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Wachstumförderndes Mittel.
Zur Anregung des Pflanzenwachstums hat man die verschiedensten anorganischen und organischen Stoffe, z. B. Hormone pflanzlicher oder tierischer Herkunft, wie Sexual-Hypophysen-und Thyreoidalhormone, vorgeschlagen.
Es wurde gefunden, dass auch wasserlösliche Vitamine der B-Gruppe, u. zw. die Vitamine Bl (Aneurin) und R : (Lactoflavin), deren Homologe und ähnlich aufgebaute Verbindungen das Wachstum höherer Pflanzen fördern. So wirkt Vitamin Bl schon in Konzentrationen von 1 : 10,000. 000, Lactoflavin in Konzentrationen von 1 : 10.000 und weniger wachstumsfördernd bei höheren Pflanzen. Man wusste von diesen Vitaminen bisher nur, dass sie die Vermehrung von niederen pflanzlichen Organismen anregen.
Als Vertreter der bu-Gruppe seien ausser dem eigentlichen Vitamin Bl von den ähnlich aufgebauten N- (Pyrimidyl-5' -alkyl) -thiazoliumsalzen beispielsweise noch das N- (2' -äthyl-4'-amino-5'-methyl-
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zoliumchlorid (Vitamin Bl-Benzoat) genannt.
Die genannten N- (Pyrimidyl-5'-alkyl)-thiazoliumverbindungen lassen sich synthetisch z. B. nach dem Verfahren der französischen Patentschrift Nr. 816432 herstellen.
Als Vertreter der B-Gruppe kommen Isoalloxazine der Formel
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in der A ein aromatisches Ringsystem, das noch Substituenten wie Alkylgruppen tragen kann, R einen Substituenten, wie z. B. eine Alkyl-, Oxyalkyl-, Polyoxyalkyl-, Cycloalkyl-oder Arylgruppe und R' Wasserstoff oder Alkyl bedeutet, in Frage.
Ausser dem Lactoflavin seien als Vertreter dieser Verbindungsklasse beispielsweise noch genannt das d-Araboflavin, das 9-Phenylisoalloxazin, das 6'7-Di- methyl-9-methyl-isoalloxazin, das 9-Methylisoalloxazin und das 3'9-Dimetylisoalloxazin. Im besonderen haben sich aus dieser Gruppe das Vitamin B2 (Lactoflavin) und ähnlich aufgebaute Polyoxyalkylisoalloxazine, vorzugsweise solche, in denen R in der obigen Formel für einen Ribityl-oder Arabitylrest steht, als geeignet erwiesen.
Die wachstumfördernde Wirkung dieser Vitamine der B-Gruppe ist bei den einzelnen Pflanzenarten verschieden. Günstige Ergebnisse wurden vor allem bei Hafer erzielt. Die Wirkung ist auch z. B. von den klimatischen Bedingungen und den Bodenverhältnissen abhängig.
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Die obgenannten Stoffe können gelöst im Giesswasser öder gemischt mit bzw. adsorbiert an an sich bekannte Pflanzennähr-, -reiz- oder -beizstoffe und/oder anorganische oder organische Trägersubstanzen Verwendung finden. Man kann z. B. die aufgeführten Stoffe in Mischung mit den üblichen Düngesalzen, im besonderen Stickstoffdüngemitteln, wie Ammonnitrat, Ammonsulfat, Harnstoff und seinen Salzen, z. B. Harnstoffphosphat, Kalkstickstoff, oder Kalisalzen, wie Carnallit und Kaliumnitrat, oder Phosphaten, wie Ammonphosphat oder Superphosphat, anwenden. Man kann die neuen Wuchsstoffe auch in Mischung mit Kalk, Torf, Braunkohle oder in salbenförmigen Pasten, beispielsweise in Mischung mit wasserhaltigem Wollfett oder gummiartigen, wasseraufsaugenden Stoffen, z. B. Agar-Agar, zur Anwendung bringen.
