Lithiumsilikat-Diopsid-Glaskeramik
Die Erfindung betrifft Lithiumsilikat-Diopsid-Glaskeramik, die sich insbesondere zum Einsatz in der Zahnheilkunde, bevorzugt zur Herstellung von dentalen Restaurationen, eignet sowie Vorstufen zur Herstellung der Glaskeramik.
Glaskeramiken mit einer Lithiumsilikat-Kristallphase und deren Verwendung in Dentalprodukten sind aus dem Stand der Technik bekannt. Beispielsweise beschreibt die EP 1 505 041 Lithiumsilikat-Glaskeramiken, die in Form von
Lithiummetasilikat-Glaskeramiken mittels CAD/CAM-Verfahren zu den gewünschten Dentalrestaurationen verarbeitet werden, wobei eine anschließende Wärmebehandlung zur Umwandlung der Lithiummetasilikat (Li2Si03) -Phase in Lithiumdisilikat
(Li2Si2<05) -Phase und damit zur Ausbildung hochfester Lithiumdisilikat-Glaskeramik führt. Eine maschinelle Bearbei¬ tung der Glaskeramik nach Ausbildung der Lithiumdisilikat-
Phase ist insbesondere aufgrund deren hoher Festigkeit zeit¬ aufwendig und mit hohem Werkzeugverschleiß verbunden.
Glaskeramiken, die Diopsid, CaMgSi2<06, als Kristallphase ent- halten, sind bekannt. Diopsid kann als Nebenphase in Amphibol- Glaskeramiken (Höland, Beall, „Glass-Ceramic Technology", Wiley, USA, 2. Auflage, 2012, S. 151), in Apatit-Glaskeramiken (ebenda, S. 164) oder in Basalt-Glaskeramiken (ebenda, S. 186) entstehen .
Aus der WO 2009/140632 (Ohio State University) sind Lanthanoxid-dotierte bioaktive Glaskeramiken als Komponente von zum Beispiel Dentalrestaurationen bekannt, die als eine Kristallphase Diopsid enthalten können.
Aus der US 4,560,666 (Hoya Corporation) sind bioaktive Glaske¬ ramiken bekannt, die Apatit und Diopsid enthalten können und als Material für künstlichen Knochen oder künstliche Zahnwurzeln Verwendung finden sollen. Die WO 2012/172316 (University of Sheffield) offenbart keramisches Material für Dentalrestau¬ rationen, das Diopsid und Leucit als Kristallphasen enthält. Die EP 1 132 056 (Tokuyama Corporation) beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von keramischen Zahnkronen unter Verwendung einer Diopsid-haltigen Glaskeramik.
Die US 4,643,982 (Hoya Corporation) beschreibt hochfeste Anor- thit-Glaskeramiken, die Apatit- oder Calciumphosphat-
Kristalle sowie gegebenenfalls weitere Kristallphasen wie Diopsid enthalten können. Aufgrund des Vorliegens mehrerer Kristallphasen zeichnen sich die Glaskeramiken durch eine hohe Opazität aus. Aus diesem Grund sind sie für ästhetisch an¬ spruchsvolle Dentalrestaurationen nicht geeignet. Sie sind vielmehr als Implantatmaterial oder Werkstoff für Wurzelstifte vorgesehen, für die keine besonderen optischen Eigenschaften notwendig sind.
Die US 5,066,619 (Hoya Corporation) beschreibt Glaskeramiken mit Glimmerphase und mindestens einer weiteren Kristallphase ausgewählt aus Enstatit, Akermanit, Diopsid, Anorthit und Richterit, die zur Herstellung von Zahnkronen geeignet sein sollen. Aus der US 5,246,889 (Hoya Corporation) sind ebenfalls Glimmer-Glaskeramiken bekannt, die Zirkonoxid als weitere Kristallphase aufweisen. Bei manchen der beschriebenen Glaskeramiken können auch Kristallphasen aus Enstatit, Akermanit, Diopsid, Anorthit, Richterit und Forsterit auftreten.
Die US 4,871,384 und die US 5,232,878 (beide Hoya Corporation) beschreiben bioaktive Apatit-Glaskeramiken, die als weitere Kristallphase u.a. Diopsid enthalten können. Die Glaskeramiken sind hauptsächlich als Knochenersatzmaterial vorgesehen.
Die US 5,356,436 und die US 5,711,763 (beide TDK Corporation) offenbaren Keramikmaterialien zum Ersatz von hartem Körpergewebe, wobei die Materialien Wollastonit, Diopsid oder eine Kombination dieser Kristallphasen aufweisen.
Die US 2005/0079226 (Pentax Corporation) beschreibt bioaktives Glas, das als Sinterhilfsmittel für Knochenersatzmaterialien eingesetzt werden kann und nach Kristallisation Wollastonit- und Diopsid-Kristallphasen enthalten kann.
Die bekannten Materialien weisen allerdings eine Reihe von Nachteilen auf. Bei ihnen kann in vielen Fällen die Transluzenz nicht über einen breiten Bereich eingestellt wer- den, wie es für vielseitig einsetzbare Dentalmaterialien wün¬ schenswert ist. Darüber hinaus ist bei ihnen häufig eine ein¬ fache maschinelle Bearbeitung nicht möglich. Zudem erweist sich ihre Festigkeit häufig als nicht ausreichend, um ihren Einsatz als restauratives Dentalmaterial zu gestatten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Glaskeramik zur Verfügung zu stellen, die über gute optische Eigenschaften, insbesondere eine steuerbare Transluzenz, sowie gute mechani¬ sche Eigenschaften verfügt und damit als restauratives Dental- material verwendet werden kann. Die Glaskeramik soll darüber hinaus in einfacher und schneller Weise durch maschinelle Be¬ arbeitung, z.B. mittels CAD/CAM-Verfahren, zu dentalen Restaurationen verarbeitbar sein. Diese einfache Bearbeitung soll insbesondere auch nach möglichst vollständiger Kristallisation der gewünschten Kristallphasen möglich sein.
