Back-End-Vorrichtung zum Auslösen eines automatischen Notrufs für wenigstens ein
Fahrzeug, Fahrzeugsteuergerät für eine Fahrzeug-zu-Umgebungs-Kommunikation, System zum Auslösen eines automatiscnen Notruts, Verfahren zum Auslösen eines automatischen Notrufs und Computerprogrammprodukt
für eine Back-End-Vorrichtung
Die Erfindung bezieht sich auf eine Back-End-Vorrichtung nach Anspruch 1 zum Aus- lösen eines automatischen Notrufs für wenigstens ein Fahrzeug. Ferner bezieht sich die Erfindung auf ein Fahrzeugsteuergerät nach Anspruch 4 für eine Fahrzeug-zu- Umgebungs-Kommunikation. Außerdem bezieht sich die Erfindung auf ein System nach Anspruch 5 zum Auslösen eines automatischen Notrufs. Des Weiteren bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren nach Anspruch 6 zum Auslösen eines automati- schen Notrufs. Die Erfindung bezieht sich auch auf ein Computerprogrammprodukt nach Anspruch 8 für eine Back-End-Vorrichtung.
Die EU-Verordnung 2015/758 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2015, abgedruckt im Amtsblatt der Europäischen Union L123/77, legt die allge- meinen Anforderungen für EG-Typgenehmigung von Fahrzeugen hinsichtlich der auf dem 1 12-Notruf basierenden eCall (emergency call)-Systemen sowie von auf den 1 12-Notruf basierenden eCall-Systemen und Bauteilen und selbständigen techni- schen Einheiten dafür fest. Gemäß dieser Verordnung müssen OEMs ab dem 31 . März 2018 das von der Europäischen Union vorgeschriebene eCall-System in allen neuen Modellen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen einbauen.
Die aus dem Stand der Technik bekannten eCall-Systeme sind bordeigene eCall- Systeme in Fahrzeugen, das heißt, sie sind in das Fahrzeug eingebaute Geräte. Problematisch bei den bekannten eCall-Systemen ist, dass bei einem Schaden des bordeigenen eCall-Systems oder des Fahrzeuges kein 1 12-Notruf mehr ausgelöst werden kann. Ein weiteres Problem der bekannten eCall-Systeme ist, dass auch bei Bagatell-Unfällen, bei denen es gar nicht zu einem ernsten Aufprall kommt, Pseudo- Notfälle gemeldet werden.
Hier setzt die Erfindung an. Der Erfindung hat die Aufgabe zugrunde gelegen, die bekannten eCall-Systeme zu verbessern.
Gelöst wird die Aufgabe durch eine Back-End-Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 zum Auslösen eines automatischen Notrufs für wenigstens ein Fahr- zeug. Ferner wird die Aufgabe gelöst durch ein Fahrzeugsteuergerät mit den Merk- malen des Anspruchs 4 für eine Fahrzeug-zu-Umgebungs-Kommunikation. Außer- dem wird die Aufgabe gelöst durch ein System mit den Merkmalen des Anspruchs 5 zum Auslösen eines automatischen Notrufs. Des Weiteren wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 6 zum Auslösen eines auto- matischen Notrufs. Die Aufgabe wird auch gelöst durch ein Computerprogrammpro- dukt mit den Merkmalen des Anspruchs 8 für eine Back-End-Vorrichtung.
Weiterbildungen und vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen und Figuren offenbart.
Erfindungsgemäß wird eine Back-End-Vorrichtung vorgeschlagen zum Auslösen ei- nes automatischen Notrufs für wenigstens ein Fahrzeug. Die Back-End-Vorrichtung ist außerhalb des Fahrzeuges angeordnet. Die Back-End-Vorrichtung umfasst eine erste Schnittstelle. Die erste Schnittstelle ist ausgeführt für eine Fahrzeug-zu- Umgebungs-Kommunikation, um wiederkehrend eine jeweils aktuelle Aufprallwahr- scheinlichkeit einer Aufprallerkennungseinrichtung des Fahrzeuges für einen Aufprall des Fahrzeuges mit einem Objekt der Umgebung zu erhalten. Ferner umfasst die Back-End-Vorrichtung eine zweite Schnittstelle. Die zweite Schnittstelle ist ausge- führt für eine Fahrzeug-zu-Umgebungs-Kommunikation, um wiederkehrend einen von dem Fahrzeug jeweils aktualisierten Datensatz umfassend zumindest eine Ist- Zeitangabe, einen Ist-Ort des Fahrzeuges und die Fahrzeugidentifikationsnummer zu erhalten. Die Back-End-Vorrichtung ist ausgeführt, im Falle eines Abbruchs des Er- halts der Aufprallwahrscheinlichkeit und in Abhängigkeit der zuletzt erhaltenen Auf- prallwahrscheinlichkeit den automatischen Notruf umfassend den zuletzt erhaltenen Datensatz auszulösen. Außerdem umfasst die Back-End-Vorrichtung eine dritte Schnittstelle. Die dritte Schnittstelle ist ausgeführt, um den automatischen Notruf ei- ner Notrufzentrale bereitzu stellen.