Als Saatgutbeizmittel, mit denen zusammen die Wuchsstoffe auf das Saatgut aufgebracht werden können, kommen die üblichen Nass-und Trockenbeizen in Frage. Erwähnt seien beispielsweise Alkyl-, Alkoxyalkyl-oder Arylquecksilbersalze, wie die Acetate, Nitrate, Oxalate, oder Arsenverbindungen, z. B. Methylarsinoxyd, oder Chinone, Chinhydron oder Oxyphenylhydrazine.
Als zweckmässig hat es sich erwiesen, Keimlinge bzw. Saatgut in Lösungen quellen zu lassen,
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genommen, 3 Stunden lang auf Fliesspapier an der Luft im Dunkeln etwas getrocknet und dann in mit Erde gefüllten Tonschalen ausgesät. Zu gleicher Zeit werden Kontrollen von unbehandeltem Hafer und solchem, der 48 Stunden lang in destilliertem Wasser gequollen war, ausgesät und unter den gleichen Bedingungen gehalten wie der Versuchshafer.
Nach siebenwöchigem Stehen im Treibhaus unter täglichem Begiessen mit Wasser wird in der Weise abgeerntet, dass die Halme unmittelbar über dem Boden abgeschnitten, die Wurzeln durch Schlämmen mit Wasser restlos von anhaftender Erde befreit werden. Halme und Wurzeln werden bei 1050 C bis zur Gewichtskonstanz getrocknet und gewogen.
Die Wägungen ergeben :
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<tb>
<tb> Versuch <SEP> Halme <SEP> Wurzeln <SEP> Zunahme <SEP> gegenüber
<tb> gerocknet <SEP> getrocknet <SEP> Summe <SEP> Kontrollen
<tb> Halme <SEP> Wurzeln
<tb> Kontrolle <SEP> (trocken) <SEP> ........ <SEP> 2#25 <SEP> g <SEP> 6#25 <SEP> g <SEP> 8#50 <SEP> g <SEP> 0% <SEP> 0%
<tb> Kontrolle <SEP> (Wasser) <SEP> ......... <SEP> 2#70 <SEP> g <SEP> 6#15 <SEP> g <SEP> 8#85 <SEP> g <SEP> (+20%) <SEP> (-7%)
<tb> Gebeizt <SEP> mit <SEP> Vitamin <SEP> B2 <SEP> .... <SEP> 4#75g <SEP> 8#90g <SEP> 13#60 <SEP> g <SEP> +111% <SEP> +34%
<tb>
Beispiel 2 : log Hafer bzw. Weizen lässt man, wiein Beispiel1 beschrieben, in einer %00%- Lösung von d-Araboflavin quellen.
Nach dem Trocknen wird, das Saatgut in Erde ausgesät. Als Vergleich dient in üblicher Weise ausgesätes Saatgut und solches, das 48 Stunden unter gleichen Bedingungen in wuchsstofffreiem Wasser gequollen hat. Es ergeben sich nach Abernten und Trocknen der Halme und Wurzeln folgende Werte :
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<tb>
<tb> Hafer
<tb> Halme <SEP> Wurzeln <SEP> Zunahme <SEP> gegenüber
<tb> Versuch <SEP> getrocknet <SEP> getrocknet <SEP> Summe <SEP> Kontrollen
<tb> Halme <SEP> Wurzeln
<tb> Kontrolle <SEP> (trocken) <SEP> .......... <SEP> 2#60 <SEP> g <SEP> 4#05 <SEP> g <SEP> 6#65 <SEP> g <SEP> 0% <SEP> 0%
<tb> Kontrolle <SEP> (Wasser.......... <SEP> 4'50g <SEP> 5'34g <SEP> 9'84g <SEP> (+73%) <SEP> (+32%)
<tb> Gebeizt <SEP> mit <SEP> d-Araboflavin... <SEP> 5#03 <SEP> g <SEP> 7#26 <SEP> g <SEP> 12#29 <SEP> g <SEP> +93% <SEP> +80%
<tb> Weizen
<tb> Zunahme <SEP> gegenüber
<tb> Versuch <SEP> getrocknet <SEP> getrocknet <SEP> Summe <SEP> Kontrollen
<tb> Halme <SEP> Wurzeln
<tb> Kontrolle <SEP> (trocken)......... <SEP> 2-70 <SEP> 4-95 <SEP> g <SEP> 7'65 <SEP> 0% <SEP> 0%
<tb> Kontrolle <SEP> (Wasser).........