Diese Aufgabe wird durch die Lithiumsilikat-Diopsid-Glaskeramik nach den Ansprüchen 1 bis 19 gelöst. Gegenstand der Erfindung sind ebenfalls das Ausgangsglas nach Ansprüchen 20 und 21, das Verfahren nach Anspruch 22 sowie die Verwendung nach Ansprüchen 23 und 24.
Die erfindungsgemäße Lithiumsilikat-Diopsid-Glaskeramik zeichnet sich dadurch aus, dass sie Lithiumsilikat als Hauptkristallphase und Diopsid als weitere Kristallphase enthält.
Diese Glaskeramik zeigt überraschenderweise eine vorteilhafte Kombination von für ein restauratives Dentalmaterial wünschens¬ werten mechanischen und optischen Eigenschaften und sie kann zu- dem in einer für ein Dentalmaterial vorteilhaften Weise in die gewünschte Form, zum Beispiel einer Dentalrestaurationen, wie einer Krone, gebracht werden.
Die erfindungsgemäße Glaskeramik enthält insbesondere 53,0 bis 75, 0, vorzugsweise 54,0 bis 74,0 und besonders bevorzugt 58,0 bis 70,0 Gew.-% Si02.
Es ist weiter bevorzugt, dass die Glaskeramik 10,0 bis 23,0, insbesondere 11,0 bis 20,0 und besonders bevorzugt 11,0 bis 16,0 Gew.-% Li20 enthält.
Das molare Verhältnis von S1O2 zu L12O beträgt insbesondere 2,0 bis 3,0. Des Weiteren ist es bevorzugt, dass die Glaskeramik 1,0 bis 13,0, insbesondere 1,0 bis 9,0 und besonders bevorzugt 1,0 bis 6,0 Gew.-% CaO enthält.
Die Glaskeramik enthält vorzugsweise 1,0 bis 12,0, insbesondere 2,0 bis 9,0 und besonders bevorzugt 2,0 bis 5,0 Gew.-% MgO ent¬ hält .
Das molare Verhältnis von CaO zu MgO beträgt vorzugsweise 0,5 bis 2,0, besonders bevorzugt 0,8 bis 1,2 und ganz besonders be- vorzugt etwa 1,0.
Weiter ist eine Glaskeramik bevorzugt, die 0 bis 8,0, insbeson¬ dere 2,0 bis 6,0 und besonders bevorzugt 3,0 bis 6,0 Gew.-% P205 enthält. P2O5 kann insbesondere als Keimbildner für die Bildung von Lithiumsilikat fungieren. Das Vorhandensein eines Keimbildners ist für die Bildung von Lithiumsilikat als Hauptkris¬ tallphase jedoch nicht zwingend erforderlich.
Auch ist es bevorzugt, dass die Glaskeramik neben L12O weiteres Alkalimetalloxid Me^O in einer Menge von 0 bis 10,0, insbeson¬ dere 0,5 bis 8,0 und besonders bevorzugt 1,0 bis 5,0 Gew.-% enthält. Der Begriff „weiteres Alkalimetalloxid Me^O" bezeich¬ net Alkalimetalloxid mit Ausnahme von Li20, wobei dieses Me^O insbesondere ausgewählt ist aus a20, K2O, Rb20 und/oder CS2O. Besonders bevorzugt enthält die Glaskeramik mindestens eines und insbesondere alle der folgenden weiteren Alkalimetalloxide Me^O in den angegebenen Mengen:
Komponente Gew. -%
Na20 0 bis 3,0, insbesondere 0 bis 2,0
bis 5, 0
bis 3,0, insbesondere 0 bis 2,0 bis 10,0, insbesondere 0 bis 8,0 In einer besonders bevorzugten Ausführungsform enthält die erfindungsgemäße Glaskeramik 0,1 bis 5,0 und insbesondere 0,5 bis 4,5 Gew.-% K20.
Des Weiteren ist es bevorzugt, dass die Glaskeramik 0 bis 10,0 und insbesondere 2,0 bis 7,0 Gew.-% weiteres Oxid zweiwertiger Elemente MeXI0 enthält. Der Begriff „weiteres Oxid zweiwertiger Elemente MeXI0" bezeichnet zweiwertige Oxide mit Ausnahme von CaO und MgO, wobei dieses MeXI0 insbesondere ausgewählt ist aus SrO und/oder ZnO. Besonders bevorzugt enthält die Glaskeramik mindestens eines und insbesondere alle der folgenden weiteren Oxide zweiwertiger Elemente MeXI0 in den angegebenen Mengen:
Komponente Gew ,
SrO 0 bis 5,0
ZnO 0 bis 5, 0
Es ist weiter eine Glaskeramik bevorzugt, die 0 bis 10,0, be¬ vorzugt 0 bis 8,0 und insbesondere 2,0 bis 5,0 Gew.-% Oxid dreiwertiger Elemente MeIIX 203 enthält, wobei dieses MeIIX 203 ins- besondere ausgewählt ist aus AI2O3, B2O3, Y2O3, La2Ü3, Ga2Ü3 und/oder Ιη2θ3. Besonders bevorzugt enthält die Glaskeramik mindestens eines und insbesondere alle der folgenden Oxide dreiwertiger Elemente MeIIX 203 in den angegebenen Mengen: Komponente Gew . -%
AI2O3 0 bis 8,0
Y2O3 0 bis 5,0
B203 0 bis 4,0
Ga203 0 bis 5,0
ln203 0 bis 5,0
La203 0 bis 5, 0.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform enthält die erfindungsgemäße Glaskeramik 0,1 bis 8,0, insbesondere 1,0 bis 7,0 Gew.-% und besonders bevorzugt 2,0 bis 5,0 Gew.-% AI2O3.