Der automatische Notruf wird über Funknetze, vorzugsweise öffentliche Mobilfunk- netze, übertragen. Die Erfindung ist einsetzbar für long term evolution (LTE) Funk- technologie. Der Erfindungsgedanke ist auch mit 5G Funktechnologie realisierbar.
Die Back-End-Vorrichtung ist ein Teil eines informationsübertragenden Systems, bei- spielsweise eines Mobilfunknetzes, das sich fern vom Benutzer, beispielsweise ei- nem Fahrzeugführer oder einem Fahrzeug, befindet. In diesem Zusammenhang wird er Benutzer auch Front-End genannt. Die Back-End-Vorrichtung ist ein materielles Bauteil, zum Beispiel ein Serverspeicher oder eine zentrale Netzwerkkomponente. Alternativ ist die Back-End-Vorrichtung ein Cloud basierter Speicher. Die Back-End- Vorrichtung ist ausgeführt, Aufgaben durchzuführen, die große Datenmengen verar- beiten. Beispielsweise löst die Back-End-Vorrichtung für eine Vielzahl von Fahrzeu- gen den automatischen Notruf aus.
Fahrzeuge sind Landfahrzeuge, insbesondere Pkw, Kleintransporter, Busse, Lkw und/oder Zweiräder.
Eine Schnittstelle verbindet wenigstens zwei Funktionseinheiten für einen Austausch von logischen Größen, zum Beispiel Daten, oder physikalischen Größen, zum Bei- spiel elektrischen Signalen, entweder nur unidirektional oder bidirektional. Der Aus- tausch kann analog oder digital erfolgen. Der Austausch erfolgt drahtlos. Die Verbin- dung ist insbesondere eine Funkverbindung, das heißt der Austausch erfolgt über Funktechnologie.
Fahrzeug-zu-Umgebungs-Kommunikation, im Englischen Vehicle-To-X- communication, abgekürzt V2X, genannt, bezeichnet den Austausch von Informatio- nen und Daten zwischen Fahrzeugen mit Ihrer Umgebung. Neben anderen Verkehrs- teilnehmern umfasst die Umgebung auch die Infrastruktur, insbesondere die Ver- kehrsinfrastruktur. Die Verkehrsinfrastruktur umfasst insbesondere Leitsysteme wie zum Beispiel Ampeln.
Eine Aufprallerkennungseinrichtung ist eine Recheneinrichtung, die ausgeführt ist, in einem Unfallszenario vor Eintreten des tatsächlichen Unfallereignisses, im Engli- schen pre-crash-scenario genannt, zum Beispiel einer Kollision eines Fahrzeuges mit einem anderen Fahrzeug, einem Fußgänger oder einem anderen Objekt aus der Umgebung des Fahrzeuges, in Abhängigkeit von Fahrzeugdaten und/oder Daten von Umgebungserfassungssensoren des Fahrzeuges und/oder einer daraus abgeleiteten Trajektorienplanung, eine Aufprallwahrscheinlichkeit zu bestimmen. Die Aufpraller- kennungseinrichtung ist ausgeführt, die Aufprallwahrscheinlichkeit im Dauerbetrieb zu bestimmen oder in Abhängigkeit eines Verkehrsereignisses, beispielsweise eines mittels einer Fahrzeugkamera erkannten nahenden Fahrzeuges. Die Aufprallwahr- scheinlichkeit gibt die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des Unfallereignisses an. Daten, die von der Aufprallerkennungseinrichtung ausgewertet werden, sind bei- spielsweise relative Geschwindigkeit zwischen Fahrzeug und Objekt, Entfernung zum Objekt, Zeit bis zum Aufprall (time to collision), Bewegungsrichtung des Fahrzeugs (wichtig auf Autobahnen und in Tunneln), Aufprallort am Fahrzeug, Klassifizierung des Objektes und/oder Schwere der Kollision (leichte Kollision bis Totalschaden). Die Aufprallerkennungseinrichtung besitzt eine große Rechenleistung, um