<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren und Vorrichtung zum Zerstäuben von Farben, Lacken u. dgl.
Bei der sogenannten Spritzmalerei verfährt man bisher in der Weise, dass man das der Zerstäubungsdüse zugeführte Spritzgut durch hohe Luftgeschwindigkeit, welche durch die Entspannung verhältnismässig stark verdichteter Luft erzeugt wird, in kleinste Teile zerreisst und naturgemäss auch mit ausserordentlicher Wucht gegen die Fläche schleudert. Die Nachteile dieses Arbeitsverfahrens bestehen darin, dass man eine verhältnismässig hohe Luftkompression von 1-3 (/ Überdruck und als Folge davon eine starke Antriebskraft braucht, und ferner darin, dass die infolge des Aufspritzens unvermeidbare Farbstaubbildung die Arbeiter belästigt und die Ausführung der Spritzarbeiten durch die notwendige Anordnung von Absaugvorrichtungen und Materialverlust verteuert.
Die angeführten Übelstände werden erfindungsgemäss dadurch beseitigt, dass man mit geringer Druckentspannung an der Düse u. zw. von etwa 0-5 kg bis 0'1 kg Überdruck arbeitet und die geringere Geschwindigkeitsenergie durch Vergrösserung der Zufuhr von Luft atmosphärischer Spannung auf zirka 10-50 m3 stündlich ausgleicht. Es hat sich gezeigt, dass man auf diese Weise auch an sich schwer zerstäubbare Stoffe, wie dickflüssige Farben, in für die Spritzmalerei genügendem Masse zerstäuben und gegen die Auftragsflächen spritzen kann. Es ist dazu nur erforderlich, dass man der Luftdüse im Verhältnis zur Spritzdüse eine bedeutend grössere Weite gibt, als dies bisher beim Spritzen mit starker Druckentspannung üblich ist.
Das Spritzgut wird bei dem neuen Spritzverfahren mit geringer Wucht gegen die Auftragsfläche gespritzt und von dem Luftstrom eingehüllt, so dass Farbstaub sich überhaupt nicht oder nur in geringem Masse bildet. Infolgedessen treten auch Belästigungen der Arbeiter und Materialverluste nicht auf. Farbstaubabsaugvorrichtungen sind auch bei Spritzarbeiten in geschlossenen Räumen nicht erforderlich.
Die Spritzanlage verbilligt sich ferner dadurch, dass an Stelle eines Luftkompressors mit hohem Kraftverbrauch ein Niederdruckgebläse tritt, welches nur einen Luftdruck von etwa 0-5 lez überdruck zu erzeugen braucht und eine einer Ansaugleistung des Gebläses von stündlich 10-50 m3 entsprechende Weite der Düse und Leitung des Spritzapparates besitzt. Ein solches Gebläse braucht aber auch bei der für das Spritzverfahren erforderlichen grösseren Luftförderleistung eine geringere Antriebskraft, als ein für das gebräuchliche Spritzverfahren erforderlicher Luftkompressor.
In konstruktiver Hinsicht unterscheidet sich eine Spritzanlage zur Ausführung des Verfahrens gemäss der Erfindung von den bekannten Spritzanlagen abgesehen, von der Verwendung eines Niederdruckgebläses an Stelle eines Kompressors, durch die grössere Weite der Luftleitung, besonders der Luftkanäle und der Düsenöffnung des Spritzapparates, welche erforderlich ist, damit die grössere Blasleistung trotz der Verringerung des Spannungsabfalles zustande kommt.
Wenn beim Spritzen mit Niederdruckluft der Spritzstoff aus einem Behälter durch Luftdruck nach dem Spritzapparat hingedrückt wird, reicht bereits bei geringem Höhenunterschied der Spritzstelle und dem Standort des Behälters die Betriebsluftspannung nicht aus, die Spritzstoffzufuhr aufrecht zu erhalten und es entstehen daher bei Verschiebung der Spritzstelle in der Höhenrichtung Schwankungen in der Stärke des Spritzstrahls, bis zum völligen Abbrechen, welche die Spritzarbeit behindern. Zur Beseitigung dieses Übelstandes ist erfindungsgemäss neben dem Niederdruckgebläse für die Erzeugung der Spritzluft ein Erzeuger von Druckluft höherer Spannung lediglich zum Zuführen des Spritzstoffes zur Spritzdüse vorgesehen.
Der Spritzstoff wird also durch Betriebsluft niederer Spannung zerstäubt, aber durch Druckluft höherer Spannung der Spritzdüse zugedrückt, wobei der Druck des Spritzstoffes an der Düse durch ein Regelventil geregelt wird.
Die Zeichnungen veranschaulichen ein Ausführungsbeispiel eines Spritzapparates und einer gesamten Spritzanlage zur Ausführung des Spritzverfahrens gemäss der Erfindung. Fig. 1 zeigt einen Längsschnitt des Apparates und Fig. 2 eine Vorderansicht der Düse.
Fig. 3,4 und 5 zeigen eine Gesamtanordnung der Spritzanlage in Vorderansicht, Grundriss und einer Seitenansicht.