Ferner ist eine Glaskeramik bevorzugt, die weiteres Oxid vier- wertiger Elemente MeIV02 in einer Menge von 0 bis 15,0 Gew.-% und bevorzugt 0 bis 10,0 Gew.-% enthält. Der Begriff „weiteres Oxid vierwertiger Elemente MeIV02" bezeichnet vierwertige Oxide mit Ausnahme von S1O2, wobei dieses MeIV02 insbesondere ausge¬ wählt ist aus Zr02, Ge02, Ce02, T1O2 und/oder Sn02. Besonders bevorzugt enthält die Glaskeramik mindestens eines und insbe¬ sondere alle der folgenden weiteren Oxide vierwertiger Elemen- te MeIV02 in den angegebenen Mengen:
Komponente Gew. -%
Zr02 0 bis 7,0
Ti02 0 bis 5, 0
Sn02 0 bis 5,0
Ge02 0 bis 14,0
Ce02 0 bis 2, 0.
Außerdem ist eine Glaskeramik bevorzugt, die weiteres Oxid fünfwertiger Elemente MeV205 in einer Menge von 0 bis 4,0 und insbesondere 0 bis 3,0 Gew.-% enthält. Der Begriff „weiteres Oxid fünfwertiger Elemente Me^Os" bezeichnet fünfwertige Oxide mit Ausnahme von P2O5, wobei dieses MeV205 insbesondere ausge¬ wählt ist aus V2O5, a205 und/oder M^Os . Besonders bevorzugt enthält die Glaskeramik mindestens eines und insbesondere alle der folgenden weiteren Oxide fünfwertiger Elemente MeV205 in den angegebenen Mengen:
Komponente Gew. -%
V2O5 0 bis 1,0
Ta205 0 bis 3,0
Nb205 0 bis 3, 0.
Auch ist eine Glaskeramik bevorzugt, die 0 bis 5,0 Gew.-% Oxid sechswertiger Elemente MeVI03 enthält, wobei dieses MeVI03 ins¬ besondere ausgewählt ist aus WO3 und/oder M0O3. Besonders be¬ vorzugt enthält die Glaskeramik mindestens eines und insbeson¬ dere alle der folgenden Oxide MeVI03 in den angegebenen Mengen: Komponente Gew . -%
W03 0 bis 5,0
M0O3 0 bis 5, 0.
Weiterhin ist eine Glaskeramik bevorzugt, die 0 bis 3,0 und insbesondere 0 bis 1,0 Gew.-% Fluor enthält.
Besonders bevorzugt ist eine Glaskeramik, die mindestens eine und bevorzugt alle der folgenden Komponenten in den angegebenen Mengen enthält:
Komponente Gew . -
Si02 53, 0 :bis 75,0
Li20 10,0 :bis 23,0
CaO 1, , 0 bis 13,0
MgO 1, , 0 bis 12, 0
P2O5 0 bis 8,0
Mex 20 0 bis 10,0
MeXI0 0 bis 10,0
Me111^ 0 bis 10,0
MeIV02 0 bis 15, 0
Mev 205 0 bis 4,0
MeVI03 0 bis 5, 0
Fluor 0 bis 3, 0.
wobei ΜΘς 20, MeXI0, ΜθΙΙΣ2θ3, MeIV02, Mev 205 und MeVI03 die oben an¬ gegebene Bedeutung haben.
Manche der vorstehend genannten Komponenten können als Färbemit- tel und/oder Fluoreszenzmittel dienen. Die erfindungsgemäße Glaskeramik kann darüber hinaus noch weitere Färbemittel und/oder Fluoreszenzmittel enthalten, die insbesondere aus anor¬ ganischen Pigmenten und/oder Oxiden von d- und f-Elementen, wie z.B. den Oxiden von Sc, Mn, Fe, Co, Pr, Nd, Tb, Er, Dy, Gd, Eu und Yb, ausgewählt sein können. Als weitere Färbemittel können auch Metallkolloide, z.B. von Ag, Au und Pd, verwendet werden, die zusätzlich auch als Keimbildner fungieren können. Diese Metallkolloide können z.B. durch Reduktion von entsprechenden Oxiden, Chloriden oder Nitraten während der Schmelz- und Kristalli- sationsprozesse gebildet werden.
Die Eigenschaften der Glaskeramik werden maßgeblich durch die Kristallphasen beeinflusst. Die erfindungsgemäße Glaskeramik enthält Lithiumsilikat als Hauptkristallphase. Der Begriff „Lithiumsilikat" bezeichnet mindestens eine Kristallphase ausge¬ wählt aus Lithiumdisilikat und Lithiummetasilikat. Mithin ent¬ hält die erfindungsgemäße Glaskeramik Lithiumdisilikat, Lithiummetasilikat oder eine Mischung von Lithiumdisilikat und Lithiummetasilikat als Hauptkristallphase. In einer bevorzugten Ausführungsform enthält die erfindungsgemäße Glaskeramik Lithiumdisilikat als Hauptkristallphase.
Mit dem Begriff „Hauptkristallphase" wird die Kristallphase be¬ zeichnet, die von allen in der Glaskeramik vorhandenen Kristall- phasen den höchsten Massenanteil hat. Die Bestimmung der Massen der Kristallphasen erfolgt dabei insbesondere mit der Rietveld- Methode. Ein geeignetes Verfahren zur quantitativen Analyse der Kristallphasen mittels der Rietveld-Methode ist z.B. in der Dis¬ sertation von M. Dittmer „Gläser und Glaskeramiken im System
MgO-Al203-Si02 mit Zr02 als Keimbildner", Universität Jena 2011, beschrieben .
Es ist weiter bevorzugt, dass die erfindungsgemäße Glaskeramik 10,0 bis 75,0 und insbesondere 20,0 bis 75,0 Gew.-% Lithiumsilikat als Kristallphase enthält. Insbesondere ist es bevorzugt, dass die Glaskeramik 20,0 bis 75,0 und insbesondere 25,0 bis 60,0 Gew.-% Lithiumdisilikat und/oder 10,0 bis 60,0 und insbesondere 20,0 bis 50,0 Gew.-% Lithiummetasilikat als Kris- tallphase enthält.
