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Verfahren zur Zerlegung von Rhodansalzen, insbesondere von Bhodanammoniunl.
Man hat vorgeschlagen, die in Gasen der Kohlendestillation vorhandenen Zyanverbindungen in Form von Rhodanammonium zu gewinnen und dieses durch Behandeln mit Schwefelsäure auf Ammonsulfat zu verarbeiten. Diese Arbeitsweise hat sich jedoch als nicht wirtschaftlich erwiesen. (S. Gluud, Schneider und Schönfelder, Ber. d. Ges. f. Kohletechnik 1923, Heft 4, S. 186 bis 194,1922 ; Chem. Centr. BI. 1923, IV. S. 146). Weiterhin ist vorgeschlagen worden, Rhodanammonium durch Erhitzen zusammen mit Polythionaten, Thiosulfat und schwefliger Säure, Bisulfit, Sulfit-Bisulfitgemischen oder freier schwefliger Säure auf Ammonsulfat und Schwefel zu verarbeiten. Dieser Weg hat sich als technisch und wirtschaftlich durchführbar gezeigt.
In der vorliegenden Erfindung wird ein anderer Weg gewiesen, auf dem die Verarbeitung von Rhodansalzen, insbesondere von Rhodanammonium, auf andere wertvolle Produkte vorgenommen werden kann. Dieses Verfahren besteht darin, Rhodansalze mit Wasser bei erhöhter Temperatur in Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Kohlensäure zu zerlegen. Man hat bisher niemals beobachtet, dass unter der Einwirkung des Wassers ein derartig weitgehender Zerfall von Rhodansalzen eintritt, sondern nur festgestellt, dass insbesondere Rhodanammonium sieh beim Erhitzen auf Temperaturen bis zu etwa 170 bis 180 C lediglich zum Teil in Thioharnstoff umlagert (S. A. Findley, Proceedings Chem. Soe. 20, S. 49 bis 50 ;
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Erhitzt man beispielsweise Rhodanammonium in wässriger Lösung ohne irgendwelche andere Zusätze in einem Autoklaven auf Temperaturen von über 200 C, z. B. auf 250-300 C und höher, dann tritt in kurzer Zeit ein vollkommener Zerfall in Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Kohlensäure ein.
Die Aufarbeitung der hiebei entstehenden Reaktionslösung kann in verschiedener Weise erfolgen.
Wird das Rhodanammonium z. B. in einer Anlage gewonnen, die gleichzeitig Einrichtungen zur Entfernung von Ammoniak und Schwefelwasserstoff auf irgendeinem Thionatweg aufweist, so kann die gekühlte Reaktionsflüssigkeit einfach diesem Verfahren zugeführt werden. Hiebei wird der Ammoniakund Schwefelwasserstoffgehalt in bekannter Weise in Ammonsalze überführt und das Ammoniak im weiteren Verlauf des Verfahrens als Sulfat gewonnen, während die Kohlensäure entweicht.
Es ist hiebei natürlich auch möglich, die drei Zersetzungsprodukte dem unter Druck stehenden und auf Zersetzungstemperatur befindlichen Autoklaven zu entnehmen und die Ammoniak, Schwefelwasser- stoff und Kohlensäure neben Wasserdampf enthaltenden Abdämpfe entweder in die zum Waschen des Kohlendestillationsgases dienenden Einrichtungen einzuführen, oder sie in die zum Betrieb der Anlage dienenden Flüssigkeitsvorratsbehälter einzuleiten.
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Wasserdampf aus dem Zersetzungsgefäss abblasen lässt. Die Verarbeitung der flüchtigen Produkte erfolgt dann in der bereits angegebenen Weise.
Weiterhin kann man auch entweder die abgekühlte Flüssigkeit selbst oder die aus dem unter Druck stehenden, auf Zersetzungstemperatur befindlichen Autoklaven abziehenden Dämpfe auf Ammoniak verarbeiten, u. zw. in ähnlicher Weise wie es bei der Aufarbeitung beispielsweise von bei der Kühlung von Kohlendestillationsgasen anfallenden Kondensaten üblich ist.
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Anderseits ist es auch möglich, die Reaktionsflüssigkeit oder die heissen aus dem auf Zersetzungtemperatur befindlichen Autoklaven gewinnbaren Dämpfe von Kohlensäure zu befreien, indem man sie der Einwirkung von Kalk unterzieht, um so eine reine Schwefelammoniumlösung zu gewinnen.
Werden andere Salze der Rhodanwasserstoffsäure als das Rhodanammonium auf diese Weise verarbeitet, so ändert sich die Zusammensetzung der Endprodukte selbstverständlich je nach der in dem Salz vorhandenen Base. Werden z. B. Rhodansalze der Erdalkalien verarbeitet, so entsteht das unlösliche Karbonat der Base, und eine reine Schwefelammoniumlösung bleibt übrig, die nach einer der oben angegebenen Arbeitsweisen oder auf andere zweckmässige Art verarbeitet werden kann. Kommen Alkalisalze zur Verarbeitung, so bleibt eine Karbonatlösung zurück, während sich Ammoniak und Schwefelwasserstoff austreiben lassen.
Noch anders liegen die Verhältnisse, wenn z. B. Rhodaneisenverbindungen und ähnliche zur Verarbeitung gelangen. Hiebei bildet sich einerseits Schwefeleisen, anderseits kohlensaures Ammoniak. Für den Fall der Verbindung dieser Rhodanverarbeitung zusammen mit einem Metall-, beispielsweise einem Eisenthionatverfahren, ergibt sich hiebei die Möglichkeit, das entstehende Schwefeleisen dem Prozess an geeigneter Stelle, z. B. bei der Regenerierung der schwefeleisenhaltigen Waschflüssigkeiten mit schwefliger Säure, wieder. zuzuführen.
Wie oben ausfÜhrlic4 gezeigt, verläuft die Umsetzung bereits einzig und allein unter der Einwirkung des Wassers. Es ist auf den Prozess grundsätzlich ohne Einfluss, ob andere Salze in der Rhodansalzlösung gelöst oder ob andere Verbindungen darin suspendiert sind. Die hiebei eintretenden sekundären Reaktionen lassen sich ohne weiteres voraussehen.
Will man die Zersetzung einer Rhodanammoniumlösung nicht unter Druck ausführen, so ist es möglich, sie mit Wasserdampf, der zweckmässig vorher überhitzt wird, bei den angegebenen Temperaturen oberhalb 200 C zu behandeln. Die Verarbeitung der hiebei entstehenden, Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Kohlensäure enthaltenden Dämpfe kann dabei nach einer der oben angegebenen Arbeitsweisen oder auf einem beliebigen andern Wege erfolgen.