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Verfahren zur Veredlung von auf bzw. über den Siedepunkt zu erhitzendem Wasser.
Reines Wasser"aqua destillata"ist von fadem Geschmack und wegen seiner auslaugenden Wirkung der Gesundheit abträglich. Ein gewisser Mineralgehalt ist daher aus beiden Gründen im
Genusswasser vorteilhaft und notwendig. Das üblicherweise im Trinkwasser vorkommende Calciumbzw. Magnesiumbicarbonat ist aber von nachteiligem Einfluss bei der Bereitung von Getränken und
Speisen, wenn das Wasser, insbesondere solches mit hohen Härtegraden, bis zum Siedepunkt erhitzt oder gar einige Zeit im Kochen erhalten wird. Es wird dann nicht nur die Farbe der Getränke oder
Speisen durch die sich ausscheidende Carbonate ungünstig beeinflusst, sondern es finden auch Umsetzungen mit den Aromastoffen der Genuss-bzw.
Nahrungsmittel statt, insbesondere bei der Bereitung von Kaffee, Tee, Grog, Gemüse, Suppen u. dgl., wodurch diese auch in ihrer Qualität verschlechtert werden. Nebenbei zeigen alle Gefässe, die dauernd zur Bereitung des kochenden Wassers benutzt werden, einen hässlichen Belag an Kesselstein, der einen grösseren Verbrauch an Kochzeit und Brennmaterial bedingt. Vor allem wird jedoch durch das Kochen der Kalk aus dem Genusswasser entfernt, wodurch die unter dem Namen Kalkmangel bekannten schweren Gesundheitsschädigungen verursacht werden.
Man hat bereits das zur Bereitung von heissen Getränken dienende Wasser mit einer der Carbonathärte entsprechenden Menge an Milchsäure versetzt und so die Bicarbonate in lösliche Laktate umgewandelt, die auch beim Kochen nicht ausfallen. Bei weichen Wässern wird hiebei auch eine gewisse Geschmacksverbesserung erzielt. Das Verfahren besitzt jedoch eine Reihe von Nachteilen. Die Anwendung von Milchsäure ist, da sie eine Flüssigkeit darstellt, umständlich, auch hinsichtlich der Korrosionsgefahr und führt leicht zu einer Übersäuerung des Wassers. Ferner bestehen Bedenken gegen die dauernde Einverleibung der Laktate in den Körper, da sie dessen physiologische Ermüdungsprodukte sind und sieh auch als Ablagerung in den Gelenken vorfinden.
Schliesslich hat sich gezeigt, dass bei harten Wässern der Zusatz der notwendigen Menge Milchsäure geschmacklich unbefriedigende Resultate zeitigt.
Die gleichen Erwägungen gelten im wesentlichen auch gegenüber dem bekannten Verfahren der Umwandlung der Carbonate in Chloride mittels Salzsäure, ganz abgesehen davon, dass dieses Verfahren nur für Kesselspeisewasser vorgeschlagen worden ist und sich praktisch niemals zur Bereitung von Speisen und Getränken einführen könnte.
Diese nur mit Säure arbeitenden Verfahren besitzen noch einen weiteren Nachteil hinsichtlich ihrer Anwendung auf Genusswasser. Sie vermögen nämlich nicht den Speisen und Getränken eine gewisse Abrundung und Fülle zu geben. Es hat sich nun gezeigt, dass dieser Mangel durch einen gleichzeitigen Zusatz an Alkalisalzen, insbesondere Natriumsalzen, behoben werden kann.
Die Erfindung besteht daher in einem Verfahren zur Veredlung von bis auf bzw. über den Siedepunkt zu erhitzendem Genusswasser, wobei die in dem Wasser vorhandenen kohlensauren Kalk-bzw. Magnesiasalze vor oder während des Erhitzens mittels saurer Stoffe in auch in kochendem Wasser noch merklich lösliehe Verbindungen übergeführt werden und vorher, gleichzeitig oder anschliessend, gegebenenfalls unter Abstumpfung eines Säureüberschusses, dem Wasser noch ein Alkalisalz, vorzugsweise ein Natriumsalz, zugesetzt wird. Am vorteilhaftesten erfolgt der Zusatz in äquivalenten Mengen.
