FLÜGELRAHMENPROFIL UND KUNSTSTOFFFENSTER MIT EINGEKLEBTER VERGLASUNG
Die Erfindung betrifft ein Fenster mit Flügelrahmen, Blendrahmen und einer Stufenverglasung, bei dem der Flügelrahmen aus Flügelrahmenprofilen aus Kunststoff gebildet wird und eine Außenseite und eine zum Rauminneren gerichtete Innenseite aufweist, wobei die Stufenverglasung einen außenliegenden Glas- überstand aufweist und wobei zwischen der Stufenverglasung und dem Flügelrahmen ein Glasfalzbereich gebildet wird.
Technisches Gebiet
Üblicherweise werden Kunststofffenster und -türen aus Kunst- stoffprofilen, die auf Gehrung geschnitten sind, zusammengeschweißt und anschließend mit einer Verglasung versehen, wobei die Verglasung zwischen einem äußeren Glasüberschlag und einer inneren Glashalteleiste gehalten wird. Als Material für Kunst- stofffenster wird in der Praxis nahezu ausschließlich Hart-PVC verwendet, dessen Steifig eit im Vergleich zu anderen Kunststoffen zwar relativ hoch, im Vergleich zu Metallen jedoch relativ gering ist. Flügel mit einer Breite oder Höhe von mehr als ca. 80 cm müssen daher durch in die Hohlkammern eingeschobene Verstärkungsprofile, meist aus Stahl, versteift werden.
Stand der Technik
Im Bereich des sogenannten Structural Glazing ist es bekannt, Verglasungen, insbesondere Festverglasungen, in Rahmen aus Stahl oder Aluminium einzukleben. Es gibt auch bereits Vorschläge (DE 41 12 826 AI, DE 298 24 119 Ul, EP 1 070 824 A2 , DE 198 02 663 C2 , DE 35 43 524 AI), Kunststofffenster mit eingeklebter Verglasung zu verwenden, bei denen zum Teil auch die hohe Steifigkeit der Verglasung ausgenützt wird, um den Flügel- rahmen auch ohne zusätzliche Stahlverstärkung ausreichend steif zu machen.
Die bisher vorgeschlagenen Lösungen waren jedoch unbefriedigend, da entweder die Biege- oder die Torsionssteifigkeit der
Flügelkonstruktion zu gering war, der konstruktive Aufwand zu hoch oder die Montage der Scheibe zu aufwendig.
Aufgabe
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Kunst- stofffenster mit Flügelrahmen mit eingeklebter Verglasung zur Verfügung zu stellen, das diese Nachteile vermeidet. Weitere Aufgaben ergeben sich aus den Vorteilen der erfindungsgemäßen Lehre gegenüber den vorbekannten Lösungen.
Darstellung der Erfindung Die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Fenster mit Flügel- rahmen, Blendrahmen und einer Stufenverglasung gemäß Anspruch 1, bevorzugt in Kombination mit einem oder mehreren der Merkmale der Unteransprüche, bzw. durch ein Flügelrahmenprofil für ein solches Fenster nach Anspruch 7.
Wesentliches Merkmal für die erfindungsgemäße Ausführung ist die zentrale Funktionskammer des mehrere Hohlkammern aufweisenden Flügelrahmenprofils. Diese zentrale Funktionskämme kann wiederum in mehrere Unterkammern unterteilt sein, um die Stei- figkeit zu erhöhen, ist aber nicht durch eingeschobene Verstär- kungsprofile versteift. Die notwendige Steifigkeit wird stattdessen durch eine Verklebung der außenseitigen Wandung der zentralen Funktionskammer mit der Innenseite der äußeren Glasscheibe der Stufenverglasung erreicht .
Die Verklebung erfolgt nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung mit einem Silikonkleber, wobei die Klebfuge eine Breite von ca. 5 bis 10 mm, bevorzugt 6 bis 8 mm aufweist.