Aufprallwahr- scheinlichkeiten innerhalb weniger Millisekunden bestimmen zu können. Bevorzugt ist die Aufprallerkennungseinrichtung ausgeführt, in Abhängigkeit einer Fusion der Daten eine Position für das Fahrzeug zu prädizieren, von der aus eine Kollision des Fahrzeuges mit einem Objekt unvermeidbar ist. Diese Position ist der point-of-no- return. Vorteilhafterweise wird der automatische Notruf für einen prädizierten point-of- no-return ausgelöst. Die Aufprallerkennungseinrichtung ist bevorzugt in ein Fahr- zeugsteuergerät für Fahrerassistenzsysteme oder für automatisiertes/autonomes Fahren, im Englischen Electronic Control Unit for Advanced Driver Assistence Sys- tems, abgekürzt ADAS-Domain-ECU, integriert. Die ADAS-Domain-ECU ist bevor- zugt eine supercomputing platform, die mit Mitteln der künstlichen Intelligenz die Längs- und/oder Querführung des Fahrzeuges automatisiert/autonom steuert.
Der von dem Fahrzeug jeweils aktualisierte Datensatz ist ein Minimaldatensatz, um das Unfallgeschehen zu beschreiben. Vorteilhafterweise umfasst der Datensatz zu- sätzlich Angaben zu Fahrtrichtung, Schwere des Unfallereignisses, Zahl der Fahr- zeuginsassen, Zustand Sicherheitsgurte und/oder Zustand Fahrzeug. Ist-Zeitangabe
und Ist-Ort des Fahrzeuges sind die jeweils aktuelle Uhrzeit und Fahrzeugortsanga- ben. Über die Fahrzeugidentifikationsnummer ist das Fahrzeug eindeutig identifizier- bar.
Hat die Back-End-Vorrichtung beispielsweise eine Aufprallwahrscheinlichkeit von 99,8% für einen Totalschaden erhalten und bricht daraufhin die Verbindung zu dem Fahrzeug ab, folgert die Back-End-Vorrichtung, dass der Totalschaden eingetreten ist und löst den Notruf aus. Aus den Daten des zuletzt erhaltenen Datensatzes be- stimmt die Back-End-Vorrichtung den Unfallzeitpunkt und die Koordinaten des Unfal- lortes. Damit wird ein Notruf ausgelöst, auch wenn das Fahrzeug selbst nicht mehr in der Lage ist, einen Notruf auszusetzen. Durch die Kombination mit der Aufprallwahr- scheinlichkeit, insbesondere mit der Schwere der Kollision, werden Meldungen von Pseudo-Notfällen vermieden.
Die Notrufzentrale ist insbesondere ein Public Safety Answering Point, abgekürzt PSAP. Die Notruf zentrale wird über die Euronotrufnummer 112 angerufen. Den Not- ruf der Notrufzentrale bereitstellen bedeutet insbesondere, dass mittels der dritten Schnittstelle der Back-End-Vorrichtung der Notruf gesendet und von der Notrufzent- rale empfangen wird.
Die Back-End-Vorrichtung ist vorteilhafterweise ausgeführt, aus den Daten des Da- tensatzes ein Ausmaß von Unfallfolgen für Fahrer, Beifahrer und/oder weiterer Un- fallbeteiligter abzuleiten, um für die Notrufzentrale entsprechende Rettungsmaßnah- men vorzu bereiten. Zum Beispiel kann die Back-End-Vorrichtung aus dem Datensatz ableiten, dass der Fahrer durch den Unfall in dem Innenraum des Fahrzeuges einge- klemmt wurde. Diese Information erhält die Notrufzentrale. Damit kann veranlasst werden, dass ein zu alarmierender Rettungswagen mit dem nötigen Bergungsmate- rial bestückt wird, bevor er zur Unfallstelle ausrückt. Zum Beispiel wird bei einem derartigen Unfall automatisch ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug alarmiert, das mit hydralischem Rettungswerkzeug, beispielsweise Spreizer, bestückt ist.
