Artikel mit geringer Wasserstoff permeation und deren
Verwendung
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Artikel mit geringer Wasserstoff permeation, zum Beispiel für Rohre, Schläuche, Formteile oder Behälter.
Barrierematerialien prägen alle Industrie- und Wirtschaftsbereiche, insbesondere den Bereich Lebensmittel- und Getränkeverpackungen, sie bewirken in der Regel eine verlängerte Haltbarkeit von Lebensmitteln. Neben der Sperrwirkung gegen Sauerstoff und Wasserdampf wird zunehmend auch das Rückhaltevermögen für Stickstoff, Riech- und Aromastoffe wichtig. Neben der Permeation reduzieren Barrierematerialien in einigen Fällen auch die Migration von zum Beispiel niedermolekularen organischen Verbindungen und schützen so das Verpackungsgut vor Fremdgeschmack.
Permeation vollzieht sich in den Schritten Adsorption und Sorption an der Oberfläche des Materials, Diffusion durch den Werkstoff selbst und anschließende Desorption.
Ein teilkristallines, unpolares Polyolefin hat eine gute Sperrwirkung gegen Wasserdampf; die Wasserdampfdurchlässigkeit nach DIN 53122 beträgt typischerweise 1 g/m2 d, gleichzeitig aber auch eine schlechte Sauerstoffsperrwirkung, die Sauerstoffdurchlässigkeit nach DIN 53380 beträgt typischerweise 5000 bis 8000 cm3/m2 d bar.
Barrierekunststoffe wie EVOH oder PVDC oder LCP besitzen sowohl eine hohe Barrierewirkung gegen Wasser als auch gegen Sauerstoff. All diese Materialien versagen aber, wenn es um Hochbarriereanwendungen oder gar um die Sperrwirkung gegen Wasserstoffgas geht.
Bei den Verpackungsfolien geht man zur weiteren Reduzierung der Permeationsraten dazu über, polymere Sperrschichten mit Aluminium zu bedampfen. Dabei werden im Hochvakuum Aluminiumschichten im Bereich weniger Nanometer bis Mikrometer aufgedampft. Dies bringt in den meisten Fällen die gewünschte Sperrwirkung.
Nachteilig sind jedoch die hohen Kosten einer solchen Beschichtung und die Tatsache, dass die bedampften Kunststoffe nicht mehr transparent sind.
Ein anderer Weg wird in der Zeitschrift Surface and Coatings Technology 111 (1999) S. 72 bis 79 beschrieben. SiOx-Schichten werden mittels PVD-Verfahren abgeschieden und zusätzlich mit sogenannten Ormocerlacken - also anorganisch-organischen Hybridlacken - versiegelt. Aufgrund des mehrstufigen Applikationsverfahren ist dieser Weg wirtschaftlich völlig unattraktiv und hat daher den Weg in die Praxis nicht gefunden.
Aus DE 102004001288 A1 ist eine hydrophile Oberflächenbeschichtung für Materialien, wie Metall, Glas, Keramik, Kunststoffe, Lacke oder poröse Oberflächen bekannt.
Die Beschichtung enthält ein oder mehrere Polysilazane und ein ionisches Reagenz oder Mischungen von ionischen Reagenzien.
Zur Lagerung und zum Transport von Wasserstoff werden heute mangels Materialalternativen üblicherweise Teile aus Edelstahl eingesetzt. Deshalb sind wasserstoffführende Rohre unflexibel und schwierig zu verlegen und die entsprechenden Edelstahlbehälter haben ein hohes Gewicht und sind in ihrer Formgebung eingeschränkt.
JP-A-10016150 offenbart einen Gasbarrierefilm mit Transparenz und guter Flexibilität sowie die Wärmewiderstandsfähigkeit, der in der Form einer keramischen Schicht zur Verfügung gestellt wird, geformt durch Aufbringen einer Polysilazanbeschichtungszusammensetzung auf mindestens einer Oberfläche eines Polyvinylalkoholfilms, gefolgt von Umwandlung der Polysilazanbeschichtung in eine keramische Schicht. Dieses Laminat kann als Gasbarrierefilm verwendet werden. JP-A-11151774 offenbart einen transparenten Gasbarrierefilm. Dazu wird ein aus der Gasphase abgeschiedener Film eines anorganischen Oxids, vorgesehen auf der Oberfläche eines Basismaterials, mit einem Beschichtungsfilm überzogen, durch Aufbringung einer Lösung mit einem Polysilazan, gefolgt von Erwärmung und Trocknung. Die JP-A-2000246830 beschreibt einen Silika beschichteten Plastikfilm, wobei der Silika beschichtete Plastikfilm eine gute Widerstandsfähigkeit gegenüber alkalischen Mitteln aufweisen soll, sowie ausgezeichnete Klebeigenschaften und Gasbarriereeigenschaften, wobei der Film aus einem PET-Basisfilm besteht, beschichtet mit einer Polysilazanlösung.
