Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung eines Kriechbetriebes eines Fahrzeugs mit einem Hybridantrieb
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung eines Kriechbetriebes eines Fahrzeugs mit einem Hybridantrieb gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 bzw. des Patentanspruchs 8.
Hybridabtriebe gewinnen im Fahrzeugbau aufgrund ihres Potenzials zur Verringerung von Schadstoffemissionen und Energieverbrauch zunehmend an Bedeutung. Derartige Fahrzeuge weisen verschiedenartige Antriebsquellen auf, wobei insbesondere Kombinationen von Verbrennungs- und Elektromotoren von Vorteil sind, da sie einerseits die Reichweiten- und Leistungsvorteile von Brennkraftmaschinen und andererseits die flexiblen Einsatzmöglichkeiten der elektrischen Maschinen als alleinige oder Hilfsanthebsquelle oder als Startergenerator sowie als Generator zur Stromerzeugung und Rekuperation nutzen können.
Vom Markt werden Hybrid-Antriebsstränge gefordert, die möglichst ohne zusätzlichen Bauraumbedarf, bei möglichst geringer Kompliziertheit und bei geringem Kosten- und Konstruktionsaufwand in Fahrzeuge implementiert werden können. Dabei werden grundsätzlich zwei Hybrid-Topologien, der Serienhybrid und der Parallelhybrid unterschieden. Solche Anordnungen sind bereits bekannt und werden ständig weiterentwickelt.
Beim Serienhybrid sind die Antriebsmaschinen antriebstechnisch hintereinander geschaltet. Dabei dient der Verbrennungsmotor, beispielsweise ein Dieselmotor, als Antrieb für einen Generator, der eine elektrische Antriebsmaschine speist. Das Fahrzeug wird somit ausschließlich über die Elektromaschi- ne angetrieben. Der Verbrennungsmotor ist hingegen von den Antriebsrädern entkoppelt und kann daher ständig in einem einzigen Betriebspunkt, also bei
einem bestimmten Drehmoment und konstanter Drehzahl betrieben werden. Dieses Antriebskonzept eignet sich beispielsweise für Busse im städtischen Kurzstreckenverkehr, wobei vorzugsweise ein Betriebspunkt, bei dem der Wirkungsgrad des Verbrennungsmotors möglichst hoch ist und gleichzeitig Schadstoffemissionen, Kraftstoffverbrauch und Geräuschentwicklung in einem günstigen Bereich liegen, eingestellt wird. Ungünstig wirkt sich beim Serienhybrid dagegen aus, dass der Wirkungsgrad des Antriebs aufgrund der mechanischelektrischen Mehrfachumwandlung eingeschränkt ist.
Demgegenüber bieten Parallelhybrid-Anthebstränge durch eine bezüglich des Kraftflusses parallele Anordnung der Triebstrangaggregate neben der Überlagerung der Antriebsmomente die Möglichkeit der Ansteuerung mit rein verbrennungsmotorischem Antrieb oder rein elektromotorischem Antrieb. Funktionell kann beim Parallelhybrid der Verbrennungsmotor durch jeweiliges Belasten bzw. Unterstützen mittels einer oder mehrerer elektrischer Maschinen weitgehend bei optimalem Drehmoment betrieben werden, so dass der maximale Wirkungsgrad des Verbrennungsmotors effektiv genutzt werden kann. Durch die elektromotorische Unterstützung des Verbrennungsmotors verringert sich im Mittel der Kraftstoffverbrauch. Da bei kurzzeitigen erhöhten Leistungsanforderungen im sogenannten Boostbetheb, beispielsweise bei Überholvorgängen, eine Summierung der Antriebsleistung möglich ist, kann der Verbrennungsmotor nahezu ohne Einbußen an Leistung und Fahrkomfort des Fahrzeuges vergleichsweise kleiner und gewichts- sowie bauraumsparender ausgelegt werden, was sich zusätzlich emissionsverringernd und kostengünstig auswirkt. Die Elektromaschine kann zudem als integrierter Startergenerator (ISG) zum Start des Verbrennungsmotors über eine Kupplung fungieren. Weiterhin kann die elektrische Maschine im generatorischen Betrieb zum Laden eines elektrischen Energiespeichers dienen und zur Rekuperation im Bremsbetrieb eingesetzt werden. Als Getriebe zur Variation von Übersetzungen des Antriebes kommen grundsätzlich alle Formen von Fahrzeuggetrieben in Betracht.
