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Bei freihändigen Aufnahmen, insbesondere mit den modernen Kleinbildkameras, wird vielfach gewollt von einer Aufnahme in genau waagrechter Richtung Abstand genommen und oft, schon um besondere Bildwirkungen zu erzielen, mit stark nach oben oder unten gerichtetem Objektiv gearbeitet. Erforderlich ist jedoch, dass die obere und untere Kante des Bildausschnittes waagrecht liegen, z. B. bei der Aufnahme von Szenen am Meer, um den Horizont im Bild waagrecht zu erhalten, bei Aufnahmen von Bauwerken u. dgl. Bei Aufnahmen mit kinematographischen Apparaten kommt noch dazu, dass Schrägstellungen der Bilder nicht durch Wahl des Bildausschnittes korrigiert werden können. Bei der Neigung des Apparates nach oben oder unten können die bekannten Einrichtungen, wie Dosenlibellen, Senkel u. dgl., nicht gut angewendet werden.
Jedoch auch abgesehen davon, können Einrichtungen, die ein Abwenden des Blickes vom
Sucherbild erfordern, für freihändige Aufnahmen nicht in Betracht kommen. Ein Fadenkreuz im
Sucher ist ebenfalls nicht zweckdienlich, da es bei dem geringen Abstand von dem auf das ferne
Objekt adaptierten Auge nur schlecht beobachtet werden kann. Die Erfindung bezweckt nun, einen
Bildsucher zu schaffen, der gleichzeitig mit der
Beobachtung des Bildausschnittes die Waagrecht- stellung der oberen und unteren Bildkante ermöglicht, und besteht im wesentlichen darin, dass Spiegel oder Linsen im oder im Anschluss an das Sucherbild ein oder mehrere weitere Bilder entwerfen, so dass im anvisierten Aufnahmeobjekt vorhandene lotrechte oder waagrechte Linien in diesen Bildern in Übereinstimmung gebracht, die waagrechte bzw. lotrechte Ausrichtung der Bildkanten anzeigen.
Zur Ausrichtung nach Waagrechten oder Lotrechten ist die Verwendung von Prismen vorgeschlagen worden, z. B. Prismenplatten mit sehr grossem Winkel an der brechenden Kante (Deutsche Patentschrift Nr. 638172).
Diese Platten geben bei der Durchsicht beiderseits der brechenden Kante Bilder des anvisierten Objektes, die ermöglichen, waagrechte oder lotrechte Linien in Übereinstimmung zu bringen und dadurch das mit dem Prisma verbundene Gerät auszurichten.
Wird z. B. vom Sucherbild durch unter diesem mit einem zum Sucherbild senkrechten, zu den waagrechten Bildkanten parallelen Spiegel ein anschliessendes Spiegelbild entworfen, so erscheint das Spiegelbild auf dem Kopf stehend im Anschluss an das Sucherbild. Eine lotrechte Linie, z. B. eine Hauskante, erscheint nur dann im Spiegelbild als geradlinige Fortsetzung des Sucherbildes, wenn die obere und untere Bildkante des Sucherbildes und damit auch des Aufnahmebildes waagrecht stehen, sonst steht die Kante im Spiegelbild gegenüber der im Sucher gesehenen unter einem Winkel.
Es ist hiebei grundsätzlich gleichgültig, ob der Sucher ein reelles oder virtuelles Bild entwirft.
Statt im Anschluss an das Sucherbild kann das Kontrollbild auch innerhalb des Sucherbildes entworfen werden.
In der Zeichnung ist der Erhndungsgegenstand in den Fig. 1-8 in vier Ausführungsbeispielen dargestellt.
Fig. 1 zeigt im Längsschnitt einen nach dem
Grundsatz des Galileischen Fernrohres gebauten, vielfach verwendeten Sucher, der aus dem Ge- häuse 1 mit objektseitiger Bikonkavlinse 2 und bikonvexem Okular 3 besteht. Am Boden des Gehäuses sind erfindungsgemäss Spiegelstreifen 4, 4', 4" in geringer verschiedener Neigung gegen die Bodenfläche montiert. Unter dem im Sucher gesehenen Bild (Fig. 2) erscheinen als Spiegelbilder in den Spiegeln bei waagrecht gehaltener oberer und unterer Bildkante 5, 5'Teile des Bildes als Spiegelbilder, in denen die Vertikalen des Bildes in gerader Fortsetzung derselben liegen.
Stehen die Bildkanten 5, 5'jedoch nicht waagrecht, wie in Fig. 3 dargestellt ist, so erscheinen die Vertikalen im Spiegelbild gegen jene im Sucherbild unter einem Winkel geneigt, der dem doppelten Winkel x entspricht, unter dem die Bildkanten 5, 3'schräg stehen. Infolge der Zerlegung des Spiegels in verschieden geneigte
Streifen 4,4', 4"erscheinen die Lotrechten überdies in den einzelnen Spiegelstreifen gegeneinander versetzt, was eine noch schärfere Kontrolle ermöglicht.
