Gurtaufroller mit einer Kraftbegrenzungseinrichtung
Die Erfindung betrifft einen Gurtaufroller mit einer Kraftbe- 5 grenzungseinrichtung mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 1.
Gurtaufroller mit Kraftbegrenzungseinrichtungen sind im Allgemeinen bekannt und haben die Aufgabe, während des Unfalles ei- lo ne kraftbegrenzte Vorwärtsverlagerung des Insassen zu ermöglichen. Dazu weisen derartige Gurtaufroller eine zweiteilige Gurtwelle und eine zwischen den Teilen der Gurtwelle angeordnete Kraftbegrenzungseinrichtung auf. Der den Insassen zurückhaltende Sicherheitsgurt ist dann an einem Teil der Gurtwelle i5 befestigt, während das andere Teil der Gurtwelle gegenüber dem fahrzeugfesten Gehäuse des Gurtaufrollers blockierbar ist. Bei blockiertem Gurtaufroller und Überschreiten einer durch die Kraftbegrenzungseinrichtung definierten Kraft kann das Teil der Gurtwelle, an dem der Sicherheitsgurt befestigt ist, unter
20 Aktivierung der Kraftbegrenzungseinrichtung in Gurtauszugsrichtung rotieren. Dadurch ist die auf den Insassen wirkende Belastung auf das durch die Kraftbegrenzungseinrichtung bestimmte Niveau begrenzt.
25 Aus der DE 196 81 341 Cl ist zum Beispiel ein Gurtaufroller bekannt, der eine zweiteilige Gurtwelle mit zwischengeschaltetem Torsionsstab aufweist. Der Torsionsstab wird bei blockierter Gurtwelle und Vorwärtsverlagerung des Insassen plastisch um seine eigene Achse verdrillt und wirkt so als Kraftbegren-
3o zungseinrichtung.
Nachteilig bei dieser Ausführungsform ist jedoch, dass das Teil der Gurtwelle, an dem der Sicherheitsgurt aufgewickelt
ist, während der kraftbegrenzten Auszugsbewegung aufgrund der von dem Sicherheitsgurt ausgeübten Zugkraft radial ausgelenkt wird, so dass in der Kraftbegrenzungseinrichtung zusätzlich zu der Torsionsbeanspruchung eine wechselnde Biegebeanspruchung s erzeugt wird. Dadurch wird die Gurtauszugsbewegung während der kraftbegrenzten Vorwärtsverlagerung unnötig gestört und zusätzlich neben dem Torsionsmoment ein Biegemoment in die Kraftbegrenzungseinrichtung eingeleitet, welches in der Überlagerung zu dem Torsionsmoment zu einem ungleichmäßigen, sehr lo komplexen Spannungszustand in der Kraftbegrenzungseinrichtung führt .
Aufgabe der Erfindung ist es, einen Gurtaufroller mit einer zweiteiligen Gurtwelle und einer zwischen den Teilen der Gurt- i5 welle angeordneten Kraftbegrenzungseinrichtung zu schaffen, bei dem die in die Kraftbegrenzungseinrichtung eingeleiteten Kräfte und Momente möglichst gleichmäßig über den Umfang und den zeitlichen Verlauf der Kraftbegrenzung verteilt eingeleitet werden.
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Die Lösung der Aufgabe erfolgt durch einen Gurtaufroller mit den Merkmalen von Anspruch 1, während den Unteransprüchen vorteilhafte Weiterbildungen zu entnehmen sind.
25 Zur Lösung der Aufgabe wird ein Gurtaufroller mit einer zweiteiligen Gurtwelle umfassend ein erstes Teil der Gurtwelle, auf das der Sicherheitsgurt aufgewickelt ist, und ein zweites Teil der Gurtwelle, das gegenüber einem Gehäuse des Gurtaufrollers fahrzeugfest blockierbar ist, und einer zwi-
30 sehen dem ersten und dem zweiten Teil der Gurtwelle angeordneten Kraftbegrenzungseinrichtung vorgeschlagen, wobei das erste und das zweite Teil der Gurtwelle sich axial wenigstens abschnittsweise überlappen und im Bereich der Überlappung ein
Lagerring vorgesehen ist .
Durch den vorgeschlagenen Lagerring werden die zwei sich während der kraftbegrenzten Vorwärtsverlagerung des Insassen re- 5 lativ zueinander drehenden Teile der Gurtwelle zueinander gelagert, so dass das erste Teil der Gurtwelle nicht mehr radial gegenüber dem zweiten fahrzeugfest blockierten Teil ausgelenkt wird, und dadurch die auf die Kraftbegrenzungseinrichtung einwirkende Relativbewegung aus einer reinen Drehbewegung gebil- lo det ist. Damit werden in die Kraftbegrenzungseinrichtung wesentlich gleichmäßiger verteilte Momente und Kräfte eingeleitet, da die Relativdrehbewegung durch den Lagerring kontrolliert und gelagert erfolgt. Im Idealfall werden damit ausschließlich Torsionsmomente in die Kraftbegrenzungseinrichtung i5 eingeleitet.