Bei einem Parallelhybrid-Antrieb kann im praktischen Fahrbetrieb, abhängig von einer jeweiligen Hybrid-Bethebsstrategie, die Antriebsform des Fahrzeuges zwischen verbrennungsmotorischem Antrieb, elektromotorischem Antrieb und gemischtem Antrieb häufig wechseln. Die wechselnde Anbindung der Elektromaschine und des Verbrennungsmotors in den Antriebsstrang wird meist über Kupplungen realisiert. Dabei werden Zwei-Kupplungsanordnungen (2K) und Ein-Kupplungsanordnungen (1 K) unterschieden, wobei bei beiden Konzepten die Elektromaschine als integrierter Startergenerator (2K-ISG bzw. 1 K-ISG - Anordnung) fungieren kann. Bei einem 2K-ISG - Antriebsstrang, wie beispielsweise aus der US 2005 022 1947 A1 bekannt, ist der Verbrennungsmotor über eine erste Kupplung mit der Elektromaschine verbindbar. Die Elektromaschine wiederum ist über eine separate zweite Kupplung mit einem Fahrzeuggetriebe koppelbar. Bei einem 1 K-ISG - Antriebsstrang, wie er beispielsweise aus der DE 10 2005 051 382 A1 bekannt ist, entfällt hingegen eine zweite separate Kupplung zwischen der Elektromaschine und dem Getriebe bzw. dem Abtrieb. Die Elektromaschine kann dann direkt mit dem Eingang des Getriebes verbunden sein. Die Funktion einer optionalen zweiten Kupplung zwischen der Elektromaschine und dem Abtrieb kann, soweit dies bei dem jeweiligen Antriebskonzept vorgesehen bzw. erforderlich ist, auch von gegebenenfalls vorhandenen getriebeinternen Schaltkupplungen und/oder Schaltbremsen, wie sie beispielsweise in Getriebeautomaten verbaut sind oder von einer gegebenenfalls dem Getriebe antriebstechnisch vorgeschalteten Wandlerüberbrü- ckungskupplung übernommen werden.
Weiterhin ist es bekannt, bei Kraftfahrzeugen mit automatisierten Getrieben oder Automatgetrieben zur Erhöhung des Fahrkomforts und der Betriebssicherheit einen Kriechmodus zu implementieren. Dabei wird vom Antrieb an den Abtrieb bzw. an die angetriebenen Fahrzeugräder ein Kriechmoment übertragen, welches auf einen vorgegebenen Kennwert oder eine Kennlinie einstellbar sein kann. In einem solchen Betriebszustand bewegt sich das Fahrzeug bei einer eingelegten Getriebeübersetzung, nicht betätigter Bremse und nicht betä-
tigtem Fahrpedal mit sehr geringer Geschwindigkeit. An Steigungen ist mittels eines Kriechmodus auch die Realisierung einer zeitlich begrenzten Haltefunktion möglich.
Ein Kriechmodus ist je nach Antriebskonzept auf verschiedene Weise in den Antriebsstrang implementierbar und regelbar. Bei herkömmlichen Fahrzeugen mit einem automatisierten Schaltgetriebe und einer automatischen reibschlüssigen Anfahrkupplung kann die Realisierung des Kriechmodus durch eine entsprechende Ansteuerung der Anfahrkupplung erfolgen. Bei anderen herkömmlichen Fahrzeugen mit Automatgetrieben und einem hydrodynamischen Drehmomentwandler ist ein über den Wandler erzeugtes Kriechmoment im wesentlichen durch die Leerlaufdrehzahl des Verbrennungsmotors bestimmt. Bei Hybrid- oder Elektrofahrzeugen kann als Alternative zu herkömmlichen Reibkupplungen oder zu hydrodynamischen Wandlern eine vorhandene elektrische Antriebseinrichtung auch zur Erzeugung eines Kriechmodus eingesetzt werden.
Ein derartiger elektrischer Kriechbetrieb hat gegenüber Antriebssträngen mit einer Reibkupplung, die zur Übertragung eines Kriechmomentes im Schlupf betrieben wird, grundsätzlich den Vorteil, dass geringere mechanische Verluste bei der Kraftübertragung entstehen. Zudem entfällt die Gefahr einer Kupp- lungsüberhitzung. Daher scheint bei einem Hybridfahrzeug ein rein elektrisches Kriechen mittels der elektrischen Maschine bei im Leerlauf laufendem, vom Antriebsstrang abgekoppelten, Verbrennungsmotor naheliegend zu sein.