Die Verklebung zwischen Stufenverglasung und dem Flügelrahmen erfolgt bevorzugt umlaufend, also an allen vier Seiten einschließlich der Eckbereiche der Glasscheibe. Nach einer alter- nativen Ausfuhrungsform der Erfindung kann die Verklebung auch so erfolgen, dass die Verklebung in regelmäßigen Abständen unterbrochen ist, insbesondere nach einer Verklebung von z. B. 10 cm Länge ein klebfreier Bereich von z. B. 2 cm Länge
o. dgl . Oder es erfolgt an drei Seiten des Flügelrahmens eine umlaufende Verklebung, während im unteren horizontalen Bereich einige Unterbrechungen vorgesehen sind, um eine Belüftung des Glasfalzbereiches durch diese Unterbrechungen zu erreichen.
Die zentrale Funktionskammer grenzt erfindungsgemäß raumseitig an die Beschlagsnut, so dass die raumseitige Wandung der zentralen Funktionskammer zugleich die außenseitige Wandung der Beschlagsnut bildet. Auf diese Weise sind besonders schlanke und gleichzeitig torsions- und biegesteife Profilgeometrien möglich. Die Beschlagsnut dient beim Flügelrahmen zur Aufnahme der Beschläge und ist in ihrer Geometrie weitgehend festgelegt.
Die obere Wandung, d. h. die dem Glasfalz zugewandte Wandung der zentralen Funktionskammer, grenzt erfindungsgemäß unmittelbar an den Glasfalzbereich. So wird sichergestellt, dass die Kräfte möglichst unmittelbar von der Verglasung in die zentrale Funktionskammer eingeleitet werden können. Die untere Wandung der zentralen Funktionskammer grenzt schließlich an die zwischen Flügelrahmen und Blendrahmen verlaufende Falzkammer.
Gemäß einer bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung weisen die Flügelrahmenprofile - im Querschnitt des unteren horizontalen Profils gesehen - oberhalb der Beschlagsnut oder oberhalb der zentralen Funktionskammer eine parallel zur Verglasungsebe- ne verlaufende Anlagefläche auf, die mit einem doppelseitigen Klebeband versehen ist. Dieses doppelseitige Klebeband dient in erster Linie der leichteren Montage der Verglasung sowie zur Fixierung der Verglasung im Flügelrahmen bis zur vollständigen Aushärtung bzw. Vernetzung des Klebers.
Zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Flügels werden zunächst die Flügelrahmenprofile auf Gehrung geschnitten und in einer dem Fachmann bekannten Weise im Gehrungsbereich miteinander verschweißt, wobei die Schweißraupen im Eckbereich bevorzugt entfernt werden. Im fertig verschweißten und verputzten Flügel- rahmen wird die Stufenverglasung - mit der kleineren Scheibe nach vorne - zentriert in den Flügelrahmen eingesetzt, wobei der Flügelrahmen wahlweise stehend oder liegend fixiert werden
kann. Nach Aufdrücken der inneren Glasoberfläche der inneren (d. h. kleineren) Scheibe der Stufenverglasung auf das doppelseitige Klebeband ist die Verglasung zunächst im Flügelrahmen fixiert. Anschließend wird die ca. 5 bis 10 mm breite Fuge zwischen der inneren Oberfläche der äußeren Glasscheibe und der Verklebungsflache der zentralen Funktionskammer mit einem geeigneten Kleber, insbesondere einem Silikonkleber, ausgefüllt. Der Kleber wird anschließend, z. B. durch eine Vernetzungsreaktion, ausgehärtet. Alternativ kann auch vor dem Einsetzen der Verglasung eine insbesondere umlaufende Klebmittel-Raupe auf die außenseitige Verklebungsflache der zentralen Funktionskammer aufgebracht werden, die nach Einsetzen der Verglasung die kraft- und Stoffschlüssige Verbindung zwischen Verglasung und dem Flügelrahmenprofil bewirkt.
