Mischung, welche ein Alkylpolyqlucosid, ein Cotensid und ein polymeres
Additiv umfasst.
Die Erfindung betrifft eine Mischung, umfassend zwei Komponenten I und II, eine Emulsion, welche aus der Mischung hergestellt werden und auch als Mikroemulsion, insbesondere also eine bikontinuierliche Mikroemulsion, vorliegen kann, sowie einen Reiniger, ein Kosmetikartikel und ein Lebensmittel, welche die Emulsion umfassen und eine Verwendung des Reinigers.
Tenside sind waschaktive Substanzen (Detergentien), die in Waschmitteln, Spülmitteln, und Shampoos enthalten sind. Sie verfügen über einen charakteristischen Aufbau und weisen mindestens eine hydrophile und eine hydrophobe Struktureinheit auf. Sie weisen einen amphiphilen Charakter auf. Steht der stabilisierende Charakter von Wasser-Öl-Gemischen im Vordergrund, werden diese amphiphilen Substanzen als Emulgatoren eingesetzt. Tenside setzen die Grenzflächenspannung zwischen miteinander nicht mischbaren Phasen, einer hydrophilen (wasserlöslichen, lipophoben), meist wässrigen Phase und einer hydrophoben (öllöslichen, lipophilen) Phase herab. Solche flüssigen Zwei-Phasen-Gemische werden als Emulsionen bezeichnet. Konventionelle Emulsionen können hydrophile und hydrophobe Phasen in unterschiedlichen Volumenanteilen enthalten. Sie haben eine kontinuierliche und eine disperse Phase, die als sehr kleine, durch Belegung mit Tensiden stabilisierte Kügelchen, in der kontinuierlichen Phase vorliegt. Je nach Natur der kontinuierlichen Phase spricht man von Öl-in-Wasser- oder Wasser-in-ÖI- Emulsionen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Emulsionen und Mikroemulsionen. Während Mikroemulsionen thermodynamisch stabil sind, zerfallen Emulsionen aufgrund ihrer Instabilität. Im mikroskopischen Bereich spiegelt sich dieser Unterschied darin wieder, dass die emulgierten Flüssigkeiten in Mikroemulsionen in kleinere Flüssigkeitsvolumina (z. B. 10"15 μl_) gefasst sind
als in Emulsionen (z. B. 10"12 μl_) wie in DE 10 2005 049 765 Al beschrieben. Thermodynamisch instabile Emulsionen weisen somit größere Strukturen auf.
In Mikroemulsionen können lamellare Mesophasen auftreten. Lamellare Mesophasen führen zu optischer Anisotropie und erhöhter Viskosität. Diese Eigenschaften sind z. B. für Reiniger unerwünscht. Außerdem tritt oft Phasentrennung auf, wenn lamellare Phasen mit Mikroemulsionen koexistieren.
Mikroemulsionen bestehen aus mindestens drei Komponenten, nämlich aus Öl, Wasser und einem Tensid [1-7]. Öl und Wasser sind nicht mischbar und bilden daher Domänen auf der Nanoskala. Das Tensid vermittelt zwischen diesen beiden Komponenten und erlaubt eine makroskopisch-homogene Mischung. Auf mikroskopischer Skala bildet das Tensid einen Film zwischen den Öl- und Wasserdomänen. Mikroemulsionen sind makroskopisch homogen, verhalten sich optisch isotrop und sind im Gegensatz zu Emulsionen thermodynamisch stabil. Es gibt W/O- und O/W-Tröpfchen-Mikroemulsionen, wobei Wassertröpfchen vom Öl oder Öltröpfchen vom Wasser umschlossen sind. Etwa gleiche Anteile von Öl zu Wasser fördern die Bildung einer bikontinuierlichen Mikroemulsion.
Charakteristisch für die Effizienz eines Tensids ist die minimal benötigte Tensidmenge, um Emulsionen über den gewünschten Zeitraum zu stabilisieren oder um eine Mikroemulsion zu erhalten.
Mikroemulsionen wurden intensiv im Bereich der Grundlagenwissenschaft untersucht [8, 9]. Die dabei erhaltenen Erkenntnisse beruhen weitgehend auf der Verwendung von reinen, definierten Komponenten : deionisiertes Wasser, chemisch reine Öle und Reintenside. Bei technischen Mikroemulsionen bestehen die Komponenten in der Regel aus Stoffgemischen. Dadurch ändert sich das Phasenverhältnis beträchtlich und die in vereinfachten Modellen gewonnenen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung können nicht ohne
weiteres auf technische Anwendungen übertragen werden. Eine weitere Schwierigkeit liegt in der geringen Temperaturstabilität von Mikroemulsionen, da in praxistauglichen Formulierungen die Stabilität über einen breiten Temperaturbereich hinweg gegeben sein muss. Besonders Systeme auf Basis der vielfach verwendeten Fettalkoholethoxylate sind nur in einem sehr engen Temperaturfenster von wenigen 0C stabil bzw. müssen extrem hohe Tensidkonzentrationen verwendet werden. Hingegen können Mikroemulsionen, die mit Hilfe von Zuckertensiden hergestellt werden, über größere Temperaturbereiche stabil sein. Ganz ähnlich können auch Gemische aus nichtionischen und ionische Tensiden herangezogen werden. Hier macht man sich das unterschiedliche Temperaturverhalten der nichtionischen und der ionischen Tenside zunutze. Allerdings weisen auch Zuckertenside und nichtionische Tensidmischungen Nachteile auf. Mikroemulsionen aus Zuckertensiden können nur mit Hilfe von Cotensiden hergestellt werden. Nach dem Stand der Technik werden dabei einwertige Alkohole wie Hexanol oder Octanol verwendet. Mikroemulsionen, die ionische Tenside beinhalten, sind empfindlich gegenüber Veränderungen der Salzkonzentration.
Da die Forschung über Mikroemulsionen weitgehend im Bereich der Grundlagenforschung stattfindet, wurde in diesem Feld bislang wenig Wert darauf gelegt, Tenside zu verwenden, die ein geringes Gefahrstoffpotential beinhalten bzw. auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Für technische Anwendungen kann dies von großer Bedeutung sein, da in konventionellen Mikroemulsionen Tensidgehalte von 20-30 % die Regel sind, um eine hinreichend ausgedehnte Temperaturstabilität zu erreichen. In solchen Konzentrationen besitzen Tenside ein nicht zu vernachlässigendes
Gefahrstoffpotential. Sie wirken insbesondere reizend auf die Haut und Augen.
Eine Ausnahme in dieser Beziehung bilden Alkylpolyglucoside, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und nur ein mäßiges Gefahrstoffpotential besitzen und zudem relativ hautfreundlich sind.