Dabei stellt sich jedoch als problematisch heraus, dass der elektrische Antriebsenergiespeicher des Hybridfahrzeuges sich durch den Betrieb der elektrischen Maschine in relativ kurzer Zeit soweit entleeren kann, dass der elektrische Kriechbetrieb abgebrochen oder unterbrochen werden muss, um den Energiespeicher im Generatormodus der Elektromaschine zu laden. Temporär stünde die Elektromaschine dann nicht oder eingeschränkt zum Antrieb
des Fahrzeuges zur Verfügung. Ein elektrisches Dauerkriechen ist daher bei einem Hybridfahrzeug eher weniger vorteilhaft. Andererseits können bei einem Dauerkriechen über eine schlupfende Kupplung hohe Verlustleistungen an dieser entstehen, die eine entsprechende Baugröße mit einem erhöhten Bauraumbedarf und zusätzlichem Gewicht sowie relativ aufwendige Kühlmaßnahmen erfordern.
Aus der DE 101 58 536 B4 ist ein Antrieb für ein Elektro- oder Hybridfahrzeug bekannt, bei dem ein Kriechbetrieb über ein elektrisches Antriebsaggregat realisiert wird. Im Antriebsstrang des Fahrzeuges ist zwischen der elektrischen Maschine und einem Abtrieb eine Kupplungseinrichtung angeordnet. Die Kupplungseinrichtung kann beispielsweise eine als Reibkupplung ausgebildete Wandlerüberbrückungskupplung sein, die einem Automatgetriebe vorgeschaltet ist. Alternativ können auch eine oder mehrere Schaltkupplungen und/oder Schaltbremsen eines Automatgetriebes als die besagte Kupplungseinrichtung fungieren. Um die thermische Belastung der elektrischen Maschine im Kriechmodus bei hohen Drehmomentanforderungen, beispielsweise beim Kriechen oder Halten des Fahrzeuges an Steigungen oder beim Überfahren von Bordsteinkanten, zu verringern und gleichzeitig eine größere Dimensionierung der elektrischen Maschine und/oder der Kupplungseinrichtung zu vermeiden, kann bei Bedarf parallel zum Betrieb der elektrischen Maschine eine Kupplung der der Elektromaschine nachgeschalteten Kupplungseinrichtung im Schlupf betrieben werden. Sind der Kupplungseinrichtung mehrere Kupplungen zugehörig, so können diese auch abwechselnd oder additiv im Schlupf betrieben werden. Weist die elektrische Maschine zwei separat erregbare Wicklungen auf, so können diese im ständigen Wechsel betrieben werden. Durch eine Kombination dieser Mittel bzw. Maßnahmen wird eine thermische Überlastung sowohl der Kupplungseinrichtung als auch der elektrischen Maschine bei hohen Antriebsdrehmomenten bei sehr geringen Geschwindigkeiten oder bei einem hohem Dauerstillstandmoment vermieden.
Nachteilig daran ist, dass die Elektromaschine bei einem Dauerkriechen für einen relativ langen Zeitraum kontinuierlich motorisch betrieben wird. Zwar kann die Elektromaschine durch die gethebeseitige Kupplungseinrichtung und/oder durch die im Wechsel ansteuerbaren mehreren erregbaren Wicklungen unterstützt werden. Die relativ intensive Beanspruchung des elektrischen Antriebsenergiespeichers der elektrischen Maschine kann dennoch einen derartigen Dauerkriechbetrieb signifikant einschränken. Eine Elektromaschine mit mehreren separaten Wicklungen kann außerdem relativ kostenintensiv sein. Zudem ist der komplette Verzicht auf den Verbrennungsmotor beim Dauerkriechen bei einem Hybridantrieb eher ineffektiv.
Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung eines Kriechbetriebes eines Fahrzeugs mit einem Hybridantrieb zu schaffen, die ein kostengünstiges, effektives und bauteilschonendes Dauerkriechen ermöglichen und dabei eine zuverlässige Verfügbarkeit von elektrischer Energie für elektrische Verbraucher des Fahrzeuges gewährleisten.
Die Lösung dieser Aufgabe ergibt sich aus den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche, während vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung den Unteransprüchen entnehmbar sind.
Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass bei einem Hybridfahrzeug durch ein abwechselndes verbrennungsmotorisches Kriechen, welches über einen Schlupfbetrieb zur Verfügung stehender Reibkupplungen bzw. Reibbremsen zwischen der Elektromaschine und dem Abtrieb erzeugt wird, und ein elektromotorisches Kriechen, welches über eine geeignete Ansteuerung der Elektromaschine erzeugt wird, während dessen sich die Reibelemente thermisch erholen können, ein effektives und bauteilschonendes Dauerkriechen eines Fahrzeugs ermöglicht ist, ohne die Gefahr, die Kupplungen einerseits und
einen elektrischen Antriebsenergiespeicher sowie die Elektromaschine andererseits zu überlasten bzw. übermäßig zu beanspruchen.