Quantitativ berechnet sich dann der Säurezusatz nach wie vor nach der Carbonathärte. Es gelangt dann aber stets eine der Carbonathärte entsprechende Menge an Na-Ionen in das Wasser, wodurch eine vorzügliche Geschmacksabrundung gewährleistet ist.
Selbstverständlich wird man je nach Bedürfnis und besonders, wenn das natürliche Wasser schon an sich Na-Ionen in grösserer Menge aufweist, ein anderes Verhältnis zwischen saurem Stoff
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und Alkaliverbindung wählen, was von Fall zu Fall zu entscheiden ist. Die meisten Wässer enthalten aber bekanntlich Na-Ionen nur in sehr geringer Menge.
Aus gesundheitlichen Gründen wird man sich auf den Zusatz solcher Stoffe beschränken, die im Wasser schon von Natur aus vorhanden sind, z. B. Schwefelsäure und Natrium. Insbesondere geeignet zur Ausführung des Verfahrens ist ein Stoff, der zugleich Säure und Alkalisalz darstellt und selbst möglichst geschmacklos ist, wie in erster Linie das Natriumbisulfat, das beispielsweise dem Berliner Leitungswasser in Mengen von 0'5 g/l zugesetzt wird. Verwendet man es zunächst in bereits versteinten Gefässen, so kann man es bis zur doppelten Menge zufügen.
Alle zuvor geschilderten Übelstände werden durch die vorliegende Erfindung, insbesondere bei Verwendung von Natriumbisulfat vermieden. Dieses Salz ist preiswert und von fester Beschaffenheit.
Der letzte Umstand ist ein grosser Vorzug, da er eine einfache Dosierung, z. B. in Tabletten-oder Kugelform gestattet und einen leichten, automatischen Zusatz des Mittels zum Wasser ermöglicht. Die durch die Umsetzung entstehenden Salze, Natrium- und Calciumsulfat, sind dem menschlichen Körper zuträglich, ja sogar notwendig und bereits als solche in den meisten Trinkwässern vorhanden.
Darüber hinaus gestattet das neue Verfahren, den Kalkgehalt weicher Genusswässer in der Weise zu erhöhen, dass sie natürlichen, harten Wässern gleichen. Die Erfindung ist daher für die Volksgesundheit von grosser Bedeutung, da sie ein einfaches, preiswertes Mittel an die Hand gibt, die auf den Kalkmangel solch weicher Genusswässer beruhenden Mangelkrankheiten ganzer Gegenden wirksam zu bekämpfen.
Weder die Sulfat-noch die Carbonathärte lassen sich leicht in Wasser künstlich hineinbringen, weil Gips und Kohlensaurer Kalk in kaltem Wasser sich nur sehr langsam auflösen. Setzt man aber Kalkverbindungen gleichzeitig mit Natriumbisulfat od. dgl. dem Wasser zu, so lässt sich selbst dann eine beliebige Härte erzielen, wenn das Wasser nahezu kalkfrei ist. Man bemisst in diesem Falle das Verhältnis von sauren Stoffen und Alkaliverbindungen so, dass noch eine bestimmte Lösungsfähigkeit für den zuzusetzenden Kalk oder die Magnesia oder eine Mischung beider verbleibt und bringt die Menge mit der zu erzielenden bleibenden Härte in Einklang. Zu dem beispielsweise erwähnten Natriumbisulfat kann man aber nicht Kalk in jeder beliebigen Verbindung zusetzen. Mit Caleiumhydroxyd oder-oxyd erhält man eine starke Wassertrübung, weil unlöslicher Gips entsteht.
Neutralisiert man hingegen den Säureüberschuss mit Calciumcarbonat, am besten in kochendem Wasser, so bildet sich eine klare Gipslösung, welche durchaus der natürlichen Sulfathärte eines Wassers entspricht.