Weiter wird vorgeschlagen, dass der Lagerring drehfest und bevorzugt formschlüssig mit dem ersten oder dem zweiten Teil der Gurtwelle verbunden ist. Dadurch ist der Lagerring eindeutig
20 einem der beiden Teile der Gurtwelle zugeordnet und wirkt für den jeweils anderen Teil als Lager. Die drehfeste Verbindung kann in diesem Fall besonders einfach durch eine formschlüssige Verbindung verwirklicht werden, insbesondere wenn der Lagerring aus einem Kunststoff als Spritzgussteil hergestellt
25 ist .
Weiter wird vorgeschlagen, dass der Lagerring aus einem Werkstoff geringerer Härte als das erste und das zweite Teil der Gurtwelle gebildet ist. Dadurch ist sichergestellt, dass die 3o Teile der Gurtwelle die notwendige Relativdrehbewegung zueinander ausführen können, ohne dass die Gefahr besteht, dass die Teile dabei beschädigt werden, indem durch den bewusst weicheren Lagerring eine Nachgiebigkeit geschaffen wurde. Ferner
kann der Lagerring dadurch selbstschneidend auf eines der Teile der Gurtwelle aufgeschoben werden, wobei sichergestellt ist, dass das Teil der Gurtwelle in den Lagerring einschneidet und nicht umgekehrt .
Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist darin zu sehen, dass die Höhe des Lagerringes größer als dessen Breite ist. Durch die erfindungsgemäße Ausbildung des Querschnittes des Lagerringes wird zum einen eine ausreichende Wandstärke zur Herstellung der formschlüssigen Verbindung geschaffen und zum anderen sicher verhindert, dass die beiden Teile der Gurtwelle bei Verschleiß des Lagerringes aneinander anlaufen können.
Weiterhin wird vorgeschlagen, dass auf dem zweiten Teil der Gurtwelle ein Strafferantriebsrad angeordnet ist, und das Strafferantriebsrad seitlich an dem Lagerring anliegt. Dadurch kann ein vorzusehendes Strafferantriebsrad seitlich wenigstens während einer Vormontagephase durch den Lagerring gesichert werden.
Außerdem kann der Gurtaufroller ein Gehäuse mit einem U- förmigen Grundrahmen aufweisen, und in den gegenüberliegenden Schenkeln des Grundrahmens Öffnungen vorgesehen sein, in die die zweiteilige Gurtwelle hineinragt, und der Lagerring in einem Bereich der zweiteiligen Gurtwelle angeordnet sein, welcher bei zusammengesetztem Gurtaufroller im Bereich des Durchtritts der Gurtwelle durch eine der Öffnungen angeordnet ist. Dadurch werden die während der kraftbegrenzten Relativbewegung der beiden Teile der Gurtwelle in dem Lagerring erzeugten Radialkräfte zuverlässig und möglichst direkt in das Gehäuse des Gurtaufrollers eingeleitet.
Eine solche Ausführung bietet sich insbesondere dann an, wenn die Gurtwelle in den Öffnungen durch während der kraftbegrenzten Auszugsbewegung wirksame Notlauflagerungen gelagert ist, da eine geringfügige radiale Auslenkung der Gurtwelle dann durch die Notlauflagerungen begrenzt wird.
Weiter wird vorgeschlagen, dass das erste Teil der Gurtwelle und das zweite Teil der Gurtwelle durch den Lagerring in Um- fangsrichtung durch eine Klemmverbindung miteinander verbunden sind, und die Klemmverbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Teil der Gurtwelle bei Überschreiten einer unterhalb des durch die Kraftbegrenzungseinrichtung definierten Kraftbegrenzungsniveaus liegenden Gurtauszugskraft aufhebbar ist. Damit hat der Lagerring neben seiner Funktion der Lagerung zu- sätzlich die Aufgabe, die beiden Teile der Gurtwelle in Um- fangsrichtung miteinander zu verbinden, so dass die Gurtwelle im Normalbetrieb wie eine einteilige Gurtwelle wirkt, und die Blockierung des zweiten Teiles der Gurtwelle unmittelbar auch eine Blockierung des ersten Teiles der Gurtwelle zur Folge hat .
Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist darin zu sehen, dass die Kraftbegrenzungseinrichtung durch einen Torsionsstab gebildet ist, und der Lagerring in einer Ebene angeordnet ist, die den Torsionsstab zwischen seinen Enden schneidet . Durch die vorgeschlagene Anordnung des Lagerringes wird die Führung des rotierenden ersten Teiles der Gurtwelle gegenüber dem während der Kraftbegrenzungsphase festgelegten zweiten Teil weiter verbessert. Zusätzlich kann die Länge des Torsionsstabes unabhängig von der Breite des ersten Teiles der Gurtwelle gewählt werden, auf das der Sicherheitsgurt aufgewickelt ist .
Weiter wird vorgeschlagen, dass das erste Teil der Gurtwelle und das zweite Teil der Gurtwelle über den Lagerring in Axial - richtung miteinander verbunden sind. Die Verbindung kann zum Beispiel durch eine Presspassung oder auch durch eine Form- Schlussverbindung erreicht werden. Aufgrund der Verbindung des ersten und des zweiten Teiles der Gurtwelle in Axialrichtung wird sichergestellt, dass beide Teile über die Lebensdauer des Gurtaufrollers sicher miteinander als Baugruppe verbunden bleiben und während der Kraftbegrenzungsphase nicht durch eine Längung der Kraftbegrenzungseinrichtung, insbesondere eines Torsionsstabes, auseinandergedrückt werden.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispieles näher erläutert. In den Figuren ist im Ein- zelnen zu erkennen:
Fig.l: Gurtaufroller mit zweiteiliger Gurtwelle und Lagerring im Querschnitt
Fig.2: Zweiteilige Gurtwelle mit Lagerring in vergrößerter
Darstellung
Fig.3: Ansicht gemäß Schnittrichtung A-A aus Fig.2
Fig.4: Lagerring
In Fig.l ist ein Gurtaufroller mit einer zweiteiligen Gurtwelle zu erkennen, die ein erstes Teil 1 aufweist, auf das ein Sicherheitsgurt 2 aufgewickelt ist, und über ein zweites Teil 5 fahrzeugfest blockierbar ist. Die zweiteilige Gurtwelle ist in einem durch einen U- förmigen Grundrahmen gebildeten Gehäuse 8 angeordnet und durchgreift in den gegenüberliegenden Schenkeln 8a und 8b des Gehäuses 8 vorgesehene Öffnungen 20 und 21.
Zwischen dem ersten Teil 1 und dem zweiten Teil 5 ist ein als Kraftbegrenzungseinrichtung 3 wirkender Torsionsstab angeordnet. Der Torsionsstab 3 ist mit seinem ersten Ende 3a mit dem ersten Teil 1 der Gurtwelle und mit seinem zweiten Ende 3b mit dem zweiten Teil 5 der Gurtwelle verbunden. An dem zweiten
Teil 5 ist eine fahrzeugsensitiv und/oder gurtbandsensitiv ansteuerbare Blockierklinke 4 gelagert, welche bei Ansteuerung die Gurtwelle fahrzeugfest blockierend in eine Verzahnung 19 eines mit dem Gehäuse 8 fest verbundenen Straffergehäuses 9 einsteuert.
An der Blockierseite des Gurtaufrollers ist ferner ein weiteres Gehäuse 12 zu erkennen, in dem die Gurtwelle mit einem Zapfen 11 gelagert ist. Außerdem ist in dem Gehäuse 12 eine Ansteuereinheit 10 angeordnet, durch welche die Blockierklinke 4 gurtbandsensitiv und/oder fahrzeugsensitiv angesteuert werden kann. Zwischen dem ersten Teil 1 der Gurtwelle und dem zweiten Teil 5 der Gurtwelle ist im Bereich der axialen Überlappung ein Lagerring 13 vorgesehen. Über den Lagerring 13 ist das erste Teil 1 der Gurtwelle auf dem zweiten Teil 5 der
Gurtwelle gelagert, so dass das erste Teil 1 der Gurtwelle bei blockiertem zweiten Teil 5 während der Kraftbegrenzungsphase eine möglichst kontrollierte Relativdrehbewegung ohne eine radiale Auslenkung gegenüber dem zweiten Teil 5 ausführt . Durch die so geführte Relativdrehbewegung wird der zwischen beiden Teilen 1 und 5 der Gurtwelle vorgesehene Torsionsstab während der Kraftbegrenzungsphase im Idealfall ausschließlich einer Torsionsbeanspruchung ausgesetzt .
