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Verfahren zur Darstellung von Cyanwasserstoff aus Ammoniak und flüchtigen oder gasförmigen Kohlenstoffverbindungen unter Benutzung einer Kontaktsubstanz.
Die Gewinnung von Cyanwasserstoff durch Überleiten von Ammoniak und flüchtigen oder gasförmigen Kohlenwasserstoffen über ein erhitztes und als Katalyt wirkendes Kontaktmittel wurde zuerst von Kuhlmann (Ann. d. Chemie und Pharm.", 1841, S. 62) beobachtet, doch waren die hiebei erzielten Ausbeuten so gering, dass Kuhlmann selbst das Verfahren als eine für industrielle Zwecke nicht verwendbare Reaktion bezeichnet. Viele Jahre später hat Bergmann ähnliche Versuche wie Kuhlmann angestellt (vgl. Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung", 1896, S. 117 u. ff. und S. 140 u. ff.), indem er behufs Gewinnung von Cyanwasserstoff Ammoniak über glühende Holzkohle leitete.
Bei diesen Versuchen wurde auch Ammoniak mit gewissen Gasen, wie Leuchtgas, Eohlenoxyd und Generatorgas, verdünnt und die Einwirkung dieser Gasgemische auf glühende Holzkohle untersucht. Bergmanns Versuche konnten von vorneherein keine praktische Bedeutung haben, da er gezwungen war, hiebei um 11000 C belegene Temperaturen zu benutzen, wobei ein grosser Verlust an Ammoniak entsteht, der die Ausbeuten von Cyanwasserstoff stark beeinträchtigt. Es sei auch hiebei gleich erwähnt, dass die Holzkohle im vorliegenden Falle zur Lieferung des Kohlenstoffmoleküls für das Cyan herangezogen wird, wobei also während der Reaktion die Menge der Holzkohle allmählich abnimmt. Die Holzkohle wirkt daher hier nicht als Katalyt.
Nach Borgmann ist sogar der aus dem Lellcbtgas sich bildende Kohlenstoff in statu nascondi für die Bildung von Cyan unwirksam ; auch soll die Einführung von Kohlenwasserstoffen die Umsetzung des Ammoniaks verhindern.
Vorliegende Erfindung geht wiederum auf die Versuche von Kuhlmann zurück. Es wurde nämlich gefunden, dass, wenn man dafür Sorge trägt, dass die verwendeten Gase absolut trocken sind und weiterhin die Gasgemische stets freien Wasserstoff enthalten, die Reaktion schon bei einer verhältnismässig niedrigen Temperatur vor sich geht und die Ausbeute derart erhöht wird, dass fast sämtlicher im Ammoniak enthaltener Stickstoff in das Cyan radikal übergeht. Werden die Gase nicht trocken angewendet, so findet nur eine gany unvollständige Reaktion statt. Das Wesen der vorliegenden Erfindung besteht also darin, dass bei der an und für sich bekannten Reaktion die Gase stets trocken verwendet worden und freien Wasserstoff enthalten müssen.
In der Praxis wird das Verfahren gemäss vorliegender Erfindung in der Weise ausgeübt, dass man trockenes, gasförmiges Ammoniak und eine flüchtige oder gasförmige Kohlenstoffverbindung zusammen mit Wasserstoffgas über ein geeignetes katalytisches Mittel, z. B. stark erhitzten platinierten Bimsstein, leitet.
Die Temperatur, auf welche man das Kontaktmittcl erhitzen muss, schwankt mit der Natur der angewendeten Kohlenstoffverbindung, und zwar muss die Temperatur um so höher sein, je komplizierter die Konstitution der Kohlenstotfverbindung ist. So verlangt z. B. Kohlenstoffdioxyd eine höhere Temperatur als Kohlenstoffmonoxyd, Benzin eine höhere als Azetylen, Äthylalkohol eine höhere als Methylalkohol usw. Bei Anwendung von Kohlen- oxyd muss der platiuiorte Bimsstein etwa bis zur hellen Rotglut erhitzt werden. Die Gase werden vor Eintritt in die Reaktionskammer oder-röhre sorgfältig getrocknet und vorzugsweise miteinander vermischt. Man benutzt etwa gleiche Volumina Ammoniakgas der flüchtigen oder gasförmigen Kohlenstoffverbindung und Wassersoff.
Wassergas bildet ein geeignetes
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gas. Das bei der Reaktion erhaltene Produkt, Cyanwasserstoff, kann im freien Zustande in Wasser absorbiert werden oder man absorbiert dasselbe in einer Lösung von Alkalihydrat oder indem man es über Alkalibydrat oder in bezw. über ein anderes geeignetes Reagens leitet, wodurch man metallische Cyanide gewinnt.