Sorbitanester hingegen, die ein sehr geringes Gefahrstoffpotential besitzen und auch weitgehend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden,
sind hinsichtlich ihres Einsatzes in Mikroemulsionen bisher kaum erforscht worden.
Die DE-A-198 39 054 offenbart ein Verfahren zur Effizienzsteigerung von Tensiden bei simultaner Unterdrückung lamellarer Mesophasen, ein Verfahren zur Stabilisierung der Temperaturlage des Einphasengebietes für Öl-, Wasser- Tensidmischungen, ein Verfahren zur Erhöhung der Strukturgröße von emulgierten Flüssigkeitsteilchen in Mikroemulsionen sowie ein Verfahren zur Verminderung der Grenzflächenspannung von Öl-Wassergemischen, bei denen AB-Blockcopolymere mit einem wasserlöslichen Block A und einem wasserunlöslichen Block B zugegeben werden. Die Polymere bestehen aus einem wasserlöslichen Block A und einem hydrophoben Block. Die unteren Grenzen der zahlenmittleren Molekulargewichte für A und B liegen bei 500 g/mol. Dieses Verfahren eignet sich für die Herstellung von Mikroemulsionen.
Die DE-A-103 23 180 beschreibt Mischungen, enthaltend ein Tensid und ein Cotensid, die dadurch gekennzeichnet sind, dass man als Cotensid ein amphiphiles Kammpolymer einsetzt, aufweisend ein Rückgrat mit am Rückgrat angebrachten zwei oder mehreren Seitenketten, wobei sich die Seitenketten untereinander und/oder die Seitenketten vom Rückgrat in ihrem amphiphilen Charakter unterscheiden. Das Cotensid eignet sich zur Effizienzsteigerung in Mikroemulsionen.
Ferner offenbart DE-A-44 17 476 eine Mikroemulsion, die Alkylglykoside und Fettsäure-Polyol-Partialester enthält. Die Mikroemulsion soll dabei in einem breitem Existenzbereich vorliegen; ein Temperaturbereich, in dem die Mikroemulsion stabil ist, wird jedoch nicht offenbart.
DE-A-198 24 236 schlägt ein Verfahren zum Reinigen von Druckmaschinen oder Druckformen vor, bei dem man die Verunreinigungen von den zu reinigenden Oberflächen durch Waschen mit einer Mikroemulsion entfernt, die
Wasser, ein grenzflächenaktives Mittel und ein mit Wasser nicht mischbares organisches Lösemittel enthält.
US-A-5719113 offenbart Reinigungsmittel umfassend eine antibakterielle Substanz, ein nichtionisches Tensid und ein amphoteres Tensid. Im Gegensatz zu der erfindungsgemäßen Mischung wird kein zweites alkoholgruppen- enthaltendes Tensid offenbart.
Ein der Erfindung zugrunde liegendes technisches Problem besteht darin, eine Mischung zu schaffen, welche verbesserte Eigenschaften aufweist und zu einer Emulsion, insbesondere einer Mikroemulsion, verarbeitet werden kann.
Diese Emulsion, insbesondere Mikroemulsion, soll eine geringere Menge an Tensiden benötigen und in einem größeren Temperaturbereich stabil sein. In einer Ausführungsform weist die erfindungsgemäße Emulsion, insbesondere Mikroemulsion, den Vorteil auf, dass sie frei oder nahezu frei von flüchtigen organischen Verbindungen (sog. volatile organic Compounds, VOC) ist. Als VOC ist nach der 31. Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (31. BimschV) § 2, Nr. 11, eine flüchtige organische Verbindung anzusehen, die bei 293,15 Kelvin einen Dampfdruck von 0,01 kPa oder mehr hat. Zu den VOC zählen z.B. Verbindungen der Stoffgruppen Alkane/Alkene, Aromaten, Terpene, Halogenkohlenwasserstoffe, Ester, Aldehyde und Ketone.
Das Problem wird durch eine erfindungsgemäße Mischung gemäß Patentanspruch 1 gelöst.
Die erfindungsgemäße Mischung umfasst eine Komponente I, umfassend 80- 20 Gew.-% einer ersten tensidischen Komponente Ii, die ein Alkylpolyglucosid ist, umfassend 1-2 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest von 6-16 C-Atomen, 20-80 Gew.-% einer Komponente I2, die ein Alkoholgruppen enthaltendes zweites Tensid
ausgenommen ein Alkylpolyglucosid ist, wobei sich die Gewichtsanteile nur auf die Komponente I beziehen, und polymeres Additiv als Komponente II, wobei das polymere Additiv als Komponente Hi mindestens eine wasserlösliche Einheit und mindestens eine hydrophobe Einheit umfasst, wobei das Verhältnis der zahlenmittleren Molekulargewichte aller wasserlöslichen Einheiten und der zahlenmittleren Molekulargewichte aller hydrophoben Einheiten 2: 1 bis 1000 : 1 oder 3: 1 bis 1000: 1, insbesondere 5 : 1 bis 200: 1 und insbesondere 10: 1 bis 50: 1 beträgt und wobei jede mindestens eine hydrophobe Einheit ein zahlenmittleres Molekulargewicht von maximal 1000 g/mol besitzt, oder das polymere Additiv als Komponente H2 mindestens eine wasserlösliche Einheit und mindestens eine hydrophobe Einheit umfasst, wobei es ein amphiphiles Kammpolymer ist, welches ein Rückgrat mit am Rückgrat angebrachten zwei oder mehreren Seitenketten umfasst, wobei sich die Seitenketten untereinander und/oder die Seitenketten vom Rückgrat in ihrem amphiphilen Charakter unterscheiden, oder das polymere Additiv als Komponente H3 mindestens eine wasserlösliche Einheit und mindestens eine hydrophobe Einheit umfasst, wobei das polymere Additiv als Komponente H3 ein AB-Diblockcopolymer oder ein ABA- bzw. BAB- Triblockcoplymer mit wasserlöslichen Blöcken A und hydrophoben Blöcken B ist.
Das polymere Additiv der Komponenten Hi, H2 oder H3 kann auch in Kombination in der Mischung vorliegen.
Diese Komponente II, die als polymeres Additiv in der Mischung gemäß Patentanspruch 1 enthalten ist, scheint zu einer Effizienzsteigerung der Tenside in Komponente I zu führen.
Neben Kostengründen ist die Tensideinsparung auch aus ökologischen oder gesundheitlichen Gründen vorteilhaft. Tenside sind ökologisch besonders relevante Stoffe, deren Umweltverträglichkeit sichergestellt werden muss.