Alle diese Dokumente offenbaren im Hinblick auf die Gasbarriere ihre Eigenschaften keinerlei weitergehende Information, insbesondere nicht gegenüber welchen Gasen die jeweiligen Filme Barriereeigenschaften aufweisen sollen.
Die WO 2004/039904 und die WO 2006/056285 beschreiben Polysilazan basierende Be- schichtungslösungen sowie deren Verwendung, insbesondere zur Beschichtung von Polymerfilmen. Die dadurch erzeugten Beschichtungen werden als Schutzschichten beschrieben, zur Bereitstellung von Korrosionswiderstandsfähigkeit, Antikratzeigenschaften, Abrieb-
Widerstandsfähigkeit, Anti-Fouling-Eigenschaften, Versiegelungseigenschaften, chemische Widerstandsfähigkeit, Oxidationswiderstandsfähigkeit, Wärmewiderstandsfähigkeit, antistatische Eigenschaften sowie Barrierewirkung. Im Hinblick auf Barrierewirkungen offenbaren diese internationalen Patentanmeldungen lediglich Informationen im Hinblick auf Sauerstoffpermeabilität.
Wasserstoff unterscheidet sich jedoch im Hinblick auf seine Permeationseigenschaften erheblich von anderen Gasen, wie Sauerstoff oder Kohlendioxid, so dass Informationen im Hinblick auf eine eventuell vorhandene Barriereeigenschaft gegenüber Sauerstoff keinerlei Aussage im Hinblick auf die Eignung zur Erhöhung der Barrierewirkung gegenüber Wasserstoff hat.
Hier setzt die Erfindung ein, die es sich zur Aufgabe gestellt hat, Artikel für die Lagerung und den Transport von Wasserstoff zur Verfügung zu stellen, welche die genannten Nachteile und Probleme nicht aufweisen, also von geringem Gewicht, leicht formbar und kratzfest sind und insbesondere einen niedrigen Permeationskoeffizienten gegen Wasserstoffgas bei 25 bis 30 0C von kleiner 10, bevorzugt kleiner 7,50 und insbesondere kleiner als 3 cm3 mm/ m2 d atm, gemessen in Anlehnung an DIN 53380-3 / ASTM D 3985, aufweisen.
Erfindungsgemäß gelingt die Lösung der Aufgabe durch Verwendung eines Artikels mit den Merkmalen des Anspruchs 1 , sowie durch die Bereitstellung eines Artikels mit den Merkmalen des Anspruchs 8.
Bevorzugte Ausführungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen und nebengeordneten Ansprüchen ausgeführt.
Der erfindungsgemäße Artikel setzt sich zusammen aus einer
(I) Komponente (A), welche aus einem thermoplastisch verarbeitbaren Kunststoff besteht und
(II) einer Komponente (B), bestehend aus einem Polysilazan, welches durch einen Be- schichtungsprozess auf Komponente (A) appliziert wird.
Die Komponente (B) kann weiterhin Reste eines Katalysators wie z.B. Ammoniumsalze, Etyhlendiamin, Amine, Pyridin-Derivate, Radikalinitiatoren, oder metallorganische Verbindungen (z.B. 0,05 bis 5 Gew.-% einer Palladiumverbindung) enthalten, damit die Reaktion bei niedrigeren Temperaturen durchgeführt werden kann.
Der erfindungsgemäße Artikel weist bevorzugt einen Permeationskoeffizienten gegen Wasserstoffgas bei 25 bis 30 0C von kleiner 10, bevorzugt kleiner 7,50, stärker bevorzugt kleiner als 5 und insbesondere kleiner 3 cm3 mm / m2d atm auf, gemessen in Anlehnung an DIN 53380-3 und ASTM D 3985, und ist weiterhin durch eine Mikrohärte (als Maß für die Kratzfestigkeit) von größer 150 N/mm2 stärker bevorzugt größer 155 und in Ausführungsformen größer als 300, naoh/OIN.EN ISO 14577 der beschichteten Komponente (A) gekennzeichnet.