Vorzugsweise ist die Back-End-Vorrichtung ausgeführt für eine Stimmübertragung über das Internetprotokoll. Für den Fall, dass ein Fahrzeuginsasse noch sprechen
kann in oder nach dem Zeitpunkt, zu dem die zuletzt erhaltene Aufprallwahrschein- lichkeit erhalten wird, kann die Back-End-Vorrichtung eine Sprachverbindung mit der Notrufzentrale aufbauen. Vorteilhafterweise umfasst die Back-End-Vorrichtung Mittel der künstlichen Intelligenz, um beispielsweise den Fahrzeuginsassen und/oder des- sen Zustand über dessen Stimme zu klassifizieren.
Bevorzugt ist die erste Schnittstelle eine Schnittstelle zu einem Fahrzeugsteuergerät für automatisierte Steuerung des Fahrzeuges. Das Fahrzeugsteuergerät erzeugt in Abhängigkeit von Daten von Umgebungserfassungssensoren des Fahrzeuges mit Mitteln der künstlichen Intelligenz eine Wahrnehmung der Umgebung. Das Fahr- zeugsteuergerät umfasst Mittel zur automatisierten Steuerung des Fahrzeuges in Abhängigkeit der Wahrnehmung der Umgebung.
Umgebungserfassungssensoren sind Sensoren von Fahrerassistenzsystemen, mit denen eine Umgebung des Fahrzeuges, das heißt der Bereich, der auf das Fahrzeug einwirkt, erfasst wird. Kamera, Radar, Lidar, Ultraschallsensoren und/oder akustische Sensoren sind Beispiele von Umgebungserfassungssensoren. Damit erhält die Back- End-Vorrichtung zusätzlich zu der Aufprallgeschwindigkeit weitere Informationen aus der Umgebung des Fahrzeuges, was für die Erkennung eines Unfalles vorteilhaft ist. Das Fahrzeugsteuergerät ist vorzugsweise eine ADAS-Domain-ECU.
Das erfindungsgemäße Fahrzeugsteuergerät für eine Fahrzeug-zu-Umgebungs- Kommunikation umfassend eine Schnittstelle zu einer Aufprallerkennungseinrichtung des Fahrzeuges. Die Aufprallerkennungseinrichtung ist ausgeführt, einen Algorith mus auszuführen, der in Abhängigkeit von Daten von Umgebungserfassungssenso- ren des Fahrzeuges eine Aufprallwahrscheinlichkeit für einen Aufprall des Fahrzeu- ges mit einem Objekt der Umgebung bestimmt. Das Fahrzeugsteuergerät ist ausge- führt, die Aufprallwahrscheinlichkeit für die Umgebung bereitzustellen. Das Fahr- zeugsteuergerät ist eine V2X-ECU und erfüllt die technischen Spezifikationen des European Telecommunications Standards Institute (ETSI) und des Standards IEE- E11609 für Wireless Access in Vehicular Environment (WAVE). Beispielsweise ist die V2X-ECU ausgeführt, für eine Zeitspanne von 100 ms einer Beschleunigung
von 65 g Stand zu halten. Mittels der Schnittstelle zu der Aufprallerkennungseinrich- tung überträgt die erfindungsgemäße V2X-ECU zusätzlich Resultate der Aufpraller- kennungseinrichtung, das heißt nicht nur Rohdaten wie beispielsweise Steuerwinkel und Geschwindigkeit, sondern insbesondere auch eine Aufprallwahrscheinlichkeit.
Die Kommunikation zwischen der V2X-ECU und der Back-End-Vorrichtung erfolgt vorteilhafterweise über Funk mittels Funkverbindung.
Vorzugsweise ist das Fahrzeugsteuergerät auch an die ADAS-Domain-ECU ange- bunden.
Das erfindungsgemäße System zum Auslösen eines automatischen Notrufs für we- nigstens ein Fahrzeug umfassend eine erfindungsgemäße Back-End-Vorrichtung und ein erfindungsgemäßes Fahrzeugsteuergerät. Das Fahrzeugsteuergerät stellt die Aufprallwahrscheinlichkeit der Back-End-Vorrichtung über die erste Schnittstelle be- reit. Die Back-End-Vorrichtung stellt von außerhalb des Fahrzeuges den automati- schen Notruf einer Notrufzentrale über die dritte Schnittstelle bereit. Das System ist insbesondere das in der entsprechenden EU-Verordnung spezifizierte eCall-System und erfüllt als solches die technischen Vorgaben für eCall-Systeme. Das Fahrzeug- steuergerät stellt die Aufprallwahrscheinlichkeit der Back-End-Vorrichtung mittels Fahrzeug-zu-Umgebungs-Kommunikation bereit, entweder in einer direkten Verbin- dung zwischen Fahrzeugsteuergerät und Back-End-Vorrichtung oder mittels einer dazwischen geschalteten Transportschicht, beispielsweise Funkübertragungsanten- nen.
