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Verfahren zur Herstellung einer pressbaren Kunstmasse.
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer pressbaren Kunstmasse unter Verwendung von Wasserglas, Sulfitablauge, mineralischen Bindemitteln sowie mineralischen und organisehen Füllstoffen und besteht darin, dass eellulosehaltiges Material mit einer Wasserglaslösung und darauf bei höchstens mässig erhöhter Temperatur mit Sulfitablauge, vorzugsweise unter Zusatz von Zement, Kalk oder Magnesia, vermischt wird, bis sich ein steifer Brei ergibt, worauf die Masse in bekannter Weise unter Druck verformt wird.
Als Sulfitablauge kann man sowohl Lauge aus einem Caleiumbisulfitverfahren als auch Lauge aus einem Natriumsulfitverfahren verwenden. Als eellulosehaltiges Material kommt z. B. Altpapier, zerkleinertes Holz, Stroh in Betracht. Der Zusatz von Caleiumhydroxyd, Zement oder Magnesia gibt die Möglichkeit, die Härte und Festigkeit des Fertigproduktes zu erhöhen. Die Lauge kann zudem noch mit Ammoniak versetzt werden.
Das cellulosehaltige Material wird durch eine Wasserglaslösung gegebenenfalls unter mechanischer Hilfe aufgeschlossen, so dass ein zäher klebriger Brei entsteht.
Bei'Vermengung dieses Breies mit der Sulfitablauge verbinden sich beide innigst miteinander.
Die unlösliche Faser und die inkrustierenden Bestandteile werden aufgenommen, mit klebender Substanz umhüllt und das ganze wandelt sich in eine pastose, homogene Masse um.
Das Wasserglas kann auch, vorzugsweise angewärmt, direkt der Sulfitablauge zugesetzt und der Stoff in der Lauge in einer Maschine so lange durchgearbeitet werden, bis sich die Aufschliessung und die Umwandlung in eine pastose Masse vollzogen hat.
Die so erhaltene pastose Masse kann schon in diesem Zustand zur Verarbeitung gelangen, sie kann aber auch erst getrocknet und dann verarbeitet werden. Durch Zusätze zu der Masse können die Eigenschaften des Endproduktes noch weitgehend beeinflusst werden. Als solche Zrsätze kommen z. B. in Betracht : a) flüssige Zusätze :
1. Albumin aus Blut, Hühnereiweiss oder Casein, welche geeignet vorbereitet als leimige Masse oder auf der Basis von Galalith beigemengt wird.
2. Harze und Kunstharze, z. B. Bakelitfirnisse oder Phenol oder Kreosot, die unter der Einwirkung von Formaldehyd in der Masse selber einen Umbildungsprozess durchmachen, oder Harze, die durch Lösungsmittel gelöst sind oder Harzseifen und geschmolzene Harze, welche der entsprechend erhitzten Masse zugesetzt werden.
3. Öle, welche durch Sauerstoffaufnahme oxydieren oder Stoffe wässriger Natur, wie Glycerin.
4. Teer, Bitumen und Asphalt, gelöst oder geschmolzen.
5. Kautschuk gelöst oder Gummimilch.
6. Galatine und'Knochenleim nach besonderer Präparierung.
7. Gelöstes Zelluloid und Cellon.
8. Kolloide Lösungen fester Körper in einem Dispersionsmittel.
9. Chromsäure, Zinkehlorid, Schwefelsäure, Ammoniak. b) feste Zusätze : zerkleinerter Gummi (Gummimehl), Kork, Glas, Asbestfaser, Torf, Sand, Zement, Schwerspat, Russ, Sägemehl, Metalloxyde, Metallspäne (Feilspäne) usw.
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Es können auch verschiedene Zusätze kombiniert werden, sowohl flüssige untereinander, als auch feste untereinander oder Gemische von flüssigen und festen Zusätzen ; z. B. Kautschuk und Casein, Gummimilch und Gummimehl, Kork und Zelluloid usw.
Der Charakter des Materials lässt sich durch diese Zusätze soweit verändern, dass es die Ähnlichkeit von filzigem Karton, hartem Kunstholz oder einer steinähnlichen oder metallischen Substanz annimmt.
Die Konsistenz der Masse kann ganz beliebig gehalten und variiert werden. Will man sie ausgiessen oder spritzen, so wird sie mit einer Flüssigkeit verdünnt, welche wässrig oder ölig sein kann. Soll die Masse aber gepresst, gewalzt oder gestanzt werden, so wird ein fester Füllstoff zugesetzt oder sie wird durch Eindampfen verdickt.
Dieser neuartige Werkstoff hat ganz besondere Eigenschaften, die ihn wesentlich von andern Stoffen unterscheiden.
1. Er ist feuerhemmend.
2. Öle, Fette, Lösungsmittel und viele chemische Substanzen greifen ihn nicht an.
3. Gegen Temperaturschwankungen, gegen Hitze und. Kälte ist er unempfindlich.
4. Er kann beliebig verarbeitet werden, nämlich sowohl in flüssigem, als auch in pastosem, als auch in festem Zustand.
Er ist daher in verschiedenster Art verwendbar, z. B. als Kitt, Klebe-, Isolier-und Imprägnierungsmittel, für Hohlkörper, in denen man Öle und andere Flüssigkeiten transportieren will, Fussbodenbelag in Fliesenform, Wandverkleidungen (Bauplatten), gepresste, gegossene oder gedrechselte Gegenstände aller Art usw.
Bei der Herstellung verfährt man beispielsweise folgendermassen :
150-50 Gewichtsteile Sulfitablauge werden mässig erwärmt und mit 25-75 Gewichtsteilen ebenfalls erwärmten Natron-Wasserglas verrührt, dann werden 5-40 Teile Caleiumhydroxyd beigemengt. Gesondert wird cellulosehaltiges Material, z. B. bis zu 950 Gewichtsteilen Altpapier in 45-100 Gewichtsteilen Natron-Wasserglas oder in 30 Gewichtsteilen (verdünnter) Schwefelsäure in einer Zerreissund Zerfasermaschine zum Aufschluss gebracht.
Die Sulfitlauge und das gelöste zellulosehaltige Material werden dann in einem Kneter so lange intensiv zusammen durchgearbeitet, bis beide Komponenten sich innigst miteinander vermischt haben und die Masse zäh und teigig geworden ist.
Soll noch ein Füllstoff, z. B. Casein zugesetzt werden, so werden 10-25 Teile Casein vorher durch ein Alkali in bekannter Weise aufbereitet, mit Formaldehyd versetzt und der Masse zugemischt.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung einer pressbaren Kunstmasse unter Verwendung von Wasserglas, Sulfitablauge, mineralischen Bindemitteln sowie mineralischen und organischen Füllstoffen, dadurch gekennzeichnet, dass cellulosehaltiges Material mit einer Wasserglaslösung und darauf bei höchstens mässig erhöhter Temperatur mit Sulfitablauge, vorzugsweise unter Zusatz von Zement, Kalk oder Magnesia vermischt wird, bis sich ein steifer Brei ergibt, worauf die Masse in bekannter Weise unter Druck verformt wird.