Im Folgenden wird die Erfindung näher erläutert.
Komponente (A) der erfindungsgemäßen Artikel ist ein Thermoplast, ausgewählt aus der Gruppe der Polyolefine oder Polyolefinderivate oder Polyolefincopolymerisate, wie z.B. Po- lyethylen oder Polypropylen, oder aus der Gruppe der Vinylpolymere, wie Polystyrol oder Polystyrolcopolymerisate, oder aus der Gruppe der Polyamide, wie Polyamid 6 oder Polyamid 66, oder aus der Gruppe der Polyester, wie Polyethylenterephthalat oder Polybutylente- rephthalat, oder aus der Gruppe der aromatischen Polysulfide oder aromatischen Sulfone.
Im Thermoplast können erfipdungsgemäß gegebenenfalls Zusätze in Form von Gleit- oder Verarbeitungshilfsmitteln, Füllstoffen, wie Talkum, Nukleierungsmitteln, Stabilisatoren, An- tistatika, Schlagzähmodifiern, Flammschutzmitteln, Fasern, Leitfähigkeits-Additive, enthalten sein.
Weiterhin kann der erfindungsgemäße Artikel neben der Schicht aus der Komponente (A) noch weitere Schichten umfassen, je nach Einsatzgebiet des Artikels mit geringer Was- serstoffpermeation. So kann bei Rohren oder Schläuchen sowie anderen Aufbewahrungsbehältern (beispielsweise Tank) eine zusätzliche Schutzschicht, eine gefärbte Schicht (zur Erleichterung der Identifikation) usw. vorgesehen sein. Derartige Ausgestaltungen sind dem Fachmann auf dem jeweiligen Gebiet vertraut.
Erfindungsgemäß hat sich gezeigt, dass Schichten, erzeugt durch Aufbringung einer Polysi- lazan enthaltenden Zusammensetzung, überraschenderweise verbesserte Barriereeigenschaften gegenüber Wasserstoffpermeation zur Verfügung stellen. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang, dass das Polysilazan die in Anspruch 1 definierte Formel aufweist.
Komponente (B) ist erfindungsgemäß ein Perhydropolysilazan der Formel (- SiR'R"-NR'"-)n mit R' = R" = R'" = -H (siehe Ausführungsbeispiele 1 bis 3), oder ein Polysilazan mit der Zusammensetzung R' = R"' = -H, und R" = -Methyl (siehe Ausführungsbeispiele 4 bis 6), wobei n eine ganze Zahl ist, und n bevorzugt so bemessen ist, dass das Polysilazan ein zahlen-
mittleres Molekulargewicht von 150 bis 150000 g/mol aufweist, wie in der WO 2006/056285 A1 offenbart.
Insbesondere ist bevorzugt, dass Komponente (B) ein Perhydropolysilazan mit R' = R" = R'" = -H ist. Dies bedingt besonders gute Barriereeigenschaften gegenüber Wasserstoffpermea- tion.
Das Polysilazan, zu verwenden in Übereinstimmung mit der vorliegenden Erfindung, wird in üblicher weise in der Form einer Lösung verarbeitet. Im Hinblick auf geeignete Lösungsmittel, Konzentrationen an Polysilazan und eventuellen Hilfsstoffen, Katalysatoren usw., wird auf die Offenbarung der beiden internationalen Patentanmeldungen WO 2004/039904 und WO 2006/056285 verwiesen, die hier durch diesen Verweis mit umfasst sind.
Die Applikation der Komponente (B) erfolgt durch Tauchen, Fluten, Spincoaten oder Sprühen.
Die Aushärtung kann erfindungsgemäß bei Raumtemperatur oder vorzugsweise bei erhöhter Temperatur, insbesondere bei ca. 80 0C, durchgeführt werden.
Die Schichtdicke der Beschichtung liegt nach fertiger Applikation im Bereich von 0,01 bis 100 μm, vorzugsweise bei 0,5 bis 5 μm.
Diese Schicht wird vorzugsweise direkt auf dem Formteil, geformt mit dem thermoplastischen Kunststoff aufgebracht, ohne zwischenliegende Zusatzschicht, wie beispielsweise die im Stand der Technik häufig verwendeten Oxidschichten oder auch Adhesivschichten oder Trägerschichten.
Vorzugsweise erfolgt eine vorhergehende Aktivierung bzw. Vorbehandlung der Substrate, insbesondere über eine Plasmabehandlung, soweit dies notwendig ist.
