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Verfahren zur Bekämpfung von Schädlingen in geschlossenen Räumen.
Zur Bekämpfung von Schädlingen jeder Art sind bereits eine grosse Anzahl organischer Verbindungen wie z. B. Äther, Ester, Alkylenoxyde, Aldehyde, Ketone, Säureamide, Amine, Sulfide, Merkaptane und andere Verbindungen verwendet worden, wobei diese Stoffe in gasförmigem Zustande zur Einwirkung gebracht wurden. Es wurde dabei in der Weise vorgegangen, dass man diese Schädlingsbekämpfungsmittel mit Hilfe besonderer Einrichtungen, besonders Verdampfer-oder Vernebelungsapparaturen, in die zu behandelnden Räume einführte. Es waren also für den praktischen Gebrauch immer Zusatzapparaturen notwendig.
Bei sehr leichtflüchtigen Bekämpfungsmitteln bereitete der Versand, insbesondere in wärmere Zonen, Schwierigkeiten, so dass solche Stoffe nur in Stahlflaschen versandt werden konnten. Dabei wurde beim praktischen Gebrauch der zu verdunstenden flüssigen Substanz viel Wärme entzogen, wobei die Verdampfungsgeschwindigkeit abnahm, also auch hier eine gleichmässige Dosierung auf Schwierigkeiten stösst. Eine möglichst rasche und vollkommene Verdampfung muss aber angestrebt werden, um möglichst rasch die wirksame Gaskonzentration zu erreichen.
Es wurde nun gefunden, dass man alle diese Schwierigkeiten umgehen kann, wenn man derartige Schädlingsbekämpfungsmittel in Form ihrer Additionsverbindungen mit anorganischen Salzen verwendet.
Solche Körper zersetzen sich nämlich unter kräftiger Selbsterwärmung und Abgabe des Schädlings- bekämpfungsmittels in Dampfform unter Einfluss von Wasser. Man kann diese Verdampfung durch Wasserzugabe zu der Additionsverbindung hervorrufen, es genügt aber auch die Luftfeuchtigkeit, Bodenfeuchtigkeit oder aber die der zu behandelnden Ware anhaftende Feuchtigkeit, um die wirksamen Verbindungen in Freiheit zu setzen.
Zur Bildung von durch Wasser oder Feuchtigkeit leicht zersetzbaren Additionskörpern mit anorganischen Salzen eignen sich insbesondere solche organische Verbindungen, die Sauerstoff, Stickstoff oder Schwefel enthalten. Es handelt sich also um Oxyde, Ester, Äther, Aldehyde, Ketone, Säureamide, Amine, Sulfide, Merkaptane und Nitrile nichtsauren Charakters. Als zur Doppelverbindung geeignete Salze seien beispielsweise genannt : Magnesiumchlorid, Calciumchlorid, Borfluorid, Titanchlorit, Antimonchlorid u. a. Die in Frage kommenden Doppelverbindungen erhält man in bekannter Weise leicht in guter Ausbeute durch Umsetzung der wasserfreien Salze mit den betreffenden organischen Verbindungen (s. z. B. Paul Pfeiffer, "Organische MolekÜlverbindungen", Stuttgart 1922, S. 83-84).
Sie bilden meist feste kristallisierte Verbindungen und können im Gegensatz zu den flüssigen Schädlingsbekämpfungsmitteln in einfachen Blechbüchsen verpackt und versandt werden und sind darin unbegrenzt haltbar.
Sie lassen sich leichter dosieren als die flüssigen bzw. gasförmigen Verbindungen.
Additionsverbindungen der genannten Art sind z. B. die des Methyl-, Äthyl-, Propyl-und Butylformiats bzw.-acetats mit Magnesiumchlorid, Calciumchlorid, Borfluorid, Titanchlorid oder Antimonchlorid. Als weitere Additionsverbindungen seien noch beispielsweise genannt : Methylal oder Butylenoxyd mit Calziumehlorid, Aceton bzw. Acetaldehyd, Äther und Acetonitril mit Magnesiumbromid, Äther mit Titanchlorid, Borfluorid oder Zinnchlorid, Methylsulfide mit Kupferchlorid oder Kadmiumjodid, Acetonitril mit Aluminiumchlorid u. a.
Unter Umständen ist es vorteilhaft, die Doppelverbindungen, gemischt mit Neutralisierungsmitteln, wie Kalk, Magnesia, oder mit einem Streckungsmittel, wie Talkum, Bolus oder anderen, zu verwenden.
