktionellen Gruppen, oder durch Aufbringen von gegen das Schrumpf- mittel reservierend wirkenden Agentien verändert wurden.
Der mechanische Zug wird bei Garnen und
Zwirnen vorzugsweise durch einfaches Strecken in Längsrichtung ausgeübt. Gegebenenfalls kann zusätzlicher Zug durch starkes Verdrehen erzeugt werden. Bei der verfahrensgemässen Behandlung von Geweben und Gewirken, die aus Mischgarnen hergestellt sind, erfolgt der mechanische Zug in der Richtung der zu behandelnden Garne beispielsweise durch Strecken in der Ebene der
Flächengebilde.
Die Schrumpfung der im Inneren des Garnes anzureichernden Faserkomponente kann auf chemischem Weg durch Einwirkung von an sich bekannten Quellmitteln bei Raumtemperatur oder bei erhöhten Temperaturen herbeigeführt werden, oder im Fall von thermoplastischen, durch Erwärmung schrumpfenden, synthetischen Fasern auch auf physikalischem Weg, insbesondere durch Wärmebehandlungen. Die Schrumpfung und die nachfolgende Einwirkung von mechanischem Zug kann ganzflächig oder mustermässig, d. h. lokal, erfolgen. Bei lokaler Anwendung des Schrumpfmittels kann durch Wiederholung der verfahrensgemässen Behandlung mit verschiedenen Schrumpfmitteln lokal die eine wie die andere Komponente stellenweise an der Oberfläche angereichert werden.
Als Behandlungen, welche vorzugsweise im Laufe der weiteren Veredlung zur zusätzlichen Stabilisierung der durch den mechanischen Zug herbeigeführten Massveränderung dienen können, kommen an sich bekannte Verfahren in Frage, die in der Anwendung von hitzehärtbaren oder thermoplastischen Kunstharzen bzw. Monomeren oder Vorkondensaten davon, von vernetzenden Mitteln, von Wasserdampf oder von Agentien beruhen, die mit den funktionellen Gruppen einer oder mehrerer der betreffenden Faserkomponenten eine chemische Reaktion eingehen oder es können derartige Verfahren kombiniert werden.
Das verfahrensgemäss behandelte Textilmaterial lässt sich nachträglich irgendwelchen an sich bekannten Veredlungsoperationen wie Appretieren, ganzflächigen oder lokalen mechanischen Verformungen (Prägen, Kalandrieren) und/oder Färbevorgäng unterwerfen, wobei die Anreicherungen der Faserkomponenten dann sichtbar wird, wenn mit Farbstoffen gefärbt wird, die nicht für beide Faserarten Affinität zeigen.
Beispiel l : Ein Mischgewebe, dessen Garn
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Dabei tritt eine starke Schrumpfung ein. Nach 5 Minuten wird das Gewebe gespannt, bis - wenigstens in Schussrichtung-die ursprünglichen Masse wieder erreicht worden sind. Noch in gespanntem Zustand wird mit heissem Wasser gründlich ausgewaschen, anschliessend mit verdünnter Säure gespült und nochmals ausgewaschen. Durch die Schrumpfung der Baumwollkomponente wurde eine Anreicherung der Polyamidfasern an der Garnoberfläche herbeigeführt, welche auch nach erfolgter Streckung auf die Ausgangsmasse weitgehend erhalten bleibt.
Die neue Gewebestruktur hat zur Folge, dass den im Gebrauch auftretenden Scheuerbeanspruchungen vor allem die widerstandsfähigere Polyamidkomponente ausgesetzt ist, während die für günstige Absorptionseigenschaften sowie Wärmehaltung verantwortliche Baumwollkomponente durch einen schützenden Polyamidfasermantel umhüllt wird.
Beispiel 2 : Ein Zellwollgewebe, das zur Verbesserung der Reissfestigkeit in Kette und Schuss 40% Perlon-Stapelfasern enthält, wird in leicht gespanntem Zustand während 1 Minute einer Behandlung mit 12%iger Salzsäure bei 40 0 C unterworfen. Kurz vor dem Auswaschen und Neutralisieren mit stark verdünnter Ammoniaklösung wird die Gewebspannung derart erhöht, dass das Ausgangsmass um 1-2% überschritten wird. Nach der Neutralisation wird das Gewebe gefärbt und anschliessend unter Verwendung von Harnstoff-Formaldehyd-Vorkondensat knitterfrei ausgerüstet. Durch die Säurebehandlung und der damit verursachten Schrumpfung der Perlonfasern ist eine Entmischung eingetreten, wobei die Zellwollkomponente an der Garnoberfläche angereichert wurde.
Der Griff und das Aussehen des so behandelten Gewebes gleichen einem reinen Zellwollgewebe, jedoch verhält sich das Gewebe dank der im Inneren des Garnes angereicherten Polyamidkomponente bedeutend günstiger gegenüber mechanischen Beanspruchungen.
Beispiel 3 : Ein Leinen-Nylon-Mischgewebe mit 70% Leinen und 30% Nylon-Stapelfasern wird nach dem in Beispiel l angegebenen Verfahren behandelt. Das Gewebe enthält durch diese Massnahme eine ausserordentlich scheuerfeste Oberfläche, ohne aber gleichzeitig die den Leinengeweben eigene Struktur einzubüssen.
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