Die erfindungsgemäße Glaskeramik enthält zusätzlich zu Lithiumsilikat als Hauptkristallphase noch Diopsid als weitere Kristallphase. In einer bevorzugten Ausführungsform enthält die Glaskeramik 0,1 bis 50,0, insbesondere 0,1 bis 25,0, besonders bevorzugt 0,1 bis 7,0 und ganz besonders bevorzugt 0,1 bis 5,0 Gew.-% Diopsid.
Die erfindungsgemäße Glaskeramik kann ferner weitere Kristall- phasen, wie beispielsweise L13PO4, Si02-Modifikationen, Enstatit und/oder Cso, 809AI S 15O12 enthalten.
Die Art und die Menge der gebildeten Kristallphasen können insbesondere durch die Zusammensetzung des Ausgangsglases sowie das Verfahren zur Herstellung der Glaskeramik gesteuert werden. Die Beispiele veranschaulichen dies anhand der Variation der Zusammensetzung und der Herstellungsverfahren.
Es wurde überraschenderweise gefunden, dass eine Glaskeramik bereitgestellt werden kann, die neben einer Diopsid- Kristallphase auch eine Lithiumsilikat-Kristallphase aufweist. Dabei war es insbesondere nicht vorhersehbar, dass eine solche Glaskeramik in dem oben beschriebenen bevorzugten Zusammensetzungsbereich gebildet werden kann. Es wurde gefunden, dass die Keimbildung und das Wachstum beider Kristallphasen offenbar
nebeneinander in dem Ausgangsglas ablaufen. Dabei waren im Volumen des Ausgangsglases Lithiumsilikat-Kristalle, hingegen an der Oberfläche des Ausgangsglases Diopsid-Kristalle feststell¬ bar. Danach scheint im Volumen des Ausgangsglases Keimbildung und Wachstum von Lithiumsilikat-Kristallen und demgegenüber an der Oberfläche des Ausgangsglases Keimbildung und Wachstum von Diopsid-Kristallen aufzutreten. Eine Kristallisation im Volumen eines Glases wird in der Fachwelt auch als Volumenkristal¬ lisation und eine Kristallisation an der Oberfläche wird auch als Oberflächenkristallisation bezeichnet.
Die Keimbildung und Kristallisation an der Oberfläche findet bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Glaskeramik jedoch nicht ohne weiteres statt. Vielmehr wurde gefunden, dass es notwendig ist, die Oberfläche des Ausgangsglases zu aktivie¬ ren, indem es gemahlen wird. Durch diese spezielle Aktivierung gelingt eine reproduzierbare Oberflächenkristallisation von Diopsid. Dabei kann die Art und Weise des Mahlens, zum Bei¬ spiel die Verwendung von unterschiedlichen Mühlen, Einfluss auf die Menge an schließlich kristallisiertem Diopsid haben.
Die Diopsid-Menge in der erfindungsgemäßen Glaskeramik wird damit nicht durch zum Beispiel den Gehalt an MgO und CaO im Ausgangsglas oder dessen Wärmebehandlung, sondern auch durch die Art und Weise der Aktivierung infolge Mahlens des Aus¬ gangsglases bestimmt.
Des Weiteren wurde gefunden, dass die Menge an ausgeschiedenem Diopsid einen Einfluss auf die Transluzenz der erfindungsgemä- ßen Glaskeramik hat. Durch einen Diopsid-Gehalt von insbesondere mehr als 5,0 Gew.-% können stark getrübte Glaskeramiken mit einem Kontrastwert (CR-Wert gemäß British Standard BS 5612) von mehr als 90 erzeugt werden. Diese Glaskeramiken eignen sich insbesondere zur Herstellung einer dentalen
Abutmentstruktur oder einer dentalen Suprastruktur, auf die eine geeignete Verblendung aufgebracht wird.
Durch einen verhältnismäßig geringen Diopsid-Gehalt von insbe- sondere weniger als 5,0 und bevorzugt weniger als 2,0 Gew.-% können transluzente Glaskeramiken mit einem CR-Wert von weniger als 75 erzeugt werden. Diese Glaskeramiken eignen sich insbesondere zur Herstellung von optisch anspruchsvollen Dentalrestaurationen, wie Kronen, Verblendungen und Inlays.
Die erfindungsgemäße Glaskeramik zeichnet sich weiter dadurch aus, dass sie sogar nach abschließender Ausbildung der der Glaskeramik eine hohe Festigkeit verleihenden
Lithiumdisilikat-Kristallphase gut maschinell bearbeitbar ist, um sie z.B. in die Form einer Dentalrestauration zu bringen. Dies ist ein besonderer Vorteil gegenüber konventionellen Lithiumdisilikat-Glaskeramiken, bei denen häufig eine maschinell einfacher bearbeitbare Vorstufe verwendet wird und diese Vorstufe nach der maschinellen Bearbeitung noch einer Wärmebe- handlung zu Bildung der gewünschten Lithiumdisilikat- Glaskeramik unterzogen werden muss.
Die erfindungsgemäße Glaskeramik zeichnet sich auch durch eine sehr gute chemische Beständigkeit aus. Zur Bestimmung der che- mischen Beständigkeit wurde die Glaskeramik gemäß ISO-Norm 6872 (2008) geprüft, indem der Masseverlust bei Lagerung in wässriger Essigsäure bestimmt wurde. Die erfindungsgemäße Glaskeramik zeigte dabei einen Masseverlust von vorzugsweise weniger als 100 yg/cm2.
Die erfindungsgemäße Glaskeramik weist zudem eine biaxiale Bruchfestigkeit oB von vorzugsweise mindestens 200 MPa und be¬ sonders bevorzugt 200 bis 400 MPa auf. Die biaxiale Bruchfes¬ tigkeit wurde gemäß ISO 6872 (2008) (Kolben-auf-drei-Kugeln- Prüfung) bestimmt.
Mithin bietet die erfindungsgemäße Glaskeramik, eine wün¬ schenswerte Kombination von vorteilhaften optischen und mechanischen Eigenschaften, wie sie insbesondere für ein Dentalma¬ terial angestrebt wird.