Demnach geht die Erfindung aus von Verfahren zur Steuerung eines Kriechbetriebes eines Fahrzeugs mit einem Hybridantrieb, mit einem Parallel- hybrid-Anthebsstrang umfassend einen Verbrennungsmotor, wenigstens eine Elektromaschine, ein zwischen dem Verbrennungsmotor und der Elektromaschine angeordnetes, als ein Reibelement ausgebildetes erstes Schaltelement, mittels dem der Verbrennungsmotor mit der Elektromaschine verbindbar ist, ein Getriebe, einen Abtrieb und wenigstens ein zwischen der Elektromaschine und dem Abtrieb angeordnetes, als ein Reibelement ausgebildetes zweites Schaltelement, mittels dem die Elektromaschine mit dem Abtrieb wirkverbindbar ist.
Zur Lösung der gestellten Aufgabe sieht die Erfindung vor, dass der Kriechbetrieb abwechselnd durch einen mittels einem Betrieb wenigstens eines Schaltelementes im Schlupf erzeugten verbrennungsmotorischen Kriechmodus und durch einen mittels der Elektromaschine zumindest unterstützten elektromotorischen Kriechmodus erreicht wird.
Unter einem Kriechbetrieb eines Fahrzeuges mit einem Verbrennungsmotor und einem Getriebe wird verstanden, dass sich das Fahrzeug bei einer eingelegten Übersetzung und nicht betätigtem Fahrpedal mit einer so geringen Fahrgeschwindigkeit fortbewegt oder temporär gehalten wird, dass eine kraftschlüssige Verbindung zwischen dem Verbrennungsmotor und einem Abtrieb mit einem Drehzahlabfall des Verbrennungsmotors unterhalb einer Leerlaufdrehzahl einhergehen würde.
Unter einem Reibelement wird ein kraftübertragendes reibschlüssiges Schaltelement mit wenigstens zwei Reibpartnern verstanden, wobei bei vollständig eingerücktem Schaltelement Reibschluss hergestellt ist und im Schlupf
eine Drehzahldifferenz zwischen dem primärseitigen und dem sekundärseitigen Reibpartner vorhanden ist, wobei Reibenergie in Wärme umgewandelt wird.
Die gestellte Aufgabe wird auch durch eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gelöst.
Demnach geht die Erfindung weiterhin aus von einer Vorrichtung zur Steuerung eines Kriechbetriebes eines Fahrzeugs mit einem Hybridantrieb, mit einem Parallelhybrid-Anthebsstrang umfassend einen Verbrennungsmotor, wenigstens eine Elektromaschine, ein zwischen dem Verbrennungsmotor und der Elektromaschine angeordnetes, als ein Reibelement ausgebildetes erstes Schaltelement, mittels dem der Verbrennungsmotor mit der Elektromaschine verbindbar ist, ein Getriebe, einen Abtrieb und wenigstens ein zwischen der Elektromaschine und dem Abtrieb angeordnetes, als ein Reibelement ausgebildetes zweites Schaltelement, mittels dem die Elektromaschine mit dem Abtrieb wirkverbindbar ist. Zudem sind Steuerungsmittel vorhanden, mittels denen der Kriechbetrieb abwechselnd verbrennungsmotorisch, mittels einer Ansteuerung wenigstens eines Schaltelementes im Schlupf, und zumindest elektromotorisch unterstützt, mittels einer Ansteuerung der Elektromaschine, realisierbar ist.
Das zweite Schaltelement kann als eine getriebeexterne, zwischen der Elektromaschine und dem Getriebe angeordnete Reibkupplung ausgebildet sein. Es kann auch vorgesehen sein, dass das zweite Schaltelement und optional weitere für den Kriechbetrieb zur Verfügung stehende Schaltelemente als getriebeinterne reibschlüssige Schaltkupplungen und/oder Schaltbremsen ausgebildet sind.
Durch den abwechselnden Schlupfbetrieb der Reibelemente und den elektrischen Kriechbetrieb werden die Reibelemente weniger belastet, da sie sich zwischenzeitlich im Reibschluss immer wieder abkühlen können, so dass sich im Mittel eine vergleichsweise niedrigere permanent zulässige Kupplungstemperatur einstellt, die ein zeitlich quasi unbegrenztes Kriechen des Fahrzeugs ermöglicht. Weiterhin wird der elektrische Energiespeicher nicht permanent entleert, da die Elektromaschine nur temporär als Antriebsaggregat für den Kriechbetrieb verwendet wird und zwischenzeitlich im generatorischen Betrieb den Energiespeicher aufladen kann. Da das Kriechen mittels der Elektromaschine grundsätzlich einen höheren Wirkungsgrad im Vergleich zum rein verbrennungsmotorischen Kriechbetrieb mit schlupfender Kupplung aufweist, fällt im Vergleich zu einem mit permanent andauerndem Kupplungsschlupf arbeitenden Kriechbetrieb insgesamt eine geringere Verlustleistung an. Dies gilt insbesondere bei mit Kriechmoment stillstehendem oder nahezu stillstehendem Fahrzeug, da hier der potenzielle Kupplungsschlupf besonders groß ist.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird bei einem Dauerkriechen des Fahrzeugs, zyklisch abwechselnd, in einem ersten Verfahrensschritt bei geschlossenem ersten Schaltelement die Elektromaschine über den Verbrennungsmotor generatorisch sowie wenigstens das zweite Schaltelement im Schlupf betrieben, und in einem zweiten Verfahrensschritt, ohne schlupfendes Schaltelement zwischen der Elektromaschine und dem Abtrieb, wenigstens die Elektromaschine zur Erzeugung des Kriechbetriebes motorisch betrieben.