Ein weiterer Vorteil der Einsparung von Tensiden tritt in Erscheinung, wenn sich Tenside bei der Anwendung der Mikroemulsion störend auswirken. Beispielhaft können Kosmetika genannt werden, deren Tensidgehalt aufgrund der möglicherweise bei empfindlicher Haut auftretenden hautbeeinflussenden Wirkung oder einer möglicherweise auftretenden augenreizenden Wirkung der Tenside möglichst gering sein sollte. Gleiches gilt in besonderem Maße für Lebensmittel. Eine Belastung des Konsumenten durch Tenside sollte so niedrig wie möglich sein. Die vorliegende Erfindung leistet dazu einen Beitrag.
In einer Ausführungsform führte die erfindungsgemäße Emulsion gegenüber dem Stand der Technik zu einem geringeren Zeitaufwand beim Abreinigen.
Die erfindungsgemäße Mischung umfasst die Komponenten I und II. Komponente I umfasst ihrerseits 80 - 20 Gew.-% Komponente Ii, welche ein Alkylpolyglucosid ist, das 1-2 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen_Alkylrest von 6-16 C-Atomen, umfasst, und des weiteren 20 - 80 Gew.-% der Komponente I2, welche ein Alkoholgruppen enthaltendes Cotensid, aber kein Alkylpolyglucosid ist. Die Gewichtsanteile beziehen sich dabei nur auf die Komponente I.
Erfindungsgemäß ist die Komponente I2 folglich nicht Propylenglykol.
Komponente I2 weist in einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Mischung in wässriger Lösung einen HLB-Wert von 1-11 oder von 3-11 oder von 5-11 oder von 1-5 oder von 3-5 auf. Der HLB-Wert beschreibt den hydrophilen und lipophilen Anteil eines Tensids.
Der HLB-Wert wird nach Griffin wie folgt berechnet [10] :
HLB= 20 * Mh/M
Mh = Molmasse des hydrophilen Anteils eines Moleküls M = Molmasse des gesamten Moleküls
Erfindungsgemäß werden insbesondere Tenside der Komponente I2 eingesetzt, die hautfreundlich sind. Als Beispiele sind Sorbitanester zu nennen. Daneben können aber auch andere, gemäß Lebensmittelrecht zulässige Tenside (Emulgatoren) eingesetzt werden.
In einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Mischung ist Komponente Ii hydrophiler als Komponente I2. Dies bedeutet, dass der HLB-Wert der Komponente Ii größer ist als der der Komponente I2.
Beispielsweise kann die erfindungsgemäße Mischung so hergestellt sein, dass die Komponente Ii einen HLB-Wert von 11-19, insbesondere von 11-15 aufweist und die Komponente I2 einen HLB-Wert von 1-11, insbesondere von 3-11 oder 5-11 oder von 1-5 oder 3-5 aufweist.
Die erfindungsgemäße Komponente II ist gemäß Anspruch 1 ein polymeres Additiv, das entweder eine Komponente Hi oder H2 oder H3 umfasst. Komponente Hi umfasst weiterhin mindestens eine wasserlösliche Einheit und mindestens eine hydrophobe Einheit, wobei das Verhältnis der zahlenmittleren Molekulargewichte aller wasserlöslichen Einheiten und der zahlenmittleren Molekulargewichte aller hydrophoben Einheiten 2: 1 bis 1000: 1, insbesondere 5: 1 bis 200: 1 und besonders 10: 1 bis 50: 1 beträgt und wobei jede mindestens eine hydrophobe Einheit ein zahlenmittleres Molekulargewicht von maximal 1000 g/mol besitzt.
Die Komponente H2 umfasst ebenfalls mindestens eine wasserlösliche Einheit und mindestens eine hydrophobe Einheit. Es handelt sich um ein amphiphiles Kammpolymer, welches ein Rückgrat mit am Rückgrat angebrachten zwei oder mehreren Seitenketten umfasst, wobei sich die Seitenketten untereinander und/oder die Seitenketten vom Rückgrat in ihrem amphiphilen Charakter unterscheiden.
Die Komponente H3 umfasst mindestens eine wasserlösliche Einheit und mindestens eine hydrophobe Einheit, wobei sie ein AB-Diblockcopolymer oder ein ABA- bzw. BAB-Triblockcoplymer mit wasserlöslichen Blöcken A und hydrophoben Blöcken B ist.
In einer weiteren Ausführungsform umfasst die erfindungsgemäße Mischung 80-99 Gew.-% Komponente I, insbesondere 85-95 Gew.-%, und 1-20 Gew.-% Komponente II, insbesondere 5-15 Gew.-%.
Eine Emulsion erhältlich durch Verdünnen der erfindungsgemäßen Mischung mit wässriger Lösung und öliger Phase ist ebenfalls Gegenstand dieser Erfindung. Es kommt dabei zur Bildung einer Emulsion zwischen hydrophiler und hydrophober Phase, welche durch die erfindungsgemäße Mischung stabilisiert wird.
In einer Ausführungsform ist diese Emulsion dadurch gekennzeichnet, dass es sich um eine Mikroemulsion handelt, welche insbesondere eine bikontinuierliche Mikroemulsion ist. Bikontinuierliche Mikroemulsionen umfassen zwei Phasen, eine hydrophobe und eine hydrophile Phase, in Form von ausgedehnten nebeneinanderliegenden und ineinander verschlungenen Domänen, an deren Grenzfläche stabilisierende grenzflächenaktive Tenside in einer monomolekularen Schicht angereichert sind (vgl. [H]). Mikroemulsionen bilden sich sehr leicht und wegen der sehr niedrigen Grenzflächenspannung spontan, wenn die Einzelkomponenten Wasser, Öl und ein geeignetes grenzflächenaktives System vermischt werden. Da die Domänen in mindestens einer Dimension nur sehr geringe Ausdehnungen in der Größenordnung von Nanometern haben, erscheinen Mikroemulsionen oft visuell transparent und sind je nach dem eingesetzten grenzflächenaktiven System in einem bestimmten Temperaturbereich thermodynamisch, d. h. zeitlich unbegrenzt, stabil. Wenn Mikroemulsionen geringe Tensidgehalte aufweisen, können sie auch trüb sein.
In einer anderen Ausführungsform kann die erfindungsgemäße Mikroemulsion eine W/O- oder O/W- Tröpfchen-Mikroemulsion sein, wobei Wassertröpfchen vom Öl oder Öltröpfchen vom Wasser umschlossen sind.