Die erfindungsgemäßen beschichteten Artikel werden bevorzugt im Elektronik-, Elektro-, , Fahrzeug- oder Baubereich als Wasserstofftransportrohre und -schlauche, Wasserstofftanks, Formteile für diese Anwendungen und dergleichen eingesetzt.
Die nachfolgende Tabelle 1 zeigt die Eigenschaften der erfindungsgemäßen beschichteten Artikel.
Tabelle 1:
Zu den Beispielen 1 bis 3
Eine 50μm dicke Polyethylenfolie wird mittels Plasma vorbehandelt und mit einer Perhydropolysilazanlösung in einer Mischung aus Dibutylether und Anisol durch Sprühen beschichtet, 10 min. bei Raumtemperatur abgelüftet und anschließend für 2h bei 80 0C gehärtet, so dass eine 2 μm dicke Barriereschicht resultiert.
An der Folie wird wie unten beschrieben der Wasserstoffpermeationskoeffizient in Anlehnung an DIN 53380-3 /ASTM D 3985 bestimmt.
Zu den Beispielen 4 bis 6
Eine 50 μm dicke Polyethylenfolie wird mit einer Lösung eines Polysilazans der Formel (- SiR'R"-NR'"-)n, mit R' = R1" = -H und R" = -Methyl in Di-n-butylether durch Dip-Coating beschichtet und 2 min bei Raumtemperatur abgelüftet und anschließend für 30 min bei 70 0C ausgehärtet, so dass eine 1 μm dicke Barriereschicht resultiert.
Der Wasserstoffpermeationskoeffizient wird in Anlehnung an DIN 53380-3 /ASTM D 3985 wie folgt bestimmt:
W
Mit Komponente (B) beschichtete 50 μm dicke Folien aus Komponente (A) wurden zur Maskierung zwischen zwei Aluminiumfolien mit runden Ausschnitten geklebt.
Nach Einbau dieser Prüfmuster wurde die Messzelle auf der Feed-Seite mit Formiergas bzw. Wasserstoff gespült, auf der Permeatseite mit Luft.
Der H2-Gehalt dieser Spülluft wurde mit einem H2-Sensor (Sensistor Hydrogen Leak Detec- tor H 2000) bestimmt.
Die Auswertung erfolgte durch Mittelung mehrere Messwerte nach Einstellen des Gleichgewichts unter Berücksichtigung des Spülgasflusses.
Die nachfolgende Tabelle 2 zeigt die Eigenschaften der Vergleichsbeispiele bekannter Verpackungsmaterialien.
Vergleichsbeispiel 1 :
Beim Vergleichsbeispiel 1 handelt es sich um eine 0,126 mm dicke Aluminiumfolie.
Vergleichsbeispiel 2:
Beim Vergleichsbeispiel 2 handelt es sich um eine 0,182 mm dicke Polyethylenfolie.
Vergleichsbeispiel 3:
Beim Vergleichsbeispiel 3 handelt es sich um eine 0,230 mm dicke Folie aus einem flüssigkristallinem Polymer LCP.
Vergleichsbeispiel 4:
Beim Vergleichsbeispiel 4 handelt es sich um eine 0,262 mm dicke Polytetrafluorethylen- folie.
Tabelle 2:
Die erfindungsgemäß verwendeten Artikel aus den polysilazanbeschichteten Thermoplasten weisen einen Wasserstoffpermeationskoeffizienten auf, der annähernd auf dem Niveau einer 0,126 mm dicken Aluminiumfolie liegt und gegenüber der reinen Polyethy- lenfolie wesentlich erniedrigt ist.
Weiterführend wurden Permeationsuntersuchungen in Abhängigkeit von der Temperatur (bei 23 0C, 40 0C und 60 0C) durchgeführt:
a) Messung mit H2 trocken;
b) Messung mit H2 feucht = H2 und Spülgas mit 100% relativer Feuchte.
Die Ergebnisse zeigen, dass weder die Temperatur noch die Feuchtigkeit einen negativen Einfluss auf die Sperrwirkung der Beschichtung haben.
Es zeigt sich sogar, dass die relative Verbesserung der Barriere mit zunehmender Temperatur größer wird.
Weiterhin führt eine Konditionierung der Proben (diese wird eingespannt, eine Seite einem Vakuum für 2 Tage bei 23 0C ausgesetzt) mit einem Gemisch aus Isooctan/Toluol und Wasser zu einer verbesserten hb-Barriere.