Demnach wird im einfachsten Fall der Kriechbetrieb abwechselnd über einen Schlupfbetrieb des zweiten Schaltelementes, während das erste Schaltelement geschlossen ist, und über die Elektromaschine, während das zweite Schaltelement geschlossen sowie das erste Schaltelement geöffnet ist, realisiert. Das zweite Schaltelement kann dabei je nach Triebstrangkonfiguration
eine getriebeexterne oder getriebeinterne Reibkupplung oder Schaltbremse sein.
Um die Phase des ersten Verfahrensschritts durch eine Entlastung des zweiten Schaltelementes noch verlängern zu können, kann vorgesehen sein, dass wenigstens ein weiteres, zwischen der Elektromaschine und dem Abtrieb angeordnetes, drittes Schaltelement abwechselnd oder gemeinsam mit dem zweiten Schaltelement im Schlupf betrieben wird. Demnach kann während des verbrennungsmotorischen Kriechens auch dynamisch von der zweiten Kupplung auf eine andere, dritte Kupplung oder Bremse, welche zwischen Elektromaschine und Abtrieb angeordnet ist, gewechselt werden. Grundsätzlich kann zwischen einem getriebeexternen zweiten Schaltelement und einem getriebeinternen dritten Schaltelement oder zwischen einem getriebeinternen zweiten Schaltelement und einem getriebeinternen dritten Schaltelement gewechselt werden. Möglich ist es auch, dass das zweite und das dritte Schaltelement gemeinsam im Schlupf betrieben werden, oder dass sogar mehr als zwei, zwischen der Elektromaschine und dem Abtrieb angeordnete Schaltelemente beteiligt sind. Entscheidend bei der Anordnung bzw. deren Betriebsweise ist, dass über die entsprechenden Schaltelemente zumindest zeitweise ein Kriechbetrieb unter akzeptablen thermischen Belastungen der Schaltelemente realisierbar ist.
Im zweiten Verfahrensschritt wird die Elektromaschine motorisch betrieben und der Kriechbetrieb mittels einer geeigneten Ansteuerung der Elektromaschine ohne schlupfendes Schaltelement zwischen der Elektromaschine und dem Abtrieb realisiert. Im einfachsten Fall erfolgt demnach in dieser Phase ein rein elektromotorisches Kriechen bei offenem erstem Schaltelement, also bei abgekoppeltem Verbrennungsmotor. Das zweite Schaltelement und gegebenenfalls weitere Schaltelemente zwischen der Elektromaschine und dem Abtrieb können in dieser Phase abkühlen.
Um auch diese Phase vorteilhaft zu verlängern, kann zusätzlich zum elektromotorischen Betrieb der Elektromaschine das erste Schaltelement im Schlupf betrieben werden. Dadurch kann der Verbrennungsmotor über die verbrennungsmotorseitige Kupplung ein Kriechmoment zum elektrischen Kriechmodus beitragen, wodurch die Elektromaschine ein geringeres Drehmoment aufbringen muss und somit weniger elektrische Energie dem Energiespeicher entzieht. Dabei wird selbstverständlich eine Belastungsgrenze der Kupplung berücksichtigt, so dass eine Kupplungsüberhitzung ausgeschlossen ist.
Außerdem kann vorgesehen sein, dass bei einem vorrangigen Bedarf an elektrischer Energie die Elektromaschine generatorisch betrieben wird und gleichzeitig das erste Schaltelement im Schlupf betrieben wird.