Nach einer bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung weist das Flügelrahmenprofil neben der zentralen Funktionskammer und der hierzu benachbarten Beschlagsnut eine Glasanschlagskammer auf, die einstückig mit dem Flügelprofil verbunden ist und ggf. mit einem oder mehreren Stegen in zwei oder mehr Kammern unterteilt sein kann.
Die so gebildete innere Glasanschlagskammer weist bevorzugt an der glasseitig gelegenen oberen Kante eine anextrudierte flexible Dichtung zur Abdichtung des Spalts zwischen innerer Glasanschlagskammer und der Verglasung auf . Hierdurch wird Eindringen von Feuchtigkeit in den Spalt zwischen Glasanschlagskammer und innerer Oberfläche der Stufenverglasung vermieden, so dass das doppelseitige Klebeband weitgehend geschützt ist.
Nach einer weiteren bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung weist die zentrale Funktionskammer des unteren horizontalen Flügelprofils eine oder mehrere Bohrungen bzw. Fräsungen auf, die eine durchgängige Verbindung zwischen der zwischen Flügel- rahmen und Blendrahmen verlaufenden Falzkammer einerseits und dem Glasf lzbereich andererseits zur Belüftung des Glasfalzbereiches schaffen.
Die erfindungsgemäße Konzeption mit einer zentralen Funktions- kammer einerseits und einer raumseitig daran anschließenden Beschlagsnut andererseits ergibt außerordentlich schmale Ansichtsbreiten des erfindungsgemäßen Flügelprofils bei hoher Stabilität, Biege- und Torsionssteifigkeit. Die Erfindung eignet sich insbesondere für PVC-Fenster, lässt sich aber auch für Fenster aus Polypropylen-Profilen oder faserverstärktem Kunststoff vorteilhaft einsetzen.
Kurze Beschreibung der Zeichnung Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels sowie der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen dabei: Fig. 1 einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Fenster Fig. 2 einen Querschnitt durch einen Flügel gemäß dem Stand der Technik Fig. 3 einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Flügel- rahmenprofil
Bester Weg zur Ausführung der Erfindung
In Fig. 1 ist ein Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Fen- ster mit Flügelrahmen 1, Blendrahmen 2 und Stufenverglasung 3 dargestellt. Der Blendrahmen 2 entspricht dem Stand der Technik und ist aus Blendrahmenprofilen 7 in üblicher Weise zusammengesetzt. Die zentrale Hohlkammer 25 ist mittels der StahlVerstärkung 26 versteift.
Die an sich bekannte Stufenverglasung 3 weist eine äußere Glasscheibe 10 und eine innere Glasscheibe 9 auf, wobei die äußere Glasscheibe 10 um den Glasüberstand 8 größer ist .
Das erfindungsgemäße Flügelrahmenprofil 6 ist in Fig. 1 in der Übersichts-Querschnittszeichnung und in Fig. 3 separat darge- stellt. Es besteht im Wesentlichen aus der zentralen Funktionskammer 14, der Beschlagsnut 13, der Glasanschlagskammer 22 sowie dem Flügelüberschlag 27. Die Glasanschlagskammer 22 ist mit dem Steg 23 in zwei kleinere Kammern geteilt.
Blend- und Flügelrahmenprofile bestehen aus Hart-PVC.
Die zentrale Funktionskammer 14 weist zur Außenseite 4 hin gerichtet eine parallel zur Verglasungsebene verlaufende Wandung 16 auf, die als Verklebungsflache 17 zur Verklebung mit der Stufenverglasung 3 dient. Zum Glasfalzbereich 11 wird die zentrale Funktionskammer 14 durch die Wandung 18 begrenzt, die gleichzeitig zur Aufnahme an sich bekannter Verglasungsklöt- ze 12 dient.