An dem Spritzapparatkörper 1 ist vermittels eines eingeschraubten Rohres 2 und einer Mutter 3 ein Hohlgriff 4 befestigt. In dem Hohlraum des Körpers 1 ist vorn ein Farbrohr 5 eingeschraubt, auf dessen vorderes Ende die Spritzgutdüse 6 aufgeschraubt ist. Das Innere des Spritzstoffrohres 5 steht mit dem Hohlraum 7 des Körpers 1 in Verbindung, in welchem einerseits das Rohr 2, anderseits eine mit Schraubengewinde versehene Bohrung 8, die zur Anbringung eines Spritzstoffbehälters dient, münden. Wird mit Zulauf des Spritzstoffes aus einem in die Bohrung 8 eingeschraubten Spritzstoffbehälter gearbeitet, so wird das Rohr 2 durch einen Schraubstopfen 9 verschlossen.
Wird aber mit Zuleitung des Spritzstoffs aus einem vom Apparat getrennt aufgestellten Behälter gearbeitet, so wird der Spritzstoffschlauch an das aus dem Griff 4 vorspringende Ende 10 des Rohres 2 angeschlossen und die Gewindebohrung 8 durch
<Desc/Clms Page number 2>
eine Blindschraube verschlossen. Die Öffnung der Spritzstoffdüse 6 wird in bekannter Weise mittels einer an der Spitze als Ventilnadel ausgebildeten Stange 11 unter der Wirkung einer Schliessfeder 12 versperrt und kann vermittels eines Gestänges, bestehend aus dem Niederdruckhebel13 und einem Bügel 14 geöffnet werden.
Durch die Einsetzung des Spritzstoffrohres 5 ist in dem vorderen Hohlraum des Apparatkörpers ein Ringraum gebildet, der durch einen Kanal 16 mit dem Hohlraum 17 des Griffs in Verbindung steht.
In dem Hohlraum des Griffs mündet ferner die Luftzuleitung 18. An das offene Vorderende des Spritzapparatkörpers 1 ist die Luftdüse 19 so angeschraubt, dass sie die Spritzstoffdüse 6 ringförmig umgibt.
Die dadurch gebildete ringförmige Austrittsöffnung 20 der Luftdüse besitzt eine solche Weite, dass die Erhaltung der Druckluftspannung in den Hohlräumen des Apparates und der Leitung vor der Düse auf der für Spritzarbeiten gebräuchlichen Höhe von 1-3 kg Überdruck mittels der üblichen Kompressoren unmöglich ist. Anderseits sind diese Kompressoren auch nicht geeignet, die für das Spritzen mit geringer Luftentspannung von etwa 0'5 kg Überdruck zur atmosphärischen Spannung erforderliche Luftmenge zu liefern. Die Apparate müssen daher mit einem Niederdruckgebläse von grosser Luftleistung, zweckmässig einem rotierenden Gebläse, betrieben werden.
Dem durch die verschiedene Beschaffenheit der Spritzstoffe begründeten verschiedenen Verhalten gegenüber dem Zerstäubungsluftstrahl wird durch Änderung der Luft-bzw. Spritzstoffdüse Rechnung getragen. Es können erfindungsgemäss sowohl dickflüssige als auch dünnflüssige Farben gespritzt werden, ohne dass sich Farbstaub bildet und Abstaubvorrichtungen notwendig sind.
Fig. 3-5 veranschaulichen die Gesamtanlage zur Ausführung des Spritzverfahrens mit Zuführung des Spritzstoffs zum Spritzapparat aus einem abseits aufgestellten Behälter vermittels Druckluft. An das aus dem Griff 32 des Spritzapparates voispringende Ende 10 des Rohres 2, welches durch den Hohlraum 7 des Spritzapparatkörpers mit dem Splitzstoffdüsenrohr 5 in Verbindung steht, ist ein Schlauch 31 angeschlossen, dessen anderes Ende an das Steigrohr eines Spritzstoffdruckbehälters 30 angeschlossen ist. Letzterer steht durch eine Schlauchleitung 29 mit einem Druckbehälter 27 in Verbindung, der seinerseits durch eine Leitung 26 mit einem RotatiQnskompressor verbunden ist. Der Kompressor 25 ist auf dem Gehäuse eines rotierenden Niederdruckgebläses 22 montiert und wird vermittels des Zahnräderpaares 23,24 von der Welle 28 des Gebläses angetrieben.
Die Druckseite des Gebläses ist durch einen Schlauch 33 mit dem Anschlussstutzen 18 des Spritzapparates verbunden. Mit der Gebläsewelle 28 ist die Welle des Antriebsmotors 21 unmittelbar gekuppelt.
Die ganze Anlage, bestehend aus Antriebsmotor 21, Niederdruekgebläse 22, Luftkompressor 25 und dem Farbdruckbehälter sowie dem notwendigen Zubehör, ist auf einem Fahrgestell 34 angeordnet, welches mit geneigten Griffarmen 5 versehen ist. An letzterem ist die Schaltung und Anlassvorrichtung des Motors angebracht.
Am Spritzapparat können an sich bekannte Vorrichtungen zur Regelung des Druckes, unter welchem die Farbe der Spritzdüse zufliesst, vorgesehen sein. Gleiche Vorrichtungen können auch an dem Farbdruckbehälter in bekannter Weise angebracht sein.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Zerstäuben von Farben, Lacken u. dgl. Stoffen, dadurch gekennzeichnet, dass der Spritzstoff mittels einer Druckspannung der Betriebsluft an der Spritzdüse von etwa 0 5-0'l kg über atmosphärischen Druck bei einem stündlichen Verbrauch von etwa 10-50 m3 Luft atmosphärischer Spannung gespritzt wird.