Die Erfindung betrifft ebenfalls Vorstufen mit entsprechender Zusammensetzung, aus denen die erfindungsgemäße Glaskeramik durch Wärmebehandlung hergestellt werden kann. Diese Vorstufen sind ein entsprechend zusammengesetztes Ausgangsglas und ein entsprechend zusammengesetztes Ausgangsglas mit Keimen. Die Be¬ zeichnung „entsprechender Zusammensetzung" bedeutet, dass diese Vorstufen die gleichen Komponenten in den gleichen Mengen wie die Glaskeramik enthalten, wobei die Komponenten mit Ausnahme von Fluor als Oxide berechnet werden, so wie es bei Gläsern und Glaskeramiken üblich ist.
Die Erfindung betrifft daher ebenfalls ein Ausgangsglas, das die Komponenten der erfindungsgemäßen Lithiumsilikat-Diopsid- Glaskeramik enthält. Es sind alle solche Ausführungsformen für die Komponenten des Ausgangsglases bevorzugt, die auch für die Komponenten der erfindungsgemäßen Lithiumsilikat-Diopsid- Glaskeramik als bevorzugt angegeben sind.
Besonders bevorzugt liegt das Ausgangsglas in gemahlener Form oder in Form eines aus gemahlenem Ausgangsglas gepressten Pul- verpresslings vor. In diesen beiden Formen hat das Ausgangs¬ glas durch das Mahlen eine Aktivierung erfahren, die für die spätere Kristallisation von Diopsid erforderlich ist.
Die Erfindung betrifft weiter auch ein Ausgangsglas, das Keime für die Kristallisation von Lithiumsilikat und/oder Diopsid ent- hält .
Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Lithiumsilikat-Diopsid-Glaskeramik, bei dem
(a) Ausgangsglas gemahlen wird,
(b) gegebenenfalls das gemahlene Ausgangsglas zu einem
Pulverpressling verpresst wird und
(c) das gemahlene Ausgangsglas oder der Pulverpressling mindestens einer Wärmebehandlung bei einer Temperatur im Bereich von 500° bis 1000°C für eine Dauer von 5 bis 120 min unterzogen wird.
In der Stufe (a) wird das erfindungsgemäße Ausgangsglas gemah- len, um es für die Kristallisation von Diopsid zu aktivieren.
Das Mahlen erfolgt insbesondere in Mühlen und bevorzugt in Ku¬ gelmühlen, Strahlmühlen, wie Gegenstrahlmühlen, oder Schwingmühlen. Die nach dem Mahlen erhaltenen Glasteilchen haben üblicher- weise eine mittlere Teilchengröße im Bereich von 100 nm bis 100 ym, bezogen auf die Anzahl der Teilchen.
Durch die Verwendung unterschiedlicher Mahlverfahren, z.B. durch Einsatz unterschiedlicher Mühlen, kann ein unterschied- licher Grad an Aktivierung des Ausgangsglases erzielt und da¬ mit auch die Menge an schließlich kristallisiertem Diopsid gesteuert werden.
Das dem Mahlvorgang unterworfene Ausgangsglas liegt vorzugs- weise in Form eines Granulates vor. Dabei wird mit dem Begriff „Granulat" ein teilchenförmiges Ausgangsglas bezeichnet. Zur Er¬ zeugung von teilchenförmigem Ausgangsglas kann eine Schmelze des Ausgangsglases in Wasser eingegossen und damit abgeschreckt wer¬ den. Dieser Vorgang wird auch als Fritten und das erhaltene Glasgranulat als Glasfritte bezeichnet. Ein Granulat kann aber
auch auf andere Weise, wie zum Beispiel durch Abschrecken in ei¬ nem Walzenstuhl und anschließende Zerkleinerung erzeugt werden.
Die Herstellung des Ausgangsglases erfolgt insbesondere in der Weise, dass eine Mischung von geeigneten Ausgangsmaterialien, wie z.B. Carbonaten, Oxiden, und Phosphaten, bei Temperaturen von insbesondere 1300 bis 1700°C, bevorzugt bei etwa 1500 °C, für eine Dauer von 0,5 bis 5 h erschmolzen wird. In der optionalen Stufe (b) wird das gemahlene Ausgangsglas zu einem Pulverpressling verpresst. Es ist bevorzugt, dass in dem erfindungsgemäßen Verfahren diese Stufe durchgeführt wird.
Im Gegensatz zu einem Glasmonolithen, wie er z.B. durch Gießen einer Glasschmelze in eine Form erhalten wird, zeichnet sich der erfindungsgemäße Pulverpressling durch eine hohe innere Oberfläche aus, an der Kristallisation von Diopsid erfolgen kann . Der Pulverpressling kann eine beliebige Geometrie aufweisen. Üblicherweise hat der Pulverpressling bereits im Wesentlichen die Form, die für einen Rohling aus der später erzeugten erfindungsgemäßen Glaskeramik vorgesehen ist. In der Stufe (c) wird das gemahlene Glas oder der Pulverpress¬ ling mindestens einer Wärmebehandlung unterworfen. Diese mindestens eine Wärmebehandlung erfolgt bei einer Temperatur im Bereich von 500° bis 1000°C, vorzugsweise 700° bis 1000°C, be¬ vorzugt 750° bis 950°C und besonders bevorzugt 800° bis 950°C für eine Dauer von 5 bis 120 min, vorzugsweise 5 bis 90 min.
Die Wärmebehandlung wird durchgeführt, bis die gewünschte Men¬ ge an Lithiumsilikat und Diopsid kristallisiert ist und damit die erfindungsgemäße Lithiumsilikat-Diopsid-Glaskeramik gebil- det worden ist. Die Wärmebehandlung kann auch stufenweise er-
folgen, wobei durch eine erste Wärmebehandlung zunächst eine Vorstufe, wie keimgebildetes Ausgangsglas, und dann durch eine zweite Wärmebehandlung bei einer höheren Temperatur die erfindungsgemäße Glaskeramik gebildet wird. Die Bildung von Keimen für die Kristallisation von Lithiumsilikat findet dabei übli¬ cherweise bei einer Temperatur im Bereich von 450 bis 600°C statt .