<SEP> 3-65 <SEP> 5-71 <SEP> 9-369 <SEP> (+36%) <SEP> (+15-4%)
<tb> Gebeizt <SEP> mit <SEP> d-Araboflavin... <SEP> 3#62 <SEP> g <SEP> 6#44 <SEP> g <SEP> 10#06 <SEP> g <SEP> +34% <SEP> +30#1%)
<tb>
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Beispiel 3 : Erbsen werden unter sterilen Bedingungen in Wasser gequollen und es werden nach der Quellung die Embryonen von den Kotylen abgetrennt. Die Embryonen werden auf Nährgelatine, die lediglich Saccharose und anorganische Salze als Nährstoffe enthält und der Vitamin Bi z. B. in einer Konzentration von 1 : 25,000. 000, zugesetzt ist, gezogen.
Der Einfluss des Vitamins Bi-Zusatzes auf die Länge und das Gewicht der Sprosse und der Wurzeln ergibt sich daraus, dass nach 50 Tagen bei Zusatz der genannten Menge Vitamin Bi gegenüber den Kontrollen die Länge der Sprossen um etwa 30%, die Länge der Wurzeln um etwa 50%, das Trockengewicht der Sprosse um etwa 20% und das Trockengewicht der Wurzeln um etwa 30% vermehrt ist.
Beispiel 4 : 20 g Siegeshafer lässt man in einer 0/, gen wässrigen Lösung von Vitamin BI 48 Stunden quellen. Das Saatgut wird nach oberflächlichem Trocknen in Erde ausgesät. Als Vergleich dient Hafer, der 48 Stunden lang unter den gleichen Bedingungen in wuchsstofffreiem Wasser gequollen hat, sowie in üblicher Weise ausgesäter Hafer.
Es ergaben sich nach Abernten und Trocknen der Halme und Wurzeln folgende Werte :
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<tb>
<tb> Zunahme <SEP> gegenüber
<tb> Versuch <SEP> Halme <SEP> Wurzeln <SEP> Summe <SEP> Kontrollen
<tb> Halme <SEP> Wurzeln
<tb> Kontrolle <SEP> (trocken)........ <SEP> 2-25 <SEP> g <SEP> 6-65 <SEP> g <SEP> 8-90 <SEP> g <SEP> 0% <SEP> 0%
<tb> Kontrolle <SEP> (Wasser)......... <SEP> 2-70 <SEP> g <SEP> 6-15 <SEP> g <SEP> 8-85 <SEP> g <SEP> 20% <SEP> -7%
<tb> Kontrolle <SEP> (trocken) <SEP> ........ <SEP> 2#25 <SEP> g <SEP> 6#65 <SEP> g <SEP> 8#90 <SEP> g <SEP> 0% <SEP> 0%
<tb> Kontrolle <SEP> (Wasser) <SEP> ......... <SEP> 2#70 <SEP> g <SEP> 6#15 <SEP> g <SEP> 8#85 <SEP> g <SEP> 20% <SEP> -7%
<tb> Vitamin <SEP> B1 <SEP> ................ <SEP> 5#20 <SEP> g <SEP> 9#85 <SEP> g <SEP> 15#05 <SEP> g <SEP> 131% <SEP> 48%
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PATENT-ANSPRÜCHE :
1.
Wachstumförderndes Mittel für höhere Pflanzen, dadurch gekennzeichnet, dass es einen Gehalt an der zu den wasserlöslichen Vitaminen der B-Gruppe gehörigen Verbindung Aneurin (Vitamin BI) bzw. deren Homologen u. ähnl. aufgebauten Verbindungen besitzt.