Dieses Verfahren bietet besondere Vorteile. So braucht man die Zusätze nicht mehr der Carbonat- härte des Wassers anzupassen. Es steht frei, äquivalente Mengen von z. B. Natriumbisulfat und Calciumcarbonat, ausreichend für eine beliebige Aufhärtung des Wassers, z. B. auf 20-30 , zuzusetzen. Ein mit solchem Wasser zubereiteter Kaffee ist kräftiger im Geschmack als ein solcher, bei welchem die Carbonathärte des Kochwassers nur in die entsprechende Sulfathärte umgewandelt worden ist. Auch wird mit solchem Wasser die gesundheitlich sehr nachteilige, infolge des heutigen Kochprozesses bei allen weichen und carbonathaltigen Wässern aber unvermeidliche Auslaugung der Nahrungsmittel, insbesondere des Gemüses, von ihren Basen, vor allem des Caleiums und Natriums (s. Berg-Vogel, Grundlagen einer richtigen Ernährung, 7.
Auflage), durch die sehr erhebliche Anreicherung des Kochwassers an diesen Salzen verhindert (s. Erdsalzarmut und Entartung von C. Roese, 1908). Würde Wert auf die Erhaltung des meist im Überschuss in den Nahrungsmitteln vorhandenen Kali und der Magnesia gelegt werden, so wären als Zusatzstoffe Kaliumbisulfat und Magnesia beispielsweise zu wählen.
Die Zusätze brauchen nicht in das Wasser gegeben zu werden, sondern sie können auch dem Mahlgut von Kaffee und Kakao, den Zusatzstoffen und Nahrungsmitteln, gegebenenfalls getrennt, zugemischt werden, welche später mit dem kochenden Wasser in Berührung kommen. Die Umsetzung erfolgt in kochendem Wasser fast augenblicklich, so dass keine Beeinträchtigung der Speisen zu befürchten ist.
Im allgemeinen hat man bisher die Einführung von Sulfationen in Wasser, das über den Siedepunkt erhitzt werden sollte, gescheut, weil der dann ausfallende Sulfatkesselstein unangenehmer als der Carbonatstein zu entfernen ist. Nur in einem Falle wurde bereits Natriumbisulfat als Äquivalent von Schwefelsäure, Aluminiumsulfat und andern sauren Stoffen bei der Behandlung von Wasser verwendet, welches nicht auf seinen Siedepunkt erhitzt wird. Dabei sollte einem solchen Wasser eine geringe Menge eines beliebigen sauren Stoffes zugesetzt werden, so dass ein Bruchteil des vorhandenen Bicarbonats zersetzt wird. Das dadurch entwickelte Kohlendioxyd soll auch bei der Erwärmung in dem Wasser gelöst bleiben und eine Zersetzung bzw. Ausfällung des Hauptteiles des Bicarbonats verhüten. An die Veredlung von Genusswasser hat der ältere Erfinder demnach nicht gedacht.
Würde man ein nur derart (auch mit Bisulfat) vorbehandeltes Wasser zur Bereitung von heissen Getränken od. dgl. verwenden wollen, so würde man naturgemäss die Wirkung des vorliegenden Verfahrens nicht erreichen, da ja nur ein kleiner Teil des Bicarbonats umgesetzt wurde.
Das neue Verfahren ermöglicht die volle Entfaltung des Geschmacks und Aromas der Nahrungbzw. Genussmittel. Es erlaubt die Verwendung geringerer Qualitäten oder kleinerer Quantitäten, z. B. von Kaffee oder Tee unter Erzielung desgleichen geschmackliehen Resultats. Gemüse, z. B.
Rot-oder Grünkohl, behalten ihre natürliche schöne Farbe, wenn sie in mit Natriumbisulfat versetztem
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Wasser gekocht werden. Ausserdem wird der natürliche Kalkgehalt des Wassers erhalten, was bei dem bekannten Kalkmangel der heutigen menschlichen Ernährung von unschätzbarem Vorteil ist.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Veredlung von auf bzw. über den Siedepunkt zu erhitzendem Genusswasser, dadurch gekennzeichnet, dass die in dem Wasser vorhandenen kohlensauren Kalk-bzw. Magnesiasalze vor oder während des Erhitzens mittels saurer Stoffe in auch in kochendem Wasser noch merklich lösliche Verbindungen übergeführt werden und vorher, gleichzeitig oder anschliessend dem Wasser noch ein Alkalisalz zugesetzt wird.