Der Lagerring 13 ist im montierten Zustand der Gurtwelle im Bereich des Durchtritts durch die Öffnung 21 angeordnet. Da die Gurtwelle während der Kraftbegrenzungsphase durch den Sicherheitsgurt zusätzlich mit einer Radialkraft beaufschlagt
wird, läuft die Gurtwelle für den Fall einer geringfügigen radialen Auslenkung an den Notlauflägerungen im Bereich der Öffnungen 20 und 21 an. Aufgrund der Anordnung des Lagerringes 13 werden die Radialkräfte aus dem ersten und dem zweiten Teil 5 der Gurtwelle dabei unmittelbar in das Gehäuse 8 eingeleitet, so dass die gesamte Baugruppe der Gurtwelle nicht oder nur minimal verformt wird. Damit ist zusätzlich sichergestellt, dass das mit dem ersten Teil 1 drehende Ende 3a eine reine Drehbewegung gegenüber dem Ende 3b ausführt und keine oder nur mini- lo male Biegemomente in den Torsionsstab eingeleitet werden.
In Fig.2 ist ein vergrößerter Ausschnitt der Blockierseite der zweiteiligen Gurtwelle zu erkennen. Auf dem zweiten Teil 5 ist ein Strafferantriebsrad 6 angeordnet, welches durch eine in i5 Fig.l dargestellte Kugelkette 7 antreibbar ist. Das Strafferantriebsrad 6 ist auf einen ringzylindrischen Fortsatz 5a des zweiten Teiles 5 der Gurtwelle aufgeschoben und liegt seitlich an dem Lagerring 13 an. Zwischen dem ersten Teil 1 und dem zweiten Teil 5 der Gurtwelle ist ferner ein Verbindungselement
2o 14 vorgesehen, durch welches beide Teile der Gurtwelle unter Überbrückung des Torsionsstabes miteinander verbunden sind. Während des Normalbetriebes oder der Straffbewegung kann die Gurtwelle durch die Verbindung über das Verbindungselement 14 als einteilig angesehen werden. Alternativ oder ergänzend kann
25 der Lagerring 13 auch über eine Klemmverbindung mit Übermaß zwischen dem ersten 1 und dem zweiten Teil 5 der Gurtwelle angeordnet werden, so dass die beiden Teile der Gurtwelle durch den Lagerring 13 axial und in Umfangsrichtung zusammengehalten werden, und das Drehmoment und die Axialkräfte zwischen den
30 Teilen 1 und 5 der Gurtwelle über den Lagerring 13 übertragbar sind.
Eine weitere Funktion des Lagerringes 13 kann darin gesehen
werden, dass das Strafferantriebsrad 6 in einer Vormontagebaugruppe durch diesen auf dem ringzylindrischen Fortsatz 5a gesichert ist.
Ferner ist in dem ringzylindrischen Fortsatz 5a das Ende 3b des Torsionsstabes befestigt, so dass der ringzylindrische Fortsatz 5a in Funktionseinheit sowohl zur Lagerung des ersten Teiles 1 der Gurtwelle gegenüber dem zweiten Teil 5 der Gurtwelle als auch zur Kraftübertragung während des Straffvorgan- ges und der Kraftbegrenzung genutzt wird und sich insgesamt ein sehr kompakter Aufbau des Gurtaufrollers mit wenigen Einzelteilen ergibt .
In den Fig.3 und 4 sind zum besseren Verständnis der Erfindung der Lagerring 13 und dessen Anordnung gemäß Schnittrichtung A- A aus Figur 2 zu erkennen. Die durch den Lagerring 13 definierte Ebene entspricht der Schnittrichtung A-A und verläuft erkennbar zwischen den Enden 3a und 3b des Torsionsstabes. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, einen wesentlich längeren Torsionsstab als die Breite des ersten Teiles der Gurtwelle zu verwenden und damit zusätzlich das Kraftbegrenzungsniveau zu verändern. Ferner wird die gesamte Baugruppe während der kraftbegrenzten Gurtauszugsbewegung durch den Lagerring 13 mittig zwischen den Enden der Kraftbegrenzungseinrichtung 3 unterstützt, so dass die wirksamen maximalen Hebelarme auf die Lagerung reduziert sind und die Relativdrehbewegung besonders gut unterstützt wird.
Der Lagerring 13 ist auf dem zweiten Teil 5 über eine Verzah- nung 15 und zwei seitliche Abflachungen 16 formschlüssig und drehfest befestigt. Da der Lagerring 13 bevorzugt aus einem Werkstoff mit im Vergleich zu dem zweiten Teil 5 geringerer Härte ausgebildet ist, kann sich der Lagerring 13 beim Auf-
schieben auf das zweite Teil 5 der Gurtwelle in seiner Form anpassen und durch Einschneiden des zweiten Teiles 5 drehfest selbst sichern.