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Auslösen eines automatischen Notrufs für wenigstens ein Fahrzeug von außerhalb des Fahrzeuges umfasst die Verfahrens- schritte:
• Erhalten einer aktuellen Aufprallwahrscheinlichkeit einer Aufprallerkennungs- einrichtung des Fahrzeuges für einen Aufprall des Fahrzeuges mit einem Ob- jekt einer Umgebung des Fahrzeuges mittels Fahrzeug-zu-Umgebungs- Kommunikation an einer Back-End-Vorrichtung,
• Erhalten eines von dem Fahrzeug jeweils aktualisierten Datensatzes umfas- send zumindest eine Ist-Zeitangabe, einen Ist-Ort des Fahrzeuges und die Fahrzeugidentifikationsnummer an einer Back-End-Vorrichtung,
wobei die aktuelle Aufprallwahrscheinlichkeit und der aktualisierte Datensatz wieder- kehrend erhalten werden, und
• im Falle eines Abbruchs des Erhalts der Aufprallwahrscheinlichkeit und in Ab- hängigkeit der zuletzt erhaltenen Aufprallwahrscheinlichkeit Auslösen des au- tomatischen Notrufs umfassend den zuletzt erhaltenen Datensatz von der Back-End-Vorrichtung.
Damit wird ein Notruf ausgelöst, auch wenn eine V2X-ECU oder ein Fahrzeug diesen Notruf nicht mehr selbst auslösen kann, beispielsweise in einem Schadensfall.
Bevorzugt wird zur Durchführung des Verfahrens eine erfindungsgemäße Back-End- Vorrichtung oder ein erfindungsgemäßes System verwendet.
Das erfindungsgemäße Computerprogrammprodukt für eine Back-End-Vorrichtung zum Auslösen eines automatischen Notrufs für wenigstens ein Fahrzeug ist ausge- führt, in einen Speicher der Back-End-Vorrichtung geladen zu werden. Das Compu- terprogrammprodukt umfasst Softwarecodeabschnitte, mit denen das erfindungsge- mäße Verfahren ausführbar ist, wenn das Computerprogrammprodukt auf der Back- End-Vorrichtung läuft.
Ein Programm gehört zur Software eines Daten verarbeitenden Systems, zum Bei- spiel einer Recheneinheit; einem Computer oder einer Back-End-Vorrichtung. Soft- ware ist ein Sammelbegriff für Programme und zugehörigen Daten. Das Komplement zu Software ist Hardware. Hardware bezeichnet die mechanische und elektronische Ausrichtung eines Daten verarbeitenden Systems.
Computerprogrammprodukte umfassen in der Regel eine Folge von Befehlen, durch die die Hardware bei geladenem Programm veranlasst wird, ein bestimmtes Verfah- ren durchzuführen, das zu einem bestimmten Ergebnis führt. Wenn das betreffende Programm auf der Back-End-Vorrichtung zum Einsatz kommt, ruft das Computerpro- grammprodukt einen technischen Effekt hervor, nämlich das Auslösen eines automa-
tischen Notrufs, insbesondere eines eCalls, falls keine Daten von Fahrzeug Seite her mehr erhalten waren und eine besonders hohe Aufprallwahrscheinlichkeit vorliegt.
Das erfindungsgemäße Computerprogrammprodukt ist Plattform unabhängig. Das heißt, es kann auf jeder beliebigen Rechenplattform ausgeführt werden.
Die Gegenstände der Erfindung werden anhand folgender Figuren beispielhaft erläu- tert. Es zeigen:
Fig.1 ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Systems,
Fig. 2 eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
Fig. 3 ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Computerprogrammpro- duktes,
Fig. 4 ein Ausführungsbeispiel des Systems aus Fig.1 in normalem Betrieb,
Fig. 5 ein Ausführungsbeispiel des Systems aus Fig. 1 in einem pre-crash Zustand und
Fig. 6 ein Ausführungsbeispiel des Systems aus Fig. 1 in erfindungsgemäßer Ver- wendung.