Grundsätzlich ist es hinsichtlich Wirkungsgrad und Verlustleistung zwar ungünstig, im generatorischen Betrieb der Elektromaschine gleichzeitig die verbrennungsmotorseitige Kupplung im Schlupf zu betreiben, da die schlupfende Kupplung dann das gesamte Kriechmoment und das zusätzlich benötigte Lademoment übertragen muss. Tritt jedoch ein außergewöhnlicher Betriebsfall ein, bei dem ein dringender Bedarf an elektrischer Energie im Fahrzeug besteht, beispielsweise durch eine plötzliche Bordnetz-Anforderung, ist zweckmäßig die Möglichkeit vorzusehen, dass bei schlupfender erster Reibkupplung die Elektromaschine generatorisch betrieben wird. Somit kann jederzeit die Versorgung des Bordnetzes mit elektrischer Energie sichergestellt und ein Dauerkriechen auch ohne schlupfende Kupplung zwischen Elektromaschine und Abtrieb bei gleichzeitigem Generatorbetrieb fortgesetzt werden.
Der Wechsel zwischen den beiden Verfahrensschritten, also zwischen dem verbrennungsmotorischen und dem elektromotorischem Kriechmodus, erfolgt vorteilhaft abhängig vom Ladezustand des elektrischen Energiespeichers. Demnach kann der verbrennungsmotorische Kriechbetrieb angesteuert werden, wenn der Ladezustand des Energiespeichers auf einen unteren Ladezustand-Schwellwert abgesunken ist, und der elektromotorische Kriechbetrieb kann angesteuert werden, wenn der Ladezustand des Energiespeichers auf einen oberen Ladezustand-Schwellwert angestiegen ist. Grundsätzlich kann auch ein anderer Umschaltrhythmus, beispielsweise durch einen Zeitgeber, vorgesehen sein. Auch eine Berücksichtigung weiterer Betriebsparameter beim abwechselnden Dauerkriechen, beispielsweise ein maximal zulässiger Wert einer überwachten Kupplungstemperatur, ist möglich.
Durch den abwechselnden verbrennungsmotorischen und elektromotorischen Kriechbetrieb wird somit einerseits ein relativ hohes Niveau an stets verfügbarer elektrischer Energie ermöglicht, wobei eine Mindestenergiereserve sichergestellt ist, und andererseits ein kupplungsschonder, stets in einem zulässigen Kupplungstemperaturbereich sich befindender Schlupfbetrieb beim Dauerkriechen des Hybridfahrzeuges erreicht.
Zur Verdeutlichung der Erfindung ist der Beschreibung eine Zeichnung von Ausführungsbeispielen beigefügt. In diesen zeigt
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Hybridantriebes eines Fahrzeugs zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Steuerung eines Kriechbetriebes mit einem getriebeexternen zweiten Schaltelement, und
Fig. 2 eine schematische Darstellung eines Hybridantriebes eines Fahrzeugs zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur
Steuerung eines Kriechbetriebes mit einem getriebeexternen zweiten Schaltelement und einem getriebeinternen dritten Schaltelement.
Demnach ist in Fig. 1 ein Schema eines Fahrzeug-Hybridantriebes 1 mit einem Parallelhybrid - Antriebsstrang 2 dargestellt, wie er beispielsweise für ein Nutzfahrzeug (Lkw, Bus, Sonderfahrzeug) vorgesehen sein kann. Der Antriebsstrang 2 weist einen Verbrennungsmotor 3, beispielsweise einen Dieselmotor, mit einer Kurbelwelle 24 auf, die über ein als Reibkupplung ausgebildetes erstes Schaltelement 4 mit einer Elektromaschine 5 verbindbar ist. Die Elektroma- schine 5 ist wiederum über ein zweites als Reibkupplung ausgebildetes Schaltelement 6 mit einem Getriebe 7 koppelbar. Das zweite Schaltelement 6 ist dem Getriebe 7 antriebstechnisch vorgelagert. Dem Getriebe 7 kann weiterhin, wie in Fig. 1 angedeutet, ein nicht näher erläuterter Nebenabtrieb (PTO: Power Take-Off) 8 nachgeordnet sein. Über einen Abtrieb 26 und ein Differenzial 9 kann ein jeweils anliegendes Abtriebsmoment des Hybridantriebes 1 an eine Antriebsachse 10 und über diese an die Antriebsräder 1 1 weitergeleitet werden.
Die Elektromaschine 5 kann je nach Betriebssituation als elektrisches Antriebsaggregat oder als Generator betrieben werden. Dazu ist sie mit einem Umrichter 12 verbunden, der von einem Umrichter-Steuergerät 13 ansteuerbar ist. Über den Umrichter 12 ist die Elektromaschine 5 mit einem elektrischen Antriebsenergiespeicher 14, beispielsweise einer 340V-Hochvolt-Battehe (auch Supercaps sind möglich), verbunden. Im motorischen Betrieb wird die Elektromaschine 5 vom Energiespeicher 14 gespeist. Im generatorischen Betrieb, also beim Antrieb mittels des Verbrennungsmotors 3 und/oder im Rekuperations- betrieb, wird der Energiespeicher 14 durch die Elektromaschine 5 aufgeladen. Weiterhin fungiert die Elektromaschine 5 als integrierter Startergenerator (ISG) zum Starten des Verbrennungsmotors 3.