Es ist weiter bevorzugt, die Wärmebehandlung so zu wählen, dass es auch zu einem wenigstens teilweisen Sintern, d.h. einem Vorsintern, des gemahlenen Ausgangsglases oder des Pulver- presslings kommt. Besonders bevorzugt ist es, wenn die Wärme¬ behandlung auch zu einem möglichst vollständigen Sintern, d.h. einem Dichtsintern des gemahlenen Ausgangsglases oder des Pul- verpresslings führt.
Aus gemahlenem Ausgangsglas erzeugte dichtgesinterte Glaskera¬ miken finden dabei vor allem als Beschichtungen auf Substraten, wie dentalen Suprastrukturen, Anwendung. Aus Pulverpress- lingen erzeugte dichtgesinterte Glaskeramiken werden vor allem als Rohlinge eingesetzt, aus denen durch geeignete Formge¬ bungsverfahren wie Pressen und insbesondere maschinelle Bear¬ beitung Dentalrestaurationen, wie Brücken, Kronen, Inlays oder Onlays, hergestellt werden können.
Nach Abschluss von Stufe (c) liegt die erfindungsgemäße Lithiumsilikat-Diopsid-Glaskeramik vor .
Aus der erfindungsgemäßen Glaskeramik und den erfindungsge- mäßen Gläsern können dentale Restaurationen, wie Brücken, Inlays, Onlays, Kronen, Veneers, Schalen oder Abutments, her¬ gestellt werden. Die Erfindung betrifft daher deren Verwendung als Dentalmaterial und insbesondere deren Verwendung zur Her¬ stellung dentaler Restaurationen. Dabei ist es bevorzugt, dass der Glaskeramik oder dem Glas durch Verpressen oder maschinel-
le Bearbeitung die Form der gewünschten dentalen Restauration gegeben wird.
Das Verpressen erfolgt üblicherweise unter erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur. Es ist bevorzugt, dass das Verpressen bei einer Temperatur von 700 bis 1200°C erfolgt. Weiter ist es be¬ vorzugt, das Verpressen bei einem Druck von 10 bis 30 bar durchzuführen. Beim Verpressen wird durch viskoses Fließen des eingesetzten Materials die gewünschte Formänderung erreicht. Dabei können die erfindungsgemäßen Gläser und Glaskeramiken insbesondere in Form von Rohlingen in beliebiger Form und Größe eingesetzt werden. Für das Verpressen wird bevorzugt die erfindungsgemäße Glaskeramik verwendet. Die maschinelle Bearbeitung erfolgt üblicherweise durch mate¬ rialabtragende Verfahren und insbesondere durch Fräsen und/oder Schleifen. Es ist besonders bevorzugt, dass die ma¬ schinelle Bearbeitung im Rahmen eines CAD/CAM-Verfahrens durchgeführt wird. Dabei können die erfindungsgemäßen Gläser und Glaskeramiken insbesondere in Form von Rohlingen eingesetzt werden. Diese sind von ihrer Form regelmäßig an den Typ der für die maschinelle Bearbeitung eingesetzten Maschine an- gepasst. Für die maschinelle Bearbeitung wird insbesondere die erfindungsgemäße Glaskeramik verwendet.
Aufgrund der vorstehend geschilderten Eigenschaften der erfindungsgemäßen Glaskeramiken und der erfindungsgemäßen Gläser eignen sich diese insbesondere zum Einsatz in der Zahnheilkunde. Gegenstand der Erfindung ist daher auch die Verwendung der erfindungsgemäßen Glaskeramiken oder der erfindungsgemäßen Gläser als Dentalmaterial und insbesondere zur Herstellung dentaler Restaurationen, wie Kronen, Brücken und Abutments.
Die Erfindung betrifft mithin auch ein Verfahren zur Herstel- lung einer dentalen Restauration, insbesondere Brücke, Inlay,
- I S
Onlay, Veneer, Abutment, Teilkrone, Krone oder Schale, bei dem der erfindungsgemäßen Glaskeramik oder dem erfindungsgemäßen Glas durch Verpressen oder durch maschinelle Bearbeitung, insbesondere im Rahmen eines CAD/CAM-Verfahrens , die Form der ge- wünschten dentalen Restauration gegeben wird.
Die Erfindung betrifft weiter ein Verfahren zur Beschichtung eines Substrats, bei dem gemahlenes Ausgangsglas auf das Sub¬ strat aufgebracht und kristallisiert sowie gesintert wird. Die Kristallisation und Sinterung erfolgt unter den Bedingungen, wie sie oben für die Wärmebehandlung gemäß Schritt (c) des er¬ findungsgemäßen Verfahrens angegeben sind. Als Substrate kommen insbesondere Oxidkeramiken oder Glaskeramiken infrage. Geeignete Oxidkeramiken sind AI2O3- oder Zr02~Keramiken sowie Mi- schungen davon, z.B. teil- oder vollstabilisierte Zr02~Keramik mit Gehalten an MgO, CaO, Y2O3 und/oder Ce02. Geeignete Glaske¬ ramiken sind Lithiumsilicat-Glaskeramiken oder Glaskeramiken vom Si02-Al203-K20-Typ . Die Erfindung wird im Folgenden anhand von sie nicht¬ beschränkenden Beispielen näher erläutert.