U 111 auch bei Aufnahmen im Hochformat die
Ausrichtung zu ermöglichen, kann auch an der
Seitenwand des Suchergehäuses eine gleiche
Spiegeleinrichtung vorgesehen sein.
Fig. 4 zeigt einen einfachen Rahmensucher, bei dem z. B. am Boden der Spiegel 4 angeordnet
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sein kann.. Um jedoch das Kontrollbild innerhalb des Sucherbildes zu erhalten, kann statt des Spiegels 4 ein Spiegelstreifen 4'vor dem Rahmen angebracht sein, der, wie aus der schaubildlichen Darstellung ersichtlich, innerhalb des vom Rahmen umgrenzten Sucherbildes liegt. Fig. 5 zeigt, wie bei geneigten Rahmenkanten Lotrechte im Spiegel 4'erscheinen.
Um die Abgrenzung des eigentlichen Sucherbildes gegenüber dessen Spiegelbild schärfer erkennbar zu machen, besteht die weitere Ausbildung in der Verwendung von Spiegeln, die gefärbte, z. B. gelbe oder blaue, Spiegelbilder geben.
In den beschriebenen Fällen handelt es sich um virtuelle Bilder, jedoch ist die Erfindung sinngemäss auch bei reellen Sucherbildern anwendbar. Fig. 6 zeigt den oberen Teil einer Spiegelreflexkamera mit der Mattscheibe 6 und dem Lichtschacht 7. An der Vorderwand des Lichtschachtes sind mit dieser aufstellbare Spiegelstreifen 4,4' vorgesehen, die das Sucherbild auf der Mattscheibe ins Auge 8 spiegeln und die gleiche Erscheinung wie nach den Fig. 2 und 3 geben.
Die erfindungsgemässe Ausbildung eines nach Art der Spiegelreflexkamera wirkenden Suchers ist in Fig. 7 im Schnitt und in Fig. 8 in Vorder- ansicht dargestellt. Auf der Mattscheibe 6 werden zwei Bilder entworfen, u. zw. eines durch den halbdurchsichtigen Spiegel 9 von der Linse 10 und eines durch den Spiegel 9'von der Linse 10'.
Als halbdurchsichtiger Spiegel wird vorteil- haft eine dünne, gefärbte, ausgespannte Membrane, auch Cellophan od. dgl., verwendet. Der Strahlen- gang vom optischen Mittelpunkt beider Linsen bis zur Mattscheibe muss für beide gleich lang sein. Wird der Apparat so gehalten, dass die optischen Achsen der Linsen genau übereinander- liegen, so erscheinen auf der Mattscheibe zwei
Bilder ineinander, die zwar um die Höhen- parallaxe vertikal verschoben sind, bei denen sich aber Vertikale des Objektes seitlich decken. Wird die Kamera aber, wie Fig. 8 zeigt, schräg gehalten, so weichen die Linsen um den Betrag d in ihrer lotrechten Übereinande1"$tellung ab. Die Bilder sind daher auch seitlich verschoben, was, da das
Bild der Linse 10'durch die gefärbte Membrane 9 gefärbt erscheint, leicht kontrolliert werden kann.
Nach dem Grundsatz der Erfindung können
Sucher auch in verschiedenen anderen Aus- führungen gebaut werden ; so kann z. B. ein Sucher, analog den in Fig. 7 dargestellten, ohne Spiegel 9, 9'mit einer hinteren Mattscheibe ge.. baut werden, bei dem die Linsen 10, 10'über- einander in einer Ebene liegen und auf der gemeinsamen Mattscheibe zwei um den Abstand der Linsenachsen versetzte Bilder erzeugen.
Die mehrfachen untereinander geneigten Spiegelstreifen 4,4', 4"nach Fig. l können statt aus einzelnen Spiegeln zusammengesetzt, auch durch Anschleifen solcher Streifen an einem einzigen Spiegelkörper, oder in besonders einfacher Herstellungsweise durch Biegen eines spiegelnden Bleches, so dass zueinander geneigte Streifen entstehen, gebildet werden.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Bildsucher mit optischen Einrichtungen für die Waagrechtstellung der oberen und unteren Bildkante, insbesondere für photographische und kinematographische Handapparate, dadurch gekennzeichnet, dass Spiegel oder Linsen ausser dem
Sucherbild ein oder mehrere weitere Bilder entwerfen, so dass im anvisierten Objekt vorhandene lotrechte oder waagrechte Linien in diesen Bildern in Übereinstimmung gebracht, die waagrechte bzw. lotrechte Ausrichtung der Bildkanten an- zeigen.