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Verfahren zur Behandlung von Dispersionen.
Die vorliegende Erfindung betrifft die Behandlung von Dispersionen zum Zwecke der Abscheidung des dispergierten Stoffes.
Die Erfindung befasst sich insbesondere mit der Behandlung wässeriger Suspensionen, welchen man in der Praxis in grossen Mengen begegnet, wie beispielsweise dem Abwasser von Kohlewäsehereien.
Kanalabläufen, dem Abwasser von Färbereien und Suspensionen von Ton, Schiefer, feiner Kohle, Kamin- staub, Papierbrei u. dgl. In derartigen Suspensionen treten die suspendierten Stoffe häufig zum Teil in kolloidalem oder semikolloidalem Zustand auf, so dass die Abseheidungdersuspendierten Stoffe zum Zwecke der Wiedergewinnung und/oder der Klärung der Flüssigkeit, in welcher sie suspendiert sind, auf erheb- liche Schwierigkeiten stösst.
Andere Dispersionen, bei welchen ähnliche Schwierigkeiten auftreten, sind Destillationsrückstände, Abwässer von Reinigungsanlagen aller Art, Abwässer von Anlagen zur Ver- hüttung von Erzen sowie verunreinigte Öle (d. s. Öle, welche feinen Staub oder Fremdstoffe enthalten) und weiter auch Suspensionen von Stoffen, welche durch chemische Reagenzien in im wesentlichen kolloi- daler Form gefällt werden, wie beispielsweise der Niederschlag, den man durch Zusatz von Kalzium- hydroxyd zu hartem magnesiumbikarbonathaltigem Wasser erhält, oder, um ein anderes Beispiel zu nennen, kolloidales Bariumsulfat, wie es durch Bariumchlorid aus sauren oder neutralen Lösungen von
Sulfaten gefällt wird ;
derartige Niederschläge treten im Zustande sehr feiner Verteilung auf und sind äusserst schwer zu filtrieren.
Eine allgemeine Methode, die zur Abtrennung der dispergierten Stoffe aus Dispersionen ange- wendet wird, besteht darin, dass man die Stoffe sich absetzen lässt und hierauf dekantiert oder filtriert.
Bei der Aufarbeitung grosser Mengen von Dispersionen, die einen hohen Gehalt an kolloidalen oder semi- kolloidalen Stoffen aufweisen, ist indessen diese Methode mit vielen Nachteilen verbunden, welche durch die erforderliche langeDauer und die grossen Flächen, die für die Absetzungsbehälter oder-teiehe notwendig sind, bedingt werden ; überdies ist diese Methode nicht vollständig wirksam.
Die vorliegende Erfindung zielt darauf ab, die Abtrennung der dispergierten Stoffe aus Dispersionen dadurch zu erleichtern, dass man die Dispersionen mit einem ausflockend wirkenden Gel behandelt, welches bewirkt, dass die dispergierten Stoffe ausflocken und einen Zustand annehmen, der ihre Entfernung aus dem Dispersionsmedium leicht ermöglicht, sei es durch Absetzenlassen, sei es durch Filtrieren oder durch eine Vereinigung beider Massnahmen.
Gemäss der vorliegenden Erfindung besteht das Verfahren zur Behandlung von Dispersionen zwecks Abscheidung der dispergierten Stoffe darin, dass man der Dispersion ein ausllockend wirkendes
Gel zusetzt, welches man erhält, indem man eine Mischung von Stärke (oder einem stärkehaltigen oder stärkeartigen Material) mit neutralen Metallsalzen der Einwirkung von Hitze und Bewegung aussetzt, bis die Zellen der Stärke bersten und eine dicke und gummiartige Paste gebildet wird.
Bei der Herstellung des flocked wirkenden Gels gemäss der Erfindung, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, ein Salz oder eine Mischung von Salzen zu benutzen, welche die Zellulosemembranen der Stärke- zellen aufnehmen, d. h. eine Masse bilden, die Gelstruktur aufweist und dem Aussehen nach eine viskose
Lösung ist ; eine Mischung von Kalziumchlorid und Zinkchlorid hat sich für diesen Zweck als besonders wirksam gezeigt.