Beispiele Beispiele 1 bis 22 - Zusammensetzung und Kristallphasen
Es wurden insgesamt 22 Gläser und Glaskeramiken mit der in Tabelle I angegebenen Zusammensetzung hergestellt. Dabei bedeuten in Tabelle I:
Glasübergangstemperatur, bestimmt mittels DSC
s und tP Angewendete Temperatur und Zeit für
Erschmelzung des Ausgangsglases
Tsinter und tSinter Angewendete Temperatur und Zeit für die
Wärmebehandlung und damit Kristallisation von Presslingen
TPress und tpreSs Angewendete Temperatur und Zeit für das
Verpressen von kristallisierten Presslingen
L*a*b-Wert Schlüssel zur Charakterisierung der Farbe
CR-Wert Kontrastwerts der Glaskeramik gemäß Bri¬ tish Standard BS 5612
Li2Si205 Lithiumdisilikat
Li2Si03 Lithiummetasilikat
CaMgSi206 Diopsid Si02 Quarz, insbesondere Tiefquarz, oder
Cristobalit
Cs0.809AlSi5Oi2 Cäsiumalumosilicat
In den Beispielen 1 bis 22 wurden Gläser aus üblichen Rohstoffen in einem Platintiegel bei der Temperatur Ts für eine Dauer ts erschmolzen. Durch Eingießen der erschmolzenen Ausgangsgläser in Wasser wurden Glasfritten, d.h. Glasgranulate, hergestellt. Für die Weiterverarbeitung der Glasfritten wurden die nachstehend angegebenen drei Verfahrensvarianten A) , B) und C) benutzt:
A) Schwingmühlen
Die gemäß den Beispielen 1 bis 9, 11 bis 19, 21 und 22 herge¬ stellten Glasfritten wurden mit einer Schwingmühle KM100 der Firma Retsch GmbH, Haan, Deutschland, und einer Zirkonoxidschwingmühle RM31 der Firma Retsch GmbH, Haan, Deutschland auf eine mittlere Korngröße von <90 ym, bezogen auf die Anzahl der Teilchen gemahlen. Das gemahlene Glaspulver wurde anschließend uniaxial zu einem kleinen Zylinder verpresst und in einem Ofen vom Typ Programat (Ivoclar Vivadent AG) bei der Temperatur TSinter für die Dauer tSinter kristallisiert und gesintert. An den hergestellten Prüfkörpern wurden Röntgenbeugungsanalysen zur Bestimmung der vorhandenen Kristallphasen sowie Farbmessungen durchgeführt. B) Strahlmühle
Die Glasfritte mit der Zusammensetzung gemäß Beispiel 10 wurde in einer Gegenstrahlmühle AFG 100, der Firma Hosokawa Alpine, auf eine mittlere Korngröße von 20ym, bezogen auf die Anzahl der Teilchen gemahlen. Das gemahlene Glaspulver wurde darauf- hin uniaxial verpresst und in einem Ofen vom Typ Programat (Ivoclar Vivadent AG) bei der Temperatur TSinter für die Dauer tsinter krista11isierte und gesintert. An den so hergestellten Prüfkörpern wurden Farbmessungen sowie Röntgenbeugungsanalysen durchgeführt. Der CR-Wert der erzeugten Lithiumsilikat- Diopsid-Glaskeramik betrug 69,95.
C) Kugelmühle
Die Glasfritte mit der Zusammensetzung gemäß Beispiel 20 wurde in einer Kugelmühle für eine Dauer von ca. 20h auf eine mitt- lere Korngröße von 10ym, bezogen auf die Anzahl der Teilchen, gemahlen. Die Kugelmühle hatte als Mahlraum einen zylinderförmigen Porzellanbehälter mit einem Fassungsvermögen von 5 1. Als Mahlkörper wurde die folgende Mischung aus Porzellanmahlkugeln verwendet: 0,9 kg mit Durchmesser 10 mm, 1,8 kg mit Durchmesser 20 mm und 0,9 kg mit Durchmesser 30 mm. Das gemah-
lene Glaspulver wurde dann uniaxial verpresst und in einem Ofen vom Typ Programat (Ivoclar Vivadent AG) bei der Tempera¬ tur Tsinter für die Dauer tSinter kristallisiert und gesintert. An den so hergestellten Prüfkörpern wurden Farbmessungen sowie Röntgenbeugungsanalysen zur Bestimmung der Kristallphasen durchgeführt. Der Gehalt an Diopsid-Kristallen war bei dieser Glaskeramik höher als bei den nach Varianten A) und B) hergestellten Glaskeramiken.
Tabelle I
Beispiel Nr. 7 8 9 10 11 12
Zusammensetzung Gew.-% Gew.-% Gew.-% Gew.-% Gew.-% Gew.-%
Si02 65,8 73,2 65,7 66,7 58,0 67,9
Li20 1 1 ,8 13,6 13,3 13,8 19,6 14,0
CaO 4,0 4,2 4,0 4,0 5,4 3,7
MgO 2,9 3,0 2,9 2,9 3,9 4,5
Na20 - - - - - -
K20 3,7 0,9 3,2 3,4 4,2 3,6
Cs20 - - - - - -
Rb20 - - - - - -
ZnO - - - - - -
SrO - - - - -
Al203 3,6 1 ,9 3,2 4,0 3,4 3,2
B203 3, 1 - - - - -
Y203 - - - - - -
La203 - - - - - -
Er203 - - - - - -
Zr02 - - - - - -
Ce02 - - - - - -
P2O5 5, 1 3,2 7,7 5,2 5,5 3, 1 v2o5 - - - - - -
Nb205 - - - - - -
W03 - - - - - -
F - - - - - -
Ge02 - - - - -
Tg / °C 459,9 460,3 470,3 463,4 453
Ts / °C, 1 min 1500, 150 1500, 60 1500, 120 1400, 240 1500, 120 1500, 120
Tsinter/ °C, tsinter/™n 800, 5 800, 5 840, 5 820, 5 900, 5 800, 5
Tpress / C, tpress / C
Hauptkristallphase Li2Si205 Li2Si205 Li2Si205 Li2Si205 Li2Si03 Li2Si205
