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Österreichische PATENTSCHRIFT Nu-16922.
HENRI SCHMID m MÜLHAUSEN i. ELSASZ.
Druckverfahren zur Erzeugung von verschiedenen Gründele1fekten in einer oder mehreren
Farben.
Die Erfindung bezieht sich auf fin Druckverfahren für Gewebe vegetabilischen Ursprunges, nach welchem auf den Mattstellen eines ein-oder mehrfarbigen Musters von gewöhnlicher Stecherei verschiedene Gründeleffekte in einer oder mehreren Farben hervorgebracht werden. Das Verfahren eignet sich für verschiedene Druckartikel und soll zunächst die Herstellung des einfachen Genre, das sich namentlich für den Hemdenartikel eignet, erläutert werden.
Um mit einem Bodenmuster, Streifen oder dgl., welches beim Drucken einen matten Effekt hervorbringt, dasselbe Muster als Gründeleffekt, z. B. behufs Imitation von gewobenen Artikeln, zu erhalten, beginnt man damit, das Gründelmuster, welches man wiederzugeben wünscht, mit einem geeignet verdickten Farbstoff, jedoch ohne Beize, vorzudrucken ; hierauf druckt man das hervorzubringende Muster mit einer die entsprechende Beize enthaltenden Farbe darüber und dämpft dann, wobei der Farbstoff nur an den mit Beize über-
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Weiss. Durch Änderung des Gründelmusters kann man so eine beliebige Zahl von Variationen hervorbringen.
Man kann die Vorgänge auch umkehren, d. h. das Gründelmuster zuerst mit vordickter Heize vordrucken und dann das Muster mit dem Farbstoff darüber drucker Beispie) o : Um Rosa zu erhalten, druckt man ein Gründelmuster mit Alizarin vor und druckt hierüber das Muster mit einem Tonerdesalz. Um Violett zu erzielen, ersetzt man das letztere durch ein Eisensalz. (Will man ein lebhaftes Dunkelrosa erreichen, so tut man gut daran, das Alizarin mittels Borax oder Ammoniak ganz leicht alkalisch zu halten und ihm Türkischrotöl zuzufügen).
Um Gelb oder Grün hervorzubringen, druckt man Kreuzbeerenextrakt oder AlizarinViridin vor und überdruck mit einer Chrombeize.
(Nach demselben Prinzip erzielt man übrigens ein Muster in Indigoblau, indem man das Kalle'sche Keton mit einem Gründelmuster vordruckt und darüber das Muster mit verdickter, genügend konzentrierter Natronlauge druckt. Das Blau entwickelt sich nur an den Stellen, welche mit Lauge bedruckt worden sind etc.)
Herstellung vielfarbiger Gründelmuster mit weissen oder weissen und einfarbigen Motiven. Jede Gründelmusterwalze druckt die passende Farbe.
Handelt es sich z. B. um solide Farben, so verwendet man für den Holzton ein Gemisch von Alizarinorange und Kreuzbeerenextrakt, für Lila : Alizarin, für Grün: Alizarin-iridin und man druckt darüber das Bodenmuster mit einer aus Chrombeize und essigsaurem Kalk bestehenden Farbe.
Für den mit Tanninfarben hergestellten Robenartikel druckt man das oder die Gründel- muster mit verdickten basischen Farbstoffen vor, z. B. Methylenblau, Rhodamin, Methylen-
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das Muster mit verdicktem Tannin in der erforderlichen Konzentration. (Oder aber man verfährt in umgekehrter Weise : Man druckt das Muster mit Tannin vor und druckt darüber das oder die Gründelmuster mit den Farbstoffen.)
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Man dämpft, passiert durch Brechweinstoin, witscht mit 60 bis 1000 C WRrmem Wasser unter Zusatz von etwas Tanuin-Antimonlack oder gerbsaurem Antimon und seift zum Schlusse, indem man dem Seifenbad ebenfalls etwas gerbsaures Antimon zusetzt.
Der Zusatz dieser unlöslichen Antimonverbindung hat den Zweck, die nicht fixierten und beim Waschen und Seifen abfallenden Anteile von Anilinfarbstoff sofort unlöslich zu machen und auszufällen, so dass sie sich nicht auf die weissen Stellen des Stoffes setzen und dieselben beschmutzen können. Diese Wirkung ist leicht ersichtlich, wenn man daran denkt, dass das gerbsaure Antimon (oder Tannin-Antimonlack) die beste Beize für'die basischen Anilinfarbstoffe ist, d. h. die grösste Verwandtschaft für dieselben besitzt und sich mit ihnen zu unlöslichen Verbindungen vereinigt.