Das geeignete Massenverhältnis von öliger Phase zu wässriger Phase hängt stark vom Anwendungsgebiet ab und kann vom Fachmann in Routineversuchen optimiert werden. So kann beispielsweise im Bereich Pflanzenschutz ein Verhältnis von 0,01 und im Bereich Haushaltsreiniger ein Verhältnis von 0,7 zufriedenstellende Ergebnisse liefern.
In einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen Mikroemulsion beträgt das Massenverhältnis von öliger Phase zu wässriger Phase 0,5 bis 1,6. Solche Verhältnisse sind bei Industriereinigern sinnvoll.
In einer anderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Reinigers beträgt das Massenverhältnis von öliger Phase zu wässriger Phase der Mikroemulsion 1,0 bis 1,4.
In einer Ausführungsform umfasst die Emulsion als ölige Phase Mineralöle, insbesondere aliphatische naphthenische Kohlenwasserstoffe wie
Petroleumbenzin. Hierzu zählen auch entaromatisierte Petroleumverschnitte mit 11-14 C-Atomen, entaromatisierte Testbenzine mit 9-12 C-Atomen, spezielle entaromatisierte Fraktionen mit 9-10 C-Atomen sowie polare
Lösungsmittel wie z. B. Derivate der Kohlensäure (z. B.4-Methyl-l,3-dioxolan- 2-on), Derivate der Milchsäure, wie z. B. Ethyllactat, n-Propyllactat und 2-
Ethylhexyllactat, und von Dicarbonsäuren, wie z. B. Dimetylester oder
Dimethyldiisobutylester der Glutarsäure, Adipinsäure oder Bernsteinsäure, als auch Glykolether auf Basis von Ethylenglykol- und Propylenglykoleinheiten, wie z. B. Diethylenglykolmonobutylether oder Dipropylenglykoldimethylether. Die ölige Phase der Emulsion kann ferner Triglyceride und Produkte aus
Veresterung oder Umesterung von Pflanzenölen mit Alkoholen wie z. B.
Fettsäuremethylester (z. B. Rapsölmethylester oder Kokosester) umfassen. Diese Stoffe können auch tensidische Wirkung entfalten.
Insbesondere bei der Verwendung von Triglyceriden z. B. aus Pflanzen oder schwerflüchtigen Kohlenwasserstoffölen, insbesondere aliphatischen Kohlenwasserstoffen, kann eine fast geruchsneutrale Emulsion hergestellt werden.
In einer weiteren Ausführungsform weist die erfindungsgemäße Mikroemulsion keine lamellare Phase auf.
In einer Ausführungsform umfasst die erfindungsgemäße Emulsion 80-99 Gew.-% Komponente I, insbesondere 85-95 Gew.-%, bezogen auf den gesamten tensidischen Aktivgehalt der Emulsion. Dabei umfasst Komponente I wiederum zwei Komponenten : Komponente Ii und Komponente I2 der erfindungsgemäßen Mischung. Außerdem umfasst die Emulsion 1-20 Gew.-% Komponente II, insbesondere 5-15 Gew.-%, bezogen auf den gesamten tensidischen Aktivgehalt der Emulsion, welche wie in der erfindungsgemäßen Mischung ein polymeres Additiv ist.
In einer Ausführungsform beträgt die Menge der erfindungsgemäßen Mischung bezogen auf die Gesamtmenge an erfindungsgemäßer Emulsion 1-20 %, insbesondere 3-15 % und besonders 3-10 %.
In einer zusätzlichen Ausführungsform umfasst die Emulsion weitere Tenside.
In einer Ausführungsform ist das amphiphile Kammpolymer (Komponente H2) dadurch gekennzeichnet, dass das Rückgrat des Kammpolymers hydrophob ist und dass alle Seitenketten des Kammpolymers hydrophil sind.
In einer weiteren Ausführungsform ist das amphiphile Kammpolymer dadurch gekennzeichnet, dass es sich wiederholende Struktureinheiten [A]n, [A']m und [X]1 aufweist, wobei die Struktureinheiten [A]n und [A']m das Rückgrat bilden
und die Struktureinheit [A']m eine Ankerfunktion zum Anbinden der die Seitenketten bildenden Struktureinheiten [X], aufweist, und wobei die Variablen n, m und i Molfraktionen sind, mit
n + m+i = l, n≥m und l>m.
Die Komponente I2 umfasst in einer Ausführung der Erfindung Kohlenwasserstoffreste, insbesondere 1-2 Alkylreste, bevorzugt 1 bis 1,5 Alkylreste, mit jeweils 8-20 C-Atomen, und einen hydrophilen Rest, der mehr als eine, jedoch maximal 5 OH-Gruppen trägt.
In einer erfindungsgemäßen Ausführungsform weist das Alkylpolyglucosid der Komponente Ii 1-1,5 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 8-14 C-Atomen, auf.
Eine andere Ausführungsform der Erfindung ist dadurch charakterisiert, dass die Kohlwasserstoffreste, insbesondere die Alkylreste, der Komponente I2, über Ether- oder Estergruppen mit dem hydrophilen Rest verbunden ist.
In einer weitern Ausführungsform sind die Kohlenwasserstoffreste, insbesondere die Alkylreste, der Komponente I2 über Kohlenstoffbindungen mit dem hydrophilen Rest verbunden.
In einer Ausführungsform sind die OH-Gruppen der Komponente I2 ethoxyliert. Es sind jedoch nicht mehr als 5, vorzugsweise nicht mehr als 2, Ethylenoxideinheiten pro OH-Gruppe vorhanden.
In einer weiteren Ausführungsform umfasst die Komponente I2 einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 10 - 18 C-Atomen, bevorzugt 10 - 14 C-Atomen.
In noch einer weiteren Ausführung umfasst der hydrophile Rest der Komponente I2 1,5-3 OH-Gruppen.
Der hydrophile Rest der Komponente I2 ist in einer zusätzlichen Ausführungsform nicht ethoxyliert.
In einer Ausführungsform ist die Komponente I2 ein Sorbitanester, wie z. B. Sorbitanmonolaurat oder Sorbitanmonopalmitat, Polysorbat, wie z. B. Polysorbate 61 (POE(4)sorbitanmonostearat), Glycerinmonoester, Gemisch aus Glycerinmonoester und Glycerindiester, ein Monoester oder Diester von Pentaerythrit, ein Monoether oder Diether von Pentaerythrit, 1,2-Decandiol oder 1,2-Dodecandiol.
In einer weiteren Ausführungsform ist die mindestens eine hydrophobe Einheit der Komponente Hi an mindestens einem Kettenende einer wasserlöslichen Einheit angeordnet.