Der Hochvoltkreis des Energiespeichers 14 bzw. die daran angeschlossenen Steuergeräte sind über einen bidirektionalen Gleichspannungswandler
(DC/DC) 15 an ein Bordnetz (24V oder 12V) 16 angeschlossen. Der Energiespeicher 14 ist über ein Batteriemanagementsystem (BMS) 17 bezüglich seines Ladezustandes (SOC: State of Charge) überwach- und regelbar. Der Gleichspannungswandler 15 ist von einem Gleichspannungswandler-Steuergerät 18 ansteuerbar. Zudem ist ein Steuergerät 19 für nicht näher erläuterte Bremsre- gelungsfunktionen, insbesondere ein Antiblockiersystem (ABS) bzw. ein elektronisches Bremssystem (EBS) sowie ein weiteres Steuergerät 20 für eine elektronische Dieselregelung (EDC) des beispielhaft als Dieselmotor ausgebildeten Verbrennungsmotors 3 vorgesehen. Die einzelnen genannten Steuergeräte können auch, wenigstens zum Teil, in einem Steuergerät zusammengefasst sein.
Weiterhin ist eine integrierte Steuerungseinrichtung 21 angeordnet, in der ein Getriebesteuergerät (TCU: Transmission Control Unit), ein Hybridsteuergerät (HCU: Hybrid Control Unit) sowie verschiedene Betriebsfunktionen zusammengefasst sind. Der Steuerungseinrichtung 21 sind als eine Steuerungseinheit ausgebildete Steuerungsmittel 25 zur Ansteuerung der zur Verfügung stehenden Schaltelemente 4, 6 im Schlupf zugeordnet, die auch in die Steuerungseinrichtung 21 integriert sein können. Die Steuerungseinheit 25 ist derart ausgebildet, dass sie mit der Steuerungseinrichtung 21 , die auch den Betrieb der Elektromaschine 5 regelt, bei der Regelung eines Kriechbetriebes zusammenwirkt. Zur Steuerung und Umschaltung der möglichen Antriebsmodi des Hybridantriebes 1 ist weiterhin eine zentrale Strategie-Einheit 22 vorhanden, die, vorteilhaft über einen Datenbus 23 (z.B. CAN), mit der Steuerungseinrichtung 21 und der Steuereinheit 25 sowie den weiteren relevanten Steuergeräten 13, 17, 18, 19 kommuniziert.
Der in Fig. 1 dargestellte Antriebsstrang 2 ist als eine 2K-ISG - Anordnung ausgebildet, d.h. mit einer Trenn- oder Anfahrkupplung als Schaltelement 4 zur Ankopplung des Verbrennungsmotors 3 an den Antriebsstrang 2 und zur Verbindung mit der elektrischen Maschine 5, sowie mit einem separaten zwei-
ten Schaltelement 6 zwischen der Elektromaschine 5 und dem Getriebe 7 ausgestattet. Die Funktion des zweiten Schaltelementes 6 kann auch durch in Fig. 1 nicht dargestellte getriebeinterne Kupplungselemente, beispielsweise eine oder mehrere Schaltkupplungen und/oder Schaltbremsen eines Stufenautomaten ersetzt sein.
Fig. 2 zeigt hingegen eine 2K-ISG - Anordnung eines Hybridantriebes 1 ' mit einem Antriebsstrang 2', mit einem zusätzlichen dritten, getriebeinternen Schaltelement 27, das zur Realisierung eines Kriechbetriebes alternierend oder additiv mit dem zweiten Schaltelement 6 einsetzbar ist. Alternativ dazu könnten auch das zweite Schaltelement 6 und das dritte Schaltelement 27 beide getriebeintern angeordnet sein.
Ein erfindungsgemäßes Verfahren, welches mit dem Hybridantrieb 1 bzw. 1 ' durchführbar ist, beruht auf einem zyklisch abwechselnden verbrennungsmotorischen und elektromotorischen Kriechbetrieb in zwei Schritten, also auf einem abwechselnden Dauerkriechen mittels einem oder mehrere Reibelemente 6, 27 und mittels eine Elektromaschine 5.