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Es ist schon vorgeschlagen worden, flocked wirkende Gele aus Stärke od. dgl. herzustellen, beispielsweise durch die auf physikalisch-chemischem Wege herbeigeführte Vereinigung von Stärke oder ähnlichem Material mit Hydroxyden bei Temperaturen, bei welchen ein Reissen der Zellmembranen noch nicht eintritt (vgl. beispielsweise die britische Patentschrift Nr. 322798, Henry) und ferner durch die elektrische Aktivierung von Stärkezellen bei einer Temperatur, die lediglich dazu ausreicht, die Zellen auszudehnen, ohne sie zum Bersten zu bringen (vgl. beispielsweise die britische Patentschrift Nr. 405038, Campbell).
Es ist ferner vorgeschlagen worden, eine Masse herzustellen, die zur Flockung fester Körper oder für andere Zwecke brauchbar sein soll, indem man Stärke od. dgl. auf eine Temperatur erhitzt, die der Temperatur nahekommt, bei welcher Verkohlung eintritt, diese aber doch nicht erreicht, das geröstet Produkt mahlt und es mit einer ammoniakalischen Lösung behandelt (vgl. beispielsweise die britische Patentschrift Nr. 157887, Acheson). Die vorliegende Erfindung unterscheidet sich von diesen früheren Vorschlägen dadurch, dass die Stärke (oder das stärkeartige oder stärkehaltige Material) mit einem neutralen Metallsalz erhitzt und bewegt wird, bis die Zellen der Stärke bersten und eine dicke Paste erhalten wird, welche klar und von gummiartiger Konsistenz ist.
Diese Paste behält ihre flockende Wirkung praktisch unbegrenzt bei und kann vor ihrem Gebrauche leicht mit Wasser verdünnt werden.
Nach vorgenommenen Versuchen scheinen hingegen alle nach früheren Vorschlägen aus Stärke hergestellten, flocked wirkenden Gele ihre flockende Wirkung nicht beizubehalten ; sie müssen bald nach ihrer Herstellung verwendet werden, um überhaupt eine Wirkung zu äussern.
Nach der bevorzugten Ausführungsform zur Herstellung des flockend wirkenden Gels gemäss der vorliegenden Erfindung wird eine Paste (Rahm) von Stärke, beispielsweise Kartoffelstärke, in kaltem Wasser unter dauerndem Umrühren einer heissen Lösung eines neutralen Metallsalzes zugesetzt. Es wird eine Temperatur von etwa 70 bis 1500. C aufrechterhalten und ununterbrochen weitergerührt, bis eine dicke Paste von klarem Aussehen und gummiartiger Konsistenz gebildet ist. Die Gelbildung tritt um so rascher ein, je höher die angewendeten Temperaturen sind. Die erhaltene Paste kann lange Zeit aufbewahrt werden, ohne ihre flockende Wirkung zu verlieren. Vor ihrer Verwendung wird sie vorzugsweise mit Wasser verdünnt und hierauf der zu behandelnden Dispersion, gewöhnlich in kleinen Mengen, beigemischt.
Bald nach dem Zusatz des Gels bilden die dispergierten Stoffe Flöckchen oder Flocken, welche rasch niedersinken und leicht entfernt werden können.
Man kann jedes stärkeartige oder stärkehaltige Material behandeln, um eine im Sinne der vorliegenden Erfindung zu benutzende, wirksame Paste zu erhalten ; als besonders geeignet hat sich jedoch
Stärke erwiesen, die beispielsweise aus Korn, Mais, Reis, Kartoffeln, stärkehaltigemfaserigem oder zellulose- artigem Material, Mehl oder Mahlprodukten erhalten wird. Soweit dies bisher festgestellt werden konnte, hat die Anwesenheit. von Eiweissstoffen, wie Gluten oder Gliadin, welche gewöhnlich zusammen mit
Stärke auftreten, keine Wirkung auf die Gewinnung einer geeigneten Paste.
Vorzugsweise soll das neutrale Metallsalz oder die Mischung von Salzen sämtliche der im folgenden aufgezählten Eigenschaften aufweisen, damit die Zellulosemembranen der Stärke vollkommen aufgenommen werden :
1. Das Salz soll sich in Wasser unter Bildung einer Lösung auflösen lassen, deren Viskosität zumindest 3'3mal so gross ist als die Viskosität von Wasser.