In einer zusätzlichen Ausführungsform ist die mindestens eine hydrophobe Einheit der Komponente Hi ein nichtterminaler Substituent einer wasserlöslichen Einheit.
In einer bestimmten Ausführungsform ist die mindestens eine hydrophobe Einheit der Komponente Hi zwischen mindestens zwei wasserlöslichen Einheiten angeordnet, falls mehr als mindestens eine wasserlösliche Einheit vorhanden ist.
Das zahlenmittlere Molekulargewicht der wasserlöslichen Blöcke A und der hydrophoben Blöcke B des Diblockcopolymers oder eines Triblockcopolymers der Komponente H3 gemäß Patentanspruch 1 liegt bei einer Ausführungsform zwischen 500 und 100000 g/mol, insbesondere zwischen 2000 und 20000 g/mol und besonders zwischen 3000 und 10000 g/mol.
In einer Ausführungsform liegt das zahlenmittlere Molekulargewicht jeder hydrophoben Einheit der Komponente Hi zwischen 80 und 1000 g/mol, insbesondere zwischen 110 und 500 g/mol und besonders zwischen 110 und 280 g/mol.
In einer zusätzlichen Ausführungsform beträgt das zahlenmittlere Molekulargewicht jeder wasserlöslichen Einheit der Komponente Hi mindestens 500 g/mol; die Obergrenze des zahlenmittleren Molekulargewichts ist vom Anwendungsgebiet abhängig. Typischerweise beträgt das zahlenmittlere Molekulargewicht zwischen 500 und 50000 g/mol, insbesondere zwischen 900 und 20000 g/mol und besonders zwischen 2000 und 20000 g/mol oder 3000 und 10000 g/mol.
In einer weiteren Ausführungsform ist das zahlenmittlere Molekulargewicht aller wasserlöslichen Einheiten der Komponente II mindestens 5 mal größer als das zahlenmittlere Molekulargewicht der hydrophilen Anteile der Komponente I.
In noch einer Ausführungsform ist das zahlenmittlere Molekulargewicht aller wasserlöslichen Einheiten der Komponente II mindestens 10 mal größer als das zahlenmittlere Molekulargewicht der hydrophilen Anteile der Komponente I.
In einer Ausführungsform umfasst die wasserlösliche Einheit der Komponente II mindestens eines dieser Moleküle: Polyethylenoxid, Polyethylenglykol, Copolymerisate aus Ethylenoxid und Propylenoxid, Polyacrolein, Polyvinylalkohol und dessen wasserlösliche Derivate, Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylpyridin, Polymethacrylsäure, Polymaleinsäureanhydrid, Polyameisensäure, Polyacrylsäure, Polystyrolsulfonsäure und deren wasserlösliche Salze.
In einer zusätzlichen Ausführungsform ist die wasserlösliche Einheit der Komponente Hi ein lineares Polymer.
Eine Ausführungsform der Erfindung ist dadurch charakterisiert, dass die wasserlösliche Einheit der Komponente II nicht ionisch ist.
In einer anderen Ausführungsform der Erfindung kann die wasserlösliche Einheit der Komponente II ionisch sein.
In einer zusätzlichen Ausführungsform weist die wasserlösliche Einheit der Komponente II mindestens zwei elektrische Ladungen auf.
In einer weiteren Ausführungsform setzt sich die wasserlösliche Einheit der Komponente II aus einem ionischen und einem nichtionischen Bestandteil zusammen.
In einer Ausführungsform ist die hydrophobe Einheit der Komponente Hi ein Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest.
In einer weiteren Ausführungsform umfasst der Kohlenwasserstoffrest, insbesondere der Alkylrest 6 bis 50 Kohlenstoffatome, vorzugsweise 8 bis 20 Kohlenstoffatome.
Die hydrophobe Einheit der Komponente II ist in einer erfindungsgemäßen Ausführung ungesättigt.
In einer zusätzlichen Ausführung ist die Komponente Hi ein Alkoholethoxylat bestehend aus einem einwertigem Alkohol mit 8-20 C-Atomen und 25-500 Ethylenoxideinheiten.
In einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Mischung weisen die Alkylpolyglucoside der Komponente Ii 1-1,5 Glucosideinheiten und einen
Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 8-14 C-Atomen oder 1-2 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 8-14 C-Atomen auf; die Komponente I2 umfasst Kohlenwasserstoffreste, insbesondere 1-2 Alkylreste, bevorzugt 1 bis 1,5 Alkylreste, mit jeweils 8-20 C-Atomen und einen hydrophilen Rest, der mehr als eine, jedoch maximal 5 OH-Gruppen trägt.
In einer zusätzlichen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Mischung weisen die Alkylpolyglucoside der Komponente Ii 1-1,5 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 8-14 C-Atomen oder 1-2 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 8-14 C-Atomen auf; die Komponente I2 ist ein Sorbitanester, ein Polysorbat, ein Glycerinmonoester, ein Gemisch aus Glycerinmonoester und Glycerindiester, ein Monoester oder Diester von Pentaerythrit, ein Monoether oder Diether von Pentaerythrit, 1,2-Decandiol oder 1,2-Dodecandiol.
In einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Mischung weisen die Alkylpolyglucoside der Komponente Ii 1-1,5 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 8-14 C-Atomen oder 1-2 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 8-14 C-Atomen auf; die Komponente I2 umfasst Kohlenwasserstoffreste, insbesondere 1-2 Alkylreste, oder 1 bis 1,5 Alkylreste, mit jeweils 8-20 C-Atomen und einen hydrophilen Rest, der mehr als eine, jedoch maximal 5 OH-Gruppen trägt; die mindestens eine hydrophobe Einheit der Komponente Hi ist an mindestens einem Kettenende einer wasserlöslichen Einheit angeordnet.
In noch einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Mischung weisen die Alkylpolyglucoside der Komponente Ii 1-1,5 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 8-14 C-Atomen oder 1-2 Glucosideinheiten und einen Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest mit 8-14 C-Atomen auf; die Komponente I2 umfasst
Kohlenwasserstoffreste, insbesondere 1-2 Alkylreste, oder 1 bis 1,5 Alkylreste, mit jeweils 8-20 C-Atomen und einen hydrophilen Rest, der mehr als eine, jedoch maximal 5 OH-Gruppen trägt; ferner liegt entweder das zahlenmittlere Molekulargewicht jeder hydrophoben Einheit der Komponente Hi zwischen 80 und 1000 g/mol, insbesondere zwischen 110 und 500 g/mol und besonders zwischen 110 und 280 g/mol, oder die hydrophobe Einheit der Komponente Hi ist ein Kohlenwasserstoffrest, insbesondere einen Alkylrest, welcher insbesondere 6 bis 50 Kohlenstoffatome, besonders 8 bis 20 Kohlenstoffatome umfasst, oder die Komponente II ist ein Alkoholethoxylat, welches aus einem einwertigem Alkohol mit 8-20 C-Atomen und 25-500 Ethylenoxideinheiten besteht.