Zur Rauminnenseite 5 wird die zentrale Funktionskammer 14 von der Wandung 15 begrenzt, die zugleich die außenseitige Wandung der Beschlagsnut 13 darstellt. Beschlagsnut 13 und zentrale Funktionskämme 14 liegen somit etwa auf einer Ebene, was zu sehr schmalen Ansichtsbreiten des erfindungsgemäßen Flügelrahmens 1 führt. In Fig. 2 ist im Vergleich hierzu ein Standard- Flügelrahmen in gleicher Vergrößerung dargestellt .
Zur zwischen Flügelrahmen 1 und Blendrahmen 2 liegenden Falz- kammer 20 ist die zentrale Funktionskammer 14 schließlich durch die untere Wandung 19 begrenzt, wobei die Wandung 19 zur Außenseite 4 gerichtet eine Abtropfkante 28 aufweist.
Oberhalb der Beschlagsnut 13 ist die Glasanschlagskammer 22 an- geordnet, die im ausgeführten Beispiel zur zusätzlichen Versteifung mit einem Steg 23 unterteilt ist. Zur Außenseite 4 hin wird die Glasanschlagskammer 22 von der leicht zurückspringenden Wandung 24 begrenzt, die außenseitig mit einem doppelseitigem Klebeband 29 versehen ist.
Zur Montage des erfindungsgemäßen Fensters werden zunächst in an sich bekannter Weise Blendrahmen 2 und Flügelrahmen 1 aus entsprechenden Blendrahmenprofilen 7 und Flügelrahmenprofilen 6 durch Verschweißen im Gehrungsbereich hergestellt. Nach dem Verputzen des Flügelrahmens wird ein doppelseitiges Klebe- band 29 auf die Außenseite der Wandung 24 der Glasanschlagskammer 22 aufgebracht. Mittels je zwei Verglasungsklötzen 12 an zwei benachbarten Seiten des Flügels wird die Stufenverglasung 3 beim Einsetzen in den Flügelrahmen 1 zentriert. Durch kurzes Aufdrücken der Stu enverglasung 3 auf die freie Oberflä- ehe des doppelseitigen Klebebandes 29 wird die Stufenvergla-
sung 3 fixiert. Anschließend kann der Spalt zwischen Glasüberstand 8 und Verklebungsflache 17 der Wandung 16 der zentralen Funktionskammer 14 mit einem selbstvernetzenden Silikonkleber ausgefüllt werden. Eventuell überstehende Anteile der Verkle- bung 21 können in an sich bekannter Weise abgestrichen und die Verklebung 21 an ihrer dem Falzbereich 20 zugewandten Unterseite geglättet werden. Nach Aushärten der Verklebung 21 wird die Steifigkeit sowohl bezüglich der Biegung als auch der Torsion nahezu ausschließlich durch die Stufenverglasung 3 gebildet. Das doppelseitige Klebeband 29 dient dabei fast ausschließlich zur Fixierung bei der Montage, trägt zur Verbindung zwischen Stufenverglasung 3 und Flügelrahmen 1 jedoch nur in untergeordnetem Maße bei .
Der Spalt zwischen der glasseitigen Wandung 24 der Glasan- schlagskammer 22 und der inneren Glasscheibe 9 wird im oberen Bereich von der Dichtlippe 32 abgedichtet.
Legende
1 Flügelrahmen
2 Blendrahmen
3 Stufenverglasung
4 Außenseite
5 Rauminneres
6 Flügelrahmenprofil
7 B1endrahmenprofi1
8 Glasüberstand
9 innere Glasscheibe
10 äußere Glasscheibe
11 Glasfalzbereich
12 Verglasungsklotz
13 , 13 ' Beschlagsnut
14 zentrale Funktionskämmer
15 Wandung
16 Wandung
17 Verklebungsf1äehe
18 Wandung
19 Wandung
20 Falskammer
21 Verklebung
22 Glasanschlagskammer
23 Steg
24 Wandung
25 Hohlkammer
26 StahlVerstärkung
27 Flügelüberschlag
28 Abtropfkante
29 doppelseitiges Klebeband
30 innere Anschlagdichtung
31 äußere Anschlagdichtung
32 Dichtlippe