2. Die Lösung, die die notwendige Viskosität besitzt, soll einen Siedepunkt von zumindest 130 bis 1350 C besitzen.
3. Die molekulare Verdünnungswärme des Salzes im Wasser soll positiv sein und nicht mehr als
3500 Kalorien pro Gramm-Molekül betragen.
Die folgenden Salze entsprechen, wie sich gezeigt hat, sämtlichen aufgezählten Bedingungen und geben bei Verwendung gemäss der vorliegenden Erfindung befriedigende Resultate : Kalziumehlorid + Zinkehlorid, Zinkchlorid, Kalziumchlorid + Quecksilberchlorid und Magnesiumchlorid + Quecksilber- chlorid.
Die Thiocyanate von Lithium, Kalzium, Magnesium, Strontium, Mangan, Cerium allein oder in Verbindung mit Kalziumchlorid sind gleichfalls geeignet, weiter auch die Doppelsalze Natrium-Mangan-
Thiocyanat, Barium-Mangan-Thiocyanat und Natrium-Zink-Thiocyanat.
Es ist beachtenswert, dass wässrige Lösungen der genannten Salze als Mittel zum Aufnehmen der
Zellulose im Normalfalle nur dann wirken, wenn die oben aufgezählten Bedingungen erfüllt sind.
Eine wässrige Lösung von Kalziumchlorid allein nimmt die Zellulose nicht in sehr befriedigender
Weise auf, da die Verdünnungswärme des Kalziumchlorids zu hoch ist : demzufolge wird mit Stärke ein verhältnismässig unstabiles geliertes Produkt erhalten. Der Zusatz von Zinkchlorid oder Quecksilber- chlorid oder eines der erwähnten Thiocyanate setzt die Verdünnungswärme unter das angegebene Maximum herab, was zur Folge hat, dass die Lösung der Salzmischung nunmehr die Zellulosemembranen, welche die Stärkezellen zusammensetzten, aufnimmt und dass das erhaltene Gel stabil ist.
Es wurde gefunden, dass ein besonders brauchbares flocked wirkendes Gel aus Stärke, Kalzium- chlorid und Zinkchlorid in der folgenden Weise hergestellt werden kann :
10 g Stärke, beispielsweise Kartoffelstärke, werden mit 20 em3 kaltem Wasser zu einer Paste ver- mischt. Diese Mischung wird unter fortwährendem Umrühren einer Lösung von 5 g Kalziumchlorid
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(wasserfrei) und 3 g Zinkchlorid (wasserfrei) in 20 g Wasser beigemischt und die ganze Masse bei 70 bis 1500 C heftig gerührt. Es zeigt sich zweimal eine deutliche Veränderung der Mischung.
Zunächst nimmt die Mischung eine dicke, sehr pastöse Beschaffenheit an, die der Stufe entspricht, bei der die Stärkezellen bersten ; hierauf bekommt das pastenartige Produkt bei weiterem Rühren bei dieser Temperatur nach und nach ein klares Aussehen und eine gummiartige Konsistenz, was vollständige Gelbildung anzeigt.
Die gesamte Behandlung erfordert zwischen 15 und 20 Minuten.
Die Konzentrationsverhältnisse von Stärke, Kalziumchlorid und Zinkchlorid können abgeändert werden, wobei, wie sich gezeigt hat, die Grösse der Flocken oder Flöckchen, die in der behandelten Dispersion erzeugt werden, sich in entsprechender Weise ändert. Die Konzentration an Kalziumchlorid sollte jedoch nicht in zu grossem Ausmass gesteigert werden, da sehr hohe Konzentrationen ein geliertes Produkt liefern, welches zu dick ist, sich schwer mit Wasser mischen lässt und bei hohen Verdünnungen unstabil ist.
Die Anwesenheit von Zinkchlorid unterstützt die Gelbildung und liefert ein flocked wirkendes Gel, das grössere und schwerere Flocken erzeugt, als sie bei alleiniger Anwendung von Kalziumehlorid entstehen. Ferner fördert die Anwesenheit von Zinkchlorid das Aufnehmen der zerrissenen Zellmembranen und verhindert den Abbau und die Ausfällung der Stärke.
Es ist selbstverständlich, dass die Konzentrationen der obengenannten Verbindungen und auch die Temperatur und die für die vollständige Gelbildung erforderliche Zeitdauer abgeändert werden, um die Bedingungen jeweils besonderen Stärkematerialien anzupassen.