In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche oder funktionsähnliche Bezugsteile. Aus Gründen der besseren Übersicht werden in den einzelnen Figuren nicht alle Bezugszeichen wiederholt, sondern nur die jeweils relevanten Bezugszei- chen gesetzt.
Das in Fig. 1 gezeigte System 30 umfasst als Komponenten ein Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU und eine Back-End-Vorrichtung 10, die als Komponenten einzeln bean- sprucht sind und einzeln einsetzbar sind.
Das Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU ist ein elektronisches Steuergerät für Fahrzeug- zu-Umgebungs-Kommunikation V2X und für LTE Technologie ausgeführt mit Erwei- terung zu 5G Technologie. Das Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU ist ein bordeigenes Gerät eines Fahrzeuges 1. Über eine Schnittstelle 21 ist das Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU an eine Aufprallerkennungseinrichtung 2 des Fahrzeuges 1 angebunden. Die Aufprallerkennungseinrichtung 2 bestimmt in Abhängigkeit von Daten eines Um- gebungserfassungssensors 6 und weiteren Fahrzeugdaten eine Aufprallwahrschein- lichkeit. In Fig. 1 ist der Umgebungserfassungssensor 6 eine ADAS-Kamera. Der Umgebungserfassungssensor 6 erfasst während der Fahrt des Fahrzeuges 1 ein Ob- jekt 3 in der Umgebung des Fahrzeuges 1 und insbesondere einen aktuellen Ab- stand des Fahrzeuges 1 zu dem Objekt 3 und eine aktuelle Relativgeschwindigkeit. Das Fahrzeug 1 umfasst auch ein Fahrzeugsteuergerät 5. Bei dem Fahrzeugsteuer- gerät 5 handelt es sich um eine ADAS-ECU, die Daten des Umgebungssensors 6 mit Mitteln der künstlichen Intelligenz, zum Beispiel mit künstlichen neuronalen Netzwer- ken, verarbeitet, um Fahrzeugsteuerbefehle zu bestimmen, die als Signale an Fahr- zeugaktuatoren gesendet werden. Die Aufprallerkennungseinrichtung 2 ist vorteilhaf- terweise in das Fahrzeugsteuergerät 5 integriert.
Das Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU überträgt während der Fahrt des Fahrzeuges 1 periodisch die jeweils aktuelle Aufprallwahrscheinlichkeit an die Back-End- Vorrichtung 10. Ferner überträgt das Fahrzeug 1 während der Fahrt des Fahrzeuges 1 periodisch einen jeweils aktuellen Datensatz umfassend zumindest eine Ist- Zeitangabe, einen Ist-Ort des Fahrzeuges 1 und die Fahrzeugidentifikationsnummer. Das Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU überträgt diese Daten direkt an die Back-End- Vorrichtung 10 oder wie in Fig. 1 gezeigt über eine dazwischen geschaltete Anten- nen 14.
Die Back-End-Vorrichtung 10 umfasst eine erste Schnittstelle 11. Die erste Schnitt- steile 11 empfängt die Daten des Fahrzeugsteuergeräts V2X-ECU. Des Weiteren umfasst die Back-End-Vorrichtung 10 eine zweite Schnittstelle 12. Die zweite
Schnittstelle 12 empfängt den Datensatz des Fahrzeuges 1. Die Back-End- Vorrichtung 10 ist ein Cloud-basierter Rechner. Die Back-End-Vorrichtung 10 um- fasst eine dritte Schnittstelle 13. Über die dritte Schnittstelle 13 wird mittels Anruf der
Euronotrufnummer 112 ein automatischer Notruf ausgelöst, ein Abbruch des Erhalts der Aufprallwahrscheinlichkeit erfolgt. Die Auslösung erfolgt außerdem in Abhängig- keit der zuletzt erhaltenen Aufprallwahrscheinlichkeit. Der zuletzt erhaltene Datensatz des Fahrzeuges 1 wird dann einer Notrufzentrale 4 übermittelt.