In einem ersten, verbrennungsmotorischen, Verfahrensschritt ist die erste Reibkupplung 4 geschlossen; demnach sind der Verbrennungsmotor 3 und die Elektromaschine 5 reibschlüssig miteinander verbunden. Das zweite Schaltelement 6 wird im Schlupf betrieben, so dass über das Getriebe 7 mit einer eingelegten Übersetzung ein gewünschtes Kriechmoment am Abtrieb 26 erzeugt wird. Dabei wird die Elektromaschine 5 außerdem durch den Verbrennungsmotor 3 generatorisch betrieben, wodurch der Energiespeicher 14 geladen wird. Der Verbrennungsmotor 3 liefert somit im verbrennungsmotorischen Kriech-Verfahrensschritt sowohl Leistung über die schlupfende zweite Reibkupplung 6 zum Antrieb des Fahrzeugs als auch über die Elektromaschine 5 an den Energiespeicher 14.
Zur Entlastung der zweiten Reibkupplung 6, insbesondere um eine relativ niedrige mittlere Kupplungstemperatur einzuhalten und/oder um in dieser Phase einen besonders hohen Ladezustand gegebenenfalls bis zur vollständigen Aufladung des Energiespeichers 14 zu erreichen, wechselt der Schlupfbetrieb während des ersten Verfahrensschrittes auf das dritte Reibelement 27 (Fig.2, getriebeinterne Reibkupplung bzw. Reibbremse), wobei das zweite Schaltelement 6 vollständig eingerückt und der Kriechbetrieb über eine entsprechende Ansteuerung des dritten Schaltelementes 27 fortgesetzt wird.
Ist ein vorbestimmter Ladezustand des Energiespeichers 14 oder eine maximal zulässige Temperatur der eingesetzten Schaltelemente 6 und/oder 27 zwischen der Elektromaschine 5 und dem Abtrieb 26 erreicht, wechselt der Kriechbetrieb in den zweiten, elektromotorischen Verfahrensschritt. Dabei wird keines der beiden Schaltelemente 6, 27 zwischen der Elektromaschine 5 und dem Abtrieb 26 im Schlupf betrieben, so dass diese Schaltelemente 6, 27 geschlossen sind. Das erste Schaltelement 4 ist dabei geöffnet, so dass der Verbrennungsmotor 3 vom Antriebsstrang 2 bzw. 2' entkoppelt ist. Das Fahrzeug bewegt sich daher allein durch eine entsprechende Ansteuerung der Elektromaschine 5 in einem Kriechmodus, wobei sich der Energiespeicher 14 entleert, während das zweite Schaltelement 6 und gegebenenfalls das dritte Schaltelement 27 abkühlen. Ist ein unterer Ladezustand des Energiespeichers 14 erreicht, wechselt der Kriechbetrieb wieder in den ersten, verbrennungsmotorischen, Verfahrensschritt und so fort.
Um das Entladen des Energiespeichers 14 zu verzögern, d.h. um diese Endladephase zu verlängern, kann die erste Reibkupplung 4 über den Verbrennungsmotor 3 dabei unter Beachtung einer zulässigen Kupplungstemperatur im Schlupf betrieben werden, so dass die Kupplung 4 ein Drehmoment zum gewünschten Kriechmoment am Abtrieb 26 beiträgt und der Verbrauch an elektrischer Energie geringer ist. Tritt ein unvorhergesehener dringender Bedarf an elektrischer Energie für die Bordnetzversorgung auf, so kann bei schlupfender
ersten Kupplung 4 die Elektromaschine 5 auch auf den generatorischen Betrieb umgeschaltet werden.
Bezuqszeichenhste
, 1 ' Hybridantrieb , 2' Antriebsstrang
Verbrennungsmotor
Erstes Schaltelement
Elektromaschine
Zweites Schaltelement
Getriebe
Nebenabtrieb
Differenzial 0 Antriebsachse 1 Fahrzeugrad 2 Umrichter 3 Umrichter-Steuergerät 4 Elektrischer Antriebsenergiespeicher5 Gleichspannungswandler 6 Bordnetz 7 Batteriemanagementsystem 8 Spannungswandler-Steuergerät9 Elektronische Bremsregelung 0 Elektronische Dieselregelung 1 Steuerungseinrichtung 2 Betriebsstrategie-Einheit 3 Datenbus 4 Kurbelwelle 5 Steuerungsmittel 6 Abtrieb 7 Drittes Schaltelement
ABS Antiblockiersystem
BMS Batterie-Management-System
DC/DC Gleichspannungswandler (Direct Current)
EBS Elektronisches Bremssystem (Electronic Brake System)
EDC Elektronische Dieselregelung (Electronic Diesel Control)
HCU Hybridsteuerung (Hybrid Control Unit)
TCU Getriebesteuerung (Transmission Control Unit)
PTO Nebenabtrieb (Power Take-Off)