In einer anderen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Mischung umfasst Komponente Ii Alkylglucoside mit 6-8 C-Atomen (z. B. Hexyl- und Octylglucoside) und Sulfonate (Di-, PoIy-, Alkylarylsulfonate wie z. B. Natriumcumolsulfonat, welche eine hydrotope Wirkung zeigen. Eine zusätzliche Ausführungsform der erfindungsgemäßen Mischung kann sog. „Builder" (z. B. Natriumphosphate, Natriumcarbonate, Natriumsilikate, Polyphosphate, Phosphonsäuren, Natriumgluconate, Borate, Polycarboxylate, EDTA etc.) umfassen.
Builder (Gerüststoffe, Aufbaustoffe) sind Komplexbildner, die Erdalkalimetalle in der Emulsion binden und diese somit stabilisieren.
Eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Mischung kann sog. „Booster" als Schaumbildner, die die Reinigungswirkung steigern, und/oder
Benetzer enthalten (z. B. Alkylpolyglucoside, Phosphonsäuren, Glykolether auf
Basis von Ethylenglykol- und Propylenglykoleinheiten, wie z. B.
Diethylenglykolmonobutylether, und AOT (Natriumsalz von 1,4-Bis(2- ethylhexyl)-sulfosuccinat)). Bei Benetzern handelt es sich dabei um Tenside, die zu einer Verstärkung der
Reinigungswirkung und Stabilisierung der Mikroemulsion beitragen können und keine Schaumbildner sind .
Sowohl die erfindungsgemäße Mischung, als auch die erfindungsgemäße Emulsion sind zur Verwendung in einem Reiniger einsetzbar. Dieser umfasst in einer Ausführungsform eine Mikroemulsion oder bikontinuierliche Mikroemulsion.
In noch einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Reinigers beträgt die Gesamttensidkonzentration weniger als 15%, insbesondere weniger als 12, oder 9%, oder 7%. Dieser sehr geringe Gesamttensidgehalt (Gehalt an grenzflächenaktiven Stoffen) ermöglicht je nach Anwendungsgebiet die Herstellung von Produkten, die keiner Kennzeichnungspflicht hinsichtlich ihres Tensidgehalts unterliegen.
Der erfindungsgemäße Reiniger ist als Ersatz von organischen Lösungsmitteln besonders geeignet. Dies hat eine Reduktion der eingesetzten Menge organischer Lösungsmittel bis hin zum Verzicht auf aromatische Lösungsmittel zur Folge, welches vorteilhaft im Hinblick auf Arbeitsschutz und Umweltschutz ist. Außerdem weisen sowohl erfindungsgemäße Reiniger wie die darin befindlichen erfindungsgemäßen Mikroemulsionen erhöhte Flammpunkte gegenüber den darin enthaltenen organischen Phasen auf.
Ferner ist die Verwendung des erfindungsgemäßen Reinigers zum Abreinigen von Farben, insbesondere von angetrockneten oder trockenen Farben, Lacken und teerartigen Verbindungen und Klebstoffen, als Allzweckreiniger und Neutralreiniger im Haushalt, in der Industrie und gewerblichen Bereich möglich.
Eine Verwendung des erfindungsgemäßen Reinigers ist auch beim Abreinigen von Farben und Lacken auf wässriger und organischer Basis empfehlenswert, insbesondere zum Reinigen von Pinseln.
Der erfindungsgemäße Reiniger kann ferner zum Abreinigen von Farben, Lacken, Öl und/oder salzartigen Rückständen von Metall- und/oder Kunststoffoberflächen verwendet werden.
Eine Verwendung empfiehlt sich für empfindliche Oberflächen, insbesondere solche die von organischen Lösungsmitteln oder sauren oder alkalischen Reinigern angegriffen werden, wie z. B. Aluminiumoberflächen. Der erfindungsgemäße Reiniger könnte somit beispielsweise organische Reinigungsmittel in vielen Anwendungsbereichen ersetzen.
Der erfindungsgemäße Reiniger kann vorteilhaft in der Druckindustrie, insbesondere zum Entfernen von Druckfarben und Papierstaubaufbau von Druckmaschinen und Druckformen verwendet werden. Er eignet sich zum Beispiel zur Entfernung von Druckfarben auf Wasser- oder Ölbasis und von durch Strahlung aushärtende Druckfarbe. Ferner findet der Reiniger Anwendung beim Reinigen von Druckzylindern, Druckwalzen und Oberflächen von Druckmaschinen, bevorzugt zum Reinigen von Druckmaschinen zum konventionellen Drucken, sowie von Druckformen zum Beispiel bei Unterbrechung des Druckvorgangs und bei Non-Impact-Druckverfahren. Zu den konventionellen Druckverfahren mit Druckformen, bei denen der Reiniger eingesetzt werden kann, zählt das Flachdruckverfahren, der Tiefdruck, der Hochdruck, der Flexodruck und der Siebdruck; besonders hervorzuheben ist der Offset- und der wasserlose Offsetdruck. Zu den Non-Impact Druckverfahren ohne Druckform zählen die Elektrophotographie, Ionographie, Magnetographie, Ink Jet- und Thermographie.
Für die aufgeführten Reinigungszwecke, insbesondere im Offsetdruck, fallen im regulären Produktionsbetrieb kontinuierlich Reinigungsarbeiten an. Diese werden entweder durch manuelle Reinigung oder unter Einsatz automatischer Reinigungsanlagen ausgeführt. Die eingesetzten Reiniger umfassen organische Lösungsmittel. Vor längeren Produktionsunterbrechungen (z. B. Wochenende) werden die farbführenden Teile der Maschine mit Hilfe von Lösungsmitteln
gereinigt. Zudem müssen Druckformen, besonders Flachdruckformen, bei einer Unterbrechung des Druckprozesses sorgfältig von Farbrückständen befreit werden. Neben den Gummituchwaschanlagen sind neuere Druckanlagen teilweise auch mit Farbwerk-Wascheinrichtungen ausgestattet. Ansonsten wird manuell mit Hilfe von Putztüchern gereinigt. Im Rahmen von Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten werden periodisch auch die Wischwassersysteme der Druckanlagen entleert und gereinigt.