CaMgSi206,
CaMgSi206, CaMgSi206, CaMgSi206, CaMgSi206, CaMgSi206, weitere KristallU3PO4,
U3PO4, Tiefquarz, U3PO4, Li2Si205, Li2Si03, phasen Quartz,
Quartz U3PO4 MgSi03 U3PO4 U3PO4
Tiefcristobalit
L* 85,5 85,97 92,07 89,53 85,5 a* 0,71 0,38 -0,24 0,71 0,37 b* 6,9 4,95 4,09 5,59 5,36
CR 84,72 89,69 69,95 93,81 84,97
Beispiel Nr. 13 14 15 16 17 18
Zusammensetzung Gew.-% Gew.-% Gew.-% Gew.-% Gew.-% Gew.-%
Si02 65,6 64,3 67,6 54,7 65,5 62,8
Li20 13,8 13,3 14,0 11 ,2 13,9 13,0
CaO 4,9 4,9 4,1 5,3 4,7 4,5
MgO 3,5 3,5 3,0 3,8 3,4 3,2
Na20 - - - - - -
K20 3,1 2,5 3,7 3,5 3,4 0,7
Cs20 - - - - - 7,5
Rb20 - - - - - -
ZnO - - - - - -
SrO - 4,7 - - - -
Al203 2,6 2,8 3,2 3,3 2,7 3,4
B203 - - - - - -
Y203 - - - - - -
La203 - - - - - -
Er203 - - 0,4 - - -
Zr02 - - - - - -
Ce02 - - 0,8 - - -
P2O5 4,0 4,0 3,1 4,8 4,0 4,9 v2o5 - - 0,1 - - -
Nb205 - - - - 2,4 -
W03 2,5 - - - - -
F - - - - - -
Ge02 - - - 13,4 - -
Tg / °C 460,7 453,9 452,2 462,2 465,2
Ts / °C, 1 min 1500, 120 1500, 120 1500, 120 1500, 120 1500, 120 1500, 120
Tsinter/ °C, tsinter/™n 800, 5 800, 5 850, 10 730, 5 800, 5 810, 5
Tpress / C, tpress / C
Hauptkristallphase Li2Si205 /
Li2Si205 Li2Si205 Li2Si205 Li2Si205 Li2Si205
Li2Si03
CaMgSi206, CaMgSi206, CaMgSi206, CaMgSi206, weitere KristallCaMgSi206, CaMgSi206,
phasen Li
2Si0
3, Li
2Si0
3, Li
2Si0
3, U3PO4,
U3PO4 U3PO4 U3PO4 Cso
,809AISi
50
12
L* 83,09 86,84 78,76 81 ,47 80,42 a* -0,35 0,23 0,61 0,78 0,57 b* 0,96 4,39 6,56 9,77 3,59
CR 99,96 96,22 84,81 88,96 99,82
Beispiel 23 - Einfluss der Zerkleinerung
Eine Glasfritte mit der Zusammensetzung gemäß Beispiel 10 wur¬ de mit einer Kugelmühle analog wie für Beispiel 20 angegeben auf eine mittlere Korngröße von 20ym, bezogen auf die Anzahl der Teilchen, gemahlen. Das gemahlene Glaspulver wurde daraufhin uniaxial verpresst und in einem Ofen vom Typ Programat (Ivoclar Vivadent AG) bei einer Temperatur von 870°C für eine Dauer von 5 min kristallisiert und gesintert. An dem so herge- stellten Prüfkörper wurden anschließend eine Farbmessung (Minolta-Apparatur) und eine Röntgenbeugungsanalyse zur Kristall¬ phasenbestimmung durchgeführt. Li2Si20s bildete die Hauptkris¬ tallphase der Glaskeramik. Diopsid und L13PO4 waren die Neben- kristallphasen . Der Diopsidgehalt war größer als in Beispiel 10. Der erhöhte Diopsidanteil führt zu einem höheren Trübungs¬ grad, was an einem CR-Wert von 90,00 anstelle von 69,95 abzu¬ lesen war.
Beispiel 24 - Heißpressen
Ein Glas mit der Zusammensetzung gemäß Beispiel 1 wurde in ei¬ nem Platintiegel bei einer Temperatur von 1500°C erschmolzen und anschließend in Wasser gegossen. Die so hergestellte Glas¬ fritte wurde mit einer Schwingmühle KM100 der Firma Retsch GmbH, Haan, Deutschland, auf eine mittlere Korngröße von <90ym, bezogen auf die Anzahl der Teilchen, gemahlen. Aus dem erhaltenen Glaspulver wurde durch uniaxiales Pressen ein Pul- verpressling hergestellt. Der Pulverpressling wurde bei einer Temperatur von 800°C und einer Haltezeit von 5 min in einem Ofen vom Typ Programat kristallisiert und dichtgesintert. Der kristallisierte und dichtgesinterte Rohling wurde anschließend durch Heißpressen bei einer Haltezeit von 25 min bei einer Temperatur von 910 °C verpresst. An den verpressten Probekörpern wurde eine Röntgenstrukturanalyse durchgeführt, und der thermische Ausdehnungskoeffizient sowie die Biaxialfestigkeit
des verpressten Materials wurde nach ISO 6872 bestimmt. Die Biaxialfestigkeit betrug 230 MPa.
Mechanische Bearbeitbarkeit
Zum Test der mechanischen Bearbeitbarkeit wurden Glaspulver gemäß den Beispielen 3, 7, 10, 12, 16, 18 und 23 uniaxial zu Blöcken verpresst und in einem Ofen vom Typ Programat dichtge¬ sintert. Auf die so hergestellten Glaskeramikblöcke wurden da¬ raufhin entsprechende Halter aufgeklebt und sie wurden mit ei- ner CAD/CAM-Schleifeinheit (Sirona InLab) bearbeitet. Zum Test der Bearbeitbarkeit wurden dabei Biaxialprüfkörper aus den Blöcken geschliffen.
Figuren 1 und 2 - Gefügebilder
Figur 1 zeigt das Gefüge der Glaskeramik gemäß Beispiel 10. Kennzeichnend ist das sehr feine Lithiumdisilikatgefüge mit wenigen dazwischenliegenden Diopsid-Kristallen . Figur 2 zeigt das Gefüge der gemäß Beispiel 23 erhaltenen Glaskeramik, und es ist deutlich die gegenüber Beispiel 10 gesteigerte Bildung von Diopsid erkennbar.