In besonderen Fällen beispielsweise bei der Bekämpfung von Höhlenbewohnern, können auch Düngemittel zugesetzt werden. Auch steht einer Mitverwendung anderer bekannter, fester, insektizid oder bakterizid wirkender Mittel, wie z. B. p-Dichlorbenzol, Naphthalin, Kampfer, Paraformaldehyd usw., nichts imWege.
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Die Anwendung dieser Mittel eignet sich z. B. zur Bekämpfung von Kornkäfern in Lagerhäusern,
Getreidespeichern und Silos, ebenso kann man die Schädlinge anderer Nahl1lngs- und Futternúttel, wie z. B. Erbsen-und Linsenkäfer in Hülsenfrüchten, vernichten. Das Verfahren ist nicht auf die Entwesung von Getreide u. dgl. beschränkt, sondern auch bei der Vernichtung von Ungeziefer in Fellen. Kleidern, Lumpen usw. anwendbar oder bei Vernichtung von Mäusen, Maulwurfsgrillen und Engerlingen im Ackerboden.
Die Zersetzung der Additionsverbindungen zum Zwecke der Vergasung von geschlossenen Räumen erfolgt bereits durch die Luftfeuchtigkeit. So kann man beispielsweise zur Erzielung einer lang anhaltenden Dampfkonzentration des Schädlingsbekämpfungsmittels in kleineren geschlossenen Räumen, wie Zimmern, Schränken oder Museumskästen, die zu verwendenden Mittel in offenen Schalen aufstellen, wobei durch den natürlichen, gegebenenfalls künstlich erhöhten Wassergehalt der Luft die Zersetzung und Verdampfung des Schädlingsbekämpfungsmittels erfolgt.
Noch einfacher ist die Bekämpfung von Schädlingen in lose liegendem Material, also beispielsweise Getreide oder Hülsenfrüchte, selbst in Speichern grössten Umfanges. Man mischt die genannten Doppelverbindungen in das zu behandelnde Gut ein ; die der zu behandelnden Ware anhaftende Feuchtigkeit reicht vollständig aus, um die wirksamen Verbindungen in Freiheit zu setzen.
Man kann auch, insbesondere bei Verwendung von Doppelverbindungen von schwerer flüchtigen Schädlingsbekämpfungsmitteln, die Zersetzung durch Zufügen von gegebenenfalls warmem Wasser herbeiführen. Man verwendet im allgemeinen, bezogen auf die Doppelverbindungen, etwa die gleiche bis doppelte Gewichtsmenge Wasser.
Beispiel 1 : Ein Behälter von etwa, lez Inhalt wird mit 15 q eines stark mit Kornkäfern befallenen Getreides gefüllt. Gleichzeitig werden 600-800 g einer Chlorealeium-Methylformiat-Doppel- verbindung mit einem Gehalt von etwa 40-50% an Ester eingemischt. Nach 24stündiger Einwirkung sind die Käfer restlos getötet.
Beispiel 2 : 100 Teile einer aus Methylformiat und wasserfreiem Magnesiumchlorid hergestellten Additionsverbindung mit einem Gehalt von etwa, 50% Methylformiat werden mit 100-200 Teilen Wasser übergossen. Unter lebhaftem Aufkochen entweicht der gesamte im Präparat enthaltene Ester gasförmig.
Beispiel 3 : Eine Chlorealcium-Additionsverbindung des Schwefelkohlenstoffes mit einem Gehalt von etwa 30% Schwefelkohlenstoff wird zu Tabletten gepresst. Zur Bekämpfung von Feldmäusen bringt man solche Tabletten, die auch Düngesalze, wie beispielsweise Phosphate usw. enthalten können, in die Gänge dieser Nager ein und schaufel die Ausgänge zu. Die Erdfeuchtigkeit setzt den Schwefelkohlenstoff in kurzer Zeit in Freiheit, gegebenenfalls kann die Zersetzung durch Nachgiessen von Wasser beschleunigt werden.
Zur Erzielung einer gleichzeitig fungiziden, bakteriziden und insektiziden Wirkung kann man die Metallsalza. dditionsverbindungen mit geeigneten, bekannten fungiziden, bakteriziden und insektiziden Mitteln kombinieren oder aber Gemische entsprechender Additionsverbindungen, wie Formaldehydbzw. Schwefe1kohlenstoff-Aditionsverbindungen mit solchen des Diäthyläthers oder der obengenannten Ester, verwenden.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Bekämpfung von Schädlingen in geschlossenen Räumen, gekennzeichnet durch
EMI2.1
organischer Sauerstoff-, Schwefel-oder Stickstoffverbindungen nicht sauren Charakters mit Metallhalogeniden.