Es hat sich gezeigt, dass das flocked wirkende Gel, das gemäss der vorliegenden Erfindung gebildet wird, unmittelbar nach seiner Herstellung einen sehr hohen Grad von ausflockender Wirksamkeit aufweist, dass diese Wirksamkeit jedoch nachher, etwa am ersten Tag, nach und nach abnimmt und dass hernach die Wirksamkeit des Gels während einer Zeitdauer von etwa sechs Tagen beständig zunimmt, bis eine ausserordentlich hohe Flockungswirkung erreicht ist, welche dann fast unbegrenzt erhalten bleibt.
Bisweilen (beispielsweise, wenn die auszufloekenden Abwässer, wie Dispersionen von Knochenmehl, Nahrungsstoffe bzw. Futterstoffe, enthalten) ist es zweckmässig, kein flocked wirkendes Gel zu verwenden, das Zinkchlorid enthält, damit eine Verunreinigung der Flocken mit Zink vermieden wird.
In solchen Fällen kann man die Stärke od. dgl. mit Hilfe von Kalziumchlorid allein in ein Gel verwandeln und dem Gel vorzugsweise 0'1-0'5% einer organischen Verbindung, beispielsweise eines ätherischen Öles (wie Citronellöl oder Gewürznelkenöl) oder eine aromatische Oxyverbindung der Phenolreihe (beispielsweise Phenol oder Kresol) oder aliphatische oder aromatische Aldehyde (beispielsweise Benzal- dehyd oder Formaldehyd), zusetzen, um eine Zersetzung und Abscheidung der Stärke zu verhindern.
Dies ist notwendig, weil die wässrige Lösung von Kalziumehlorid allein, obwohl sie die notwendige Viskosi- tät und den richtigen Siedepunkt aufweist, eine zu grosse Verdünnungswärme, auf die Lösung im Wasser bezogen, besitzt, um alle Zellen der geborstenen Stärkekörner aufzunehmen. Daher werden die oben angeführten Stoffe zugesetzt, um den Abbau und die Abscheidung dieser Zellen zu verhindern.
Es können ferner auch Präservierungsmittel zugesetzt werden, wenn Lösungen anderer Salze verwendet werden ; es hat sich jedoch gezeigt, dass bei Verwendung einer Lösung, welche die Zellulosemembranen der Stärke aufnimmt, ein stabiles Produkt erhalten wird, ohne dass der Zusatz eines Präservierungsmittels nötig ist.
Obwohl das Hockend wirkende Gel gemäss der vorliegenden Erfindung, wie sich gezeigt hat, eine wirksame Ausflockung bei allen Dispersionen bewirkt, deren pH-Werte in einem Bereich von etwa 3 bis 12 liegen, hat sich doch ergeben, dass die Klärung des Dispersionsmediums leichter erzielt wird, wenn die Dispersion schwach alkalisch oder neutral ist, vorzugsweise einen pH-Wert zwischen 7 und 10 aufweist. Es wurde ferner gefunden, dass die Flockung vollständiger ist und eine klarere Flüssigkeit zurückbleibt, wenn die Dispersion vor ihrer Behandlung mit dem flocked wirkenden Gel alkalisch gemacht wird.
Die gewünschte Alkalität kann durch Zusatz der Hydroxyde oder Oxyde der Alkalimetalle oder alkalischen Erden, wie beispielsweise Natrium-und Kaliumhydroxyd, Kalzium-und Bariumoxyd und - hydroxyd, eingestellt werden.
Die ausserordentlich gute Flockung, die durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung erzielt wird, wird hauptsächlich dem Zustand sehr weitgehender Dispergierung des flocked wirkenden Gels zugeschrieben. Es wurde gefunden, dass beim Schütteln einer kleinen Menge des Gels in einem grossen Volumen Wasser eine kolloidale Suspension des Gels in Wasser gebildet wird, wobei jedes suspendierte Partikel eine starke elektrische Ladung trägt, die es durch Ionenadsorption erlangt hat. Es scheint daher, dass der dispergierte Stoff in der flüssigen Dispersion sich an der Oberfläche des suspendierten Partikels des flocked wirkenden Gels konzentriert und das Ganze als Flocke ausfällt.