Bei der manuellen Reinigung wird das Waschmittel bei Gummitüchern mit einem Putzlappen aufgetragen. Für die Farbwalzen erfolgt der Auftrag mit einer Spritzflasche. Die im Reiniger enthaltene erfindungsgemäße Mischung löst die Farbe an und kann dann vom Gummituch bzw. den Farbwalzen entfernt werden. Bei der manuellen Reinigung des Gummituchzylinders erfolgt die Auftragung des Reinigers mittels eines Putzlappens auf die Oberfläche des Gummituches. Unter leichtem Druck wird der reinigungsmittelhaltige Film, der z. B. angelöste Farbreste und Papierbestandteile enthält, mit einem Putztuch abgewaschen. Probleme verursachen oft Rückstände von Farbpigmenten,
Papierstrich, Kalziumcarbonat und andere Mineralien in den Poren der
Farbwalze. Sie führen zum „Blanklaufen" der Farbwalzen und zum „Blindlaufen" der Druckplatten. Mit konventionellen Tensidmischungen lassen sich solche Rückstände nicht entfernen.
Im Offsetdruck sind je nach Betriebszustand und Anforderungen bei Auftragswechsel Farbwerk, Druckplatte, Gummituch auf dem Gummizylinder und der Gegendruckzylinder zu reinigen. Zur Reinigung des Farbwerks und der Zylinderoberflächen stehen automatische Waschanlagen zur Verfügung, die sich in der Art ihrer technischen Ausführung unterscheiden. Bei einer Bürstenwascheinrichtung erfolgt die Reinigung mit Hilfe einer Bürstenwalze. Über diese wird zugeführte Reinigungsflüssigkeit an die zu reinigende Oberfläche (Gummi-, Gegendruckzylinder und Farbwerk) übertragen. Das Tuch der Tuchwascheinrichtung wird fein dosiert über z. B. Düsenleisten mit
Reinigungsflüssigkeit versorgt. Das Reinigungstuch liegt angepresst auf der zu reinigende Oberfläche (Gummi-, Gegendruckzylinder und Farbwerk).
Im Bezug auf die Situation bei Andruck bzw. Fortdruck in einem Rollenoffsetbetrieb kann der Einsatz wässriger Reiniger bei Kontakt mit der eingezogenen Papierbahn aufgrund der Durchfeuchtung des Bedruckstoffes Papier zu Papierbahnrissen führen. Dies gilt es insbesondere für den Einsatz in automatischen Reinigungsanlagen zu beachten.
Der erfindungsgemäße Reiniger weist mit seinem wässrigen Anteil den Vorteil auf, dass bei der Reinigung der Papierstaub mitentfernt wird, ohne jedoch zu den im vorherigen Absatz aufgeführten Problem eines Papierbahnrisses zu führen.
Bei auftretenden Druckproblemen und zur Sicherstellung einer gleichmäßigen Produktqualität werden Zwischenreinigungen der farbübertragenden Gummitücher durchgeführt. Dazu werden automatische Reinigungsanlagen eingesetzt. Etwa 80% der Heatset-Maschinen in Deutschland sind mit automatischen (Gummituch)-Waschanlagen ausgestattet. Je nach Auftragungsart arbeiten 55% mit Tuchbahnen, 30-35% mit Bürstensystemen und 10-15% mit Sprühsystemen. Ansonsten erfolgt die Reinigung manuell. Etwa 90% der im Heatsetdruck eingesetzten Reiniger sind derzeit flüchtige organische Verbindungen (Dampfdruck > 0,01 kPa/20 0C), die übrigen 10% sind höher siedende Reinigungsmittel auf Mineralöl- oder Pflanzenölbasis bzw. Mischungen daraus.
Die erfindungsgemäße Emulsion kann ferner in der Lebensmittel-, der Pharma- oder chemischen Industrie eingesetzt werden.
Ein weiterer Gegenstand dieser Erfindung ist ein Kosmetikartikel, welcher die erfindungsgemäße Emulsion umfasst.
Außerdem eignet sich die erfindungsgemäße Emulsion zur Herstellung eines Lebensmittels, Pestizids, insbesondere Herbizids, oder Arzneimittels.
Schließlich ist ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Emulsion, wobei die Komponenten Ii, I2 und II gemischt werden, Gegenstand dieser
Erfindung . Die Bestandteile der Mikroemulsionsgemische können dabei in jeder
Reihenfolge gemischt werden. Bevorzugt werden die gut wasserlöslichen
Bestandteile in Wasser vorgelöst und die gut öllöslichen Bestandteile in Öl vorgelöst. Starkes Rühren und gegebenenfalls Erwärmen beschleunigt den Mischungsvorgang.
Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher erläutert.
Beispiele
Das verwendete Trinkwasser zeichnet sich durch folgende Charakteristika aus: pH = 8,0; Natrium 14 mg/mL; Kalium 2,7 mg/mL; Calcium 60mg/ml_; Magnesium 14 mg/mL; Nitrat 34,9 mg/mL; Chlorid 46,1 mg/mL.
Ketrul D85 (Total) ist ein aliphatisches Kohlenwasserstoffgemisch mit einem Flammpunkt von 820C.
Hydroseal G232H ist ein aliphatisches Kohlenwasserstoffgemisch mit einem Flammpunkt von 1030C.
Span 20 (Uniqema) : Sorbitanmonolaurat, Wirkstoffgehalt 100%.
Imwitor 928 (Sasol): Glycerylmono-, di- und tricocoat, Wirkstoffgehalt 100%.
Hydropalat 225 (Cognis) : Alkylpolyglucosid mit Alkylkettenlänge C8/io, Wirkstoffgehalt 70%.
Hydropalat 600 (Cognis) : Alkylpolyglucosid mit Alkylkettenlänge Ci2/i4, Wirkstoffgehalt 51,5%.
AG 6210 (Akzo Nobel): Alkylpolyglucosid mit Alkylkettenlänge C8/io, Wirkstoffgehalt 60%.
1,2-Decandiol (Aldrich) : Wirkstoffgehalt 98%.
Brij 700 (Uniqema) : PEG-100 Stearylether, Wirkstoffgehalt 100%.
C12E190 und C12E480 sind Alkoholethoxylate, bestehend aus n-Dodekanol auf das 190 bzw. 480 Ethylenoxideinheiten aufpolymerisiert sind.
Natriumgluconat (Dr. Paul Lohmann): Natriumgluconat, Wirkstoffgehalt 100%.
DME (Clariant), Dipropylenglykoldimethylether, Wirkstoffgehalt 100%.
Zusolat 1004 (Zschimmer & Schwarz) : Fettalkoholethoxylat mit 5EO, Wirkstoffgehalt 85%.