Das Verfahren zum Auslösen eines automatischen Notrufs für das wenigstens eine Fahrzeug 1 ist in Fig. 2 gezeigt. Das Verfahren wird mit dem System 30 durchgeführt. In einem ersten Verfahrensschritt V1 erhält die Back-End-Vorrichtung eine aktuelle Aufprallwahrscheinlichkeit der Aufprallerkennungseinrichtung 2 des Fahrzeuges 1 für einen Aufprall des Fahrzeuges 1 mit einem Objekt 3 einer Umgebung des Fahrzeu- ges 1. Die Aufprallwahrscheinlichkeit stellt das Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU mit- tels Fahrzeug-zu-Umgebungs-Kommunikation V2X der der Back-End-Vorrichtung 10 bereit. In einem zweiten Verfahrensschritt V2 erhält die Back-End-Vorrichtung 10 ei- nen von dem Fahrzeug 1 jeweils aktualisierten Datensatz. Der Datensatz umfasst zumindest eine Ist-Zeitangabe, einen Ist-Ort des Fahrzeuges 1 und die Fahrzeu- gidentifikationsnummer. Die aktuelle Aufprallwahrscheinlichkeit und der aktualisierte Datensatz werden während der Fahrt mit dem Fahrzeug wiederkehrend erhalten. In einem dritten Verfahrensschritt V3, bei dem ein Abbruch des Erhalts der Aufprall- wahrscheinlichkeit eintritt, wird die Back-End-Vorrichtung 10 in Abhängigkeit der zu- letzt erhaltenen Aufprallwahrscheinlichkeit den automatischen Notruf umfassend den zuletzt erhaltenen Datensatz auslösen.
Fig. 3 zeigt das erfindungsgemäße Computerprogrammprodukt 40, das in einem Speicher 41 der Back-End-Vorrichtung 10 ausgeführt wird. Das Computerprogramm- produkt 40 ist derart programmiert, dass das in Fig. 2 gezeigte Verfahren ausgeführt wird, wenn das Programm auf der Back-End-Vorrichtung 10 läuft. Das Computerpro- grammprodukt 40 löst also automatisch einen Notruf aus.
Fig. 4 zeigt das System 30 in einem normalen Zustand, in dem das Fahrzeugsteuer- gerät V2X-ECU mittels Fahrzeug-zu-Umgebungs-Kommunikation V2X mit der Back- End-Vorrichtung 10 kommuniziert.
In Fig. 5 befindet sich das System 30 in einem pre-crash Fall. Die Aufprallwahr- scheinlichkeit bestimmt, dass es mit 99,8 % Wahrscheinlichkeit zu einem Totalscha- den kommen wird. Die Aufprallwahrscheinlichkeit von 99,8 % wird noch mit dem da- zugehörigen Datensatz des Fahrzeuges 1 mittels des Fahrzeugsteuergeräts V2X- ECU an die Back-End-Vorrichtung 10 gesendet. Die Back-End-Vorrichtung 10 erhält diese Aufprallwahrscheinlichkeit und folgert daraus, dass ein Aufprall höchstwahr- scheinlich ist.
In Fig. 6 ist der Totalschaden eingetreten. Das Fahrzeug 1 ist mit dem Objekt 3 fron- tal zusammengestoßen und ist funktionsunfähig. Die Fahrzeug-zu-Umgebungs- Kommunikation V2X zwischen dem Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU und der Back- End-Vorrichtung 10 ist abgebrochen. Die Back-End-Vorrichtung 10 erhält nicht mehr periodisch Daten von dem Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU. Daraus und aus der zu- letzt erhaltenen Aufprallwahrscheinlichkeit von 99, 8 % folgert die Back-End- Vorrichtung 10, dass ein Aufprall stattgefunden hat. Die Back-End-Vorrichtung 10 löst nun selbstständig einen Notruf an eine Notrufzentrale automatisch ab. Bedingungen für das automatische Auslösen des Notrufs von der Back-End-Vorrichtung 10 sind die Detektion eines unvermeidbaren Unfalls und das Unterbrechen der Kommunika- tion zwischen dem Fahrzeugsteuergerät V2X-ECU und der Back-End-Vorrichtung 10.
Bezuqszeichen
1 Fahrzeug
2 Aufprallerkennungseinrichtung
3 Objekt
4 Notrufzentrale
5 Fahrzeugsteuergerät
6 Umgebungserfassungssensor
10 Back-End-Vorrichtung
11 erste Schnittstelle
12 zweite Schnittstelle
13 dritte Schnittstelle
14 Antenne
21 Schnittstelle
30 System
40 Computerprogrammprodukt
41 Speicher
V2X Fahrzeug-zu-Umgebungs-Kommunikation V2X-ECU Fahrzeugsteuergerät
V1 -V3 Verfahrensschritte