Bei der Durchführung der vorliegenden Erfindung wird das in oben angegebener Weise hergestellte Gel erst mit Wasser zu einer verdünnten Lösung angemacht, wenn die Lösung leichtflüssig ist und die maximale flockende Wirksamkeit aufweist. Das Mischen mit Wasser soll sorgfältig durchgeführt werden, indem zuerst unter fortwährendem Umrühren ein Wasservolumen zugesetzt wird, das etwa 50% des Volumens des zu verdünnenden, flocked wirkenden Gels gleichkommt. In wenigen Minuten, in der Regel in etwa 2 Minuten, ist das Wasser von dem Gel heftig absorbiert worden, wobei nur eine sehr geringe Erniedrigung der Viskosität eingetreten ist. Hierauf wird unter fortwährendem Rühren nach und nach
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mehr Wasser zugesetzt, bis der gewünschte Grad der Verdünnung erreicht ist.
Wenn das Verdünnen zu rasch ausgeführt wird, bildet das flocked wirkende Gel Klumpen, welche schwer zu lösen sind, und es ist dann notwendig, die Lösung während einer Zeit von etwa 30 Minuten stehenzulassen, nach welcher Zeit die Klumpen aufquellen und rasch in Lösung gehen.
Vor der Zugabe des flocked wirkenden Gels wird die zu behandelnde Dispersion vorzugsweise mit Kalkwasser oder Natriumhydroxyd schwach alkalisch gemacht (beispielsweise auf ein pH von 8 bis 10 gebracht, hierauf wird gerührt, während die Lösung des flockend wirkenden Gels nach und nach in kleinen Mengen zugesetzt wird, bis das Maximum der Flockung erreicht ist.
Es ist in der Praxis bei gewissen technischen Prozessen, beispielsweise bei dem Waschen von Kohle, bereits üblich, Kalk zur Förderung der Flockung der dispergierten Stoffe zuzusetzen, und bei Durchführung der vorliegenden Erfindung mit derartigen Dispersionen kann es vorkommen, dass die Dispersion bereits hinreichend alkalisch ist.
In den meisten Fällen hat es sich gezeigt, dass es einen spezifischen Bereich von pH-Werten für jede Dispersion, sei es, dass es sich um Kohle, sei es, dass es sieh um andere Stoffe handelt, gibt, in welchem die Flockung am vorteilhaftesten durchgeführt wird, und dass es wünschenswert ist, diesen Bereich durch geeignete Vorversuche festzustellen.
Die Mengen von Kalk oder seinen Äquivalenten und die Menge des flocked wirkenden Gels, welche man zusetzen muss, um eine wirksame Flockung zu erhalten, sind je nach der zu behandelnden Dispersion verschieden ; beispielsweise hat es sich gezeigt, dass für Abwässer von Kohlewäschereien Mengen von flocked wirkendem Gel, die 20-40 g des unverdünnten flocked wirkenden Gels auf 1000 l (0'2 bis 0'4 Pfund auf 1000 Gallonen) Dispersion entsprechen, eine maximale Flockung der dispergierten festen Bestandteile zu Partikeln von einem Durchmesser von etwa 4 bis 4'5 mm hervorrufen.
Bei Behandlung grosser Mengen von Dispersion, z. B. der abfliessenden Waschwässer von Kohle- wäschereien, können die erforderlichen Mengen von Kalk und flocked wirkendem Gel gewünschtenfalls (in der Masse) auf einmal zugesetzt werden, oder es können Teilmengen der Reagenzien von Zeit zu Zeit zugesetzt werden.
Das Verfahren der vorliegenden Erfindung ist insbesondere auf die Verarbeitung der Abwässer oder des Schlammes von Kohlewäschereien anwendbar, der sowohl Kohle als auch toniges Material ent- hält. Von besonderem Interesse ist die Beobachtung, dass das Verfahren der Erfindung nicht nur die
Ausflockung der vorhandenen grösseren Partikel, sondern auch die Ausflockung des Schlammes bewirkt.