Die Passage durch Brechweinstein kann übrigens umgangen werden, indem man den letzteren oder irgendein anderes geeignetes Metallsalz, welches mit Gerbsäure eine unlösliche Verbindung eingeht, zu dem verwendeten basischen Farbstoff, hinzufügt.
Handelt es sich um Bodenmuster, bei welchen das Weiss durch Ätzen oder Enlevage erhalten wird, so geht man von der üblichen Vorbereitung mit Tannin aus. Auf die getrocknete Tanningrundierung druckt man die kaustisch-alkalische Ätze und, eventuell für Schwarz, Aniliuschwarz. Man dämpft ungefähr drei Minuten im kleinen Mather-Platt'schen Dämpfapparat, fixiert das Tannin in einem Bad von Antimonsalz, wäscht und trocknet.
Man überdruckt dann die Gründelmuster, wie Fondus (Schmelzeffekte) und ähnliches, mit den basischen Anilinfarbstoffen und macht fertig wie oben angegeben.
Herstellung ein-und mehrfarbiger Gründelmuster, begleitet von Illuminationsfarben. Man verfährt, wie für das vorhergehende Genre, indem man für die Verwendung geeigneter Illuminationsfarben Sorge trägt, wenn man vermeiden will, dass die letzteren von den Gründelmusterfarben verändert werden. Verwendet man z. B. für das Gründelmuster Farben, welche sich mit Tonerde-, Eisen-oder Chrombeizen fixieren, so druckt man den Boden des auf dem Stoffe zu reproduzierenden Musters mit einer dieser Beizen und die Farben besagten Musters mit Tanninfarben (zweckmässig mit etwas Weinsäure oder Zitronensäure versetzt, um jegliche Befestigung oder Anziehung des
Farbstoffes des Gründelmusters zu verhindern).
Wünscht man, im Gegenteil, bei Gründelmustern mit basischen Farbstoffen, dass die
Illuminationsfarben von den letzteren nicht verändert werden, so wird man für die
Illuminationsfarben die auf die Anwendung der gewöhnlichen Beizen (Eisen-, Tonerdesalze und dgl.) gegründeten Druckfarben verwenden ; für Rot z. B. wird Alizarinrot mit einem starken Zusatz von Zinnoxydulhydrat, für Rosa aber eine Geraninfarbe zur Verwendung gelangen.
Man kann auch wie in den vorausgegangenen Genres in entgegengesetzter Art und Weise vorgehen, d. h. mau druckt zuerst das Gründelmuster mit Beize (z. B. Tannin) und druckt darüber das mehrfarbig Muster, dessen Bodenfarbe ans verdicktem basischen Farbstoff besteht, während die Hhiminationsfarben beliebig zusammengesetzt sein können. Soll der GründoIeSekt auch auf den letzteren herauskommen, so werden dieselben, analog der Boden- farbe, ebonfalls nur mit verdicktem Farbstoff ohne Beize zusammengesetzt.
Wünscht man endlich einen Boden in zwei Farben oder zwei Tönen mittelt eines
Gründelmusters und des Bodens herzustellen, so druckt man das Gründelmuster mit Farb- stoff und den Boden mit Beize, letztere unter Zusatz einer geringen Menge eines passenden
Farbstoffes.
Bei s pie 1 : Boden in verschiedenen Abstufungen von BlaÍ1 (camaieu). Druck des
Gründelmusters mit MetLylenblau 20 y pro Liter. Druck des Bodens mit 20 bis 40 9
Tannin pro Liter, unter Zusatz von 2 bis 4 9 Methylenblau.
War im vorstehenden hauptsächlich nur von solchen Farben die Rede, welche ihre
Entstehung auf dem Gewebe entweder der Vereinigung eines Beizenfarbstoffes mit einem Metalloxyd oder eines hasischen Farbabkömmlings mit Tannin verdanken, so eignen sich nichtsdestoweniger auch andere Farblackbildungen und Erzeugungsarten unlöslicher Farben auf der Faser für das vorliegende Verfahren. Will man beispielsweise als Orü ndele1felrt auf den matten Stellen eines Musters Schwarz erhalten, so druckt man das Gründelmuster mit verdicktem chlorsaurem Kali und hierüber druckt man das zu reproduzierende Muster mit einer Farbe, bestehend aus einem verdickten Gemisch von Anilinsalz und Blutlaugen- salz.
Aber nicht nur die Bildung unlöslicher farbiger Derivate und Lacke, sondern auch die Hervorbringung unlöslicher auf der Faser haftender Verbindungen überhaupt, insofern solche zur Dekoration der Stoffe beitragen können, lässt sich im beschriebenen Verfahren verwerten. Endlich können dem Wesen vorliegenden Verfahrens gemäss in naheliegender
Weise auch Reserve-und Ätzeffekte hervorgebracht, werden.