Die Temperaturstabilität der Mikroemulsionen wurde in einem thermostatisierten Wasserbad durch visuelle Begutachtung im Durchlicht bestimmt. Dazu wurden die Gemische in geschlossenen, zylinderförmigen Glasgefäßen von ca. 5-15 mm Durchmesser untersucht, bei hoher Trübheit der Mikroemulsionen wurden Küvetten von 1 mm Schichtdicke verwendet. Die Temperatur-Phasengrenzen des einphasigen Mikroemulsionsbereichs konnten
aufgrund der drastisch ansteigenden Trübheit bei Über- oder Unterschreiten des Stabilitätsfensters erkannt werden. Lamellare Phasen wurden mit Hilfe von gekreuzten Polarisatoren bestimmt. In den für die Beispiele angegebenen Stabilitätsbereichen liegen grundsätzlich einphasige Mikroemulsionen vor, die keine lamellare Phasen beinhalten.
Die Gesamttensidgehalte beziehen sich auf die Wirkstoffanteile der tensidischen Komponenten sowie des polymeren Additivs. Alle Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht der Inhaltsstoffe.
Beispiel 1
Trinkwasser: 39,81 %
Natriumtripolyphosphat: 1,23 % Ketrul D85: 47,52 %
Butyldiglycol : 1,90 %
Span 20: 5,63 %
Hydropalat 225: 3,05 %
Brij 700: 0,86 %
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 11 und 28 0C,
Gesamttensidgehalt 8,6 %.
Beispiel 2
Trinkwasser: 46,45 %
Hydroseal G232H : 42,38 %
Span 20: 4,88 %
AG 6210: 5,39 % Brij 700: 0,90 %
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 0 und 52 0C, Gesamttensidgehalt 9,0 %.
Beispiel 3
Trinkwasser: 37,60 % Ketrul D85: 49,98 % Imwitor 928: 5,41% AG 6210: 6,01% Brij 700: 1,00 %
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 43 und 71 0C, Gesamttensidgehalt 10,0 %.
Beispiel 4
Trinkwasser: 38,99 % Ketrul D85: 51,07 % Imwitor 928: 4,33% AG 6210: 4,81% Brij 700: 0,80 %
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 44 und 72 0C, Gesamttensidgehalt 8,0 %.
Beispiel 5
Trinkwasser: 43,84 % Ketrul D85: 48,41% Imwitor 928: 3,22%
AG 6210 : 3,94 % C12E190 : 0,59 %
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 15 und 75 0C, Gesamttensidgehalt 6,2 %.
Beispiel 6
Trinkwasser: 43,73 % Ketrul D85: 48,47% Imwitor 928: 3,24% AG 6210: 3,97 % C12E480: 0,59 %
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 11 und 70 0C, Gesamttensidgehalt 6,2 %.
Beispiel 7
Trinkwasser: 39,71 %
Natriumtripolyphosphat: 1,26 %
Ketrul D85: 48,85 %
Butyldiglycol : 1,94 %
Span 20: 2,93 % Hydropalat 600: 4,73 %
Brij 700: 0,58 %
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 13 und 42 0C, Gesamttensidgehalt 5,9 %.
Beispiel 8
Trinkwasser: 36,06 % Natriumtripolyphosphat: 1,21 % Ketrul D85: 46,59 % Butyldiglycol : 1,86 % Span 20: 4,25 % Hydropalat 600: 9,04 % Brij 700: 0,99 %
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 0 und 26 0C, Gesamttensidgehalt 9,9 %.
Beispiel 9
Trinkwasser: 49,89 %
Ketrul D85: 37,98 %
1,2-Decandiol : 3,43 %
AG 6210: 7,80 %
Brij 700: 0,90 %
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 13 und 33 0C,
Gesamttensidgehalt 9,0 %.
Beispiel 10
Die Flammpunkte wurden gemessen mit den Mikroemulsion aus den Beispielen 1 und 7. Die ermittelten Flammpunkte betragen 9O0C und 920C. Der Flammpunkt von Ketrul D 85 beträgt 820C.
Beispiel 11
Trinkwasser: 31,60%, Natriumgluconat: 2,30%, Dipropylenglykol- dimethylether 8,60%, Ketrul D85: 41,70%, Span 20: 7,00%, AG6210: 6,70%, Zusolat 1004: 1,40%, Brij 700: 0,70%
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 5 und 400C; der Gesamttensidgehalt beträgt 12,9%.
Im Rahmen eines vergleichenden Versuchs wurden die Gummitücher einer Rotations-Offsetdruckmaschine mit handelsüblicher Offsetdruckfarbe (Fa. Huber) auf Ölbasis einmal mit einem auf organischem Lösungsmittel basierendem Reiniger (in der Hauptsache aliphatische Kohlenwasserstoffe, Testbenzine) und einmal mit der erfindungsgemäßen Mikroemulsion gereinigt. Die Reinigungsleistung, d. h. die Abreinigung der Druckfarbe, sowie des Papierstaubaufbaus, d. h. die festen Rückstände aus Papierfasern, war im Wesentlichen gleich. Nach der Reinigung waren die Walzen sauberer und trockener als bei Verwendung von organischen Lösungsmitteln als Reinigungsmittel, was eine reduzierte Anfahrmakulatur zur Folge hatte. Bei Verwendung der Mikroemulsion war der Arbeitsaufwand beim manuellen Abreinigen der Gummitüchern geringer.
Beispiel 12
Trinkwasser: 31,60%, Natriumgluconat: 2,30%, Dipropylenglykol- dimethylether 8,60%, Ketrul D85 : 41,70%, Span 20: 7,00%, AG6210 : 6,70%, Zusolat: 1004: 1,40%, Brij 700: 0,70%
Der Stabilitätsbereich der Mikroemulsion liegt zwischen 5 und 400C; der Gesamttensidgehalt beträgt 12,9%.
Im Rahmen eines Vergleichsversuchs wurden handelsübliche Pinsel, die mit Lack auf Acrylbasis (Weisslack, Fa. Classic) sowie Lack auf Alkydharzbasis (Buntlack, Fa. Classic) verunreinigt waren, einerseits mit einem
Reinigungsbenzin (Pinselreiniger, Fa. Classic) und andererseits mit der Mikroemulsion gereinigt. In beiden Fällen war die Reinigungsleistung, d. h. die Entfernung der Lackrückstände von den Pinselhaaren, im Wesentlichen gleich. Insbesondere konnten die Reste der Mikroemulsion leicht durch einfaches Abspülen mit Wasser entfernt werden. In der Haptik und der erneuten anschließenden Benetzung zeigte sich kein Unterschied.
Referenzen :
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