Die gegenwärtig übliche Arbeitsweise in Kohlewäschereien ist die, das gleiche Wasser für eine Anzahl von Waschungen, beispielsweise in einem"Baum"-Wäscher, zu verwenden und nur den Ablauf oder einen Teil davon am Ende einer Arbeitsperiode von einem Tag oder dann, wenn die Menge der suspen- dierten festen Bestandteile eine so grosse ist, dass das Wasser nicht länger wirksam ist, der Klärung zuzu- führen.
Diese Praxis wird gewöhnlich durch zwei Faktoren beeinflusst, erstens durch einen begrenzten
Wasserzufluss und zweitens durch den Umfang der Klärungsanlage, der erforderlich ist, wenn Verschmut- zung der Flüsse od. dgl., in welche das Abwasser abgeführt wird, vermieden werden soll. Zufolge der
Vergrösserung der Abscheidungsgeschwindigkeit, die durch das Verfahren gemäss der Erfindung erzielt wird, kann jedoch in praktisch kontinuierlichem Kreislauf gearbeitet werden, indem die suspendierten
Stoffe ausgeilockt, das Wasser geklärt und hierauf neuerlich dem Waschprozess zugeführt wird. In dieser
Weise kann die Gesamtmenge des Wassers verringert werden und mit ihr die Grösse der Klärungsanlage (z. B. der Filter u. dgl. ) und ferner auch die Fläche, welche für Absetzbehälter oder-teiche erforderlieh ist.
Ein weiterer wichtiger Vorteil der Erfindung besteht in der Möglichkeit einer fraktionierten Aus- flockung. Nimmt man wiederum Abwasser von Kohlewäschereien als Beispiel, so können die grösseren
Kohlepartikel mit Hilfe eines weniger wirksamen Flockungsmittels, wie beispielsweise Kalk, ausgefällt und als Heizmaterial verwendet werden, während die tonigen Stoffe und der Schlamm in der Folge mit
Hilfe eines flocked wirkenden Gels gemäss der vorliegenden Erfindung abgeschieden werden können.
Die Erfindung kann in wirksamer Weise auf alle Typen von Dispersionen, insbesondere auf wässrige
Suspensionen, wie solche in der Einleitung aufgezählt wurden, angewendet werden und weiter auch auf die kolloidalen oder fast kolloidalen Niederschläge, welche durch Zusatz eines Alkalis zu wässrigen
Lösungen, beispielsweise zu hartem Wasser, das Magnesium-und Kalziumbikarbonat enthält, erhalten werden. Der Zusatz des flocked wirkenden Gels bewirkt eine Ausflockung des feinverteilten Nieder- schlages, so dass er sich rasch absetzt und leicht filtriert werden kann.
Es ist ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung, dass die nach dieser Arbeitsweise gebildeten
Flocken oder Flöckchen steif bzw. hart sind und zufolge starker Oberflächenkräfte heftiger Bewegung, neuerlicher Fällung und dem Absaugen durch Pumpen widerstehen, ohne zerstört zu werden. Ferner sind die Flocken oder Flöckchen von solcher Beschaffenheit, dass sie auf einem Filter frei abtropfen, gleich- gültig ob Vakuum angewendet wird oder nicht, so dass die dispergierten Stoffe in Form eines groben Pulvers zurückbleiben, in welchem Zustand sie frei von der schlammigen Beschaffenheit sind, die so häufig in
Verbindung mit andern flocked wirkenden Gelen auftritt ;
beispielsweise hinterlässt Kloakenwasser, wenn es filtriert wird, einen schlammigen Rückstand auf dem Filterpapier, der auch nach mehrstündigem
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Stehen feucht und schlammig bleibt ; wenn anderseits Kloakenwasser zunächst gemäss vorliegender Erfindung ausgeflockt und hierauf filtriert wird, wird auf dem Filter ein Rückstand erhalten, der in sehr kurzer Zeit eine trockene Beschaffenheit annimmt und weiter verarbeitet werden kann.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Behandlung von Dispersionen zwecks Abscheidung der dispergierten Stoffe, dadurch gekennzeichnet, dass man der Dispersion ein flocked wirkendes Gel zusetzt, welches dadurch erhalten wird, dass man eine Mischung von Stärke (oder einem stärkehaltigen oder stärkeartigem Material) mit neutralen Metallsalzen der Einwirkung von Hitze und Bewegung unterwirft, bis die Zellen der Stärke bersten und eine dicke und gummiartige Paste gebildet wird.